Weg zur Hölle - Zum Licht von Drako_Draconis ================================================================================ Kapitel 8: Maskenball --------------------- Wie in Trance folgte Nero dem Weg zurück. Das Gesehene machte ihm immer noch zu schaffen. Nicht nur das zusammengesetzte Wesen, welches ihm im Keller begegnet war, sondern auch die fast Zeitgleiche Begegnung mit etwas anderem. Etwas, was er schon fast vergessen hatte. „Wo bleibt er nur?“, fragte Katja ungeduldig. „Mach dir mal keine Sorgen.“, erwiderte Thomas gelassen. Seitdem Roman zurückgekehrt war, war eine gute viertel Stunde vergangen. Und die Grünschnäbel empfanden es allesamt als zu lang zum „Aufräumen“, wie Nero es genannt hatte. „Was passiert eigentlich beim Aufräumen?“, erkundigte sich Bastian. „Normalerweise wird der betroffene Bereich Ausgebrannt.“, begann Thomas sachlich, „Oder auch Gesprengt, wenn er nicht durch Feuer bereinigt werden kann.“ „Er will das Gebäude sprengen?“, platzte das Mädchen heraus. Doch Thomas zuckte nur mit den Schultern. Er hatte schon Jäger chauffiert, die liebend gerne mit Napalm oder Phosphor gearbeitet haben. Andere schleppten Sprengstoff in Kilopaketen mit sich herum. Ein eisiges Schweigen breitete sich über die Anwesenden aus. „Hört ihr das?“, fragte Roman plötzlich. Neugierig sahen die anderen zu ihm, doch er betrachtete nur den Himmel. „Monster?“, erkundigte sich Alex und seine Hand wanderte zu seiner Pistole. „Eher Flügel mit Federn.“, sagte der Vampir nachdenklich. Wieder vergingen nur Sekunden, bis Bastian in den Himmel zeigte. „Gardisten.“, meinte Thomas ruhig. „Die sind doch nur am Tag unterwegs.“, warf Alex ein. „Warten wir es doch einfach ab.“, sagte Katja, aber ihre Hände schlossen sich fester um die MP. Und die Sekunden schienen sich zu Minuten und Stunden zu dehnen. Dann endlich hatten die Gardisten den Boden erreicht. Zwölf Männer, allesamt in schimmernde Rüstungen gehüllt und mit Schwertern bewaffnet. „Guten Abend, Jäger.“, sagte der Vorderste und trat einen Schritt vor. „Abend.“, erwiderte Thomas ehe die anderen Gelegenheit hatten zu antworten, „Können wir euch helfen?“ „Wir haben Informationen über Monster in diesem Gebäude erhalten.“, sagte der Geflügelte ruhig, „Wenn ihr beabsichtigt hinein zu gehen, würden wir euch gerne Begleiten.“ Unsicher sahen sich die Neuen an und blickten dann zu Thomas. „Sehr seltsam, dass ihr mit uns zusammenarbeiten wollt.“, erwiderte er mit einem freundlichen Lächeln, „Und noch seltsamer ist, dass ihr Nachts unterwegs seid.“ „Seit einem Monat gehen wir nachts auf Patrouille“, sagte er und deutete auf seine Begleiter, „Und damit sind wir leider die einzigen.“ „Warum?“, fragte Katja plötzlich. Der Gardist wollte Antworten, fuhr aber plötzlich auf der Stelle herum, Richtung Rohbau. Dann hörten die Jäger auch warum. Das schlurfen von Füßen wurde Lauter. „Wenn einer Schießt, schieße ich zurück.“, rief jemand heraus, „Und glaubt mir ich treffe.“ „Wer ist das?“, fragte der Geflügelte verwirrt. „Die Antwort auf jedes Monsterproblem.“, meinte Thomas grinsend und füllte einen Kaffeebecher. Nero keucht ab und an. Sein Körper fühlte sich an wie nach einer Massage mit dem Fleischwolf. Aber er hatte es überstanden und war, bis auf einige Kratzer und das blaue Fleck, unverletzt. Drei Monate hinterlassen echt Spuren, dachte er wehleidig. Langsam, fast widerwillig hob er den Kopf und konnte endlich den Ausgang sehen. Mit neuer Kraft schritt er ein wenig schneller und versuchte gerade zu laufen. Im Moment musste er wirklich ein jämmerliches, oder vielmehr erschreckendes Bild liefern. Blut überströmt und dreckig. Das Bild alleine gab ihm die Kraft sein letztes Bisschen Würde zusammen zu kratzen und wenigstens muss nach außen hin der Sieger zu sein. „Wo warst du denn so lange?“, hörte er Thomas rufen. Langsam wandte der Jäger den Kopf zu ihm und sah auch die vier Grünschnäbel. Allesamt waren wohl auf. Und dann sah Nero das wichtigste an diesem Abend und rannte fast zu den anderen. Kaum war er angelangt riss er dem Fahrer den Becher aus der Hand und nahm einen großen Schluck. Der Kaffee war kochend Heiß, aber ihm war es egal. Kaffee war wie sein Ambrosia, sein Lebenselixier, wenn er auf einer Jagd war. „Wir haben Besuch.“, flüsterte Thomas und deutete Schwach hinter ihn. Den Kaffeebecher noch einmal ansetzend drehte er sich um und sah das Dutzend Weißgardisten. Dann senkte er den Becher ein Stück. „Was hab ich verpasst?“, fragte er Thomas leise über den Rand hinweg. „Verspätete Verstärkung.“, hörte er den Fahrer und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Dutzend. Und langsam kam der vorderste auf sie zu. „Es ist mir eine Freude, euch wiederzusehen.“, sagte er und Lächelte Nero an. Das Gesicht kam ihm bekannt vor, aber im Ersten Moment wusste er nicht, wo er es einordnen sollte. Doch nur Sekunden später wusste er es wieder. „Drei Monate sind eine lange Zeit in unserem Beruf.“, erwiderte Nero freundlich und ging zwei Schritte auf ihn zu, „Und wie ich sehe, hat sich bei euch einiges Geändert.“ „Nur wir zwölf.“, meinte der Gardist, „Der Rest will alles so lassen wie es ist.“ Nero lachte freundlos. Aber er freute sich wirklich, dass wenigstens diese kleine Truppe ihre Meinung geändert hatte. „Und wie läuft die Jagd bei euch?“, erkundigte sich der Jäger. „Schleppend, aber wir werden mit jedem Tag besser.“, sagte der Gardist zuversichtlich. Doch als Nero einen Flüchtigen Blick hinter ihn warf, sah er in den Augen seiner Begleiter Unmut. Sie konnten noch nicht lange dabei sein, dass spürte er deutlich. „Aber wo habe ich meine Manieren gelassen?“, fragte der Gardist plötzlich und hielt dem Jäger die Hand hin, „Ich bin Samuel.“ „Nero.“, erwiderte er und schlug ein. Mit einem zufriedenen Grinsen hörte er die Grünschnäbel keuchen. Wie in Schlaf vollzog sie alle Bewegungen. Einen ganzen Monat lang hatten sie die Schritte einstudiert. Einen ganzen Monat lang musste sie sich jeden Tag in das Kleid zwängen und mit ihrer Maske herumlaufen. Aber in Wirklichkeit war sie schon zwei Monate bei diesen Leuten. Aber der erste Monat lief ereignislos ab. Sie wurde mit allerlei kleinen Aufgabe betraut, die sie immer nach bestem Wissen erfüllt hatte. Und dann war der Tag gekommen. Sie wurde Feierlich zu dem Oberhaupt bestellt und er lobte sie in vollen Zügen, bis er ihr am Schluss die Maske reichte und ihr mitteilte, dass sie an der Beschwörung ihres Gottes teilhaben durfte. „Ist alles in Ordnung?“, sagte Jemand und riss sie aus den Gedanken. Es war ihr Tanzpartner. In seiner Stimme lag Besorgnis und strafte das Fröhliche Maskengesicht lügen. „Nervös und Erschöpft.“, entgegnete sie leise. Er nickte kurz nur um sich wieder dem Rhythmus hinzugeben. Hoffentlich ist es bald vorbei, dachte sie nüchtern und lies ihren Blick so unauffällig wie möglich durch die Halle wandern. Dann sah sie das paar roter Augen. „Ich fasse es nicht.“, hatte Bastian nach einer guten viertel Stunde sein Schweigen endlich gebrochen, „Nero.“ „Ich bin auch nur ein Mensch.“, erwiderte der Jäger schulterzuckend. „Aber viele sehen dich als Legende.“, meinte Thomas ohne den Blick von der Straße zu nehmen, „Nero, der Teufelsschlächter.“ Aus dem Augenwinkel heraus betrachtete Nero den Fahrer und sah dessen schwaches Grinsen. „Es stimmt.“, sagte Katja langsam, „Du bist eine Legende unter den Jägern. Als die Nachricht von deinem Verschwinden publik wurde, verließen etliche alteingesessene Jäger die Gemeinschaft.“ „Also steht es schlecht um uns.“, schloss Nero. „Es gibt viel zu viele Grünschnäbel, die nicht wissen, worauf sie sich einlassen.“, sagte Thomas düster, „Und die meisten kommen nach der ersten Nacht nie wieder nach hause.“ Etwas in Nero verkrampfte sich. „Wie konnte ich nur daran denken, aufzuhören?“, fragte er sich selber laut, „Ich wusste, dass ich es niemals sein lassen könnte, dass es da draußen Leute gab die Jede Nacht um ihr Leben fürchten.“ „Und deswegen tut Garver alles, um die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten.“, meinte Thomas in Gedanken, „Aber er ist ein schlechtes Vorbild.“ Fragend sah Nero den Mann an. „Er kann in seinem Zustand nicht mehr auf die Jagd gehen.“, sagte Alex vorsichtig, „Und die meisten Jäger glauben auch nicht, dass er es damals getan hat.“ „Ihnen fehlt ein Vorbild, an dem sie sich Orientieren können.“, erklärte Thomas und warf Nero einen kurzen, fragenden Blick zu. „Sie brauchen also ein Vorbild?“, fragte er zurück und sah zu den drei Grünschnäbeln, die sich auf der Sitzbank zusammen gequetscht hatten. In ihren Augen konnte er einen Funken sehen, ein einziges, kurzes Aufflackern. Nur Sekunden später sah er wider nach vorn, in die Nacht hinaus. Keine Zehn Minuten später lenkte Thomas den Wagen auf den Parkplatz und schaltete den Motor aus. Die Hand noch am Zündschlüssel atmete er einmal tief durch. „Damit wäre auch die Nacht überlebt.“, sagte er leise und grinste. Nero sah den Mann an. Seit ihrer letzten, und auch einzigen Begegnung vor drei Monaten hatte sich viel bei ihm getan. Nicht äußerlich, aber innerlich. Den besten Beweis lieferten die erledigten Zombies, die auf sein Konto gingen und die Waffen, die er bei sich führte. Er war nicht mehr einfach nur ihr Fahrer. Er war ihre Unterstützung, ihr Vertrauter. Vorsichtig stiegen die fünf aus dem Wagen. Neugierig betrachtete Nero seine Umgebung. Es hatte sich nichts geändert. „Auch schon da?“, hörte er die Stimme des Vampirs. Gemächlich wandte er sich zum Eingang des Hauses zu. Neben der Tür, an der Wand gelehnt, stand Roman und wartete auf sie. „Gut gespeist?“, erkundigte sich Nero. „Ja, aber keine Sorge, ich pass auf.“, erwiderte der Vampir. „Weist du, wer von den alten Hasen da ist?“, fragte er Roman. „Nur Sukki und Garver, sonst ein paar Neulinge.“, antwortete der Angesprochene kopfschüttelnd. Ohne auf die Anderen zu warten ging Nero voraus und stieß die Tür auf. Seine Augen passten sich schnell an die Dunkelheit an und boten ein Bild des Entsetzens. Bis auf drei junge Männer war der Raum leer. Nur Sukki hielt hinter ihrem Tresen die Stellung. Nebensächlich sah sie auf und ein Ruck ging durch sie hindurch. Ihre Augen fixierten Nero und sahen ihn ungläubig an. „Morgen.“, sagte er und betrat vollends den Raum. „Was kann ich bringen?“, fragte Sukki gefasster als sie aussah. „Eine Dusche und neue Klamotten.“, erwiderte er grinsend. „Geh schon mal vor, ich bring dir die Sachen gleich“, meinte sie Abwesend und wandte sich zum gehen. Mürrisch sahen die Männer auf und musterten den Jäger. Aber er folgte Sukkis Anweisung ohne auf die Neuen zu achten. Keine fünf Minuten später erreichte er die Duschräume. Wie immer, dachte er grinsend und betrachtete die Räumlichkeit. Egal wie viele Jäger in einer einzigen Nacht auch hier unter gewesen waren, es gab niemals einen Grund etwas an der Sauberkeit zu beanstanden. Und wer immer hier unter für Ordnung sorgte, er machte verdammt gute Arbeit. In aller Ruhe räumte Nero die Taschen seiner Kleidung aus und verstaute sie in einem der Spinde, die eine ganze Wand in Beschlag nahmen. Langsam streifte er den Mantel ab und spürte deutlich die Prellung an seiner Seite. Nach einem kurzen Keuchen warf er ihn in den Wäschesack, gefolgt von dem T-Shirt. Langsam drehte er sich der Reihe mit Waschbecken und Spiegeln zu und besah sich den blauen Fleck genauer. Du hast verdammtes Schwein gehabt, dachte er ernst. Der Schlag hatte ihm mühelos die Rippen brechen können, hätte er ihn nur ein wenig höher getroffen. „Nero?“, fragte plötzlich eine junge Frauenstimme. Lächelnd drehte er sich zu ihr herum. Aber sein Lächeln verschwand schlagartig. Die Maske der Professionalität, die der Sukkubus im Lokal trug war verschwunden. Sie wirkte verängstigt, hilflos, wie ein kleines Kind. Langsam ging Nero auf sie zu. Sie war ein Stück kleiner als er und als sie zu ihm auf sah wirkte sie noch zerbrechlicher. „Was ist denn los, Kleine?“, fragte er mit sanfter Stimme und strich ihr vorsichtig durch ihr Haar. Noch einen Augenblick sah sie auf, dann warf sie sich ihm um den Hals. „Ich bin so Froh, dass du lebst.“, sagte sie plötzlich, „Es hieß du seiest verunglückt und gestorben.“ Schweigend streichelte er weiter ihr Haar. „Was war nur los? Wo warst du die ganze Zeit?“, fragte sie und sah erneut zu ihm auf. „Ich war tot.“, sagte er leise, „Ich wollte aufhören. Ein halbwegs normales Leben führen.“ „Aber warum bist du wieder da?“ „Weil ihr mich braucht.“, sagte er grinsend und löste sich sachte von ihr. „Kannst du mich auf den neustens Stand bringen?“, fragte er vorsichtig. „Vor oder nach dem duschen?“, fragte sie und wirkte wieder normal. „Währenddessen.“, grinste er sie an. Ich bin wieder zu hause. Wieder und wieder wirbelten sie umher, getragen von der Musik und ihrer eigenen Euphorie. Doch langsam, ganz allmählich, schien sich die Gesellschaft zu beruhigen. Der Letzte Akt, dachte sie mit gemischten Gefühlen. Sie hoffte wirklich, dass alles gut gehen würde. „So sieht es im Moment aus.“, meinte Sukki und seufzte schwer. „Wirklich nicht gut.“, murmelte der Jäger und streifte sich das T-Shirt über. „Und so wie die Grünschnäbel verschwinden wird es auch nicht besser.“, ergänzte der Sukkubus resignierend. „Meist du, du kannst die anderen zurück holen?“, fragte Nero nebensächlich. „Wenn du offiziell wieder dabei bist garantiert.“, erwiderte sie grinsend. Dann sollte ich doch Garver mal einen Besuch abstatten. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und hatte schon die Klinke in der Hand. „Hast du nicht etwas vergessen?“, fragte Sukki wissend. Langsam sah er an sich herunter. Klamotten waren da und alles saß richtig. Verwirrt sah er zu ihr, nur um einen Wimpernschlag später einen neuen Mantel ins Gesicht zu bekommen. Nach einer Sekunde der Verwirrung schlüpfte er hinein. „Du bist echt die Beste.“, sagte Nero lächelnd. „Ich weiß.“, erwiderte sie. Mit einem breiten Lächeln verließ er die Duschräume im ersten Kellergeschoss und stieg die Treppe hinauf in das zweite Obergeschoss, wo Garver sein Büro hatte. Zögernd blieb er einen Moment stehen, die Hand zum anklopfen gehoben. Nicht mein Stil, dachte sich Nero und öffnete kurzerhand die Tür. Garver saß hinter seinen Schreibtisch, über einen Stapel Akten gebeugt. Links und rechts auf dem Tisch stand jeweils ein Laptop und warf ein schummrig blaues Licht auf ihn. „Ich habe gesagt, ich will nicht gestört werden.“, sagte er ernst mit einem drohenden Unterton. „Da ist man mal wieder im Land und dann so eine Begrüßung.“, entgegnete Nero prompt und trat grinsend ein. Garver sah langsam auf und auf seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Überraschung und Verwirrung. „Was willst du hier?“, erkundigte sich der Rollstuhlfahrer und versuchte sachlich zu klingen. „Dir sagen, dass ich wieder dabei bin.“, erwiderte Nero ohne sein Grinsen zu verbergen. „Und warum so plötzlich?“, hakte der Mann nach. „Weil ich in meiner letzten Nacht alles verloren habe, was den Unterschied zwischen Mensch und Jäger ausgemacht hat.“ Der Mann nickte langsam, beinahe verständnisvoll, dann sah er Nero wieder an. „Dann willkommen zurück.“, sagte Garver und ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Stille schlich sich langsam zwischen die beiden Männer, die nicht unterschiedlicher sein konnten. „Was macht Tanja eigentlich?“, erkundigte sich Nero plötzlich. „Jagen.“, erwiderte Garver kurz. Und etwas wie er es gesagt hatte behagte Nero ganz und gar nicht. Er hatte diesen Mann in den letzten Jahren kennen gelernt und wusste, dass er ihm etwas verschwieg. „Wo ist sie Gerade?“, erkundigte Nero sich weiter. „Auf einem Jagdausflug.“, antwortete sein Chef knapp. „Wo?“, fragte der Jäger energischer, „Und was?“ Seufzend klappte Garver den Ordner, über den er gebeugt war zu, und fixierte Nero. „Sie soll die Auferstehung eines Verbotenen Gottes verhindern.“, sagte der Mann ohne eine Sekunde zu verlieren. Und mit einem Schlag schien die Temperatur im Büro sich nahe Null zu befinden. „Noch mal bitte.“, forderte Nero. „Du hast mich schon richtig verstanden.“, erwiderte Garver und legte die Hände auf den Schreibtisch, „In diesen drei Monaten hat sie enorme Fortschritte in allen Bereichen gemacht. Angefangen vom Grundwissen über Kampfpraktiken und Taktiken.“ „Das ist egal!“, schrie Nero, „Weist du was du getan hast?“ Doch Garver schwieg. „Du hast sie in den Tod geschickt!“, entfuhr es dem Jäger. „Sie hat gewusst worauf sie sich einlässt.“, versuchte Garver ihn zu beschwichtigen, „Sie hat die Mission selber ausgewählt.“ Irgendwie schafften es diese Worte Neros Wut ein wenig zu besänftigen. „Gib mir das Tachi.“, sagte der Jäger kalt. Ohne ein weiteres Wort fuhr der Mann zu einem Schrank. Ohne Hektik und eile öffnete er ihn und holte einen langen verhüllten Gegenstand heraus. „Du weist, dass es dann kein Zurück mehr gibt?“, fragte Garver und sah Nero forschend an. „Das weis ich.“, erwiderte er ruhig, „Und genau deswegen bin ich hier.“ Garver seufzte schwer, doch dann warf er ihm das Stoffbündel zu. Unsanft öffnete Nero die Kordel und nahm das Schwert heraus. „Ruf Thomas an und sag ihm wo er mich hinbringen soll.“, meinte Nero und seine Hand schloss sich fester um die Schwertscheide. Ohne eine Antwort abzuwarten stürmte der Jäger die Treppe hinunter und stieß sie fast aus den Angeln. Sukki hatte wieder ihren Posten hinter dem Tresen bezogen und sah ihn neugierig an. Nero jedoch stampfte Sofort weiter Richtung Ausgang. Er sah nicht die fragenden Blicke der vier Grünschnäbel, und auch nicht als die drei Männer aufstanden. Erst als sie ihm den Weg versperrten realisierte er sie. „Aus dem Weg.“, sagte Nero leise und kalt. „Hältst dich für einen ganz Großen, wie?“, fragte einer der Drei. Ohne Vorwarnung stieß Nero den Schwertgriff nach vorn. Noch bevor der Getroffene das geschehen realisieren konnte schlug Nero den Zweiten mit der Scheide nieder und lies den Griff mit der Schläfe des Dritten kollidieren. Ohne eine weitere Sekunde zu warten hastete er weiter und stieß die Tür auf. „Ich bitte um Ruhe.“, rief Jemand. Alle Blicke wandten sich zu dem Redner zu. Er war mager und hatte deutlich sichtbare Spuren von zu wenig Schlaf im Gesicht. Aber er strahlte eine unglaubliche Autorität aus. „Meine Damen, meine Herren, hiermit möchte ich sie zu diesem feierlichen Ereignis begrüßen!“, sagte er laut und deutlich verständlich, „Wir haben viel geopfert für diesen glorreichen Tag, an dem Unser Gott uns wieder beistehen wird.“ Die Menge jubelte. Doch als er die Hand hob schweigen sie. „Doch noch ist es nicht vollbracht. Wir müssen nur noch ein wenig Geduld haben, dann wird unser Gott uns freudig in seine Arme schließen.“, verkündete er und wieder jubelte die Menge. Nur noch so wenig Zeit, dachte Tanja ernüchternd. Sie war zwar in die Gesellschaft aufgenommen worden, doch niemand wollte ihr sagen, was genau passieren würde. Gespannt sah Nero aus dem Fenster. „Sicher?“, fragte der Jäger ruhig. „Absolut.“, erwiderte Thomas ruhig, „Hier ist es.“ „Dann heißt es nur noch hineinkommen.“, stellte Nero seufzend fest und stieg aus dem Wagen. „Wie abgemacht.“, grinste Thomas, „Auf dein Zeichen.“ Nero nickte und machte sich auf den Weg zum Tor. Wieder und wieder erwischte er sich dabei, mit der Hand über den Mantel zu streichen, dort wo das Tachi verborgen war. Unsicher bleib er vor dem Tor stehen und starrte auf das große Haus dahinter. Eine Einfahrt, mindestens einhundert Meter befand sich dazwischen. Aber er konnte keine Menschen sehen, noch nicht einmal etwas, was auf Höllenwesen hindeutete. Und so was war in der heutigen Zeit nahezu unmöglich. „Kann ich euch helfen?“, erklang plötzlich eine Männerstimme neben ihm. Langsam, sein Unbehagen nicht zeigend, drehte er den Kopf. „Ja, das kannst du.“, sagte er und spürte, wie sein Grinsen diabolische Züge an nahm. Stets den Schein der vollkommenen Ruhe wahrend lies Tanja sich ihre Aufregung nicht anmerken. Vor wenigen Minuten hatte sie eine Mädchen, oder eher eine junge Frau hereingebracht. Sie führten sie eine kleine Treppe hinauf, an dem Redner vorbei und hielten schließlich vor einem Steinquader. Rau und ungeschliffen, wie frisch aus einer Wand gebrochen. Behutsam legten die Männer sie darauf und waren kurz darauf wieder verschwunden. Viele Gedanken schossen durch ihren Kopf, zu viele um nur einen zu beenden. Plötzlich fasste jemand ihre Hand. Einen Moment musste sie sich zusammennehmen sonst hätte sie geschrien. Hastig sah sie die Person an. Doch sie starrte nur in eine Maske, eine Hälfte weiß und zweigte Freude, die andere schwarz und Trauer. Auf seinem Kopf trug er einen Zylinder und ein weiter Mantel verbarg den Rest von ihm. „Er hat euch als erwählt.“, rief der Sprecher begeistert, „Der Henker will, dass ihr ihm helft.“ Henker?! schoss es ihr durch den Kopf, aber sie konnte sich nicht wehren. Gemächlich schritten sie nebeneinander durch die geteilte Masse. Immer wieder blickte sie verstohlen zu dem Maskierten. Etwas an ihm war komisch. Seine Art zu Bewegen unterschied sich ein wenig von dem der anderen. Es war der sichere Gang eines Räubers, der der verletzten Beute Nachstellte. „Kommt, Kind, lasst den Gott nicht warten.“, sagte der Mann vom Treppenansatz und funkelte sie wütend an. Mit einer kurzen Bewegung brachte der Maskierte den Mann zu schweigen und hielt ihr seine Hand hin. Ungläubig griff Tanja danach und lies sich an dem Einzigen nicht maskierten vorbeiführen. Jetzt war es nur noch ein kurzes Stück bis zum Altar. Wo die Opferung stattfinden würde. „Da hast dich prächtig gemacht, nicht mehr das verängstigte Kind.“, sagte der Maskenträger plötzlich, „Ich bin stolz auf dich, Tanja.“ Ein kalter Schauer jagte über ihren Rücken. „Aber hab keine Angst, ich werde dir helfen.“, fuhr er fort, als sie nichts sagte. „Wer bist du?“, drangen die Worte leise aus ihrem Mund. „Drei Monate sind eine lange Zeit, nicht wahr?“, fragte er als wäre es Antwort genug. Noch einen Moment sah sie ihn an, dann wieder auf den Altar. „Ja, du hast recht.“, flüsterte sie, „Aber du bist wieder da, oder?“ „Für jetzt und immer.“, erwiderte der Maskierte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten die beiden den Altar erreicht. Das Mädchen lag regungslos mit offenen, trüben Augen vor ihnen. Sie war vielleicht vierzehn, oder fünfzehn Jahre alt. Und diese Männer und Frauen da unten wollten ihren Tod. „Was machen wir?“, erkundigte sich Tanja im Flüsterton. „Ich mach den Weg frei und du versuchst mit dem Mädchen zu Thomas zu kommen.“, sagte Nero ruhig. Doch im Stillen hatte er sich schon damit abgefunden, dass er diese Nacht höchstwahrscheinlich nicht überleben würde. Auf der Galerie zu ihren Seiten befanden sich jeweils fünf Mann mit Schnellfeuerwaffen unterschiedlichen Kalibers. Und direkt vor ihnen noch einmal Zehn. „Die Chancen stehen verdammt schlecht, oder?“, fragte Tanja und strich dem Mädchen behutsam eine Strähne aus dem Gesicht. „Dann richten wir so viel Schaden an wie möglich.“, erwiderte Nero. „Würden sie bitte Anfangen.“, drang die Stimme des Veranstalters zu ihnen. Doch mit einer schnellen Handbewegung brachte der „Henker“ ihn zum schweigen. „Was glaubst du eigentlich, was wir hier tun?“, erkundigte sich Nero bissig, „Oder glaubst du, unseren Herren durch deine Ungeduld schneller hierher zu bringen.“ Nach einem Moment nahmen die beiden Jäger ihr Gespräch wieder auf. „Ich kann mich um die Galerie kümmern, sagte Nero gelassen und zog unter seinem Umhang einen Kris-Dolch hervor, „Dann hättest du nur noch die paar Angsthasen da unten.“ „Ich kümmere mich die Galerie, du um den Rest.“, sagte sie entschieden, „Und es bleibt dabei.“ Still sahen sie sich an, dann nickten sie. Ein Schrei gellte in der Halle und schon im nächsten Moment war die Hölle ausgebrochen. Die Anwesenden rannten scheinbar ziellos umher und sahen sich Ängstlich um. Ein schneller Blick genügte dem Jäger um die Ursache festzustellen. Ein pechschwarzer Wolf jagte über die Galerie und riss einen Mann nach dem anderen zu Boden, darauf bedacht, keinen ernsthaft zu verletzen. Mit einem Grinsen riss sich Nero den Zylinder und die Maske vom Gesicht und warf sie Achtlos zu Boden. Entgegen seiner Hoffnung stürmten zwei mit schweren Säbeln bewaffnete Männer durch die Masse. Doch Neros Schwert schien wie von selbst in deine Hand zu springen. Und nach einem kurzen Gerangel schickte er sie zu Boden. Hastig lies er seine Augen über die panische Meute wandern, doch niemand weiter schien Anstalten machen zu wollen sie aufzuhalten. Soll mir nur recht sein, dachte er müde und heftete sich wieder an Tanjas Fersen, die mit der Kleinen Richtung Ausgang rannte. Sie hatten die geschlossene Tür fast erreicht, als sie von außen aufgerissen wurde. „Los! Lauft weiter!“, rief der Mann und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Dann hörte Nero die Schüsse. Scheinbar das ganze Grundstück schien unter dem Stakkato diverser Feuerwaffen zu zittern. „Hier Runter! Schnell!“, hörte der Jäger Thomas rufen. Dann donnerten erneut Schüsse, aber Nero kannte das Geräusch der vollautomatischen Schrotflinte. Kaum hatten sie das Portal hinter sich gelassen, stürzte das Mädchen. Doch bevor Tanja ihr Aufhelfen konnte, war eine weitere Person bei ihnen. „Ich bring sie runter.“, sagte sie fest. Nero staunte nicht schlecht, als er endlich die Stimmen zuordnen konnte. „Der Gott ist auf dem Weg, das Portal geöffnet!“, rief der Anführer der Meute plötzlich. Ein kalter Schauer nach dem anderen glitt Neros Rücken hinunter. Er konnte die Macht des verbotenen Gottes spüren. Hastig fuhr er herum und konnte den Mann sehen, Die Hände triumphal Richtung Himmel gestreckt. Und in einer hielt er ein blutiges Messer. Dann war da die Stille. Wie aus dem Nichts erschien an der Hinteren Wand ein Strudel aus Wasser, der sich scheinbar ins Freie zog. Das Portal ist offen, dachte Nero und spürte die Panik in ihm aufsteigen. Ein Bateezu mag eine Sache sein, ein Balor eine schlimmere, aber ein Gott, verboten oder nicht, überstieg seine Vorstellungskraft bei weitem. Plötzlich schoss etwas, ähnlich dem Fangarm eines Kraken, durch das Portal, schlang sich um den Mann und zerrte ihn hindurch. Augenblicke Später kamen gut ein Dutzend dieser Tentakel aus dem Portal und griffen sich scheinbar wahllos Menschen. Zum Schloss schob sich der Kopf dieses Wesen durch das Portal. Auf den ersten Blick wirkte er Menschlich, halb Durchsichtig, wie auch die Fangarme. „Nährt mich, meine Kinder.“, hallte es in Neros Gedanken und die Bewegungen die der Mund Machte passten nicht zu den Worten. Aber der Jäger zweifelte Stark daran, dass diese Öffnung dem Sprechen dienlich sein sollte, denn soweit er in den Schlund des Gottes sehen konnte, erkannte er nur Spitze Zähne. Die größten waren geschätzte ein Meter, die kleinsten immer noch gute dreißig Zentimeter. „Wir müssen Verschwinden!“, schrie er über die Schulter und hoffte, dass Tanja ihn gehört hatte. Sie konnten hier nichts mehr ausrichten. Außer vielleicht mit einer Atombombe. „Verschaff mir nur einen Moment Zeit!“, rief Tanja gehetzt zurück, „Und frag nicht warum, mach es einfach!“ Gerade wollte er sich umdrehen und ihr den Kopf zu Recht rücken, doch da kam schon der erste Fangarm auf ihn zu. Und verblüfft sah er zu dem Schwert, als es ohne Widerstand hindurch glitt. Zeit für einen Erfolg blieb nicht, denn Arm um Arm schlug nach ihm. Und Nero wusste, das er verloren war, wenn sie ihn zu fassen bekamen. Und so plötzlich wie der Angriff kam, war er auch wieder vorbei. Die Schreie in der Halle waren verstummt, die Panischen geflohen oder verschlungen. Nur Tanjas Stimme war noch da. „Ich rufe euch! Euch, die den Flammen entstiegen sind!“, rief sie in die Halle hinein und mit jedem Wort schien die Temperatur zu steigen, „Ich rufe euch, die ihr keinen Namen hattet. Ich rufe Euch, Meine Teufel!“ Ungläubig wandte sich Nero um. Drei riesige steinerne Portale hatten sich hinter Tanja gebildet, welche selbst kaum zwei Meter hinter ihm gestanden hatte. Dann öffnete sie sich schwungvoll und offenbarten den Blick auf drei Balor. Einer hielt eine zweihändige Axt, der andere ein Flammenschwert und der letzte einen gewaltigen Streitkolben. Plötzlich stand der mittlere vor ihm und teuflische Pranke schoss nach vorn. Doch sie galt nicht ihm. Nur leise hörte er den erstickten Aufschrei weit hinter sich und sah den Zappelnden Tentakel in der riesigen Pranke des Teufels. Plötzlich packte ihn eine Hand am Arm und zog ihn mit sich. Sein Blick traf die anderen beiden Teufel. Aber sie griffen nicht an. Sie verneigten sich höflich. „Was bei allen Höllen?“, fragte er verwirrt. „Erkläre ich die, wenn wir hier weg sind.“, meinte sie und ein schwaches Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, „Es wird gleich ziemlich hässlich.“ Noch immer verwirrt, aber nicht mehr so perplex folgte Nero ihr und verschwand nur einen Wimpernschlag später in Thomas Limousine. Mit Quietschenden Reifen schoss der Wagen die geteerte Einfahrt entlang und bog auf die Straße ab. Im nächsten Moment verwandelte sich der Ort des Unheils in ein flammendes Inferno. „Sind alle Rechtzeitig verschwunden?“, fragte Nero leise. „Alle in Sicherheit.“, erwiderte der Fahrer gelassen. Halb entspannt, halb einen Herzinfarkt erleidend lehnte sich Nero an die Rückbank und sah zu Tanja. „Ich glaube, es gibt dringenden Klärungsbedarf.“, meinte er trocken. „Gerne.“, sagte Tanja lächelnd, aber ich will erstmal nach Hause.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)