Magierblut von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 15: Getrennte Wege -------------------------- „DAS HAST DU NICHT ZU BESTIMMEN“, knurrte Lexie Artus an und schubste ihn weg. „Du bist gegangen. Du hättest mich hier alleine gelassen! Und jetzt bist du kein Teil dieses Rudels mehr.“ Mit irrem Blick starrte sie den schwarzen Wolf an. Dann beugte sie sich zu ihm vor und flüsterte ihrem Gefährten zu: „Verzeih mir, aber ich muss gehen. Stell dich mir nicht in den Weg. Es sind schon genug gestorben, ich kann diese Wölfe hier nicht wegen mir kämpfen lassen. Aber versprich mir eines…finde den Wolf, der unsere Welpen umgebracht hat und….töte ihn. Lass ihn so richtig leiden… Leb wohl.“ Damit dreht sich die Blaugraue weg und wendete sich an die Jäger: „Was ist? Seid ihr einverstanden? Ich widersetze mich nicht, wenn ihr ohne zu Kämpfen aus diesem Revier abzieht.“ Akira blickte zu Nimrod: "Was meinst du, sollen wir es lassen?" Dann flüsterte sie ihm zu: "Ich denke es wäre klüger. Wir haben ohnehin keine Chance. Sie haben Recht, wir haben fast nur Halbstarke dabei. Sie würden alle sterben." Plötzlich kam Rodhri aus dem Gebüsch. Seine Wölfe waren etwas kräftiger. "Ha, ihr habt sie also gefunden. Lasst sie uns in Stücke reißen!" Darauf erwiderte die Graue: "Sei still, wir haben sie zuerst gefunden, also werden WIR entscheiden!" Der braune Jäger schnaubte, sagte aber nichts, da er damit rechnete, dass Nimrod sie angreifen würde. Dieser überlegte angestrengt. Wie Akira gesagt hatte, wäre ein direkter Angriff ziemlich gefährlich. Es war schwer einzuschätzen, was für Magie Runas Wölfe beherrschten, aber dass sie stark waren, bezweifelte er nicht. Dann sah er Lexie in die Augen. Sie wirkten so leer und unbeteiligt. Er hatte so etwas schon oft gesehen und wusste, dass sie einen schweren Verlust erlitten haben musste. „Gut, Abtrünnige, wir verschonen das Rudel, wenn du mit uns kommst. Wir wollen nur dich. Die Anderen interessieren uns nicht“, meinte der Jäger schließlich, auch wenn er es Runa noch so gerne heimgezahlt hätte. Rhodri knurrte: "Pah, du verdammter Feigling!“ Doch er beugte sich dem Urteil, da Nimrods Truppe die Abtrünnige vorher gefangen hatten. Schade, dachte er sich, aber ich hatte meinen Spaß. Und es waren auch noch IHRE Welpen... So ein Pech.... „Überleg dir, wie du mit mir redest“, brummte der Grauen seinen Konkurrenten an. „Darüber reden wir noch. Unter vier Augen!“ Dann drehte er sich weg und meinte zu einigen seiner Gruppe: „Nehmt die Abtrünnige gefangen und führt sie aus dem Revier zu unserem momentanen Lager.“ Rodhri verzog nur sein Gesicht. Es war ihm im Moment egal. Er und seine Truppe folgten den anderen. Kurz sah er sich noch um und rief: "Das nächste Mal kommt ihr uns nicht so einfach davon." Artus hatte dies schon fast befürchtet, doch er wusste, wenn er nun kämpfen würde, starben nur Unschuldige. Aber er musste alles daran setzen sie zu befreien. Bevor sie die Blaugraue abführten rief er: "Lexie, ich liebe dich! Ich werden es nie zulassen, dass sie dir etwas antun!" „Ich liebe dich auch“, flüsterte die die Wölfin so leise, dass er es wahrscheinlich nicht hören konnte. Sie folgte den Jägern ohne ein weiteres Wort, aber sie sah den Schwarzen an und schüttelte nur den Kopf. Sie hoffte, dass er dieses Versprechen nicht einlösen würde. Der Tod wartete nun auf sie und sie war bereit. Doch vorher konnte sie den Orden noch einmal warnen. Auch ihre Mutter hatte das Ganze mitbekommen und mit Schrecken verfolgt, doch sie war klug genug gewesen, um sich nicht einzumischen. Der schwarze Rüde stand da wie gelähmt. Er war sich nicht sicher, ob seine Gefährtin ihm wirklich noch etwas zugeflüstert hatte oder nicht, aber wenn ja, so machte es ihn wenigstens etwas glücklicher. Erhaben wartete Nimrod bis alle Jäger gegangen waren und schloss sich ihnen als Letzter an. „Bist du jetzt stolz auf dich, Jäger?“, rief Runa ihm nach. „Erst tötet ihr ihre Welpen und jetzt wird sie auch noch vor dem Orden hingerichtet. Ihr verdammten Feiglinge!“ Der Graue erwiderte nichts, aber es machte ihn nachdenklich. Wer hatte diese Welpen nur getötet? Akira hörte Runas Worte. Es machte sie traurig, dann blickte sie auf Lexie. Sie tat ihr leid. Sie wartete auf ihren Jagdpartner, auch er schien etwas bedrückt. Gerne hätte sie ihn angestupst, aber sie ließ es. Runa setzte sich neben Artus: „Es tut mir so leid. Willst du sie wirklich da rausholen? Das ist reiner Selbstmord und das weißt du. Sie ist eine Heldin. So viele wären heute gestorben, wenn sie sich nicht geopfert hätte.“ "Das stimmt, aber ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.....“ „Na ja, das Klügste wäre es natürlich einfach hier zu bleiben und gar nichts zu tun, aber ich weiß aus Erfahrung, damit wirst du für immer unglücklich sein. Du wirst dich immer fragen, was mit ihr geschehen ist, ob sie vielleicht nicht doch hätte gerettet werden können. Auch wenn es einer dieser Standardsprüche ist: Du musst deinem Herzen folgen. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber mir sind die Pfoten gebunden. Diese Jäger anzugreifen würde viele meines Rudels töten und das kann ich nicht verantworten“, meinte die Gelbe. „Auch wenn ich diese Worte wohl bereuen werde: Du könntest auch den dunklen Wolf suchen und ihm um Hilfe bitten. Solange die Jäger unterwegs sind, können sie angegriffen werden.“ Artus sagte nichts. Er sah nur der Truppe nach: "Ich werden das Rudel verlassen, vielen Dank für alles Runa. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Leb wohl." Ohne ein weiteres Wort ging er. Im Lager der Jäger schien Unruhe umzugehen. Einige Jungwölfe rauften untereinander, aber Nimrod sah keinen Grund dazwischen zu gehen. Stattdessen suchte er Rhodri. Als er den Jäger fand, ging er mit ausdrucksloser Miene auf ihn zu. „Komm mit“, befahl er dem Rüden. Der Braune knurrte: "Was willst du von mir?" „Wir haben noch was zu klären“, erwiderte der Graue gelassen. „Ich will nicht mit dir kämpfen, falls du das denkst. Ich bin kein Welpe mehr. Aber ich muss etwas mit dir besprechen.“ Er ging einfach weiter und verließ sich darauf, dass der andere Rüde ihm folgte. Dieser blickte dem Grauen missmutig hinterher. Langsam erhob er sich und ging ihm nach. Sie erreichten ein kleines Waldstück, in dem sie ungestört waren. Der Ältere blieb stehen und wartete bis der braue Jäger bei ihm ankam. „Sag mir, dass nicht einer deiner Truppe die Welpen umgebracht hat“, meinte der Graue ohne zu zögern. „Die Wilden hatten keinen Grund das zu tun, also bleiben nur noch die Jäger. Rhodri, ich weiß, dass du skrupellos bist, aber sag, dass du damit nichts zu tun hast.“ "Mann, du willst mir wohl mein Leben ruinieren. Erst nimmst du mir mein Mädel, dann unterstellst du mir auch noch so was. Du enttäuschst mich. Von so einem "großen" Jäger wie dir hätte ich so etwas nicht erwartet. Es wundert sowieso, dass dich das interessiert. Welpen hin oder her, es waren Wilde und wer immer das auch getan hatte, tja, der hat das Richtige getan. Und weißt du noch was? Ich lasse mir nichts gefallen und ich hasse es, wenn mir jemand was wegnimmt." „Akira und ich wir sind nicht…“, meinte Nimrod verunsichert. „Du bist selbst daran schuld, wenn du sie mit deiner komischen Art vertreibst. Du spielst dich auf als wärst du der beste Jäger der Welt. Solche Angeber mag eine Wölfin ihrer Klasse eben nicht. Und Welpen zu töten, egal von wem sie sind, ist einfach verabscheuungswürdig. Es ist traurig und feige. Kein anständiger Wolf macht so etwas. Und was willst du mir schon tun? Hä?“ Rodhri lachte. "Du weißt ja gar nichts über Akira. Wir waren vor langer Zeit einmal zusammen. Hätten wir uns damals nicht für die Jagd entschieden, wären wir wohl selbst schon Eltern. So etwas vergisst man nicht so leicht. Und glaub mir, sie mochte mich einmal sehr. Und was ich machen werde? Das wirst du schon sehen, wenn es soweit ist." Die Eifersucht flammte in Nimrod auf, aber er schluckte es einfach hinunter. Schließlich war das Vergangenheit und spielte jetzt keine Rolle mehr. „Dann kann man ja nur froh sein, dass ihr euch für die Jagd entschieden habt, sonst wäre Akira heute die unglücklichste Wölfin im ganzen Orden! Du kannst mir drohen so viel du willst. Das sind leere Worte, sonst nichts.“ "Ach, meinetwegen. Mh, Akira wäre sicher nicht unglücklich, immerhin wünscht sie sich nichts sehnlicher als eine Familie. Nur damals war der Wunsch noch nicht so stark. Aber was verstehst DU schon von Familie, du magst dich ja nicht mal selber. Du bist nur ein alter, verbitterter Wolf!" Der graue Jäger kannte das Gefühl sich eine Familie zu wünschen besser als sein Gegenüber glaubte. Als junger Wolf hatte er sich das immer gewünscht. Natürlich hatte er eine Familie gehabt, aber sich immer als Außenseiter gefühlt, weil er keine Magie beherrschte, wie seine Eltern und seine Geschwister. Irgendwann musste er diesen Wunsch wohl aufgegeben haben. Es tat ihm weh, was der braune Jäger zu ihm sagte, aber er war ein Meister darin seine Empfindungen zu verstecken. „Was weißt du schon über mich?“, knurrte der Graue kalt. „Immerhin habe ich noch so viel Gefühl in mir um zu wissen, dass es Unrecht ist Welpen zu töten.“ "Die Betonung liegt auf Welpen von Wilden. Wie viele Wilde hast du schon getötet? Genug, oder? Sie waren sie alle nicht auch einmal Welpen? Es macht keinen Unterschied, Töten bleibt Töten!" „Was aus diesen Welpen geworden wäre, kannst du nicht wissen. Wilde verstoßen gegen die Gesetze, aber diese Welpen waren noch unschuldig. Ein ausgewachsener Wolf kann für sich selbst entscheiden, was er aus sich machen will. Jedem sollte diese Chance gegeben werden“, erwiderte der graue Jäger grimmig. Diese Unterhaltung schien ihm langsam sinnlos. Rhodri würde nicht verstehen, was er eigentlich damit meinte. Der andere Jäger war einer von diesen skrupellosen Wölfen, die alles umbrachten, was sich ihnen in den Weg stellte. „Ich gehe jetzt zurück. Wir sollten sobald wie möglich aufbrechen und die Abtrünnige dorthin bringen, wo sie hingehört.“ "Wie du willst." Der Braune sah dem Grauen mit ausdrucksloser Miene hinterher. Akira schlich im Lager hin und her. Sie wusste nicht so recht, was sie eigentlich wollte. Ihr tat die Wölfin so sehr leid. Schließlich ging sie zu der Höhle, in der sie sie gefangen hielten. Zum Glück bewachte ein Wolf aus ihrer Gruppe den Eingang. "Lass mich zu ihr rein", der Wolf machte Platz und sie betrat die Höhle, in der sie Lexie gefangen hielten. Dort war dunkel und eng, aber die junge Magierin interessiere das nicht wirklich. Sie saß nur da und starrte ins Nichts. In ihrem Kopf schwirren die Gedanken und ergaben keinen Sinn. Was hatte sie nur getan? Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie hoffte, dass der Orden ihr wenigstens einen gnädigen und schnellen Tod gewähren würde. Die Jägerin, die die Höhle betrat, bemerkte sie zwar, aber sie tat so als wäre niemand da. Vielleicht würde sie ja einfach wieder gehen und sie mit ihrem Schmerz alleine lassen. Akira ging vorsichtig in Lexies Richtung. Irgendwie wusste sie selber nicht, was sie eigentlich hier wollte. Sie sah die Wölfin eine Zeit lang an und sprach dann: "Wie geht es dir?" Die Blaugraue meinte in einem neutralen Ton: „Ich habe nicht mehr lange zu leben. Was glaubst du wie es mir geht? Ein komische Frage für eine Jägerin.“ "Du hast Recht, eine ungewöhnliche Frage. Ich verstehe nicht, was der Orden nur von dir will, dass er uns in solche Gefahr bringt. Du dumme Wölfin, warum bist du nicht einfach weit bis hinter die Grenzen verschwunden?" Die Graue wusste nicht, was mit ihr los war, doch die Sache mit den Welpen hatte sie sehr berührt. „Ihr wärt mir doch überall hingefolgt, oder nicht? Sag mir eines: Wie konntet ihr meinen Kleinen das nur antun? Sie konnten doch für all das nichts…..“ Sie brachte die letzten Worte kaum heraus. Die Jägerin sah zu Boden. Lexie hatte Recht, sie wären ihr wohl überall hingefolgt. "Weißt du, das waren wir nicht... auch wenn wir Wilde verfolgen", Akira zuckte zusammen, als sie das Wort Wilde benutzte, "Welpen lassen wir in Ruhe. Ich schwöre, es war keiner von uns..." Plötzlich war sie wie vom Blitz getroffen. Oder waren es doch Rhodris Leute gewesen? „Den Gestank eines Jägers erkenne ich. Ich weiß, dass es einer von euch war. Belüg mich nicht“, flüstere die Blaugraue. „Vielleicht spielt es nicht wirklich eine Rolle. Bald ist es vorbei. Bald bin ich wieder bei ihnen.“ "Ich sagte es war keiner von uns, doch wir sind zwei Gruppen, denen würde ich es auch zutrauen. Doch wer weiß, ob du wirklich sterben wirst." „Warum sollten sie mich sonst zurückhaben wollen? Ich habe sie verraten und dafür muss ich nun den Preis zahlen. Vielleicht tun sie mir sogar einen Gefallen damit. Für immer im Orden gefangen zu sein und mich zu erinnern, was Freiheit bedeutet, dass kann ich mir nicht vorstellen.“ "Ich weiß es auch nicht, doch für gewöhnlich werden Abtrünnige tot zurückgebracht. Du bist wohl etwas besonderes, he?“ „Nicht das ich wüsste. Wenn sie mich vor Allen töten, dann wird das eine abschreckende Wirkung haben. Es ist eben Pech, dass es gerade mich erwischt.“ "Mh, das glaube ich nicht. Der Orden kennt da schon andere Maßnahmen. Du bist ja Magierin? Die Magier sind anders als wir Jäger, bei denen gibt es genug Geheimnisse. Aber es steht mir nicht zu darüber zu urteilen." Akira sah zum Eingang der Höhle. Draußen regte sich etwas. "Ich muss jetzt wieder gehen." Sie drehte sich um und verschwand aus der Höhle. Die blaugraue Wölfin blieb mir ihren Gedanken allein zurück. Sie fand die Begegnung mit der Jägerin mehr als seltsam. Eigentlich hätte sie Akira hassen müssen, aber sie konnte es nicht. Sie hatte nicht wirklich feindselig geklungen. Fast so als hätte sie Mitleid. Lag wohl daran, dass sie einen Wölfin war und den Schmerz des Welpenverlustes wenigstens ein wenig nachfühlen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)