Schmetterlingsjäger von Asaliah (für EmiruStarLike) ================================================================================ Kapitel 1: 1/1 -------------- Titel: Schmetterlingsjäger Kapitel: 1/1 Autor: Asaliah Mail: Siberian173@yahoo.de Fandome: Nightmare Genre: Shonen ai Disclaimer: Alles nur fiktiv, erdacht, nicht echt und nicht der Wirklichkeit entsprechend. An der Band habe ich keinerlei Rechte und werde für diese Fanfic auch nicht entgeldlich entlohnt. Kommentar: Eigentlich ist es eine Geburtstagsgeschichte für EmiruStarlike, die sie auch ausgedruckt zum Geburtstag bekommen hat. Nur habe ich Chaot die Story irgendwie...vergessen hochzuladen und jetzt, da das Januargeburtstagskind gerade außer Lande ist, hole ich das Versäumnis hiermit nach. Und jetzt höre ich auch auf hier rumzuquasseln und wünsche hoffentlich viel Spaß. ^^ ___________________________________________________________________________________________________________ Die Gespräche der Leute verfingen sich nicht in der angenehm kühlen Nachtluft, sondern schienen vielmehr an Lautstärke zuzunehmen. Einzelne Wortfetzen und Gelächter gingen in ein einziges Murmeln unter und schwollen an, bis es beinahe etwas Körperliches hatte. „Als könnte man es anfassen.“, äußerte Hitsugi seinen Gedanken und schüttelte den Kopf. Natürlich war dies albern und er wusste es auch selber. Nachts nahm man Geräusche wohl schon allein vom Instinkt her intensiver und dadurch auch lauter wahr, als am Tage. Und dennoch, oder vielleicht gerade wegen dieser nun geschärften Wahrnehmung, waren die Abendstunden und allen voran die Nacht wesentlich lauter als der Tag. Die Stadt war nie wirklich ruhig. Es gab immer Bewegung, immer Gespräche und Leben in den riesigen Straßenschluchten, die sich dem Himmel entgegenstreckten und ihn aller Größe zum Trotz doch nicht erreichten. New York war die Stadt die niemals schlief. Zumindest wenn man den Filmen, Reiseberichten, Liedern und Geschichten glauben durfte. Aber Tokio konnte, was die Schlaflosigkeit anging durchaus mit dieser Metropole konkurrieren. Ließ man die Sprache außer Acht, gab es praktisch keinen Unterschied, befand Hitsugi, ohne je selbst die andere Stadt gesehen zu haben. Wo sollte der Unterschied sein? Beide Städte explodierten beinahe an Leben, Bewegung und Einwohnern. Sicher war es nachts dort drüben in der Küstenstadt ebenso laut wie hier. „Was?“ Yomis Stimme riss ihn beinahe grob aus seinen Überlegungen, in denen er sich bereits zu verstricken drohte. Hitsugi schob die Gedanken beiseite und brauchte einen Moment, um den Faden wieder aufnehmen zu können. „Die Gespräche. Wie ein Bienenschwarm.“ Yomi neigte seinen Kopf ein wenig nach unten und schwieg einen Moment, ehe er zustimmend nickte. „Mir ist nie aufgefallen wie laut es ist.“ „Man geht ja nun auch nicht so oft nachts raus wenn man am nächsten Tag unglaublich viel Arbeit vor sich hat. Und wenn wir mit allen unterwegs sind, achten wir nicht so drauf.“, erwiderte Yomi. Eine Weile gaben sich die beiden Musiker dem Schweigen hin, welches sich über sie gelegt hatte. Hitsugi sah zu Yomi, der neben ihm herschlenderte und gedankenverloren irgendeinen Punkt vor ihnen fixierte. Die Straße wurde von Laternen erhellt, deren kaltes Licht scharfe Kreise auf den Boden zeichneten. Leuchtreklamen in allen Farben strahlten fast schon um die Wette, als wollte eine die andere übertrumpfen. Nur in Lokalen und Restaurants die offen waren und aus denen auch ein nicht zu geringer Teil des lauten Murmelns kam, brannte warmes Licht und tauchte die Menschen darin in eine beinahe romantische Atmosphäre. „Ist schon lange her das wir allein was unternommen haben.“, meinte Yomi und Hitsugi nickte. „Sehr lange.“, pflichtete er ihm bei. Eines Morgens wachte ich auf. Wie immer. Ein ganz normaler Morgen. Der Tag versprach nichts Besonderes zu werden und mir war bewusst, dass ich an diesem Tag kaum aufbrechen würde um die Welt zu verbessern. Ich tat, was ich immer morgens zu tun pflege. Es war eben alles wie immer. Wenn ich heute darüber nachdenke, sollte ich an diesem einen Tag ein anderes Gefühl gehabt haben. Vorfreude auf das, was mir ein neuer Tag bringen kann. Aber so habe ich mich nicht gefühlt. Es war ein Tag wie jeder andere auch. Sogar das Wetter war durchschnittlich. Nicht wirklich sonnig und schön aber auch nicht grau und verregnet. Unheimlich normal. Und dann ging ich hinaus in diesen neuen Morgen, in diesen Tag, der mir nichts versprach und fing einen Schmetterling. Er hatte das vermisst. Yomi. Die Art wie er war. Momente wie diesen, in dem sie nichts sagen mussten und sich deshalb auch nicht schlecht fühlten. Das konnte er dem anderen jedoch nicht sagen. Und schon gar nicht jetzt. Es gab Augenblicke, die einfach zu zerbrechlich waren. Augenblicke wie dieser. Ein unbedachtes Wort, konnte ihn zerstören. Hitsugi wusste sehr wohl noch den Grund, aus welchem sie so lange nichts mehr zu zweit unternommen haben. Zu zweit und dann um solche Uhrzeiten. Doch er wollte darüber nicht jetzt sinnieren. Alles was er wollte, war diesen Moment zu genießen, der genau so war wie er sein sollte und alles einfach richtig war. So zart und verletzlich. Und gleichzeitig so wunderschön und stark. Stark genug um der Welt, die um so vieles größer ist als er, entgegen zu treten und in ihr zu Recht zu kommen. Doch für wie lange? Nach einer Weile, die sie in stiller Übereinkunft nebeneinander herliefen und das weiterhin nicht leiser werdende Murmeln der Menschen sie umgab, beendete Hitsugi das Schweigen. Nicht weil er es leid war, sondern weil man irgendwann einfach wieder redete um nicht unversehens vor der eigenen Wohnungstür zu stehen und den Moment nicht genutzt zu haben. „Wir sollten aufhören uns wie Kinder zu benehmen und wieder öfters was miteinander unternehmen. Ich meine, jetzt ist uns der Himmel auch nicht auf den Kopf gefallen.“ „Stimmt schon.“ Yomi sah bei seinen eigenen Worten zu ihm und versuchte sich an einem Lächeln, welches jedoch einen wehmütigen Nachgeschmack zu haben schien, so dass der Sänger sich wieder auf den imaginären Punkt konzentrierte, auf den sie beständig zuliefen. Ob es das falsche Thema war, welches er angesprochen hatte? Dabei war Hitsugi sich so sicher gewesen, dass es okay sei, dass Ruhe eingekehrt war. Sah nur er das so? Aber Yomi hatte nicht Gegenteiliges angedeutet. Weder an dem heutigen Abend, noch zu einem früheren Zeitpunkt. Gelegenheiten ein Gespräch darüber zu führen, gab es reichlich. Auch Hitsugi sah wieder nach vorn. Die bunten Lichter der Stadt fingen ihn wieder ein und es kam ihm vor, als würde er sich in einer ganz anderen Welt befinden. Es war immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie viel anders die Umgebung in der man sich befand auf einmal war, wenn sie in Dunkelheit getaucht wurde. Sogar die Luft schien sich diesem Umstand angepasst zu haben. Es bedurfte nicht immer Kerzenschein, Meeresrauschen oder einen ruhig gelegenen Park in dem man die Sterne im Nachthimmel zählen konnte, um einen Hauch Romantik in das eigene Leben zu lassen. Die Stadt war ganz sicher nicht das Mekka der Liebe und bestach durch einen gänzlich anderen Charme. Und doch gab es sie. Die romantischen Momente, die genau dann zu spüren waren, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnete. Und manchmal, konnte man sie auch nicht gebrauchen. So wie heute. Eine Trennung war eine Trennung und würde auch eine bleiben. Es war nicht gut beendete Beziehungen wieder aufzuwärmen. Und ganz sicher war es nicht gut, sie wieder aufzuwärmen, weil ein kurzer Anflug von Gefühlen da war, der nicht einmal zwingend etwas mit dem Sänger zu tun hatte, der seine Hände in seine Taschen gerettet hatte. Yomi fehlte ihm. Daraus machte Hitsugi auch keinen Hehl. Es war anders, seid es vorbei war. Nicht leichter und schöner, aber auch nicht schlechter. Nur anders. Eine Trennung war niemals einfach und bereitete wohl auch den wenigsten Leuten Freude. Hitsugi zumindest zählte zu den Menschen, denen es keinen Spaß gemacht hatte und soweit er diese Einschätzung wagte, zählte auch Yomi zu eben diesen Menschen. Es war schwer gewesen. Unter anderen, normalen Umständen, hätten sie sich aus dem Weg gehen können um sich in der Illusion zu wiegen, dass es dadurch leichter sein könnte. Doch wie sollten sie das machen, wenn sie nicht einfach nur zwei Leute waren die sich trennten, sondern auch noch zusammen Musik machten? Wahrscheinlich wurde deshalb immer von Liebe auf der Arbeit abgeraten. Aber immerhin hatten sie es geschafft. Es gab weder nennenswerte Szenen, noch drang irgendetwas nach außen. Sie regelten es unter sich, hielten die anderen möglichst aus dieser Angelegenheit raus und entgingen somit auch dem einen oder anderen gut gemeinten Ratschlag. Und heute konnten sie miteinander umgehen wie immer. Fast wie immer. Etwas anders als früher würde es wohl immer bleiben. Ich fing den Schmetterling ganz behutsam mit meinen Händen. So zart. So zerbrechlich. Um ihn vor den Gefahren mit der die Welt um ihn herum aufwartete zu schützen, sperrte ich ihn in ein Haus aus Glas. „Hast du noch Lust was zu trinken?“, fragte Hitsugi. Der Abend war schön und er gedachte, ihn ebenso schön ausklingen zu lassen. Es kam ihm nicht richtig vor jetzt einfach nur nach Hause zu gehen. Nicht weil er einen Abend mit Yomi verbracht hatte und zwischen ihnen alles bereinigt schien. Einfach nur so. Weil der Abend sehr nett war, weil ihm danach war noch etwas unter Menschen zu sein und es alleine nicht so viel Spaß machte und weil es sich einfach anbot. „Klar. Warum nicht?“, antwortete Yomi mit einem fast schon unverschämten Grinsen auf den Lippen. „Übertreib es nicht. Ich hab nicht davon geredet, dass ich dir einen ausgebe oder ich dich dann nach Hause bringe.“, warf Hitsugi ein. „Was du immer von mir denkst. Ich habe keine Ahnung wie du auf so was kommst.“, schmollte der Sänger. „Nein, nur nicht.“, erwiderte Hitsugi und lächelte versöhnlich, als Yomi ihn mit einem säuerlichen Blick bedachte. „Du tust ja gerade so, als würde ich mit der Flasche aufwachen.“ Hitugi schmunzelte bei dem Bild, welches sich in seinem Kopf aufbaute und hob unschuldig die Schultern. „Ach weißt du... Mich würde es ja nicht stören.“, zog er den anderen dann auf. „Wir trinken ja eh nichts Alkoholisches.“, fügte Hitsugi dann hinzu. Fast wie früher. Fast. Bevor alles sich verändert hatte und aus den Rudern lief. Hitsugi hatte sich selber eher für einen Menschen gehalten, der nicht lautstark aus einer Beziehung scheidet. Allerdings konnte auch niemand behaupten, dass zum Schluss hin mit Wattebauschen geworfen wurde. Sie hatten sich zwar in aller Vernunft getrennt, aber der Weg dahin war wesentlich beschwerlicher, als Hitsugi es jemals erwartet hatte. Dass es nichts für die Ewigkeit war, hatte der Gittarist nie so gesehen. Es war einfach nicht schön, gleich am Anfang einer Beziehung davon auszugehen, dass es ohnehin bald vorüber sein würde, aber es war auch utopisch, gleich von einer lebenslangen Partnerschaft auszugehen. Daher hatte er sich damit nicht wirklich auseinander gesetzt. Bis er merkte, dass die Beziehung so wie sie war nicht funktionierte. Es war ein schleichender Prozess gewesen und manchmal glaubte Hitsugi, dass er begonnen hatte, als die erste Verliebtheit vorüber war. Man sollte meinen, wenn man mit jemandem zusammen war, den man schon so lange kannte, wie Yomi und er sich kannte, wüsste man über den anderen Bescheid. Man wusste um seine kleinen Fehler und Macken und man wusste um seine positiven Eigenschaften. Tatsache aber war, dass all dies etwas anderes war, wenn es auf einmal nicht mehr um Freundschaft ging, wenn es nicht mehr um die Band ging, sondern nur um diesen Menschen als Partner. Dabei hatte alles so schön angefangen… Und sie hatten wirklich schöne Zeiten miteinander gehabt. Zeiten die ihm heute fehlten, die er vermisste. „Mach ruhig so weiter und ich lass dich eiskalt auf der Rechnung sitzen.“, drohte Yomi und zog Hitsugi hinter sich her zu einem kleinen Imbiss. „Das traust du dich gar nicht. Ich weiß wo du wohnst und ich weiß auch als was du arbeitest.“, lachte der Gittarist. Ein angenehmer Geruch von frischem Essen stieg Hitsugi in die Nase und gegen seinen Willen bekam er Appetit. Nicht Hunger. Nur Appetit. Dabei hatte vorhin noch gut gegessen, was untertrieben war. Als er mit Yomi nach Hause wollte, hatte er das Gefühl gehabt, der Sänger müsse jeden Moment anfangen ihn über den Bürgersteig zu rollen, weil er keinen weiteren Schritt mehr gehen konnte. Natürlich hatte dieses Gefühl nachgelassen als sie lange genug nebeneinander hergeschlendert waren. Und es meldete sich auch nicht zurück, als tief einatmete. Im Gegenteil. Nudeln. Er konnte sie genau riechen. Dennoch blieb er bei einer Cola und während er bezahlte, fiel ihm wieder die Lautstärke auf, die die Stadt um diese späte Stunde aufbringen konnte. Anders als zuvor, nahm er nun aber mehr die Hektik wahr, als das pulsierende Leben welches sich durch die Straßenschluchten drängte. Vielleicht wurde er müde. Bei Müdigkeit wurde doch jeder empfindlich. Ein Grund mehr gleich einen kräftigen Schluck des koffeinhaltigen Erfrischungsgetränkes zu nehmen und seine Kehle damit zu benetzen. Während er mit Yomi, der gut gelaunt aß weiterging, wartete er auf die Wirkung, die die Müdigkeit vertreiben sollte. Und Kopfschmerzen und Depressionen. Letztere konnte er nicht vorweisen und vielleicht war das der Grund, aus dem seine Müdigkeit nicht verschwand. Hitsugi gähne hinter vorgehaltener Hand. „Das hilft nicht dagegen.“, ließ Yomi ihn wissen und nahm die Flasche aus Hitsugis Hand um selber etwas zu trinken. „Man ist irgendwann abgehärtet.“, fuhr er fort und warf den Pappbecher, welcher als Behältnis für seine Nudeln gedient hatte in einen Abfalleimer. „Kann sein.“, räumte Hitsugi ein und leerte die Flasche mit einem Zug. „Ist aber lecker.“, meinte er dann und schlenderte weiter neben Yomi her. Aber ich merkte nicht, dass ich ihn damit erstickte. Dabei wollte ich nur das Beste für ihn. Ich wollte ihn nicht verlieren. Nie. Ich wollte ihn einfach nicht verlieren und merkte zu spät, dass ich genau das tat. Und ich verstehe es nicht. Es will nicht in meinen Kopf. Es ist meine Veränderung die mich so erschreckt. Mir ist bewusst, dass es diese Veränderung ist, die alles beendet hat, aber ich kann sie mir nicht erklären. Ich bin kein eifersüchtiger Mensch. Das war ich nie. Wollte ich nie sein. Die Freiheiten die ich haben möchte, gehören selbstverständlich auch meinem Partner. Und genau da ist mein Knackpunkt. Ich wollte nicht flirten oder die wenige Freizeit die uns gegeben wird allein verbringen. Alles was ich wollte, war bei ihm sein. So oft wie möglich. Immer. Ich wollte ihn nicht teilen. Mit nichts und niemanden. Dieses Verhalten habe ich bei anderen nie geschätzt und doch legte ich es mit einem Mal selber an den Tag. Ich kann nicht behaupten, dass ich das Ende nicht kommen sah, dass ich nicht wusste was ich tat. Fast jede Auseinandersetzung ließ sich auf diese Eifersucht zurückführen, die sich durch mich hindurch fraß und mich nicht zur Ruhe kommen ließ. Eifersucht auf Leute, die um ihn herum waren und denen er Dinge aus seinem Leben erzählte, die ich vielleicht niemals hören würde. Eifersucht auf dieses Vertrauen. Und Eifersucht auf die Zeit, die er ohne mich verbrachte, während ich mich fragte, mit was er das Vakuum füllte, welches durch mein Fehlen hervorgerufen werden musste. Blinde Eifersucht auf ein Leben, das er nicht vollständig mit mir teilen wollte. Quälende Fragen bohrten sich in mein Gehirn und raubten mir nachts meinen Schlaf. Die Zeit, die man großräumig als fortgeschrittene Stunde bezeichnete, hatten sie längst hinter sich gelassen und Hitsugi merkte mehr und mehr, dass die Müdigkeit ein übermächtiger Gegner war. Er war unendlich müde. Zu behaupten, dass er noch nie in seinem Leben so eine Sehnsucht nach Schlaf verspürt hatte, wäre eine Lüge gewesen. Er wusste, dass er nicht wie ein gefällter Baum in sein Bett fallen würde um dort den Schlaf der Gerechten zu schlafen. Ein Schlaf wie nur ein Stein ihn haben konnte. In der Sekunde einschlafen, in der sein Kopf das Kissen berührte. Aber so würde es nicht sein. Und seine Vorstellung gefiel ihm viel besser. Er würde sich hinlegen und die Kühle seiner Bettedecke genießen, die seinen Körper umfing und sich nur langsam seinen Temperaturen anpasste. Da sein Bett gerade frisch bezogen war, würde ihm der Geruch des Waschmittels in die Nase steigen und mit einem Blick auf den Wecker, würde er feststellen, dass es schon lange her war, dass er so spät noch aus war. Dann würde er sich an einige Details dieses Abends erinnern, lächeln und langsam einschlafen. Allein der Gedanke daran, machte ihn noch müder. Und dennoch schlenderte er weiter neben Yomi her und alberte mit ihm rum. Er fühlte sich herrlich, obwohl die Erschöpfung seine Lider schwer machte und Yomi inzwischen mehr scherzte als er. Woher nahm er nur diese Energie? „Du siehst aus, als würdest du ins Bett gehören.“ Hitsugi warf einen flüchtigen Blick zu Yomi. Es war fast schon hassenswert, dass er ihn so gut kannte und dem Sänger auch nichts verborgen blieb. Dabei hatte er sich so angestrengt es sich nicht anmerken zu lassen. „Was hat mich verraten?“ „So einiges. Da sind die tiefen Ringer unter seinen Augen, dass Gähnen, die blasse Haut und die kleinen Augen die mich so verschlafen angucken, als würden sie rufen „Jetzt bring diesen Körper irgendwie nach Hause! Egal wie. Das Bett ruft.“ und du hast außerdem auf die Frage wie du das Fernsehprogramm gestern fandest geantwortet, dass du dein Bett frisch bezogen hast und gleich schlafen wirst.“, zählte Yomi auf und tippte sich bei jedem Punkt an einen anderen Finger. Damit hatte Hitsugi nicht gerechnet und es überrumpelte ihn, dass es so viele Dinge waren, anhand denen Yomi bemerken konnte, dass er vor Erschöpfung schon nicht einmal mehr schlafen konnte, selbst wenn er sich jetzt einfach auf den nackten Boden ausgestreckt hätte. Und es war nicht so, dass ihm dieser Gedanke nicht gekommen war. Einen Moment lang schwieg er. „Oh.“, machte er irgendwann und seine Wangen röteten sich. Nicht weil es ihm peinlich war, sondern weil er sich auf eine absurde Art geschmeichelt fühlte. Die Distanz zwischen uns nahm immer mehr zu und ich wäre ein Dummkopf gewesen, wenn ich es nicht bemerkt hätte. Doch obwohl ich wusste weshalb er sich entfernte, war ich unfähig etwas zu tun. Im Gegenteil. Ich machte es nur noch schlimmer. Und das sehe ich nicht erst jetzt. Es gibt durchaus Fehler die man begeht und dabei sieht, wie falsch das eigene Handeln doch ist. Aber man kann nicht aufhören. Je größer die Entfernung zwischen uns klaffte und je mehr er sich abwandte, desto mehr bedrängte ich ihn, weil ich bei ihm sein wollte. Einfach nur bei ihm sein. Als gäbe es in meinem Kopf nichts anders. Als sei ich nicht vollständig ohne ihn. Und so ist es auch noch nach wie vor. Ich bin unvollständig und ich merke es jeden Tag. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Fehler von damals heute nicht mehr begehen würde. „Ich denke, es ist besser, wenn wir dich nach Hause bringen. Wie sieht das den aus, wenn ich dich hier durch die Straßen schleppe und schlafend auf meine Schulter sabberst?“ „Ich sabbere nicht!“, protestierte Hitsugi empört und Yomi quittierte seinen Einwurf mit einem frechen Grinsen, bei dem sich der Gittarist wieder fragte, wie der andere um diese Zeit noch so wach sein konnte. Und er fragte es sich, obwohl er gar nicht wusste wie spät es genau war. Aber sein Körper befand, dass es offenbar Zeit zum schlafen war und jetzt da Yomi es schon so ansprach, würde er sich nicht dagegen wehren nach Hause zu gehen, sich auszuziehen und schwerfällig in das Bett zu kriechen. Die süße Vorstellung wie er jede kleine Einzelheit in sich aufsaugen wurde verblasste Angesichts des Wunsches einfach nur die Augen zu schließen und zu schlafen mehr und mehr. „Na gut. Ist vielleicht besser so.“, gab er nach, auch wenn das bedeutete, dass dieser Abend nun enden würde. Es erstaunte ihn nicht zum ersten Mal seid er mit Yomi unterwegs war, wie sehr ihn dieses Beisammensein an früher erinnerte und wie sehr er es genoss. Deshalb hatte er versucht es nicht enden zu lassen und einfach noch ein bisschen in diesem Gefühl zu schwelgen, welches ihm gefehlt hatte. Aber nun schien doch ein Ende in Sicht zu sein und auch wenn es für seinen Körper einer Wohltat gleich kam, erfüllte Hitsugi dieses Wissen mit Wehmut. Dennoch schlug er widerstandslos mit Yomi den Weg zu seiner Wohnung ein. Yomis Wohnung lag näher, aber damit würden sich ihre Wege noch früher trennen und die Vorstellung allein nach Hause zu gehen, gefiel Hitsugi gar nicht. Ihm drängte sich die Frage auf, ob das egoistisch sei, denn immerhin erwartete er ja nun von Yomi, allein durch die Stadt zu gehen. Er könnte ihm ein Taxi bestellen. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, konnte Yomi auch bei ihm auf dem Sofa schlafen. Oder Yomi schlief in dem frisch bezogenem Bett und er auf dem Sofa. War es noch zu früh? Würde Yomi dieses Angebot aufdringlich finden? In Gedanken schimpfte Hitsugi mit sich selber, denn mehr als Nein sagen, konnte der Sänger nun auch wieder nicht und es war ja nichts weiter als ein freundlich gemeintes Angebot um den Abend schön ausklingen zu lassen. Und natürlich wäre auch sein schlechtes Gewissen beruhigt, weil Yomi, sollte er zusagen, nicht allein nach Hause gehen musste. Nicht das er es nicht vermochte, aber als Ende dieser Verabredung, hatte es einen unbefriedigenden Beigeschmack der ihm schal auf der Zunge lag. Auf der anderen Seite stellte sich die Frage, ob es wirklich richtig war. Es war nicht so, dass er fürchtete wieder mit ihm zu streiten oder sich in seinen Gefühlen zu verlieren, aber es war unumstößlich, dass die Beziehung die sie geführt hatte, ihre Freundschaft verändert hatte. Sie war ernster geworden und auf eine schwer in Worte zu fassende Weise auch tiefer, denn sie hatte eine Krise überstanden, die anderen Freundschaften vielleicht für immer ein Ende gesetzt hätte. Aber ihre hatte es überstanden und war nun angereichert mit dem Wissen und den Vertrauen einer Partnerschaft. Es war eine andere Vertrautheit als die einer Freundschaft und das Wissen umfasste andere Bereiche. Auch die negativen. Überreizte er diese neue Freundschaft? Übertrat er eine Grenze? Unsicher und in Gedanken vergrub Hitsugi seine Zähne in seine Unterlippe und fühlte wie die kühle Nachtluft über die feuchte Haut strich, als sie zwischen seinen Zähnen hervorrutschte. Er warf einen prüfenden Blick auf Yomi, der schweigend neben ihm herging. Seine Hände hatte der andere in seine Hosentaschen gesteckt. Nur sein Daumen waren zu sehen, die zwischen die Schlaufen seines Hosenbundes gerutscht waren. Seine Schultern waren rund und nach vorn geneigt und er hatte den Kopf ein wenig eingezogen, die Lippen ein wenig geschürzt was den Eindruck eines trotzigen Kindes erweckte, welches gerade schmollte. Offenbar gab es auch für Yomis Durchhaltevermögen Grenzen und er schien sie erreicht zu haben. „Auch müde?“, fragte Hitsugi und Yomi nickte. „War ein langer Tag.“, fasste er sein Nicken in Worte. War das nicht das Stichwort auf das er gewartet hatte? Er konnte es wohl kaum verantworten Yomi dann alleine nach Hause zu schicken. Und doch, allein meinen Zweifeln zum Trotz, liegst du neben mir. Hier. Direkt neben mir. Und ich sitze im Bett, fühle deinen Atem der meine Haut streift und sehe wie sich deine Augen im Traum unter deinen Lidern bewegen. Du liegst hier bei mir und meine Augen verschlingen jeden Zentimeter deiner nackten Haut, die das Laken freigibt Ich sehe verzückt auf deine Schultern, deinen Nacken und deinen Rücken und bedaure wirklich, dass das Mondlicht dich jetzt nicht einfangen kann. Das Bild wäre sicher malerisch. Dein Haar hängt dir wirr ins Gesicht und ich sehe noch meine Finger die sich darin vergraben. Wir brauchten keine Worte. In dem Moment als wir die Türschwelle übertraten, wussten wir beide was passieren würde. Ich konnte es in deinen Augen lesen, die bis dahin ebenso müde waren wie meine, an der Art wie du geatmet hast und wie das Leben deine inzwischen blasse Haut wieder zurückeroberte. Deine ganze Körperhaltung sprach Bände. Und nun sitze ich hier, lehne mit dem Rücken an der Wand und atme diesen Geruch hier ein. Unseren Geruch. Der Geruch unserer Körper, der Bettwäsche, dieses Zimmer und der ganzen Wohnung vermengt zu diesem einen Geruch, der einen kurzen Namen trägt. Wir. Ich sitze hier, an die Wand gelehnt und dein Atem streift meine Hüfte. Ich genieße das Gefühl und ich genieße es zu wissen, dass ich gleich wieder neben dir liegen kann. Du hast keine Ahnung, wie ich es liebe deine langen, kühlen Beine zu spüren und deine warmen Arme. Einfach zu wissen, dass du bei mir bist. Aber ich habe auch Angst und Zweifel. Es steht außer Frage, dass wir morgen nicht so tun, als sei nichts passiert. Und auch das wissen wir beide. Das hier ist der Beginn von etwas neuem und obwohl ich es diesmal besser machen will, richtig machen will, weiß ich nicht ob ich es kann. Und ich weiß nicht, ob deine Entscheidung für dich richtig war. Sie war es für mich. Oh ja. Sie war es für mich. Und sie ist es noch, wird es auch morgen noch sein und in den folgenden Tagen, Wochen und Monaten. Aber ist sie es auch für dich? Die Frage ist überflüssig, denn ich weiß die Antwort bereits. Nein. Sie ist nicht richtig für dich und diesmal kann ich nicht sagen, dass du es auch weißt. Und ich hoffe so sehr, dass du dir nicht darüber in Klaren bist, denn das würde bedeuten, dass du wieder bei mir bist, weil du mir damit einen Gefallen tun willst. Aber selbst wenn es so wäre, würde ich dich nicht aufhalten. Ich könnte es nicht. Du bewegst dich im Schlaf und ich weiß, warum ich damit leben könnte zu wissen, dass du bei mir bist, weil du mir einen Gefallen tun möchtest, weil es einfach deine Art ist. Ich kann nicht ohne dich sein. Ich brauche dich. Ich brauche dich so sehr, dass ich es dir wohl nie sagen werde. Es ist nicht meine Art eifersüchtig zu sein und andere in Ketten zu legen. Aber bei dir…bei dir ist das anders. Alles ist anders. Und auch wenn da dieser nagende Zweifel ist und das Wissen, dass es nicht gut für dich ist was wir neu angefangen haben, kann ich meine Gefühle nicht damit verschwenden mich auf das Negative zu konzentrieren. Ich kann es gar nicht, denn dein Atem streift noch immer meine nackte Haut. Genau die Stelle, an der vor kurzem noch deine Hand gelegen hat. Vielleicht ist es diesmal anders. Ich habe dich eingesperrt und mich an dich gekettet und doch bist du wieder zu mir zurückgekommen. Wie ein Schmetterling der durch die Gärten fliegt und wieder zu einer Blume zurückfindet. Und vielleicht wird es auch weiter so sein. Ich werde dich wieder in ein gläsernes Gefängnis stecken und ich weiß das auch. Ich weiß es so sicher wie ich weiß, dass bald die Sonne aufgeht und ich in dieser Nacht kein Auge zugetan habe. Aber vielleicht kann ich es diesmal offen lassen, damit du gehen und wieder zu mir zurückkommen kannst, so oft du willst. Ich liebe dich, Hitsugi. Und ich könnte noch viel mehr Zeilen füllen, doch mir läuft die Zeit davon. Gleich geht die Sonne auf. Es wird der erste Morgen einer neuen, gemeinsamen Zukunft sein und auch wenn es kitschig klingt: Ich möchte das Sonnenlicht auf deiner Haut sehen. Ein Anblick der nur mir gehören wird. Und es kann noch so kitschig klingen. Das macht mir nichts, denn diese Worte wirst du nie lesen. Wir haben uns so was nie geschrieben. Ein Blick hat gereicht und ich wünsche mir, dass ich diesmal in deinen Augen sehe wenn ich dich doch einsperre und ich es dann anders mache als früher. Ich wünsche mir, dass ich es diesmal richtig mache und du nicht bereust, für was du dich entschieden hast, als wir die Wohnung betraten und uns in die Augen sahen. Doch selbst wenn nicht, könnte ich dich nicht loslassen. Und gerade deswegen ist dieser Moment gleich so kostbar. Es ist ein Moment der mir gehört. Nur mir. So wie dir Momente gehören werden, die ich nicht mit dir erleben werde, weil ich aus meinen Fehlern lernen möchte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)