Lily und Draco von abgemeldet (Begegnung der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 3: Erfolglose Suche --------------------------- Ich studierte kurz meinen Stundenplan, als ich in die Bibliothek trat. Die ersten beiden Stunden hatte ich frei und danach eine Doppelstunde Zaubertränke. ‚Perfekt!’, dachte ich im Stillen. ‚Dann habe ich wenigstens genügend Zeit!’ Vielleicht war ich auch schon vor dieser Doppelstunde wieder verschwunden, dann würde mir wenigstens dieser Anblick Potter-Seniors erspart bleiben, denn diese Stunde war, wie auch in meiner Zeit, zusammen mit den Gryffindors. Die Bibliothek war fast genauso, wie ich sie kannte. Nur saß dort am Schalter nicht Madame Pince, sondern eine andere ältere Dame, die mich jedoch mit dem gleichen Adlerblick verfolgte, als ich an ihr vorbeiging. Vielleicht waren sie ja verwandt. Auch quellten die Regale noch nicht so über, wie in meiner Zeit. Trotzdem wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Ein paar Abteile, wie „Magie der letzten Jahrhunderte“, „Verteidigung gegen die dunklen Künste“, „Zaubertränke“ oder „Flüche“ konnte ich zum Glück schon einmal getrost ausschließen. Ich wanderte durch die Regale, auf der Suche nach etwas neueren Büchern und blieb schließlich im Abteil „Magie der Zukunft“ hängen, das sich ganz hinten in einer Ecke befand und ziemlich klein ausfiel. Die Bücher sahen, im Gegensatz zu all den anderen, noch ziemlich unberührt aus. Wen wunderte dies auch? Wer brauchte schon Bücher über unbestätigte Theorien der Magie und verschiedene Versuchsansätze im üblichen Schulalltag? Wenn es diese Abteilung im Hogwarts meiner Zeit gab, dann hatte ich sie jedenfalls noch nie benutzt. Da sich aus den Buchtiteln, wie „Was wird sein?“ oder „Die Zukunft studieren“ nicht wirklich viel auf den genauen Inhalt schließen ließ, griff ich einfach wahllos ins Regal, und stapelte auf meine Arme so viele Bücher, wie ich tragen konnte. Vorsichtig trug ich sie nach vorne, wo einige Tische standen. Langsam lugte ich an der rechten Seite des Stapels, der mir die gerade Sicht versperrte, vorbei und peilte einen Tisch weit weg von der Bibliothekarin an, die mich missbilligend beobachtete, wohl aus Angst, ich könnte bei meinem wackligen Gang, eines ihrer wertvollen Bücher fallen lassen. Doch der Stapel landete sicher auf einem Tisch und meine Arme fühlten sich merkwürdig schlaff an. Ich seufzte leise auf, als ich mich auf einen Stuhl fallen ließ. Erst dann fiel mir auf, dass direkt am Tische neben mir Lily Evans saß und mir einen undeutbaren Blick zuwarf. Als ich diesen erwiderte, richtete sie ihren Kopf schlagartig auf ihr Buch zurück und machte eilig auf einem Blatt Pergament Notizen. Bildete ich mir das ein oder waren ihre Wangen leicht gerötet? Ein leises Grinsen stahl sich auf mein Gesicht. Wenn das nur Potter-Junior wüsste, dass seine Mutter beim Anblick seines Rivalen errötete. Ich lachte bei diesem Gedanken leise auf und griff nach dem ersten Buch. Mit hochgezogener Augenbraue durchblätterte ich die Seiten. Nun wunderte es mich wirklich nicht mehr, dass diese Bücher im hintersten Eck der Bibliothek standen. Es waren lauter Versuchsansätze für neue Zaubertränke, die begonnen wurden, man aber an irgendeiner Stelle nicht mehr weitergekommen war. Nach Abbruch waren oft noch einige Seiten über verschiedene Theorien der weiteren Vorgehensweise angegeben, aber auf ein wirkliches Ergebnis kam man nicht. Etwas enttäuscht klappte ich das Buch zu und schnappte mir das nächste. Doch was sich mir bot, war nicht wirklich brauchbarer, zumal ich das Wort „Zeitreisen“ noch kein einziges Mal gelesen hatte. War denn ein Zauber, der die Haut für ein ganzes Jahr lang grün färbte, so viel wichtiger, als die erstaunliche Erfindung der Zeitreise? Obwohl… so ein schickes grün würde doch hervorragend zu Potter passen. Ich schmunzelte und schaute mir diesen Zauber genauer an. Doch wie eigentlich alles in den Büchern, war dieser nie vollendet worden. Man diskutierte noch darüber, ob die Zauberstabbewegung mit einem Schnippen oder einem eleganten Schlenker abgeschlossen werden sollte. Zumal hatte man für genaue Versuche noch kein freiwilliges Versuchsobjekt gefunden. Langsam war meine Geduld am Ende und ich schlug auch dieses Buch zu und pfefferte es etwas unsanft auf den Stapel Bücher, den ich bereits durchgeschaut hatte. Wie eine Pistole schoss bei diesem Geräusch der Kopf der Bibliothekarin hoch und sie fixierte mich mit einem strengen Blick, den ich aber schlichtweg ignorierte. Als ich eines der letzten Bücher aufschlug, ertönte plötzlich eine Stimme neben mir. „Suchst du etwas Bestimmtes?“ Lily stand neben mir und hatte sich, ohne eine Antwort abzuwarten, ein Buch von meinem Stapel geschnappt und blätterte es durch. „Da steht ja nur nutzloses Zeug drin!“, sagte sie erstaunt und warf mir einen verwunderten Blick zu. „Danke, das weiß ich auch!“, antwortete ich gereizt und riss das Buch wieder aus ihren Händen. Das letzte was ich in diesem Moment brauchen konnte, war eine Person, die mir klar machte, wie sinnlos die ganze Suche hier war. Empört über meine grobe Reaktion, setzte sie sich wieder an ihren Tisch und grummelte leise: „Wollte doch nur helfen!“ ‚Die ist ja schlimmer, als Mutter Theresa persönlich!’, dachte ich und verdrehte dabei die Augen. Nach einer weiteren Stunde hatte ich auch das letzte Buch, das ich in dieser kleinen Abteilung finden konnte zugeklappt. Ich kam mir auf einmal total dämlich vor, dass ich meine wertvolle Zeit mit so einem Blödsinn verschwendet hatte. Zeitreisen wurden gerade mal in zwei Büchern erwähnt, doch es stand beide Male nur ein kurzer Satz darunter, der besagte, dass man bisher noch keinerlei Ansatzpunkte hatte, solch große Magie zu entwickeln. Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck, stopfte ich alle Bücher wieder zurück in die Regale. Mein Schädel brummte. Das durfte doch alles nicht wahr sein. So weit in der Vergangenheit war ich doch gar nicht. Es durften vielleicht ein bisschen mehr als 20 Jahre sein und da war noch kein schlauer Kopf auf die Idee gekommen, eine Zeitmaschine zu entwickeln? Ratlos setzte ich mich wieder an den Tisch und ließ meinen Kopf in meine Hände sinken. Mit meinen Fingern massierte ich langsam meine Schläfen, um den pochenden Schmerz in meinem Kopf ein wenig zu besänftigen. „Wenn du doch noch Hilfe brauchst, ich kenne mich hier in der Bibliothek gut aus!“ Ich hob meinen Kopf und starrte in Lilys Gesicht. Hatte sie mich etwa die ganze Zeit beobachtet? Okay…ich gab mich geschlagen. Vielleicht konnte sie mir ja wirklich helfen. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Langsam stand ich auf und setzte mich zu ihr an den Tisch. Sie sah mich überrascht an, doch ein freundliches Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Ich beugte mich ein wenig vor und flüsterte: „Kennst du vielleicht ein Buch über Zeitreisen?“ Ihre tiefgrünen Augen fixierten mich. Sie hatte wieder diesen Blick, den man unmöglich deuten konnte. Ich war ihr immer noch ziemlich nah und so stieg mir langsam ihr blumiger Duft in die Nase, den ich als sehr angenehm empfand. Ich erforschte mit meinen Augen nun vorsichtig die sanften Züge ihres Gesichts, wobei sich plötzlich ein seltsames Kribbeln in meiner Magengegend ausbreitete. Erschrocken wich ich ein wenig zurück und nun durchbrach auch sie die seltsame Atmosphäre, die für eine kurzen Moment lang geherrscht hatte – mit einem Lachen. Entgeistert starrte ich sie an. Was gab es denn bitteschön zu lachen? „Ist das dein Ernst?“, fragte sie mit erstickter Stimme und musste sich regelrecht das weitere Lachen verkneifen. „Natürlich!“, antwortete ich schnaubend. „Denkst du wirklich, ich hätte dich sonst freiwillig gefragt?“ Bei dieser barschen Antwort verstummte ihr leises Lachen und sie schaute mich finster an. Dann räusperte sie sich und sagte nun etwas ernster: „Also ich weiß nicht, warum du etwas über dieses Thema suchst, im Lehrplan ist es jedenfalls nicht enthalten! Warum auch? Zeitreisen sind unmöglich!“ ‚Pah! Wenn die wüsste!“, dachte ich, antwortete jedoch beiläufig: „So rein aus Interesse!“ „Du solltest dich lieber mit den Themen des Unterrichts beschäftigen! Für dich wird es ziemlich schwer sein, mitten im Jahr einzusteigen! Auf welcher Schule warst du eigentlich vorher?“ „Ähm…Durmstrang!“, antwortete ich, da dies die erste Schule war, die mir spontan einfiel. Lilys Gesicht nahm einen leicht grimmigen Ausdruck an, aber versucht unberührt zu klingen, sagte sie: „Ich habe gehört, dass in Durmstrang auch schwarze Magie gelehrt wird!“ Sie sah mich mit einem durchdringenden Blick an. Ich lehnte mich lässig in meinem Stuhl zurück und antworte grinsend über ihre Reaktion: „Und wenn?“ Lily hatte wohl mit einer solchen Antwort nicht gerechnet und sagte daraufhin weniger ruhig: „Naja… so etwas wird in Hogwarts nicht geduldet!“ „Und wenn schon!“, meinte ich unbeeindruckt. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Es machte in diesem Moment wirklich großen Spaß, die Reaktionen dieses Mädchens zu testen. Ihre Augen hatten sich inzwischen zu Schlitzen geformt. Nun setzte ich all meinen Charme ein, beugte mich wieder nah zu ihr vor und flüsterte ihr mit einem süffisanten Lächeln zu: „Keine Sorge! Dich werde ich ganz sicher nicht verhexen!“ Ich hörte ich, wie sie plötzlich nach Luft schnappte und im nächsten Moment war sie ruckartig aufgestanden. Sie kramte hastig ihre Pergamentrolle und Feder zusammen und stopfte sie in ihre Tasche. Das dicke Buch, das sie gelesen hatte, klemmte sie sich unter den Arm. „Der Unterricht beginnt gleich!“, sagte sie knapp und rauschte aus der Bibliothek. Breit grinsend starrte ich ihr hinterher. Meinem Malfoy’schen Charme konnte eben niemand widerstehen. Doch plötzlich hörte ich einen dumpfen Aufprall in dem Gang direkt neben mir. Ich drehte mich schlagartig um und sah eine Person, die auf dem Boden kniete und das Buch, das eben zu Boden gefallen war, wieder aufhob. Als sie sich wieder aufrichtete, erkannte ich Snape, der mich mit seinen schwarzen Augen düster anblickte. Hatte er etwa alles mit angehört? Ich hielt seinem Blick stand, bis er seinen Kopf wegdrehte und an mir vorbei rauschte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich die ganze Zeit durch das Regal beobachtet hatte und mir wurde klar, dass ich nun wirklich aufpassen musste, wenn ich weiter nachforschte. Auch wenn ich noch nicht wusste, wo ich dies machen sollte. Seufzend verließ ich nun auch die Bibliothek und machte mich auf den Weg zu den Kerkern, wo ich nun meine erste Stunde Zaubertränke verbringen würde, die genau genommen schon längst vergangen war. Diese ganze Zeitreisengeschichte war einfach nur bizarr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)