Weg zur Hölle - Zum Licht von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 9: Wie in alten Zeiten ------------------------------ Gemächlich fuhr der Wagen durch die Straßen. Der Fahrer hatte das Radio eingeschaltet und lies leise die Musik durch den Wagen klingen. Nero konnte seinen Blick noch immer nicht von Tanja nehmen. Seit einer Viertelstunde starrte er sie ungeniert an. „Was war das?“, fragte er und brach endlich die Stille. „Drei Balor.“, erwiderte sie mit einem Schwachen Grinsen. „Das hab ich auch gesehen, aber woher hast du sie?“, erkundigte er sich noch immer fassungslos. Tanja sah zu Boden und wirkte verlegen. „Ich habe sie durch Zufall beschworen.“, erzählte sie, „Es ist fast einen Monat her, als eine Mission aus dem Ruder lief. Es waren zu viele, sodass Wolfi und ich keine Chance hatten. Da habe ich um Hilfe gerufen.“ „Und die drei sind dir erschienen?“, erkundigte sich Nero. „Ja. Und am Ende sagten sie, dass sie mir bis zum Ende ihrer Existenz dienen wollen.“, sagte sie weiter. Fragend sah Nero die junge Frau an. Wenn ein Teufel so etwas sagt, dann war es immer mit einem zu hohen Preis verbunden. „Warum?“, fragte er vorsichtig. „Sie hatten erzählt, dass sie im Höllenfeuer gefangen waren und nur langsam und Qualvoll starben, mehrere Hundert oder Tausend Jahre lang.“, erzählte die Blonde, „Und mein Hilferuf hat sie daraus befreit.“ „Ok, dann kann ich ihre Dankbarkeit und Dienstbereitschaft verstehen.“, sagte Nero und lehnte sich zurück, „Aber eine Frage habe ich noch.“ Verwundert sah Tanja den jungen Jäger an. „Hast du ihn wirklich auf den Namen Wolfi getauft?“ Wie lange er schon hier saß wusste er nicht. Und wann er das letzte Mal geschlafen hatte ebenso wenig. Es ging einfach nicht anders. Seit Tagen hatte sich weder die Polizei noch einer der privaten Ermittler gemeldet. Und mit jeder weiteren Minute wuchs seine Verzweiflung. „Du solltest schlafen gehen.“, hörte er die Stimme seiner Frau, „Wenn es etwas neues gibt, werden sie uns schon Benachrichtigen.“ „Es geht nicht, dass weist du.“, erwiderte er und sah seine Frau mit einem schwachen Lächeln an. Zu oft hatte er es versucht, jedoch vergebens. „Ich warte noch ein wenig.“, schloss er und sah wieder auf seine ringenden Hände. Wortlos ging seine Frau und die bedrückende Stille kehrte wieder ein. Das einzige, was ihm wirklich noch zeigte, dass die Zeit nicht still stand, war das penetrante Ticken der Uhr. Doch plötzlich drang etwas anderes an seine Ohren. Der Motor eines Autos. Eines Autos das anhielt. Schlagartig war er auf den Beinen und hastete zum Fenster. Alle Vorsicht über Bord geworfen riss er die Gardine auf und sah gerade noch einen Schwarzen Van losfahren. Sofort kehrte wieder die Verzweiflung ein. Langsam schleppte er sich wieder zu seinem Sessel. Genau in dem Moment, als er die Hand auf die Lehne legte, schellte die Türklingel. Ohne einen Gedanken zu verschwenden rannte er los. Während des kurzen Weges zur Tür stieß er sich mehrfach und stolperte mehr als einmal über seine Eigenen Füße. Aber er spürte keinen Schmerz mehr. Dafür war kein Platz mehr. Alles was noch blieb war die Hoffnung. Dann hatte er die Tür erreicht. Noch einmal holte er tief Luft, dann öffnete er sie langsam und seine Augen weiteten sich. Zum zweiten Mal in dieser Nacht rollte der Wagen auf den Stellplatz vor der Gemeinschaft. Zusammen hatten Nero und Tanja Thomas auf den neusten Stand der Dinge gebracht. Und dieser hatte auch einiges zu erzählen. Aufmerksam betrachtete Nero den Van, neben dem Thomas geparkt hatte. „Auch von uns?“, fragte er ohne von den getönten Scheiben weg zu sehen. „Gehört einem der Grünschnäbel.“, erwiderte er nebensächlich. Stumm nickte Nero. „Und was habt ihr noch vor?“, erkundigte sich der Fahrer bei den beiden Jägern. „Feierabend machen.“, erwiderte Tanja mit einem breiten Grinsen. „Und ich muss noch einmal mit Garver und Sukki reden.“, meinte Nero abwesend. Der Jäger konnte die neugierigen Blicke in seinem Rücken schon spüren. „Ich will wissen, wer von den Alten sich gemeldet hat.“, erklärte Nero und lenkte seine Schritte langsam in Richtung des Treffpunktes, „Sukki wollte sich für mich ein wenig um hören.“ Kommentarlos folgten ihm die anderen. „Und was erhoffst du dir?“, fragte Tanja. „Weniger Opfer.“, erklang die ernste Antwort. Wie immer öffnete Nero die Tür ohne Vorwarnung, seinem alten Stil treu. Noch immer war die Bar fast leer, bis die acht Anwesenden. Ein Flüchtiger Blick zu den drei jungen Männern zeigte, dass seine Aktion Wirkung gezeigt hatte. Stumm und reglos blieben sie auf ihren Plätzen und sahen verstohlen zu ihm. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Tresen, hinter dem es sich der Sukkubus bequem gemacht hatte. Ein schwaches Lächeln umspielte ihr Gesicht, als sie die Jäger erblickte. Erst jetzt fiel ihr auf, wie schlecht sie aussah. Dass die erfahrenen Jäger fehlten, machte also auch ihr zu schaffen. „Hast du jemanden erreicht?“, fragte Nero neugierig. „Sieben hab ich erreicht.“, erwiderte sie noch immer lächelnd, „Und die wollen schauen, ob sie die anderen erreichen können.“ Nero nickte bedächtig. „Haben sei auch gesagt, wann sie vorbei kommen wollen?“ Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. „Zwei Stunden noch.“, sagte sie schließlich. Erneut nickte Nero und sah sie an. „Sonst noch was?“, fragte sie vorsichtig. „Wann hast du das letzte mal gegessen?“, fragte er nebensächlich. „Vor fast zwei Wochen.“, antwortete sie leicht geknickt, „Und ich will nichts von dir.“ Er konnte das nur zu gut verstehen. Einmal hatte er sie genährt. Damals war noch das Wesen in sich. Und sie war fast daran gestorben. „Und warum fragst du nicht jemanden?“, erkundigte sich Nero offen. „Und wie soll ich das machen? Soll ich einfach hingehen und fragen ob ich ein wenig seiner Lebenskraft bekomme?“, Nero Antwort war ein breites Grinsen. Seufzend gab es Sukki auf mit ihm darüber zu streiten. Das plötzliche Klingeln des Telefons befreite Sukki schlussendlich von Neros Aufdringlichkeit. Damit war der erste Punkt auf seiner To-Do-Liste abgearbeitet. Blieben nur noch drei Punkte. Gemächlich schlenderte er zu den drei Männern. Wie ein Mann rutschten sie enger zusammen als er sich zu ihnen setzte. Der Reihe nach sah er sie mit einem freundlichen Gesicht an. „Was sollte das vorhin?“, fragte er offen, ohne etwas von seiner Freundlichkeit zu verlieren. „Es tut uns Leid.“, sagte schließlich einer bedrückt, „Wir wussten nicht, dass du einen Auftrag vor dir hattest.“ „Was wolltet ihr von mir?“, verdeutlichte Nero die Frage. Verlegen sahen die Männer zu Boden und schwiegen. „Nur raus damit.“, sagte Nero und lehnte sich ein wenig zu ihnen. „Was hast du mit Sukki gemacht?“, fragte plötzlich einer verlegen. Nero stutzte nicht schlecht über die Frage. Es dauerte nur Sekunden bis seine Überraschung in schallendes Gelächter überging. „Die Frage war ernst gemeint.“, sagte der Mann empört. „Geredet.“, erwiderte Nero nun mit breitem Grinsen, „Ich hatte eine ganze Zeit Urlaub und hatte keine Ahnung, wie es um die Gemeinschaft steht. Sie hat mich auf den neusten Stand gebracht.“ Der Jäger konnte die Erleichterung der Männer deutlich spüren. „Wir hatten schon sonst etwas gedacht.“, gab einer verlegen zu. „Ihr wisst aber, was sie ist, oder?“, erkundigte sich Nero sachlich. Geschlossen nickten die drei. „Ein Sukkubus.“, sagte schließlich der mittlere. „Und sie hat seit Wochen nicht mehr gespeist.“, ergänzte Nero, „Also fragt sie doch einmal danach.“ Mit dem Wunsch einer ruhigen Nacht verabschiedete er sich von den ihnen. Innerlich gratulierte er sich selbst. Nicht nur das er die Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt hatte, sondern er hatte auch noch Spender für Sukki gefunden. Damit waren schon mal drei Punkte seiner Liste fertig. Fehlte nur noch das klärende Gespräch mit den Grünschnäbeln. „Interessant.“, sagte das Wesen und zeigte die Zähne, „Und du willst das wirklich tun?“ „Ja, das will ich.“, erwiderte sein Gegenüber ernst. Die Blicke der beiden trafen sich und in beiden lag reine Entschlossenheit. „Du weist, was das heißt?“, fragte das Wesen neugierig. „Für das zu Kämpfen, was mir wichtig ist.“, erwiderte die Person entschlossen, „Und die zu schützen, die Schutz brauchen und das Gleichgewicht wiederherstellen.“ Ein tiefes Lachen, einem Grollen gleich, drang aus der Kehle des Wesens. „Dann ist es beschlossen.“, sagte es zufrieden. Langsam setzte sich Nero an den Tisch der Neulinge. Tanja und Thomas leisteten ihnen schon Gesellschaft. „Nero.“, sagte Alex ehrfürchtig und senkte den Kopf ein Stück. Doch der Jäger antwortete nicht sondern sah einen der Reihe nach an. Und wie sie vor ihm saßen schienen sie unter seinem Blick ein Stück zusammen zu schrumpfen. „Seid ihr Lebensmüde?“, fragte er unbekümmert in die Runde. „Natürlich.“, antwortete Katja prompt, „Ansonsten würden wir den Job gar nicht machen.“ Bei der Frechheit dieser Antwort blieb Nero nichts anderes übrig als zu Grinsen. Es war ihm ein Rätsel, wie sie so ruhig bleiben konnten. Aber so was brachte der Beruf halt mit sich. „Ich wollte mich nur bei euch Dummköpfen bedanken.“, sagte Nero schließlich, „Ohne eure Hilfe hätten wir es nicht Geschafft.“ Mit einem schwachen Lächeln sah er zu Tanja. Die anderen folgten seinem Blick. „Ihr habt denen echt Feuer unterm Hintern gemacht.“, lobte sie die Grünschnäbel, „Und ihr habt euch hervorragend geschlagen.“ Ungläubig sahen die vier sie an. Doch nachdem sie das Lob verdaut hatten, begannen sie zu Lächeln. „So schlimm war das doch gar nicht.“, sagte Alex und kratzte sich am Hinterkopf. „Wisst ihr überhaupt, was da heute passieren sollte?“, erkundigte sich Nero vorsichtig. „Nein.“, gab Bastian grinsend zu. Diese Naivität verschlug selbst ihm die Sprache. Und ein Blick zu Tanja verriet ihm, dass es ihr genauso ging. „Aber ihr könnt es uns doch verraten.“, schlug Roman neugierig vor. Garver saß in seinem Büro und brütete gerade über seinen Akten. Er musste sich dringend eine Sekretärin anschaffen, die ihm dabei half den Berg an Bürokratie ab zu tragen. Mit jedem Tag wurde es mehr Papier und er hatte manche Tage schon Sorge gehabt, dass sein Tisch es nicht mehr aushalten würde. Hinzu kam noch die Flut an E-Mails. Einige enthielten den üblichen Spam-Mist, andere wiederum suchten in der elektronischen Post die Hilfe der Jäger. Aber sein größtes Problem war die im Moment mehr als gute Auftragslage. Genauer gesagt das fehlende Personal. Die meisten Neulinge blieben nur eine Nacht, da es ihnen zu gefährlich war. Oder sie überlebten die Jagd nicht, was wahrscheinlicher war. Es fehlten einfach die Lehrer, die ihnen das Überleben bei brachten. Zum hundertsten Mal in dieser Nacht klingelte das Telefon. Mit einem schiefen Blick betrachtete er das Gerät und hoffte, dass man sich nur verwählt hatte. Aber das penetrante klingeln lies nicht nach. Seufzend Griff er zu Telefon und nahm den Anruf mit der Lautsprecherfunktion an. „Garver.“, meldete er sich kurz und blätterte weiter in den Akten. „Bin ich da bei der Gemeinschaft?“, erkundigte sich die Person auf der anderen Seite. „Da sind sie hier richtig.“, sagte das Oberhaupt der Jäger nebensächlich, „Wie kann ich ihnen helfen?“ „Ich wollte mich bei ihnen bedanken.“, sagte der Mann plötzlich, „Dank ihnen ist meine Tochter wieder da!“ „Wie meinen?“, fragte Garver nach, da er keinen Rettungseinsatz vorliegen hatte. „Sie sollte bei einem Ritual geopfert werden, wie sie es mir sagte. Und ihre Jäger sind gekommen und haben sie gerettet.“, erklärte der Vater hastig. „Dann war es nur unsere Pflicht, sie zu retten.“, erwiderte Garver und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich hätte da nur noch eine Frage.“ Garver hoffte nur, dass es sich nicht um irgendwelche Zahlungen handelte. Er kam die letzten Zeit einfach zu gar nichts mehr. „Schießen sie los.“, meinte Garver und kramte ein Notizbuch sowie einen Kugelschreiber aus seinem Chaos. „Wäre es möglich, ein paar Jäger zum Schutz meiner Tochter abzustellen?“, fragte er langsam, „Ich habe Angst, dass sie sie noch einmal entführen, oder schlimmeres.“ „Ich gebe ihnen gleich eine Adresse. Kommen sie morgen vor Sonnenuntergang dorthin. Dann können wir alles weitere Besprechen.“, erwiderte Garver professionell. „Vielen Dank.“, sagte der Mann und die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Höflich beendete Garver das Gespräch und schaltete den Lautsprecher aus. Danach schloss er für einige Augenblicke die Augen. Blind tastete er nach dem Griff der Schublade. Langsam, fast andächtig öffnete er sie. Es war sein Privatfach. Und die wenigen Sachen, die darin waren, blieben immer unverändert. Vorsichtig griff er unter die darin befindende Akte und spürte sofort den die Kühle. Blind holte er das Objekt heraus und öffnete vorsichtig die Augen. Sein Blick traf den, der auf dem Photo abgebildeten Personen. „Es war doch kein Fehler.“, flüsterte er leise und verstaute den Bilderrahmen wieder dort, wo er hingehörte. „Wir haben was?“, fragte Alex ungläubig. Nero konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er die entgleisten Gesichtszüge der Grünschnäbel sah. „Ja, genau das habt ihr.“, meinte Tanja sanft Lächelnd. „Sind wir dann nicht so was wie Helden?“, fragte Bastian vorsichtig in die Runde. „So hochtrabend würde ich es nicht ausdrücken, aber ja.“, sagte Nero und Lächelte sie an. Es tat wirklich wieder gut in der Gemeinschaft aktiv zu sein, stellte er zufrieden fest. Und wenn es nur dazu diente die Neuen aufzuziehen. „Aber mal Spaß beiseite.“, meinte Nero und versuchte wieder ernst zu werden, „Warum seid ihr mir überhaupt gefolgt?“ Verlegen wechselten die vier verstohlene Blicke. „Weil wir mitkommen wollten.“, gab Roman dann offen zu, „Wir dachten, wir könnten noch etwas lernen.“ „Dann hättet ihr einfach fragen können.“, erwiderte Nero nicht weniger überrascht. „Wie denn?“, fragte Katja neugierig, „Du bist doch gleich wieder weg. Wir hatten doch gar keine Zeit.“ „Ok, überzeugt.“, sagte er entschuldigend, „Aber ich bin froh darüber, wie es gekommen ist.“ Plötzlich erschienen sechs Gläser vor ihnen. Überrascht sah Nero auf und sah in das lächelnde Gesicht von Sukki. Und er musste sagen, dass sie schon sehr viel Besser aussah. So schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch schon wieder und nahm erneut ihren Platz hinter dem Tresen ein. „Macht ihr dann Feierabend?“, erkundigte sich Alex. „Ich bleib noch, Ihr könnt schon mal los. Die Nacht war Anstrengend genug.“, meinte Nero und sah auf die Uhr, „Immer noch eine gute Stunde.“ „Bis was?“, fragte Tanja neugierig. „Bis ich sehe, wer wieder mit dabei ist.“, antwortete er grinsend. Trotz der Fragenden Blicke schwieg er. „Dann bleiben wir auch noch ein wenig.“, sagte Katja und ihre Freunde stimmten zu. „Wenn das so ist.“, begann Nero und Grinste, „Können wir ja noch ein wenig reden und lernen.“ Hastig sah sie sich um. Schon seit Wochen fühlte sie sich beobachtet. Es hatte mit einem Mal angefangen. Plötzlich wusste sie, dass sie jemand verfolgte. Anfangs versuchte sie, das Gefühl zu verdrängen, schob es auf eine Einbildung. Aber vor einer Woche hatte sie plötzlich einen Anruf bekommen. „Du siehst in dem Kleid sehr schön aus.“, hatte er gesagt. Und plötzlich begann ihr kalter Schweiß über den Rücken zu rinnen. Denn ihr Ankleidezimmer war ein fensterloser Raum. Und das war erst der Anfang. Nur zwei Tage später, als sie nachts nach Hause kam, fand sie eine Karte und einen Strauß Blumen auf ihrem Stubentisch. Sie hatte sofort die Polizei verständigt. Diese war auch umgehend angerückt. Doch sie konnte nur feststellen, dass es keine Einbruchsspuren gab. Aber ihr Ersatzschlüssel hing noch immer am selben Platz. Und für das Nachmachen brauchte man die Erlaubnis des Vermieters. Sie wusste, dass es einfach nicht normal war. Und das brachte sie letztendlich auch auf ihr jetziges Vorhaben. „Was wollt ihr wissen?“, erkundigte sich Nero bei den Neuen. „Wie es mit der Kleiderordnung aussieht.“, fragte Bastian unverzüglich. „Eine Festgeschriebene haben wir nicht.“, begann der Jäger, „die meisten Wählen die Mäntel wegen der Optik und der Möglichkeit ungesehen Waffen zu transportieren. Warum?“ „Weil ich ihn eher unpraktisch finde.“, grinste der Fragensteller, „Ich habe bisher nicht darin gekämpft.“ „Alles Gewöhnungssache.“, grinste Nero nun auch. „Ist unser Team zu groß?“, erkundigte sich Roman, worauf er einen fragenden Blick seine Freunde erhielt. „Es kommt auf die Personen, das Gelände und den Auftrag an.“, begann Nero. Noch einmal trank er einen Schluck und versuchte seine Gedanken zu Ordnen. „Wenn ihr die Rollen richtig verteilt, dann solltet ihr keine Probleme kriegen.“ „Rollen?“, erkundigte sich Alex. „Eure Aufgabenbereiche.“, erklärte Nero, „Roman zum Beispiel würde sich als Nahkämpfer in der ersten Reihe sehr gut machen.“ „Warum keiner von den anderen?“, mischte sich auch Thomas ein, der bisher nur schweigend zugehört hatte. „Dadurch, dass er ein Vampir ist, hat er eine größere Stärke und bessere Reaktionen. Außerdem ist er Widerstandsfähiger.“, erklärte Nero und setzte ein Lächeln auf, „Aber im Grunde ist es eure Sache, wie und mit was ihr arbeitet.“ „Keine Beschränkungen?“, fragte Katja. „Keine Massenvernichtungswaffen oder solche die ihr nicht Kontrollieren könnt.“, erwiderte er Grinsend. Fragend sahen ihn die vier Grünschnäbel an. „Keine ABC-Waffen oder Beschwörungen, die ihr nicht Kontrollieren könnt.“, erklärte Tanja nun, „Ich kenne einen Jäger, der mit Elementaren Arbeite. Und wenn da einer außer Kontrolle gerät, dann viel Spaß.“ So wie sie es sagte, blieb den vieren nichts anderen übrig als zu schwer schlucken. „So was hatten wir eh nicht geplant.“, lächelte die Neue. „Sag mal, ist der Koch noch da?“, fragte Nero und wandte sich an Tanja. „Soweit ich weis ja.“, sagte sie und schien Nachzudenken, „Aber ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen.“ „Koch?“, fragte Thomas verwirrt. „Ja.“, grinste Nero offen, „Auch ein Jäger, der bevorzugt Küchenutensilien eingesetzt hat. Also Messer und Beile und so etwas.“ Ungläubig betrachteten ihn die anderen. „Der ist doch verrückt.“, meinte Thomas schließlich. „Sind wir das nicht alle.“, erwiderte Nero und lächelte. „Nero.“, sagte Sukki plötzlich neben ihm, „Es ist gleich soweit.“ Langsam nickte er. Die Tür wurde langsam geöffnet. „Guten Abend.“, sagte Sukki freundlich, als sie die Person erkannte. Aber er Antwortete nicht, sondern nickte nur. Und ihm folgte Person um Person. Nach wenigen Minuten schien das Lokal aus allen Nähten zu platzen und eine unglaubliche Spannung lag in der Luft. Langsam öffnete sich die Hintertür. Alle Augen richteten sich auf den Neuankömmling. „Was soll das, Garver?“, fragte jemand, „Man hat uns jemand anderen genannt.“ „Beruhig dich.“, entgegnete der Rollstuhlfahrer ruhig. Langsam und unbeeindruckt von der Kampfkraft, die sich in dem Raum versammelt hatte, bewegte er sein Gefährt zum Tresen, wo Sukki ihm ein großes Glas Cola hinstellte. „Willst du uns verarschen?“, erkundigte sich ein anderer wütend. Doch der Anführer der Jäger schwieg. Und niemand sah das Grinsen auf seinem Gesicht. „Wenn das so ist.“, begann der erste und stand auf, „Dann geh ich.“ Und auf die Worte lies er Taten folgen und machte sich auf in Richtung Tür. Gerade hatte er die Hand auf die Klinke gelegt, als eine andere Stimme den Raum durchdrang. „Ich bin der Ungläubige. Ein Schatten in den Ebenen.“, sagte sie und seine Hand glitt von der Klinke. „Ein Flüstern nur.“ Wie in Zeitlupe drehte er sich um und seine Augen fixierten die Tür. „Ein Lied für dich.“ Ungläubig sahen auch alle andern in das schwarze Viereck und warteten gespannt. „Deine Seele, singt den Refrain für mich.“ „Das ist unmöglich.“, sagte er nun und torkelte zu seinem Platz zurück. Seine Vorstellung war beendet und er hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Jäger. Mit langsam aber großen Schritten trat er durch die Tür und verlies den unbeleuchteten Teil des Treppenhauses. Dort wo er gewartet hatte. Nero musste sich wirklich zusammenreißen um nicht los zu lachen. Er hatte den perfekten Blick auf seine ehemaligen Kollegen. Und als er mit seiner Vorstellung begonnen hatte waren nicht gerade wenigen die Gesichtszüge entglitten. Endlich hatte er den Lokalbereich betreten. Niemand sagte etwas. Sie starrten ihn nur an. Als wäre er ein Wesen aus einer anderen Welt. Wieder rang Nero mit sich und unterdrückte zwanghaft jeden Anflug eines Grinsens. Wenn niemand etwas sagte, würde er eben den Anfang machen müssen. „Morgen, ihr Luschen!“, rief er in den Raum. Kein Muskel bewegte sich. Es gab noch nicht einmal die Ahnung einer Bewegung. Doch plötzlich schien Bewegung in die Ersten zu kommen. Jedenfalls zwinkerten sie. Vorsichtig sahen diese zu ihren Bekannten und Kollegen. Doch plötzlich schienen sie ihre Überraschung überwunden zu haben, denn alle Augen richteten sich mit einem mal auf Nero. „Morgen, du Sack!“, riefen sie wie ein Mann. Nero konnte und wollte das Grinsen nicht mehr verbergen. „Wer ist wieder dabei?“, fragte er und reckte die Fast zum Himmel. Mit einem Schrei rissen die anderen die Arme hoch. Für einen Moment schloss Nero die Augen und lies die Euphorie wirken. Jetzt konnte jede Nacht kommen. „Ich glaube wir haben noch viel zu klären.“, sagte er und betrat den Raum vollends. Es war schon früher Morgen, als Nero das Lokal verlies, zusammen mit den letzten Jägern. Zufrieden stellte er fest, dass er den alten Haufen wieder komplett zusammen hatte. Nachdem sie sich verabschiedet hatten blickte Nero zum langsam heller werdenden Himmel. „Jetzt muss ich nur noch nach Hause.“, sagte er zu sich selbst. Langsam schlich sich die Erschöpfung ein. Die Nacht war wie seine damaligen Jagden. Viel zu anstrengend und lang. Langsam griff er in seinen Mantel und förderte eine Zigarettenschachtel zu Tage. Ohne Hast nahm er eine Zigarette und das darin befindliche Feuerzeug zur Hand. Es brauchte mehrere Versuche, bis das Feuerzeug die kleine Flamme hielt. Dann war es endlich geschafft und er nahm einen tiefen Zug. „Rauchen ist tödlich.“, hörte er Katja hinter sich sagen. Doch den Worten folgten dieselben Geräusche. „Rauchen kann tödlich sein.“, wiederholte er die Worte und grinste sie an. „Bei unserem Beruf ist das doch auch egal.“, sagte sie und blies den Rauch in die Luft. Stumm stimmte er ihr zu. Als Jäger erreichte man selten das Rentenalter. Ohne ein Wort zu sagen standen sie nebeneinander und genossen die Ruhe. „Soll ich euch nach Hause fahren?“, erkundigte sich Thomas, der gerade das Lokal verlies. Nero ging kurz die Wege durch, die er nehmen musste. Und seufzend kam er zu dem Ergebnis, dass seine Katze bis dahin wahrscheinlich verhungert war. „Gerne.“, sagte er ohne den Mann anzusehen. „Dann werdet mal fertig.“, meinte der Fahrer und das Grinsen war förmlich zu hören. Fast zwanzig Minuten später hielt der Wagen. Nero hatte darauf bestanden, dass Thomas erst Katja nach Hause fuhr. Zum einen, weil er dann wusste, wo er sich im Notfall hätte hinwenden können, zum anderen wollte er seine private Adresse ungern Preisgeben. Verwundert sah er auf das hohe Gebäude. „Hier wohnst du also?“, fragte Nero neugierig. „Meine Oma wohnt hier.“, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln, „Ich hab mir noch keine Wohnung gefunden, die man ohne Arbeitsnachweis beziehen kann.“ „Und das macht sich bei uns schlecht.“, grinste er und musste an seinen Vermieter denken. Langsam öffnete sie die Tür und stieg aus dem warmen Wagen in die doch recht kühle Nacht hinaus. Nach wenigen Augenblicken tat Nero es ihr gleich. „Ich lauf das letzte Stück.“, sagte er zu Thomas und schloss die Tür hinter sich. Der Fahrer grüßte uns zum Abschied und beschleunigte den Wagen, bevor er am anderen Ende der Straße abbog. Kaum war der schwarze Audi aus dem Sichtfeld verschwunden setzte sich Katja in Bewegung. Und mit einem breiten Grinsen folgte ihr der Jäger. Langsam drehte sich das Mädchen um und sah Nero fragend an. „Ist noch was?“, erkundigte sie sich. „Ich geh nach Hause.“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen. Kaum hatten die beiden die Tür erreicht, griff er in seine Tasche und förderte den Türschlüssel zu Tage. Ihm entging der ungläubige Blick des Mädchens nicht. Ohne Widerstand glitt er in die Öffnung und nach einer halben Drehung schwang sie auf. „Ich glaub es ja nicht!“, rief sie. „Tue es einfach.“, erwiderte Nero gelassen, „In unserer Welt gibt es immer wieder Sachen, die man nicht glauben kann.“ „Wie zum Beispiel, dass ich in einem Haus mit einer Legende wohne.“, stellte sie fest. „Bild dir aber nichts drauf ein.“, meinte er Lächelnd. Schweigend stieg sie die Treppe hinauf. Plötzlich blieb Katja stehen. „So, dann mal eine Gute Nacht.“, meinte sie und wandte sich der Tür zu. „Oder auch nicht.“, sagte Nero und konnte es nicht glauben. „Was meinst du?“, erkundigte sie sich langsam und vorsichtig. Doch Nero antwortete nicht, sondern betätigte die Türklingel. Die Zeit schien still zu stehen. Sekunden schienen zu Minuten und dann zu Stunden zu werden. Doch dann öffnete sich die Tür. „Katja!“, rief die ältere Frau glücklich, „Endlich bist du da! Und dir fehlt auch nichts!“ „Abend.“, sagte Nero mit einem sanften Lächeln. Einen wirren Moment sah die Altere den jungen Mann an, bis sich ihr Gesicht aufhellte. „Danke.“, sagte sie lächelnd. „Schon OK.“, erwiderte Nero. „Ich habe deine Sachen zu dir gebracht.“, sagte sie mit ihrem Lächeln. Nero nickte kurz, bevor er sich umdrehte. Doch sein Weg führte ihn nur zwei Schritte weiter. Dann holte er den Wohnungsschlüssel aus der Tasche. „Das ist nicht dein ernst.“, sagte Katja fassungslos, „Dass kann einfach nicht dein ernst sein.“ Nero drehte sich halb um und sah sie an. „Das ist mein voller ernst.“, sagte er und öffnete die Tür. „Dann schlaft gut.“, sagte er noch, bevor er in seiner Wohnung verschwand. Zurück blieb eine Katja, die noch immer fassungslos auf die Tür starrte. Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Und für einen Moment spielte Nero mit dem Gedanken einfach nur Laut zu lachen. Doch er beließ es bei einem Grinsen und beförderte den Mantel an die Garderobe. Die Waffen warf er samt Halterung in den freien Sessel. Nur das Tachi hing noch an seinem Platz. Aber auch nur noch wenige Augenblicke, bis er es sachte auf die Couch legte. „Zufälle gibt es.“, grinste er und sah Katjas Fassungsloses Gesicht wieder vor sich. Er hätte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass seine Nachbarin ihre Großmutter war. „Zufälle.“, meinte er leise. Plötzlich spürte er das penetrante Vibrieren seines Telefons. Noch immer mit einem Grinsen auf den Lippen kramte er es aus der Tasche. Doch als er die Nummer sah, war sein Grinsen wie weggewischt und eine emotionslose Maske legte sich auf ihn. „Zufälle gibt es.“, sagte er kalt. Wie zur Bestätigung vibrierte das Handy erneut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)