Des Schicksals Fehler

Nun, dass bin dann mal ich. Harry Potter, the bloody boy-who-lived.
Ich weiß nicht genau, wie ich meine jetzige Situation beschreiben soll, denn sie ist - wie immer - äußerst prekär und top secret.
Am besten, ich rede nicht um den heißen Brei herum: Ich wollte mich umbringen.
Nun schaut mich nicht so entsetzt an, ich lebe ja noch!
Dies habe ich allerdings einzig und allein dem Schicksal zu verdanken - buchstäblich.
Es hat mir eine zweite Chance angeboten, die ich ergriffen habe.
Doch was, wenn ich alles vermassle? Mein Leben vor der zweiten Chance - vor der Zeitreise - war nicht sehr schön.
Es war dunkel und gezeichnet vor Angst und es gab schon viel zu viele Opfer. Kann ich es überhaupt ertragen, noch einmal geliebte Personen zu verlieren, wenn ich scheitere? Was, wenn Voldemort nicht besiegt werden kann?
Zum Glück habe ich nun meine Eltern - nun im Teenageralter - an meiner Seite, die mir helfen. Auch, wenn sie überhaupt keine Ahnung haben, was ich überhaupt vorhabe..

Sirius lebt! Das ist das Erste und Wichtigste, was ich mitbekam, als ich in der neuen Zeit erwachte.
Am liebsten würde ich ihn umarmen und festhalten, damit er mich nie wieder verlassen kann. Doch dies ist nicht mein Sirius. Nicht der Sirius, wie ich ihn kenne.
In dieser Zeit ist er locker, fröhlich, immer zu Scherzen aufgelegt und nicht so verbittert und einsam, wie er es nach Askaban war.
Dennoch gibt es auch Charakterzüge an ihm, die ich bereits kenne: Er ist humorvoll und würde alles für die tun, die er liebt. Er ist rebellisch und liebt Abenteuer und ein aufregendes Leben - wovon ich wohl mehr als genug habe/hatte. Doch es gibt eins, was mich total aus der Bahn wirft: Meine Gefühle für ihn entwickeln sich zu etwas anderen, zu etwas Tieferem und noch weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
Denn ist der unverbesserliche Macho tatsächlich für eine Beziehung geschaffen oder bleibt er so sprunghaft?

Darf ich vorstellen? James Potter, mein zukünftiger Vater.
Da er gestorben ist, als ich noch ein kleines Baby war, kenne ich ihn eigentlich nur aus Erzählungen.
Sirius und Remus waren die einzigen, die mir von seinen mutigen Heldentaten und von seinem witzigen Naturell erzählten.
Doch in Snapes Denkarium sah ich eine ganz andere Seite an ihm und nun muss ich mich fragen, wer er genau ist.
Die zweite Chance ermöglicht es mir, ihn näher kennenzulernen, und dafür bin ich unendlich dankbar.
Es ist seltsam, meinem Vater jetzt gegenüberzustehen, denn gleichzeitig ist er auch nicht mein Vater. Er ist ein ganz normaler Teenager, mit ganz normalen Problemen.
Er ist wirklich in Lily verschossen und würde wahrscheinlich alles für sie tun, doch sie scheint das kaum zu bemerken..

Das ist meine Mutter, Lily Potter.
Nun gut, jetzt heißt sie noch Lily Evans und hat überhaupt keine Ahnung davon, dass sie in den nächsten Jahren ein Baby gebären wird.
Ich weiß nicht wirklich viel über sie, doch die Zeitreise ermöglicht es mir, sie näher kennenzulernen.
Schon der erste Eindruck von ihr ist einfach sagenhaft und ich bin sowas von stolz darauf, mich ihren Sohn nennen zu dürfen.
Das war ich schon immer, denn wann immer man über Lily Potter redete, fielen Worte wie überaus intelligent, selbstlos, wunderschön..
Das sie ein riesengroßes Herz hat, werde ich auch noch am eigenen Leib zu spüren bekommen. Nicht umsonst hat sie ihr Leben für mich gegeben.. Ich hoffe so sehr, dass ich sie und Dad retten kann!
Doch noch hasst sie James und ihre Streitereien sind immer amüsant mitzuverfolgen..

Remus.. oh Remus.
Schon in meiner Zeit war er mir sehr wichtig. Er war Vater- und Patenersatz in einem und ich liebte ihn sehr. Doch dann starb er, durch die Hand von Bellatrix, und ich dachte, ich hätte mal wieder alles verloren.
Doch nun lerne ich ihn als Teenager kennen und habe die Chance, ihn zu retten. Das ist ein wunderbares Gefühl, gleichzeitig stimmt es mich auch ein wenig melancholisch.
In dieser Zeit ist er anders. Nicht ganz so fertig und auch nicht so traurig. Seine Freunde helfen ihm sehr dabei, über sein pelziges Problem hinwegzukommen und darüber zu stehen. Sie lassen ihn regelrecht aufblühen.
Doch einige Dinge ändern sich nie: Er ist noch immer sanftmütig und hilfsbereit und ein großartiger Schüler. Die Lehrer lieben ihn, befinden es aber nicht für gut, wie sehr er sich mit den Maraudern angefreundet hat. Schlechter Einfluss - so nennen sie das. Doch in Wahrheit versucht Remus immer wieder James und Sirius von ihrem hohen Ross zu bekommen, was leider nicht immer klappt..

Anfangs habe ich kaum etwas mit ihr zu tun. Ich habe ein paar Klassen mit ihr, doch selbst da habe ich sie kaum notiert. Sie ist nicht der Typ, den ich wirklich bemerken würde, denn sie hat unangenehme Ähnlichkeiten mit Draco Malfoy, als er mich und meine Freunde noch schikaniert hat.
Sie ist zwar nicht ganz so offen heraus fies, aber dennoch ist sie es. Ihre Aktionen sind subtil und clever durchdacht und wenn man sie darauf anspricht, hält ihre unschuldige Maske perfekt.
Das Schlimme ist ja, dass man ihr so gut wie nie was nachweisen kann.
Doch als sie ein plötzliches Interesse für Sirius entwickelt, lerne auch ich sie kennen und bald mache ich die Erfahrung, dass man sich nicht so einfach mit ihr anlegt.. Doch ich bin ja nicht umsonst Harry Potter!

Eigentlich möchte ich gar nicht über ihn sprechen. Wann immer ich ihn sehe oder auch nur sein Name erwähnt wird, könnte ich kotzen.
Diese feige Ratte ist der Grund dafür, dass Voldemort meine Eltern umgebracht hat! Hätte er sie nicht verraten.. wäre er nie auf die dunkle Seite gewechselt.. dann wäre für mich und für James und Lily so vieles anders gelaufen..
Doch nun werde ich mit einem 17-Jährigen Peter konfrontiert, von dem ich nicht weiß, was ich halten soll.
Noch immer ist er ängstlich und ein Mitläufer und ja, sein Verhalten reizt mich bis auf's Blut - aber ist er denn jetzt schon ein Todesser? Will er das jetzt überhaupt schon? Ab wann hat er angefangen, seine Freunde zu verraten? Mal schauen, wie ich mich in seiner Gegenwart verhalten werde.. Ich weiß es selber noch nicht ganz.