Broken von abgemeldet (Satoshi (Girugamesh) x Kyotaro (ex. Black:List)) ================================================================================ Kapitel 3: Blackmoon -------------------- Am Mittwoch fuhr Satoshi nach der Arbeit direkt zur Bandprobe. Mit dem Auto brauchte er gerade mal zehn Minuten bis er die leerstehende alte Schule erreichte, in deren Keller sich ihr Proberaum befand. Seit den sechziger Jahren konnte man die ursprünglich im 18. Jahrhundert erbaute und nun renovierungsbedürftige Villa nicht mehr als Schulgebäude verwenden, da die Erneuerungskosten dafür wohl das Budget der Stadtverwaltung überschritten, also vermietete man die schalldichten Kellerräume an lokale Bands. Gerade erreichte Satoshi den Parkplatz im Schatten der hochgewachsenen Kirschbäume. An diesem Tag freute er sich besonders auf die bevorstehende Probe. Die neue Cure lag seit heute in den Läden, die die Chartplatzierungen für Juli enthielt. Seine Band hoffte mir ihrer Single einen guten Platz in den Oricon Charts erreicht zu haben und wartete bereits seit Wochen gespannt auf das Ergebnis. Bestimmt wussten sie bereits Bescheid und Satoshi konnte es kaum erwarten die Neuigkeiten zu erfahren. Außerdem wollte er den anderen seinen neuen Songtext vorstellen… Beim Eintreten in das kühle alte Haus hörte er die Instrumente seiner Freunde bereits aus dem Untergrund hinaufschallen. Ungeduldig schritt er die breiten Betontreppen zu den dunklen, niedrigen Mauern des Kellers hinab. Er fand den Keller schon immer etwas unheimlich… Jedes Mal, wenn er alleine den schmalen finsteren Gang zum Proberaum entlang lief vernahm er das Tropfen der verrosteten Wasserhähne aus den ehemaligen Waschräumen. Obwohl sie nur wenige Zimmer entfernt von ihrem Proberaum lagen, hatte er es nie gewagt einen Blick in die schäbigen Bäder zu werfen. Es war ihm als ginge etwas Unheilvolles von ihnen aus… Als er den Proberaum betrat sprang sofort Naru, der quirlige Drummer, auf ihn zu. „Satoshi! Endlich bist du da! Wir haben schon auf dich gewartet!“, rief er und forderte ihn sogleich auf sich auf eines der in der Ecke aufgestellten Sofas zu setzen, die sie benutzten, um Pausen zu machen oder Dinge zu besprechen. Auch die anderen Bandmitglieder legten augenblicklich ihre Instrumente nieder und versammelten sich aufgeregt um den Tisch, wo bereits die aktuelle Ausgabe der Cure lag, die jedoch bisher noch niemand gewagt hatte anzurühren. Gebannt richteten sich ihre Augen auf den dunkelblonden Lead-Gitarristen Satsushi. „Soll ich?“, fragte er mit ernsten Augen und legte Zeigefinger und Daumen zwischen das Deckblatt und die erste Seite der Zeitschrift. Die anderen nickten ihm auffordern zu. „Okay…“, sagte er tief durchatmend, ergriff die Zeitschrift schließlich mit beiden Händen und blätterte entschlossen bis zur Seite mit den Chartplatzierungen. Er warf einen letzten ernsten Blick in die Runde und betrachtete sich schließlich die verheißungsvollen Tabellen… Einen Augenblick herrschte höchste Anspannung, alle hielten den Atem an - bis Satsushi die Cure wütend zurück auf den Tisch pfefferte und von seinem Platz auffuhr. „Sie haben uns wieder geschlagen.“, zischte er. „Diese Idioten von Öeight!“ Ein allgemeines Stöhnen ging durch die Gruppe. „Wir sind nur auf Platz Zwei!“, ärgerte sich Satsushi, der begann aufgewühlt im Raum auf und ab zu laufen. „Stimmt schon, wir hätten besser sein können, aber ein knapper zweiter Platz ist ja auch nicht schlecht.“, meinte Ken schulterzuckend und widmete sich wieder seiner Gitarre. „‚Nicht schlecht‘?!“, fauchte Satsushi ihn mit funkelnden Augen an. „Ich finde einen zweiten Platz hinter Öeight nicht nur ‚schlecht‘ sondern ‚miserabel‘!“ „Was regst du dich denn so auf? Natürlich ist es bedauerlich… Aber wir haben unser bestes gegeben und es hat eben dieses Mal nicht ganz gereicht…“, versuchte Satoshi den aufgebrachten Gitaristen zu besänftigen, doch Satsushi wollte sich nicht beruhigen. Mit wütenden blitzenden Augen trat er auf Satoshi zu. „Sie haben meinen Cousin krankenhausreif geschlagen!“, flüsterte Satsushi mit durchdringender Stimme. „Er kann seit einer Woche nicht mehr laufen wegen diesen Mistkerlen…“ „Was…?!“, wiederholte Satoshi entgeistert. Entsetzt widmeten auch die anderen Mitglieder ihre Aufmerksamkeit Satsushis Worten… „Du hättest ihn sehen sollen, nachdem er operiert wurde… manche der Narben werden ewig bleiben…“, erzählte Satsushi mit gesenktem Kopf. „Dabei wollte er sich nur ein Päckchen Zigaretten an der Tankstelle holen und… dann hat der Sänger von Öeight auf ihn eingeprügelt…“ Der wachsende Klos in Satsushis Kehle machte es ihm schwer zu sprechen. „Wenn ich diesen Wichser jemals in die Finger kriege wird er seines Lebens nicht mehr froh, das schwöre ich…“, schluchzte er. Satoshi legte mitleidig eine Hand auf seine Schulter. „Ich wette er wusste, dass Kaito mein Cousin ist…“, spekulierte Satsushi, als er sich etwas beruhigt hatte. „Sie haben ihn verprügelt um uns eins auszuwischen…!“ „Du meinst… um uns als Konkurrenz in der Szene endlich loszuwerden?“, fragte Ken, dem Satsushis Annahme gar nicht so abwegig vorkam. „Vielleicht…“, antwortete Satsushi gedankenversunken und hüllte nun auch die anderen in grüblerisches Schweigen. Der sonst eher zurückhaltende Bassist Makoto ergriff zuerst wieder das Wort: „Jungs… was bringt es uns denn jetzt Trübsal zu blasen und tatenlos herumzusitzen…?“ „Mako hat Recht…“, seufzte Naru deprimiert. „Lasst uns wenigstens noch den neuen Song proben…“ Obwohl sich keiner der Jungs danach fühlte erschien es ihnen am sinnvollsten Makotos Rat zu befolgen und wenigstens noch ein Bisschen Musik zu machen, damit sich das Treffen gelohnt hatte. Pflichtbewusst stellte sich Satoshi hinter den Mikrofonständer und holte den neuen Text heraus, auf den er sich nun gar nicht mehr so richtig freuen konnte. Er empfand Mitleid für Satsushi und seinen Cousin und verstand nicht, wieso Menschen anderen manchmal solche Dinge antaten… Hin und wieder warf er besorgte Blicke in Satsushis Richtung und hoffte, dass er sich bald wieder besser fühlen und auf die Probe konzentrieren konnte. Wenigstens der neue Text sorgte für einen Aufschwung der niedergeschlagenen Stimmung. Als Satoshi ihn zum ersten Mal vorsang huschte ein Grinsen über die Gesichter seiner Bandmitglieder und nachdem er fertig war lugte Ken über seine Schultern um die Zeilen noch einmal amüsiert zu überfliegen. „Was gibt‘s denn da so komisch zu grinsen?!“, meckerte Satoshi Ken an, während sich die Band das Lachen verkniff. „Ist euch der Text nicht gut genug?! Dann nehmen wir ihn eben nicht…!“, meinte Satoshi beleidigt und wollte das Blatt schon vom Notenständer nehmen, doch Ken hielt ihn auf. „Nein, nein, er ist ziemlich gut! Doch gestatte mir eine Frage…“, sagte er und zog die rechte Augenbraue nach oben. „Hast du jemanden kennen gelernt?“ „Jemanden… kennen gelernt?!“, wiederholte Satoshi verdattert. „Äh… du meinst… ein Mädchen…?“ Die anderen nickten energisch. Satoshi überlegte angestrengt. „Nicht dass ich wüsste…“ „Bist du dir da ganz sicher…?“, hakte Ken hartnäckig nach. Wieder zermarterte Satoshi seinen Kopf und schließlich fiel ihm doch jemand ein… „Vielleicht diese Nanami aus dem Supermarkt…? Aber sie ist nicht ganz auf meiner Wellenlänge…“, erklärte Satoshi und plötzlich fiel ihm auf: „Wieso fragst du mich so etwas überhaupt…?!“ „Aha! ‚Nicht so ganz auf deiner Wellenlänge‘?!“, grinste Ken, nahm den Text vom Notenständer und begann vorzulesen: „ ‚Ich will bei dir sein, nur du allein könntest genügen all meine Träume zu erfüllen.‘ Da sagt der Text aber etwas ganz anderes!“ „Gib das her!“ Errötend riss Satoshi den Text wieder an sich. „Ich habe das über niemand Bestimmtes geschrieben! Ich bin gestern Abend einfach inspiriert gewesen, das ist alles!“ Seine Freunde glaubten ihm natürlich kein Wort und Satoshi überlegte auf einmal selbst wann und wie er eigentlich auf den Text gekommen war… Vermutlich während des Mittagessens, als er sich mit Kyotaro über Freundinnen und solche Dinge unterhalten hatte… „Wollten wir nicht noch besprechen welche Demo-CD wir an Universal schicken?“, erinnerte Satoshi die Band, um die allgemeine Aufmerksamkeit von seinem Privatleben abzulenken. „Gut, dass du das ansprichst! Naru, holst du sie aus dem Safe?“, bat Satsushi den Drummer und warf ihm die Schlüssel zu. Er fing sie auf und machte sich auf den Weg zum ‚Bandsafe‘, der natürlich kein echter Tresor war, sondern nur von der Band so genannt wurde, da sie dort wertvolle Dinge einschlossen. Der blecherne kleine Schrank befand sich in einer der Abstellkammern gegenüber und eigentlich brauchte man keine Minute um vom Proberaum dorthin und zurück zu gelangen, deswegen wirkte es umso verdächtiger, dass Haru für diesen kurzen Weg heute eine halbe Ewigkeit brauchte. Als er endlich zurückkam war er leichenblass. „Sie… sind weg…“, stammelte er. „Dann such sie eben, wahrscheinlich liegen sie wieder in der hintersten Ecke…“, antwortete Ken an seinen Saiten herumschraubend. „Nein… ihr versteht nicht…! Sie wurden gestohlen!“, rief Naru aus und mit einem Mal richteten sich alle Augen bestürzt auf den Drummer. „Sie wurden WAS?!“, wiederholte die Band wie aus einem Munde und stürmte augenblicklich ins Nebenzimmer, um sich selbst von der Wahrheit zu überzeugen. Tatsächlich lag das Schloss des Schränkchens aufgebrochen am Boden und das Fach wo sie die Aufnahmen normalerweise versteckten war leer geräumt. Nur eines schien der Dieb ihnen hinterlassen zu haben… einen kleinen bekritzelten Zettel… „ ‚Rache ist süß; schöne Grüße, Öeight…‘“, las Makoto schluckend vor. Sofort wandte sich Satoshi an Satsushi und legte mildernd den Arm um seine Schulter, da er mit einem Mal aschfahl wurde. „Sie wollen uns aus dem Weg räumen…“, sagte Satsushi geistesabwesend und niemand wagte es etwas zu sagen, so unheimlich wirkte er in diesem Moment… „Beruhige dich…“, flüsterte Satoshi sachte in sein Ohr und streichelte über seine Schulter. „Beruhigen…“, wiederholte Satsushi mit tonloser Stimme, dann riss er sich von Satoshi los und keifte: „Beruhigen soll ich mich? Diese Wichser zerstören gerade meine Zukunft als Musiker! Und - mal am Rande bemerkt- auch eure! Ist euch klar, was sie für eine Macht haben mit diesen Aufnahmen? Unser gesamtes Material befindet sich auf diesen Cds! Sie werden unsere Ideen klauen und als ihre Songs verkaufen!“ Hilflos betrachteten die Jungs den aufgelösten Gitarristen und mussten sich eingestehen, dass er Recht hatte. „Was… sollen wir jetzt machen…?“, brachte Makoto hervor. „Wir müssen die Cds unter allen Umständen zurückbekommen!“, antwortete Satsushi ohne Zögern und alle stimmten zu, dass dies die einzige Lösung darstellte ihre Band zu schützen. Ans Proben war nach diesem weiteren Vorfall nicht mehr zu denken; sie beschlossen erstmal nachhause zu gehen und diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten, während sich jeder bis zu ihrem nächsten Treffen einen Plan überlegen sollte, wie sie das gestohlene Material schnellstmöglich wiederbekommen konnten. Zum Glück blieb ihnen ein ganzer Monat Zeit die Sache in Angriff zu nehmen, denn viel würden Öeight vor der nächsten Chartausschreibung nicht mit ihren Aufnahmen anfangen können… Während sich die anderen Mitglieder von Blackmoon bereits auf den Heimweg gemacht hatten, lehnten Satoshi und Satsushi noch eine Weile gemeinsam an der Hauswand der Villa und teilten sich Satoshis letzte Zigarette. „Was deinem Cousin passiert ist tut mir leid…“, begann Satoshi vorsichtig und betrachtete Satsushis trauriges Gesicht im Schein der Abendröte. „Wie geht es ihm denn momentan…?“ „Vielleicht wird er in ein paar Tagen aus dem Krankenhaus entlassen.“, antwortete er und es klang wenig optimistisch. „Was sind das nur für ärmliche Kerle, diese Leute von Öeight, …dass sie zu solch primitiven Mitteln greifen müssen …?“, meinte Satoshi kopfschüttelnd. „Keine Ahnung… ich habe sie selber noch nicht einmal gesehen... Mein Cousin sagte, der Sänger sähe aus wie ein Sträfling und mache auf ziemlich dicke Eier…“ „Wenn ich diesem Widerling jemals begegnen sollte werde ich es ihm mal so richtig besorgen und sein verdammtes Ego in den Boden treten...“ , zischte Satoshi finster und erschrak im selben Moment über seine Worte. Satsushi betrachtete ihn perplex und beinahe ehrfürchtig, da man von dem eigentlich eher friedlichen Sänger solche Drohungen gar nicht gewöhnt war. Satoshi bereute es bereits sie so leichtfertig ausgesprochen zu haben, doch bemerkte, dass Satsushi ihn dafür zu respektieren schien und nahm sie somit nicht zurück, obwohl er sich unangenehm dabei fühlte… Daraufhin sagte keiner mehr ein Wort, beide blickten der Abendröte schweigend und gedankenversunken entgegen. Auf dem Heimweg rekapitulierte Satoshi noch einmal die Ereignisse des Tages und bemerkte dabei eine Kleinigkeit, die wohl in dem ganzen Trubel unbewusst unter den Tisch gefallen war… Hatte nicht „Rache ist süß“ auf dem Zettel gestanden…? Doch wieso Rache? Bevor man sich an jemandem rächen konnte musste man doch etwas Negatives durch den anderen erfahren haben… ? Was sollten Blackmoon Öeight denn getan haben...? Es kam ihm nichts in den Sinn... Es sei denn es betraf etwas von dem er nichts wusste... Auf einmal wurde Satoshi misstrauisch. Irgendetwas stimmte hier nicht… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)