Broken von abgemeldet (Satoshi (Girugamesh) x Kyotaro (ex. Black:List)) ================================================================================ Kapitel 4: Cigarette Traces --------------------------- Die restliche Woche verging zügig und bald stand Freitagabend vor der Tür, an dem Satoshi und Kyotaro sich treffen wollten. Seit der turbulenten Probe hatte Satoshi nicht mehr all zu viele Gedanken an die Komplikationen mit der Band verschwendet, denn wann immer Kyotaro sich in seiner Nähe befand lösten sich all seine Probleme wie durch Zauberhand in Luft auf. Manchmal strahlte er eine solch optimistische Leichtigkeit aus, dass er es schaffte Satoshi durch seine bloße Anwesenheit aufzuheitern. Gerade mal eine Woche kannte er ihn nun und es kam ihm vor, als seien er und Kyotaro seit dem Kindergarten befreundet… Selten lernte er Menschen kennen mit denen er sich auf Anhieb so gut verstand und er nahm sich vor diese Freundschaft besser zu pflegen als seine bisherigen, die oft schnell wieder im Sand verlaufen waren. Satoshi erreichte den vereinbarten Treffpunkt etwas verspätet, da er noch nie zuvor dort gewesen war und sich ein paar Mal im komplizierten Straßennetz Sapporos verfangen hatte. Der große Sportplatz lag am Fuß der Berge; rings um das Spielfeld wuchsen Pflanzen, die in allen Farben des Hochsommers blühten und warmer Wind raschelte in den dichten Kronen der Laubbäume, durch deren Wipfel vereinzelt Sonnenstahlen auf die Rasenflächen des Spielfeldes fielen… Kyotaro, im blauen Adidas Trainingsanzug, saß auf einer Bank im Schatten und wartete bereits auf ihn. Als er Satoshi wahrnahm zog er seine Kopfhörer ab, schüttelte ihm begrüßend die Hand und sie betraten gemeinsam den Platz, auf dem außer ihnen noch ein paar Jugendliche Fußball spielten. Sie warfen ihre Rucksäcke ins Gras, Kyotaro packte seinen Basketball aus und begann ihn vor sich her zu dribbeln, während Satoshi sich noch ein wenig von der nervenaufreibenden Autofahrt ausruhte und ein paar Schlücke aus seiner Wasserflasche trank. Aus dem Augenwinkel beobachtete er wie geschickt und flink sich Kyotaro bewegte; es schien ihm ein Leichtes zu sein den Ball präzise ins Netz zu befördern. Doch Satoshi war selbst auch nicht der schlechteste im Basketball. Er stand auf, krempelte sich die Ärmel hoch und lächelte Kyotaro angriffslustig an. „Willst du mich herausfordern?“, fragte Kyotaro grinsend, als er Satoshis provokative Haltung bemerkte. Noch ehe sich Kyotaro versehen konnte rannte er blitzschnell auf ihn zu, nahm ihm den Ball ab und warf ihn ins Netz. „Eins zu Null.“, sagte Satoshi neckend. „Dir werd‘ ich‘s zeigen!“, raunte Kyotaro angestachelt, stürzte sich auf den Ball und schleuderte ihn ebenfalls ins Ziel. „Was sagst du jetzt?“ „Angeber!“, grinste Satoshi, schubste Kyotaro spielerisch zur Seite und dribbelte den Basketball davon, während Kyotaro ihm hinterher sprintete um ihn zurück zu ergattern. Immer wieder nahm der eine dem anderen den Ball ab und verlor ihn wieder; sobald Kyotaro einen Treffer erzielte legte Satoshi einen nach. Das Basketball wurde zu einer Art Kräftemessen zwischen diesen beiden fast gleich starken Angreifern, von denen keiner verlieren wollte. Kyotaro erreichte schließlich mit einem knappen Vorsprung als erster die Höchstpunktzahl und Satoshi musste sich vorerst geschlagen geben. „Wer ist jetzt der Angeber?“, sagte Kyotaro und grinste erhaben. „Na warte… du!“ Satoshi stürzte sich auf ihn, sie fielen zu Boden und begannen miteinander zu ringen. Kyotaro versuchte lachend den Quälgeist abzuschütteln, doch er gab sich nur halbherzig Mühe, denn es machte zuviel Spaß von Satoshi bekämpft zu werden. Ohne sich wirklich etwas dabei zu denken schlug Satoshi seine Arme schließlich auf den Boden um ihn unter sich festzunageln, doch Kyotaro entkam dabei ein schmerzerfüllter Aufschrei. Satoshi bemerkte, dass wohl etwas nicht stimmte und lockerte besorgt seine Hände um Kyotaros Handgelenke. „Hab ich dir wehgetan…?“, fragte er. Kyotaro richtete sich auf und hielt sich den linken Arm, an dem er ein dunkelblaues Schweißband trug. „Ist schon okay… Ich hab mich nur vor Kurzem an diesem Arm verletzt…“ „Warum hast du das nicht früher gesagt? Dann hätte ich besser aufgepasst…“, meinte Satoshi und bekam ein schlechtes Gewissen. „Vielleicht gibt es in der Sporthalle Toiletten wo du die Wunde ausspülen kannst… Sollen wir mal nachsehen?“ Kyotaro überlegte unentschlossen, dann willigte er dem Vorschlag ein und machte sich mit Satoshi auf den Weg zum wenige Meter entfernt liegenden Gebäude... Nachdem sie eine Weile durch die beengenden Gänge der stickigen Turnhalle irrten, fanden sie die Umkleideräume, in denen die Toiletten befanden. Kyotaro stellte sich an eines der Waschbecken und löste zögerlich das Schweißband um seinen Unterarm. Die Wunde darunter sah tatsächlich gar nicht gut aus; sie hatte erneut zu bluten begonnen und das Blut sich mit den Wollfasern des Schweißbandes vermischt. Er wagte es kaum seinen Arm unter das brennende, doch kühle Nass zu halten und zuckte unter dem Schmerz zusammen, als das Wasser endlich die verwundete Stelle berührte. Satoshi betrachtete wie die rote Flüssigkeit davon abgespült wurde und merkwürdige, kreisförmige Schwellungen zum Vorschein kamen. Erschrocken begriff er dass es Brandspuren einer Zigarette sein mussten… „Kyotaro… wer… wer hat das…?“, stammelte er, Kyotaro schien bereits damit gerechnet zu haben früher oder später diese Frage beantworten zu müssen und wisperte mit gesenktem Kopf: „Ich selbst…“ Satoshi starrte ihn an. „Aber… wieso…?“ , fragte er erschüttert. „Weißt du Satoshi… Manchmal sagen die Leute zu mir ‚Wie machst du das; du bist immer fröhlich und bringst die anderen zum Lachen’ “, begann Kyotaro während er das Plätschern des kühlen Wassers verfolgte. „Mein kleiner Bruder sieht zu mir auf und sagt ‚Wenn ich groß bin möchte ich genauso cool und stark werden wie du’... Es stimmt nicht... ich bin weder ‚fröhlich’ noch ‚cool’... Im Gegenteil... Aber ich will niemanden damit belasten, wenn es mir nicht gut geht... Es würde mir wehtun sie mit den Schattenseiten zu konfrontieren, sie sollen nur die Sonnenseite sehen, ich trage meine Probleme alleine aus...“ ,erklärte Kyotaro, drehte den Wasserhahn wieder zu und nahm ein Papiertuch von dem neben dem Waschbecken bereitliegenden Stapel um seine Wunde zu trocknen. „Wie lange geht das denn schon so...? ...“, fragte Satoshi vorsichtig. Daraufhin zog Kyotaro den Ärmel seines Shirts zur Seite und entblößte einen Teil seiner mit dünnen Einschnitten übersäten Brust. Satoshi blickte die geröteten Verkrustungen entrüstet an und entnahm dem Anblick, dass er es wohl schon eine ganze Weile so sein musste... „Hoffentlich hältst du mich jetzt nicht für einen Freak oder so…“, sagte Kyotaro verunsichert. „Ist schon gut... Ich hätte gar nicht erwartet, dass du mir solche Dinge anvertraust...“, antwortete Satoshi und streifte den Ärmel vorsichtig wieder über Kyotaros Arm. „Danke...“, flüsterte er. Sein Blick traf in Kyotaros plötzlich von Wärme erfüllte, braune Augen und sein Herz begann schneller zu schlagen. Er spürte wie die Distanz zwischen ihnen sich wie automatisch verringerte und Kyotaro sich an ihn lehnte, sein Atem strich bereits über Satoshis Nacken und verursachte dort einen angenehmen Schauer... Doch dann entzog er sich der Situation, wandte sich irritiert dem Waschbecken zu und wusch sich die Hände, während Kyotaro sich damit beschäftigte den merkwürdigen Moment zu überspielen. Wenig später beschlossen sie zurück nach Draußen zu gehen, um noch eine wenig weiterzuspielen, doch als es schließlich dämmerte, wurde es Zeit sich auf dem Heimweg zu machen. Kyotaro wohnte nur einen Fußmarsch von einer Viertelstunde entfernt, deswegen beschloss Satoshi ihn zu begleiten. „Wenn ich ehrlich bin… habe ich dich schon mal gesehen, bevor ich im Supermarkt anfing.“, offenbarte Satoshi dem verwunderten Kyotaro, während sie den erwärmten Bürgersteig entlang schlenderten. „Es war abends an der Tankstelle… du bist mit einer Gruppe Jungs dort gewesen und hättest dich beinahe mit einem Vorübergehenden geprügelt…“, beschrieb er und Kyotaro wusste sofort um was es ging. „An diesen Abend erinnere ich mich nur all zu gut… Wir wollten zu einem Konzert in die Stadt fahren, aber ich hatte nicht mehr genug Sprit, also haben wir uns zuvor noch mal auf den Weg zur Tanke gemacht.“, erzählte er. „Da ist uns ausgerechnet dieser alte Schulkamerad von meinem Freund Nachi über den Weg gelaufen... Er hat ihn während der Schulzeit ziemlich fertig gemacht und Nachi hat sich bis heute nicht ganz davon erholt… Jedes Mal wenn er uns begegnet fällt Nachi wieder in ein Loch… Es ist hart für ihn… und wenn dieser Mistkerl dann so dreist an uns vorbeiläuft und ihn beleidigt verliere ich schon mal die Beherrschung…“ „Also bist du wegen deinem Freund ausgerastet…?“ ,sagte Satoshi und verstand plötzlich. „Ja… Ich habe diese Geschichte damals so unmittelbar miterlebt, dass ich selbst ein Teil davon geworden bin… Wenn jemand Nachi verletzt fühle ich mich auch angegriffen.“, antwortete Kyotaro. „Ich glaube ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich so für andere aufopfert wie du…“, überlegte er. „Ist doch selbstverständlich... für dich werde ich mich in Zukunft auch ‚aufopfern’... wenn du nichts dagegen hast, dass ich dich nun zu meinen ‚Freunden’ zähle...“, meinte Kyotaro verlegen lächelnd. „Solange ich kein Rot tragen muss...“, scherzte Satoshi und Kyotaro musste lachen. „Ich würde dich nicht dazu zwingen, denn ich finde Schwarz steht dir ganz gut…“, gab er beiläufig zu und Satoshi genoss das scheue Kompliment. „Wieso tragt ihr eigentlich alle Rot?“ „Wir wollten der Außenwelt zu erkennen geben, dass wir als Gruppe zusammengehören also haben wir uns diesen Dressingcode überlegt. Es musste etwas sein, das man nicht so leicht übersehen kann und Rot ist als Warnfarbe wohl am besten dafür geeignet… Rot verkörpert Gefahr…“, erklärte Kyotaro nachdenklich. In diesem Moment erreichten sie Kyotaros Wohnblock und wieder bereute Satoshi es ihm nicht länger zuhören zu können... „Also dann…!“, sagte Kyotaro und trat ein paar Schritte vor Satoshi zurück. Satoshi nickte und tat es ihm gleich, doch er drehte sich nicht um und ging ebenso wenig davon. Kyotaro zögerte genauso und begann angespannt auf seiner Lippe zu beißen. Beide schienen noch auf etwas zu warten, das bisher weder der eine noch der andere zu geben wagte. Satoshi versuchte seinen wiederholt beschleunigten Herzschlag zu ignorieren und die damit verbundenen Erwartungen abzuschalten… Doch schließlich konnte er nicht anders als auf Kyotaro zuzugehen und dem inneren Drang ihn zu umarmen nachzugeben. Beinahe erleichtert sank der größere in seine Arme und drückte ihn innig an sich, dabei stellte Satoshi überrascht fest, dass sein Herz nicht weniger intensiv gegen seine Brust pochte als Satoshis und für einen Moment versank er in dieser ungewohnten Nähe… Als sie sich voneinander lösten betrachtete Kyotaro ihn mit merkwürdig glitzernden Augen… „Hey Satoshi… ‚Kyotaro‘ ist eigentlich nur ein ‚Nickname‘… wenn du willst, nenn mich Taro, okay?“, flüsterte er und hauchte einen sanften Kuss auf Satoshis Wange, der diesem durch Mark und Bein fuhr. „O…kay.“, presste er hervor und blickte Kyotaro hinterher, als er schließlich im Treppenhaus verschwand und Satoshi alleine in der noch jungen Nacht zurückließ… Benommen machte sich Satoshi auf den Rückweg und konnte die Gänsehaut in Erinnerung an diesen Kuss nicht abschütteln. Ebenso wenig wie er diesen seltsamen Moment in der Sporthalle vergessen konnte. Es verwirrte ihn, dass er so reagierte. Natürlich war nichts dabei, wenn Kyotaro ihn flüchtig auf die Wange küsste. Wie er ja heute erfahren hatte verhielt er sich gegenüber all seinen Freunden sehr herzlich und ein solche Geste musste für ihn absolut normal sein. Er musste sich einfach daran gewöhnen. Dennoch fühlte er sich aus der Fassung gebracht und brauchte den ganzen Abend um sich wieder zu fangen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)