Fünf Mal, die Dean seinen Bruder küsste von Bittersweet_Symphony (Und einmal, als er es nicht tat) ================================================================================ Kapitel 3: Das dritte Mal ------------------------- Disclaimer: Supernatural und seine Charaktere gehören nicht mir, sondern Eric Kripke und Co. Ich mache keinen Profit mit dieser Geschichte. Das dritte Mal - - - - - - - - - - - Es geht nun seit einer halben Stunde so – die Gesichter vor Wut verzerrt und die Hände zu Fäusten geballt, schlagen Sam und John mit Worten aufeinander ein. „Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, Sam?!“, schreit John über die Worte seines Jüngsten hinweg, während er den Brief von Stanford wie eine stumme Anklage in die Höhe hält. „Was ist nur mit dir los?“ Ja, Sam, was hast du dir dabei gedacht? fragt Dean sich, doch anstatt sich einzumischen, bleibt er still auf seinem Stuhl sitzen und starrt die beiden Menschen an, die ihn sein ganzes Leben über begleitet haben. Er versteht es nicht. Er fühlt keine Wut wie John, er fühlt sich nicht hintergangen. Dean fühlt sich einfach nur leer, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Und er versteht es nicht. Sam will seine Familie verlassen, er will Dean verlassen. Sein Bus nach Palo Alto geht schon morgen und er hielt es bis jetzt nicht für nötig, es ihnen zu erzählen. Sam hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nicht das Leben seines Vaters führen will, dass ihm die Schule und Freunde wichtiger sind, dass er ein normales Leben möchte. Ein kleiner Teil von Dean, den er für gewöhnlich unterdrücken konnte, hatte immer geahnt, dass sein Bruder sie irgendwann verlassen würde. Aber jetzt? So plötzlich? Das Geschehen um ihn fließt wie ein rasanter Strom an ihm vorbei. Johns Geschrei, Sams laute Worte, alles vermischt sich ineinander und alles was Dean hört, ist Sams Stimme, die ihm sagt, dass er morgen gehen wird. Erst als ihre Wohnungstür mit einem Ruck zugeknallt wird, werden die Bilder wieder klarer und Dean bemerkt, dass nur noch Sam mit ihm in der Küche steht. Die Jacke seines Vaters ist verschwunden. Sein Bruder hat ihm den Rücken zugedreht, aber Dean kann allein an seiner Körpersprache erkennen, dass Sam gespannt ist wie ein Faden, der jeden Moment reißen könnte. Die Stille in dem kleinen Raum ist erdrückend und als Sam sich endlich umdreht, ist er in einer Abwehrhaltung, als würde er erwarten, dass nun auch Dean auf ihn losgeht. Doch alles was von diesem kommt ist nur ein leises „Warum, Sammy?“, das in der stillen Küche wirkt, als hätte er geschrien. Dean möchte, dass sein Bruder glücklich wird, dass ihm alle Türen der Welt offen stehen, aber warum muss Sams Glück ihre Familie ausschließen? Sam muss verstanden haben, dass diese Frage kein weiterer Vorwurf war, da er schon im nächsten Moment bei Dean ist und vor seinem Stuhl in die Hocke geht, um seine Hände beruhigend auf dessen Knie zu legen. Dean versucht die Wärme, die von seinem Bruder ausgeht, zu ignorieren. „Dean“, beginnt Sam sanft, die Augen die ganze Zeit auf Deans Gesicht gerichtet. Er sieht traurig aus, aber nicht so, als würde er seine Entscheidung bereuen. „Dean, ich verlasse dich nicht. Ich gehe nur aufs College, mehr nicht. Nur weil wir nicht mehr zusammen wohnen, heißt das nicht, dass ich dich vergessen werde. Ich werde dich anrufen, jeden Tag, und du kannst mich besuchen kommen, wenn du möchtest. Ich verlasse dich nicht, Dean“, wiederholt er leiser und sein Blick fleht seinen Bruder an, ihm zu glauben. Es gelingt Dean nicht. Sam wird gehen, er wird neue Freunde finden, eine neue Umgebung, in der er glücklich sein wird, und er wird nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren wollen. Dean fühlt sich, als hätte ihm jemand die Hände um die Kehle gelegt und würde mit jeder Minute stärker zudrücken. Er schüttelt schwach den Kopf. „Und was ist mit uns, Sam, mit mir und Dad? Was, wenn bei einer Jagd etwas geschieht und du erfährst es Monate lang nicht, weil unsere Ausweise und Kreditkarten gefälscht waren? Was dann?“ Er sieht Sam leicht schlucken, doch sein Bruder senkt seinen Blick nicht. Es wirkt, als hätte er diese Tatsache schon vor langer Zeit akzeptiert. Als wäre er bereit, dieses Opfer zu bringen. Es schmerzt mehr, als Sams eigentlicher Entschluss, zu gehen. „Ich möchte dieses Leben nicht. Ich hab es nie gewollt. Es ist Dads Leben, nicht meines und auch nicht deines. Wir haben die Möglichkeit, das hinter uns zu lassen, siehst du das denn nicht?“ Bei Deans verwirrtem und fragendem Blick, rutscht Sam ein Stück weiter vor, schiebt sich zwischen Deans Beine, als hätte er jedes Recht dazu, und nimmt das Gesicht seines Bruders fest in beide Hände. „Komm mit mir, Dean.“ Es ist leise gesprochen, aber so eindringlich, dass Dean für einen kurzen Moment das Gefühl hat, die imaginären Hände um seine Kehle würden ein letztes Mal fester zudrücken, so lange, bis Dean jegliche Luft wegbleibt. „Sam...“ Aber sein Bruder lässt ihn gar nicht erst zu Wort kommen. „Wir könnten uns eine kleine Wohnung nehmen in der Nähe des Campus. Du würdest einen richtigen Job annehmen und... Dean, wir könnten ein gutes Leben haben. Zusammen.“ Es ist die Art und Weise, wie Sam das letzte Wort betont, die Dean endgültig hellhörig werden lässt. Die Tatsache, dass sich Sams Berührungen verändert haben, die Hände auf Deans Gesicht sich nun fast schon zärtlich und nicht mehr beruhigend anfühlen, tut ihr Übriges. Es fühlt sich an, als würde er sich mit zunehmender Geschwindigkeit einer Panikattacke nähern. „Nein.“ Die Antwort klingt nicht halb so überzeugend, wie Dean es gerne hätte und als er versucht, aufzustehen, wird er von Sam sofort in den Stuhl zurück gedrückt. „Versuch gar nicht erst, es zu leugnen, Dean. Denkst du wirklich, ich hätte nie etwas bemerkt? Die Blicke, die Berührungen und, Dean“, Sam stockt und wird leicht rot um die Nase, was Dean das Schlimmste vermuten lässt. „An dem einen Abend, ich... Ich war nicht eingeschlafen.“ Scheiße. Das ist das erste, was Dean dazu einfällt. Die Nacht vor zwei Jahren, als Sam betrunken nach Hause gekommen war, als Dean bald umgekommen war vor Sorge. Als er Sam ins Bett brachte und als er seinen eigenen, anscheinend damals hellwachen, Bruder küsste. Bevor Dean Zeit hat, zu hyperventilieren, redet Sam auch schon weiter, wenn auch etwas gehetzter als zuvor. „Und meine Antwort ist Ja, Dean. Wir können das haben, wir können zusammen sein. Ich möchte das. Und du möchtest das auch, das weiß ich.“ Sam sieht so hoffnungsvoll und gleichzeitig ängstlich aus, dass Deans nächster Gedanke lediglich 'Zum Teufel damit' sein kann. In einer schnellen Bewegung hat er sich vorgebeugt und den geringen Abstand zwischen ihnen überbrückt. Der Kuss ist nicht ganz so schwungvoll wie Deans Entscheidung dazu. Er ist zart, süß und so zerbrechlich und vorsichtig, wie es sonst niemals die Art eines Winchesters ist. Dean löst sich viel zu schnell wieder von seinem Bruder und sieht ihn an, unsicher, was nun kommen wird. Wie viele Winchester-Gene wirklich in ihnen stecken, zeigt Sam, als er sich daraufhin einfach nimmt, was er will, kompromisslos und mit ganzem Herzen dabei. Mit einem Ruck ist er aufgestanden und hat Dean auf die Füße gezogen, der nicht einmal richtig sein Gleichgewicht wiederfinden kann, bevor er an Sams Körper gezogen wird. Und, Gott, Sam ist riesig. Für einen Moment ist Dean sich sicher, dass Sam, der kleine Bruder, den er immer beschützen musste, alles und jeden besiegen könnte. Es ist ein beruhigendes Gefühl. Der nächste Kuss ist fordernder und nimmt Dean völlig ein. Es wäre nun wirklich Zeit für eine Panikattacke, es sollte sich falsch anfühlen, widerlich und schmutzig. Aber Sam küsst Dean, als würde sein Leben davon abhängen. Und er hält seinen großen Bruder, als wäre er etwas wertvolles, das es zu beschützen gilt. Es fühlt sich gleichzeitig nach Heimat und nach Abschied an. - - - - Sie gehen an dem Abend nicht weiter. Nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie beide wissen, dass es es zu viel kaputt machen würde bei dieser unsicheren Lage zwischen ihnen. Nach einigen weiteren Küssen löst sich Dean von Sam, setzt dem ganzen ein Ende, doch als Sam darauf besteht, zu ihm ins Bett zu kommen, lässt Dean seinen Bruder gewähren. Sie liegen ruhig nebeneinander, Seite an Seite, so dass sich ihre Schultern leicht berühren, aber mehr passiert nicht. Es geht nicht. Dean weiß, dass er seinen Vater nicht alleine zurücklassen wird. Und Sam weiß, dass er dieses Leben nicht mehr führen wird. Es gibt diesmal keinen gemeinsamen Nenner für sie, das ist beiden bewusst. Und während Sams Antwort Ja ist, lautet Deans Antwort zum ersten Mal Nein. Als Dean am nächsten Morgen aufwacht, ist Sam schon lange weg. Entgegen seiner Beteuerungen, wird es vier Jahre dauern, bis er und Dean wieder ein Wort miteinander sprechen werden. Noch länger, bis die Familie wieder vereint sein wird. John wird darüber nicht sprechen wollen, wird sich auf seine Jagden konzentrieren und Dean auf seine eigenen schicken. Und Dean wird sich dabei die ganze Zeit fühlen, als wäre mit Sam sein gesamtes Leben gegangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)