Lily und Draco von abgemeldet (Begegnung der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 2: Der Vater des Rivalen -------------------------------- Sanfte Sonnenstrahlen, die durch das schmale Kerkerfenster hindurch drangen, strichen über mein Gesicht, als ich langsam die Augen öffnete. Ich gähnte einmal ausgiebig und wollte mich bei dieser Ruhe am liebsten wieder zurücklehnen. Moment mal! Ruhe? Seid wann war es im Slytherin Schlafsaal ruhig, wenn Crabbe und Goyle doch sonst immer das reinste Bäumesägen veranstalteten. Ruckartig richtete ich meinen Oberkörper auf und ließ meinen Blick durch den Schlafsaal wandern. Alle Betten waren leer. Schnell schaute ich auf meinen Nachttisch, ohne die Uhr zu entdecken, die dort sonst immer stand. Genervt schaute ich auf meine Armbanduhr, die ich noch, genau wie meinen Schulumhang, anhatte. In einer halben Stunde würde der Unterricht beginnen. Fluchend stand ich auf. „Verdammt! Warum haben mich diese Idioten nicht geweckt?“ Doch ich hatte nur einen Schritt getan, schon stieß ich mit dem Schienbein gegen die Bettkante des nächsten Himmelbettes. Der Schmerz wanderte unangenehm mein gesamtes Bein hinauf und ein weiterer Schrei entfuhr mir, der mehr von Wut, als von Schmerz geprägt war. Seid wann war zwischen den Betten so wenig Platz? Ich schaute mich nochmals genauer um und erst dann viel mir auf, dass der Raum nicht so war, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Und überhaupt, wo war das Poster meiner Lieblingsquidditchmannschaft? 'Das konnte doch nur alles ein böser Scherz sein', fuhr es mir ärgerlich durch den Kopf, doch dann drang eine andere Erinnerung vor meine Augen. Ich sah dieses rothaarige Mädchen mit diesen intensiven grünen Augen. Kurz darauf bahnte sich die Gestalt eines jungen Professor Snape durch meine Gedanken. „Nein!“, flüsterte ich. Das konnte doch nur alles ein Traum gewesen sein. Das war doch nie im Leben Wirklichkeit. Als nun auch die gesamte Erinnerung an das kam, dass scheinbar die letzten Stunden passiert war, griff ich hastig in die Tasche meines Umhangs. Schon als ich den Gegenstand in meiner Tasche berührte, packte mich eine panische Kälte. Ich zog ihn heraus und betrachtete den goldenen Zeitumkehrer, der nun im leisen Sonnenlicht unschuldig glänzte. „Das darf doch nicht…!“, begann ich ungläubig und schlug mir dann mit der flachen Hand ins Gesicht. „Draco! Du träumst!“, redete ich mir laut ein und schlug noch mal zu. Als das nichts brachte kniff ich mir mit aller Kraft in den Oberarm. Doch alles was ich zurückließ war ein dunkelroter Fleck. „Verdammt!“, schrie ich auf. „Das kann doch alles nicht wahr sein!“ Hastig durchquerte ich das Zimmer Richtung Bad. Ich öffnete die schwere Tür und sah mich kurz um. Auch hier war alles ausgestorben, wo Blaise doch sonst immer eine laute Wasserschlacht veranstaltete. Auch wenn ich dieses allmorgendliche Ritual immer missbilligend betrachtet hatte, hätte ich selbst meinen Nimbus 2001 dafür hergegeben, um eine Ladung Wasser von Blaise ins Gesicht geschleudert zu kriegen. Nur um erleichtert festzustellen, dass ich immer noch in meiner Zeit war. Ich trat an ein Waschbecken und schaute in mein kreideweißes Gesicht, auf dem sich langsam rote Panikflecken bildeten. Auf meiner rechten Wange zeichnete sich immer noch ein großer roter Handabdruck ab. Ich drehte den Wasserhahn auf und wusch mein Gesicht mit eiskaltem Wasser, noch ein wenig hoffnungsvoll, dies würde mich aus diesem Alptraum hinausholen. Doch nichts geschah, außer dass mein Gesicht langsam wieder seine normale Hautfarbe annahm. Ich atmete tief durch und versuchte wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Das Beste, was ich tun konnte, war zu aller erst in die Bibliothek zu gehen. Dort musste ich doch irgendetwas über Zeitreisen finden. Wenn es zu dieser Zeit überhaupt schon möglich war. Hastig schüttelte ich den Kopf und redete mir selbst zu: „Nicht schon wieder jegliche Hoffnung kaputtmachen!“ Warum musste ich auch immer so negativ denken? Im Gemeinschaftsraum erblickte ich nur ein paar Schüler, die an den Tischen saßen, ihren Kopf in Bücher gesteckt hatten und eifrig auf ein Blatt Pergament kritzelten. Keinen davon kannte ich. Und es schien auch jeder zu beschäftigt zu sein, um zu bemerken, dass ich hier eigentlich nicht hergehörte. Eilig verließ ich den Gemeinschaftsraum und trat auf den kühlen Gang, der nur von ein paar Fackeln spärlich beleuchtet wurde. Meine Schritte beschleunigten sich schlagartig, ich rannte schon fast, doch verlangsamte mein Tempo wieder, als ich bemerkte, wie mich einige Schüler auf den Gängen verwirrt anstarrten. 'Wo bleibt nur mein stolzer Gang?', murrte ich innerlich und begann nun in gewohnter Haltung durch das Schloss zu schreiten. Die Malfoy'sche Etikette musste schließlich eingehalten werden. Egal in welcher Zeit ich mich befand. Tief in Gedanken versunken lief ich beinahe automatisch Richtung Bibliothek, doch plötzlich stellte sich mir etwas, oder besser gesagt jemand, in den Weg, gegen den ich nun hart prallte. Dieser jemand schrie auf, bevor ich den Mund aufmachen konnte: „Kannst du nicht aufpassen?“ Ich sah meinen Gegenübern kurz an und erkannte einen jungen mit Brille und in alle Richtung stehenden dunkelbraunen Haare. Es schien, als ob mir ein großer Stein vom Herzen fallen würde, als ich zurückblaffte: „Pass du besser auf, wo du hintrittst, Potter!“ Doch als ich den jungen genauer betrachtete, sank mein Herz wieder bis zum tiefsten Punkt meines Körpers. Dieser junge sah zwar aus wie Potter, doch hatte er weder grünen Augen, noch eine blitzförmige Narbe auf der Stirn. „Hey James! Kennst du den?“, ertönte plötzlich eine andere Stimme und ein weiterer Junge, der schulterlanges schwarzes Haar hatte, trat neben das Potter-Double und fixierte mich mit seinen dunklen Augen. Beim klang dieses Namens, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich es hier mit Potters Vater zu tun haben musste. Dieser antwortete nun auf die Frage seines Freundes: „Nein!“ und betrachtete dabei verachtend das Slytherin-Wappen, das auf meiner Brust prangte. Mir wurde das hier allmählich zu blöd, was ich auch laut aussprach. Dann kehrte ich den beiden den Rücken zu und ging weiter meinen Weg. Doch wenn ich gedacht hatte, das würde so einfach gehen, dann hatte ich mich gnadenlos getäuscht. Die laute Stimme Potter-Seniors ertönte hinter mir und rief: „Hey! Wir sind noch nicht fertig!“ Und bevor ich meinen Zauberstab ziehen konnte, klappte mein Körper steif zusammen und ich landete mit dem Gesicht voraus auf dem harten kalten Steinboden. Ich vernahm einige erschreckende Schreie, die von lautem Gelächter übertönt wurden. Innerlich fluchte ich. Dieser verdammte Potter. Warum musste ich ausgerechnet in seiner Zeit landen? Wie konnte er es wagen, mich einfach grundlos zu verhexen? Ich konnte keinen Finger mehr rühren. Das Gelächter pochte hart in meinen Ohren. Diese Demütigung. Doch plötzlich erstarb es. Ich konnte nicht sehen warum, da mein Blick auf den Boden gerichtet war, aber ich hörte eine wütende weibliche Stimme, die ich schon am Abend zuvor das allererste Mal gehört hatte. „James Potter!“ Ich vernahm nun Schritte neben mir und ein lieblicher Duft stieg in meine Nase. „Wann wirst du es endlich lassen, andere Schüler hinter ihrem Rücken zu verhexen!? So einen Feigling wie dich, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!“ Wenn ich hätte grinsen können, dann hätte ich es getan. Was für ein temperamentvolles Mädchen. Ich hörte die Stimme Potters, die nun nicht mehr arrogant und selbstbewusst, sondern ziemlich kleinlaut klang. Er stotterte förmlich: „A-aber Evans!“ Er schritt langsam näher auf das Mädchen zu, das wutentbrannt neben mir stand. „Da-das sollte doch nur ein Scherz -“ „Ich halte nichts von deinen so genannten Scherzen, Potter!“, schnitt Lily im scharf das Wort ab. „Entweder du hebst den Fluch jetzt sofort auf und entschuldigst dich oder -“ „Oder was?“, unterbrach sie nun Potter, der sein Selbstvertrauen anscheinend wieder ein wenig zurück gewonnen hatte. „Oder ich ziehe dir einen ganzen Haufen Punkte ab!“, antwortete Lily bissig. „Hey Evans!“, ertönte plötzlich die dunkle Stimme des anderen Jungen. „Wenn du James Punkte abziehst, betrifft das doch auch dein eigenes Haus!“ „Dann kannst du dich ja bei deinem Freund Potter bedanken, Black!“ Gespannt verfolgte ich dieses hitzige Gespräch und fragte mich, wie lange ich noch hier am Boden liegen musste. Das würde Potter mir büßen. Auch wenn ich wichtigere Dinge zu tun hatte, als mich um diesen Kindergarten hier zu kümmern, ich hatte schließlich auch noch meinen Stolz. Und dieser erlaubte mir nicht, diesen Mistkerl ungeschoren davon kommen zu lassen. Ich wurde aus meinen Rachegedanken hinaus gerissen, als die unangenehme Spannung endlich von meinem Körper wich und ich wieder in der Lage war mich zu rühren. Langsam rappelte ich mich wieder hoch und starrte in Potters Gesicht, das mich verbittert anstarrte. „Du sollst dich noch entschuldigen, hab ich gesagt!“, durchfuhr Lily die angespannte Stille. Potter wandte sich nun ihr zu und antworte wütend: „Vergiss es!“ Dann drehte er sich schlagartig um und stampfte davon. Lily schnaubte. Doch dann wandte sie sich mit einem völlig gewandelten Gesichtsausdruck zu mir und fragte besorgt: „Alles in Ordnung?“ Ich starrte sie an. Da hatte mir tatsächlich eine Gryffindor, sogar noch die Mutter meines Erzfeindes, mich aus dieser peinlichen Lage befreit. Normalerweise hätte ich sie angefahren, dass ich ihre Hilfe nicht brauchte, doch für diesen kurzen Moment schluckte ich meinen gesamten Stolz runter und murmelte leise: „Ja, geht schon!“ Aber ein simples „Danke“ brachte ich nicht hervor, auch wenn es vielleicht angebracht war. So tief war ich noch nicht gesunken, dass ich mich bei jemandem bedankte. Schon gar nicht bei einer Gryffindor. Ich drehte mich schleunigst um und wollte gehen, als sie plötzlich rief: „Warte mal!“ Dann streckte sie mir ein Blatt Pergament entgegen. „Da du bei Professor Slughorn nicht aufgetaucht bist, hat er mich gebeten, dir das zu geben! Dein Stundenplan!“ Mit hochgezogener Augenbraue, nahm ich den Stundenplan entgegen. „Seid wann bittet der Hauslehrer von Slytherin eine Gryffindor etwas einem Slytherin zu übergeben?“ Mir war dieser Kommentar nur so beiläufig rausgerutscht, ohne zu wissen, was ich damit auslöste. Lily schaute mich argwöhnisch an und antwortete nun in einem etwas unfreundlicherem Ton: „Was hat so was denn mit den unterschiedlichen Häusern zu tun? Ich bin Vertrauensschülerin, da spielt diese blödsinnige Gryffindor-Slytherin-Feindschaft keine Rolle!“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon. Ihr langes rotes Haar wehte aufbrausend hinter ihr her. Ich konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen, bis sie völlig verschwunden war. 'Was für ein Temperament!', dachte ich wiederholt beeindruckt und ein Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht. Das könnte noch interessant werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)