Die Vergangenheit der frühen Helden von Sora_Bay ================================================================================ Kapitel 6: Im Hause des Bürgermeisters -------------------------------------- Nun also standen sie vor dem Haus des Bürgermeisters. Die Stallburschen brachten ihre Pferde weg. Am liebsten wäre Phoebe hinterher gelaufen und hätte geschaut, ob sie White Lady auch gut behandelten. Doch das hätte ganz gewiss keinen guten Eindruck gemacht. Roland, Alain, Phoebe und Cuthbert standen am Fuß der Treppe, nebeneinander, in dieser Reihenfolge. „Klopfen wir? Oder machen wir einfach auf und spazieren rein?“, fragte Bert. Eine Antwort musste keiner von ihnen geben. Die Haupttür wurde nämlich in diesem Moment aufgerissen. Zwei Frauen standen vor ihnen, die Phoebe an Frauen von Viehzüchter erinnerte. Die etwas untersetztere von beiden kam auf sie zu, freundlich lächelnd. „Ihr seid die jungen Männer vom Bund, das seid ihr. Und das junge Mädchen, verzeiht. Ihr seid willkommen. Guten Abend und mögen eure Tage auf Erden lang sein.“, sagte sie fröhlich, freundlich und als erste wirkte sie dabei aufrichtig. Phoebe musste lächeln. Die erste Person in dieser Stadt, die ihr irgendwie sympathisch war. „Ich bin Olive Thorin, die Gattin des Bürgermeisters. Das ist Carol, meine Schwägerin.“ Sie deutete auf die Frau neben ihr. Eine spindeldürre, hochgewachsene Frau, deren Blick einen Moment zu lange an Phoebe hängen blieb, nach deren Geschmack. Die drei Jungs verbeugten sich vor ihr und Phoebe machte einen leichten Knicks. Sie mochte das nicht besonderes. Falsches Gehabe von gespieltem Respekt. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte sie dies alles ohne Murren mitgespielt, doch es hatte sich so viel geändert. Es war ihr zuwider. Die Frau vor ihr aber möchte sie. Sie war irgendwie kindlich in ihrem Verhalten, aber es verleih ihr Würde und etwas Freundliches. „Ich heiße euch in Seafront willkommen. Betrete unser Haus mit Freuden. Das sage ich aus vollem Herzen, das tue ich.“ „Und das werden wir, Madam.“, sagte Roland und küsste ihre Hand wie ein Gentleman. „Eure Grüße haben uns mit Freude erfüllt.“ Darüber schien sich Olive Thorin noch mehr zu freuen und Phoebe war hingerissen von dieser Frau. Sie freute sich, dass sie gleich zu Anfang eine so nette Frau kennen gelernt hatten. Allerdings sollte es den ganzen Abend über die einzige Person bleiben, die sie mochte und der sie Vertrauen schenkte. Sie betraten den großen Festsaal. Roland hatte gerade noch Zeit Bert einen verkniffenen Blick zu zuwerfen. Dieser nickte. Er hatte den Auftrag sich alle Namen, jedes Gesicht zu merken. Phoebe fand das überflüssig. Bert war ein Witzbold, er würde höchstwahrscheinlich mit einem Witz auf den Lippen sterben, aber er war nicht blöd. Der erste, denn sie kennen lernten, war ein Mann, der neben Avery stand. Kimba Rimer. Er war groß, riesig fast. Phoebe, die ziemlich klein war und auch zierlich (wobei man sich in ihr täuschen konnte, denn sie war wirklich stark; Roland hatte noch keinen Jungen gesehen, den sie nicht auf die Bretter schickte) stand vor ihm als würde sie zu einem Turm hochsehen. Bert grinste. Typisch. „Meine Jungs und Mädchen.“, sagte er. „Willkommen in Mejis, in Hambry. Und in Seafront, unserem bescheidenen Bürgermeisterhaus.“ „Wenn dies bescheiden ist, möchte ich gerne den Palast sehen, denn ihr bauen würdet.“, lächelte Roland sehr höflich. Kanzler Rimer lachte laut. Avery auch. Irgendwie wurde Phoebe dabei ganz unwohl. Sie mochte Rimer nicht, dass wusste sie sofort. „Kommt, ich bin sicher der Bürgermeister erwartet euch mit Ungeduld.“, sagte er dann, als er genug gelacht zu haben schien. Und dann führte er sie an den grinsenden Sheriff vorbei in den Empfangssaal. Der Saal war voll, nicht groß genug für die Runde aber ausreichend. Es war auch nicht das gleiche wie in den großen Sälen von Gilead, aber dafür herrschte hier eine andere Atmosphäre. Eine lockere, robuste Atmosphäre, wie die Menschen auch. Und dennoch wirkte es seltsam unecht auf Phoebe. Sie fühlte sich unpassend. Alle Frauen um sich herum und auch alle „Mädchen im heiratsfähigen Alter“, wie Avery sie genannt hatte, hatten wundervolle Kleider an. Lange Abendkleider, aus edlen Stoffen, hochgesteckten Haaren mit Perlen darin oder um den Hals. Und sie? Sie stand mit ihrem alten Kleid hier, das in Gilead für keine einzige öffentliche Veranstaltung gut genug gewesen wäre. Das Haar trug sie offen. Es fiel ihr in leichten Wellen über die Schultern und rahmte ihre dunkelbraunen Augen und ihr braungebranntes Gesicht perfekt ein. Sie trug eine schlichte Kette. Es war nicht so, dass sie sonderlich eitel war, was ihr Aussehen betraf. Aber hier fühlte sie sich wie das hässliche Entlein inmitten einem Rudel von Schwänen. Ätzend! Sie fühlte sich so fehl am Platz wie selten in ihrem Leben. Sie sah zu den Jungs rüber. Alain lächelte ihr aufmunternd zu. Roland hatte schon ein Mädchen entdeckt. Gerade er! Prima. Das fing ja gut an. Auch Bert sah sich um. Jede Menge hübsch zu Recht gemachter Mädchen, wie schon gesagt. Er hatte reichlich zu tun. Dabei wurden sie zu einer Gruppe von Leuten geführt. Einem Mann, groß und hager. Einen Weiteren, kleiner, aber noch dünner als Rimer oder jener andere dort, und mit langen weißem Haar. Und ein Mädchen. Genaugenommen war es das Mädchen, das Roland die ganze Zeit anstarrte. Sie folgte einem innerlichen Drang und trat ihn in die Ferse. Er schrak auf und sah sie fragend an. Sie sagte nichts. Rimer war neben sie und ihm traute sie fast noch weniger als Sheriff Fettklops. Aber ihr Blick sprach Bände: Was ist los mit dir? Konzentrier dich, bei deinem Vater! „Bürgermeister Thorin?“, begann Rimer. „Darf ich ihnen unsere Gäste aus den Inneren Baronien vorstellen?“ Thorin wand sich dem Mann mit dem weißen Haar ab und schenkte nun ihnen seine Aufmerksamkeit. Er strahlte über das ganze Gesicht. Phoebe fand es ebenso abstoßend wie bei Avery oder Rimer. Sie alle wirkten so falsch. Das konnte doch nicht sein. Hatte sie langsam Verfolgungswahn? Es konnte doch nicht sein, dass ihr eine ganze verfluchte Stadt seltsam vorkam. „Ay, sie dürfen!“, rief Thorin mit kräftiger, hoher Stimme. „Sie dürfen wahrlich. Wir haben mit großer Ungeduld auf diesen Augenblick gewartet. Ein guter Stern steht über dieser Begegnung, ein sehr guter. Willkommen, ihr Herren! Willkommen, meine Dame! Möge euer Abend in diesem Haus, dessen vorübergehender Besitzer ich bin, glücklich sein. Und mögen eure Tage auf Erden lang sein.“, sagte er mit vor Stolz geschwellter Brust. Roland nahm dessen Hand als erster, dann verbeugte er sich tief. „William Dearborn, Bürgermeister Thorin, zu euren Diensten. Danke für euren Willkommensgruß und mögen eure Tage auf Erden lang sein.“, sagte er artig. Wie langweilig, schoss es Phoebe durch den Kopf. Roland spielte seine Rolle nahezu perfekt. Immer. Hätte er den Bürgermeister jetzt einen Kuss gegeben oder ihn angespuckt, das wär doch mal provokativ gewesen. Und unterhaltsam. Und warum machte sie sich eigentlich gerade über so etwas Gedanken? Das hier war kein Vergnügen. Es war Arbeit. Aber dennoch musste sie sich das Lachen verkneifen. Ein unglückliches Lachen. Arthur und Richard erboten nach Roland ihren Gruß. Zuletzt machte Bridie einen tiefen Knicks vor dem Bürgermeister. Er nahm ihre Hand und küsste sie. Spätestens hier war ihr das Lachen vergangen. Ein Anflug von Ekel überkam sie stattdessen. Tapfer lächelte sie. „Hatten sie eine schwierige Reise?“, fragte Thorin. „Haben sie Abenteuer und Gefahren erlebt? Wir möchten beim Dinner alle Einzelheiten hören, denn wir haben heutzutage nur wenige Gäste aus dem Inneren Bogen.“ Er hörte auf zu lächeln, zog die Augenbrauen hoch. „Sind sie auf Patrouillen von Farson gestoßen?“ „Nein, Exzellenz“, sagte Roland. „Wir…“ „Nayn, nicht doch, Freund! Nicht Exzellenz. Das dulde ich nicht. Nur Bürgermeister Thorin, wenn ich bitten darf.“ Er lachte. Als wäre eine solche Anrede ohnehin unangebracht. Jungendliche Möchtegern Reisende, die vor ihm standen. Phoebe fühlte sich nicht wohl. Alle Blicke, die freundlich auf sie gerichtet waren und doch nicht freundlich waren. Alle schienen ganz und gar nicht verwirrt, ein Mädchen zwischen den drei Jungs zu sehen, doch wenn sie sich umdrehte sah sie ihre Blicke ihr folgen. Unmissverständliche Geringschätzung. „Danke.“, sagte Roland aber. „Wir haben auch unserer Reise viele seltsame Dinge gesehen, aber keine guten Männer.“ „Gute Männer!“, stieß Rimer plötzlich hervor. Er hatte bisher kaum Anstalten getan, sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Als er jetzt so neben Phoebe reagierte, zuckte sie zusammen und sah ihn fast erschrocken von der Seite an. „Gute Männer, wahrhaftig.“ Sein Blick war arrogant. Nichts anderes. Phoebe würde nur zu gern fragen, was daran so wunderlich war. Sie ließ es. Ihren Freunden zuliebe. „Wir wollen alles hören, jedes Wort.“, sagte Thorin. „Aber bevor ich deswegen meine Manieren vergesse, meine jungen Freunde, möchte ich ihnen die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung vorstellen. Kimba haben sie ja schon kennen gelernt. Dieser treffliche Bursche zu meiner Linken ist Eldred Jonas. Er ist Chef meiner jüngst eingerichteten Leibgarde.“ Thorin sah etwas verlegen drein. „Ich bin nicht wirklich sicher, dass ich eine zusätzliche Wache brauche. Sheriff Avery hat es stets geschafft den Frieden in unserer Ecke der Welt zu erhalten. Aber Kimba besteht darauf und dem muss sich der Bürgermeister beugen.“ Er lächelte. „Sehr weise, Sir.“, sagte Rimer mir dünnem Lächeln und der ganze Saal lachte, außer Jonas und Phoebe. Sie sah keinen Grund dazu. Wenn jemand wirklich mal einen Witz machen würde, dann würde sie vielleicht auch lachen. So aber trafen sich Jonas und Phoebes Blicke und was sie darin sah ließ alle Alarmglocken in ihr aufschreien. „Hocherfreut, meine Herrn und meine Dame. Ganz bestimmt.“, sagte jener, als das Gelächter abgestumpft war. Er schüttelte allen die Hand, zu Phoebe ging er als letztes. Lang schien er ihr in die Augen zu sehen. Oder Phoebe kam es nur so vor. Es machte ihr Angst, wenn sie ehrlich war. Seine Hand trug eine Tätowierung. So etwas wie einen kleinen blauen Sarg auf dem Häutchen zwischen Daumen und Zeigefinger. „Lange Tage, angenehme Nächte.“, sagte sie ohne lang zu fackeln. Erst zu spät fiel ihr ein, dass diese Grußformel nicht in eine ländliche Gegend wie diese passte. Es war eine gängige, ja, aber on Gilead. Fehler! Sie hatte einen Fehler gemacht! Den ganzen Abend hatte sie sich so verdammt von den Blicken und das Verhalten aller ärgern lassen, dass ihr nun aus purer Unachtsamkeit ein Ausrutscher passiert ist. „Ihnen auch.“, sagte er und hielt ihre Hand fest, musterte sie gründlich. Gerade als Bert es auffallen wollte, dass es ein wenig über den Höflichkeitsgruß hinaus ging, gab er ihre Hand wieder frei. Als nächstes stellte man ihnen Cordelia Delgado vor, die Tante des blonden Mädchens neben Thorin. „Und unsere ganz besondere Freundin, Miss Susan Delgado.“, stellte er nun die junge Frau vor. Es war eine blonde Schönheit. Und wenn Phoebe Schönheit sagte, dann war dem so. Blondes, langes, glattes Haar, eine Figur wie es nur unverschämt sein konnte, dass manche Mädchen damit gesegnet waren (endlos lange Beine, schlank und dennoch Busen). Ein hübsches Gesicht mit hellen, grauen Augen. Braungebrannt und gesund. Wenn Bert sie jetzt noch sah, wäre es um ihn ebenso geschehen wie es um Roland schon war. Phoebe brauchte einen Blick auf beide um zu sehen, dass sie es schon geschafft hatte. Dabei fragte sie sich die ganze Zeit: wieso ganz besondere Freundin? Welchen Rang hatte sie? War sie verwandt mit dem Bürgermeister? Was war es, dass sie zu etwas ganz besonderen machte, außer ihr unglaubliches Aussehen natürlich. Roland verbeugte sich tief. „Freut mich, euch kennenzulernen, Sai.“, sagte er. „Mögen eure Tage lang sein…“ Was war das denn für ein Klang in Rolands Stimme? So hatte Phoebe ihn noch nie gehört. „Ay, und eure, Mr. Dearborn. Danke – Sai.”, sagte sie schnell. Mit fast beleidigender Geschwindigkeit wand sie sich von Roland ab. Das war irgendwie noch seltsamer. Als nächsten begrüßte sie Alain, dann trat sie an Bert heran. Dieser verbeugte sich und sprach untergeben: „Dürfte ich kurz zu euren Füßen ruhen, Miss? Eure Schönheit hat meine Knie weich gemacht. Ich bin sicher, wenn ich euer Profil einige Augenblicke von unten beschauen dürfte, mit dem Hinterkopf auf diesen kühlen Fliesen, dann würde alles wieder in Ordnung kommen.“ Darüber lachten alle, sogar Jonas. Alle, außer Phoebe. Sie stand neben Bert und warf ihm einen kurzen Blick zu, wütend oder entsetzt konnte man nicht sagen. Dann verdrehte sie die Augen und atmete durch. Hätte man ihr in jenem Moment Aufmerksamkeit geschenkt, hätte man gesehen, dass sie reichlich genervt war. Susan gab Bert einen Klaps auf den Handrücken, sichtlich errötet. Dann wand sie sich an Phoebe, die sie ruhig ansah. Gerne hätte sie eine Spitze losgelassen, was das Benehmen von Bert gerade anging, doch was sollte das bringen, außer dass sie ihn blamierte und Susan in Verlegenheit brachte. Sie konnte ja schließlich nichts dafür, dass sie so schön war und ihr alle Jungs erlagen. „Mir gefällt euer Kleid.“, sagte Susan dann lächelnd zu Phoebe. „Danke. Es ist nichts im Vergleich zu das eure.“, sagte Phoebe milde lächelnd. Beide machten einen Knicks, dann schien Susan es aber doch eilig zu haben zu ihrer Gruppe zurück zu finden. Dann werden wir eben keine Busenfreundinnen, dachte Phoebe und musste grinsen. Schnell gesellte sich ein weiterer Mann zu ihnen. Endlich mal einer, der nicht gleich vom Fleisch zu fallen schien. Ein Rancher. „Ihr werdet heute Abend noch ausreichend Gelegenheit bekommen, Mädels kennenzulernen.“, sagte er mit freundlichem Lächeln. „Wenn ihr nicht aufpasst, werdet ihr betrunken allein vom Parfüm werden. Aber bevor ihr sie – oder Jungs, Verzeihung, kleine Miss – kennenlernt, würde ich mich gerne vorstellen. Fran Langyll, zu euren Diensten.“ Ein kräftiger Handschlag ohne irgendwelchen Krimskram hinten dran. Das war eine Begrüßung, wie Phoebe sie guthieß. „Mir gehört die Rocking B … oder ich ihr, je nachdem wie man es betrachten will. Außerdem bin ich Boss des Pferdezüchterverbandes, jedenfalls bis sie mich feuern. Das mit der Bar K war meine Idee. Hoffe, ihr habt nichts dagegen.“ „Es ist perfekt, Sir.“, sagte Phoebe. „Sauber und trocken und Platz für noch zehn von uns. Danke. Sie waren zu gütig.“ „Unsinn!“, sagte er erfreut, als er seinen Punsch hinterkippte. „Wir stehen alle auf derselben Seite, Mädchen. Farson ist heutzutage nur ein falscher Fuffziger in einer ganzen Börse voll Falschgeld. Die Welt hat sich weitergedreht, sagen die Leute. So ist es. Ein gutes Stück auf der Straße zur Hölle hat sie sich weitergedreht. Unsere Aufgabe ist es noch, das Heu so gut und so lange es geht aus dem Feuer rauszuhalten. Für unsere Kinder mehr noch als für unsere Väter.“ „Hört, hört!“, rief Thorin wie zu einem Toast. Alle hoben die Gläser, aber Langyll schien ihn nicht weiter zu beachten. Er studierte Phoebe und die drei Jungs intensiv. Dann sah er Roland an. „Falls ihr in Mejis etwas tun können um zu helfen, fragt nur. Mich, John Croydon, Hash Renfrew, Jake White, Hank Wertner, wenn auch immer. Ihr werdet sie heut Abend kennenlernen, alle, ay. Und ihre Frauen und Töchter und Söhne. Und ihr müsst nur fragen. Wir mögen hier draußen ein gutes Stück von der Narbe Neu – Kanaans entfernt sein, aber wir stehen treu zum Bund. Sehr treu.“ „Gut gesprochen.“, murrte Rimer leise. „Und jetzt werden wir erst einmal angemessen auf eure Ankunft anstoßen. Ihr habt ohnehin schon lange auf einen Schluck Punsch warten müssen. Trocken wie Staub müsst ihr sein.“ Er drehte sich zu den Punschschalen um. Zwei standen auf dem Tisch, doch er wand sich gezielt der größeren zu. „Mr. Langyll, einen Moment.“, sagte Phoebe und trat hervor. Sie klang devot, doch lag ein B befehlgewohnter Unterton in ihrer Stimme. Langyll hörte das und drehte sich zu ihr um. „In der kleineren Schale ist alkoholfreier Punsch, oder nicht“, fragte sie nun völlig untergeben. Langyll sah verdattert drein, nickte aber. „Gebt uns davon, wenn ihr so gütig sein wollt.“, sagte sie leise. Sie sah alle Blicke im Saal auf sich gerichtet. Was war hier los? Eigentlich war das doch Rolands Part. Warum hatte er nicht reagiert? Er hätte sich einfach den Alkohol in die Hand drücken lassen. Nun aber übernahm er endlich das Wort. „Ihr müsst wissen: Wir haben die Gesichter unsere Väter in einer Weise vergessen, die etwas mit unserem derzeitigen Aufenthalt hier zu tun hat. Ich weiß, sie erwarten keine Einzelheiten, daher gehe ich nicht darauf ein, aber ich sollte bemerken, dass wir versprochen haben, während unseres Aufenthaltes hier keinerlei alkoholische Getränke zu uns zu nehmen. Eine Strafe, könnte man so sagen.“, schloss Roland. „Ihr Vater wäre stolz auf sie und auf sie auch, meine Liebe.“, sagte er zu Roland und Phoebe. „Welches Kind, das sein Salz in der Suppe wert ist, schlägt nicht einmal gern über die Stränge?“ Er sah sie an, mit einem echten Lächeln im Gesicht, aber seine Augen waren schwer zu lesen. „Darf ich an seiner Statt stolz sein?“, fragte er. „Ja, mit meinem aufrichtigen Dank.“, sagte Roland. „Und meinem.“, sagte Bert. „Meinem ebenfalls.“, fügte auch Alain hinzu. Nur Phoebe nickte stumm. Also bekamen sie alkoholfreien Punsch uns allen Gästen wurde ebenfalls dieser gereicht, egal wie oft man betonte, dass dies überflüssig sei. Und dann folgte auch noch eine Rede. Gott, Phoebe wollte doch jetzt am liebsten schon fliehen. Sie erwartete voller Sehnsucht das Ende des Abends. „Ladies and Gentleman, meine Freunde. Ich möchte sie bitten, mit dabei zu helfen vier neue Freunde willkommen zu heißen. Junge Menschen aus den Inneren Baronien, wackere junge Leute, die von dem Bund im Dienste von Ordnung und Frieden eine weite Reise gemacht haben.“ Thorin genoss es sichtlich zu reden, vor allem vor Publikum. Er hielt Susan Delgados Hand dabei die ganze Zeit fest. „Dürfte ich sie mit wenigen Worten vorstellen, Will Dearborn?“, fragte er nun. „Das dürfen sie und mit Dank.“, gab Roland brav zurück. „Ladies and Gentleman, ich darf ihnen William Dearborn aus Hemphill, Richard Stockworth aus Pennilton, sowie Arthur Heath und Bridie Milano aus Gilead vorstellen.“ Thorin hielt sein Kristallglas hoch und alle taten es ihm gleich. Als die Worte Gilead fielen, wurde ein Gemurmel und Aufatmen im Saal laut. Als wären sie vom Himmel gekommen und nicht nur aus Gilead. „Nehmt sie wohl auf, gebt ihnen wohl und macht ihnen ihren Aufenthalt in Mejis so angenehm wie möglich. Helft ihnen bei der Arbeit, dem Ziel zu dienen, das uns allen so sehr am Herzen liegt. Mögen ihre Tage auf Erden lang sein. Das sagt euer Bürgermeister.“, rief er fast aus. „Das sagen wir alle!“, riefen alle wie im Chor. Phoebe fand das nicht ergreifend oder erstaunlich, auch wenn ihre Mimik so einen Ausdruck hergab. Im Gegenteil. Sie fand es peinlich und unheimlich Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)