Shadow of the Black Cat von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Neuanfang - Was kostet Freiheit...? ---------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 1 Neuanfang - Was kostet Freiheit...? Das farbenfrohe Leuchten des Neujahr Feuerwerks erhellt die Dächer der Stadt. Der glitzernde Himmel spiegelt sich im Wasser des Hafens wider und in der Ferne sind die Rufe und das Gelächter der Stadtbewohner zu hören, die sich auf dem Hauptplatz des Festivals versammelt haben, um eine möglichst gute Sicht auf das Spektakel zu haben. Doch all das dringt nur unterschwellig zu seinem Bewusstsein durch, wie durch einen Schleier. ...Seine Hände zittern, obwohl es eine lauwarme Nacht ist.... ...Seine Ohren können die knallenden Feuerwerkskörper und Stimmen der Menschen nicht wahrnehmen, weil sie nichts hören als immer wieder das gleiche kalte Lachen.... ...Seine Augen können den leuchtenden Himmel nicht sehen, weil Tränen ihm die Sicht rauben... Während eine kalte, undruchdringliche Dunkelheit ihn immer weiter einschließt, wirft er noch einen letzten Blick auf das von den Schatten halb verdeckte Gesicht der jungen Frau in seinen Armen....ruft sich noch ein letztes mal ihre strahlenden Augen ins Gedächtnis....erinnert sich an ihr Lächeln.... Als sich alles um ihn herum in Nichts auflöst, gibt es nur noch einen Namen den er tief in seinem Inneren ununterbrochen wiederholt.... .... Saya ..... Ein dumpfer, pochender Schmerz holt sein Bewusstsein zurück. Bin ich tot? Das Stechen in seinem Kopf wird heftiger. Können etwa auch Tote Migräne haben? Er nimmt einen angenehmen Geruch wahr. Es riecht nach Essen. Pfannkuchen, vielleicht.. Zögernd öffnet er seine Augen einen Spalt, aber als das grelle Licht seine Pupillen trifft zuckt er unwillkürlich zusammen. Vogelgezwitscher. Allmählich gewöhnt er sich an die Helligkeit. Es ist Sonnenlicht. Sein noch immer leicht verschwommener Blick wandert durch den spärlich eingerichteten Raum. Direkt über ihm, ein halb geöffnetes Fenster. Eine braune Komode mit einem uralten, schäbigen Fernseher darauf und ein Regal mit ein paar Büchern. Und ein Kleiner Tisch mit einem Stuhl. Über der Stuhllehne hängt sein schwarzer Mantel. Unglücklicherweise sieht er leicht zerfetzt und auch ansonsten sehr mitgenommen aus.Auf dem Tisch liegen mehere kleine Taschen, in denen er gewöhnlich seine Patronen aufbewahrt, eine kleine schwarze Box mit Werkzeug zum Schlösser knacken und zwei handliche Messer. Und seine schwarze, mit goldenen Segmenten dekorierte Pistole. „Hades“. Die Tür geht auf, und ein etwa 12 jähriges Mädchen mit langen blonden Haaren und einem dicken Buch im Arm schleicht mit verträumtem Gesichtsausdruck herein. Als sie ihm in die Augen sieht zuckt sie kurz zusammen, richtet den Blick sofort auf den Boden und stolpert mit einem leise gestammelten „E-Entschuldigung...“ aus dem Zimmer. Er bleibt leicht verdutzt zurück. „Tss..., Eve. Ich bin mir sicher es macht ihm nichts aus wenn du das Buch ins Regal zurückstellst^^.Fürs erste ist es gut dass er endlich aufgewacht ist.“ Ein ca. 30 jähriger Mann mit grünen Haaren, einer Augenklappe und einem weißen Anzug mit dazu passendem Hut betritt den Raum. „Hey. Bist du also letztlich wieder fit. Mein Name ist Sven. Sven Vollfied. Und diese reizende Lady die sich hier hinter mir versteckt...“ (Er macht einen Schritt zur Seite doch das Mädchen rückt geschickt wieder hinter ihn) „...ist Eve. Und du bist..?“ Sven starrt ihn fragend an, doch er wendet seinen Blick ab. „Warum bin ich hier?“ „Nun gewöhnlich stellt man sich erst vor bevor man-...“ „Ich will wissen was passiert ist...!“ Sven stößt ein tiefes Seufzen aus. „Schön wie du willst. Wir haben dich nach dem großen Neujahrsfestival unten am Hafen gefunden. Du warst verletzt, also haben wir dich hierher gebracht. Wir hatten zuerst vor dich in ein Krankenhaus zu bringen, aber wegen dem allgemeinen Aufruhr hielt ich es für besser das ganze auf dem weniger...offiziellen...Weg zu lösen, wenn du verstehst was ich meine...“ „Was meinst du mit allgemeinen Aufruhr?“ „Naja, sieht aus als wäre an dem Abend einiges los gewesen. Chronos' Leute waren in der ganzen Stadt verstreut....sieht so aus als hätten sie etwas gesucht. Jedenfalls, ich war mir nicht sicher ob du mit der Sache was zu tun hast, aber Eve bestand darauf, dass wir dich mitnehmen. Du musst wissen sie hasst die Jungs von Chronos....“ Sven räuspert sich. “ Naja, und könnte ich die Bitte einer Dame ignorieren, wäre ich wohl kein sehr guter Gentleman.(**zwinker**) Außerdem kam sie mir dann noch mit der alten Leier, dass man sich unter Kollegen doch gegenseitig helfen müsse, und wer kann da schon wiedersprechen...denn der Waffe nach zu schließen bist du doch genau wie wir ein Sweeper, stimmts??“Sven wirft ihm einen misstrauischen, fragenden Blick zu. „Ich bin kein Sweeper.“ „Bist du ein Gangster??“ „Nein.“ Sven deutet mit einer ausladenden Geste auf den Tisch auf dem sein Equipment liegt. „Nun du wirst diese Waffen aber wohl nicht aus Spaß mit dir rumschleppen.“ „Nein“ „Also schön, glaubst du nicht du schuldest den Leuten die dich gerettet haben eine Erklärung??“(allmählich die Gedult verlierend^^) „Nein“ „WA-“ Svens Kopf nimmt langsam eine leicht rötliche Farbe an und er versucht krampfhaft sich zu beherrschen....als ehemaliger IBI Agent kann er es nicht ausstehen wenn er von seinem Gegenüber keine brauchbaren Antworten bekommt. Während Sven noch Flüche vor sich hinmurmelt, läuft Eve zu Bett hinüber. Diesmal schaut sie ihn direkt an. „Es ist mir egal.“ beginnt sie mit emotionsloser Stimme „Es ist mir egal, warum du diese Waffe trägst und wer du bist. Wenn du nicht willst musst du nichtmal mit mir reden. Ich glaube trotzdem, dass es die richtige Entscheidung war dir zu helfen...dafür brauche ich deine Dankbarkeit nicht.“ Er starrt sie einige Sekunden mit seinen Katzenähnlichen Augen an, wendet sich dann aber wieder dem Fenster zu. Sven beobachtet schweigend, wie Eve sich schwungvoll umdreht und Richtung Tür maschiert. „Warte.“ Eve verharrt einen kurzen Moment im Türrahmen, jedoch ohne sich umzudrehen. „Mein Name ist Train Heartnet.“ Drei Tage Später... „Eve!! Train!! Essen ist fertig!!“ Eve kommt herein, völlig vertieft in ein kleines blaues Buch in ihren Händen. „Eve, wie wärs wenn du das nach dem Essen fertig liest, es gibt Sven Vollfied Spezial Spagetti, da solltest du dich ganz auf den unglaublichen Geschmack konzentrieren.“ (Sven ist tatsächlich ein ausgezeichneter Koch^^) „Und weisst du wo Train bleibt...inzwischen ist er doch fit genug um mit uns gemeinsam zu essen...“ „Glaubst du er will mit uns Essen? Er ist nicht sehr gesprächig gewesen die letzten Tage...“ „Sei nicht so pessimistisch, Eve....“ Die Tür geht auf und Train kommt herein. Er trägt seinen Mantel und hat seine Waffe bei sich. „Was hast du vor Train...?“ „Ich will mich verabschieden. Ich bin euch wirklich dankbar, aber meine Wunden sind inzwischen einigermaßen verheilt. Es wird Zeit dass ich gehe.“ Sven schaut leicht verdutzt drein. Eve mustert angestrengt ihren noch leeren Teller. „Naja ich wusste ja dass du wohl bald deine eigenen Wege gehen wirst, aber bist du sicher dass es nicht noch zu früh ist? Deine Verletzungen könnten sich wieder öffnen...“ „Ich hab keine Wahl. Glaub mir, je eher ich gehe desto besser. Ich....ich hab da noch was sehr wichtiges was ich so schnell wie möglich erledigen muss...“ Train starrt in Richtung Fenster. Sein Blick wirkt plötzlich abwesend. Eve mustert ihm interessiert. Es ist das erste Mal das seine Augen nicht kalt, misstrauisch und abweisend wirken. Stattdessen sehen sie zum ersten mal... menschlich aus. Sie wirken unglaublich traurig.... „Bis zur nächsten Stadt sind es 3km. Soll ich dich hinfahren?“ „Danke, aber nicht nötig.“ ...10 minuten später... „Komm schon Eve, bist du sicher dass du nichts mehr essen willst? Sag bloß du vermisst Train...^^“ Eve wirft Sven einen derart bösen Blick zu, dass dieser sich an seinen Nudeln verschluckt. Ein plötzlicher Knall im Nebenzimmer lässt die beiden zusammenzucken. „Was war das?“ keucht Eve. „Es klang als hätte jemand ein Fenster zerbrochen. Möglicherweise Einbrecher.... ich geh nachsehen. Die wissen nicht, dass sie sich mit einem erstklassigen Sweeper anlegen... Eve, du wartest hier...“ „Aber-“ „Kein aber, Eve!“ Sven zieht seine Pistole aus einem Schubfach und schleicht richtung Tür. Eve hält den Atem an. Er entsichert seine Waffe und verschwindet geräuschlos im dunklen Flur. Einige Minuten lang hört Eve nichts als ihren eigenen Herzschlag. Doch plötzlich wird die Stille von einem Schuss durchbrochen. Eves ganzer Körper erstarrt als wäre er aus Stein. Dieser Schuss stammte nicht aus einer Handfeuerwaffe wie Sven sie benutzt... .................................................................................... „Hey, Train! Wirst du etwa schon müde?? Wenn das alles ist was du drauf hast wird das ein langweiliger Sieg für mich...!!“ „Ach ja? Du bist doch diejenige die hier die ganze Zeit mit den Armen rudert...!“ Einer ihrer dummen Wettkämpfe.... Wer kann am schnellsten laufen... Wer am besten zielen... Wer gewinnt beim Armdrücken^^... Sie kommt ständig auf die absurdesten Ideen. Auch wenn er, jedesmal wenn sie wieder einen ihrer spontanen Geistesblitze hat, laut aufstöhnt und sich zunächst davor sträubt, macht es ihm im Grunde unglaublich Spaß sich mit ihr zu messen. Er kann sich nicht erinnern jemals wirklich Spaß gehabt zu haben bevor er sie traf... Diesmal hatte sie die geniale Idee zu testen, wer von ihnen den besseren Gleichgewichtssinn hat. Train steht auf einem etwa 3cm breiten Geländer auf dem Dach ihres 6 Stockwerke hohen Apartmentblocks und blickt auf die Straße tief unter seinen Füßen. Die Menschen unten kommen ihm unendlich weit entfernt vor, aber dieses Gefühl hätte er auch wenn er mitten unter ihnen stünde. Er wendet den Blick von den Leuten ab und dreht sich geschickt auf der schmalen, wackligen Stange herum. Drei Meter rechts von ihm schwankt Saya, mit weit ausgebreiteten Armen, in einem Yukata mit großen gelben Blumen darauf. Eine leichte Brise weht ihr die kurzen dunkelbraunen Haare ins Gesicht, das hochkonzentriert aber mit einem siegessicheren Lächeln richtung Himmel gewandt ist. Plötzlich wird ihr Gesichtsausdruck ernster. „Ich liebe es in den Himmel zu sehen, weißt du. Er ist unendlich. Wenn ich in den Himmel sehe, sehe ich unendlich viele Wege die ich gehen könnte.... unendlich viele Orte die ich sehen möchte....unendlich viele Menschen die ich kennenlernen will....“ Sie wendet ihm den Blick zu und lächelt ihn mit strahlenden Augen an. „....deswegen liebe ich den Himmel, Train....“ Ihr Lachen raubt ihm für einen kurzen Augenblick den Atem. “....Er bedeutet Freiheit....“ Ein aufgeschreckter Vogel holt ihn aus seinen Gedanken. Tss,... dass mir diese albernen Erinnerungen gerade jetzt durch den Kopf gehen... Er trottet langsam die unebene Sandstraße entlang. Rechts und links von ihm ist nichts zu erkennen außer die tiefschwarzen groben Umrisse der Bäume und Sträucher. Die Bäume sind zu dicht....man kann den Himmel nicht sehen... Andere hätten vermutlich Probleme in der Dunkelheit des Waldes nicht über herumliegende Steine und Stöcke zu stolpern, aber für Train, dessen Augen um ein vielfaches besser sind als die eines normalen Menschen, ist das kein Problem. Das ist auch der Grund warum er trotz der Dunkelheit, den kleinen glänzenden Gegenstand zu seinen Füßen bemerkte..... .....--Sven!!! Eve stürmt auf den Flur und rennt direkt in einen großen, kahlköpfigen Kerl mit breiten Schultern und einem Schwarzen Anzug hinein. „Hehe, immer langsam Kleine, wir wollen doch nicht dass du hinfällst und dich verletzt...“ Das Grinsen in seinem Gesicht wird noch etwas breiter, als er Eve am Arm packt und richtung Wohnzimmer zerrt. „Lass mich los, du-!“ Im Wohnzimmer entdeckt sie Sven, der an eine Wand gelehnt am Boden sitzt. Blut tropft an seiner Schläfe herunter. „Sven!!“ „Keine sorge, Eve, mir geht’s gut, nur ne Platzwunde.... ich war unachtsam und dieser Affen-typ hier hat mit eins übergezogen...“ „Hey du solltest Rufus nicht beleidigen, vor allem nicht da er den Arm der jungen Lady mit leichtigkeit inzwei brechen könnte....auch wenn es mir wahrlich wiederstrebt einem so hübschen Ding irgendeinen Schaden zu zufügen.“ Ein junger Mann mit schwarzen, schulterlangen Haaren tritt lässig aus einem Schatten auf Eve zu. Hinter ihm stehen zwei weitere Männer, einer der beiden hält eine Pumpgun in der Hand. Dem kreisrunden Krater an der Wand, an der Sven lehnt, nach zu schließen war er es auch der den Schuss zuvor abgefeuert hat. Alle drei tragen ebenfalls schwarze Anzüge. Der junge Mann, offensichtlich der Anführer, räuspert sich. „Also schön, kommen wir zum Geschäftlichen. Wir sind im Namen von Chronos hier und ich denke euch ist sehr wohl bewusst warum wir hier sind.“ Er starrt Sven durchdringend an, doch dieser setzt sein Pokerface auf. Verdammt diese Kerle müssen hinter Train her sein... ich wusste, dass uns die Angelegenheit nur Probleme bereiten wird....und sie sind von Chronos!!....und dann auch noch zu viert....keine Chance, dass ich sie allein irgendwie außer Gefecht setzten kann... Verdammt diesmal sitzen wir echt in der Klemme.... „Nun dann werde ich deinem Gedächtnis mal ein wenig auf die Sprünge helfen... Also, spucks aus, wo ist Number XIII ??“ „N-Number XIII, was zur Hölle soll das?? Woher soll ich wissen wer das verdammt nochmal sein soll ?“ Der Kerl in Schwarz geht noch ein paar Schritte auf Sven zu und beugt sich zu ihm hinunter. „Tss...komm schon, stell dich nicht dumm...du bist ein Sweeper richtig? Dann kennst du sicherlich auch die Geschichten....über die Chronos Numbers...“ Sven zuckt innerlich zusammen, lässt sich aber so wenig wie möglich anmerken. „Die Chronos Numbers.... die dreizehn besten Profiekiller Chronos'... und vermutlich auch der ganzen Welt...natürlich hab ich von ihnen gehört, aber was soll das mit uns zu tun haben?“ „Ganz einfach, wir sind auf der Suche nach Number XIII....Train Heartnet!“ Was...?? Train? Er soll einer der Legendären Numbers sein? Und noch dazu Number XIII...das kann nicht sein....Number XIII ist doch-.... „Black Cat !?“ Der Mann in Schwarz geht mit einem kalten Lächeln im Gesicht vor Sven auf und ab. „So, du kennst dich also doch besser aus ich dachte... ganz recht Number XIII, auch Black Cat genannt, befindet sich seit einigen Tagen auf der Flucht... und es ist allmählich Zeit für die Hauskatze heim zu kommen...“ Sven sieht die Typen in Schwarz ungläubig an. „Unmöglich dass Train Black Cat sein soll...ich meine ich kenne die Geschichten! Wenn auch nur die Hälfte davon wahr sein sollte, dann hat dieser Killer Fähigkeiten die an das Unmögliche grenzen!“ „Oh mach dir keine Sorgen, der größte Teil der Geschichten ist frei erfunden.... Schließlich gibt es kaum jemanden der Black Cat tatsächlich jemals im Einsatz erlebt hat....und mit dem Leben davon kam...“ Erfeut nimmt er Svens bleiches Gesicht zur Kenntnis. „Nun genug davon... um zum eigendlichen Thema zurückzukommen... wie es der Zufall so will bekam ich gestern den Tipp, dass sich die Katze wohl bei einem Sweeper eingenistet hätte, und sich in dessen Haus am nördlichen Stadtrand aufhält... um ehrlich zu sein, ich war relativ überrascht hier tatsächlich einen Sweeper anzutreffen,...ich hatte eher erwartet, dass Number XIII sich deiner entledigen würde, bevor er das Haus hier als Versteck nutzt....“ „Das würde Train niemals tun!“ Eves ganzer Körper ist vor Wut angespannt. „Oha, kleine Lady, tut mir ja leid dich enttäuschen zu müssen, aber du hast keine Ahnung was Black Cat tun würde und was nicht.... Ihr beide seid wirklich naiv wenn ihr glaubt, dass Chronos' kaltblütigster Killer, der mehr Menschen umgebracht hat als ihr euch vermutlich vorstellen könnt, vor einem weiteren unbedeutenden Mord zurückschreckt.“ Er beugt sich zu Eve herunter, sodass ihre Gesichter sich fast berühren und sie direkt in seine durchdringenden schwarzen Augen sieht. „Ihr solltet einsehen dass er euch nur ausgenutzt hat. Glaub mir er würde nicht zögern euch zu erschießen, solltet ihr ihm in die Quere kommen.... Warum also gebt ihr euch noch die Mühe in zu schützen indem ihr mir seinen Aufenthaltsort vorenthaltet?“ Ein Lächeln blitzt über Eves Gesicht, und sie blickt ihrem Gegenüber entschlossen entgegen. „Ganz einfach. Er ist jetzt offenbar Chronos Feind, nicht wahr?.... Und um ehrlich zu sein ich kann euch Chronos-typen nicht ausstehen!“ Sie ballt ihre rechte Hand zu einer Faust... „Und es heisst doch nicht umsonst: der Feind meines Feindes, ist mein Freund!“ Eve holt aus und schlägt dem Kerl, der vor verblüffung kaum reagiert, geziehlt ins Gesicht! Er taumelt kurz einige Schritte zurück, hält sich verkrampft die Hand vors Gesicht. Blut tropft von seiner Lippe. „Was zu Hölle war das...?!“ Eve blickt ihn selbstbewusst an, ihre rechte Faust auf Brusthöhe erhoben. Die kleine, zierliche Hand des Mädchens glänzt in einem metallischen Grau. Sven hat sich während des Aufruhrs aufgerappelt und starrt überrascht zu Eve herüber. Nicht schlecht, Kleine! Sie hat ihre Transformationsfähigkeiten genutzt um die Atomstrucktur ihrer Hand in die von Stahl zu verwandeln. Auch wenn ihr Schlag an sich wenig Kraft hatte, hat er ihm so trotzdem einen leichten Schaden zugefügt.... „Du miese, kleine-...Wie hast du das verdammt nochmal gemacht?“ Er packt Eve mit einer Hand am Hals und drückt sie an die nächste Wand. Eves Beine zappeln einige Zentimeter über dem Boden, und sie versucht verzweifelt sich an seinem Arm hochzuziehen. Sven ist augenblicklich auf die beiden zu gesprungen um ihr zu helfen, er kommt allerdings nicht weit, da die beiden Typen, die sich bisher im Hintergrund gehalten haben, ihn sofort an beiden Armen packen und zurückhalten. Eve keucht und versucht hektisch sich zu befreien, aber diesmal macht er ernst. „Also schön, du kleines Miststück, jetzt ist Schluss mit den Spielchen! Du sagst mir jetzt sofort wo ich Number XIII finde oder ich beende unser Date hier auf der Stelle! Ich hoffe das war deutlich genug...!!“ „Du....tust...mir....weh..“ keucht Eve. Einige Tränen laufen ihre Wangen hinunter. „WO IST BLACK CAT ??!!“ Ein Schuss hallt durch den Raum gefolgt von einem gequälten Aufschrei und dem dumpfen Aufprall von Eves Füßen auf dem Teppich. Ihr Angreifer kniet auf dem Boden, die Hand mit der er Eve festhielt ist Blutverschmiert. „Ich war immer der Meinung, der richtige Umgang mit Frauen wäre dir wichtig... aber wenn ich mir ansehe wie du dich dem Prinzesschen hier gegenüber verhälst, beginne ich daran zu zweifeln, Number VII.“ Aus dem Halbschatten des Flures ragt ein schwarzer, mit goldenen Verziehrungen versehender Pistolenlauf. Train tritt aus der Dunkelheit in den Raum. „Tss und ihr wundert euch warum ich Chronos den Rücken zuwende....?“ „Heartnet!“ „Train? Woher wusstest du dass-...Au!....Hey ihr Pfeifen, ich halt auch still ohne dass ihr mir die Arme brecht!“ Sven sieht sich die Gesichter der beiden „Pfeifen“ an. Sie starren verbissen und mit bleicher Haut auf Train, ihre Körper wirken angespannt und verkrampft. Haben sie etwa Angst vor ihm...? Sollte es am Ende wirklich war sein und er ist-.... „Sieht ganz so aus als hätte die Grundausbildung von Chronos seit meiner Zeit enorm nachgelassen...“Train wirft dem glatzköpfigen Rufus einen kleinen, golden glänzenden Gegenstand vor die Füße. Es ist eine Patrone „ einer deiner Amateure kann nichtmal seine Waffe laden ohne dem Feind eine Einladung zum Überraschungsangriff zu hinterlassen... Eine Patrone aus dem Standartmagazin der Chronos Spezialeinheit zu verlieren hat den gleichen Effekt wie eine Visitenkarte zu hinterlassen...man sollte doch meinen, wenn ein Mitglied der Numbers schon Unterstützung benötigt, bekommt er wenigstens die Besten, damit sie ihm nicht nur im Weg stehen...oder irre ich mich da, Jenos“ „Tss.. schätze da kann ich nicht wiedersprechen...“ Er wirft seinen Untergebenen einen strafenden Blick zu...“Wie dem auch sei, das Ganze hat auch eine gute Seite...das Versteckspiel hat endlich ein Ende ... Ich schätzte dir ist bewusst was wir von dir hören wollen, Number XIII...“ „Ich schätzte dir ist bewusst, was ich euch sagen werde... dachten die Ältesten wirklich sie könnten meine Meinung ändern indem sie mir eine Wizfigur wie Jenos Hazard schicken?“ Train hält noch immer die Waffe auf Jenos gerichtet und fixiert ihn mit finsterem Blick. „... Du bist sogar darauf angewiesen zwei Sweeper in die Sache mit reinzuziehen, obwohl sie nichts damit zu tun haben,.... erbärmlich wenn du mich fragst....“ „Du solltest nicht so arrogant sein Black Cat, im Moment bin ich nämlich derjenige der die Fäden in der Hand hält...“ Wie in Zeitlupe erhebt sich Jenos und streift sich dabei einen schwarzen Handschuh über die Unverletzte Hand. Er besteht aus einem seltsam glänzenden Stoff und auf dem Handrücken ist eine goldene Vorrichtung befestigt auf der die römischen Ziffern VII eingraviert sind. Die Fingerspitzen des Handschuhs enden in scharfen, goldenen Aufsätzen die an Klauen erinnern. Während er den Stoff noch hier und da zurecht zupft, lässt er Train keine Sekunde aus den Augen. „Also gut, ich gebe dir eine letzte Chance... wirst du freiwillig mit uns nach Chronos zurückkehren....oder bevorzugst du es hier zu sterben..? Um ganz ehrlich zu sein, ich erhoffe mir letzteres.... ich bin schon seit längerem auf einen Kampf mit dir aus.“ Einige Sekunden lang herrscht eine drückende Stille in der sich Train und Jenos, von den anderen angepannt beobachtet, regungslos fixieren, beide mit unergründlichem Gesichsausdruck. Schließlich seufzt Train genervt auf. „Wie du willst. Du sollst deinen Kampf bekommen. Ich habe allerdings zwei Bedingungen: Erstens, es ist ein Kampf Mann gegen Mann, also pfeif deine Wachhunde zurück... ich will keine unnötigen Leichen hier herumliegen haben.“ „He, ich hatte nichts anderes geplant, diese Versager würden mir ohnehin nur im Weg stehen.“ „Zweitens, ich will dass du Sven und Eve vorher gehen lässt... sie haben nichts mit der Angelegenheit zu tun.“ „Oha, die schwarze Katze wird doch wohl auf ihre alten Tage nicht weich werden was-...“ „Sofort!“ Die Augen mit denen Train Jenos mustert lassen Sven einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Auch Jenos scheint für einen Moment eingeschüchtert, das Lächeln das er gerade noch aufgesetzt hatte, ist wie eingefroren. Einen Moment scheint er die gegenwärtige Lage abzuschätzen. Schließlich nickt er seinen Kollegen zu. „Ihr habt es gehört, lasst den Sweeper und das Mädchen los und wartet am Wagen auf mich.“ „Aber Boss-..“ „Schnauze, Rupert! Seht zu dass ihr verschwindet!“ Er wendet seinen Blick wieder Train zu. „Das hier wird nicht lange dauern....“ Kapitel 2: Train vs. Jenos Hazard ! ----------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 2 Train vs. Jenos Hazard ! „Sven, nimm Eve und verschwinde von hier.“ Train lässt seine unbewaffnete Hand in die Innentasche seines Mantels gleiten und zieht ein kleines, ekiges Handy heraus. Ohne seinen Blick von Jenos zu lösen wirft er es Sven zu, der er es eher schlecht als recht auffängt und verwirrt darauf starrt, als würde er darauf warten dass sonst noch etwas damit passiert. „Das ist ein Einweg-Handy. Es sollte für etwa drei bis vier Anrufe genügen. Im Adressbuch sind drei Nummern unter >Unbekannt< gespeichert. Unter mindestens einer von ihnen sollte sich jemand melden... Ihr solltet für eine Weile untertauchen bis sich die Situation beruhigt hat. Wenn ihr sagt, dass ich euch zu ihm geschickt habe wird er euch ein paar Tage einen Unterschlupf zur verfügung stellen.“ „Train, du hast doch wohl nicht ernsthaft vor gegen ihn zu kämpfen? Wenn es war ist und er von den Numbers ist, hast du keine Chance!!“ - Und außerdem sind deine Verletzungen längst noch nicht genug verheilt, damit du dich frei bewegen kannst! (Den letzten Satz hat Sven vorsorglich nicht laut ausgesprochen um Jenos keinen Vorteil zu verschaffen...) „Willst du mich etwa beleidigen, Sven? Du solltest inzwischen mitbekommen haben, dass ich ebenfalls zu den Numbers gehört habe.... die letzten Trainingsstunden unter den Numbers sind zwar schon eine Weile her, aber ich erinnere mich, dass sie ausnahmslos damit endeten, dass Number VII auf dem Rücken lag...“ Train grinst Jenos herausfordernd an. „Du solltest mich nicht unterschätzen...XIII! Inzwischen ist über ein Jahr vergangen und ich bin um einiges besser geworden... vermutlich um einiges besser als du!“ Mit einer blitzschnellen bewegung lässt Jenos seine, mit dem Handschuh bewaffnete Hand nach rechts schnellen. Das an der Wand hängende, eingerahmte Bild ist mit einem sauberen Schnitt in der Mitte durchtrennt und der untere Teil fällt scheppernd zu Boden. Sven starrt mit offenem Mund auf die Wand. Man kann einen hauchdünnen Schnitt erkennen, der sich durch die massive Mauer zieht als wäre sie aus Butter. „Er kämpft mit Fäden...?“ Eves Bemerkung ist eher ein Flüstern. Erst jetzt wendet Sven seinen Blick von der Wand auf Jenos Hand. Tatsächlich führen kaum sichtbare, glänzende Fäden, die an Nylon erinnern, von dem goldenen Aufsatz auf dem Handrücken zu den Fingerspitzen. Jenos grinst Train selbstsicher an. „Damals war ich noch nicht gut genug im Umgang mit Excelion, um diese Technik zu benutzen... Ich habe nur mit den gewöhnlichen Orihalcon-Fäden gekämpft, aber jetzt kann ich zusätzlich auch auf die >Vipers< zurückgreifen... diese sind komplett mit mirkroscopisch kleinen Orihalcon-Klingen besetzt und schneiden selbst Platin und Diamant...aber du solltest es positiv sehen, Black Cat...“ Jenos Gesichtsausdruck wird ernster. „...du wirst es vermutlich nicht einmal spüren während ich damit deinen Körper in Sushi zerschneide!“ Jenos holt mit einer geschickten Bewegung aus und Train kann den, aus dessen Fingerspitzen hervorschießenden Fäden, gerade noch mit einer schnellen Drehung ausweichen. „Sven, seht gefälligst zu, dass ihr jetzt verschwindet!“ „Aber Train, du-...“ „Wenn du zum Wegrennen zu stolz bist dann denk wenigstens an Eve!“ Sven will etwas erwidern, schluckt den Kommentar aber herunter und greift stattdessen nach Eves Hand. Diese sieht ihn trotzig an und öffnet den Mund um ihm zu wiedersprechen, Sven kommt ihr aber zuvor. „Er hat recht Eve. Mir gefällt das genauso wenig wie dir, aber ich fürchte wir haben keine Wahl...“ Er zerrt Eve richtung Tür, während Train einem weiteren Angriff von Jenos Excelion ausweicht. „Ich schätze damit sind wir quitt, Train... wag es ja nicht die ganze Arbeit die du uns in den letzten Tagen gemacht hast übern Haufen zu schmeißen indem du jetzt drauf gehst!“ Mit diesen Worten verschwindet Sven in der Dunkelheit des Flures, dicht gefolgt von Eve. Das Grinsen, das Train sich nicht ganz verkneifen konnte, hat er allerdings noch mitbekommen... „Also schön, Jenos, da wir jetzt endlich freie Bahn haben sollten wir allmählich ernst machen, meinst du nicht....“ „Ganz meine Rede...“ Train visiert sein Ziel innerhalb eines Sekundenbruchteils an und drückt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit ab. Obwohl nur ein Schuss zu hören ist, blitzt es dreimal auf, als Jenos die Kugeln mithilfe der Drähte abwehrt. Train nutzt Jenos jetzt offene Deckung aus und sprintet über die rechte Flanke auf ihn zu. Mit zwei schnellen Schüssen wehrt er einen weiteren, wie eine Schlange auf ihn zu schnellenden Faden ab und greift den, nun nur noch einen halben Meter entfernten Jenos direkt an. Er benutzt seinen Pistolenlauf wie ein Schwert und setzt einen geziehlten Schlag auf Jenos Kopf an. Dieser kann ihn allerdings in letzter Sekunde mit seinem Orihalcon-Handschuh abblocken. Beide stehen sich nun mit gekreuzten Waffen gegenüber, und starren sich feindselig an. Train spürt einen stechenden Schmerz in seiner rechten Schulter, sein Arm droht unter dem Gegendruck einzuknicken. Er beißt die Zähne zusammen und stemmt Jenos mit all seiner Kraft von sich weg, um sich mit zwei gekonnten Sprüngen nach hinten mehr Freiraum zu verschaffen. Keuchend hält er sich die schmerzende Schulter. Verdammt, ich hätte nicht gedacht, dass die Verletzunge bereits bei einem so schwachen Angriff solche Auswirkungen hätten.... ich muss also mehr auf Distanz bleiben und einen direkten Angriff vermeiden... damit gebe ich ihm allerdings auch mehr Möglichkeiten im Umgang mit Excelion.... „Was ist los Black Cat? Ich hätte schwören können, dass du die Attacke eher unfreiwillig abgebrochen hast...“ Jenos lässt die scharfen Orihalconfäden über den Boden zurückstreifen wo sie tiefe geschwungene Kratzer hinterlassen. „Mal sehen ob du den nächsten Angriff auch abwehren kannst....“ „Sven wo rennst du hin, warum benutzen wir nicht das Auto?“ „Es ist besser das Auto am Ort des Geschehens stehen zu lassen, wir werden es später sicher noch brauchen, und dann wäre es schlecht wenn wir es noch im Wald suchen müssten.... fürs erste nutzen wir die Tatsache, dass der Feind nicht mehr mit uns rechnet.“ Eve blickt ihn verwirrt an. „Hey, du hast doch wohl nicht geglaubt, dass ich ihn das wirklich ganz allein machen lasse... da das wohl ein Kampf zwischen zwei der Chronos Numbers ist, könnte ich bei einem direkten Eingreifen wohl nicht viel ausrichten....was wir nutzen, ist Taktik!“ Sven wirft Eve einen verschwörerischen Blick zu. Diese grinst teils erleichtert, teils aufgeregt zurück. „Wir zeigen ihm was es heisst, sich mit Sweepern anzulegen!“ Gerade als Eve und Sven im Schatten des Waldes verschwinden, erhellt eine Explosion, die einen großen Teil der Hauswand mit sich reisst, den Vorgarten des Hauses. Leicht angesengt und keuchend stürzt Jenos aus dem dichten, schwarzen Qualm ins Freie. „Ich fass es nicht, dass du auf solch billige Tricks zurückgreifst Black Cat!“ brüllt er gegen die, aus dem Wohnzimmer lodernden Flammen an. Die einzige Antwort ist das leise abbrökeln der Fassade. „Sag bloß du hast dich selbst in die Luft gesprengt, Heartnet!! Wenn du versucht dich so einfach aus diesem Duell zu stehlen, kann von der schwarzen Katze nicht mehr viel übrig sein!“ Train beobachtet Jenos Aufstand aus dem Dickicht der Sträucher, ein paar Meter entfernt. Er hat einige Schnittwunden an den Armen und im Gesicht und die Verletzung an seiner rechten Schulter hat sich wieder geöffnet. Er spürt wie das warme Blut langsam durch den Ärmel seines Mantels sickert und allmählich an seinem Arm hinunterläuft.... Wenn ich die Sache nicht schnell beende, hab ich ein echtes Problem.... Jetzt wo ich ihn nach draußen locken konnte, sollte es einfacher sein seinen Angriffen auszuweichen und mit gezielten Distanzschüssen zu kontern... meine Schnelligkeit ist durch die Verletzungen aber stark verringert und ich kann mit meinem rechten Arm kaum noch zielen.... gut möglich, dass ich zu langsam sein werde... - ich muss es trotzdem versuchen.... In dem Moment in dem Train zuschlagen will, erscheint plötzlich Eve auf der Lichtung. Was zu Hölle hat sie hier noch zu suchen...!! Sie blickt Jenos entschlossen an und hebt ihren rechten Arm der sich während der Bewegung in eine glänzende, silberne Klinge verwandelt. Sie bringt sich in eine Angriffsposition. „Tss, willst du dich etwa tatsächlich mit mir anlegen, Kleine? Du hättest die Chance, die Black Cat dir verschafft hat nutzen und dich verstecken sollen! Aber ich schulde dir noch was für den Schlag vorhin, also wird Black Cat noch warten müssen bis ich mit dir fertig bin....“ Jenos schreitet mit erhobener Hand auf Eve zu, die keinen Zentimeter von der Stelle weicht... Gerade als Jenos nur noch wenige Meter von ihr entfernt ist und bereits zu Angriff ansetzt, dreht sie die Klinge blitzschnell um 90 Grad, wodurch die flache Seite direkt auf Jenos gerichtet ist. Der Schein der Flammen hinter ihm spiegelt sich in der glatten Oberfläche von Eves Waffe und trifft Jenos Augen. Dieser stolpert vom Licht geblendet einige Schritte zurück. In diesem Moment taucht Sven aus den Schatten hinter Eve auf, mit einem silbernen Koffer in den Händen aus dem der Lauf einer Waffe ragt. Mit einem kurzen Druck auf einen kleinen Knopf am Henkel des Koffers eröffnet er das Feuer auf Jenos. Die Kugeln des Maschinengewehrs rasen auf Jenos zu, dieser hat jedoch, da Eve im letzten Moment in Deckung springen musste, wieder freie Sicht und lässt Excellions Drähte nach vorn schnellen. In einer Geschwindigkeit die für das menschlich Auge nicht zu verfolgen ist, bewegen sich die Fäden vor ihm im Zickzack und lassen keine einzige Kugel zu Jenos durchdringen. Als ein Klicken anzeigt, dass Svens Magazine leer sind, steht Jenos mit einem triumpfierenden Grinsen im Gesicht, in einem Halbkreis aus zerkleinerten Kugeln. ...Unmöglich!! Sven starrt ihn ungläubig und mit bleichem Gesicht an. „Hast du wirklich geglaubt ein einfacher Sweeper wie du könnte einem der Chronos Numbers einen Schaden zufügen?...Dass ich nicht lache...“ Jenos holt erneut aus, doch entgegen Svens Erwartungen ist seine Attacke nicht auf ihn gerichtet sondern auf Eve! Die schlangengleichen Bewegungen der auf sie zurasenden Orihalconfäden sind zu schnell, als dass Eve ihnen folgen oder ausweichen könnte. Sven stürzt nach vorn um sie zu retten, aber er ist zu weit entfernt um sie rechzeitig zu erreichen. Eve presst ihre Augen zu und wartet auf den Schmerz.... Kapitel 3: Was wirklich wichtig ist... -------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 3 Was wirklich wichtig ist... Eve spürt einen winzigen, warmen Blutstropfen an ihrer Wange herunterlaufen. Sie hat noch immer ihre Augen geschlossen, aber seltsamerweise fühlt sie keinerlei Schmerz. Hat er mich verfehlt?? Vorsichtig öffnet sie die Augen, in erwartung einer weiteren Attacke. Als sich das verschwommene Bild vor ihr klärt, setzt ihr Herz einen kurzen Moment aus. Vor ihr steht Train, schwer atmend und leicht nach vorn gebeugt. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, aber als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck bemerkt lächelt er, wenn auch etwas gequält. „Alles in ordnung, Prinzesschen?“ keucht er und fällt vor ihr auf die Knie. Eve steht wie erstarrt da und mustert Train besorgt, aber sie ist viel zu erschrocken um irgendetwas zu erwidern. „Kannst du mir einen Gefallen tun und mir meine Waffe reichen?“ Er nickt in die Richtung in der seine Hades in etwa drei Metern Entfernung im Gras liegt. Ohne zu zögern rennt Eve mit etwas abwesendem Blick los, hebt die Pistole auf, taumelt kurz, überrascht von deren Gewicht und rennt zurück zu Train. Jenos beobachtet das ganze belustigt. „Du hast nicht ernsthaft vor in dem Zustand noch weiter gegen mich zu kämpfen oder?“ Schweigend nimmt Train Eve die Waffe ab, lässt die silberne Trommel aufschnappen, wobei die leeren Patronenhülsen klimpernd zu Boden fallen. Mit ein paar schnellen Handgriffen läd er sechs neue Patronen in die Pistole und klappt sie mit einem metallischen Klicken wieder zusammen. „Eve hör mir zu. Ich will, dass du genau hier hinter mir stehen bleibst,... keine Sorge, ich werde keinen dieser Fäden an mir vorbei lassen.“ Er grinst sie ermutigend an bevor er kurz tief einatmet und schwerfällig aufsteht. Als er sich zu Jenos umdreht stockt Eve augenblicklich der Atem. Vier tiefe, blutige Schnittwunden ziehen sich diagonal über Trains gesamten Rücken. Der zerfetzte Mantel schimmert rötlich im Schein der ersten Lichtstrahlen die der, bisher von Wolken verhangene Mond in dieser Nacht preisgibt. Train hat Eves Reaktion offenbar bemerkt und flüstert ihr, ohne sich nochmal umzudrehen zu: „Mach dir deswegen keinen Kopf,Eve. Es ist meine eigene Schuld, wenn ich zu langsam bin... Tut mit leid, dass du das heute alles mitmachen musstes... ich werde das jetzt endgültig beenden....“ Train schließt für einige Sekunden die Augen, während Jenos sich auf den nächsten Angriff vorbereitet. Als er sie wieder öffnet, scheint es, als hätte er sämtliche Schmerzen in seinem Körper einfach ausgeblendet... Jenos greift erneut mit Excelion an, doch Train macht nichtmal den Versuch auszuweichen. Stattdessen streckt seinen, mit Hades bewaffneten linken Arm waagrecht nach vorn und schießt, ohne mit der Wimper zu zucken vier Schüsse auf Jenos ab. Noch bevor seine Kugeln gelegenheit hatten irgendetwas zu treffen, hebt Train blitzschnell seinen Arm und feuert zweimal in den, zwischen den aufreißenden Wolken auftauchenden, sternenbedeckten Nachthimmel. Seine ersten vier Schüsse kollidieren mit den Fäden von Jenos Excelion, woraufhin dieser erneut zum Angriff ansetzt. Doch plötzlich hält er inne. Vom Himmel über ihm rieselt ein feiner, grauer Staub auf ihn herab. „Was-...was ist das?? ... Ich kann...mich nichtmehr bewegen!?“ Jenos Beine geben unter ihm nach und er fällt nach vorne um, kann sich allerdings noch mit den Händen abfangen. „Was zu Hölle hast du gemacht??“ Train schleppt sich gemächlich zu ihm rüber und bleibt vor Jenos stehen. „Das graue Pulver war ein besonders wirksames Nervengift. Normalerweise wäre ein Treffer damit tödlich, da die Menge, die in einer Patrone enthalten ist augenblicklich das gesamte Nervensystem des Körpers zerstört, wodurch die lebenswichtigen Vorgänge wie Atmen eingestellt werden. Da ich die Kugel allerdings in der Luft zerschossen habe und du deshalb nur einen kleinen Teil über den Mund aufgenommen hast, lähmt es lediglich deine motorischen Fähigkeiten... Die Wirkung sollte in einigen Stunden nachlassen.“ „Du verdammter-...“ Jenos versucht sich aufzurichten, landet aber sofort unsanft mit den Gesicht auf dem Boden. Eve blickt zufrieden auf ihn herab und kann es sich nicht verkneifen ihm die Zunge rauszustrecken. „Warum...warum hast du die Kugel nicht einfach von vornherein auf mich geschossen Black Cat? Du hättest es längst beenden können, hättest du die Kugel eher benutzt!“ „Ich hab sie nicht benutzt weil sich keine Gelegenheit bot dir nur einen Teil des Gifts zu verabreichen....ein direkter Treffer wäre dein Tod gewesen...“ Train fixiert Jenos mit seinen Katztenaugen. „Und es war nicht meine Absicht dich zu töten.“ Gerade als Sven auf die drei zugerannt kommt, lässt Train seine Waffe auf den Boden fallen und sinkt erschöpft auf die Knie. Er presst die nun freie Hand auf die blutende Wunde an seiner rechten Schulter. Sven lässt seinen silbernen Koffer ins Gras fallen und sieht sich Trains Verletzungen an. „Keine Sorge Kumpel, ich werd dich schon wieder zusammenflicken...“ Train grinst ihn müde an. Die beiden bemerken nicht, dass Jenos mit zittrigen Bewegungen in seine Jackentasche greift und den Knopf an einem kleinen schwarzen Würfel drückt... „Eve, bleib bitte hier bei Train während ich den Wagen herfahre und nachsehe ob der Erste-Hilfe Kasten die Explosion überlebt hat.“ Eve hilft Train einige Meter zu nächsten Baum zu laufen, damit er sich an dessen Stamm anlehnen kann. „Tut es sehr weh?“ fragt sie kleinlaut und sieht ihn besorgt und schuldbewusst an. „Hab schon schlimmeres erlebt...“ Als er ihr niedergeschlagenes Gesicht sieht, hebt er seine Hand und schnippst ihr gegen die Stirn. „Hey! Was sollte das!?“ Eve reibt sich die Stirn und funkelt ihn wütend an. „Das ist nicht lustig!“ Trains Lachen geht in ein gequältes Husten über. „Geschieht dir recht!“ Eve verschränkt die Arme vor der Brust und dreht ihren Kopf von ihm weg. Er soll nicht sehen, dass sie selbst grinsen muss... Ihr Blick fällt dabei auf Jenos der reglos im Gras liegt. „Was passiert jetzt mit ihm...?“ „Wir lassen ihn hier, Chronos wird sich sicher bald um ihn kümmern,... deswegen sollten wir auch möglichst schnell-...“ Train stoppt mitten im Satz und starrt in den Himmel. „Train, was-..“ „Schhht,...hörst du das..?“ Eve versucht sich nur auf ihr Gehör zu konzentrieren, kann aber außer dem Knistern des langsam ausglühenden Feuers und einem sachten Rauschen in den Blättern über ihnen nichts hören. „Verdammt, sie kommen!“ Train zieht sich angestrengt an dem Baumstamm hoch und packt Eves Hand. „Jenos muss ihnen irgendein Signal gegeben haben....“ Gerade als Train sich, Eve hinterher zerrend, um das Haus geschleppt hat, kommt ihm Sven am Steuer eines kleinen, hellblauen Fiat entgegen. Er bremst direkt vor den beiden und Train reisst hektisch die Beifahrertür auf, und lässt Eve zwischen die Sitze hindurch nach hinten klettern, bevor er selbst einsteigt und die Tür zuschlägt. „Ich hoffe die Kiste hat was drauf...“ „Hey, wie meinst du da-...“ Ein Schuss ertönt und im selben Moment zerspringt der linke Außenspiegel in kleine Einzelteile. Sven tritt aufs Gaspedal und der Wagen sprintet, gefolgt von weiteren Kugeln, über die Lichtung und in den Wald hinein. Eve krallt sich an Svens Rücklehne fest, während dieser das Lenkrad hin und her reisst um den entgegenkommenden Bäumen auszuweichen. Hinter ihnen jagt ein schwarzer Geländewagen her. Aus dem Beifahrerfenster ragt ein Pistolenlauf. „Wir können sie nicht abhängen, früher oder später werden sie uns einholen...“ Sven sieht gestresst immer wieder in den Rückspiegel. „Ich kümmer mich darum...“ Train zieht seine Hades hervor und läd sie nach. Seine Hände zittern und sein Gesicht ist wegen des Blutverlusts bleich. Er fängt sich kurz und kurbelt das Fenster herunter. „Lass sie näher rankommen... und versuch den Wagen so ruhig wie möglich zu halten.“ Train lehnt sich aus dem Fenster, als ein weiterer Schuss nur knapp an ihm vorbeirast. Er streckt seinen Arm aus und konzentriert sich ganz auf sein Ziel. Seine Atmung wird ruhiger und der Schmerz weicht für einen Moment aus seinem Bewusstsein. Trotz des, auf dem unebenen Waldboden stark wackelnden Autos, drückt Train ohne weiter zu zögern den Abzug. Einen Sekundenbruchteil später platzt der linke Reifen ihrer Verfolger, der Fahrer verliert die Kontrolle über das Fahrzeug, das ins Schleudern gerät und schließlich mit einem lauten Knall in einen der Bäume kracht. Die Fahrertür wird aufgetreten und zwei stöhnende Kerle quälen sich aus dem Wagen bevor dieser schließlich Feuer fängt. Train zieht sich keuchend aber offensichtlich erleichtert in das Wageninnere zurück, wo Sven ihm anerkennend zugrinst. Eve lässt sich in ihren Sitz fallen und schließt erschöpft die Augen. „Wo fahren wir jetzt hin?“ „Keine Ahnung, erstmal sollten wir Train zu einem Arzt bringen...“ „Benutz das Handy das ich dir gegeben hab....“ Trains Stimme ist leise und er hat die Augen geschlossen. Während Sven in die Innentasche seines Anzugs greift um das Handy herauszuholen, steuert er den Fiat auf eine, durch den Wald verlaufende Landstraße. Er wählt die erste, der drei eingespeicherten Nummern und stellt die Lautsprecherfunktion ein. Nach einigen Sekunden ist ein Warnsignal zu hören Gefolgt von der Stimmer einer Frau. „Die von ihnen gewählte Rufnummer ist nicht erreichbar...“ Sven seufzt und versucht es mit der zweiten Nummer. Die Stimme wiederholt sich. Er wirft einen nervösen Blick auf Train, doch der reagiert nicht und hält seine Augen weiterhin geschlossen. Sven versucht es mit der letzten Nummer. Das Freizeichen ertönt. Train nimmt das monotone Geräusch wahr als käme es aus weiter Ferne. Es klingt als würde es sich immer weiter von ihm entfernen.... Bis er es schließlich gar nicht mehr hört.... „Number VII, Number I wünscht Sie zu sprechen.“ Ein Typ im Anzug drückt Jenos ein Handy in die Hand und entfernt sich dann. Jenos schluckt nervös bevor er das Handy in erwartung einer gehörigen Standpauke ans Ohr hält. „Sephiria? Hör zu ich-...“ „Für dich heisst das noch immer Komander Arks, Hazard!“ Angesichts des aggressiven Tonfalls seiner Vorgesetzten zuckt Jenos unwillkürlich zusammen. „Ich hoffe du hast eine sehr gute Entschuldigung für dein Versagen! Ich hätte wissen müssen, dass du nicht professionell genug bist um einen solchen Auftrag nach Plan durchzuführen! Hättest du dich an die Vorgaben gehalten und ein direktes Duell mit XIII vermieden, wäre uns dieser Fauxpas erspart geblieben.... Ich habe dich davor gewarnt, dass du es mit Black Cat nicht aufnehmen kannst! Du hast dich selbst überschätzt Number VII! Und jetzt ist Black Cat vorgewarnt, dass sein Verschwinden für Chronos äußerste Priorität darstellt! Es wird ihm ein leichtes sein unsere weiteren Schritte voraus zu kalkulieren...“ „Ich gebe zu ich hab es vermasselt Sephni.... Das nächste mal werde ich-...“ „Glaub nicht, dass es so schnell ein nächstes mal geben wird, Hazard! Du wirst von dem Fall abgezogen. Number III wird von jetzt an die Verfolgung Black Cats leiten... Du wirst dich schnellstmöglich im Hauptquartier einfinden. Wäre damit alles gekärt?“ Jenos zögert einen Moment. „Es gibt da noch etwas, das du wissen solltest, Sephiria... Black Cat ist in Begleitung eines Sweepers und eines kleinen Mädchens. Der Sweeper dürfte keine große Gefahr darstellen... Was das Mädchen allerdings angeht...“ „Worauf willst du hinaus, Hazard?“ „Dieses Mädchen besitzt Transformationsfähigkeiten. Es gibt nur eine Erklärung dafür... „ „Du meinst...?“ „Ja... dieses Mädchen ist Torneo Rudmans Biowaffe....ich weiss zwar nicht wie sie sich bisher vor Chronos Spähern verbergen konnte, aber immerhin wissen wir jetzt, dass sie sich innerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs befindet... das heisst ihre Gefangennahme hat neben der Eliminierung Black Cats höchste Dringlichkeit.“ Am anderen Ende herrscht kurz Stille. Sephiria scheint die Situation abzuwägen, bist sie schließlich antwortet. „Nun wenn dem so ist, hat Number III die einmalige Gelegenheit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen....“ » „.... Train?.... Hey Train??... Mach schon die Augen auf, du Schlafmütze!... Komm schon, du hast es mir versprochen!.... Train Heartnet, wenn du jetzt nicht sofort aufwachst, wirst du es bereuen!!“ Er öffnet seine Augen gerade in dem Moment in dem sich ein halber Liter eiskaltes Wasser über sein gesamtes Gesicht ergießt. Hustend und völlig geschockt springt er auf und prallt mit Saya zusammen, die über ihn gebeugt auf der Bettkante sitzt. Sie hält einen leeren Krug in der Hand, mit der anderen reibt sie sich die Stirn, wo sie mit Train zusammengestoßen ist. „Autsch...! Das tut weh! Kannst du nicht besser aufpassen, Train?“ „Wie bitte?! Du bist doch diejenige die mitten in der Nacht in meine Wohnung einbricht um mir einen Krug Wasser ins Gesicht zu kippen!!“ Saya setzt ihre beste Unschuldsmiene auf. „Du bist einfach nicht aufgewacht, also musste ich zu drastischeren Maßnahmen greifen... hast du etwa vergessen was heute für ein Tag ist? Du hast mir Versprochen dir mit mir den Sonnenaufgang anzusehen!“ „Wa-... momentmal, du hast zwar gesagt, dass DU ihn sehen willst, aber ich hab nie-...“ „Ach iss doch völlig egal, jetzt bist du jedenfalls wach, also kommst du auch mit. Los, steh schon auf, sonst verpassen wir ihn noch!“ Seufzend erhebt er sich und geht gähnend richtung Bad um sich weigstens vorher abzutrocknen. Als er mit einem neuen shirt und einem Handtuch um den Schultern zurück kommt, wartet Saya bereits ungeduldig im Türrahmen zu seinem kleinen Balkon. Sie springt gut gelaunt vor ihm die Feuertreppe hoch, während er müde hinterherschlurft. Er hätte sich am liebsten einfach wieder ins Bett gelegt, aber er wusste, dass sie ihn in dieser Nacht kein Auge mehr zu tun lassen würde.... „Beeil dich es ist jeden Moment soweit!“ Als er sie, mit dieser unglaublichen Begeisterung, auf dem Dach des Wohnblocks über das Geländer spähen sieht, muss er unwillkürlich schmunzeln. Saya ist wohl der einzige Mensch, der sich auf ein alltägliches Ereignis so freuen kann, als gäbe es nur einmal im Leben die Chance dazu. Die ersten, zartgoldenen Sonnenstrahlen erscheinen über den Dächern der Stadt. Er stellt sich neben sie und genießt für einen Moment die Aussicht. Nach ein paar Minuten dreht Saya sich zu ihm. „Du solltest diese Organisation verlassen, Train...“ Er sieht sie, überrascht über diesen plötzlichen Themawechsel, verblüfft an. „Die Kopfgelder in dieser Stadt sind seit einer Weile recht mager.... und da ich ein Sweeper bin, werde ich bald weiterziehen..... Ich würde mich freuen wenn du mitkommen könntest...“ „So einfach ist das nicht, Saya...“ „Du solltest darüber nachdenken, wie dein Leben verlaufen soll, Train. Ich meine, du musst wissen was dir wirklich wichtig ist.... und ich glaube nicht, dass du das in dieser Organisation finden kannst... Ich glaube, ein Leben in Freiheit würde besser zu dir passen...“ „Da könntest du recht haben....“ Plötzlich ändert sich die Umgebung um ihn herum. Saya ist verschwunden und anstelle der weiten Aussicht über die Dächer der Stadt, bahnt sich ein einziger heller Sonnenstrahl seinen Weg in eine schmale, dreckige Gasse in die sich sonst kaum ein Fetzen Licht verirrt. Vor ihm, an die rötliche Backsteinwand gelehnt, sitz ein mitte 40 jähriger Mann im Dreck, und starrt, zitternd und nach Atem ringend, zu ihm hoch. Der Lauf seiner Hades ziehlt direkt auf dessen Kopf. „Ich bin im Namen von Chronos gekommen....“ Der Mann sieht ihm flehend in die Augen, wagt es allerdings nicht etwas zu sagen, als er die Kälte in seinem Blick erkennt. Er legt den Finger auf den Abzug. „....um dich zu vernichten...“ « Train wacht mit einem Schrei auf, fast als wäre er selbst von dem Schuss getroffen worden. Keuchend sitzt er in der Dunkelheit, und starrt auf seine zitternden Hände. Langsam werden die Umrisse im Zimmer klarer und er entdeckt direkt gegenüber von seinem Bett einen riesigen, altmodischen Holzschrank. Die Vordertür ist mit einem großen Spiegel verkleidet. Train sieht seinem eigenen, von den Schatten zu hälfte verdeckten Gesicht in die Augen. Seufzend lässt er sich zurück in das Kissen fallen... Als Eve am Morgen aufwacht ist es gerade mal halb 6 und im Haus ist außer dem kostanten Ticken des Weckers neben ihrem Bett nichts zu hören. Sie reibt sich den Schlaf aus den Augen und schleicht so leise wie möglich richtung Flur, um Sven, der auf der kleinen Couch am anderen Ende des Zimmers schläft nicht zu wecken. Als sie zum Badezimmer läuft, bemerkt sie, dass die Tür zu Trains Zimmer offen steht. Sie sieht sich in dem Raum um aber er ist nirgends zu sehen. „Train...?“ Auf dem Weg zur Küche bemerkt sie, dass die Balkontür offen steht. Zögernd steckt sie den Kopf nach draußen, kann aber niemanden sehen. „So früh schon wach, Prinzesschen?“ Eve sieht nach oben und entdeckt Train, der mit einer Flasche Milch in der Hand, auf der Kante des schrägen Dachs sitzt und sie angrinst. „Train! Geht’s dir schon wieder besser?“ „Kann man so sagen, Prinzesschen.“ Er nimmt einen Schluck aus der Flasche und lässt seinen Blick entspannt über den Himmel schweifen. „Was machst du hier draußen?“ Ein Schwarm Vögel zieht am Horizont vorbei. Train folgt ihnen mit den Augen bis sie sich in einiger Entfernung auf einem Baum niederlassen. „Nichts Besonderes... Wann gibt’s Frühstück?“ „Willst du gar nicht fragen wo wir sind?“ „Nicht nötig, der alte Angus hat die Angewohnheit mir jedesmal eine der Bruchbuden irgendwo im Niemandsland anzudrehen.... und wie's aussieht konnte er sich das auch diesmal nicht verkneifen...“ Eve lehnt sich an das Balkongeländer und schaut über das ländliche Arial, bist zu dem weit entfernten Waldrand. „Der alte Mann hat behauptet, das ist das beste Versteck, das er uns so kurzfristig verschaffen konnte... „ Train lacht sarkastisch auf. „Jaa, das sagt er immer...“ Mit einem Satz springt er vom Dach und landet neben Eve. „Also wie siehts jetzt aus mit dem Frühstück??“ Kapitel 4: Die Arbeit eines Sweepers... --------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 4 Die Arbeit eines Sweepers.... Seit ihrem Zusammentreffen mit Jenos Hazard ist eine Woche vergangen und Train und Eve sitzen gemeinsam am Esstisch in der kleinen Einbauküche und essen Fertignudeln aus kleinen Plastikbechern. Als das Knarren der Haustür Svens Rückkehr ankündigt, lässt Train schnell eine noch ungeöffnete Packung Fertigspagetti unter dem Tisch verschwinden, um sich einen Nachschlag zu sichern. Sven wirft lässig einen Stapel Blätter auf den Tisch und zündet sich mit seinem Zippo eine neue Zigarette an. „Ich hab in der Stadt sämtliche Sweeper Treffpunkte abgeklappert. Sieht so aus als wären dies die einzigen Zielpersonen, die in letzter Zeit gesichtet wurden... Such dir einen aus Eve, wir sind so gut wie pleite und müssen so schnell wie möglich wieder ins Sweeperbusiness einsteigen.“ Eve sammelt die Steckbriefe zusammen und sieht sie konzentriert durch. Train beobachtet sie nachdenklich. „Hey Sven, du kennst dich doch ganz gut mit Schusswaffen aus... ich hab da ein Problem mit der Sicherung meiner Waffe. Kommst du mit und siehst dir das mal an?“ „Ähm,... sicher.. kein Problem.“ Sven folgt Train verwirrt aus der Küche in dessen Zimmer, wo Train die Tür hinter ihnen schließt. „Was sollte das? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich perfekt mit deiner Waffe auskennst und auf meine Hilfe gut verzichten kannst...“ „Du hast recht... ich brauchte irgendeinen Vorwand um mit dir unter vier Augen zu reden...es geht um Eve.“ Sven seufzt auf. „Nachdem sie in dieser Nacht ihren Arm in das Schwert verwandelt hat, hab ich schon darauf gewartet das du danach fragst... Naja, sie hat gewisse.... besondere...Fähigkeiten..“ Train verschränkt die Arme vor der Brust und gibt Sven mit einem strengen Blick zu verstehen, dass er wohl mehr ins Detail gehen muss. „Okay, okay. Du hast sicher schonmal von Nanotechnologie gehört... In Eves Körper sind Nanobots enthalten, die es ihr erlauben die atomare Strucktur ihrer Zellen zu verändern. Anders ausgedrückt,... sie verfügt über die Fähigkeit ihren Körper, nur durch die Kraft ihrer Gedanken in die verschiedensten Formen und Materialien zu transformieren.“ „Sie ist Torneo Rudmans sogenannte >Biowaffe<, hab ich recht Sven?“ Sven schluckt und vermeidet es Train in die Augen zu sehen. „Woher weisst du das...?“ „Hör zu Sven, du hast keine Ahnung in welcher Gefahr ihr beide schwebt! Ich weiss nicht wie ihr es bisher geschafft habt so davon zu kommen, aber Chronos Späher lauern überall. Eves Gefangennahme hat für die Ältesten oberste Priorität. Der einzige Grund, warum ihr nicht schon viel früher mit einem der Numbers zu tun hattet ist der, dass Chronos bisher keinen Hinweis darauf hatte, ob Eve sich überhaupt noch in einem, von ihnen kontrollierten Bezirk befindet... mehr noch sie konnten nichtmal sicher sein ob sie noch existiert... nachdem Jenos nun über Eve bescheid weiß, werden Chronos Spione die gesamte Gegend durchkämmen...Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie euch aufspüren...“ Sven zieht ausgiebig an seiner Zigarette. „Ich hatte keine Ahnung, dass Chronos so versessen darauf ist Eve zu bekommen...“ „Versessen genug um ihre besten Eraser auf ihre Entführung anzusetzen...“ Train blickt Sven todernst an. „Hätte ich mich nicht entschlossen Chronos zu verlassen, wäre Eve mein nächstes Ziel gewesen... Der Auftrag hieß, Rudmans Technologie ausfindig zu machen und sie der Forschungsabteilung zu weiteren Untersuchungen zu übergeben.... Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es dabei keinen Unterschied macht ob sie lebt...oder tot ist...“ Sven zögert einen Moment. „Und was sollen wir deiner Meinung nach machen..?“ Er wirkt nervös und verunsichert. Train fährt sich nachdenklich durch die Haare. „Ich schätze, ihr solltet vorläufig den Ball flach halten. Das sicherste wäre allerdings, wenn ihr euch auf eine der Inselstädte im Süden zurückzieht. Einige von ihnen konnten sich bisher Chronos Einfluss entziehen und haben eine eigenständige Regierung... dort solltet ihr sicher sein bis Chronos eure Spur wieder verloren hat....“ „Bis zu den südlichen Inselkolonien ist es mit dem Auto eine Reise von mindestens zwei bis drei Wochen... und auf öffentliche Verkehrsmittel wie Züge oder Flugzeuge können wir in Anbetracht der Umstände nicht zurückgreifen.... hinzu kommt noch, dass wir nur über Landstraßen fahren können, um die größeren Zollstellen zu vermeiden... das kostet uns nochmal gut zwei Wochen...“ Sven seufzt gequält auf und rückt seinen Hut zurecht. „Außerdem sind wir auch noch verdammt knapp bei Kasse... Kommt mir wie ein Ding der Unmöglichkeit vor, wenn du mich fragst...“ Train denkt einen Augenblick nach, bevor er zögerlich antwortet. „Dann müsst ihr vorher ein ordentliches Kopfgeld klar machen... Ihr könnt das schaffen, ihr habt Chronos gegenüber einen entscheidenden Vorteil.“ „Tss, und der wäre?“ „Ich denke darüber nach euch zu den Inselkolonien zu begleiten...“ Sven sieht ihn verblüfft an. „Aber wir sollten Eve besser nicht sagen, dass Chronos hinter ihr her ist... sie mag zwar für ihr Alter sehr reif sein und das alles bisher gut aufnehmen, trotzdem ist sie noch ein Kind und wir wollen ja nicht, dass sie noch paranoid wird...“ Er zwinkert Sven grinsend zu. „Du willst das wirklich durchziehen... uns zu helfen meine ich...?“ Train nickt. „Ich bin nichtmehr der, der ich früher war.... ich weiß jetzt, wie mein Leben verlaufen soll.“ Er geht ein paar Schritte auf das geöffnete, kleine Fenster zu und sieht sich den blauen Himmel an. Für einen kurzen Moment hat er das Gefühl als würde Saya neben ihm stehen,... genau wie damals... Eve brütet nochimmer über den verschiedenen Steckbriefen, als Sven und Train in die Küche zurück kommen. Sven geht kurz die Zettel durch, die Eve offenbar in die “engere Auswahl“ sortiert hat und greift gezielt einen gewissen George Pullman heraus. „450.000! Hört sich nicht schlecht an denke ich...“ „Aber Sven, das ist ein B-Klasse Krimineller, nicht so ein gewöhnlicher Kleinstadtgangster...“ Eve sieht ihn an als hätte er eben einen schlechten Scherz gemacht. „Ja, aber wir brauchen die Kohle und er wurde zuletzt südlich von hier, in Amity City gesichtet... das ist quasi nur ein Katzensprung. Außerdem... werden wir diesmal Hilfe bei der Mission haben. Train wird uns begleiten.“ Sie wendet den Blick Train zu, der sich gerade, Sven den Rücken zugewand, die letzte Portion Fertignudeln einverleibt und muss schmunzeln. „Und du bist sicher das sich unsere finanzielle Situation bessert, wenn wir diesen Vielfraß mit durchfüttern?“ ...Am nächsten Morgen... „Hey Train, schau beim Fahren gefälligst auf die Schilder, die stehen da nämlich nicht um die Landschaft zu verschönern... ich fass es nicht, das war das dritte mal, dass du ein Vorfahrtsschild ignoriert hast...“ „Das ist deine eigene Schuld! ...Mich so früh zu wecken und dann auch noch fahren lassen... um diese Uhrzeit steht mein Gehirn noch auf off...“ Train starrt müde durch die Frontscheibe auf die noch dunkle Straße. „Wir müssen nunmal so schnell wie möglich in Amity City ankommen. Unsere Zielperson wird längst über alle Berge sein, wenn wir unnötig herumtrödeln... und dann brauchen wir auch noch zwei bis drei Tage um seinen genauen Aufenthaltsort herauszufinden...“ „Zwei bis drei Tage!? Das ist doch wohl nicht dein ernst.... gib mir eine Stunde wenn wir in Amity City sind und ich sag dir wo der Kerl sich aufhält!“ Sven sieht ihn zweifelnd von der Seite an. „Glaubst du nicht, du nimmst den Mund da etwas zu voll... ich bin schon ne ganze Weile als Sweeper unterwegs und kann deshalb aus Erfahrung sagen, dass die Informationsbeschaffung eine verdammt lästige Angelegenheit sein kann...“ „Willst du wetten? Eine Stunde. Wenn ich es innerhalb der Zeit schaffe, gibst du mir ein Essen aus!“ Train schielt selbstgefällig zu ihm rüber. „...Oder hast du Angst zu verlieren, Partner?“ Sven wendet den Blick wieder den Unterlagen auf seinem Schoß zu. „Eine Stunde,... und keine Minute länger...“ In der Stadt angekommen, mieten die drei sich in einem kleinem, billigen Motel ein und machen sich dann auf den Weg in die Innenstadt, um mit der Informationssuche zu beginnen. Eve hält einen Stadtplan, den sie in einem kleinem Touristenshop gekauft hat, in den Händen. „Ich denke wir sollten zuerst in das Sweepercafe in der nähe des Marktes gehen...“ Sven hält sich mit Ratschlägen wohlwissend zurück... Train nimmt Eve den Plan aus der Hand und faltet ihn fein säuberlich zusammen. „Nein, ich denke, ich weiß schon wo wir als erstes vorbeischaun...“ Er schreitet selbstbewusst auf einen jungen Mann zu, der mit einer Einkaufstüte bepackt, den Gehsteg entlangläuft. „Entschuldigen Sie bitte, ich hätte da eine Frage. Mein Onkel dahinten, denkt darüber nach mit seiner Tochter in diese Stadt zu ziehen, und mich würde mal interessieren wie es hier mit der Kriminalität aussieht...also, was denken sie ist der gefährlichste Bezirk in dieser Stadt?“ „Nun ja, es gibt da ein Viertel im östlichen Teil der Stadt, dort sind einige Staßen die man nach Einbruch der Dunkelheit nicht betreten sollte.... aber dort gibt es ohnehin nicht viel zu sehen, außer einigen zwielichtigen Kneipen... Die normalen Bürger halten sich dort eher weniger auf.“ „Kneipen sagen Sie? Kennen Sie den Namen einer davon?“ „Ähmm, naja in der Zeitung liest man häufig von Schlägereien im >Bloody Apple<... mehr weiß ich dazu leider auch nicht...“ Der Mann sieht Train allmählich misstrauisch an, weshalb dieser sich entscheidet das Gespräch schnellstmöglich zu beenden. „Vielen Dank, Sie haben mir wirklich weitergeholfen... einen schönen Tag noch.“ Der Mann geht seiner Wege, während Train ihm noch zufrieden hinterherwinkt. Svens Kopf ist knallrot und als der Mann um die nächste Ecke gebogen ist, macht er seinem Ärger luft. „ONKEL!! Und Eve soll meine TOCHTER sein!? Du Schwachkopf, für wie alt hälst du mich eigentlich??“ „Spar dir deine Wut für später, wenn du erst richtig verloren hast...“ Train dreht sich um und läuft gemächlich die Straße entlang während er Eves Stadtplan wieder auffaltet. „Was soll das denn heißen, du hast noch rein gar nichts herausbekommen können...!“ Eve, die von Train und Svens Wette nichts mitbekommen hat, wundert sich über Svens Verhalten und sieht ihn fragend an. Dieser ist allerdings zu wütend, um ihr jetzt auch noch zu gestehen, dass er sich auf so ein kindisches Spielchen eingelassen hat... Die Sonne geht bereits unter als die drei im schäbigsten Viertel der Stadt ihre Runden drehen. Train führt die Beiden durch einige düstere Gassen, bis er schließlich vor einer heruntergekommenen Bar halt macht, an deren Tür ein schwarzes, kaum lesbares Schild mit der Aufschrift >Bloody Apple< hängt. „Glaubst du wirklich hier ist was zu finden... Sieht mir ziemlich verlassen aus...“ Angesichts Trains offensichtlichen Fehltritts bessert sich Svens Laune schlagartig. „Das war die einzige Bar, an deren Name sich der Kerl erinnern konnte. Wenn er schon einem Normalbürger im Gedächtnis bleibt, wird er in der Szene vermutlich ziemlich bekannt sein. Und die Tatsache, dass der Besitzer es offenbar nicht nötig hat die äußere Fassade dieser Bruchbude in Stand zu setzen, zeigt, dass er wohl hauptsächlich von Stammkunden lebt,... mehr noch,.. ich schätze er will gar nicht, dass irgendwelche Touristen auf die Idee kommen, in diese Kneipe reinzuschaun.“ Svens gute Laune geht rapide bergab, als er auf die Uhr sieht und sich eine neue Zigarette anzündet. „Dann hoff ich für dich, dass du recht hast... Du hast noch zehn Minuten...Das heisst das ist dann wohl deine einzige Chance...“ „Kein Problem! Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mitkommen, aber haltet euch im Hintergrund...“ Train räuspert sich und streicht seine Haare etwas glatt, was er sich im Grunde sparen konnte, weil sie sofort wieder in die selbe zerzauste Form springen. Dann fasst er mit festem Griff die rostige Türklinke und stößt die schwere, schwarze Holztür nach innen auf. Die drei werden von einem Geruch nach Zigaretten, Bier und Erbrochenem begrüßt, worüber Eve angeekelt die Nase rümpft. Die Bar besteht aus einem einzigen, düsternen Raum mit einem uralten, abgegriffenen Thresen und etwa einem Dutzend kreisrunder Tische, mit je vier wackligen Stühlen. Etwa 25 finstere Typen sitzen, trinkend oder kartenspielend an den Tischen verstreut. Sven bereut, dass er sich gerade eine neue Zigarette angezündet hat, da er sie angesichts des Gestanks ohnehin nicht genießen kann. „Ähm, Train denkst du wirklich es ist eine gute Idee sich mit diesen Kerlen anzulegen nur um an Informationen zu kommen?“ Da er für gewöhnlich eher auf Nummer sicher geht, und unnötige Risiken vermeidet, scheint es Sven schwer zu fallen sich mit Trains Art der Problemlösung anzufreunden. Train irgnoriert ihn, zupft nocheinmal den Kragen seines schwarzen Mantels zurecht und geht zielsicher in die Mitte des Raums. Einige der Kerle beobachten ihn misstrauisch, widmen sich aber nach kurzem wieder ihren halbvollen Bierkrügen. Train sieht sich nocheinmal abschätzend um, um sicher zu gehen, dass er die Zahl der potenziellen „Gegner“ auch richtig geschätzt hat. Im nächsten Moment zieht er seine Hades aus dem Halfter an seinem rechten Oberschenkel und gibt zwei Schüsse, direkt in das morsche Dachholz der Kneipe ab. Im selben Augenblick erstirbt das allgemeine Gemurmel um ihn herum und wird von einem metallischen Klappern ersetzt, als die anderen Gäste alle gleichzeitig ihre Waffen zücken. Die Atmosphäre in der stickigen Bar ist von einer Sekunde zur anderen zum zerreissen gespannt. Train lässt langsam den Arm sinken und stützt seine Waffe lässig auf seiner Schulter ab. „Ich hoffe, ich habe jetzt eure ungeteilte Aufmerksamkeit.“ Er blickt herausfordernd in die Runde. Einige der bewaffneten Kerle haben sich bereits drohend erhoben. „Ich suche Informationen über einen gewissen George Pullman. Ich rate euch Amateuren zu singen wie die Vögel...“ Sein Blick verfinstert sich und einige, der sonst so taff wirkenden Männer machen verunsichert einen Schritt zurück. „...Glaubt mir, ich werde es merken wenn einer von euch versuchen sollte, etwas vor mir zu verheimlichen...“ Die Stille im Raum scheint fast greifbar. Train fixiert einen bärtigen, muskelbepackten Kerl, der weiter hinten an einem Tisch sitzt. Nach einigen ewig dauernden Sekunden, hält der Mann Trains stechenden Blick nichtmehr aus und heftet seinen Pupillen stattdessen auf die beiden Pokerkarten, die er nochimmer in den Händen hält, so als würde er konzentriert über den nächsten Zug nachdenken. Plötzlich duchbrechen vier Schüsse die Stille. Der bärtige Typ starrt keuchend auf die Karten in seinen Händen, bevor er diese zitternd auf den Tisch fallen lässt. Anstelle der Herzsymbole, sind drei Einschusslöcher auf der einen Karte zu sehen, das einzelne Loch auf der anderen hat exakt den Kopf des Königs aus dem Papier gerissen. „Du solltest besser ausplaudern was du weißt,... „ Train sieht ihn über den Lauf seiner Waffe hinweg ruhig an. „... oder willst du, dass ich das selbe mit dem Ass mache, das du in deiner Brusttasche versteckst?“ Das Gesicht des Kerls wird noch einen Farbton bleicher und ein Schweißtropfen rinnt an seiner Schläfe herunter. Er schluckt. „...Sagtest du....Pullman?....George Pullman?... Jetzt da ich darüber nachdenke.... ja ich denke ich kenn ihn,...ich meine, ich hab von ihm gehört... b-bitte nicht schießen... Ich sag alles!....Nie würde ich es wagen mich mit dir anzulegen... ich- ich meine wer wäre schon dumm genug das zu tun... ich meine... mit Black Cat..?!“ Der Kerl lacht gekünstelt auf und rutscht unruhig auf seinem Stuhl herum, der unter dem Gewicht knarrt. „Soweit ich weiß, ist er noch in der Stadt....! A-...Aber zur Zeit sind ne Menge Sweeper in der Gegend ... auf der Suche nach ihm,... Deshalb versteckt er sich mit seinen Jungs die meiste Zeit in dem alten Lagerhaus an der Heuston Lane... ich-...ich schwöre, das ist alles was ich weiß...“ Train lässt seine Pistole mit einer eleganten Drehung unter seinem Mantel verschwinden, steckt die Hände in die Taschen und geht zufrieden auf den Ausgang zu. Sven und Eve folgen ihm schweigend ins Freie, die ängstlichen Kerle hinter sich lassend. Kaum ist die schwere Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, dreht Train sich breit grinsend und in triumphierender Pose zu den beiden um. „Hehe, sieht so aus als hätte ich noch zwei Minuten übrig, Sven!“ Kapitel 5: Die Katze blickt dem Tod entgegen... ----------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 5 Die Katze blickt dem Tod entgegen... Es ist bereits nach ein Uhr nachts, doch Sven liegt immernoch wach auf der unbequemen Matratze ihres kleinen Motelzimmers. Er weiß, dass er eigentlich schlafen sollte um fit für die morgige Mission zu sein, aber ihm geht einfach zu viel im Kopf herum... Über Eve und Chronos....und über Train... Er nimmt seinen Hut, den er wie immer locker auf dem Gesicht liegen hat, und legt ihn auf dem Nachtkästchen zu seiner linken ab. Besorgt betrachtet er die, mit einem altmodischen Muster bemalte, rotbraune Decke über ihm. »War es wirklich eine gute Idee Train einfach so mitzunehmen...? Ich meine, im Grunde weiß ich nichts über ihn... außer, dass er Black Cat ist. All diese Geschichten die man als Sweeper hier und da über ihn aufschnappt, waren meist nur, bei einem Bier mit den Jungs weitergegebene Legenden... Man hört sie, denk sich „nette Geschichte, aber vermutlich ohnehin erlogen...“ das hab ich zumindest bisher immer gedacht... Aber nach der Nummer heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Diese Kerle hatten wirklich Angst vor Train,... sieht so aus als wäre er im Untergrund noch um einiges bekannter... Ich meine er war ein Killer! ...Kann man sich innerhalb so kurzer Zeit wirklich so Grundlegend verändern... Können wir ihm wirklich trauen...??« Sven liegt noch eine ganze Weile grübelnd herum, bis ihn schließlich doch die Müdigkeit übermannt... Nach einem ausgedehnten Fühstück in einem nahegelegenen Bistro, das einen großen Teil ihrer letzten Ersparnisse verbrauchte, machen sich die drei auf den Weg, um die am Vortag errungene Information zu überprüfen. Sven konnte Train davon überzeugen, dass er seine Wette erst dann entgültig gewonnen hätte, wenn sich herausstellt, dass Pullman sich tatsächlich in dem alten Lagerhaus aufhält. Im Grunde war er erleichtert, dass er den allerletzten Rest Geld nicht auch wieder für eine sinnlose Fressorgie rausschmeißen musste... „Das da muss es sein...“ Eves ausgestreckter Arm weist auf einen, fast vollständig von einem Bauzaun umstellten, grauen Betonbau. „Wir sollten als erstes rausbekommen, wie viele von denen sich tatsächlich da drin aufhalten.“ Train nickt Sven zustimmend zu. „Irgendeinen subtilen Plan?“ Sven sieht sich den Block genau an und versucht dessen Gesamtgröße abzuschätzen. „Wir sollten versuchen einen Zugang übers Dach zu finden. Dort werden sie uns am wenigsten erwarten und wir haben einen guten Überblick über die Lage.“ „Guter Plan. Und wie kommen wir unbemerkt da rauf?“ „Wie wärs damit?“ Sven zeigt auf einen Kran der direkt neben dem Gebäude steht. Er und Train klettern über den grauen Metallzaun, während es Eve gelingt sich zwischen zwei schlecht verketteten Segmenten hindurch zuquetschen. Leicht geduckt sprinten sie daraufhin über die freie Fläche vor dem Gebäude auf den Kran zu. Sie klettern so leise wie möglich an dem wackligen Hals der Maschine hoch und springen von da aus über eine gewagte Distanz hinweg, auf das Dach des Hauses, wobei Train Eve auf dem Rücken trägt, da selbst Sven es nur knapp über die Kante des Betonblocks schafft. Über einen rechteckigen Lüftungsschacht gelangen die drei ins Innere der Lagerhalle, wo sie sich zunächst in einem kleinen separaten Büro wiederfinden. Durch die großen Fenster aus mattiertem Glas können sie verschwommen die Umrisse des Lagerbereichs erkennen. Durch die leicht geöffnete Tür sind gedämpfte Stimmen zu hören. Train lehnt sich geräuschlos an die Wand direkt neben der Tür und lässt diese langsam einige Zentimeter weiter aufgleiten. Sven und Eve rücken ebenfalls näher. Unten sind zwischen ein paar Containern und Kisten, einige Ledersessel, eine Couch und ein kleiner Tisch zu erkennen. Zudem liegen überall Flaschen, Fastfoodverpackungen und anderer Müll herum. In den Clubsesseln sitzen drei Zigarren rauchende Kerle, zwei von ihnen offenbar in ein Schachspiel vertieft. Einer der beiden hebt den Arm und lässt zögerlich einen schwarzen Springer Richtung Gegner wandern. Eve atmet angespannt ein, als sie sein Gesicht erkennt, doch Sven hält ihr sachte die Hand vor den Mund, damit sie nicht bemerkt werden. George Pullman ist etwa anfang 30, groß und schmächtig, trägt einen teuer wirkenden, dunkelblauen Nadelstreifenanzug und an seinen Händen glitzern mehrere goldene Ringe. Er überblickt das Schachbrett und kratzt sich dabei nachdenklich am Kinn. Bevor er schließlich einen weiteren Zug macht, streicht er noch einmal durch seine kurzen schwarzen Haare. Bis auf den Dreitagebart sieht er exakt wie auf dem Steckbrief aus. Train zieht leise seine Hades hervor und blickt Sven an. Gerade als dieser ihm das Zeichen zum Angriff geben will, durchbricht ein kreischendes Quietschen die Ruhe. Die riesige Schiebetür der Halle wird von einem einzigen Mädchen mit schulterlangen, dunklen Haaren und Schuluniform aufgeschoben. Die drei Kerle blinzeln in das hereinfallende Sonnenlicht. „Kannst du nicht einfach den Hintereingang benutzen, Kyoko!? Verdammt nochmal, wie oft hab ich dir eigentlich gesagt, dass das hier nicht mehr lange ein Versteck sein wird wenn du ständig so auffällig hier reinplatzt!“ Das Mädchen namens Kyoko, grinst die drei entschuldigend an, um das Tor sofort wieder mit dem selben ohrenbetäubenden Krach zu schließen. Pullman sieht sie an, als wäre er kurz davor die Beherrschung zu verlieren. „Was willst du Göre überhaupt schon wieder hier? Ich dachte ich hätte dir bereits mehr als deutlich erklärt, dass ich keine große Lust habe, mich deinem Boss anzuschließen..!“ Kyoko lässt sich lässig auf einen freien Sessel fallen und zieht ein Snickers aus der kleinen roten Umhängetasche, die sie bei sich trägt. „Du weißt doch, dass ich erst dann wieder zu meinen Leuten zurückkehren kann, wenn ich euch überzeugt habe... Mein Boss ist da sehr streng. Also wirst du mich so schnell wohl nicht los, Georgie... „ „Ich hab bereits gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst!“ Kyoko sieht ihn desinteressiert an. „... auch n Snickers??“ Pullman ignoriert sie und widmet sich wieder seinem Schachspiel. Train und Sven beobachten die neue Situation kritisch... Sie sind sich unsicher ob sie einen Angriff wagen sollten während das Mädchen unter den Feinden ist. Doch plötzlich wird ihnen die Entscheidung abgenommen, als ein rot leuchtender Feuerball auf sie zuschießt und die Tür zu ihrem Unterschlupf aus den Angeln reisst. Train und die anderen konnten gerade noch in Deckung gehen, den Vorteil des Überraschungseffekts haben sie allerdings vorerst verloren. Train fängt sich als erster wieder und rennt kurzerhand mit gezogener Waffe durch den nun freien Türrahmen. Geschickt wie eine Katze weicht er den augenblicklich von unten auf ihn zurasenden Kugeln aus und springt seitlich über das Geländer der kleinen Treppe, um hinter einer großen, massiven Kiste Deckung zu suchen. Sven, der Trains Aktion richtigerweise als Ablenkungsmanöver gedeutet hat, packt Eve am Arm und zieht sie in die hinterste Ecke des kleinen Raumes. Vor den Augen der Feinde versteckt, ist ihr so möglich ihren rechten Zeigefinger in ein Skalpell zu transformieren. Sven kennt diese besondere Transformation bereits und weiß, dass es für Eve sehr schwer ist die nötige Konzentration aufrecht zu erhalten, damit die Klinge nicht an Schärfe verliert. Dafür ist die Schneidekraft des Messers aber stark genug, um mit einem bisschen Druck, die dünne Blechwand des Büroraumes zu durchtrennen... Der Kugelhagel auf Train hat sich derweil gelegt, und er schielt vorsichtig an der Kante der Kiste vorbei. Pullman steht mit gezogener Pistole zwischen den beiden anderen Kerlen, während Kyoko noch immer in dem Sessel hockt und genüsslich den letzten Rest ihres Snickers verdrückt. „Schluss mit dem Versteckspiel, du hast keine Chance also komm raus!“ Pullmans Stimme klingt gleichzeitig genervt und gelangweilt. Train wittert seine Chance. » Der Typ unterschätzt mich und hat scheinbar von Eve und Sven nichts mitbekommen... Es dürfte eine Kleinigkeit sein ihn abzulenken um Sven eine Chance für einen Überraschungsangriff zu geben... « Train verlässt seine Deckung und tritt vor die Drei. „Also schön, wer zur Hölle bist du und was willst du von uns?!“ Train grinst ihm frech entgegen. „Mein Name ist Train Heartnet und ich bin hier um dich festzunehmen.“ Die Lässigkeit mit der Train, in anbetracht der Situation, spricht, verunsichert Pullman für einen Moment. Gerade als er etwas entgegnen will, springt Kyoko von ihrem Platz auf und kommt ihm zuvor. „Sagtest du Train Heartnet? Oh wow! Du bist Black Cat?? Ich fass es nicht, dass ich dich tatsächlich kennen lerne! Mein Boss erzählt ständig von dir!... Und du bist auch noch verdammt süß!!“ Völlig euphorisch wirft sie ihm eine Kusshand zu, während Train sie einfach verwirrt anstarrt. „Ich kann es kaum erwarten den Anderen zu erzählen, das ich den legendären Black Cat persönlich kennengelernt habe! Ooooww... Creed wird ausflippen!!“ Trains Gesicht verfinstert sich augenblicklich. „Sagtest du Creed?“... Sven und Eve haben sich in der Zwischenzeit unbemerkt einen Weg nach draußen gebahnt und beobachten die Szene aus ihrem Versteck, einem ausgeschlacheteten Autofrack. Sven versucht verzweifelt einen Plan zu entwickeln um die Situation schnellstmöglich wieder zu ihren Gunsten zu drehen. » Fürs erste haben wir keine andere Wahl als im Hintergrund zu bleiben... Wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt können wir aus dem Überraschungseffekt einen Vorteil ziehen... Ich schätze Train wird eine Weile ohne uns zurechtkommen müssen... Das dürfte für Black Cat aber kaum ein Problem sein... « „Hey,... ich hab dich was gefragt! ...Also, was weißt du über Creed?“ Kyoko sieht ihn mit undefinierbarem Gesichtsausdruck an, als hätte sie kein Wort verstanden. Train hebt gereizt seine Waffe. „Ich warte...!“ Plötzlich verzieht sie ihr Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Ohhh, du bist noch viiel süßer wenn du sauer bist!!“ Sven und Eve werfen sich vielsagende Blicke zu... Train scheint allerdings allmählich die Gedult zu verlieren, denn er bewegt seinen Arm blitzschnell nach rechts und gibt zwei Warnschüsse auf das, noch immer unvollendete Schachspiel ab. Die beiden Könige fallen mit einem leisen klopfen auf den Betonboden. Die beiden Kerle hinter Pullman werfen sich nervöse Blicke zu und schleichen geräuschlos Richtung Hintertür um sich aus größerem Ärger herauszuhalten. „Weißt du, das war nicht nett! Georgie wollte das sicher noch zu ende spielen...“ Pullman dreht sich entnervt zu ihr um. „Halt die gefälligst die Klappe!... Ich will es genießen diesen Mistkerl fertig zu machen, und du störst mich dabei ganz empfindlich!“ Kyoko zieht einen Schmollmund und rückt ihre rote Plüschtasche zurecht. „Na schön, ich merke schon wenn ich nicht erwünscht bin! Kyoko geht nach hause! ...Bis bald Mr. Black, ich hoffe wir sehn uns mal wieder!“ Kyoko zwinkert ihm gut gelaunt zu und hopst auf die Hintertür zu. „Nein! Warte, ich bin noch nicht fertig mit dir!“ Train will ihr folgen, kann sich aber mitten im Schritt plötzlich nicht mehr bewegen. Pullman grinst ihn selbstgefällig an. Kyoko verschwindet derweil durch eine schäbige Metalltür ins Freie. „Was ist los, Black Cat? Hast du etwa plötzlich Probleme dich zu bewegen?“ Das Grinsen wird zu einem kalten Lachen. „Du solltest das nächste Mal besser aufpassen was um dich herum passiert.... oder eher... unter deinen Füßen...“ Train wendet den Blick zum Boden, wo er aber im ersten Moment nichts besonderes an seinen Füßen oder dem Betonuntergrund feststellen kann... bis ihm die Richtung der Schatten um ihn herum auffällt... Das spärliche Licht, das durch die matten Fenster in das Lagerhaus fällt, lässt die Schatten der Kisten und auch seinen eigenen nach Süden fallen... Pullmans Schatten ersteckt sich allerdings genau in die entgegengesetzte Richtung! Außerdem ist er nicht, wie gewöhnliche Schatten, ein direktes Ebenbild von seinem Besitzer, sondern verläuft in einer völlig anderen Körperhaltung über den ebenen Grund. Obwohl Pullman, mit den Händen in den Hosentaschen, lässig vor ihm steht, sieht es so aus als würde sein Schatten-Ich nach Trains Beinen greifen... Tatsächlich hat er das Gefühl, als würde er den festen Griff von menschlichen Händen um seine Knöchel spüren... „Was-...Was zur Hölle ist das?“ Nachdem sein Versuch, sich zu befreien mehrfach missglückte, hebt Train seine Waffe, zielt auf Pullmans rechtes Bein und gibt einen direkten Schuss auf den nur wenige Meter entfernt stehenden ab. Pullman zuckt nichtmal mit der Wimper als das Geschoss auf ihn zurast, denn innerhalb eines Sekundenbruchteils erhebt sich vor ihm eine schwarze, leicht transparente Wand in der die Kugel kurzerhand stecken bleibt. Train starrt ihn nur verwirrt an, während die Wand sich innerhalb weniger Sekunden wieder auflöst und die Kugel klirrend zu Boden fällt. „Das ist.. doch ...unmöglich!“ Train versucht sich verzweifelt eine Erklärung zusammen zu reimen, kann aber nichtmal einen Ansatz finden. „Hehe, du scheinst leicht verwirrt zu sein, nicht war? Sag bloß das ist das erste mal, dass dein Gegner ein Meister des Tao ist?“ „Tao...? Ich dachte immer, dass alle der legendären Taoisten in dem großen Krieg vor 25Jahren gefallen seien....“ Pullman macht einen Schritt auf ihn zu, wobei sich der Griff um Trains Beine verstärkt. „Ohh nein! Einige wenige überlebten und verbargen sich vor Chronos, und das all die Jahre... Die meisten verzichteten darauf, ihre Fähigkeiten weiterhin zum Kampf einzusetzen, da sie sich vor der großen Macht die Chronos gewonnen hatte fürchteten... Wie dem auch sei... einer von ihnen hat sich bereit erklärt eine neue revolutionäre Organisation zu unterstützen und deren Mitglieder ebenfalls mit der Macht des Tao auszustatten... Und so gelangte auch ich zu dieser neuen Kraft...Meine Fähigkeit ist es...“ Er hebt langsam den Arm, wobei sich, parallel dazu, eine leicht verschwommene Schattenhand vor ihm aus dem Boden erhebt. „...meinen eigenen Schatten zu kontrollieren und dessen Konsistenz zu ändern!“ Mit einer schnellen Armbewegung lässt er die Schattenhand auf Train zuschnellen der nicht ausweichen kann und einen ungebremsten Schlag auf die Brust einstecken muss, der ihn einige Meter nach hinten schleudert, wo er unsanft auf dem Boden landet. Der Schlag war heftig genug, um ihm einige Rippen zu prellen und Train kann sich nur schwer keuchend wieder aufrappeln. Pullman startet schon wieder einen Angriff, aber diesmal bemerkt Train den schlangenähnlichen Schatten der über den Boden auf ihn zuschießt, bevor dieser ihn erreichen kann und weicht mit einem weiten Sprung auf die nächste Kiste aus. Pullman macht zügig einige Schritte auf ihn zu, bevor der Schatten schließlich mit neuem Schwung an der Wand der Box empor gleitet. Train weicht erneut aus, nur um sofort nach der Landung wieder einen Schatten auf sich zuschießen zu sehen. „Du kannst nicht ewig ausweichen Black Cat! Außerdem solltet du dich nicht der falschen Annahme hingeben, das wäre bereits alles was mein Schatten drauf hat!“ Pullman erhebt noch einmal seinen rechten Arm, diesmal ist seine Hand geformt, als würde sie eine unsichtbare Pistole halten. Die schwarze Hand die daraufhin aus dem Boden aufsteigt, ist aber keineswegs leer, sondern hält etwas, das wie der leicht verzerrte Umriss eines Kleinkalibers aussieht. Die Hand drückt ab und Train springt schnell aus der Schussbahn und rollt sich auf dem harten Beton ab. Gerade als er sich blitzschnell von seinen Knien erhebt, schießt direkt vor seiner Nase ein weiterer Arm aus dem Boden und er blickt frontal in den tiefschwarzen Lauf der Schusswaffe, die nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt ist. Es ist kein Laut zu hören als der halb transparente Zeigefinger den schwarzen Abzug drückt... Kapitel 6: Wenn dein Freund der Feind ist... -------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 6 Wenn dein Freund der Freind ist... Die Schattenhand vor ihm drückt eiskalt den Abzug. Im selben Augenblick spürt Train wie er plötzlich unsanft zur Seite gestoßen wird und auf dem staubigen Boden der Halle landet. An der Stelle wo er gerade noch der tödlichen Kugel entgegen geblickt hat, steht nun Sven, schwer keuchend mit seiner schwarzen Augenklappe in der Hand. Als er Trains überraschten Gesichtsausdruck sieht, grinst er ihm müde zu. „...dachtest du etwa Eve wäre die einzige mit besonderen Fähigkeiten...?“ Train bemerkt das Svens rechtes Auge, das normalerweise von der Augenklappe verdeckt ist, nicht seine normale Augenfarbe hat, sondern eine seltsame Mischung aus Grün- und Gelbtönen. Er hat keine Ahnung wie Sven es geschafft hat innerhalb weniger Sekunden, über eine solche Distanz hinweg zu ihm zu rennen und ihn auch noch rechtzeitig beiseite zu stoßen...aber er ist sich sicher, dass es etwas mit diesem seltsamen Auge zu tun haben muss... Und er weiß auch, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, unnötige Fragen zu stellen. „...Verdammt, ist heute etwa der Wir-nerven-George-Pullman-Tag ?! Ist hier sonst noch jemand, der es auf mich abgesehen hat??“ Pullman sieht sich entnervt in der Halle um, scheint aber angesichts der Tatsache, dass er sich nun in der Unterzahl befindet keineswegs beeindruckt. Als Eve schließlich auch noch aus ihrem Versteck auf Sven zustürmt, bricht er in schallendes Gelächter aus. „Sogar ein Kind?! Ich meine,... was soll das? Unterschätzt ihr mich so sehr, dass ihr sogar ein kleines Mädchen zu meiner Gefangennahme mitbringt?“ Train rappelt sich mühsam auf, mit noch immer schmerzender Brust, und läd blitzschnell seine Waffe nach. Eve rennt zu Sven und schaut ihn besorgt an. „Sven, hast du irgendeinen Plan wie wir den Kerl festnehmen..?“ „Nichtmal ansatzweise...“ Die Drei stehen Pullman zögernd gegenüber, unschlüssig wie sie am besten vorgehen sollten. „Was denn,... ihr gebt doch wohl noch nicht auf...?“ Der Taoist schreitet selbstbewusst auf die Drei zu, die Hände vor sich gestreckt. Mit den Fingern formt er ein Rechteck, ähnlich wie es Fotographen tun, so als wollte er die Szene vor sich einfangen. „Ich denke, das könnte interessant werden...“ Pullman lässt seine Hände wieder in die Hosentaschen gleiten und im selben Moment schießen plötzlich mehrere dunkle Schattenstränge über den Boden,auf seine Gegner zu. Dank seiner katzengleichen Reflexe gelingt es Train gerade noch auszuweichen, Sven und Eve haben allerdings nicht soviel Glück. Aber anstatt sie, wie zuvor Train, direkt zu attackieren, bilden die Schatten diesmal einen Kreis um ihre Füße, ohne sich vom Boden zu erheben. Sven und Eves „echte“ Schatten scheinen von dem dunklen Untergrund verschluckt worden zu sein. Von jedem der schwarzen Kreise führt ein dünner Schattenfaden zu Pullman und verschwindet unter dessen Designerschuhen. „Sven?...Eve?!“ Train ist, angesichts der Tatsache, dass seine Partner von einer Sekunde zu anderen nur noch teilnahmslos herumstehen, leicht verunsichert. „Was hast du mit ihnen gemacht?!“ Pullman grinst kalt und lässt sich rückwärts in den nächsten Sessel fallen. „Ich will mich mal so ausdrücken,....“ Entspannt greift er in die Innentasche seines Anzugs, holt eine Schachtel Zigarretten hervor und zündet sich gemütlich eine an. „...von jetzt an bin ich der Regisseur in diesem Stück...“ Er nimmt genüsslich einen langen Zug und pustet Train den grauen Rauch entgegen. „... um genau zu sein....es ist eher ein Puppentheater...Also schön, meine erste Regieanweisung lautet wie folgt: Tötet Black Cat!“ Pullman schnipst kurz und augenblicklich setzen sich Eve und Sven in Bewegung.Train steht für einen Moment unschlüssig herum und fängt sich erst wieder als Sven mit seinem silbernen, mit Technik gefüllten Koffer ausholt und nur knapp seinen Kopf verfehlt. Train manövriert sich mit ein paar Sprüngen über diverse Kisten aus Svens Reichweite, als dieser plötzlich seine 9mm zückt und mehrere Schüsse auf ihn abfeuert, die Train wiederum mit dem schwarzen Lauf seiner Hades abwehrt. Er bemerkt, dass die Schüsse eher unpräzise abgegeben wurden... er war von Sven trotz allem besseres gewohnt. »Sieht so aus als würden sich ihre Fähigkeiten unter der Kontrolle verschlechtern...« Ein Blick zu Eve bestätigt seinen Verdacht. Ihre Haare bewegen sich unkontrolliert in alle Himmelsrichtungen, ohne auch nur ansatzweise eine Waffe oder ähnliches zu formen. Pullman sieht sich das Spektakel enttäuscht an. „Hmm,... ich muss gestehen, es will mir nicht so recht gelingen dieses Mädchen unter Kontrolle zu halten,... ich hatte mir wirklich mehr Spaß mit ihr erwartet. Wie dem auch sei,... dann schaff ich mir sie eben zuerst vom Hals.“ Ohne einen Befehl zu erhalten,stellt Sven seinen Koffer ab, macht auf dem Absatz kehrt und schreitet auf Eve zu, die ihm mit leeren Augen entgegen blickt. Einige Meter vor ihr bleibt er stehen und richtet seine Pistole auf sie. Doch gerade als er abdrücken will, greift Train nach Svens Arm und schleudert ihn mit einem gemurmelten „Sorry, Kumpel.“ über seine Schulter hinweg zu Boden, wo dieser, ohne Hut und ohne Waffe, hustend auf dem Rücken liegen bleibt. Train lässt das Magazin aus Svens 9mm mit einem Knopfdruck zu Boden fallen und wirft die nun nutzlose Waffe beiseite. Er richtet seine Hades auf Pullman, doch bevor er abdrücken kann, steht Eve bereits in seiner Schussbahn. Als er sie zu umgehen versucht, um an Pullman heranzukommen, hält Sven ihn an seinem Bein zurück. Train versucht ihn abzuschütteln, ohne ihn irgendwie zu verletzten, als er plötzlich keine andere Wahl mehr hat als Svens Arm einfach beiseite zu treten, da dieser mit seiner freien Hand ein 10cm langes Messer hervorzieht und drauf und dran ist es in Trains Bein zu bohren. Er weicht ein paar Schritte zurück, vergewissert sich kurz, dass Eve noch immer an der gleichen Stelle wie zuvor steht und visiert erneut Pullman an, doch der Sessel auf dem er eben noch so lässig gesessen hatte ist leer. Train wirbelt herum, ist allerdings nicht schnell genug und muss einen heftigen Faustschlag in den Magen einstecken. Keuchend taumelt er von Pullman weg, der erneut zuschlägt, diesmal direkt auf Trains Wangenknochen. Für einen kurzen Moment wird ihm schwarz vor Augen und er nimmt nur den Geschmack von Blut war. „Ist das etwa alles was Chronos' Top Eraser drauf hat? Das soll wohl ein Scherz sein...!“ Kurz bevor er zu Boden geht, erlangt Train sein Gleichgewicht wieder und starrt Pullman keuchend an. Wütend wischt er das Blut, das aus seinem Mundwinkel tropft beiseite, wobei er eher auf sich selbst sauer ist als auf Pullman. Alles in allem kam es in der Vergangenheit eher selten vor, dass er bei einem Kampf so einstecken musste... Er ist sich nicht sicher woran es liegt, aber er ist definitiv enttäuscht von seiner bisherigen Leistung... Ist es tatsächlich möglich, dass er schwächer geworden ist, seit er Chronos verlassen hat...? Er schreckt aus seinen Gedanken auf, gerade noch rechtzeitig, um Pullmans nächsten Angriff auszuweichen und mit einem geziehlten Tritt zu kontern, der Pullman gegen eine Holzbox stolpern lässt. Train nutzt dessen kurze Unachtsamkeit um seinen Gegner an der Holzwand festzunageln. Mit Hades an Pullmans Kinn gerichtet drückt er ihn mit seiner freien Hand an die raue Oberfläche, sodass dieser sich nicht mehr losreissen kann. Pullman blickt ihn verbissen an. Normalerweise hätte Train jetzt längst den Abzug gedrückt, aber diesmal zögert er. Er war schließlich als Sweeper hier und nicht als Chronos' Hauskatze... Plötzlich wandelt sich Pullmans Gesichtsausdruck. „Wenn ich du wäre, würde ich jetzt nicht übereilt handeln, Black Cat. Oder dem Mädchen wird’s schlecht ergehen...“ Train wendet den Blick von Pullman ab und entdeckt Eve links von sich. Sven steht mit ausdruckslosem Gesicht hinter ihr und hält sein Messer an ihre Kehle. „Du solltest deine Waffe senken, oder die Kleine ist innerhalb weniger Sekunden tot...“ Train zögert und sieht abwechselnd zwischen Eve und Sven, und Pullman hin und her. Schließlich lässt er Hades sinken und lockert seinen Griff an Pullmans Brust. In der nächsten Sekunde wirbelt er herum und gibt einen geziehlten Schuss auf Eve und Sven ab, der das Messer trifft und es in hohem Bogen aus Svens Hand schleudert. Im gleichen Moment spürt Train einen stechenden Schmerz oberhalb der Hüfte, als Pullman ihm die Klinge eines vergoldeten Klappmessers, dass er in seinem Ärmel versteckte, in die linke Seite rammt. Anstatt Pullman noch einmal direkt anzugreifen, reisst Train sich von ihm los und sprintet, an Sven und Eve vorbei, auf den Silberkoffer zu, den Sven abgestellt hatte. Er kennt sich nichtmal annähernd mit allen Funktionen des Gerätes aus, aber er war ein guter Beobachter und wusste deshalb immerhin, welchen der vielen Knöpfe, die um den Griff herum verstreut waren, man betätigen musste um das Hauptfach zu öffnen. Er greift mit einem leichten Grinsen in das Fach, denn diesmal hat er wenigstens ein Plan... Pullman, der aufgrund von Trains plötzlich gezielten Handlungen misstrauisch wird, gibt Sven und Eve den Befehl ihn aufzuhalten, allerdings zu spät, da Train bereits gefunden hat wonach er sucht. Zufrieden hält er eine kleine, schwarze Kugel in der Faust und zieht sofort den kleinen Stift heraus der sich an der Seite befindet. Pullman, der angesichts der Tatsache, dass da keine fünf Meter entfernt eine Granate entsichert wurde, reichlich nervös wird, pfeift die Schatten unter Sven und Eve zurück und lässt sie stattdessen auf Train zujagen. Dieser schaut ihnen unberührt entgegen, ohne den Versuch, auszuweichen, oder die Bombe in seiner Hand loszuwerden. Gerade als Sven und Eve, von der fremden Kontrolle befreit, leicht irritiert in seine Richtung blicken, blitzt die Kugel in Trains Hand und geht in einem unglaublich grellen, weißen Lichtschein auf, der die gesamte Halle durchflutet und die beiden zwingt ihre Augen mit beiden Händen zu verdecken. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, in der keiner etwas sehen, oder hören kann und nur das warme Leuchten auf der Haut zu spüren ist. Doch bereits nach wenigen Sekunden wird das Licht schwächer und Sven öffnet seine Augen einen Spalt und mustert die verschwommene Umgebung um ihn herum. Die Blendgranate liegt, leicht rauchend und ausgelüht auf dem Boden, doch von Train ist nichts zu sehen. Ein plötzlicher Aufschrei lässt ihn herumwirbeln und er sieht gerade noch wie Pullman mit einer Platzwunde am Kopf zu Boden geht. Train steht, schwer atmend, mit erhoberner Waffe hinter ihm und blickt erst auf das Designer-Bündel zu seinen Füßen und dann zu Sven. „...Keine Sorge,er ist nicht tot,... nur.. K.O...Siehst du...“ Er stupst Pullman mit einem Fuß an, der sich davon wenig beeindruckt zeigt und reglos liegen bleibt. Sven bricht angesichts dieser kläglichen Geste unweigerlich in Gelächter aus. „Ich glaub dir auch so, dass er nicht hinüber ist... Ich bin doch kein Idiot,-... und außerdem haben Eve und ich alles was passiert ist genau mitbekommen,... auch wenn wir nicht wirklich viel positives beitragen konnten...“ Die letzten Worte waren eher ein unzufriedenes Murmeln, als Sven gerade seinen Hut aufhebt, etwas Schmutz herunter klopft und ihn mit einer eleganten Handbewegung auf seinem Kopf platziert. Train weiß, dass er sich wohl eigentlich bei Sven bedanken müsste, da ihn vorher vor einem Kopfschuss bewahrt hat, ist sich aber nicht ganz sicher wie es formulieren soll und entscheidet sich letztlich dazu, dass das auch Zeit bis später hat... Vorerst ist er damit beschäftigt, seine Hand auf seine linke Seite zu pressen, um die Blutung etwas zu mindern. Eve ist inzwischen vor Pullman in die Hocke gegangen und mustert den Bewusstlosen konzentriert. „Er hat uns ganz schön Ärger gemacht.“ bemerkt sie nüchtern. Train lacht gequält auf, bevor er sich erschöpft auf einen der Sessel fallen lässt. „Und was machen wir jetzt mit ihm...?“ Sven zückt ein paar Handschellen aus seinem Koffer. „Jetzt bringen wir ihn zur Polizei und kassieren das Kopfgeld ab!“ Eine halbe Stunde später sitzen Train und Eve in dem kleinen,blauen VW, der vor dem Polizeirevier geparkt ist und warten darauf, dass Sven mit dem Kopfgeld zurückkommt. Train seufzt genervt. „Wie lange dauert das denn noch?“ „Die Aushändigung des Verbrechers und der Übergabeprozess des Kopfgeldes kann zusammen mit dem Papierkram einige Stunden dauern.“ Eve sitzt völlig entspannt auf dem Beifahrersitz und liest in einem braunen, gebundenen Buch. Belustigt bemerkt sie wie Train bei den Worten „einige Stunden“ deprimiert den Kopf nach hinten fallen lässt und die kahle Decke des Wagens anstarrt. Nachdem er einige Minuten so ausharrte, rappelt er sich stöhnend auf und öffnet die Autotür. Eve sieht von ihrem Buch auf. „Was hast du vor?“ „Das hier geht mir auf die Nerven, ich werd mich mal draußen umsehen.“ „Aber Train, deine Wunden sind noch nicht ausreichend versorgt, und Sven hat gesagt, wir sollen-...“ „Mach dir mal keinen Kopf, Prinzesschen. Ich pass schon auf...“ Bevor Eve noch igendwas erwidern kann, ist Train bereits aus dem Wagen gesprungen und läuft zügig über den großen Parkplatz von dannen. Zunächst überlegt sie, ob sie ihm folgen soll, entscheidet sich aber letztlich dagegen und widmet sich wieder ihrem Buch. Train schlendert durch ein paar kleine Gassen der Altstadt und versucht dabei möglichst entspannt zu wirken, obwohl die provisorisch versorgte Stichwunde in seiner Seite schmerzt. Als er sich in einer Seitenstraße von Zivilisten unbeobachtet fühlt, bleibt er schließlich stehen. „Wenn du was zu sagen hast, solltest du es jetzt tun...“ Train lässt die Augen über die Dächer der eng beieinander stehenden Häuser schweifen. Als er das Rascheln eines Mantels hinter sich hört, dreht er sich, mit einer Hand am Griff seiner Waffe, herum und erkennt, wie sich eine große Gestalt aus den Schatten löst. Der Mann hat blonde lange Haare und trägt einen schwarzen Mantel, der mit goldenen Rändern und Schulteraufsätzen verziert ist. Auf seiner linken Hand ist eine römische II eintätowiert. „Belzè...“ Train zieht seine Pistole und sieht den Eraser misstrauisch an. „Du wirst deine Waffe nicht brauchen, Heartnet, ich bin nicht unter Chronos' Befehl hier um gegen dich zu kämpfen... Ich bin gekommen, um dich zu warnen...“ „Was meinst du...?“ „Du solltest freiwillig zu Chronos zurückkehren, Sephiria und ich würden es bedauern einen Kämpfer deines Formats zu verlieren. Außerdem ist vor kurzem eine neue Organisation aufgetaucht, die sich Apostel des Planeten nennen und Chronos inzwischen ein Dorn im Auge sind... wie dem auch sei, Fakt ist, dass Chronos deine Stärke braucht,... wir brauchen Black Cat!... Solltest du dich allerdings weiterhin weigern zurück zu kommen, werden wir dich früher oder später eliminieren müssen...“ Train lässt Hades wieder in dem Halfter verschwinden, steckt die Hände in die Hosentaschen und geht an Belzè vorbei. Als er mit ihm auf gleicher Höhe ist hält er noch einmal inne. „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen Belzè, aber die Hauskatze Black Cat existiert nicht mehr. Ihr solltet aufhören mir zu folgen...“ Train biegt um die nächste Ecke und lässt Belzè allein in der dunklen Gasse zurück. Dieser seufzt kurz auf bevor er sein Handy zückt um Number I zu informieren. Obwohl er diesen Gesprächsverlauf vorausgesehen hatte, war er enttäuscht. Es wäre ihm um einiges lieber gewesen, wenn diese Angelegenheit mit Worten gelöst hätte werden können. Der Gedanke einen ehemaligen Partner aus dem Weg räumen zu müssen gefiel ihm nicht... Letztlich entschied aber der Komander was zu tun war, und er hatte sich diesem Urteil zu fügen... Als Train langsam zurück zur Polizeistation schlendert, sieht er sich die kleinen, altmodischen Läden zu beiden Seiten der Straße an. An einem dunklen Schaufenster bleibt er stehen und betrachtet sein Spiegelbild... er hat nichtmal gemerkt, dass er den ganzen Weg zurück ein leichtes Grinsen im Gesicht hatte.... Kapitel 7: Illusionen der Vergangenheit --------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 7 Illusionen der Vergangenheit „Train, du fährst viel zu schnell!“ „Ach was, solange du mich nicht ablenkst, passiert auch nichts!“ Train tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und reisst das Lenkrad schnell nach rechts um einem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen. „Wenn du so weiter machst, baust du wieder einen Unfall...“ Er ignoriert Eves nüchterne Bemerkung und schaltet noch einen Gang höher, als er plötzlich die Sirenen der Polizeiautos hinter sich bemerkt. Er lenkt den Wagen über einen Bordstein hinweg nach links, doch direkt vor ihm taucht nun ein Kleinlaster auf der ihm den Weg versperrt. Er versucht auszuweichen, der Wagen gerät ins Schleudern und ein Aufprall ist jetzt unvermeidlich... Ein tiefes Lachen dringt aus dem Lautsprecher neben dem Lenkrad, gefolgt von einem spottenden „GAME OVER!“ als der Bildschirm vor ihm sich in ein tiefes Rot färbt, auf dem dann in schwarzer Schrift die Scorelist auftaucht. Train seufzt enttäuscht auf. Eve kann sich ein zufriedenes Grinsen angesichts Trains wiederholten Versagens nicht verkneifen. „Du bist ziemlich schlecht, weißt du das? Du fährst immer viel zu schnell und dann rast du irgendwo rein...“ Train schnaubt verärgert. „Das liegt nur an diesem billigen Plastikpedal... In so einer Kiste fehlt einfach das Gefühl für die Geschwindigkeit..! Wenn du erstmal selbst Autogefahren bist, wirst du das verstehen, Prinzesschen...“ Train quält sich aus der engen Fahrerkabine und streckt sich. „Weisst du, dass du diese Mutter mit dem Kinderwagen gleich dreimal überfahren hast?“ Eves monotoner Singsang kann ihre Schadenfreude nicht ganz verbergen, doch Train belässt es bei einem wütenden Blick und schlendert, mit den Händen in den Hosentaschen durch die Spielhalle, ins Freie. Nach der düsteren Umgebung muss er die Augen mit einer Hand vor der Sonne schützen. „Was tun wir jetzt, Prinzesschen?“ Eve tritt gelangweilt neben ihn und zuckt mit den Achseln. Er quittiert ihr offensichtliches Desinteresse mit einem schiefen Seitenblick. „Wenn du so eine Spaßbremse bist, warum bist du dann überhaupt mitgekommen...?“ „Sven hat gesagt ich soll ein Auge auf dich werfen. Er sagt, du benimmst dich wie ein Teenager...“ Train macht ein beleidigtes Gesicht. „Ich genieße lediglich meine Freiheit, das ist alles! Und es gibt da noch einiges, was ich nachholen muss...“ Sein Blick fällt auf einen kleinen Ramen-Stand. „...zum Beispiel Ramen essen!“ Eve seufzt genervt auf. „Aber du hattest doch gerade erst heute morgen eine Portion, das zählt nicht als nachholen! Train..-!“ Eve hetzt dem längst verschwundenen Train hinterher, wobei sie sich innerlich dafür verflucht, diesen Babysitter-job angenommen zu haben... Währendessen in einer alten Villa außerhalb der Stadt... Er sitzt auf einem großen, schwarzen Ledersessel, dessen Rückenlehne noch um einiges höher reicht als er selbst, zusammengesunken und die Beine lässig übereinander geschlagen. Gelangweilt zupft er die Blätter von einer roten Rose. Die Halle um ihn herum ist riesig und völlig ausgestorben. Die mannshohen Fenster sind von schweren, dunklen Vorhängen verdeckt, sodass das einzige Licht im Raum ein einzelner, greller Strahl ist, der von einem kleinen, runden Fenster überhalb seines Sitzplatzes in die Mitte der Halle fällt. Als die Stille plötzlich von einem unerträglichen Geräusch durchbrochen wird, zuckt er zusammen und sticht sich an einer der Rosendornen. Die schwere Holztür des Raumes wird langsam aufgestoßen und ein kleiner, schmächtiger Mann mit schwarzen, kurzen Haaren und einer Brille schleicht herein. Er trägt einen weißen Kittel. Während sein Gast langsam in die Mitte der Halle geht, beobachtet er lieber den winzigen Bluttropfen der an seinem Finger herunterrinnt. Lächelnd begutachtet er das satte Rot der glänzenden Flüssigkeit... seine Lieblingsfarbe... kein Rot auf der Welt ist so vollkommen, wie das frischen Blutes... „Du hast nach mit verlangt, Creed?“ Sein Gast steht, mit einigen Metern abstand, vor ihm, direkt im Schein des kleinen runden Fensters und rückt seine Brille zurecht, die den grellen Lichtstrahl reflektiert. „Wie gehen deine Forschungen voran, Doctor?“ Creeds Stimme ist eher ein gelangweiltes Flüstern. Als der Doctor den Mund öffnet um zu antworten, fällt Creed ihm sofort ins Wort. „Ich habe einen neuen Auftrag für dich... das heißt, falls du zwischen deiner Arbeit die Zeit dafür findest...?“ „Da bin ich mir sicher, Creed. Worum geht es?“ Creed widmet sich wieder dem Abzupfen der Rosenblätter. „Kyoko hat interessante Neuigkeiten mitgebracht.... es sieht so aus als befände sich Black Cat in einer Stadt nicht weit von hier. Das dürfte eine einmalige Gelegenheit sein, aber ich glaube, er wäre nicht sehr erfreut mich zu sehen, also werde ich wohl dir die Aufgabe zukommen lassen ihm einen Besuch abzustatten... Auch wenn es mich wahrlich schmerzt... Aber ich denke du solltest die richtigen... Voraussetzungen mitbringen um ihn von unserer Organisation zu überzeugen... oder ihn zumindest herzubringen. Ich hätte da auch einen kleinen Ansporn für dich...“ Der Doctor horcht interessiert auf. „... Bei ihm ist ein kleines Mädchen... den Informanten zufolge ist sie Torneo Rudmans Biowaffe... solltest du erfolgreich sein, darfst du die kleine zur freien Verfügung behalten.“ Ein kaltes Grinsen erscheint auf dem Gesicht des Doctors und er wendet sich zum gehen um. „Aber vergiss nicht, dass Black Cat die höhere Priorität hat, Doctor!“ Der Tonfall mit dem Creed die Warnung ausspricht lässt dem Doc einen kalten Schauer über den Rücken laufen, doch er versucht sich nichts anmerken zu lassen. Mit schnellen Schritten geht er auf die große Tür zu und verschwindet nach draußen. Creed sieht ihm gutgelaunt nach. Er lässt es sich noch nicht anmerken, aber er brennt darauf, Black Cat wiederzutreffen. Kann es kaum noch erwarten. Schließlich ist er der einzige der seinen Respekt verdient,... der seine Mordlust teilt... Creed erhebt sich aus seinem Sessel, und schlendert einige Meter durch die Halle um sich aus einer Vase die an der einen Wand steht eine neue Rose zu holen. Mit einem kalten Lächeln betrachtet der die rote Blume. „Es dauert nicht mehr lange, bis wir uns begegnen... oh ja, ich brenne schon auf unser Wiedersehen... Train Heartnet...!“ Train holt tief Luft und stößt ein lautes Niesen aus. „Gesundheit. Du wirst dich doch nicht erkältet haben?“ Es ist bereits Abend und die Sonne schon fast vollständig hinter den Bäumen am Horizont verschwunden. Train und Eve warten bereits seit fast einer Stunde am vereinbarten Treffpunkt, einem großen Brunnen in einem Park am Rand der Stadt. „Black Cat erkältet sich nicht, Prinzesschen!“ Die Überzeugung mit der Train diese Behauptung aufstellt lässt Eve fast glauben, dass er diese absurde These tatsächlich für logisch hält. „Vielleicht hat jemand an dich gedacht?“ Train blickt sie verwundert an, woraufhin Eve gelangweilt fortfährt. „Sven hat gesagt, wenn jemand weit weg an dich denkt oder von dir spricht muss du davon niesen...“ „Und du glaubst das?“ Eve macht große Augen, weshalb Train seine Worte sofort bereut. „Ähh, ich meine, sicher stimmt das! Wenn Sven es sagt, muss es wahr sein, stimmt's!?“ Sie wendet sich zufrieden wieder ihrem Buch zu und Train keucht erleichtert auf. Einige Minuten später fährt Sven mit seinem klapprigen, hellblauen VW vor. Völlig entnervt stößt er die Autotür auf und zündet sich eine Zigarette an. „Die Kiste bringt mich noch ins Grab! Ich fahr in die Werkstatt um den kaputten Außenspiegel ersetzen zu lassen, und am Ende muss sogar der Motor dran glauben! Diese verdammten Mechaniker sind alles Halsabschneider..-“ Sven murmelt mit der Zigarette im Mund weiter unverständliche Beschimpfungen, die Train und Eve einfach ausblenden. „Was machen wir jetzt?“ „Wir fahren weiter, was sonst! Je schneller wir vorankommen desto besser!“ Train geht zielstrebig auf den Wagen zu, doch nach einigen Schritten hält er inne. Er fährt herum und lässt den Blick über die im Wind raschelnden Baumkronen um sie herum schweifen. Auch Sven lässt beunruhigt die Zigarette sinken und lauscht. Nach einigen Sekunden tritt ein einzelner Mann auf die Lichtung, die Hände in die Taschen eines weißen Kittels gesteckt. „Guten Abend. Ich werde >der Doctor< genannt... Ich bin hier um Black Cat eine Einladung zu überbringen...“ Trains Hand schnellt an den Griff seiner Waffe. Er fixiert seinen Gegenüber misstrauisch. Dieser lächelt nur belustigt. „Mein Boss, Creed Diskens, würde dich gern in sein Anwesen einladen.“ Bei der Erwähnung von Creeds Namen, verfinstert sich Tains Blick schlagartig und er zückt seine Hades und richtet sie direkt auf den Kopf des Doctors. „Wo ist er!“ Angesichts der Aggressivität in Trains Stimme verschwindet das Lächeln auf dem Gesicht des Docs. „Ich sage es dir, aber vorher gibt es da ein paar Regeln die du beachten solltest... Zunächst mal solltest du mir deine Waffe aushändigen... schließlich muss ich die Sicherheit meines Meisters gewährleisten...“ Er streckt Train einen Arm entgegen, doch der grinst ihm nur herablassend zu, so als hätte der Doctor eben einen schlechten Witz gemacht. Er gibt einen Warnschuss auf die Füße des unbewaffneten Docs ab, de nur wenige Zentimeter vor ihnen im Grasboden einschlägt. „Ich sag dir mal wie das abläuft, Doc... Du wirst mir sagen wo Creed ist und im Gegenzug lass ich dich am Leben...“ Eve schluckt angesichts der Ernsthaftigkeit mit der Train diese Drohung ausspricht. Sie hat am ganzen Körper eine Gänsehaut... es kommt ihr so vor als wäre Train ein völlig anderer Mensch... nein,... das ist nicht Train... das ist Black Cat... Train geht auf den Doctor zu, der angesichts dieser unerwarteten Situation nicht reagiert, packt ihn mit seiner freien Hand am Kragen des Kittels und hält ihm seine Hades an den Hals. „Train, was tust du? Hör auf damit!“ Sven geht einige Schritte auf die Beiden zu, als Trains Blick ihm begegnet hält er inne. „Halt dich da raus, Sven! Das hier ist meine Angelegenheit!“ Er wendet sich wieder dem Doc zu. „Also, spucks aus! Wo ist Creed?“ Der Doctor scheint kurzzeitig hin und hergerissen, aber dann entblößt ein breites Grinsen seine Zähne. „Ich wollte das eigentlich nicht benutzen aber du lässt mir offensichtlich keine Wahl!“ Im nächsten Moment zieht er seine linke Hand aus der Tasche seines Kittels und lässt einen kleinen weißen Würfel auf den Boden fallen. Kaum, dass dieser seltsame Gegenstand die ersten Grashalme berührt, geht er in ein grelles Leuchten über, das Train, Sven, Eve und die gesamte Umgebung um sie herum zu verschlucken scheint. Von dem weißen Licht geblendet lässt Train den Doctor los und taumelt ein paar Schritte zurück. Er sieht sich hektisch um, doch um ihn herum ist nichts als endloses Weiß, sodass er bereits nach wenigen Sekunden die Orientierung verliert. Als das Leuchten schließlich schwächer wird, ist von dem Park und dem Brunnen nichts mehr zu sehen. Stattdessen finden sich Train, Sven und Eve auf einer großen Einkaufspassage wieder. Aber außer ihnen ist kein Mensch zu sehen und die Geschäfte sind geschlossen. Eine leichte Brise weht über die verlassene Straße. „Wo sind wir?“ Eve krallt sich an Svens Ärmel fest. Der ist allerdings genauso unwissend wie sie. Train lässt den Blick über die Gebäude wandern. Er hat das unbestimmte Gefühl als wäre er hier schon einmal gewesen... „Was stehst du da so unaufmerksam rum, Sven?“ Aus den Schatten einer kleinen Gasse löst sich eine Gestalt und geht auf Sven zu. Der Mann ist etwas älter als er selbst, hat mittellange dunkle Haare und trägt eine schmale Brille. Auf der Brust seines grauen Trenchcoats prangt ein IBI Abzeichen, darunter ein unauffälliges Namensschild. Doch Sven braucht nicht daraufzusehen um zu wissen wer da vor ihm steht. „Lloyd? Bist du das?“ Der Man grinst ihm entgegen. Sven kann seinen Augen kaum trauen. Lloyd Goldwin, sein ehemaliger Partner und bester Freund als er noch ein IBI Agent war... der Mann, der starb als er ihm, Sven, das Leben gerettet hat... und der ihm die Hornhaut seines Auges vermacht hat, die es ihm nun erlaubt einige Sekunden in die Zukunft zu sehen... „Nett dich mal wieder zu sehen, Sven.“ „Lloyd,... du bist tot! Wie kannst du-...?“ Im selben Moment rast eine Kugel aus Lloyds Pistolenlauf haarscharf an Svens Gesicht vorbei. Eve will zu ihm, um ihm zu helfen doch plötzlich vernimmt sie ein Räuspern direkt hinter ihrem Rücken... ein Geräusch das sie nur zu gut kennt... Sven starrt keuchend zu seinem ehemaligen Freund. Doch der grinst ihn noch immer mit demselben Lachen an. „Ich weiss nicht wer oder was du bist, aber eins ist klar, du bist nicht Lloyd! Und dementsprechend muss ich mich auch nicht zurückhalten!“ Gerade als Sven zum Gegenangriff übergehen will, fällt ihm auf, dass sein Koffer offenbar nicht den Weg in diese seltsame Illusion gefunden hat. Ganz ohne sein Equipment kommt er sich plötzlich reichlich ungeschützt vor... Lloyd lacht ihm schallend entgegen, dann wirft er seine Waffe weg, die klirrend über den Boden schlittert und in einiger Entfernung liegen bleibt. „Machen wir einen fairen Kampf daraus, Partner! Mann gegen Mann! Sehen wir, wer von uns die flinkeren Fäuste hat!“ Das lässt sich Sven nicht zweimal sagen, die Gelegenheit nutzend sprintet er auf seinen Gegner zu, der ebenfalls zum Angriff ausholt. Doch in weiser Vorraussicht hat Sven inzwischen die schwarze Augenklappe von seinem Visioneye gezogen und kann die Attacke voraussehen und ausweichen. Einen Sekundenbruchteil später kassiert er allerdings einen Schlag von der anderen Hand seines Feindes, die genau aus dem Winkel zu kommen scheint, in den er gerade ausweichen wollte. Taumelnd und nach Luft ringend bringt er etwas Abstand zwischen sich und Lloyd. „Tss, glaubst du, du bist der einzige der das Visioneye während dieses Kampfes einsetzen kann? Wirklich Sven, du beleidigst mich! Hast du etwa schon vergessen wem du diese Fähigkeit verdankst?“ Bevor Sven antworten kann, setzt Lloyd erneut zum Angriff an doch er kann, dank seines besonderen Auges, erneut ausweichen. Die Beiden tragen einen nahezu ausgeglichenen Nahkampf aus, wobei beide die Bewegungen des jeweils anderen Vorraussehen und dementsprechend reagieren... Immer wenn einer zum Schlag ausholt, kann der Andere geschickt ausweichen, nur um kurz darauf selbst ins Leere zu treffen... Sven ist so in den Kampf vertieft, dass er nichtmal gemerkt hat, dass Eve sich von ihm entfernt hat. Ein kaltes Lachen hat ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eve erinnert sich, dieses Lachen schon öfter gehört zu haben... und tatsächlich, vor ihr erscheint die breite, dunkle Silhouette des Mannes, der sie aufgezogen hatte.... Torneo Rudman... Sein breites Grinsen lässt die Falten um seinen Mund wie tiefe Furchen erscheinen. „Ich habe dich schon vermisst Eve! Es wird Zeit dass du nach Hause kommst...!“ „Ich will nicht!“ Eve sieht ihn trotzig an, doch ihr Widerstand scheint ihn völlig kalt zu lassen. „Es ist egal was du willst! Du bist eine Waffe! ...Und ich habe jemanden mitgebracht der deine Meinung ändern sollte! Sag hallo zu deiner kleinen Schwester...“ Aus dem Schatten hinter Rudman löst sich eine zweite, kleinere und zierliche Gestalt. Eve stockt der Atem als sie einem genauen Ebenbild von sich selbst in die Augen blickt! Die andere Eve hebt einen Arm der sich sofort in ein Schwert verwandelt und greift blitzschnell an. Doch Eve gelingt es sie abzuwehren indem sie ihre rechte Hand in ein Schild verwandelt. Sie sieht sich hilfesuchend um, doch ihr wird schnell klar, dass Sven mit seinem eigenen Kampf beschäftigt ist... doch wo ist Train? Sie kann ihn nirgends entdecken, und beschließt sich fürs erste lieber auf ihre Deckung zu konzentrieren, denn das blonde Mädchen vor ihr setzt erneut zum Angriff an... Train bekommt von den Kampfhandlungen hinter ihm nichts mit. Er erkennt diesen Ort, an dem sie sind... und er weiß, wo er hingehen muss. Als ein greller Feuerwerkskörper hoch am Himmel explodiert und so den Startschuss zum großen Neujahrsfeuerwerk gibt, ist er sich ganz sicher. Er beginnt zu rennen. Er erinnert sich an diese Nacht... erinnert sich an jedes Detail... Die Nacht in der Creed ihm das einzige genommen hat, das ihm etwas bedeutet hatte... Er rennt jetzt so schnell er kann. Alles ist genau wie damals, doch diesmal, wird er rechzeitig da sein! Diesmal wird er sie nicht im Stich lassen! Diesmal wird er sie retten!... ...und Creed töten... Kapitel 8: Entscheidungen fürs Leben ------------------------------------ Shadow of the Black Cat – Kapitel 8 Entscheidungen fürs Leben Das farbenfrohe Leuchten des Neujahr Feuerwerks erhellt die Dächer der Stadt. Der glitzernde Himmel spiegelt sich im Wasser des Hafens wider und in der Ferne sind die Rufe und das Gelächter der Stadtbewohner zu hören, die sich auf dem Hauptplatz des Festivals versammelt haben, um eine möglichst gute Sicht auf das Spektakel zu haben. Doch all das dringt nur unterschwellig zu seinem Bewusstsein durch, wie durch einen Schleier... Train rennt, wie er noch nie in seinem Leben gerannt ist. Einige Haarsträhnen kleben ihm bereits im Gesicht, doch er wischt sie einfach beiseite. Bei jedem Schritt spürt er ein schmerzhaftes Stechen in der Seite und sein Hals brennt vom hastigen Atmen. Doch er merkt es kaum, blendet es einfach aus. Jede Faser seines Körpers ist nur auf eine Sache fixiert... darauf, Saya zu retten. Er biegt schlitternd in eine kleine Gasse ein, er weiß, dass er den Platz mit der nächsten Abzweigung erreichen wird. Seine Schritte werden allmählich langsamer, doch sein Herz schlägt dafür nur umso schneller... Als er die rötliche Backsteinmauer des Hauses umrundet, hat er keine Ahnung was ihn erwartet, oder wer... Er hört nur den dumpfen Schlag seines Herzens, der sogar das Feuerwerk über ihm zu übertönen scheint. Und plötzlich, steht sie einfach da! Direkt vor ihm! Er müsste wohl nur seine Hand ausstrecken um sie zu berühren, doch er wagt es nicht sich zu bewegen. Vielleicht hat er auch einfach nur Angst, er könnte durch sie hindurchgreifen und somit merken, dass sie nur Einbildung ist... Nein, sie ist es,... und sie steht genau vor ihm... Mit ihrem strahlenden Lächeln... genau wie damals, als wäre all das, was ihm in den letzten Wochen fast den Verstand geraubt hat, gar nicht passiert... Von einer Sekunde zur anderen stürzen all die Sinneseindrücke um ihn herum auf ihn ein. Das Krachen der Explosionen über ihm, die jubelnden Menschen in weiter Ferne, das bunte Licht das vom Himmel auf sie herabscheint, und Sayas Yukata in den verschiedensten Farben aufleuchten lässt. Einen Moment stehen sie sich nur gegenüber, als wäre die Zeit eingefroren. Dann wird ihr Lächeln plötzlich breiter und ehe er reagieren kann, hat sie bereits beide Arme um ihn gelegt. Er ist zu perplex um irgendwas zu sagen und er will es auch gar nicht... Er steht nur da und erwidert sachte ihre Umarmung. „Ich hab dich vermisst, Train...“ Bevor er antworten kann, durchbricht plötzlich ein schallendes, kaltes Lachen den Augenblick. Eine Gestalt tritt auf sie zu, von den Schatten eines Hauses verdeckt, aber Train erkennt die Stimme augenblicklich. „Sieht aus, als hätte die Hexe dich jetzt entgültig in ihrer Gewalt,... Train.“ Train macht einen Schritt nach vorn und stellt sich schützend vor Saya. Diesmal wird er es nicht zulassen, dass Creed ihr auch nur ein Haar krümmt. Er zieht seine Hades und drückt ohne zu zögern ab, doch sein Schuss verschwindet einfach in der Dunkelheit, die seinen Feind umgibt. Er kann nichtmal sagen ob er irgendwas getroffen hat oder nicht... Erneut ertönt dieses Lachen, das einem Schauer über den Rücken jagt. „Warum schießt du auf mich, Train? Wir sind doch Partner, du und ich...“ „Wir sind keine Partner Creed, nichtmal in deinen Träumen! Nicht nachdem was du getan hast!“ Das Lachen erstirbt schlagartig und wird von einem leisen, bedrohlichen Flüstern ersetzt. „Ich mag sie zwar ermordet haben, aber die Schuld an ihrem Tod trage nicht ich... Du weißt was ich meine, Train... Du magst mich für ihren Tod hassen, aber es gibt jemanden den du noch mehr deswegen hasst...!“ Ein ersticktes Keuchen hinter ihm lässt Train herumwirbeln. Saya ist zusammengesunken,... Blut, das aus mehreren tiefen Schnittwunden läuft, färbt den leichten Stoff ihres Yukatas rot, und ein schmales Rinnsal läuft an ihrer Schläfe herunter. Sie sieht ihm noch einmal in die Augen, bevor sie schließlich zusammenbricht und liegen bleibt. Train will zu ihr stürzen, doch mitten in der Bewegung hält er inne. Er sieht auf seine Hände. Sie sind blutverschmiert und in der rechten Hand hält er ein tropfendes Messer. Er keucht geschockt auf, während Creeds Kichern erneut zu ihm dringt. „Gib es zu Train! Der, den du mehr für ihren Tod verantwortlich machst als irgendjemand sonst,... der, den du mehr dafür hasst,... bist du selbst!“ „...Nein...“ Das Messer fällt aus seinen zitternden Händen und landet klirrend auf dem Boden. „Es ist wahr, Train... Auch wenn es mein Schwert war, das sie getötet hat, so war es letztlich doch deine Schuld!.... Sie würde noch leben, wäre sie durch dich nicht in Chronos Angelegenheiten gezogen worden,... sie würde noch leben, hättest du dich nicht plötzlich entschieden, deinem bisherigen Leben den Rücken zu kehren und Chronos zu verraten,... mich zu verraten!... Sie würde noch leben, wenn sie dich niemals getroffen hätte!“ Er kann seinen Gegenüber noch immer nicht erkennen, doch anhand der leisen Schritte die aus der Dunkelheit durch die Straße hallen, weiß er dass Creed auf ihn zukommt. „Ja ja, Train,... es gibt vieles wofür du dich schuldig fühlst, hab ich recht...? Und genau darin liegt dein Fehler! Ob es nun um den Tod dieses Mädchens geht, oder all die anderen die du auf dem Gewissen hast. Du kannst dir selbst nicht verzeihen...!“ Mitten im Satz ändert sich die Stimme plötzlich. Es ist nicht mehr Creed der da spricht... „... Du kannst MIR nicht verzeihen...“ Es ist nicht Creed, der da aus den Schatten tritt, es ist er selbst, Train. Aber auch wenn er und sein Ebenbild sich auf ersten Blick gleichen mögen, könnten sie beim genaueren Betrachten nicht unterschiedlicher sein. Train blickt in ein Paar eiskalte, fast zu Schlitzen verengte, katzenähnliche Augen, in denen nichtmal ein Hauch Menschlichkeit zu entdecken ist. In ihnen ist nichts zu erkennen, als der pure Drang zu töten. Der Killer vor ihm legt ein kaltes Lächeln auf. „Was ist los, warum so überrascht? Du solltest mich kennen, besser als jeder andere sonst. Wie bereits erwähnt, wir sind Partner... Ich bin ein Teil von dir... dein Killerinstinkt, wenn man so will... das, was dich ausmacht,... was Black Cat ausmacht!“ Er zückt blitzschnell seine Hades, eine genaue Kopie von der Waffe, die Train plötzlich wieder in seinen Händen hält. Das Blut, das Messer und sogar Saya sind von einer Sekunde zur anderen verschwunden... Trains Hand umschließt fest Hades Griff. „...Was mich ausmacht...?“ Er verharrt einige Sekunden schweigend, den Blick auf die Waffe in seinen Händen gerichtet, bis er schließlich seinem Gegenüber fest in die Augen sieht. „Du bist kein Teil mehr von mir,... das ist geschichte. Du bist nichts weiter als Chronos Hauskatze... und ich bin jetzt frei... Frei von Chronos,... und frei von dir!“ Er gibt einen seiner berüchtigten Tripleshots auf ihn ab, doch der Andere pariert den Angriff mit dem Orihalcongehäuse seiner Waffe. Genau wie Train es wohl selbst getan hätte. „Es hat keinen Sinn mich anzugreifen, Train. Ich bin all das, was dich zu Black Cat gemacht hat! Ich bin deine Stärke! Ohne mich, bist du nichts...“ Train ignoriert ihn und startet einen neuen Angriff, doch auch dieser wird von Black Cat ohne große mühe abgewehrt. Endlich gelingt es Train sich unter einem Schlag des Anderen hinwegzuducken, wodurch dessen offene Deckung ihm jetzt genug Möglichkeiten verschafft. Er hebt Hades und zielt direkt auf den Kopf seines nur etwa 2 Meter entfernten Gegners. Einen Sekundenbruchteil später spürt er wie sich ein stechender Schmerz in seine Wange brennt, wie eine glühende Nadel. Der Andere hatte seinen Kopf, dank seiner unglaublichen Reflexe gerade noch rechzeitig aus der Schussbahn bewegt, doch das Blut, das an seiner Wange herunterläuft, zeigt, dass er immerhin einen Streifschuss erleiden musste. Train hebt die Hand und spürt wie auch an seiner Wange langsam warmes Blut herunter tropft. Doch er ist sich sicher, dass er der einzige von beiden war der einen Schuss abgefeuert hat... Das lauernde Grinsen im Gesicht seines Feindes, bestätigt nur was er selbst schon befürchtet hat... Egal welche Verletzungen er ihm zufügt, offensichtlich bekommt er sie selbst auch zu spüren. Eigentlich ist es sogar logisch... sie sind eine Person, zwei Seiten einer Medaille... zwei Teile eines Ganzen, auch wenn ihm das nicht gefällt... Er fragt sich einen Moment, was wohl passiert, wenn einer von ihnen den Anderen tötet... Werden sie dann beide verschwinden? Doch ihm bleibt keine Zeit weiter darüber nachzugrübeln, da ihm erneut Projektile entgegenfliegen, denen er nur um Haaresbreite ausweichen kann. Train kann tun was er will, aber die Bewegungen seines anderen Ichs sind einfach viel schneller, viel präziser und berechneter als seine eigenen. Der andere ist ihm eindeutig überlegen... er scheint den Kampf sogar zu genießen... „Du hast keine Chance..! Während du vorrangig mit dem Durcheinander in deinem Kopf kämpfst, sind meine Sinne vollkommen auf den Kampf fixiert! Du weißt es nichtwahr...? Du hast selbst gemerkt, dass du, seit du Chronos verlassen hast, schwächer geworden bist. Ich bin auf dem Level auf dem auch du einmal warst, als du noch voll und ganz Black Cat warst! Als du noch völlig auf deinen Instinkt als Killer vertraut hast... auf mich!“ Train versucht sich nicht von dem Gerede ablenken zu lassen, und gibt erneut einige Schüsse ab, die aber ihr Ziel verfehlen. Er versucht es mit einem Nahangriff, doch der Andere ist schneller und er muss einen heftigen Tritt einstecken. Hustend und bereits völlig erschöpft stolpert er einige Schritte zurück. Er wundert sich, warum sein Gegenüber nicht die gleichen Symptome aufweist wie er... ist es womöglich weil er der stärkere von ihnen ist...? Als Train aufblickt, steht sein Gegner plötzlich direkt vor ihm und verpasst ihm einen gezielten Schlag ins Gesicht der ihn zu Boden gehen lässt. Er spürt wie ihm die Waffe aus der Hand getreten wird und als er die Augen öffnet, blickt er dem Lauf von Hades entgegen. „Das war's für dich Train... letztlich gewinnt eben der Killer von uns beiden... ich hoffe du verstehst jetzt, dass dir das ewige Bereuen und das schlechte Gewissen nichts gebracht haben als Schwäche!“ Train starrt ihn ausdruckslos an, schweigend. „Auf wiedersehen, Train Heartnet!“ Train schließt die Augen und wartet auf den Schuss. Doch stattdessen hört er einen gequälten Aufschrei gefolgt von einigen Flüchen. Er reisst die Augen auf und erblickt im ersten Moment nur ein blondes Meer aus Haaren, das, wie er beim zweiten mal hinsehen feststellt, Eve gehört. Sie steht direkt vor ihm, die Hände zu einem großen Schild geformt, das sogar ihre eigene körpergröße um einige Zentimeter überragt. Er lehnt den Kopf ein wenig zur Seite um daran vorbeizusehen, und erhascht gerade so einen Blick auf Sven, der mit ihrem Feind um die Schusswaffe rangelt. Eve wendet ihm das Gesicht zu, jedoch immer darauf bedacht ihre Deckung nicht zu vernachlässigen. „Train, du musst dich konzentrieren! Wenn du dich stark genug darauf fixierst, dass er eigentlich nur eine Illusion ist, wird er verschwinden! Bei uns hat es auch so funktioniert!“ Train, der von diesem unverhofften Situationswechsel noch immer perplex ist, starrt sie einige Sekunden nur an, als hätte er kein Wort von dem verstanden, was sie eben gesagt hat. Eve sieht ihn wütend an. „Guck nicht so, Dummkopf! Mach schon!“ Endlich wacht er aus seiner Starre auf und schließt die Augen um sich auf das zu konzentrieren, was Eve ihm geraten hat. Doch es gelingt ihm einfach nicht sich einzureden, dass dieses Andere Ich, diese dunkle Seite an ihm nicht existiert. Alles was er gesagt hat ist wahr... Er hätte es nichtmal aussprechen müssen, denn es waren exakt die Gedanken die Train schon die ganze Zeit gequält haben. Aber er muss etwas tun, bevor Eve oder Sven bei der Sache Schaden nehmen... er kann nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert, nur weil sie ihm helfen wollten... Konzentrier' dich Heartnet! Es ist nur Einbildung... nur eine Illusion... Der andere Train stößt Sven beiseite, sodass er unsanft auf dem Boden landet. Kurz darauf ertönen zwei Schüsse, die auf Eves Schild einschlagen und dort tiefe Löcher hinterlassen. Doch der Schutz hält ihnen stand, auch wenn Eve von dem Aufprall, der aus nächster Nähe abgefeuerten Kugeln leicht in die Knie sinkt. Doch sie beißt die Zähne zusammen und richtet sich sofort wieder auf, bereit weitere Schüsse abzufangen. In Trains Kopf herrscht ein wirres Durcheinander, durch das seine eigene Stimme ihn immer wieder zur Konzentration ermahnt. Er ist nicht real... Er ist nur eine Illusion,... er ist nicht echt... Plötzlich weiß er genau was zu tun ist. Er reisst die Augen auf und sieht sich hektisch um. Sven ist noch immer in den Kampf mit Black Cat verwickelt und der einzige Grund warum er, außer einem Streifschuss am linken Oberarm, unverletzt ist, ist sein Visioneye. Selbst wenn Black Cats Reflexe noch so gut sind, sie sind nicht schneller als die Zeit... Doch der ständige Gebrauch seines Visioneyes hat Sven bereits ausgelaugt und er kann kaum noch mit dem Tempo seines Gegners mithalten. Als Train entdeckt, was er gesucht hat, stürzt er hinter Eve hervor. Ihren erschrockenen Ruf hört er kaum, als seine Finger sich um den kühlen Griff seiner Hades legen. Sein zweites Ich stößt Sven kraftvoll beiseite, überrascht von Trains plötzlich neu gewonnenem Kampfeswillen und starrt ihn an. Einen Moment fixieren sich beide, bis Train schließlich wie in Zeitlupe seine Waffe hebt. Er kann nicht zulassen, dass Eve und Sven für seine Dummheit bezahlen müssen... Er war hergekommen um Saya zu retten, obwohl er in seinem Inneren genau wusste, dass das alles nicht real ist... er konnte der Versuchung nicht wiederstehen sie vielleicht doch noch ein letztes Mal zu sehen, auch wenn diese Möglichkeit noch so unwahrscheinlich war... Doch sein Egoismus hatte nur die Menschen in Gefahr gebracht, um die er sich wirklich kümmern sollte... Saya ist tot, und sie hätte nicht gewollt dass er nur um ihrer Andenken Willen seine lebenden Freunde verrät... Er ist sich jetzt völlig sicher... er hält seine Waffe jetzt nicht aus reiner Mordlust oder weil es ihm befohlen wurde,... auch nicht um einen anderen zu verletzen oder um sich zu rächen... nein,... er benutzt Hades einzig und allein um die zu beschützen, die ihm wichtig sind und die jetzt seine Hilfe brauchen... Er lässt den Blick noch einmal über die goldenen Segmente seiner Waffe schweifen, der Waffe, die er immer eher als einen zuverlässigen Partner betrachtet hat... auf die er vertrauen kann... Die Chance, dass sein Plan aufgeht liegt wohl bei 50%... entweder alles oder nichts... aber er ist entschlossen dieses Risiko einzugehen... Eine Entschlossenheit wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hat... Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht, ohne das es wohl jemand bemerkt hätte. Bevor einer der anderen reagieren kann, hebt er Hades hoch, bis er die Mündung des Pistolenlaufs an seiner Schläfe spürt... Er ignoriert Eves Aufschrei... ... und drückt ab... Kapitel 9: In Gefangenschaft.... -------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 9 In Gefangenschaft... Train hatte erwartet, dass er irgendwas spüren würde,... nach zahlreichen Schussverletzungen über die Jahre hinweg, glaubt er inzwischen, sich ein ziemlich gutes Bild davon machen zu können, wie es wohl ist, erschossen zu werden... Aber er spürt gar nichts. Er spürt nichts, hört nichts, sieht nichts. Alles um ihn herum ist weiß. Die Chance, dass das Ergebnis seines, zugegebenermaßen waghalsigen Plans zu seinen Gunsten ausfallen würde war wohl 50:50, aber offensichtlich hatte er kein Glück gehabt... Anders kann er sich jedenfalls seine derzeitige Lage nicht erklären. Letztlich muss er wohl tot sein... Er muss leicht schmunzeln, bei dem Gedanken daran, wie viele Menschen ihm im Laufe seines Lebens geschworen haben, ihn früher oder später umzulegen... und letztlich hat er es selbst erledigt. Die Leichtigkeit, mit der er seinen eigenen Tod hinnimmt überrascht ihn,... aber nur ein wenig. Im Moment fragt er sich nur, wann dieses grelle Licht um ihn herum endlich verschwindet... es geht ihm gehörig auf die Nerven. Wenn er gewusst hätte, dass das Leben nach dem Tod so aussieht, hätte er es sich zweimal überlegt ob er sich eine Waffe an den Kopf legt. Er hat ein wenig Gewissensbisse, weil er Eve vermutlich einen ganz schönen Schreck eingejagt hat... und er fragt sich, wie es den Beiden jetzt wohl ergeht... Er versucht einige Schritte zu gehen, doch er kann eigentlich gar nicht sicher sagen ob er überhaupt auf seinen Füßen steht... Die Sache gefällt ihm immer weniger... Er sieht sich noch einmal um, ohne dass er eine nennenswerte Verbesserung feststellen kann. Dann legt er beide Hände an den Mund und ruft, so laut er kann, in das Nichts hinein. „Heey? Ich dachte Tote kommen ins Paradies? Wenn das das Paradies sein soll, ist es echt zum kotz-...“ Ein unglaublicher Schmerz fährt von einer Sekunde zur anderen durch seinen Kopf, doch der Grund, aus dem er aufschreit ist nicht wegen dem Schmerz, sondern vielmehr wegen der Plötzlichkeit der Attacke... Er sieht bunte Lichter vor seinen Augen aufblitzen... Doch bereits nach kurzer Zeit klärt sich sein Blick. Er befindet sich in einem kleinen, leeren Raum, ohne irgendwelche Einrichtung. Direkt vor ihm sitzt Eve, die Arme vor der Brust verschränkt, mit ärgerlichem Gesichtsausdruck. Eine Strähne ihrer blonden Mähne endet in einem nicht gerade kleinen Hammer. „Du bist nicht tot, Idiot! Und das hier ist nicht das Paradies!“ Weitere Strähnen beginnen, sich wie Lebewesen schlängelnd, um den Hammer zu wandern, was ihn schließlich in seiner Größe um mehr als das Doppelte anschwellen lässt... „Und wenn du sowas wie vorhin nochmal machst, werd ich dich persönlich umbringen!“ Das böse Funkeln in ihren Augen, lässt ihn keinen Moment an ihren Worten zweifeln... Er entdeckt Sven, gleich hinter Eve, der zustimmend nickt, jedoch mit einem eher peinlich berührten Gesichtsausdruck. Als Train bemerkt, dass er auf dem Rücken liegt richtet er sich schnell auf. Wie automatisch greift seine Hand an seinen Kopf, wo er vor wenigen Minuten noch das kalte Metall seiner Hades gespürt hat, doch wie erwartet hat er keinen Kratzer. Mehr noch, sogar der Streifschuss an seiner Wange ist verschwunden... oder war nie wirklich da... Im Grunde fühlt er sich sogar verdammt ausgeruht und entspannt. Er lässt den Blick durch das Zimmer schweifen in dem sie sich befinden... keine Möbel, keine Fenster, nur eine schlichte Metalltür. „Wo sind wir?“ „Wir wissen es nicht... nur, dass wir offenbar hier eingesperrt sind. Dieser komische Doctor muss uns irgendwie betäubt haben...“ „Nicht nur das, soviel ist klar...“ Sven lässt seine Hände durch sämtliche Taschen seines Anzugs wandern, offensichtlich auf der Suche nach ein paar Zigaretten, doch er wird nicht fündig. „Die Schweine haben sogar meine letzten Zigaretten genommen... wie zur Hölle sollte ich denn mit einer halbleeren Marlboro Packung hier ausbrechen?“ Erst jetzt fällt Train auf, das auch seine Hades, sowie all seine Patronen und das andere Equipment fehlen. Dieser Doc hat wirklich ganze Arbeit geleistet... Doch plötzlich kommt Train wieder das Gespräch mit dem Doctor ins Gedächtnis. Er wollte ihn doch zu Creed bringen... in dessen Anwesen... heißt das etwa, dass Creed hier irgendwo im Haus ist..? Train wartet im Grunde schon darauf, dass ihn wieder dieser unheimliche Drang überkommt, Creed möglichst schnell aufzuspüren, und ihm mehr als nur eine Kugel seiner Hades unter die Haut zu jagen... doch diesmal bleibt er ruhig. Auch wenn das, was vorhin geschehen ist, alles nur eine Illusion war, so hatte es doch etwas Gutes... Er hatte sich selbst gefunden. Er ist Train Heartnet. Er ist nicht der Eraser Black Cat, und er muss auch von niemandem Befehle entgegennehmen. Er ist einfach nur Train Heartnet,... und er ist frei... Jetzt zum ersten mal in seinem Leben, weil er sich endlich auch von seiner Vergangenheit befreit hat... endgültig, frei... Auch wenn da tief in ihm immer noch Hass gegenüber Creed ist, und Rachegefühle... das ist nur menschlich, und er hat nun die Freiheit, damit umzugehen wie er will... und das ist ein beruhigendes Gefühl. In Svens wachsamem Auge kann er lesen, dass er wohl ziemlich genau nachvollziehen kann was in ihm vorgeht. Jedenfalls wirkt er erleichtert, dass Train beim Gedanken an Creed, offenbar nicht noch einmal Hals über Kopf seinem Untergang entgegensteuern wird... „Wir sollten als erstes versuchen hier rauszukommen... Aber wenn ich mich hier so umsehe, sieht es eher schlecht für uns aus.“ Train stimmt ihm in Gedanken zu. Wenn er nur sein Werkzeug hätte, könnte er dieses schlichte Türschloss innerhalb weniger Minuten knacken... Aber die einzige, deren Taschen offenbar nicht geleert wurden, ist Eve, die unglücklicherweise keine Waffen bei sich trägt,... schließlich braucht sie die ja auch nicht... Plötzlich kommt ihm die Lösung für ihr Problem, so offensichtlich, dass er sich selbst dafür verflucht, nicht schon eher darauf gekommen zu sein... „Ich weiß, wie wir hier rauskommen, aber dazu brauch ich deine Hilfe, Prinzesschen!“ Eve sieht ihn fragend an, doch dann nickt sie. Er stößt wütend die Doppeltür zu seinem Labor auf, die sofort zurückschwingt und krachend zufällt. Was bildet Creed sich eigentlich ein, seine Vorgehensweise zu kritisieren? Er hat Black Cat hergebracht, wie befohlen, und die Wirkung seiner kleinen Illusion, in die er die drei mit seinem Tao gefangen hat, sollte in den nächsten zwei Stunden ohnehin nachlassen... Kein Problem, aber nein, Creed kann nichtmal diese zwei Stunden warten. Wenn es um Black Cat geht, verhält er sich wie ein ungeduldiges Kleinkind... und sowas soll der Anführer der Apostel des Planeten sein... Er selbst hat sicher einen weitaus höheren Intellekt, soviel steht fest, doch leider ist Creed der überlegenere Kämpfer... deshalb ist es besser, wenn er seinen Ärger über ihn herunterschluckt,... Gegen Creed kommt keiner an, er würde ihn töten ohne zu zögern, wenn er ihm einen Grund dazu gibt. Der Doctor lässt sich auf einen der Bürostühle sinken und seine Finger beginnen in rasantem Tempo über die Tastatur zu fliegen. Komplizierte Zahlenfolgen und Algorithmen erscheinen auf dem Bildschirm und spiegeln sich in den Gläsern seiner Brille. Immerhin konnte er sich seine kleine Belohnung sichern... Die wissenschaftlichen Eigenschaften dieses Mädchens sind wirklich bemerkenswert und um einiges fortgeschrittener als seine eigenen Forschungen im Bereich der Nanotechnologie. Trotzdem ist es dasselbe Prinzip, und er war erfreut als er merkte, dass einige seiner Prototypen durchaus mit dem Organismus des Mädchens kompatibel erschienen... Die ersten Tests werden es sicher bestätigen. Wenn es ihm erst gelungen ist, das menschliche Bewusstsein, das diese Trottel in ihr Gehirn miteingebaut haben, vollständig zu löschen, wird die Kleine sicher noch nützlich sein... Er ist sich zwar nicht sicher, ob das Ausradieren des Bewusstseins negative Folgen auf ihr logisches Denkvermögen haben wird, aber selbst wenn das der Fall sein sollte, kann er sie noch immer als Versuchskaninchen verwenden, um seine eigenen Forschungen voranzutreiben... So oder so, es hat sich gelohnt, dass er sich all den Ärger mit Black Cat aufgehalst hat... Sobald sich die Manipulationseinheiten, die er bereits während sie schlief in den Organismus des Mädchens einfügen konnte, fertig konfiguriert haben und mit der Löschung beginnen, wird der Spaß erst richtig losgehen... Zufrieden betrachtet er den Ladebalken auf dem flimmernden Bildschirm... er steht bei 86%... „Hey Partner, sag mal kannst du Dienstag meine Spätschicht übernehmen? Ich hab ein Date...“ „Schon wieder? ...naja von mir aus, aber dann schuldest du mir was!“ Die zwei Wachen stehen in dem breiten Gang, beide in Uniform, unter der man deutlich die kugelsicheren Westen erkennen kann und mit Sturmgewehren des Typs G36 bewaffnet. Die Gewehre lässig über die Schultern gehängt scheinen sie von dem ihnen aufgetragenen Befehl, die silberne Metalltür zwischen sich zu bewachen nicht gerade begeistert zu sein. Ihren gelangweilten Gesichtern nach, sehnen sie sich schon nach dem Schichtwechsel... oder danach, dass endlich mal etwas passiert, dass die triste Monotonie ihrer Aufgabe durchbricht. Ein leiser metallischer Laut in dem sonst so stillen Flur erregt ihre Aufmerksamkeit. „Hast du das gehört?“ Der Andere zuckt mit den Achseln. Erneut ertönt ein unscheinbares Klicken, gefolgt von einem kaum hörbaren und doch durch Mark und Bein gehenden Quietschen. Die Beiden Wachen fahren herum, als sie bemerken, dass die Tür, vor der sie jetzt seit fast einer Stunde herumstehen, einfach wie von Geisterhand nach innen aufgleitet. Die Schusswaffen im Anschlag, sehen sie verdutzt in den kleinen, rechteckigen Raum. Er ist leer. Gerade als einer der Beiden nach dem Walki-talki an seinem Gürtel greifen will, um seinen Vorgesetzten zu benachrichtigen, spürt er, wie ihn plötzlich von Oben etwas trifft und ihn, zusammen mit seinem Partner direkt neben ihm, nach vorne auf den Boden reisst. Er fühlt, wie ihm jemand einen Fuß in den Rücken stemmt, sodass er nicht mehr aufstehen kann. Als er mühsam den Kopf zur Seite dreht, kann er gerade noch einen Blick auf einen Typ im weißen Anzug und ein kleines, blondes Mädchen erhaschen, die hinter der Tür hervor kommen und über sie hinweg in den Flur sprinten. Der Druck in seinem Kreuz löst sich abrupt und er sieht noch wie ein junger Mann im Türrahmen steht und ihm breit grinsend zuzwinkert, bevor er die Metalltür vor seiner Nase zuschlägt. Sein Partner rappelt sich stöhnend neben ihm auf. „Schätze deine Spätschicht brauch ich jetzt nicht mehr zu übernehmen... Bis Dienstag sind wir sicherlich gefeuert...“ Er schnauft genervt und verpasst seinem Partner frustriert eine Kopfnuss. Die drei rennen durch die langen Korridore des Anwesens, immer darauf bedacht so leise wie möglich zu sein. Nun, zumindest Sven und Eve legen keinen Wert darauf auf weitere Wachen zu treffen, und passen auf, keine unnötigen Geräusche zu verursachen. Train scheint dieser Schachzug allerdings entgangen zu sein... „Wenn alle Wachen hier solche Amateure sind, sollten wir wohl ein leichtes Spiel haben... Der Bump-Key den du aus deinen Haaren geformt hast war übrigens erste Klasse Prinzesschen... solange ich dich dabei hab, kann ich auf mein altes Einbrecherwerkzeug gern verzichten...“ Eve schaut schnell weg, damit er nicht ihren verlegenen Gesichtsausdruck sehen kann, während Sven Train wortlos mit der Faust einen gehörigen Schlag auf den Hinterkopf gibt, den dieser mit einem empörten „Was soll das?!“ quittiert. „Wir sollten uns so leise wie möglich verhalten, ich hab nämlich keine Lust völlig unbewaffnet auf weitere Wachen zu treffen, nur weil du die Sache hier nicht ernst nimmst und vor dich hinplauderst!“ Svens geflüsterte Standpauke verfehlt offensichtlich ihre Wirkung, denn Train öffnet bereits wieder den Mund um zu antworten, wobei er extra provokant luftholt. Doch er verschluckt sich an seinen eigenen Worten, als ihnen aus einer Tür links vor ihnen plötzlich fünf, wie Soldaten gekleidete Männer, die bis an die Zähne bewaffnet sind, entgegenkommen. Train streckt Sven den erhobenen Daumen entgegen. „Reife Leistung, Sven! Du hast sie angelockt!“ Sven hätte angesichts dieser Dreistigkeit beinahe sämtlich Regeln seines Gentleman-Codex' vergessen, und wäre wohl auf Train losgegangen, hätte ihn die drohende Gefahr nicht noch rechzeitig daran erinnert, dass er sich auf ihre Flucht konzentrieren muss. Sobald sie hier raus sind, wird schließlich noch genug Zeit sein, sich an Train zu rächen... Bevor der gegnerische Trupp auf sie trifft, biegen die drei schlitternd nach rechts in einen etwas engeren Gang ein und sprinten auf eine Treppe zu. Während Sven, immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend, bereits den halben Weg nach unten zurückgelegt hat, und Train, der einfach über das breite, leicht gewundene Geländer nach unten gesurft ist, schon auf dem roten Teppich am Ende der Treppe steht und wartet, hält Eve nach drei Stufen plötzlich inne. „Eve! Worauf wartest du?“ „Keine Sorge, Sven, ich hab einen Plan.“ Train grübelt noch belustigt darüber nach, dass Eve inzwischen schon genau wie Sven klingt, als die blonde Haarmähne des Mädchens in Bewegung gerät. Mehrere dünne Strähnen verweben sich wie durch Zauberhand selbst zu einem geflochtenen Zopf, der immer länger zu werden scheint, sogar um einiges länger als Eves ursprüngliche Haarlänge. Das Ende des Zopfes knotet sich währendessen selbstständig an das Geländer, das an der Wand befestigt ist, während Eve sich bereits an der gegenüberliegenden Seite an dem glatten Holzgerüst hochstemmt. Im nächsten Moment stürmt auch schon der Trupp den Flur, die Waffen zunächst auf Train und Sven gerichtet, da sie diese als die größere Gefahrenquelle einschätzen. Gerade als die ersten die Treppe herunterrennen, springt Eve von dem Geländer herunter, wodurch sich das, aus ihren Haaren geformte Seil blitzschnell unter deren Füßen strafft und sie somit zu Fall bringt. Noch bevor der Erste ganz die hölzernen Stufen berührt, fallen bereits die restlichen drei Wachen über ihre eigenen Kollegen, da deren Sturz für sie viel zu überraschend kam. Sven ist währendessen zu Eve gesprintet und konnte sie gerade noch auffangen, auch wenn der Sprung von der Treppe wohl nicht so verheerend gewesen wäre. Eve strahlt übers ganze Gesicht, als sie den fluchenden Haufen Männer am Fuß der Treppe erblickt. Auch Train und Sven sind leicht perplex. „Alle Achtung, Prinzesschen.“ Eve wirft ihr nun wieder normales Haar zurück und stolziert an ihnen vorbei. „Das war gar nichts, ich hab den Trick aus einem meiner Bücher...“ Train sieht sie wohl einen Tick zu entgeistert an, denn sie fügt an ihn gewandt hinzu: „Vielleicht solltest du auch öfter mal ein Buch lesen, Train...“ Grinsend folgt Sven ihr, ohne jedoch ein Wort zu verlieren, durch den Korridor. Train tappt beleidigt hinterher, wobei er sich daran erinnert, dass die Soloaufträge eines Erasers wohl auch gewisse Vorzüge hatten... Er blickt nach vorn und sieht gerade noch wie Eve in einiger Entfernung ausrutscht und auf die Nase fällt. Er kann sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. „Geschieht dir ganz recht, Prinzesschen!“ Doch seine Schadenfreude währt nicht lange, als er merkt, dass Eve nicht wieder aufsteht und Sven sich neben sie kniet. Er rennt die letzten Meter zu den Beiden. Als er bei ihnen ankommt hat Sven Eve bereits vorsichtig auf den Rücken gedreht. „Was ist mit ihr?!“ „Ich hab keine Ahnung, sie reagiert einfach nicht!“ Sven scheint kurz davor in Panik auszubrechen. Eves Augen sind geschlossen, aber ihre Lider zucken immer wieder und sie scheint etwas unverständliches vor sich hinzumurmeln. Auch ihre Haare zucken stellenweise unkontrolliert, als wären es Fische auf dem Trocknen. „Wir müssen sie schnell hier weg schaffen und zu einem Arzt, oder einem... einem Nanotechnologen... oder wen auch immer bringen!“ Train hilft Sven, Eve auf seinen Rücken zu heben und gemeinsam rennen sie jetzt den langen Flur entlang. Am Ende des Ganges, können sie gerade noch rechzeitig halt machen, um nicht in zwei Uniformierte hineinzurennen. Bevor die Beiden sie bemerken, huschen sie um die Ecke zurück, darauf wartend, dass der Weg wieder frei wird. Sven hofft inständig darauf, dass sich die Kerle am Fuß der Treppe nicht inzwischen wieder aufgerappelt haben und sie ausgerechnet jetzt einholen... Die beiden Soldaten scheinen im Stress zu sein und tauschen nur hektisch einige Informationen aus. „... Wurde Creed schon darüber informiert?“ „Nein, ich bin gerade auf dem Weg zu ihm... Er wird sicher nicht sehr glücklich über diese Entwicklung sein...“ „Dann wünsch ich dir viel Spaß, er ist heute ohnehin besonders schlecht drauf seit er diesen Doktor zurechtgewiesen hat... Ich muss los, der Chef lässt einige Wachen aus dem Garten ins Haus verlegen und ich muss die Gruppen einteilen...“ Die Beiden trennen sich und joggen in entgegengesetzte Richtungen davon. Train atmet erleichtert auf und macht sich auf, dem nach rechts verschwundenen Soldaten zu folgen, als Sven vor ihn tritt und ihn herausfordernd ansieht. „Sieht aus, als würden sich unsere Wege hier trennen, was Train... Du hast doch gehört was der Kerl gesagt hat,... er wird dich direkt zu Creed führen... Ich werde mit Eve versuchen den Garten zu erreichen, wenn wir uns unauffällig verhalten schaffen wir das auch ohne dich.“ Train zögert einen Moment bis er schließlich eine Entscheidung gefällt hat... Er nickt Sven noch einmal zu, bevor er sich umdreht und über den Gang verschwindet. Kleine Autorenbemerkung: Falls sich jemand fragt was ein „Bump-Key“ ist,... das gibt es wirklich und es handelt sich um einen Schlüssel, dessen Zähne fast völlig weggeschliffen sind, wodurch man mit etwas Geschick jedes Schloss in das er hineinpasst öffnen kann... beim professionellen Schlösser-knacken, dem „Lockpicking“, werden sie häufig benutzt.. wers genau wissen will kann es ja googeln, deutsche Bezeichnung ist, Schlagschlüssel... ;) Kapitel 10: Der Krieg beginnt...! --------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 10 Der Krieg beginnt..! Sven rennt auf eines der großen, von schweren, roten Vorhängen verhängten Fenster zu. Er rückt Eve auf seinem Rücken noch einmal zurecht, bevor er mit einer Hand vorsichtig den weichen Stoff ein Stück zurückzieht, sodass er durch den Spalt hindurchsehen kann. Zu seiner Erleichterung blickt er direkt in den Garten, was bedeutet, dass er sich immerhin schon im Erdgeschoss befindet und jetzt nur noch einen geeigneten Ausgang finden muss. Er tastet kurz die Ränder des Fensters ab, doch es lässt sich nicht öffnen. Gerade als er frustriert aufseufzt entdeckt er, dass das Gebäude rechts einen kleinen Anbau hat, der einige Meter in den Garten hineinreicht. An der Wand die im 90 grad Winkel zu seinem Fenster verläuft, kann er eine kleine dunkle Blechtür ausmachen. Sie steht offen. Sven sprintet über den Gang, in die Richtung, in der der Anbau an das Hauptgebäude anschließen müsste, und hofft, dass beide auch durch eine, bestenfalls offene Tür verbunden sind. Ein erleichtertes Lächeln blitzt über sein Gesicht, als er sieht, dass seine Erwartungen nicht enttäuscht werden. Eine schlichte, kleine Tür, die von der Wand nur anhand ihres Türknaufs zu unterscheiden ist, führt in den nächsten Raum. Da es sich wohl nur um eine Zwischentür, die nur von den Bediensteten des Anwesens genutz wird, handelt, ist sie nicht verschlossen. Sven verschwindet lautlos durch die Wand und schließt sie Tür sorgfältig hinter sich. Als er sich umdreht blickt er in einen mit Gartengeräten und Blumentöpfen vollgestellten Raum. Er schleicht zu der Wand an der sich die leicht geöffnete Tür befindet und schielt durch das winzige, verschmutze Plastikfenster daneben. Nur wenige Meter von dem Ausgang entfernt, entdeckt er eine Reihe ordentlich gepflegter Büsche und direkt dahinter die ersten Bäume des, an das Grundstück anschließenden Waldes. Perfekte Bedingungen für eine Flucht. Wäre da nicht der sechs Mann starke Trupp bewaffneter Soldaten, die ihm seine Fluchtpläne mit ihrer Anwesenheit wieder zunichte machen. Mit Eves Zustand hat er alleine keine Chance gegen sie... Selbst wenn er sein Visioneye benutzt, ist er mit Eve auf dem Rücken nicht schnell genug... zudem hat er im Moment nichtmal eine Waffe... Mit zusammengebissenen Zähnen starrt er aus dem kleinen Fenster und versucht seine Chancen auszukalkulieren, kommt aber immer zu dem gleichen vernichtenden Ergebnis. Plötzlich dringt ein Krächzen über den Hof und einer der nur wenige Meter von Svens Versteck entferntstehenden Soldaten zuckt zusammen, bevor er schließlich sein Walkie-Talkie hervorzieht und an sein Ohr hält. „Bitte wiederholen sie, Sir!“ „...-lle Einheiten die sich momentan im Freien befinden, haben sich am Hintereingang einzufinden... Befehl vom Chef...“ Die Soldaten blicken verwirrt drein. „Sind sie sicher? Wer spricht da überhaupt?“ „...-Kann sie nicht verstehen...-...-rbindung schlecht-... Befehl kommt direkt von Creed...-sollte besser befolgt werden...-... -schlecht gelaunt...“ Die Uniformierten starren sich einige Sekunden verunsichert an, bevor sie schließlich hektisch um die nächste Ecke joggen und verschwinden. Sven kann sein Glück kaum fassen und zieht beherzt die Blechtür auf um ins Freie zu treten. Gerade als er der Sonne entgegenblinzelt, bemerkt er eine Bewegung an einem der Fenster des Hauses. Im ersten Stock entdeckt er Train, der mit einem kleinen schwarzen Hörer in der Hand zu ihm hinuntergrinst und ihm noch einmal zusalutiert, bevor er verschwindet. Sven dreht sich mit einem Kopfschütteln um und rennt grinsend richtung Wald, wo er und Eve im dichten Blattwerk verschwinden... Train wirft noch einmal einen Blick auf den am Boden liegenden Wachmann, steckt das Walkie-Talkie zurück in dessen Gürteltasche und nimmt stattdessen seine Waffe an sich. Es ist nur eine gewöhnliche Standartwaffe, kein Vergleich zu seiner Orihalcon-Hades, doch sie wird ihren Zweck erfüllen... Vermutlich haben sie bereits bemerkt, dass die letzte Meldung ein Fake war, schließlich hatte er sie kurzerhand an sämtliche Geräte in de Umgebung weitergeben... Aber selbst wenn er den Beiden nicht genug Zeit verschaffen konnte, Sven ist nicht dumm und wird sich was einfallen lassen, dessen ist er sich sicher. Fürs erste muss er sich auf sein eigenes Ziel konzentrieren... auch wenn er vorher nicht das Glück hat über seine Hades zu stolpern,... wenn's drauf ankommt wird er dem Kerl eben mit bloßen Händen eine verpassen... Ein altbekanntes Geräusch lässt ihn herumfahren. Es ist als würde eine Erschütterung durch das gesamte Gebäude gehen. Train kennt nur eine Waffe, die eine solche Zerstörungskraft besitzt... Dem Geräusch nach zu urteilen kann das nur eines bedeuten... Die Numbers sind ebenfalls auf der Jagd nach Creed... „Number IV und Number VIII, macht euch auf die Suche nach den Aposteln. Tötet soviele Taoisten wie möglich! Zerberus, für euch gilt das gleiche,ihr greift das Gebäude von hinten an... Number III, unseren Informanten zufolge besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich Black Cat ebenfalls hier aufhält. Mach dich auf die Suche nach ihm, du weißt was zu tun ist, solltest du ihn ausfindig machen... Number IX wird dich verstärken... Ich werde mich auf die Suche nach Creed machen...“ Sephiria wirft ihr langes, blondes Haar zurück und blickt mit den strengen Augen eines Komandanten in die Runde. „Zögert nicht im Angesicht des Feindes! Zögert nicht im Angesicht des Todes! Für das Wohl Chronos'... und das Gleichgewicht der Welt!“ Von Sephirias Worten motiviert, zerstreuen sich die einzelnen Gruppen in verschiedene Richtungen, bereit für Chronos im Kampf ihr Leben zu geben. Sephiria schreitet durch den Haupteingang der Villa, gefolgt von Belze'. Noch nie hat sie einen Einsatz geleitet, der nahezu die gesamte Belegung der Chronos Numbers gefordert hat... seit dem großen Krieg mussten die Ältesten nicht mehr zu solch drastischen Mitteln greifen... aber sie können Creed und seine Anhänger nicht länger am Leben lassen, sie sind eine zu große Bedrohung für Chronos geworden. Zudem ist es die perfekte Gelegenheit, ihr neuestes Mitglied zu testen... Die anderen Numbers wissen nicht, dass ein Neuling heute eingesetzt wird, die meisten waren nichteinmal bei der Ernennung anwesend... Sie ist gespannt darauf, was ihnen heute geboten wird... schließlich wird es nicht leicht sein, dem Ruf eines solchen Vorgängers gerecht zu werden. Doch dies ist die beste Gelegenheit, ihnen allen etwas zu beweisen... Sephirias Lippen umspielt ein leichtes Lächeln... ...Enttäusch uns nicht... Number XIII... Train hetzt durch die Gänge, die unglücklicherweise alle gleich aussehen. Wäre er dem Wachmann von vorhin gefolgt hätte er der ihn wohl zu seinem Ziel geführt, aber als er Sven und Eve vom ersten Stock aus entdeckte, musste er seine Verfolgung abbrechen. Immerhin waren sie jetzt vermutlich außer Gefahr, sodass er sich auf sich selbst konzentrieren kann. Aber allmählich verliert er bei dem ganzen herumirren die Gedult. Jedes mal wenn er um eine Ecke biegt, starrt er in denselben bescheuerten Gang wie vorher! Er hat allmählich das Gefühl, er würde nur im Kreis laufen... Frustriert bleibt er stehen und lauscht, doch er kann kein Geräusch hören. Ihn beschleicht das Gefühl, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Er war sich ziemlich sicher vorhin Belugas Bazooka gehört zu haben... wenn die Numbers hier sind muss er sich beeilen... Allein der Gedanke daran unbewaffnet auf Sephiria zu treffen lässt Übelkeit in ihm aufsteigen. Niemand weiß besser als er, dass mit Sephni nicht zu spaßen ist... Er seufzt und will gerade zügig um die nächste Ecke biegen, als er völlig unvermittelt mit etwas zusammenstößt. Verdutzt blickt er auf die unbeholfene Gestalt zu seinen Füßen. Sie trägt eine viel zu große Uniform, für ihren zierlichen Körper und als sie wütend vor sich hingrummelnd zu ihm aufsieht, tritt ein Ausdruck reinen Entsetzens auf ihr Gesicht. In völliger Panik sucht sie hektisch nach ihrer Schusswaffe, findet sie schließlich und richtet sie mit zitternden Händen direkt auf Train. Noch immer auf dem harten Boden sitzend funkelt sie ihn nervös an. „E-ergib dich! S-solltest du Wiederstand leisten, bin ich berechtigt, von der Schusswaffe gebrauch zu machen!“ Train sieht sie teils verwirrt, teils belustigt an. „Vielleicht solltest du zuerst mal deine Waffe entsichern, bevor du ans Schießen denkst..“ Sie starrt mit geröteten Wangen zu ihm auf, doch bevor sie seinem Tipp nachkommen kann, hat Train ihr bereits die Pistole entrissen und richtet nun zwei identische Waffen auf das Mädchen vor sich. Sie kneift ängstlich die Augen zusammen. Doch anstatt des erwarteten Schusses, spürt sie wie sie auf die Beine gezogen wird. „Du scheinst nicht gerade ein typischer Soldat zu sein..“ Verblüfft bemerkt sie, dass er sie angrinst. „Ich.. ich bin noch neu... Grundausbildung... mein Bruder hat mit den Posten hier verschafft...“ Train stellt belustigt fest, dass sie noch mehr errötet. „Wie heißt du?“ „K-Kira.“ „Also gut, Kira, ich bin Train. Wie wär's, wenn ich dir einen Deal vorschlage? Ich kenn mich hier nicht aus und bin auf der Suche nach jemanden... und könnte deine Hilfe brauchen...“ Sie sieht ihn trotzig an. „Ich kann dem Feind nicht helfen! Ich kann doch nicht einfach meinen Trupp verraten!“ Train grinst noch etwas breiter. „Naja, aber ich bin derjenige mit der Waffe oder? Das heißt, was ich sage wird gemacht!...“ Er lehnt sich zu ihr rüber und flüstert ihr mit einem verschwörerischen Gesichtsausdruck ins Ohr. „... Und wenn du mir den Weg gezeigt hast, tun wir einfach so als hätten wir uns nie getroffen...“ Sie scheint einen Moment darüber nachzudenken, doch dann nickt sie, wenn auch etwas unsicher. Train streckt voll neuem Tatendrang die Faust in die Höhe. „Alles klar! Schluss mit dem sinnlosen herumirren!“ „... naja ich bin noch neu, und kenn mich eigentlich noch nicht so gut hier aus... aber wenn du mir sagst was du suchst, werd ich mein bestes tun... ähm..versuchen...“ Train macht ein Gesicht als hätte er gerade einen Schlag in den Magen bekommen, doch er fängt sich schnell wieder. „...Gut zu wissen,..dann lass es uns versuchen!“ Sven rennt mit Eve durch den Wald, als er plötzlich eine Gruppe unbewachter, schwarzer Mini-Vans entdeckt. Er vergewissert sich, dass niemand in der nähe ist und testet vorsichtig den Türgriff eines der Fahrzeuge. Es ist verschlossen. Er versucht es bei einem weiteren und diesmal hat er Glück. Eine der Autotüren ist nicht ganz geschlossen, so als wäre der Wagen in Eile verlassen, und die Tür nur halbherzig zugestoßen worden. Er legt Eve vorsichtig auf den Beifahrersitz und schließt leise die Tür. Sein Blick ruht kurz auf Eve, die inzwischen ruhig atmet, als würde sie einfach schlafen. Wie gewohnt tastet er unter dem Lenkrad herum um den Wagen kurzzuschließen, stößt allerdings bereits nach wenigen Minuten ein frustriertes Stöhnen aus, als er bemerkt, dass in diesem Auto offensichtlich kein einfaches Kurzschließen möglich ist. Der gesamte Innenraum des Fahrzeugs ist nicht nur mit dem neusten technischen Equipment ausgestattet, sondern auch rundherum gepanzert... Erst jetzt bemerkt Sven das silberne Logo, das in das Lenkrad eingelassen ist. Chronos' Logo. Beunruhigt versucht er die Tür wieder aufzustoßen, doch sie lässt sich nicht mehr öffnen. Er seufzt angesichts seiner eigenen Dummheit. Er hätte sich gleich denken können, dass Chronos' Einsatzwagen eine Spezialverriegelung besitzen... Während Sven noch geschockt darüber nachgrübelt, wie sie aus dieser Situation wieder rauskommen und was Chronos hier zu suchen hat, wird seine Aufmerksamkeit von einigen leisen Geräuschen, auf den hinteren Teil des Vans gelenkt. Er zieht den schwarzen Vorhang, der die Fahrerkabine von dem Rest des Vans trennt, beiseite und starrt nach hinten. Alles ist mit Bildschirmen, und komplizierten Konsolen vollgestellt. Sven klettert nach hinten und lässt sich auf der einzigen Sitzgelegenheit, die der enge Raum zulässt, nieder. Einige der Bildschirme zeigen ein ständig wechselndes Bild, andere sind in vier Fenster unterteilt die immer dieselbe Umgebung zeigen. Hin und wieder ist etwas Bewegung auf den Screens zu entdecken, wenn eine, oder mehrere Person vorbei rennen... Aber eins ist klar,... sie zeigen das Anwesen aus dem er gerade geflohen ist. Sven schluckt, als er realisiert, dass Chronos diesen Einsatz schon lange geplant haben muss, wenn sie sogar die Überwachungskameras der Villa anzapfen... Er versucht sich an der Schaltkonsole der Anlage zurechtzufinden, um gezielte Einblicke in das Geschehen in dem Gebäude zu bekommen. Nach einigem herumsuchen findet er schließlich was er gesucht hat. Auf einem der Bildschirme leuchtet ein detaillierter Plan des gesamten Gebäudes auf. Er klickt sich durch die einzelnen Abschnitte und Korridore, bis er schließlich innehält. Eine der Kameras zeigt einen dunklen, schlichten Gang und Sven ist sich sicher, dass er grade noch Train und ein Mädchen in Uniform an dem Bild hat vorbeilaufen sehen. Train treibt sich also im Keller des Hauses herum... aber wer zur Hölle war dieses Mädchen? Was hat er dieser Spinner jetzt wieder vor...? „Sag mal, wie kommt es eigentlich, dass ein Mädchen wie du für Creed Diskens arbeitet?“ Die beiden rennen nebeneinander durch die dunklen Gänge des Kellers, immer tiefer ins Herz des Anwesens hinein. Sie zögert kurz bevor sie antwortet. „Wie gesagt, mein Bruder arbeitet seit längerem hier, und er hat mir diesen Job verschafft...“ „Ziemlich seltsam für einen Bruder, seiner kleinen Schwester so einen gefährlichen Job zu verschaffen, wenn du mich fragst...“ „Hey! Nenn mich nicht kleine Schwester mit so einem Unterton! Ich bin immerhin nicht viel jünger als du! Und ich bin nicht so hilflos, wie ich vielleicht wirken mag!“ „... Ach ja? Wie alt bist du denn?“ „18!“ „Wa-! Hey was meinst du dann mit fast so alt wie ich? Ich bin 23!!“ „Oh... ich hatte dich eher so auf 19 geschätzt... Du wirkst nicht sehr reif, wenn ich ehrlich sein soll...“ „WAS SOLL DAS DENN HEISSEN??!! Vergiss gefälligst nicht, dass immer noch ICH die Waffe in der Hand halte!!“ Er schielt gekränkt zu ihr rüber, doch sie scheint sich köstlich zu amüsieren. Plötzlich hält sie inne und zeigt mit einer Hand auf eine große graue Doppeltür direkt vor ihnen. „Wir sind da. Es ist hinter dieser Tür...“ Trains Gesicht wird sofort wieder ernst. Er überprüft noch einmal die schlichten Schusswaffen in seinen Händen und steckt eine von ihnen in das leere Halfter an seinem Bein in dem er normalerweise seine Hades mit sich herumträgt, bevor er auf die Tür zugeht und sie aufstößt. In dem Raum dahinter ist es stockdunkel, lediglich einige blinkende Lämpchen und bunt leuchtende Anzeigen, spenden hier und da etwas Licht. Die Hauptlichtquelle ist ein laufender Bildschirm gegenüber der Tür. Außer dem leisen Rauschen der Computerprozessoren und hier und da einem Piepen, ist es still im Zimmer. Train tritt einen Schritt in den Raum und tastet die Wand nach einem Lichtschalter ab. Als er ihn findet, muss er angesichts des grellen Lichts, das von den Neonröhren an der Decke auf ihn herab blitzt, blinzeln. Kira ist ihm unsicher in das Labor gefolgt. Sie stellt sich dicht neben ihn und flüstert ihm nervös zu. „Der Doctor sollte hier irgendwo sein...“ Train lässt den Blick über die verschiedenen Amaturen und Tische, vollgestellt mit Reagenzgläsern und verstreuten Blättern, schweifen, als ihm plötzlich ein rotes Band, das von einem schmalen Regal herunterhängt ins Auge springt. Mit einem zuversichtlichen Grinsen geht er darauf zu und streckt sich, um auf das, hoch oben an der Wand angebrachte Brett zu greifen. „Bingo!“ Er wirft Kira ihre Pistole zu, die sie überrascht auffängt. „Was tust du? Ich dachte-...“ „Ich brauch dieses Spielzeug nicht mehr....“ Er hält eine ungewöhnlich geformte, schwarze Waffe in der Hand, an deren Griff ein schmaler, roter Faden baumelt. Sie ist mit glänzenden, goldenen Verzierungen versehen. „... ich hab meine richtige Waffe wieder!“ Ein Stück weiter links entdeckt er Svens silbernen Koffer auf dem selben Regal, zusammen mit dem Rest seines Equipments. Er steckt seine Patronen und den anderen Kram in seine Taschen in schnappt sich den Koffer, auch wenn er ihn im Falle eines Kampfes wohl nichtmal annähernd so effizient nutzen könnte wie Sven. „Sieht so aus als wäre der Doctor nicht daheim...“ „Nein! Ich bin mir sicher er ist irgendwo hier unten!... Wenn er nicht hier ist, muss er dort drüben sein...“ Sie zeigt auf eine schlichte Tür, am anderen Ende des Raums. Das kleine Fenster, das in die obere Hälfte der Blechtür eingelassen ist, wurde mit mehreren Lagen Zeitungspapier zugeklebt. Train geht auf die Tür zu, als Kira ihn am Arm packt und zurück hält. „Du solltest da nicht reingehen! Es gehen alle Möglichen Gerüchte unter den Truppen umher... sogar die anderen Apostel wagen es nicht einen Fuß dort hineinzusetzen... da drin soll er seltsame Versuche vornehmen... mit lebenden Wesen!... Sie sagen, er... er züchtet da drin Monster heran!“ Train lächelt ihr aufmunternd zu. „Ich erwarte ja nicht, dass du mich begleitest... Aber ich hab eine Freundin, der es gerade ziemlich schlecht geht und ich habe so ein Gefühl, als wüsste der Doc was mit ihr los ist... Außerdem,... für jemanden der mich eigentlich umlegen sollte, machst du dir eindeutig zu viel Sorgen...“ Zuckt mit erröteten Wangen zusammen und beobachtet schweigend wie er auf die schlichte Tür zugeht und langsam die Klinke herunterdrückt. Mit einem leisen Klick öffnet sie sich und er verschwindet in dem Raum dahinter. Kira bleibt beunruhigt zurück. Der zweite Raum ist in ein helles, leicht grünliches Licht getaucht, das von dutzenden großen Glasröhren ausgeht, die mit einer grünen, sprudelnden Flüssigkeit gefüllt sind. Train keucht auf, als er erkennt, was sich in der Flüssigkeit befindet... Kira hatte nicht übertrieben. An Schläuche und Drähte angeschlossene, schlafende Wesen schwimmen in den Glastanks, beleuchtet von diesem unheimlichen grünen Schimmern. Einige von ihnen sind klein und sehen aus wie prähistorische Fische,... andere wirken um einiges weiterentwickelt und haben teilweise nahezu menschliche Züge... Train geht langsam durch die Reihen der Behälter, wie durch ein groteskes Gruselkabinett. „Gefallen dir meine Werke, Black Cat?“ Train fährt herum. Direkt über der Tür durch die er hereingekommen ist, auf einem metallenen Vorsprung der den großen Raum auf höhe einer zweiten Etage einmal zu umrunden scheint, steht der Doctor und grinst ihn kalt an. Train stellt Svens Koffer ab, ohne den Doc auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen und richtet seine Hades auf ihn. „Was hast du mit Eve gemacht?“ „Du meinst das Mädchen, nicht wahr? Nun was das angeht, habe ich ein paar kleine Verbesserungen vorgenommen...“ Train wirft ihm einen tödlichen Blick zu und sein Finger zuckt kurz an dem kühlen Abzug seiner Waffe. „Spuck's aus, was genau meinst du mit Verbesserungen?“ Der Doc wirft ihm einen mitleidigen Blick zu. „Eine Erklärung dafür würde zweifellos deinen Horizont übersteigen, Black Cat! Ich habe nicht vor mir die Mühe zu machen, meine wissenschaftlichen Erkenntnisse einem Nicht-Akademiker wie dir zu erläutern...“ Er rückt belustigt die Brille auf seiner Nase zurecht. „... Ich lasse meine Experimente lieber für sich sprechen...“ Ein lautes Quietschen lässt Train herumfahren. Es klang als hätte sich in der Dunkelheit im hintersten Ende des Raumes eine Tür geöffnet, doch er kann nichts erkennen als pure Schwärze. Er hebt seine Hades und lauscht. Einige Sekunden passiert nichts, doch plötzlich dringt ein tiefes Grollen durch den Raum. Bevor Train reagieren kann, löst sich eine riesige, katzengleiche Gestalt aus den Schatten und bewegt sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Das Tier stürzt mit großen Sätzen auf ihn zu, die mit Krallen bestückten Pranken nach vorne gerichtet. Train gelingt es gerade noch auszuweichen, doch als er glaubt, das Monster wäre schon an ihm vorbei gesprungen, spürt er einen stechenden Schmerz auf seiner Brust und wird von einer unglaublichen Kraft an einen der Wassertanks geschleudert. Fluchend blickt er auf, eine Hand auf den blutenden Schnitt gepresst, der sich quer über seine Brust zieht. Das Wesen lässt ein weiteres Knurren vernehmen als es sich einige Meter entfernt umdreht. Im grünen Schein der Glasröhren kann Train jetzt einen ersten Blick auf die ganze Erscheinung des seltsamen Geschöpfs werfen. Es ist etwas größer als ein gewöhnlicher Löwe, hat aber eine ähnliche Statur, abgesehen von den unnatürlich großen Pranken und dem muskulösen Schwanz des Tieres, der in einer breiten, glänzenden Klinge endet. Blut tropft daran herunter. Die Augen der Großkatze scheinen wie die einer Schlange, grün und zu Schlitzen verengt. Das Monster reisst das Maul auf und brüllt drohend in die Stille, wobei es eine Reihe spitzer Zähne und eine Schlangenhafte, gespaltene Zunge entblößt. Train rappelt sich mühsam auf und wirft einen Blick zu dem lachenden Doctor empor. „Nun wie gefällt dir meine neueste, perfektionierte Schöpfung, Black Cat? Es ist eine Chimera... eine Kreatur bestehend aus verschiedenen miteinander mutierten DNA-Strängen mehrerer Tierarten, von einigen zusätzlichen kleinen Extras mal abgesehen... Das perfekte Lebewesen! Durch meine Hände geschaffen!!“ Die Chimera kratzt nervös mit den Krallen über den Betonboden und hinterlässt dort tiefe Furchen. Der, mit der glänzenden Klinge bestückte Schweif gleitet geschmeidig durch die Luft. Train richtet seine Waffe zuerst auf die Kreatur, lässt sie dann aber in richtung des Doctors wandern. „Du Bastard! Was glaubst du gibt dir das recht, so mit der Natur herumzuspielen?“ Der Doc antwortet nicht, stattdessen hebt er eine Hand und schnipst einmal. Sofort setzt sich die Chimera mit einem erneuten Knurren in Bewegung. Train lässt einen Warnschuss vor den Füßen des Tieres in den Boden einschlagen, doch das scheint die Bestie eher zu provozieren als abzuschrecken. Sie sprintet erneut auf Train zu, der diesmal gezielt auf ihren Kopf schießt. Die Kugel trifft, doch sie reisst lediglich eine Platzwunden ähnliche Schramme in die Stirn des Monsters. „Das kann doch nich-“ Die Pranke der Katze holt nach seinem Kopf aus und er reisst instinktiv seine Waffe hoch, um sie, wie sonst auch, als Schutzschild zu benutzen. Leider ist der Corpus seiner Orihalconwaffe um einiges zu klein, sodass sich die scharfen Krallen des Tieres tief in seinen rechten Unterarm bohren. Hätte er sich nicht in letzter Sekunde noch nach hinten gelehnt, wären die Krallen wohl bis in seinen Knochen gedrungen. Mit einem erstickten Schmerzensschrei fällt er auf den Rücken. Die Chimera steht nur etwa einen Meter vor ihm, sodass er sogar den Sabber von ihrem Maul triefen sehen kann. Als er einen Blick auf ihre Pranken wirft, erkennt er jetzt auch, warum die Attacke des Tieres so verheerend gewesen wäre. Die gebogenen Krallen sind, genau wie der sichelförmige Schweif, aus glänzendem Metall... Die Kreatur hebt eine der gefährlichen Pranken, um erneut nach Train auszuholen. Dieser gibt schnell vier weitere Schüsse auf das Monster ab, die jedoch alle nur kleine Schrammen an dem Löwenkörper zu hinterlassen scheinen. Keine seiner Kugeln verursacht einen nennenswerten Schaden. „Sieh es ein, Black Cat, es hat keinen Sinn! Mit deinen jämmerlichen Kugeln kannst du meine Bestie nicht töten! Oder glaubst du die metallenen Zusätze beschränken sich nur auf den Schwanz und die Krallen...?!“ Train ignoriert den Doctor und kramt hektisch in den Taschen mit seiner Munition herum. Bevor er allerdings die Gelegenheit hat seine Waffe nachzuladen, lässt das Biest seine tödliche Pranke auf ihn niederfahren. Für einen kurzen Augenblick kann Train eine verzerrte Spiegelung seines eigenen Gesichts in den glänzenden, metallischen Klauen der Bestie erkennen... Kapitel 11: Treffen zwischen Feinden - Trennung unter Freunden -------------------------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 11 Treffen zwischen Feinden, Trennung unter Freunden... Train presst die Augen zusammen und wartet darauf, dass sich die messerscharfen Klauen der Chimera in seine Brust bohren. Doch plötzlich wandelt sich das angriffslustige Grollen des Tieres in ein jämmerliches, hohes Kreischen. Er öffnet schnell die Augen und sieht gerade noch wie sich die Chimera mit unbeholfenen Bewegungen einige Meter zurückzieht. Die rechte Flanke der Bestie ist großflächig veräzt und der Gestank von verbranntem Fleisch dringt ihm in die Nase. Als er genauer hinsieht, kann er aber erkennen, dass sich unter den sich auflösenden Fleischresten, silberne Metallplatten befinden, die in ihrer Form genau den Muskeln des Tieres angepasst sind. Die einzelnen Segmente verschieben sich mit fließenden Bewegungen, während das immer noch jaulende Biest sich bewegt. Als Train richtung Tür blickt entdeckt er Kira, die mit einigen Reagenzgläsern unter dem Arm, zitternd auf das Monster starrt. „Wie kannst du es wagen! Bist du nicht eine von unseren Wachen? Sieh zu, dass du verschwindest oder du stehst auch auf dem Speiseplan meiner Chimera! ... Was im Grunde ohnehin egal ist, Creed wird dich für deinen Verrat sowieso töten!“ Kira zuckt angesichts des Doctors zusammen, wodurch ihr eines des Reagenzgläser aus dem Arm rutscht und auf den Boden fällt, wo es zerbricht. Die austretende Flüssigkeit zischt und qualmt, als sie auf die Fliesen trifft. „Kira, pass auf mit dem Zeug, bevor du dich noch selbst verletzt!“ Sie nickt ihm unsicher zu, erstarrt aber gleich darauf kreidebleich, als sie bemerkt, dass die Kreatur sich langsam auf sie zu bewegt. Sie wirft einige weitere mit Säure gefüllte Gläser auf das Monster, doch ihr Körper zittert zu sehr als dass sie auch nur annähernd getroffen hätte. Train rappelt sich mühsam auf, lässt die Trommel seiner Hades aufschnappen und ersetzt die herausfallenden Patronenhülsen. Die letzte Patrone die er einsetzt lässt er vorher, wie ein Streichholz über den rauen Boden streichen, sodass sich winzige Funken bilden. Er steckt die letzte Patrone in das 6 Schuss Magazin und lässt die Waffe wieder zuschnappen, während er zügig auf Kira und das Biest zugeht. Gerade als die Chimera mit ihren Krallen nach der versteinerten Kira ausholt, drückt er den Abzug der Pistole, wobei diesmal sein ohnehin verletzter Arm von dem Rückstoß des Schusses nach hinten geschleudert wird. Er kann das Knacken in seinem Handgelenk hören, als der Druck durch die schmalen Mittelhandknochen fährt. Als die Kugel die linke Schulter der Raubkatze trifft, zerspringt sie mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in tausend Teile. Die Explosion reisst ein tiefes Loch in die Schulter des Tieres, das bis in die, mit Metall verstärkten Muskeln reicht. Die Kreatur heult erneut auf, und wendet ihre angriffslustigen, grünen Schlangenaugen wieder Train zu. Der Doctor scheint angesichts der wiederholten Verletzung seiner Bestie allmählich nervös zu werden. „W-Was war das? Wie kannst du plötzlich solche Schüsse abfeuern?!“ Train lässt ein kleines Lächeln über sein Gesicht huschen. „Burst Bullets... Mit besten Wünschen von meinem Partner!... und einem kleinen Trick meinerseits... Du als Wissenschaftler solltest ja wissen, dass Orihalcon Elektrizität speichern und verstärken kann... Da kann eine gewöhnliche Burst Bullet, sofern man sie vorher ein wenig aufläd, eine um ein vielfaches höhere Geschwindigkeit erzielen... Aber da das einfachste Physik ist, hätte ein Akademiker wie du eigentlich selbst drauf kommen sollen...“ Train macht einen Schritt auf die Chimera zu und wechselt dabei seine Hades in die linke Hand. Auch wenn er inzwischen mit beiden Händen ein unschlagbarer Schütze ist, das Gefühl die Waffe in seiner ursprünglich dominanten Hand zu halten ist trotzdem ein ganz anderes. Nachdem er in letzter Zeit sehr viel mehr mit rechts geschossen hatte, kommt es ihm fast schon ungewohnt vor, aber im Moment kann er nichtmal daran denken seine rechte Hand zu benutzen... nicht in diesem Zustand. Er ärgert sich, dass er an diesem Vieh bereits soviel Energie verschwendet hat. Zudem könnte sich Eves Zustand mittlerweile verschlechtert haben und ihm läuft die Zeit davon... Train bleibt mit ausgestrecktem Arm stehen und sieht dem Wesen direkt in die Augen. Das Tier scheint sich von seinem durchdringenden Blick noch weiter provoziert zu fühlen, denn es setzt sich brüllend in Bewegung und sprintet wütend auf Train zu. Kira schreit seinen Namen, doch er rührt sich nicht. Er blickt nur über seinen Arm hinweg auf die Kreatur, die nur noch wenige Meter entfernt ist und in ein paar Sekunden ihre Klauen in seinen Körper jagen wird. Ohne mit der Wimper zu zucken, drückt er plötzlich ab. Das Projektil schlägt direkt im linken Auge der Großkatze ein, und bohrt sich bis in den Kopf des Monsters. Noch bevor die Kreatur auf dem harten Boden aufschlägt, ist sie bereits tot. Vom Schwung ihres Angriffs schlittert die Bestie auf Train zu, bleibt jedoch einige Zentimeter vor seinen Füßen reglos liegen. Die gespaltene Zunge hängt aus dem Maul des löwenhaften Wesens. Kira rennt besorgt auf Train zu, doch der kniet sich nur hin, legt seine Waffe ab und streicht mit seiner unverletzten Hand über das seidige Fell des Tieres. Auch wenn es eine Art Monster war... er hätte es lieber am Leben gelassen, doch er hatte keine Wahl. Der Doctor starrt über das Metallgeländer hinweg fassungslos auf die Szenerie zu seinen Füßen. „Ihr miesen- Wie könnt ihr-!!“ Er greift in die Tasche seines Kittels und zieht den kleinen weißen Würfel hervor, dessen Wirkung Train nur zu gut kennt. Der Doctor wirft das eckige Objekt direkt auf Train und Kira, doch Train ist diesmal schneller. Blitzschnell greift er seine am Boden liegende Hades und zerschießt den Würfel in winzige Einzelteile, die lautlos auf den Boden niederrieseln. Der Doctor lässt einen panischen Laut vernehmen und versucht über den schmalen, an der Wand entlangverlaufenden Steg zu fliehen. Train springt auf und rennt auf die metallene Leiter zu, die den einzigen Weg auf den Steg darstellt. Dank seines verletzten Arms kommt er aber nur langsam nach oben. Als er sich schließlich auf dem Steg aufrichtet ist der Doctor bereits durch eine silberne Tür, am anderen Ende des Raums verschwunden. Train sprintet über den Steg, wobei jeder seiner Schritte in der Halle ein kleines Echo erzeugt. „Hey, Train! Warte auf mich!“ Kurz vor der Tür hält er inne und beobachtet wie Kira sich auf den Steg quält und keuchend auf ihn zurennt. „Bist du sicher? Noch könntest du vielleicht-..“ „Tss, du hast doch gehört was der Doc gesagt hat! Wenn ich Creed nochmal unter die Augen komme, bin ich geliefert!... Und weil das alles nur deine Schuld ist, wirst du mich jetzt gefälligst auch mitnehmen, kapiert!“ Train ist kurz sprachlos, angesichts des plötzlichen Befehlstons, des sonst so schüchternen Mädchens, doch dann nickt er und zieht wortlos die silberne Tür auf, um seine Verfolgung fortzusetzen. „LAUFT!! Lauft um euer Leben!!“ „Aber Boss! Creed wird-...!“ „Vergiss Creed! Diese Kerle legen uns um, wenn wir nicht gleich hier verschwinden!“ Jenos, Naizer und Beluga grinsen sich angesichts der davonlaufenden Truppen an. „Ich frage mich warum Sephni vorhin so ernst getan hat... sieht so aus als würde der Einsatz hier eher eine Aufwärmübung werden...“ „Du solltest das ganze nicht so locker nehmen Jenos... bisher sind wir noch keinem der Taoisten begegnet... und Creed muss sich ebenfalls irgendwo hier verstecken...“ Die Drei schlendern über den Garten auf den hinteren Eingang des Gebäudes zu, vorbei an einem elegant verzierten, steinernen Brunnen, aus dem drei Fontänen in die höhe sprudeln. „Also schön! Seid ihr bereit ein paar Taoisten in den Arsch zu treten?“ Jenos dreht sich voll Tatendrang zu seinen zwei Kollegen um, die ihn allerdings mit wesentlich weniger Begeisterung mustern. Als sich sein breites Grinsen allerdings plötzlich zu einem verwirrten Staunen wandelt, drehen sich die beiden Profikiller mit negativen Erwartungen um. Das Wasser in dem Brunnen fließt nicht mehr in physikalisch logischen Bahnen, sondern hat sich zu einem hohen Turm aufgebäumt. Wie ein riesiges, zuckendes Lebewesen, das sich jeden Moment auf die drei Numbers stürzen wird. Eine junge Frau, mit langen, blau gefärbten Haaren tritt hinter dem flüssigen Ungetüm hervor und lächelt die drei amüsiert an. „Ich hab gehört, dass ihr Jungs einen Taoisten sucht, also dachte ich, ich schau mal vorbei!“ Sie hebt eine Hand und wirft den Dreien einen Luftkuss zu. Im selben Moment lösen sich mehrere Tropfen aus dem Wassermonster und schießen mit der Geschwindigkeit von Gewehrkugeln auf Zerberus zu, denen es gerade noch gelingt auszuweichen. Sie lässt ein kaltes Kichern vernehmen. Jenos macht einen Schritt auf sie zu, mit unergründlichem Gesichtsausdruck. Plötzlich wirft er ihr eines seiner verführerischten Lächeln zu und verneigt sich vor ihr. „Es muss wahrlich das Schicksal gewesen sein, dass mich heute mit solch einer Schönheit bekanntgemacht hat. Um mein Glück perfekt zu machen, müsste ich nun nur noch den Namen dieser bezaubernden Lady erfahren...“ Sie starrt ihn nur völlig perplex an, während Naizer langsam auf Jenos zugeht und ihm einen gezielten Schlag auf den Hinterkopf verpasst. „Konzentrier dich gefälligst auf den Einsatz, Schwachkopf!“ Jenos reibt sich beleidigt den Kopf. Die blauhaarige Schönheit tritt einen Schritt auf ihn zu. „Hmm, schön ich werde dir meinen Namen verraten... aber nur weil es das mindeste ist, da ich euch heute töten werde...!“ Sie zieht mit einer eleganten Bewegung einen, in verschiedenen blautönen bemalten Fächer hervor und verdeckt damit eine Hälfte ihres Gesichts. „Mein Name ist Umi Akuma. Und wie es mein Name schon sagt, ist das Meer meine Waffe!“ Sie lässt den Fächer schwungvoll von rechts nach links gleiten, woraufhin sich erneut Wasserkugeln auf der Gestalt hinter ihr lösen und auf die Numbers zurasen. Diesmal erstarren die flüssigen Kugeln jedoch mitten in der Luft zu eisigen Speeren, die auf sie einzuschlagen drohen. Jenos gelingt es einen Großteil der Projektile in der Luft mithilfe seiner Excelion zu zerstören, bevor sie ihn oder seine Partner erreichen. „Wow, ich liebe Frauen die schwer zu bändigen sind!“ Ein weiterer Eisspeer schlägt nur wenige Zentimeter neben Jenos ein. Sie versucht es mit weiteren Angriffen, aber ihren flinken Gegnern gelingt es immer wieder, den Geschossen auszuweichen oder sie mithilfe ihrer Orihalconwaffen abzuwehren. „Tss, Zeit mit den Spielchen aufzuhören, ihr werdet langsam langweilig... Ich werd euch mit einer einzigen Attacke vernichten!... Ciao, Jungs...“ Sie hebt beide Arme und der Wasserberg hinter ihr schwillt noch weiter an. Als er um das Doppelte gewachsen ist, lässt sie ihn mit einer ausladenden Geste wie eine gewaltige Welle auf die Numbers einschlagen. Die fließende Gestalt bäumt sich vor ihnen auf, wobei sie sorgfältig eine Lücke lässt, an der Stelle an der Umi steht. Beluga gibt noch einen Schuss mit seiner Bazooka auf die Welle ab, doch sie reisst nur ein unwesentliches Loch in die Wand. Gerade als die Wassermassen auf die Drei einstürzen, gefrieren ihre Enden zu spitzen, messerscharfen Eiskristallen, vor denen es kein Entrinnen gibt... Sephiria und Belzé treten durch die gigantische schwere Holztür in den großen, düsternen Raum. Er ist vollkommen leer, bis auf eine mit roten Rosen gefüllte Vase und einen Thron ähnlichen Sitz am Ende der Halle. Alle Fenster sind mit Vorhängen bedeckt und die einzige Lichtquelle ist ein kreisrundes kleines Fenster, das einen hellen Streifen Sonnenlicht auf den gefliesten Boden wirft. Eine dunkle Gestalt sitzt lässig auf dem Thron, in der Hand eine Rose, oder was davon übrig ist, denn bis auf ein einziges Blatt sind alle Blüten ausgerissen und über den Boden um ihn herum verstreut. Die Gestalt lächelt. Sephiria geht zügig durch den Raum auf Creed zu und zieht dabei ihr Schwert „Christ“. „Creed Diskens! Ich bin gekommen um dich im Namen von Chronos deiner gerechten Strafe zu unterziehen!“ Creeds Grinsen wird noch etwas breiter und er sagt kein Wort. Stattdessen erhebt er sich seufzend und geht scheinbar völlig desinteressiert zu der Blumenvase und nimmt sich eine neue Rose. Sephiria empfindet diese Geste als Provokation. Zu schnell, als dass das menschliche Auge ihren Bewegungen hätte folgen können, stürmt sie zu Creed und hält ihm von hinten die schwarze Klinge ihrer Waffe an den Hals. „Es ist aus! Creed!“ Als Kira durch den schmalen Türrahmen tritt, stößt sie bereits nach zwei Schritten mit Trains Rücken zusammen. Er steht wie versteinert mitten im Raum, seine Finger krallen sich um den Griff seiner Hades und sein ganzer Körper wirkt angespannt. Als sie vorsichtig an ihm vorbei sieht, wird ihr Gesicht von einem Moment zum nächsten kreidebleich. Der Doctor kniet wimmernd am Boden, die Hände auf eine tiefe Schnittwunde gepresst, die sich diagonal über seinen Oberkörper zieht und seinen weißen Kittel rot färbt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht starrt er auf die Blutgetränkte Schwertspitze, die nur wenige Zentimeter unterhalb seines Kinns auf seinen Hals gerichtet ist. Doch die Blutspuren auf der Waffe verlaufen sich nach und nach im Nichts... als würden sie schweben... Als bestünde keinerlei Verbindung zwischen ihnen und dem goldenen Schwertgriff in der Hand des Mannes, der direkt vor ihm steht. Creed blickt verachtend zu ihm hinab, wie auf ein Insekt, bei dem er gerade noch darüber nachdenkt, ob es der Mühe wert ist, es zu zertreten... Als er den Blick hebt und zu Train hinübersieht, ändert sich seine Mimik plötzlich und ein Ausdruck tiefster Zufriedenheit und Vorfreude tritt auf sein Gesicht. „Nach so langer Zeit sehen wir uns endlich wieder, Train! Ich muss gestehen, ich habe diesen Tag seit langen herbeigesehnt... und doch, muss ich mich wohl erst um diesen... Abschaum kümmern... Aber keine Sorge, es wird nicht lange dauern...“ Creed hebt den Griff seines Schwertes und holt aus, um den Kopf des Doctors mit einem einzigen, schnellen Hieb abzutrennen. Doch stattdessen prallt die unsichtbare Klinge des Katanas mit einem metallischen Laut auf die glänzende Orihalcon-Oberfläche von Trains Hades. Creed starrt direkt in seine katzengleichen, goldenen Augen, die seinen Blick eiskalt und hasserfüllt erwidern. Ein entzücktes Lächeln erscheint auf Creeds Zügen, während er langsam seine Waffe zurückzieht. „Genau das ist es! Diese Augen! Dieser Blick! Darauf habe ich all die Zeit gewartet!....“ Sein Lächeln wandelt sich in ein selbstgefälliges Grinsen. „...Du willst einen Kampf nicht wahr?... Rache... das ist es doch was du willst, oder irre ich mich da,... Black Cat..? Ich werde dir diesen Wunsch nur zu gern erfüllen..!“ Er richtet das blutgetränkte Ende seines unsichtbaren Schwertes auf Trains Brust, doch der macht keinerlei Anstalten sich zu verteidigen, geschweige denn ihn anzugreifen. „...Ich bin nicht deinetwegen noch immer hier, Creed... Ich brauche deinen erbärmlichen Doc, das ist alles...“ Creeds Miene verfinstert sich. „Ich denke wir wissen doch beide ganz genau, dass wir uns hier heute nicht trennen werden, ohne wenigstens ein bisschen Blut des jeweils Anderen zu vergießen, Train! Es nützt nichts es zu leugnen... Ich kann es in deinen Augen sehen!... Du brennst darauf mich zu töten, hab ich recht...?“ „... Du hast recht... ich würde nichts lieber tun, als dich hier und jetzt auf die gute alte Black Cat Tour fertig zu machen, Creed.... Aber es gibt im Moment wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern muss!“ Train greift blitzschnell in eine seiner Taschen und schleudert eine kleine rote Kugel auf den Boden zwischen sich und Creed. Augenblicklich wird der gesamte Raum mit dichtem grauen Nebel gefüllt, der ihnen allen die Sicht raubt. Kira spürt wie sich jemand an ihr vorbeibewegt und im nächsten Moment wird sie auch schon an einer Hand durch die kleine Tür ins Freie gezerrt. Train wirft hustend die Blechtür hinter ihnen zu und bricht mit einem gezielten Tritt den Türgriff ab. Hektisch dreht er sich zu ihr um, eine Schweißperle rinnt an seiner Schläfe herunter, aber sie ist erleichtert, dass seine Augen diese Kälte von vorher wieder verloren haben und sie besorgt mustern. „Wir müssen uns beeilen, das hier wird ihn nicht lange aufhalten... hilf mir mit den Kerl hier...“ Erst jetzt bemerkt sie, dass der Doc neben Train auf dem Boden kauert, noch immer vor sich hinwinselnd... Sie hilft Train den Doctor auf die Beine zu ziehen und ihn die schmale Leiter herunter zu bringen. Gerade als die Drei durch die Tür in das Labor verschwinden, reisst Creeds unsichtbare Klinge ein Mannshohes Loch in die dünne Blechtür am Ende des Stegs. Von dicken Rauchschwaden begleitet tritt er seufzend aus dem Raum und sieht sich mürrisch um. So hatte er sich seine Wiedervereinigung mit Train wirklich nicht vorgestellt... Sephiria öffnet langsam die Augen. Alles wirkt verschwommen und ein schrecklicher Schmerz wütet in ihrem Kopf. Keuchend richtet sie sich auf. Allmählich kommen ihre Erinnerungen zurück... Sie war dabei Creed zu eliminieren... Nein,... es war gar nicht Creed... da war dieser Affe, der einfach Creeds Form annahm, und dann... Es war alles eine Falle,... und sie war hineingetappt, wie ein lausiger Anfänger... Wie konnte sie nur so unachtsam sein... Wie konnte sie nicht bemerken, dass Creed,... oder dieses Wesen das sie für Creed gehalten hatte, nicht der einzige Feind in diesem Raum war... Wie konnte sie diese kleine vermummte Gestalt mit den langen Haaren nur derart unterschätzen?... Wie konnte sie die Kraft dieser Taoisten nur so unterschätzen...? Doch jetzt ist der Raum leer... sie ist ganz allein... Ihr Blick ist noch immer leicht unklar, doch sie kann ihre nächste Umgebung langsam schärfer wahrnehmen... Plötzlich stockt ihr der Atem. Erschöpft kriecht sie auf die Gestalt zu, die wenige Meter vor ihr auf dem Boden liegt. Sie kann sich daran erinnern, das Belzé sich schützend vor sie gestellt hatte... Sie legt ihre Zitternden Hände auf seinen Oberarm und dreht ihn langsam auf den Rücken. Seine Augen sind geschlossen, und auf seiner Brust klafft eine große, tödliche Wunde. Seine Kleider sind blutdurchtränkt, genauso wie der Boden um ihn herum... Sephiria tastet verzweifelt nach einem Puls, doch sie findet keinen... Als sie die Nachricht erreicht, dass Creed und die Taoisten von dem Anwesen geflohen seien gibt sie mit tonloser Stimme den Befehl zum Rückzug... Wenig später sitzt sie in einem Helikopter und starrt herab auf die Überreste des halb zerstörten Gebäudes. Ihr Gesicht zeigt den selben Gesichtsausdruck, wie sonst auch. Das Gesicht einer starken Frau, die überzeugt von sich selbst ist und mit ganzem Herzen an die Sache für die sie kämpft glaubt. Das Gesicht einer Kommandantin, die sich bewusst ist, dass Krieg immer mit den Opfern die gebracht werden müssen einhergeht... Dass das Wohl des Ganzen, das Leben eines Einzelnen überwiegt... das ihrer Untergebenen und Partner, sowie ihr eigenes... Ihr Gesicht zeigt denselben starken, entschlossenen Ausdruck wie sonst auch,... der einzige Unterschied sind das leichte Flackern einer auf Rache sinnenden Flamme in ihren Augen... und die silbern glitzernden Tränen, die stumm an ihrer Wange herablaufen... Kapitel 12: Vertrauen... ------------------------ Shadow of the Black Cat – Kapitel 12 Vertrauen... Sven starrt noch immer wie gebannt auf den kleinen Bildschirm, fassungslos was er gerade mitangesehen hatte. Er wusste, dass die Taoisten unglaubliche Fähigkeiten haben, schließlich hatte er es ja bereits mit George Pullman und diesem irren Doctor zu tun bekommen, aber die Beiden waren nichts verglichen mit diesem Gestaltwandelnden Affen und dieser kleinen Person mit dem bandagierten Kopf... Obwohl er dank der Perspektive der Kamera immer einen guten Überblick über das Geschehen in dem großen Raum hatte, war es ihm nicht möglich den Bewegungen dieses... dieses Wesens, das der kleine Taoist herbeibeschworen hatte, zu folgen. Es war einfach viel zu schnell. Zudem erschien es nahezu unzerstörbar... er hätte zumindest schwören können, dass die blonde Frau mit dem Schwert dem Monster mehr als einmal eine der Gliedmaßen abgetrennt hatte... aber sie waren innerhalb von wenigen Sekunden einfach nachgewachsen. Diesen anderen Kerl hatte es mit nur einer einzigen Attacke erledigt... und die beiden wirkten nicht gerade wie mittelmäßige Kämpfer... Aber jetzt ist der Bildschirm leer... aus irgendeinem Grund waren die Taoisten verschwunden, ohne die verletzte Frau endgültig zu töten... Gerade hatten ein paar Leute in schwarzen Uniformen die Beiden aus dem Raum gebracht. Es waren Chronos Leute, soviel steht fest... Sven erwacht mit einem erstickten Aufschrei aus seinen Gedanken als er realisiert, dass die Kerle, sofern sie wirklich von Chronos sind, jetzt wohl gerade auf dem Weg zu ihren Fahrzeugen sind.... und in einem davon ist er immer noch mit Eve eingeschlossen. Er klettert wieder nach vorne auf den Fahrersitz neben Eve... sie schläft noch immer, doch ihr Gesicht ist bleich. Hektisch sucht er nach einer Möglichkeit aus dem Wagen herauszukommen, doch die Verriegelungstechnik des Fahrzeugs ist, auch wenn er sich in Sachen Technik normalerweise recht gut auskennt, einfach unknackbar. Zudem hat er keinerlei Werkzeuge oder Waffen. Gerade als er frustriert seinen Kopf auf das Lenkrad fallen lässt, nimmt er von Eves Seite eine Reaktion war. Sie hat die Augen geöffnet! „Eve! Wie geht es dir? Was ist-...“ Er stoppt mitten im Satz als er ihre leeren, ausdruckslosen Augen sieht. Wie die Augen einer Puppe. Nervös beugt er sich zu ihr rüber, unsicher was er als nächstes tun sollte... Plötzlich lässt ihn ein lauter Schlag zusammenzucken. Einer der in Schwarz gekleideten Männer hat gegen die Beifahrertür geschlagen und deutet nun mit seiner Schusswaffe drohend auf Sven, während er einen weiteren Uniformierten herbeiruft. Sven denkt fieberhaft nach, doch ihm fällt beim besten Willen keine Möglichkeit ein, sich aus dieser Affäre zu ziehen... Gerade als der zweite Soldat mithilfe eines seltsamen Schlüssels die Tür öffnen will, geht ein Zucken durch Eves Körper. Im nächsten Moment durchschlägt ihre, zu einer gekrümmten Klinge geformte Hand die Beifahrertür, sodass sich ihre metallene Spitze in die Brust des Soldaten bohrt. Schreiend stürzt er von der Tür weg, kurz bevor Eve diese mit einem riesigen Hammer aus den Angeln schlägt. Sven kann kaum seinen Augen trauen. Eve springt leichtfüßig aus dem Wagen, und betrachtet mit ausdruckslosem Gesicht die in Schwarz gekleideten Männer, die mit Sturmgewehren bewaffnet um sie herumstehen. Gerade als Sven zu ihr nach draußen klettern will, wandeln sich die einzelnen Haarsträhnen von Eves blonder Mähne in Rasierklingenscharfe Messer, die auf die geschockten Männer vor ihr zuschnellen. Die in Panik abgefeuerten Kugeln auf Eve prallen hier und da an ihrem Körper ab, jedes mal mit einem gut hörbaren, metallischen Laut. Eves Klingen glänzen bereits rötlich, als es Sven endlich gelingt ihren Arm zu packen und sie zu sich zu ziehen. „Hör auf Eve! Du brauchst keine Angst zu haben... hör auf bevor du sie tötest!“ Eves Haare fallen in ihre normale Form zurück, doch der leere Ausdruck in ihrem Gesicht bleibt. „Lass uns hier verschwinden Eve... keine Sorge, es wird alles wieder gut....“ Er legt eine Hand auf Eves Schulter und sieht ihr in die Augen, doch sie scheint durch ihn hindurch zu sehen. Im nächsten Moment schießen spitze Nadeln aus ihrer Schulter, die sich schmerzhaft in Svens Hand bohren, so als hätte er gerade einen Igel angefasst. Eves Hände formen sich erneut zu langen Klingen und sie stürmt ohne zu zögern auf Sven zu, dem nichts anderes übrig bleibt als auszuweichen. Er reisst seine Augenklappe herunter, und dank der paar Sekunden, die er Eve somit voraus hat, gelingt es ihm ihre flinken Angriffe zu parieren. „Sven!“ Er sieht in die richtung aus der er gerufen wurde und entdeckt Train. Auch wenn Sven erleichtert ist ihn noch lebend zu sehen, verliert sein Gesicht angesichts der schlimmen Verletzungen, die er offenbar einstecken musste, etwas Farbe. Train hält seinen linken Arm auf eine blutende Wunde auf seiner Brust gepresst und der Ärmel seines rechten Unterarms ist völlig zerfetzt und ebenfalls blutdurchtränkt. Train hält seine Hades locker in der rechten Hand, sodass die rote Flüssigkeit in einem schmalen Rinnsal über die goldenen Verzierungen der Waffe läuft und in regelmäßigen Abständen auf den Waldboden tropft. Sven wendet den Blick ab und weicht erneut einem von Eves Hieben aus. „Train, irgendwas stimmt nicht mit Eve! Sie hat sich nicht unter Kontrolle... ich weiß nicht, wie ich sie aufhalten kann, ohne sie zu verletzen... oder selbst dran glauben zu müssen...“ Wieder schießt eine Klinge haarscharf an Svens Gesicht vorbei und hinterlässt einen dünnen Kratzer auf seiner Wange. Entgegen Svens Erwartung, kommt Train aber nicht zu ihm rüber um ihm mit Eve zu helfen, stattdessen packt er einen, am Boden hinter ihm zusammengekauerten Mann am Kragen seines Kittels und drückt ihn an den nächsten Baum. Sven hatte weder ihn, noch das uniformierte Mädchen, dass ängstlich dreinschauend neben Train steht und, wie er freudig bemerkt, seinen silbernen Koffer in der Hand hält, gesehen, doch als er jetzt erkennt, dass es sich um diesen Taoisten-Doktor handelt, der sie mit seiner Illusion erst in diese Lage gezwungen hatte, würde er ihn am liebsten auf der Stelle abknallen. Doch Eves ständige Angriffe vereiteln seinen Plan, sodass er sich eingesteht, dass er dieses Vergnügen wohl Train überlassen muss... Der Doktor keucht schmerzvoll auf, als Train ihn gegen den rauen Stamm des Baumes stößt und ihn mit einem Arm unangenehm dagegendrückt. „Spucks schon aus, Doc! Was hast du mit ihr gemacht, und wie wird sie wieder normal?“ Trains Blick lässt keinen Zweifel daran, dass eine Verweigerung der Antwort keine Option ist. Der Doc beisst die Zähne zusammen, lässt dann allerdings ergeben den Kopf sinken. „... Die speziellen Nanomaschinen, die ich in ihren Organismus eingesetzt habe, sind dabei bestimmte Neuronen von den Synapsen zu lösen, und so deren Funktion als menschliches Bewusstsein zu verhindern, damit-..“ Noch bevor der Doctor seinen Satz beenden kann, verpasst Train ihm einen gezielten Faustschlag ins Gesicht. Er spürt wie etwas Blut von seiner Nase tropft. Train starrt ihn weiterhin wütend an, als wäre nichts gewesen. „Sorry für die Unterbrechung... red nur weiter...!“ „...die-... die Nanomaschinen sind gerade in der Phase in der sie unter den Milliarden Neuronen genau die auswählen, die Emotionen, Sozialverhalten oder das Gewissen ermöglichen... um ihre Verbindung zu den Synapsen zu trennen...Im Moment wird der Körper des Mädchens also nur von ihren Instinkten bewegt...“ „Jaja, sag uns einfach wie wir es aufhalten können!“ Der Doktor zögert kurz bevor er schließlich resigniert aufatmet. „Man könnte den Nanomaschinen mithilfe eines Funksensors einen neuen Befehl zukommen lassen...“ Train lässt den Doktor los und zupft mit einem schiefen Grinsen den verknitterten Kragen seines Kittels zurecht. „Gut, dass wir einen Doc hier haben, der das für uns erledigen kann...“ Jenos öffnet mit einem gequälten Stöhnen die Augen. Er liegt auf einer grünen Militär-Trage im hinteren Teil eines Vans. Der Wagen rast über den unebenen Waldboden, was für seine unerträglichen Kopfschmerzen nicht gerade förderlich ist. Er dreht den Kopf und entdeckt Naizer, der mit einem Verband um seinen kahlen Schädel am anderen Ende des Sanitätsfahrzeugs sitzt und missmutig zu ihm hinübersieht. Jenos richtet sich mühsam auf. „Sieht aus als hätten wir uns nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was...?“ Naizer antwortet nicht. „Was ist mit Beluga?“ „Er wird’s überleben...“ „...Kaum zu glauben, dass dieses Miststück uns derart fertig gemacht hat... sieht ganz so aus als hätte Black Cat damals recht gehabt als er sagte, Chronos Killer seien nicht mehr das was sie mal waren... ich kann es wirklich kaum erwarten Sephni gegenüber zu treten... an einem Tag gleich zweimal von einer Frau verprügelt zu werden... ich wünschte ich hätte in Sachen Dates einmal soviel Glück...“ Naizer senkt den Blick und vermeidet es Jenos in die Augen zu sehen. „Sephiria hat das Kommando vorerst an Number X abgegeben... Er wird sich um alles weitere kümmern, was diesen fehlgeschlagenen Einsatz angeht...“ Jenos blickt verwirrt drein. Noch nie hat er es erlebt, dass Number I ihren Pflichten nicht nachkommen konnte. „Was ist mit Sephiria,... sie wurde doch nicht etwa verletzt? Und warum gibt sie die Verantwortung an diesen Amateur Xiao Li ab? Belzé war doch schon immer ihre rechte Hand...“ „Sie wurde im Kampf verletzt, das ist allerdings nicht das Problem... was Belzé angeht...“ Naizer zögert kurz, den Kopf noch immer gesenkt, sodass Jenos seinen Gesichtsausdruck nur erahnen kann. „... er ist in Ausübung seiner Pflichten im Kampf gefallen.“ Jenos Gesicht erstarrt als Naizers Worte zu ihm durchdringen. Doch auch wenn er innerlich erschüttert ist, fängt er sich recht schnell wieder. „Scheint als hätten wir diese Taoisten wirklich unterschätzt... ich fass es nicht, dass Belzé-... Was ist mit den anderen Numbers?“ „Auch wenn keiner einen nennenswerten Erfolg erzielen konnte, sind sie alle mehr oder weniger lebendig zurückgekehrt... das heißt, alle außer unserem kleinen Neuling...“ Jenos blickt verblüfft auf, und mustert seinen Partner mit einem fragenden Blick. „Tss, sag bloß du hast es nicht bemerkt, Jenos? Sephiria war zwar sehr darauf bedacht, es vor uns anderen Numbers geheim zu halten, wer aber ein aufmerksamer Beobachter ist, konnte sie leicht durchschauen... Sie hat den heutigen Einsatz als eine Gelegenheit genutzt unser neuestes Mitglied zu testen. Soweit ich weiß war Chronos neue Hauskatze aber in keinen der Kämpfe verwickelt und ist bisher auch nicht wieder aufgetaucht...“ „Chronos neue Hauskatze...? Richtig, ich habe einige Gerüchte gehört, dass die Ältesten einen Ersatz für Black Cat gefunden hätten, aber ich hielt es für das gewöhnliche Gerede unter den niedrigeren Angestellten... Wie kommt es, dass wir anderen Numbers nicht ausführlich über den Neuling informiert wurden?“ Naizer setzt ein verächtliches Grinsen auf. „Es heißt die Aufnahmezeremonie wurde diesmal im Geheimen durchgeführt, lediglich Sephiria und Belzé sollen anwesend gewesen sein... Laut den Gerüchten sollte dies Kämpfen zwischen den Numbers vorbeugen... es heißt, die Kampfart dieses Neulings weiche extrem von den Idealen von uns Numbers ab... Sieht aus als hätte Sephiria Bedenken gehabt, dass wir diese Person in unseren Reihen willkommenheissen würden. Ich frage mich wirklich, was für eine Art von Waffe der Neue wohl benutzt...“ Jenos und Naizer sehen sich einen Moment an, beide in Gedanken vertieft. Jenos erinnert sich an seinen Kampf mit Black Cat... Er hätte nicht gedacht, dass die Ältesten den Platz von Number XIII ersetzten würden... Schließlich ist er noch immer bekannt als der gefährlichste unter Chronos Killern, gefürchtet wie kein Anderer... Die Ältesten werden seinen Platz sicher nicht mit einem Schwächling füllen, soviel steht fest... Naizer scheint Jenos Gedanken zu teilen, denn er sieht ihn durchdringend an. „... Laut den Gerüchten soll die neue Number XIII den Spitznamen Doku Hebi haben... weil sie ihre Opfer ähnlich wie eine Giftschlange töten soll. Es heißt sogar, dass diese Schlange um einiges stärker und kaltblütiger sein soll, als Black Cat es jemals war... Ich könnte mir gut vorstellen, dass das der Grund ist warum der Neuling nach dem Kampf in der Villa nicht mehr zu finden war... Ich wette er ist auf der Jagt nach Black Cat...“ Jenos kann sich mit dem Gedanken an einen Killer, der sogar Black Cat in seinen besten Tagen übertreffen soll, nicht wirklich anfreunden... Aber Naizers Worte scheinen der Wahrheit zu entsprechen, sonst hätte er nicht diesen ernsten Gesichtsausdruck... Jenos spürt, dass sein Partner genauso beunruhigt ist wie er selbst. „Was glaubst du wird passieren, wenn er auf Black Cat trifft?“ Naizer scheint die ihm bekannten Fakten über diesen mysteriösen Killer abzuwägen, sowie Sephirias Geheimniskrämerei. Nach einigem zögern, scheint er sich ein Bild von der Situation gemacht zu haben, denn während er antwortet, zeigt sein Gesicht nichtmal den Hauch eines Zweifels. „Er will XIII's Platz unter den Numbers einnehmen... und um das zu erreichen, wird er seinen Vorgänger töten. Wenn du mich fragst, ist Heartnet ein toter Mann...“ Train drückt Kira die kleine, schwarze Schusswaffe in die Hand, die er die ganze Zeit über in dem Halfter an seinem Oberschenkel herumgetragen hat. Unsicher nimmt sie die Pistole in beide Hände und sieht fragend zu ihm auf. „Ich könnte deine Hilfe brauchen, Kira. Ich muss meinem Partner helfen, bevor unser Prinzesschen ihn zu Sushi verarbeitet. Könntest du solange ein Auge auf unseren Doc werfen?“ Er wirft einen prüfenden Blick ins Innere des Vans, wo der Doktor hektisch nach brauchbarem Material für einen Sender sucht. Kira betrachtet Train mit einem nachdenklichen Gesicht. „Du weisst, dass das schon das zweite mal ist, dass du einem deiner Feinde eine Waffe in die Hand gibst. Ich meine, glaubst du nicht, dass das ziemlich... unklug ist..?" Sie wendet ihren Blick schüchtern ihren Füßen zu. "Woher willst du wissen, dass ich es mir nicht doch anders überlege und sie gegen dich einsetze?“ Train grinst sie an. „Ich weiss es nicht. Und ich bin inzwischen ziemlich erledigt, also schätze ich, sogar du könntest mich mit einem Glückstreffer böse erwischen...“ Das breite Grinsen wandelt sich zu einem ehrlichen Lächeln. „... aber ich vertraue dir...“ Sie sieht ihn mit großen Augen an, und ihre Wangen färben sich leicht rot, als sie ihm entschlossen zunickt. „Ich geb mein bestes!“ Train sieht ihr nach, als sie in dem Van verschwindet, bevor er sich Sven und Eve widmet, die immer noch wie Katz und Maus über die Lichtung jagen. Auf Svens Stirn sind bereits Schweißperlen zu sehen und er hat seinen geliebten Hut verloren. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er Eves Tempo nicht mehr lange standhalten kann. Gerade als er einem neuen Angriff ausweicht, hört er ein metallisches Geräusch als ihre Klinge auf den Corpus von Trains Hades trifft. Train grinst ihn müde an. „Ich übernehm fürs erste Partner... Wir müssen sie nur beschäftigen, bis der Doc fertig ist.“ Eves Klinge fährt über seinen Kopf hinweg, doch Train gelingt es, sich noch rechzeitig zu ducken. Lediglich ein paar seiner Haare fallen dem Angriff zum opfer. Obwohl Train sich, trotz seiner Verletzungen, immer noch katzengleich aus der Reichweite von Eves Waffen bewegen kann, ist er überrascht, wie knapp ihn die metallenen Klingen ein ums andere Mal verfehlen. „Hey Sven... ich kann mich nicht erinnern, dass unser Prinzesschen schon immer so verdammt schnell war... schätze ich sollte mich besser nicht mehr mit ihr anlegen, wenn sie wieder normal ist!“ Sven, der gerade seinen Hut vom Waldboden aufliest und mit einer Handbewegung einige Tannennadeln herunterwischt, sieht ihn teils besorgt und teils genervt an. Er wundert sich, dass Train sogar in so einer Lage noch Witze reisst... wenn er nur um wenige Wochen zurückdenkt, sieht er immer noch diesen deprimierten, wortkargen Typen mit den unangenehm durchdringenden Augen vor sich, den er und Eve am Neujahrsabend in einer dunklen Gasse aufgelesen hatten... Damals hatte er den Eindruck gemacht, als wäre ihm alles egal... jetzt hat er ohne zu zögern sein Leben aufs Spiel gesetzt, nur um diesen Doktor herzubringen, und obwohl Sven ihm genau ansehen kann, dass er am Limit seiner Kräfte angekommen ist, tut er alles um ihnen noch mehr Zeit zu verschaffen, damit Eve wieder gesund wird... Er hat offenbar sogar Creed davonkommen lassen, und mit ihm eine einmalige Chance, endlich mit seiner Vergangenheit abzuschließen... Alles nur aus Sorge um Eve... Auf Svens Gesicht legt sich der Hauch eines zufriedenen Lächelns. ... Er hat sich wirklich verändert... Ein jubelnder Schrei lässt Sven aus seinen Gedanken erwachen, als das uniformierte Mädchen mit einem erleichterten Lachen aus dem Van springt, die Waffe eher schlecht als recht auf den ihr folgenden Doktor gerichtet. Er hält einen kleinen Kasten in der Hand, aus dem hier und da ein paar grob verbundene Drähte ragen, zusammen mit zwei leicht gekrümmten Antennen. Die Beiden laufen zügig auf Sven zu, wobei das Mädchen ständig besorgte Blicke zu dem nochimmer kämpfenden Tain wirft. „Damit sollte es funktionieren... das Mädchen muss sich allerdings für einige Sekunden innerhalb der Reichweite der Sensoren befinden, damit die Datenübertragung nicht zwischenzeitlich unterbrochen wird...“ Der Doktor rückt seine Brille zurecht. „... ich kann nicht sagen was passiert, wenn ein unvollständiger Befehl an die Nanomaschinen weitergegeben wird...“ Sven ballt angespannt die Fäuste. „Wie groß ist der Radius in dem sie sich befinden muss?“ „Etwa ein halber Meter.“ „Wa-? Konntest du das Ding nicht besser zusammenbauen?“ Der Doktor ignoriert Svens offene Kritik an seinen Fähigkeiten. „Ihr müsst sie nur solange festhalten, bis diese Lampe hier von rot auf grün umschaltet...“ Sven nickt und greift nach dem Gerät, doch der Doc zieht es ihm vor der Nase weg. „...Bevor ich es euch gebe, woher weiß ich, dass ihr mich dann auch wirklich gehen lasst?... Und mich nicht stattdessen an Chronos verkauft...“ Sven wirft ihm einen Wir-sind-hier-schließlich-nicht-die-Bösen-Blick zu, während Kira mit zunehmender Besorgnis Trains stetig langsamer werdende Ausweichmanöver verfolgt. Sie hebt die Arme und richtet mit beiden Händen die Pistole auf den Kopf des Doktors. „Wenn du nicht sofort dafür sogst, dass dieses verrückte Mädchen wieder normal wird, wird sie Train womöglich töten! Und wenn das passiert, brauchst du dir um Chronos keine sorgen mehr zu machen... denn dann kriegst du's mit mir zu tun!“ Sie sieht ihm entschlossen in die Augen, den Lauf der Waffe nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Nach einigem Zögern lässt der Doktor den Sender in Svens ausgestreckte Hand fallen, der damit sofort auf Train und Eve zurennt. Während Kira langsam die Arme sinken lässt, betrachtet der Doc sie genau. „...Ich hätte schwören können, das du vorhin nichtmal eine gesicherte Waffe halten konntest, ohne am ganzen Körper zu zittern... Aber jetzt war trotz der angespannten Situation selbst deine Atmung ruhig, wie es gewöhnlich bei geübten Schützen der Fall ist... Als du meine Chimera mit der Säure attackiert hast war es ganz ähnlich... entweder bist du gar kein so unfähiges Mädchen, wie ich bisher angenommen hatte, oder...“ Er wirft ihr ein amüsiertes Grinsen zu. „...oder du bist, aus welchem Grund auch immer, so versessen darauf Black Cat zu beschützen, dass du dabei sogar deine Angst vergisst...“ Sie wendet schnell ihr Gesicht von ihm ab und tut als hätte sie seine Anspielungen nicht gehört. Aber ihm entgeht nicht, dass sich ihre Hand ein wenig fester um den Griff ihrer Waffe schließt... Kapitel 13: Erinnerungen der schwarzen Katze -------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 13 Erinnerungen der schwarzen Katze „Train, du hast gehört was der Doktor gesagt hat, oder?“ Train nickt Sven zu, der mit einem kleinen schwarzen Kasten, aus dem zwei Antennen ragen, auf ihn zurennt. „Wir sollten sie von zwei Seiten einklammern, und sie dann irgendwie festhalten...“ Während Eve noch immer auf Train einzustechen versucht, schleicht Sven sich von hinten an sie ran. Train behält die Bewegungen seines Partners genau im Auge, um Eves Angriffe so zu parieren, dass Sven ein möglichst leichtes Spiel hat. Doch während Eve mit kaum verminderter Geschwindigkeit kämpft, spürt Train wie ihm jede Bewegung schwerer fällt. Sein ganzer Körper fühlt sich ungewohnt schwer an und obwohl er hektisch nach Luft schnappt hat er das Gefühl als würde er ersticken. Er kann seine Umgebung schon nur noch verschwommen wahrnehmen, und seine Ausweichmanöver gelingen ihm nur dank seiner Jahrelang antrainierten Reflexe. Gerade als er Sven nach Eves Arm greifen sieht, gerät er ins Straucheln und landet unsanft auf dem harten Waldboden. Er blickt auf und sieht wie Eve sich im letzten Moment umdreht und nach Sven ausholt, der blitzschnell den einzigen Knopf auf dem Apparat drückt, wodurch ein rotes Licht aufflammt. Train versucht sich noch einmal aufzurappeln, doch sein Körper will sich nicht bewegen... Stattdessen hat er nur den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Er sieht wie Sven krampfhaft Eves Arme festhält, als diese plötzlich ein drittes Schwert aus ihren Haaren formt, das auf Sven zurast. Der denkt jedoch nichtmal daran Eve jetzt loszulassen, auch nicht als die Klinge seine Schulter durchbohrt. Train sieht gerade noch, wie sich der weiße Anzug seines Partner langsam rot färbt, bevor alles um ihn herum schwarz wird... Er erwacht mit einem gequälten Stöhnen. Müde öffnet er die Augen, verdeckt sie aber sofort wieder mit seinem linken Arm, als die grellen Sonnenstrahlen, die das Zimmer durchfluten unangenehm auf seine Pupillen treffen. Völlig reglos bleibt er einige Minuten in dieser Position liegen. Nach und nach dringt auch der monoton pochende Schmerz in seiner Brust und seinem rechten Arm in sein Bewusstsein. Von irgendwo her ist ein lautes Krachen zu hören, wie zersplitterndes Porzellan, gefolgt von einigen Flüchen... Train lässt seinen Arm erschöpft von seinem Gesicht gleiten und sieht sich um. Er kennt den Raum in dem er sich befindet nicht, doch aufgrund des Erste-Hilfe Kastens neben seinem Bett und seiner ordentlich auf dem Nachtisch platzierten Hades, geht er davon aus, dass es sich um eines von Svens Verstecken handeln muss. Mühsam hebt er seinen rechten Arm und betrachtet seine Hand. Die Schnittwunden sind mit einem dicken Duck-Verband versorgt, genau wie sein schmerzendes Handgelenk. Sogar jeder einzelne Finger ist verbunden, und als er vorsichtig versucht sie zu einer Faust zu krümmen, muss er schmerzhaft feststellen, dass das nicht Grundlos der Fall ist... Er versucht sich daran zu erinnern was auf der Lichtung passiert ist... Er und Sven hatten versucht Eve Bewusstsein mithilfe des Senders zurückzuholen... sie hatten sie von zwei Seiten umstellt... und dann... Train fährt geschockt auf, sodass ein stechender Schmerz durch seine Brust schießt und ihm für einen Moment den Atem raubt. Er sammelt sich kurz und schlägt dann hektisch die weiche Decke seines Bettes beiseite. Mühsam richtet er sich auf und schleppt sich zur Tür. Gerade als er die Hand auf den goldenen Türgriff legen will, bewegt dieser sich von selbst nach unten und die schwere Holztür wird von der anderen Seite nach innen aufgestoßen, sodass Train die metallene Klinge in den Bauch, und die raue Holzoberfläche an den Kopf gerammt wird. Als die kleine blonde Gestalt in den Raum tritt, liegt Train laut fluchend auf dem Rücken, unsicher welche Stelle seines Körpers im Moment am meisten schmerzt. „Du bist selbst schuld wenn du in deinem Zustand schon im Zimmer herumläufst, Train!“ Er erkennt den nörgelnden, belehrenden Tonfall in der Stimme des Mädchens sofort, und setzt sich grinsend auf. „Prinzesschen!“ Bevor Eve die Gelegenheit hat auszuweichen, hat er sie bereits in einer stürmischen Umarmung gefangen, wobei er mit einer Hand ihre ordentlich gekämmten, langen Haare völlig durcheinander bringt. Mit einem empörten Blick, stößt sie ihn von sich weg und funkelt ihn wütend an. „Tu... das... nie wieder, Train! Hörst du? NIE WIEDER!“ Trains Grinsen wird noch etwas breiter, als sie sich schnell umdreht, um die Tür zu schließen, nur damit er ihre leicht geröteten Wangen nicht sehen kann. Plötzlich fällt ihm wieder ein, warum er überhaupt so Hals über Kopf zur Tür gerannt war. „Was ist mit Sven? Geht’s ihm gut?“ Eve sieht ihn mit einem schuldbewussten, traurigen Gesicht an, bevor sie leise antwortet. „Er lebt, wenn du das meinst.... aber er wird wohl noch ein paar Wochen brauchen bis er wieder ganz fit ist... Ich hab ihm diemal viel ärger bereitet...“ Die Augen des Mädchens glänzen leicht und sie fixiert verkrampft den Teppichboden vor ihren Füßen. Gerade als Train den Mund öffnet, um sie etwas aufzumuntern, ertönt erneut ein durch Mark und Bein gehendes, klirrendes Geräusch. Eves Gesicht verzieht sich zu einem angriffslustigen Funkeln, bevor sie die Tür aufreisst und wutentbrannt nach draußen stapft. Train bleibt leicht verwirrt zurück. Als er sich wenig später die Treppe heruntergequält hat, entdeckt er Eve, die leise vor sich hingrummelnd einige Scherben, die wohl mal ein Teller gewesen sind, zusammenkehrt. „Sag mal, Prinzesschen... wenn Sven so schwer verletzt ist, wie kommen wir dann hier her? Sag nicht, dass du ganz allein-...“ Eve wirft ihm einen giftigen Blick zu und deutet mit ausgestrecktem Arm richtung Küche. „Dieses Mädchen hat mir geholfen euch hier herzubringen... sie war es auch, die sich um eure Wunden gekümmert hat... Zuerst dachte ich, sie wäre eine von Creeds Leuten, aber sie hat darauf bestanden mir zu helfen... und letztlich hätte ich es ohne ihre Hilfe wohl auch nicht geschafft...“ Ihre letzten Worte unterstreicht Eve mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie sich eben selbst ein Messer in den Rücken gestoßen. Train blickt in die Küche und entdeckt Kira, die damit beschäftigt ist Teller zu spülen. Doch wirklich erkennen kann er sie erst auf den zweiten Blick. Ohne ihre viel zu große Uniform sieht sie wie ein ganz anderer Mensch aus... Sie trägt Jeans und ein hautenges schwarzes Top. Lange dunkle Haare, die vorher unter der grauen Kappe ihrer Uniform versteckt waren, fallen leicht gewellt über ihren Rücken. Gerade als Train sie begrüßen will, rutscht ihr einer der nassen Teller aus der Hand und landet in dem mit Spülwasser gefüllten Waschbecken. Die Wasserspritzer erstrecken sich über die ganze Wand, und sogar den Boden. Laut fluchend tastet Kira unter der dichten Schicht aus Schaum, nach den Überresten des Tellers. „So geht das schon seit drei Tagen... sie mag vielleicht gut darin sein, Wunden zu versorgen, aber in Sachen Haushalt ist sie eine Katastrophe...“ Train wendet sich erschrocken zu Eve um, die plötzlich wie aus dem Nichts an seiner Seite aufgetaucht ist. Sie starrt mit resigniertem Gesicht zu Kira hinüber, während sie an Train gewandt mit faszinierter Stimmer fortfährt, so als würde sie ihm die Fakten über ein seltsames Tier, das sie die letzten Tage erforscht hat, herunterbeten. „Egal was sie anfasst, solange es zerbrechlich ist, schafft sie es auch es zu zerstören... Ich glaube nichtmal, dass sie es mit Absicht macht... Es ist wie in einem Buch, das ich mal gelesen habe... nur dass ihre Hand nicht alles in Gold verwandelt,... sondern in einen Haufen Scherben...“ Kira scheint Eves monotonen Singsang gehört zu haben, denn sie wendet sich mit einer entschuldigenden Verneigung um. „Tut mir wirklich leid, Eve. Ich habs schon wieder getan... Ich werd ganz sicher dafür aufkommen, wenn ich erst-...“ Als sie Train entdeckt, stoppt sie mitten im Satz und lächelt ihn überglücklich an. Eine Woche später... Train stößt ein gelangweiltes Seufzen aus, während er müde dreinblickend durch die altmodische Innenstadt schlendert. Hin und wieder hält er inne, um in einen der kleinen Läden hineinzuspähen, in der Hoffnung etwas Essbares ausfindig zu machen. Allmählich verlieren sich die Geschäfte aber und weichen mehr oder weniger verlassenen Gassen. Normalerweise wäre er wohl einfach wieder umgekehrt, und hätte es am anderen Ende der Kleinstadt versucht, aber die Gegend in die er hier geraten war, kam ihm aus irgendeinem Grund seltsam vertraut vor. Je weiter er richtung Osten geht, desto dreckiger und schmaler werden die Gassen. Neben einem rundlichen alten Hauseingang bleibt er stehen. Er starrt auf die verwitterte Wand neben dem Eingang, wo nur einige wenige Putzreste an die einst helle Fassade erinnern. Am grauen Himmel ist das weit entfernte Grollen eines Donnerschlags zu hören, als die ersten Tropfen des längst überfälligen Sommergewitters auf den trockenen Boden treffen. Die wenigen Menschen die sich noch in der Gegend befinden, eilen hektisch durch die Straße und verschwinden nach und nach in diversen Hauseingängen, während der stetig zunehmende Regen allmählich Trains Kleidung durchnässt und von seinen Haaren tropft. Ein greller Blitz zuckt über den Himmel und taucht die Umgebung für den Bruchteil eines Moments in helles, glänzendes Licht... Alles um ihn herum wirkt für eine Sekunde wie in metallisches Silber gegossen... Wie das silberne Glänzen eines Pistolenlaufs... Der Regen prasselt gleichmäßig auf den grauen Betonboden und lässt ihn fast schwarz erscheinen. Einige Kinder rennen an ihm vorbei, springen in die gerade erst entstandenen Pützen und versuchen sich gegenseitig nasszuspritzen. Sie scheinen etwa in seinem Alter zu sein. Zehn, vielleicht elf Jahre. Er geht langsam an ihnen vorbei, seinen aufgespannten tropfenden Schirm lässig auf eine Schulter gelehnt. Seine katzengleichen, goldenen Augen folgen aufmerksam jeder ihrer Bewegungen. Aber er würde nie auf die Idee kommen sich ihnen anzuschließen... Er kann sich kaum vorstellen, an solchen kindischen Spielen noch gefallen zu finden... er hat Wichtigeres zu tun... Auch wenn es hart ist, aufgeben kommt für ihn nicht in Frage... er wird immer weiter machen... so wie er es immer getan hat. Er hatte die Chance sich zu entscheiden, und er hat sich entschieden weiterzuleben, egal was es kostet oder wie hart es ist... Solange er sein Ziel vor Augen hat, wird er weitermachen... Ein Mädchen mit langen blonden Zöpfen springt in eine tiefe Wasserlache direkt neben ihm. Seine Schuhe und ein Hosenbein werden völlig durchnässt, doch dank seiner schnellen Reflexe bleibt die braune Papiertüte in seinem Arm unversehrt. Das Mädchen murmelt ihm eine Entschuldigung zu, bevor sie sich wieder zu ihren Freunden gesellt. Er sieht ihr schweigend hinterher. Er biegt in die kleine Gasse ein, die er vor nur wenigen Wochen zum ersten Mal gesehen hat... Er hat erst seit kurzem die Erlaubnis das Haus zu verlassen, um kleine Aufgaben, wie Einkaufen zu erledigen... Er ist sich nicht ganz sicher, ob das wirklich eine für ihn positive Entwicklung darstellt, schließlich könnte es einerseits bedeuten, dass Zagine eine Art Vertrauen zu ihm Entwickelt hat, oder aber, dass er ihn immernoch so weit unterschätzt, dass er ihm nichtmal einen Fluchtversuch zutraut... dass er ihn immernoch für so schwach hält... Aber im Grunde ist es wahr, er würde nicht fliehen, obwohl er in letzter Zeit einige wirkliche Chancen gehabt hätte... Anfangs hatte er jede Gelegenheit genutz, hatte sogar mehrere amateurhafte Versuche gestartet, Zagine zu töten... Aber er weiß inzwischen selbst, dass er im Grunde nie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hatte. Doch seit einiger Zeit hatte sich das Blatt gewendet, er hatte sogar das Gefühl, Zagiene würde ihm absichtlich Gelegenheiten zur Flucht verschaffen... als wollte er ihn testen. Doch er hat in den letzten Wochen zu viel gelernt, als dass er jetzt einfach aufhören könnte. Er war stärker geworden, soviel war sicher, und er will noch um einiges stärker werden als er es im Moment ist... stärker als Zagine selbst... um irgendwann in der Lage zu sein, sich dafür zu rächen was er seiner Familie angetan hatte... Und um das zu erreichen muss er weiterhin trainieren, weiter lernen... Auch wenn es ihm schwerfällt jeden Tag mit dem Mann zu verbringen, der sein ganzes Leben durcheinander gebracht hat, der seine Eltern getötet hat und der den Lauf seiner Waffe auch auf ihn gerichtet hat... Als er sich dem runden Hauseingang nähert bleibt er stehen. Eine dunkle Gestalt kauert neben dem Eingang, den Rücken an das Mauerwerk gelehnt, in einen alten, zerfetzten, schwarzen Mantel gekleidet. Einige rote Blutspuren ziehen sich über den hellen Putz der Fassade. Als er die Person erkennt, die da vor ihm auf der nassen Straße kauert, wie ein getretener Hund, rutscht ihm die Tüte mit den Einkäufen aus der Hand. Einige Äpfel rollen lautlos über den durchnässten Untergrund und bleiben in einer tiefen, dunkelroten Blutlache zu seinen Füßen liegen. Er hat das Gefühl als wäre das Geräusch des prasselnden Regens einfach ausgeblendet, als er völlig reglos auf Zagines bleiches, eingefallenes Gesicht starrt. Die langen, grau-blonden Haare des Mannes fallen tropfend in dessen Gesicht, sodass nur sein linkes, leicht geöffnetes Auge und sein, zu einem Lächeln verzogener, schmaler Mund zu sehen sind. Zagines Waffe liegt etwa einen Meter vor ihm in einer Pütze. Sein ganzer Körper zittert während er zu dem Mann hinuntersieht, den er in den letzten Wochen als nahezu unbesiegbar angesehen hatte, und der jetzt in dieser erbärmlichen Pose vor ihm im Dreck sitzt, nichteinmal in der Lage einen einzigen Muskel zu rühren. „W-warum?“ Die Hand des Jungen schließt sich fester um den Griff des Regenschirms. „Woher kommt all das Blut? Warum liegst du hier auf dem Boden?“ Der Mann zu seinen Füßen grinst noch etwas breiter. „Es sieht ganz danach aus, als wäre letztlich auch ich einer von den schwachen Menschen geworden...“ „Nein.... du kannst nicht sterben... nicht hier... und nicht jetzt! Wenn du jetzt stirbst, stehe ich wie ein Idiot da, weil ich dich zu meinem Vorbild gemacht habe! Ich sollte derjenige sein der-... Nur dafür wollte ich stärker werden! Nur dafür hab ich so hart gearbeitet!“ Der Schirm gleitet aus seinen zitternden Händen. Die schweren Regentropfen fallen auf seinen Kopf, durchnässen seine Haare und laufen an seinen Wangen herunter. „...Dein Vorbild? Ich habe deine Eltern getötet und trotzdem betrachtest du mich als dein Vorbild? Du solltest dir eins merken, Kleiner...“ Ein gequältes Husten durchfährt seinen Körper und Blut rinnt an seinem Mundwinkel herunter. „... Mach dich von niemandem abhängig... verlass dich nur auf dich selbst... Wenn du besser sein willst als ich, dann musst du dein Leben allein bestreiten... Um zu überleben, musst du stärker werden... stärker als alle anderen... nur du allein... Train Heartnet...“ „Hey? Ich rede mit dir! Du bist doch Train Heartnet, nicht war?“ Train schreckt aus seinen Gedanken auf und starrt in das bärtige Gesicht eines kleinen alten Mannes, der mit einem dunklen Regenmantel bekleidet vor ihm steht. Die runden Gläser seiner Brille sind mit Regentropfen gesprenkelt, weshalb er sie wohl bis auf die Spitze seiner gekrümmten Nase vorgeschoben hat, um darüber hinwegsehen zu können. „Doch, doch! Ich bin mir ganz sicher! Selbst ein seniler Kauz wie ich könnte diese unheimlichen Augen nicht vergessen! Du bist es!... Hmpf,.. Unsereins hört ja einige Geschichten, aber ich dachte mir schon, dass einer wie du nich so schnell ins Gras beißt...“ Er wirft dem völlig durchnässten Train einen abschätzenden Blick zu. „Hmm,... naja, wenn wir weiter hier im Regen stehn, wird der Teufel uns noch beide holen!“ Der kleine Mann weist auf den rundlichen Hauseingang und winkt Train mit einer, in einem alten schwarzen Lederhandschuh bekleideten Hand zu sich. An seinem Handgelenk baumelt eine schmale, goldene Kette, mit einem großen Anhänger daran, einem ovalen Metallstück, in dessen Mitte ein kreisrundes Loch eingedrückt ist. Train blickt verblüfft auf. „Diese Kette... sag nicht du bist... der alte Fogey?“ Der Mann dreht sich mit einer griesgrämigen Miene um. „Und wie oft hab ich dir gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst? Keinen Respekt vor dem Alter, diese Jungen Leute!... Jetzt beweg dich schon, bevor wir uns hier den Tod holen...“ Train folgt dem Alten in den düsteren, feuchten Flur des Hauses, vorbei an einigen dunklen Türen, an denen nochimmer die angelaufenen, goldenen Ziffern der inzwischen unbewohnten Apartments hängen. Er lässt den Blick über die vom Schimmel zerfressenen Tapetenreste schweifen und erinnert sich daran, wie er diesen Gang das letzte Mal entlanggegangen war... Der Alte hält vor einer der Türen grummelnd inne und sucht leise vor sich hinfluchend nach dem Schlüssel. „Kaum zu glauben, dass du noch immernoch hier wohnst...“ „Wo sollte jemand wie ich auch sonst hin?... Ich bleibe hier, bis zum bitteren Ende!... Auch wenn meine Geschäfte als Informant inzwischen Vergangenheit sind, solange ich hier bin, schnappe ich doch noch das ein oder andere auf... zum Beispiel, dass Zagines nichtsnutziger Lehrling es schließlich bis zu den Chronos Numbers geschafft hat...“ Mit einem lauten Knarren stößt er die schwere Tür auf, schaltet das Licht in seiner Wohnung an und gebietet Train mit einem erneuten Grummeln hinein. „Aber Zagine wusste von Anfang an was er tat... Jaja, der hat den Killer in dir gesehen, Junge! Und wie man so hört, machst du dem alten Zagine inzwischen alle Ehre!...“ Er lässt ein ersticktes Lachen hören, während er sich mit leicht zitternden Händen bemüht ein Feuer in dem kleinen Kamin am Ende des Raumes zu entzünden. Train lässt sich derweil auf einem der abgewetzten Ledersessel fallen. „All diese Geschichten sind längst Vergangenheit... ich habe Chronos verlassen...“ Die Streichhölzer rutschen aus der Hand des Mannes und sein Lachen erstirbt augenblicklich. Für einen Moment herrscht eiskalte Stille, während der Greis angestrengt nachzudenken scheint, bis er sich schließlich räuspert. „... Chronos verlassen? Heißt das, du bist hierher zurückgekommen um dich zu verstecken?“ „Tss, wohl kaum... Man könnte sagen, ich bin auf der Durchreise... Bis vorhin war mir nichtmal bewusst, dass es mich ausgerechnet hierher verschlagen hat. Ich hatte eigentlich nicht vor, nochmal hier her zu kommen.“ Der alte Kauz bemerkt überrascht, dass Train grinst. „Ich war mir nichtmal sicher, ob mein Gedächtnis mir keinen Streich spielt, bis ich den Anhänger an deiner Kette gesehen hab... Ich frage mich wie oft du mir damals wohl die Geschichte erzählt hast, wie das Ding dir das Leben gerettet hat...“ „...du meinst... während meiner Zeit als Profikiller? Als eine 9mm Kugel direkt-...“ „..-direkt auf dein Herz geschossen wurde, und in dem Anhänger stecken blieb!“ Der alte Mann setzt ein schiefes Grinsen auf, während Train sich die Seele aus dem Leib lacht. „Und was hast du jetzt vor? Chronos hat dich wohl nicht einfach so gehen lassen?“ „Nope, aber das geht klar. Fürs erste sind sie mit wichtigerem beschäftigt... ich schätze du hast auch schon davon gehört... Von Creed und seinen Aposteln... Bis sich die Lage beruhigt hat, haben sie keinen Grund einen einfachen Sweeper zu verfolgen.“ „...Sweeper also... Hmm, wirklich schade, du hattest Talent... Kein sehr elegantes Ende für einen Killer wie Black Cat...“ „.. Aber ein eleganter Start für den Sweeper Train Heartnet...“ Der Alte schweigt und mustert Train nachdenklich, bis er sich schließlich erhebt und zu einem kleinen Schrank läuft. Als er zurückkommt hält er einen goldenen Schlüssel in der Hand, den er wortlos vor Train auf den Couchtisch legt. „Was ist das?“ „Ich dachte mir, wenn du schonmal da bist, willst du vielleicht einen Blick in Apartment Nummer 16 werfen..?“ „Train ist WAS?? -Autsch!“ Sven zuckt mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen, die Hand jedoch nochimmer wütend zur Faust geballt. Eve und Kira beobachten seinen Wutausbruch schweigend. „Was zur Hölle ist an >Wir verhalten uns unauffällig und vermeiden es gesehen zu werden< so schwer zu verstehen?! Ernsthaft, es ist jedes Mal dasselbe mit diesem Vollidioten!“ „Sven, du solltest dich nicht so aufregen, deine Wunden könnten-...“ „Du hast recht Eve! Seine Wunden sind noch nicht einmal richtig verheilt! Wenn er wieder irgendetwas Blödes anstellt und in einen Kampf verwickelt wird, ist er geliefert!! Und dieser Trottel stellt IMMER etwas Blödes an!!“ Eve macht einen empörten Eindruck, angesichts dieser dreisten Verdrehung ihrer eigentlichen Aussage. „Du scheinst dir wirklich Sorgen um ihn zu machen, was Sven?“ Sven starrt Kira einen Augenblick mit zusammengepressten Lippen an. „Tss... versteh mich bloß nicht falsch! Ich meine... Es ist nur... dass... äh...“ Sein Blick fällt auf Eve. „...Jaa, ich mache mir lediglich Sorgen um Eve! Mit solchen Aktionen ist er ein schlechtes Vorbild für sie! Das kann ich nicht einfach so dulden!!“ Kira und Eve werfen sich vielsagende Blicke zu, die Sven jedoch schlicht ignoriert. Nach einigen angespannten Sekunden, versucht Kira die Situation zu retten. „Okay, ich denke ich werde trotzdem in die Stadt gehen und mich nach ihm umsehen... der Regen scheint ja inzwischen nachzulassen. Du und Eve, bleibt hier und wartet, vielleicht kommt er ja in der Zwischenzeit von selbst zurück.“ Sie verschwindet in den Flur und Eve wendet sich mit wütendem Gesicht zu Sven um, kaum dass die Tür hinter Kira ins Schloss gefallen ist. „Du glaubst nicht wirklich, dass ich jemanden wie Train als Vorbild betrachten könnte, oder Sven?!“ Das gefährliche Funkeln in Eves Augen lässt Sven nicht wirklich viel Spielraum, bei der Suche nach der richtigen Antwort auf ihre Frage... „...97...98....99...100!“ Er landet völlig verschwitzt und keuchend auf dem Bauch, seine Arme fühlen sich wie Blei an und obwohl der geflieste Boden unter ihm hart und staubig ist, bleibt er einfach liegen. Er kann keinen Muskel mehr rühren, von aufstehen ganz zu schweigen... „Nicht schlecht, Kleiner. Wenn du das so einfach wegsteckst, würde ich sagen du machst gleich nochmal 100 Liegestützen...“ Trotz seiner schmerzenden Arme ballt er seine Hände zu Fäusten und richtet sich mühsam auf. „Vergiss es! Du hast gesagt, wenn ich 100 schaffe, kann ich Pause machen und endlich was essen!... Das Frühstück ist schon über 9 Stunden her!“ Er wirft Zagine einen trotzigen Blick zu, der kann darüber allerdings nur müde Lachen. „Tss... Selbst in dieser Lage, scheinst du den ganzen Tag nur ans Essen zu denken... Ich frage mich, ob ich darüber lachen, oder es eher bewundern soll... Aber du bringst mich da auf eine Idee...“ ... Er sitz in dem kleinen Hof hinter dem Haus und betrachtet die Wolken die am blauen Himmel vorbeiziehen. Der ganze Platz ist quadratisch und an jeder Seite schließt eine gemauerte Hauswand an. In seiner Mitte, von einigen spärlichen Gräsern und Moos umwachsen steht der große Kirschbaum, an dessen Stamm er sich anlehnt. Er trägt nicht viele Früchte, nur ganz oben in der Baumkrone, der einzige Teil der die Häuser ringsherum überragt, sind einige rote Kirschen zu entdecken. Sein Magen knurrt. Er sitzt jetzt schon seit über einer halben Stunde hier im Halbschatten und wartet, so wie Zagiene es ihm aufgetragen hat... Plötzlich geht die alte Holztür, der einzige Weg, um aus diesem Hof herauszukommen, auf und Zagine tritt auf ihn zu, mit einem Pizzakarton in der Hand. Der Duft der frischen Pizza lässt ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber er versucht sich nichts anmerken zu lassen. Zagine schreitet über den Hof, direkt auf den Baum zu. Dort angekommen, hebt er die Pizza und wirft sie ohne ein Wort in die Baumkrone, wo der Karton in einigen Ästen hängen bleibt. „W-warum hast du das gemacht?“ Zagine grinst ihn kalt an. „Du sagtest, dass du Hunger hast, nicht wahr? Also hab ich dir was besorgt... du musst es dir lediglich holen...“ Sein Bauch knurrt beim Gedanken an die Pizza noch etwas lauter, also geht er ohne zu zögern auf den Baum zu. Doch Zagine hält ihn zurück. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich es dir so einfach mache?“ Er zieht mit einer Hand ein Paar silberne Handschellen hervor und fesselt ihm damit die Arme auf den Rücken. „Wenn du an die Pizza rankommen willst, musst du es tun ohne deine Arme zu benutzen.“ „Aber das ist unmöglich!“ Zagine wendet ihm den Rücken zu und geht richtung Ausgang. „Wenn du wirklich so hungrig bist, wird dir sicher was einfallen... Und denk gar nicht daran einfach abzuhauen... ich werde die Tür hinter mir verriegeln... Du solltest dich beeilen,... sie schmeckt nur halb so gut, wenn sie erst kalt geworden ist...“ Train starrt aus dem Fenster in den kleinen Hof hinunter, wo noch immer der alte Kirschbaum steht. Er kommt ihm seltsam klein vor... Er hatte damals ganze zwei Tage gebraucht um an die verdammte Pizza zu kommen... und als er sie endlich hatte, war sie nicht nur kalt, sondern auch nicht mehr sehr frisch... Er sieht sich in dem kleinen Zimmer um. Ein schlichtes Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch... Alles ist genau wie damals, als wäre seitdem kein Mensch mehr hier gewesen... der einzige Unterschied, ist die dicke, graue Staubschicht die den gesamten Raum bedeckt. Train schlendert gemächlich durch das Zimmer, das er immerhin einige Monate lang bewohnt hatte. An dem Schreibtisch hält er inne... Er öffnet die oberste Schublade und tastet darin herum. Als er den kleinen Hohlraum, ganz hinten in der Schublade entdeckt muss er unwillkürlich lächeln. Gerade als er seinen Fund herausziehen will, lässt ihn ein altbekanntes Geräusch aufschauen... Das metallische Klicken, wenn eine Pistole entsichert wird... „Kramst du in Erinnerungen, Black Cat?“ Ein großer Mann in einem dunkelgrauen Anzug und mit schwarzen, langen Haaren steht im Türrahmen und richtet seine Waffe auf Train, der sich allerdings wenig beeindruckt zeigt. „Und wer genau bist du?“ Der Andere grinst. „James Damien... Chronos' Kopfgeldjäger, wenn man so will... Ich bin eigentlich wegen einem wesentlich kleineren Fisch in der Stadt, doch dann bekam ich den Tipp, das sich Black Cat hier aufhält... Ich würde sagen heute ist mein Glückstag...“ Train zieht seine Hades aus dem Halfter und lehnt den Lauf der schweren Waffe an seiner Schulter an. „...Glückstag? Wohl kaum...“ Der Kopfgeldjäger drückt ab, doch Train wehrt den Schuss mit einer blitzschnellen Bewegung seiner Hades ab. „Ich rate dir einfach von hier zu verschwinden... Ein Kampf würde nur damit enden, dass du geschlagen wirst...“ Train wirft ihm einen scharfen Blick zu, der seinen Gegenüber ein Stück zurückweichen lässt. Doch zu Trains bedauern, kehrt das Selbstbewusstsein des Jägers schnell wieder zurück. „... So einfach wirst du mich nicht los, Black Cat... Gut möglich, dass dies die letzte Chance für jemanden wie mich ist, dich zu schnappen... die Gerüchte besagen, dass die legendäre Number XIII nicht mehr lange zu leben hat...“ Die Überzeugung die in seinen Worten mitschwingt, lässt Train aufhorchen. „Was meinst du damit?“ Der Schwarzhaarige lächelt ihn kalt an. „Ich bin nicht der Einzige der auf der Jagd nach dir ist... es heißt die Schlange ist ebenfalls auf deinen Kopf aus...“ „...Schlange? Wovon redest du? Wer-..“ Ein Schuss schneidet ihm das Wort ab, doch weder er selbst, noch der Kopfgeldjäger haben einen Finger gerührt. Wie in Zeitlupe sinkt der Kerl im grauen Anzug in die Knie und fällt schließlich nach vorne auf den rauen Holzboden. Auf seinem Rücken breitet sich langsam ein roter Blutfleck aus. Train blickt durch die Tür und entdeckt Kira, die mit erhobener Waffe auf den Toten zu ihren Füßen herabsieht. Ein kaltes Lächeln umspielt ihre Lippen... Kapitel 14: Der Biss der Kobra ------------------------------ Shadow of the Black Cat – Kapitel 14 Der Biss der Kobra Ein leises Kichern ist zu hören, während Kira die Waffe sinken lässt. „Du konntest einfach nicht die Klappe halten, was?“ Mit einem abfälligen Blick verpasst sie dem vor ihr am Boden liegenden einen Tritt. Trains Hand umschließt den Griff seiner Hades noch etwas fester. „Warum hast du das getan?... Wer zur Hölle bist du eigentlich wirklich..?“ Sie erwidert Trains finsteren Blick mit einem naiven Lächeln. Mit einer verlegenen Handbewegung streicht sie eine Strähne ihrer langen, dunklen Haare aus ihrem Gesicht. „Schau mich nicht so böse an, Train... du machst mir richtig Angst... Ich hab mir nur Sorgen um dich gemacht...“ Mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck, steigt sie über den Toten hinweg und geht auf Train zu. „... Ich kann schließlich nicht einfach zulassen, dass irgend so ein dahergelaufener Kerl auf dich schießt... am Ende hätte er dich noch verletzt...“ Sie bleibt direkt vor ihm stehen und fährt mit ihrem Zeigefinger über den silbernen Lauf ihrer Waffe. „... und ich bin die Einzige, die das darf...“ Mit einer blitzschnellen Bewegung holt sie aus und lässt die Schusswaffe aus Trains Kopf zurasen, der ebenso schnell seine Hades hebt, um die Attacke zu blocken. Doch bevor die Waffen aufeinander treffen, hält Kiras Arm plötzlich inne und ehe Train die Chance hat zu reagieren, zieht sie ihm mit einem Fuß geschickt ein Bein weg, wodurch er unsanft auf dem Rücken landet. „..Du verdammte-... ah!“ Kira drückt ihn, mit einem Fuß auf seiner Brust, auf den Boden und grinst ihn belustigt an. „Was ist los? Bin ich zu schnell für dich?“ Train ignoriert ihre Provokation. „Du hast meine Frage nicht beantwortet! Also, wer bist du und was willst du von mir?“ Sie hebt wortlos ihre unbewaffnete Hand an den Kragen ihrer schwarzen Jacke, zieht mit einer fließenden Bewegung den Reißverschluss herunter und lässt sie über ihre Schultern auf den Boden gleiten. Mit einem verstohlenen Blick auf Train schiebt sie ihr Top nach oben, sodass ihr Rücken frei wird und grinst ihn über eine Schulter hinweg an. Das Abbild einer riesigen, schwarzen Kobra schmückt ihren gesamten Rücken, die spitzen Giftzähne bedrohlich entblößt. Doch was Trains Aufmerksamkeit wirklich auf sich zieht, ist nicht das tödliche Maul der Schlange, sondern das Symbol, das über dem Kopf des Tieres in ihre Haut tätowiert wurde. Es ist das gleiche Zeichen das er selbst auf der Brust trägt... „Sie nennen mich Doku Hebi... man könnte sagen, im Untergrund habe ich mir inzwischen einen ähnlichen Ruf erarbeitet wie Black Cat! Und genau wie Black Cat habe auch ich mir meinen Platz bei den Chronos Numbers erobert, weil die Ältesten meine Kaltblütigkeit zu schätzen wussten... Aber ich bin noch nicht ganz zufrieden... nicht bevor ich nicht dafür gesorgt habe, dass ich die Einzige bin, die dieses Tattoo trägt!“ Noch während sie sich wieder zu ihm umdreht, richtet sie die silberne Pistole auf Train und drückt mehrmals ab, doch die Kugeln reissen lediglich drei Löcher in den alten Holzboden, da Train sich im letzten Moment aus der Schussbahn wälzen konnte. Er stößt sich mit einer Hand vom Boden ab und richtet, kaum, dass er wieder auf den Füßen steht, seine Waffe auf Kiras Kopf. „Tss, wenn du mich so dringend loshaben willst, warum hast mich nicht schon längst getötet? Seit wir uns in Creeds Anwesen begegnet sind, hattest du oft genug die Gelegenheit dazu... als diese Chimera mich angegriffen hat, hast du mir sogar das Leben gerettet... ich versteh nicht, was der ganze Aufwand soll...“ „Ich werde dich töten, um endgültig deinen Platz als Chronos Nr.1 Eraser einzunehmen... und um diesen Titel auch wirklich mein eigen nennen zu können, nützt es mir nichts dich nur einfach loszuwerden... ich will dich in einem fairen Kampf besiegen, nur du gegen mich! ... Aber du Vollidiot hattest nichts besseres zu tun, als dich von diesem Vieh beinahe töten zu lassen... und nicht nur das, du musstest dich auch noch in den Kampf mit diesem irren Mädchen verwickeln lassen, bis du kurz vorm Abkratzen warst! Ich musste sogar die Krankenschwester für dich und diesen anderen Kerl spielen, um mir nicht das Vergnügen, dich mit meinen eigenen Händen zu töten, zu verbauen... Ich wollte einen Kampf, in dem ich entgültig beweisen kann, dass ich Black Cat überlegen bin!“ Während sie spricht, wandelt sich ihre vorher so kühle Art, in eiskalte Wut, die deutlich auf ihrem Gesicht zu sehen ist. Train denkt daran wie er damals selbst versucht hatte, um jeden Preis stärker zu werden als Zagine,... auch er hatte in diesem Raum gestanden, nur von seinem Hass angetrieben und hatte eine Waffe auf Zagine gerichtet, ganz ähnlich wie Kira es gerade tat. „Deine Mühe war umsonst Kira, selbst wenn du mich tötest,... du würdest lediglich einen Sweeper namens Train Heartnet auf dem Gewissen haben... der legendäre Killer Black Cat ist längst Vergangenheit und es wird nicht mehr lange dauern, dann ist auch sein Ruf Geschichte...“ Ihre Wut scheint sich in puren Hass zu wandeln, denn das Funkeln in ihren Augen wirkt noch um einiges tödlicher als zuvor. „Glaubst du, du könntest dich mit diesem erbärmlichen Gerede aus der Affäre ziehen? Menschen wie du und ich werden schon als Killer geboren und werden immer Killer bleiben! Du kannst das nicht einfach leugnen, Train!... Ich kann es in deinen Augen sehen...“ Sie hebt die Waffe senkrecht in die Luft und lässt eine Kugel nach der anderen in das Dach der Wohnung schießen, bis ein wiederholtes Klicken anzeigt, dass das Magazin leer ist. Sie wirft die nun nutzlose Pistole auf den Schreibtisch neben Train und zieht ein grünes Haarband aus einer ihrer Hosentaschen, mit dem sie ihre langen Haare zu einem Zopf zusammenbindet. „Lass uns diese sinnlose Unterhaltung endlich beenden...“ Ohne den Blick von Train zu wenden, greift sie in eine kleine schwarze Tasche, die an ihrem Gürtel befestigt ist und zieht einige spitze, schwarze Nadeln hervor. 'Shingata-Shuriken', Wurfnadeln, wie sie bereits von den Ninjas der Edo Zeit benutzt wurden... Mit einer eleganten Handbewegung lässt sie die Nadeln wie einen Fächer zwischen ihren Fingern auseinandergleiten, und blickt Train herausfordernd an. „...Es wird Zeit, dass ich ernst mache, Black Cat!“ Kira stürmt blitzschnell auf Train zu, holt mithilfe einer eleganten Drehung Schwung und versucht ihn erneut mit einem Tritt aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber diesmal ist er schneller und springt einfach über ihr ausgestrecktes Bein hinweg. Doch kaum, dass er wieder auf dem Boden aufkommt, greift Kira ihn wieder an, diesmal mit der rechten Faust, zwischen deren Fingern die schwarzen Nadeln wie tödliche Krallen herausragen. Train duckt sich flink unter ihrem Schlag weg, angesichts ihrer Schnelligkeit ist ihm aber jeder Grund zum Lachen vergangen... Er kann sich kaum daran erinnern, wann es ihm das letzte Mal so schwer gefallen ist, bei den Bewegungen eines Gegners mitzuhalten. Als Kira ihn erneut attackiert, hat er das Gefühl er könne sogar den Lufthauch spüren, den ihre, nur Millimeter an seinem Gesicht vorbeiziehende Hand hinterlässt. Was ihn allerdings noch mehr beunruhigt als ihre Geschwindigkeit, ist ihr Gesichtsausdruck... Es sieht fast so aus, als würde sie sich nur warm machen... als hätte sie ihre eigentlichen Fähigkeiten noch gar nicht gezeigt. Train konzentriert sich ganz darauf, Kiras schlangenähnliche Bewegungen zu parieren. Nach einigen Minuten, glaubt er ihren Kampfstil durchschaut zu haben... Als Kira erneut versucht ihn mit ihrer, mit scharfen Nadeln versehenen Hand zu verletzen, lässt Train seine Hades nach vorne schnellen, sodass ihr Lauf zwischen den beiden mittleren Nadeln hindurchragt. Mit einer geschickten Bewegung seines Handgelenks, bringt er die Pistole zum drehen, wodurch Kira gezwungen ist ihre Waffen fallen zu lassen. Doch noch bevor die Nadeln mit einem metallischen Klirren auf dem Boden aufschlagen, hat Kira bereits mit ihrer freien Hand ein kleines Sichel-förmiges Messer von ihrem Gürtel gelöst. Train hört wie der Stoff seines rechten Ärmels reisst, spürt im ersten Moment aber keinerlei Schmerz und geht davon aus, ihrem Angriff gerade noch ausgewichen zu sein. Kiras zufriedenes Lächeln gibt ihm allerdings Anlass, diese Überzeugung noch einmal zu überdenken. Von der Klinge in ihrer Hand tropft Blut. „Netter kleiner Trick, aber wenn du denkst, ich wäre ungefährlich solange du mir meine Waffen aus der Hand schlägst, liegst du falsch!“ In die Mitte der kleinen, silbernen Klinge ist ein rundes Loch eingelassen, durch das sie ihren Zeigefinger steckt und die Waffe lässig im Kreis dreht. „Ganz schön scharf, das kleine Messer, hab ich recht, Kätzchen?“ Langsam dringt ein leichtes Pochen in seinem Arm zu Trains Bewusstsein, das sich schnell zu einem stechenden Schmerz verstärkt. Er spürt wie etwas warmes an seinem Arm herunterläuft, und bereits nach wenigen Augenblicken ist sein gesamter Ärmel blutdurchtränkt. Er erinnert sich daran, eine solche Verletzung schon einmal gehabt zu haben. Damals hatte ihm die Klinge eines seiner Kollegen bei den Numbers eine leichte Schnittwunde zugefügt... Kranz' Orihalcon-Messer galt damals als die schärfste und im direkten Nahkampf gefährlichste Waffe unter den Chronos Erasern... so scharf, dass man es nicht spürt, wenn sie durch Haut und Muskeln schneidet... Kiras Messer muss ähnliche Eigenschaften haben, wie Kranz' Dolch... Train versucht seinen Arm zu heben, muss aber feststellen, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen bestetigen... Obwohl er derjenige war, dessen Angriff sie zu parieren hatte, hat sie es geschafft den Schnitt an seinem Arm gezielt und kontrolliert zu setzen. Er kann zwar die Finger an seiner Hand bewegen, doch wenn er versucht seinen Unterarm zu heben dringt ein stechender Schmerz durch seinen gesamten Körper und außer einem kleinen Zucken, bringt er nicht viel mehr Bewegung in seinen Arm. Train beißt mürrisch die Zähne aufeinander. Sie hat es tatsächlich geschafft die Sehnen in seinem Oberarm so zu verletzen, dass er seinen rechten Arm vorerst nicht mehr benutzen kann... Die ganze Situation gefällt ihm von Minute zu Minute weniger... Kira scheint im Gegensatz dazu, aber mehr als gut gelaunt. Mit einem neuen Lächeln auf dem Gesicht greift sie wieder in die kleine Tasche an ihrer Hüfte und zieht vier neue, nachtschwarze Nadeln hervor. Als sie jedoch beobachtet, wie Train seine Hades von der Linken in die rechte Hand wandern lässt und mühsam das Gewicht der Waffe mit seinem verletzten Arm hält, zieht sie leicht verwirrt eine Augenbraue hoch. „Interessant... ist deine neue Technik etwa Mitleid zu erregen? Ich muss sagen mit deinem unbrauchbaren Arm und dem verbissenen Gesichtsausdruck machst du das ganz gut, Train... Es wird dir nur leider nichts nützen!“ Mit einer schnellen Armbewegung wirft sie die spitzen Nadeln, die wie winzige Harpunen durch die Luft schneiden, in Trains Richtung. Doch im selben Moment zückt Train mit seiner unverletzten Hand eine kleine, schwarze Kugel aus der Innentasche seiner Jacke und wirft sie gezielt vor Kiras Füße auf den Boden, wo sich augenblicklich eine undurchdringliche, weiße Wand aus Qualm zwischen den Beiden erhebt. Kurz bevor die Rauchgranate den gesamten Raum verschleiert hat, reisst Train die oberste Schublade des alten, abgewetzten Schreibtischs mehr oder weniger aus der Verankerung und lässt den kleinen, verstaubten Beutel, der dadurch zum Vorschein kommt, in seiner Jackentasche verschwinden. Das kleine Zimmer hat sich derweil vollkommen mit Rauch gefüllt und Train kann Kira nur wenige Meter entfernt fluchen hören. Mit einem kleinen Bogen um den Bereich, in dem er seine Gegnerin vermutet, sprintet er zur Tür. Gerade als seine Hand den Türrahmen ertastet, ertönt ein leises Klicken in seiner unmittelbaren Nähe, dem innerhalb eines Sekundenbruchteils eine ohrenbetäubende Explosion folgt. Train wird von dem Druck der Sprengung aus dem Raum geschleudert und er hat das unangenehme Gefühl, als hätte ihn die Hitze der Explosion einige Haare gekostet... seine gesamte Jacke und seine Arme sind leicht angesengt und der schwarze Rauch der ihn sofort einschließt raubt ihm fast den Atem. Von einer Wand zur anderen taumelnd, sucht er sich seinen Weg zur Haustür des Apartments und stößt sie mit seinem ganzen Gewicht auf. Mit brennenden Augen stürzt er in den Flur, wo er zuerst erleichtert, die mehr oder weiniger frische, kühle Luft einsaugt, die sich wie Balsam auf seine schmerzenden Lungen legt. Er wirft einen Blick zurück in das Apartment, doch der dichte Qualm gibt nicht mehr als einen halben Meter Sicht preis. „Was ist verdammt nochmal hier los?!“ Train blickt verblüfft den Flur entlang auf den aufgebrachten, kleinen Mann der sich gerade aus der Tür seiner Wohnung schiebt. Zügig schreitet er auf Train zu, mit einer Hand wild vor dem Gesicht herumfuchtelnd, um die schmalen Rauchschwaden die allmählich den Gang entlangwandern zu vertreiben. Sein Kopf scheint einen unnatürlich roten Farbstich anzunehmen, als er von den Schäden der Explosion zu Trains blutendem Arm sieht. „Zum Teufel mit dir... mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen und du machst mir immer noch nichts als Ärger!“ Fogey zieht seine altmodische, graue Hose am Ledergürtel noch etwas höher, als er direkt vor Train stehen bleibt und ihm einen verächtlichen Blick zuwirft. Gerade als der Alte den Mund öffnet um mit seiner Predigt fortzufahren, nimmt Train aus dem Dunkel des Apartments Nummer 16 ein neues Klicken wahr... doch diesmal weiß er, was diesem unscheinbarem Geräusch folgt. Er packt den alten Mann vor sich an einem Arm und zerrt ihn schnellstmöglich nach links, gerade noch rechzeitig, denn kaum, dass sich die Beiden in Bewegung gesetzt haben, reisst eine erneute Explosion ein mannshohes Loch in die schlichte Wand neben dem Wohnungseingang. Splitter und Schutt werden in den Flur geschleudert, genau an die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten. Wieder füllt sich die Umgebung um Train herum mit diesem beißenden, dichten Qualm und er hat keine andere Wahl als schnell zu handeln, bevor er in dieser stetig wachsenden Dunkelheit die Orientierung verliert. Er packt den fluchenden Fogey an einem Arm und zieht ihn in die Richtung der Treppe um wenigstens aus dem Rauch herauszukommen... Nachdem sie mit einer Hand vor dem Mund, die Stufen erklommen haben, drückt Train die schwere Metallklappe, die auf das Dach des Gebäudes führt auf und stolpert schwer keuchend die letzten Stufen hinauf und ins Freie. Der Abendhimmel über ihnen ist immer noch grau und mit schweren Regenwolken verhangen und die Luft ist aufgeladen von dem erst kürzlich vorbeigezogenen Gewitter. Train reicht dem Alten eine Hand, um ihm durch die Klappe zu helfen, doch der schlägt seinen Arm nur unwirsch beiseite. „Ich bin noch fitter als du denkst, Junge... mal wieder typisch... diese jungen Leute heutzutage halten unsereins immer für altes Eisen... haben doch keine Ahnung!... wenn ich an früher denke!...“ Train kann sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Der Alte nimmt es mit einem abwertenden Blick zur Kenntnis. „Was soll der ganze Aufruhr überhaupt? Seit fast 40 Jahren wohne ich jetzt in dieser Bruchbude und bisher hat sie allem standgehalten!... Wenn das allerdings so weitergeht, wohn ich ab Morgen unter der Brücke!“ Train fährt sich mit einem verlegenen Grinsen durch die Haare. „Naja... ich, äh... schätze als ich sagte Chronos hätte besseres zu tun, als Sweeper zu verfolgen, war ich wohl doch etwas zu optimistisch... hehe...he...“ Sein gezwungenes Lachen gefriert auf Trains Gesicht als er einen genaueren Blick auf Fogeys dicke Brille wirft,... oder eher auf den gespiegelten Rand des Daches auf deren Gläsern, wo er die Bewegung eines flinken Schattens auszumachen glaubt. Er wirbelt herum, nur um sich, kaum, dass er die Person hinter sich im Blickfeld hat, sofort wieder zur Seite zu werfen, um einem weiteren Paar Nadeln, die auf ihn zufliegen, zu entgehen. Die spitzen Waffen landen neben Fogeys Füßen, wo sie in der Betonschicht des Daches stecken bleiben. Kira schwingt sich elegant über das rostige Geländer, das rings um das flache Dach gebaut wurde, mit ihrer einen Hand spielt sie mit drei kleinen, dunklen Kugeln. „Ich habe mich lange genug darauf vorbereitet gegen dich anzutreten, Train! Glaub mir, ich kenne deine kleinen Tricks, vor allem deine Vorliebe für diese lächerlichen kleinen Rauchkugeln... immer gut um einem etwas Deckung zu verschaffen, was? Meine Babys hier, sind im Gegensatz dazu wenigsten stark genug um den Gegner zu töten...“ „Tja, schade, aber wie's aussieht lebe ich noch!“ Das Lächeln auf Kiras Gesicht verschwindet, und stattdessen setzt sie eine beleidigte Miene auf. „Wenn ich dich ins Jenseits gesprengt hätte, wäre mir ja der ganze Spaß entgangen, Train!“ Mit einem verträumten Blick auf die Kugeln in ihrer Hand, stößt sie ein bedauerndes Seufzen aus. „Ich wollte ein wenig mit dem Kätzchen spielen, bevor ich es aus dem Weg räume, aber es wird schneller langweilig als ich erwartet hatte... also werde ich unser kleines Date wohl sofort beenden...“ Mit einer gelangweilten Handbewegung wirft sie die Kugeln in Trains Richtung, der schon drauf und dran ist, den gefährlichen Spielzeugen auszuweichen, als er sich an den Alten direkt neben sich erinnert. Anstatt zur Seite zu springen wie geplant, wechselt er seine Hades wieder in seine unverletzte Hand und zielt auf die näherkommenden Kugeln. Der kurze Augenblick zwischen dem Heben seiner Waffe und der Detonation der Kugeln zieht an Train, wie so oft, wie in Zeitlupe vorüber. Er konzentriert sich ganz auf sein Ziel, blendet alles andere um sich herum aus... und drückt ab. Der Schall eines einzigen Schusses hallt über das Dach hinaus über die leere Straße, sofort gefolgt von dem unglaublichen Lärm der gleichzeitig explodierenden Sprengkörper. Kurz bevor die Druckwelle über das Dach hinwegzieht, stößt Train den alten Fogey einen Meter nach hinten,über die geschlossene Dachklappe hinweg und zieht sie etwa in einem rechten Winkel zum Boden auf, um die schwere, angerostete Tür kurzerhand als Schutzschild umzufunktionieren. Als der Rauch um sie herum von einer leichten Brise Richtung Süden geweht wird, lässt Train die Klappe mürrisch wieder zufallen. „Wenn du auf einen Kampf mit mir bestehst, muss ich das wohl oder übel akzeptieren, aber den Alten hier gleich mit vom Dach zu sprengen, ist eine Vorgehensweise die mir ganz und gar nicht gefällt!“ „Wen nennst du hier ALT?! Du nichtsnutziger, kleiner, ....“ Fogeys gemurmelte Beleidigungen gehen im Rauschen des allmählich stärker werdenden Windes unter. Train ignoriert ihn einfach und fixiert angespannt Kira am anderen Ende des Daches. Sie scheint ein wenig ihrer selbstsicheren Ausstrahlung verloren zu haben und starrt mit zusammengekniffenen Augen zu Train hinüber. Sie wusste zwar alles über Trains Techniken, jede einzelne, doch sie hatte die Triple-Shot-Technik noch nie selbst miterlebt... Sie wirkt einen Moment leicht beunruhigt, fängt sich aber schnell wieder. „Tss, du bist wirklich dümmer als ich es erwartet habe! Dass du dich um diesen alten Sack sorgst, ist nur ein weiteres Beispiel für deine unglaubliche Naivität, Train! Oder was glaubst du, wer Chronos Kopfgeldjäger auf deine Fährte geschickt hat, kaum, dass er dich auf der Straße erkannt hat?“ Train bemerkt wie sich der Alte neben ihm unruhig ein Stück von ihm wegbewegt. „Hab ich nicht recht, Fogey? Solange die Bezahlung stimmt, bist du doch ein recht treuer Mitarbeiter Chronos'...“ Sie schenkt dem Alten ein eiskaltes Lächeln. „Ist das wahr, Fogey?“ Der Angesprochene zuckt leicht verängstigt zusammen. „Nun, weisst du, Kleiner... das musst du verstehen... man muss sich ja irgendwie durchschlagen...ähm... und... auf Black Cats Kopf steht zur Zeit nun mal die höchste Belohnung... tja, damit hätte ich mir einen schönen Lebensabend machen können...“ Er macht ein entschuldigendes Gesicht, auf dem man eindeutig sehen kann, wie wenig er sein Handeln bereut. Kira lässt derweil ein belustigtes Kichern vernehmen. Der Alte wartet nervös auf eine Reaktion von Train, doch der sieht ihn nicht mal an. Ohne den Blick von Kira zu wenden, seufzt er schließlich gequält auf. „Ist ja nicht so als wäre ich etwas anderes von diesem alten Knacker gewohnt... mag sein, dass du recht hast und ich bin manchmal etwas zu vertrauensselig...“ Zu Kiras Überraschung setzt er ein breites Grinsen auf. „... Aber so macht es wesentlich mehr Spaß.“ Angesichts Trains herausfordernden Grinsens, scheint Kira sich erheblich provoziert zu fühlen, den ihre eben noch amüsierte Miene, wirkt plötzlich angespannt. „Glaub doch was du willst, für mich ist und bleibt es pure Dummheit!“ Mit einem Griff in ihre Tasche zückt sie drei neue Nadeln und schleudert sie Train entgegen, der jedoch schon bei ihrer ersten Bewegung erneut seinen Arm gehoben hat und über den Lauf seiner Hades hinweg, den Geschossen entgegenblickt. Mit drei gezielten Schüssen bringt er die Nadeln aus ihrer geraden Flugbahn und lässt dann unbeeindruckt seine Waffe sinken um sie in aller Ruhe nachzuladen. Kira starrt ihn wortlos an, entsetzt über diesen ungeplanten Verlauf ihres so lange ersehnten Kampfes mit Black Cat. „Du sagtest du willst ernst machen? Schön, das kann ich auch....“ Ohne von seiner Waffe aufzublicken, lässt Train die Trommel seiner Pistole wieder einrasten. „In der engen Wohnung war ich wohl eindeutig im Nachteil... ich muss zugeben, im Nahkampf hast du mir wirklich Schwierigkeiten bereitet... aber hier oben...“ Er pustet etwas Schmutz von der goldenen Verzierung seiner Waffe und blickt Kira ernst an. „... Ich schätze du bist nicht zufrieden, wenn wir das ganze jetzt einfach beenden und es bei einem Unentschieden belassen..?“ Sie wirft ihm einen giftigen Blick zu, der eine Antwort auf die Frage überflüssig macht. Train scheint kurz nachzudenken, doch ihm ist deutlich anzusehen, dass er die Sache nur so schnell wie möglich hinter sich bringen will. „Wie du willst... Ich hab nicht vor dich zu töten, also geb ich dir eine Chance mich anzugreifen... deine letzte Chance mich zu töten...“ „Du scheinst nicht sehr an deinem Leben zu hängen, Train... Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Sache einen Haken hat... Ich frage mich, was für dich dabei rausspringt, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass du tatsächlich überlebst... Nein, warte, lass mich raten!...“ Sie setzt ein mitleidiges Lächeln auf. „... Sicher willst du, dass ich aus den Numbers aussteige und aufhöre zu töten, was? Dass ich stattdessen meine Fähigkeiten für etwas,...etwas Gutes einsetze??... He, ich bin nah dran, was, Kätzchen?“ Während Kira ein übertriebenes Lachen hören lässt, wirft Train ihr nur einen gelangweilten Blick zu. „Tss... ich bin der Letzte der anderen Vorschriften macht, wie sie zu leben haben...“ Sein Gesichtsausdruck schlägt um, während er lässig seine Hades hebt und an seine Schulter lehnt. Als Kira in Trains Katzenaugen sieht, verstummt ihr Lachen schlagartig, denn sie lassen keinen Zweifel daran, dass er extrem schlecht gelaunt ist... „Alles was ich will ist, dass du verschwindest und dich bei mir nicht mehr blicken lässt, Kira...!“ Sie lässt eine Hand mit verbissenem Gesicht in der kleinen Tasche verschwinden und verharrt so einige Sekunden, so als würde sie angestrengt über ihren nächsten Zug nachdenken. Train steht ihr stumm und mit unveränderter Haltung gegenüber. „Na los... ich hab schließlich nicht den ganzen Tag Zeit!“ Ein Hauch eines Lächelns huscht über Trains Züge, der Kira scheinbar genug provoziert, damit sie sämtliche Bedenken, die ihr gerade durch den Kopf gingen ignoriert. Wütend stürmt sie auf Train zu, wobei sie eine der Spitzen Nadeln hervorzieht, zusammen mit einem dünnen glänzenden Draht, der im Inneren der schwarzen Tasche endet. Selbst als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt ist, rührt sich Train nicht vom Fleck. Kurz vor ihm legt Kira noch ein Zahn zu, stößt sich vom Boden ab und nutz die so gewonnene Geschwindigkeit, um aus einer schnellen Drehung heraus die Nadel so zu werfen, dass sie, sich um sich selbst drehend, auf Train zurast. Der hebt beinahe automatisch seine Hades vor seinen Körper, doch gerade als die schwarze Nadel mit einem metallischen Laut auf den Körper der Waffe trifft, spürt er wie sich der hauchdünne Draht um seinen Unterarm schließt und sich schmerzhaft strafft. Bevor er reagieren kann, hat Kira seinen Arm mithilfe des Drahtes auf seinen Rücken gedreht und ihn mit drei schnellen Sprüngen einmal umrundet, sodass er keine Chance hat, seine Hades weiter einzusetzen. Sie hält das andere Ende des Drahtes fest um ihre Hand gewickelt, so fest, dass bereits ein schmaler Blutstropfen an ihrem Unterarm hinabrinnt. Mit einem verbissenen Lächeln starrt sie Train an, und lässt ohne zu zögern einen technisch wirkenden Gegenstand, in der Größe eines Handys, zwischen den Beiden auf den Boden fallen, wo es sofort ein durchdringendes Piepen vernehmen lässt. Train blickt sie leicht verwirrt an. Doch Kiras Gesicht lässt nicht erkennen was ihr gerade durch den Kopf geht. „Nun werden wir es sehen, Train... Wer verdient es zu Leben.... Du oder ich..?“ Ein letztes Piepen ertönt von dem Apparat, bevor sich die Kraft der Explosion direkt neben ihnen entlädt. Doch Train kann keinerlei Hitze spüren, wie er es eigentlich erwartet hatte... Stattdessen fühlt er wie sich ein gewaltiger Druck auf seinen Körper legt und er den Boden unter den Füßen verliert. Die Spannung auf dem Draht löst sich spontan und er spürt, wie seine Finger vom Griff seiner Hades rutschen. Für einen kurzen Moment hat er jede Orientierung verloren, er kann nichteinmal sagen ob er sich in der Luft oder auf dem Boden befindet. Die Schwerkraft scheint plötzlich von allen Seiten zu kommen und an ihm zu zerren. Hin und wieder hat er das Gefühl, er könne ein grelles Licht hier und da aufblitzen sehen... Einen Augenblick später knallt er mit voller Wucht in das Geländer das um das Dach herum verläuft und der Druck ist genauso schnell verschwunden, wie begonnen hatte. Stöhnend öffnet er die Augen und bekämpft mühsam die in ihm aufsteigende Übelkeit. Leicht benommen sieht er sich um, doch als er die Verwüstung um sich herum erkennt, stößt er einen leisen Pfiff aus. Das Dach ist an mehreren Stellen eingestürzt und ist stellenweise mit Teller großen, schwarzrandigen Einschlaglöchern gespickt, die an Blitzeinschläge erinnern. Train lässt leicht verwirrt den Blick über das, nun einsturzgefährdete Haus schweifen und versucht sich auszumalen, was genau hier gerade passiert ist, und vor allem, wie er wohl geendet wäre, wenn, was auch immer den Beton durchlöchert hat, stattdessen ihn getroffen hätte. Ein metallisches Quietschen direkt neben ihm erregt seine Aufmerksamkeit. Das Geländer neben ihm ist aus der Verankerung gerissen und ragt weit über den Rand des Daches hinaus. An einer der rostigen Stangen klammert sich Kira mit einem Arm fest, gefährlich hin und her schwankend über der vier Stockwerke unter ihr liegenden Straße. Stück für Stück rutscht ihre schmale Hand auf das Ende der Stange zu. Gerade als ihre Finger sich von dem alten Metall lösen, spürt sie wie sie am Handgelenk gepackt wird und ein unangenehmer Ruck durch ihren Arm fährt. Sie sieht nach oben und blickt genau in Trains Augen, der, auf dem Bauch liegend, über den Rand des Daches gebeugt ist und angestrengt ihren Arm umklammert. Er rutscht leicht nach vorne und versucht sich mit seiner freien Hand irgendwo festzuhalten, doch wegen der schlimmen Schnittwunde kann er seinen rechten Arm nur schlecht bewegen, geschweige denn, das Gewicht von Kira und sein eigenes halten. Er stößt einen leichten Fluch aus und wirft ihr einen genervten Blick zu. „Frag mich nicht, warum ich das hier mache, klar!“ Kira wendet den Blick ab, doch ihre Hand schließt sich etwas fester um seine. Zu Trains Erleichterung scheint sie noch genug Kraft zu besitzen um sich selbst hochzuziehen, was die Sache für ihn wesentlich erleichtert. Doch anstatt sich mit ihrer freien Hand an ihm festzuhalten, zieht sie eine letzte, leicht verbogene, schwarze Nadel hervor und rammt sie Zentimeter tief in Trains Handgelenk. Er beisst die Zähne zusammen um einen Aufschrei zu unterdrücken, doch er lässt sie nicht los... Er starrt nur in ihre wütend funkelnden, grünen Augen hinab. Mit einem leichten Lächeln öffnet sie den Mund und flüstert zu ihm hoch, sodass ihre Stimme mehr denn je an das bedrohliche Zischen einer Schlange erinnert. „Ich sagte doch, du bist zu Naiv, Train... Menschen wie du und ich können es sich nicht leisten zu vertrauensselig zu sein... wir können uns einzig und allein auf uns selbst und unseren Instinkt verlassen...“ Für einen kurzen Moment sieht Train Zagines Gesicht vor sich... an dem Abend an dem sein alter Lehrer und Feind ihm ganz ähnliche Worte sagte... bevor er starb... Kira setzt ein triumphierendes Lächeln auf und sieht Train durchdringend an. „Sie nennen mich Doku Hebi... weil ich meine Feinde töte, wie eine giftige Schlange...“ Noch bevor sie geendet hat, spürt Train eine schmerzhafte Hitze, die sich von der Wunde in seinem Handgelenk über seinen Arm ausbreitet und schnell durch seinen ganzen Körper zu fließen scheint. Er fühlt, wie seine Fingerspitzen allmählich taub werden und sein Griff um Kiras Handgelenk wird von Sekunde zu Sekunde schwächer. Sein Sichtfeld verschwimmt bereits leicht vor seinen Augen, als Kira schweigend die Augen schließt und ihre Hand aus seiner windet. Ein stechender Schmerz fährt bei jedem Atemzug durch seine Brust und noch bevor Kiras Körper auf dem Bürgersteig unter ihm aufkommt, legt sich dieser Schmerz über sein ganzes Bewusstsein, lähmt seine Bewegungen und seine Sinne, und um ihn herum wird alles Dunkel... Kapitel 15: Unausgesprochene Gedanken sind manchmal am offensichtlichsten... ---------------------------------------------------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 15 Unausgesprochene Gedanken sind manchmal die offensichtlichsten... „Eve? Was ist, kann du irgendwas sehen?“ Er lässt die Augen beunruhigt einmal von links nach rechts wandern, bevor er seinen Blick wieder auf das blonde Mädchen hoch über sich heftet. Aus Eves Rücken erstreckt sich ein paar schneeweißer Flügel, mit denen sie etwa zehn Meter über dem Boden schwebt und konzentriert über die Dächer der Stadt hinwegsieht. „Ich kann ihn nirgends sehen, Sven... Ich glaube kaum, dass wir Train so finden können...“ Sven schnippst mit einem gleichzeitig nervösen und genervten Seufzen den Stummel seiner, bis zum Filter abgerauchten Zigarette auf den Bürgersteig. „Sieh nach, ob du irgendwo Polizeifahrzeuge oder Explosionen entdecken kannst... Das ist vermutlich der einfachste Weg, diesen Spinner aufzuspüren...“ Seine letzten Worte waren eher ein verärgertes Gemurmel. Er greift in die Innentasche seines weißen Anzugs und zieht eine neue Zigarette hervor, die er sich mit ein paar automatischen Handgriffen anzündet. Mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck wirft er die nun leere Zigarettenschachtel in den nächsten Mülleimer. An einem normalen Tag würde er wohl schon als ein starker Raucher gelten, aber heute hatte sich sein kleines Laster bereits zu den Gewohnheiten eines Kettenrauchers ausgeweitet... Was angesichts seines ohnehin mal wieder recht leeren Geldbeutels, mehr als ärgerlich ist. In Gedanken stößt er ein paar raue Flüche auf seinen Partner aus. Im Grunde hatte er sich ja noch nie wirkliche Sorgen um Train gemacht, schließlich kann er eindeutig auf sich selbst aufpassen und es war nicht das erste mal, dass er ohne irgend eine Erklärung auf eine seiner Streuner-touren verschwunden war... aber bisher war er auch immer wieder nach ein paar Stunden aufgetaucht. Diesmal war es anders... Er wirft einen Blick auf die silberne Uhr an seinem Handgelenk. Es ist bereits 3:45 Uhr... Nein, einfach so abzuhauen war wirklich nicht Trains Art... nun ja, vor allem ist es nicht seine Art das Abendessen auszulassen... Und dieses Mädchen...Kira,...war auch nicht wieder aufgetaucht, nachdem sie sich am Mittag auf die Suche nach ihm gemacht hatte... An den Rändern der Dächer um Eve kann er bereits die ersten, hellen Strahlen der aufgehenden Sonne entdecken. Eve schwebt mit ein paar sachten Flügelschlägen zurück auf den Boden, wo sich die filigranen Federn innerhalb von Sekunden einfach auflösen. In ihrem Gesicht kann Sven eindeutig sehen, wie erschöpft sie ist... und dass sie nichts nennenswertes entdecken konnte. Sven grübelt angespannt über ihre nächsten Schritte nach... Ihnen bleiben nicht viele Optionen, vor allem, da es offensichtlich Chronos und diese Apostel auf sie abgesehen haben... „Ich werd mich nochmal in der Luft umsehen...“ „Nein, warte Eve! Du solltest dich nicht über-...“ Bevor er den Satz beenden kann, hat sie sich bereits vom Boden abgestoßen und erneut ihre schneeweißen Flügel entfaltet. Sven blickt ihr besorgt nach. Die hellen Sonnenstrahlen, die über die Dächer hinwegscheinen, bringen Eves blonde Haare und die weißen Federn zum leuchten. Ein leichtes Schmunzeln fährt über Svens Gesicht, als er ihre Erscheinung beobachtet... sie sieht fast wie ein Engel aus... Plötzlich scheint Eve etwas entdeckt zu haben, doch gerade als sie den Kopf nach unten wendet, um Sven von ihrer Entdeckung zu berichten, löst sich ihr rechter Flügel einfach in Luft auf. Mit einem spitzen Aufschrei kommt Eve ins Schleudern und stürzt direkt auf Sven zu. Während des Falls verschwindet auch der linke Flügel, doch glücklicherweise gelingt es Sven, das Mädchen aufzufangen. Er spürt ein unangenehmes Knacken im Rücken, das ihn mal wieder schmerzlich daran erinnert, dass er die 30 bereits überschritten hat... Eve wirft ihm ein verlegenes Grinsen zu. „Ich glaub, ich hab was gefunden...“ Sven zieht eine Augenbraue hoch. Ein paar Minuten später schleichen die Beiden im Halbdunkel durch eine schmale, verlassene Gasse. Sven folgt Eve schweigend, da er bereits des öfteren feststellen musste, dass sie einen unglaublich guten Orientierungssinn hat... Plötzlich bleibt sie vor einem alten mehrstöckigen Gebäude mit einer hellen Fassade und einem kleinen runden Hauseingang stehen. „Hier ist es...“ Sven betrachtet das Haus, kann aber nichts außergewöhnliches daran feststellen. Mit einem gespielt konzentriertem Blick mustert er das Gebäude erneut. „..Ähm, ja... das hast du wirklich gut gefunden, Eve... sehr gut... nur,... waren wir nicht auf der Suche nach Train?“ Eve funkelt ihn wütend an. „Es ist das Dach!... Von hier aus mag es ganz normal aussehen, aber das Dach ist überall durchlöchert und halb eingestürzt! Du sagtest doch ich soll nach sowas ausschau halten!“ „Überall durchlöchert, hmm?“ Sven seufzt zum wiederholten Mal in dieser Nacht gequält auf. „Jep, das klingt, als hätten wir hier eine große Wahrscheinlichkeit, dass Train in der nähe war...“ Zufrieden wendet Sven den Blick wieder dem hellen Gebäude zu, bevor er schließlich die Hände an den Mund ansetzt und tief Luft holt, bevor Eve überhaupt reagieren kann. „TRAAIIIINNN?? Wo steckst du, Idiot??!!“ Eve ist drauf und dran Sven eine Hand vor den Mund zu halten, doch er macht auch ohne ihr Einschreiten keine Anstalten seinen lautstarken Ausruf zu wiederholen. Stattdessen starrt er in die Dunkelheit des Hauseingangs. Eve kneift die Augen zusammen und versucht etwas zu erkennen. Plötzlich kann sie eine leichte Bewegung in den Schatten ausmachen. „Train?“ Die Gestalt hält ruckartig inne und für einige Sekunden herrscht eine bedrückende Stille. „Was wollt ihr Pack hier?“ Ein alter Mann mit mürrischem Gesicht tritt aus dem Hauseingang auf die Beiden zu und mustert sie von oben bis unten mit einem abfälligen Blick. Eve tritt einen Schritt zurück und überlässt es Sven auf seine gegrummelte Frage zu antworten. „Wir sind auf der Suche nach unserem Freund... Er ist etwa so groß, hat braune, kurze Haare und trägt eine auffällige Pistole mit sich rum... Haben sie ihn zufällig gesehen?“ Der Mann macht kurz große Augen, fängt sich aber schnell wieder. „So so,... ihr seid also Freunde von diesem Nichtsnutz Heartnet?“ Sven und Eve werfen sich verblüffte Blicke zu. „Sie- Sie kennen Train? Haben sie ihn gesehen?“ Der Alte wirkt angespannt und tritt nervös auf der Stelle herum. „Hmm, ich schätze das wird euch nicht gefallen... aber ja ich hab ihn gesehen. Aber ihr seid zu spät, er ist längst weg... oder tot...“ „W-Wie bitte? Ich glaube, ich hab das Letzte nicht ganz verstanden...“ Auch wenn der Alte mehr als senil wirkt, kann Sven sein ungutes Gefühl in der Magengegend nicht leugnen. „Ich sagte ihr seid zu spät!... Die haben ihn längst abgeholt... schon vor Stunden. Wenn ihr schlau seid, verschwindet ihr einfach aus der Stadt und vergesst ihn...“ Eve beisst sich angespannt auf die Lippe. „Wer soll ihn mitgenommen haben? Wovon reden sie überhaupt?“ Der Mann wirft ihnen ein schiefes Grinsen zu, dass seine ungleichmäßigen, gelben Zähne entblößt. „Wer schon? Chronos natürlich... Haben mir ein nettes kleines Taschengeld dagelassen, das kann ich euch sagen! Allerdings... es war doch weniger als sie für Black Cats Kopf versprochen haben...“ Sven verliert nun entgültig die Gedult. Er packt den alten Mann am Kragen und drückt ihn mit einem Arm gegen das alte Mauerwerk, sodass etwas Putz herunterbröckelt. „Okay, alter Mann, du sagst uns jetzt in allen Einzelheiten was hier passiert ist und wo zur Hölle sie Train hingebracht haben!“ Ein leises, gackerndes Lachen ist von dem Alten zu hören, bevor er seinen durchdringenden Blick auf Sven heftet. „Ich sag euch gern alles was ihr wissen wollt,... so gehört sich das für jemanden der mit Informationsaustausch seinen Unterhalt verdient... Aber ich sage euch gleich, es wird euch nichts nützen...“ Das Grinsen auf seinem Gesicht wirkt auf einmal nicht mehr so überzeugend wie zuvor, stattdessen tritt ein Ausdruck des Bedauerns auf die Züge des Mannes. „... der Junge war schon so gut wie tot, bevor Chronos' Leute überhaupt hier aufgetaucht sind...“ Vor seinen Augen blitzen hunderte bunter Lichter auf, verschwimmen zu den unsinnigsten Mustern und scheinen zudem immer näher zu kommen. Allmählich kommt auch ein wenig Gefühl zurück in den Rest seines Körpers, zusammen mit einem unangenehmen Stechen in seinem rechten Arm. Er schluckt, um das Brennen in seinem Hals zu lindern, doch es wird eher schlimmer. Für eine kühle Flasche Milch hätte er im Moment wohl alles gegeben... Als seine Sinne langsam zurückkehren, hat er plötzlich das unbestimmte Gefühl, er wäre nicht allein... Er überwindet mit einem Stöhnen das Schwindelgefühl in seinem Kopf und öffnet etwas zögernd die Augen. Es dauert länger als erwartet, bis sich die wirr ineinander verschlungenen Farben und Formen vor ihm in ein einigermaßen klares Bild wandeln. Er starrt direkt in das grelle, kalte Licht einer Neonröhre, die über ihm an einer kahlen, gefließten Decke angebracht ist. Er versucht den Blick von den stechenden Lichtstrahlen abzuwenden, doch jede kleine Bewegung, wie etwa den Kopf zu bewegen, bereiten ihm ungeahnte Anstrengungen... es ist fast so, als würde jeder Zentimeter seines Körpers Tonnen wiegen. Als er schließlich mühsam das Gesicht nach rechts gewendet hat, dringt ein leises Räuspern an sein Bewusstsein. „Bist du endlich wach, Heartnet?“ Obwohl er die Person am anderen Ende des Raumes nur Schemenhaft ausmachen kann, erkennt er diese strenge, rechthaberische Stimme auf anhieb. Immerhin hatte eben diese Stimme ihn vor nicht allzu langer Zeit mehrmals in der Woche zu den unmöglichsten Zeiten zu irgendwelchen Aufträgen geschickt... von der Zeit, in der er bei Chronos ausgebildet wurde ganz zu schweigen... „Sephiria?“ Auch wenn er es nicht beabsichtigt hatte, war von seiner Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern zu hören. „Wir haben uns lange nicht gesehen Heartnet... Aber ich schätze, unsere Unterhaltung mit einem 'Wie geht es dir?' zu beginnen, wäre angesichts deiner Lage etwas ironisch...“ Obwohl sie das Gesicht von ihm abgewandt hat und wie abwesend aus dem kleinen Fenster, durch das die gerade aufgehende Sonne zu sehen ist, blickt, kann Train das leichte, etwas überhebliche Schmunzeln, das so oft ihre Lippen umspielt, genau vor sich sehen... „Ich weiß genau was heute passiert ist, jede Einzelheit... Du solltest mir dankbar sein, ohne mich wärst du längst tot, Heartnet...“ Train blinzelt erneut und sieht seine Umgebung jetzt schon um einiges klarer vor sich. Das Zimmer um ihn herum sieht mehr oder weniger, wie ein normales Krankenzimmer aus... mit den Unterschied, dass sein linkes Handgelenk mit einem paar glänzender Handschellen an den Rahmen seines Bettes gekettet ist. Ein schmaler Schlauch endet unter einem Pflaster an seinem Arm und langsam dringt auch das monotone Piepen, der am Fußende des Bettes aufgestellten Geräte an sein Bewusstsein... Einerseits ist er leicht verwirrt, weil er trotz allem nicht wirklich wahrgenommen hatte, dass er diesmal wohl tatsächlich ein paar seiner neun Leben verloren hatte... und vor allem, weil Chronos offenbar sehr darum bemüht war, ihn nicht sterben zu lassen... was ihn bei näherer Betrachtung eher nervös als glücklich macht. „Was soll das alles, Sephni? Ich dachte ihr wollt mich um jeden Preis loswerden... immerhin hast du ja schon einen netten kleinen Ersatz für mich gefunden...“ Bevor er den Satz beendet hat, kehren wieder die Erinnerungen an seinen Kampf mit Kira zurück... und daran, wie sie schließlich vom Dach des Hauses in die Tiefe gestürzt war... Er spürt einen kleinen Stich schlechten Gewissens, schließlich hatte er nie wirklich beabsichtigt sie zu töten... Der todernste Blick den Sephiria ihm zuwirft holt ihn aus seinen Gedanken. „Die Ältesten sind nach wie vor der Meinung, dass du eine zu große Gefahr für Chronos darstellst und deshalb schnellst möglich eliminiert werden solltest... Wie dem auch sei, ich bin da anderer Ansicht. Ich denke, dass du Chronos trotz allem noch von Nutzen sein kannst... Und das ist auch der einzige Grund, aus dem du noch am Leben bist Heartnet...“ Train beobachtet seine ehemalige Kommandantin genau, in der Hoffnung durch ihre steinerne Fassade hindurchsehen zu können, jedoch vergeblich... Sephiria war schon immer eine Meisterin darin gewesen, ihre wirklichen Absichten vor anderen zu verbergen. Er seufzt resigniert und gibt sich gegen ihr Pokerface geschlagen, vor allem aber, weil er im Moment viel zu müde ist, um seine Konzentration lange aufrecht zu erhalten. Er will diese Unterhaltung nur so schnell wie möglich beenden und einfach nur noch schlafen... „Also, was verschafft mir die Ehre, dass Chronos' Number I glaubt, ich könnte für sie noch nützlich sein... ich bin mir ziemlich sicher, dass du weißt, was ich davon halte mich von anderen ausnutzen zu lassen...“ Sephiria lächelt ihn zuckersüß an, ein Lächeln, dass dem attraktiven Gesicht der jungen Frau einerseits ein umwerfendes Strahlen verleiht, in Train andererseits eine Welle Unbehagens aufsteigen lässt. „Ich bin mir sicher Heartnet, dass du es im Grunde selbst durchschaut hast, aber ich spreche es gerne nochmal aus... Das Gift das momentan noch durch deine Adern fließt, wurde von Chronos' Wissenschaftsabteilung entwickelt... normalerweise wirkt es innerhalb weniger Minuten tödlich, aber wer entwickelt schon ein Gift ohne das passende Gegengift? Nun, im Moment hält dich noch eine, dem Gegengift chemisch ähnlich aufgebaute Lösung am leben... wenn du dich kooperativ zeigst, werde ich dafür sorgen, dass du eine Dosis des ungefilterten Gegenserums erhältst und dein Organismus könnte innerhalb weniger Tage gänzlich von den Auswirkungen des Toxins gereinigt werden. Solltest du dich allerdings weigern...“ Das Lächeln auf ihrem Gesicht weicht einer bedrohlichen Kälte. Doch Train glaubt in ihren Augen auch einen kleinen Schimmer leichten Bedauerns zu entdecken... „...dann werden wir dir schlichtweg die Versorgung mit dem Gegengift, wie auch jede weitere Dosis des Ersatzserums verweigern und dich elend sterben lassen.“ Train hat keinen Zweifel daran, dass Sephiria nicht blufft, das hat sie in ihrer Position auch nicht nötig... Er versucht seine Möglichkeiten durchzugehen, seine Gedanken drehen sich aber nur ergebnislos im Kreis. Auch wenn es ihm nicht gefällt, diesmal hatte Sephiria ihn genau da wo sie ihn haben wollte... auch wenn er nicht geglaubt hätte, das seine ehemalige Kommandantin tatsächlich so weit gehen würde... Im Grunde hatte er immer darauf gebaut, dass Sephirias Loyalität gegenüber ihren Kameraden, auch wenn er Chronos hinter sich gelassen hatte, größer war, als ihr Pflichtbewusstsein. So war es jedenfalls, als er noch einer der Numbers gewesen war... Sephiria hat sich eindeutig verändert, das kann er ihr seit beginn ihrer Unterhaltung zweifellos ansehen... er ist sich nur noch nicht sicher inwiefern... „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber mich beschleicht das Gefühl, dass du diese ganze Nummer hier nur durchziehst, weil du mit dem Rücken an der Wand stehst, Sephni...“ Für einen Augenblick ist Train sich sicher ihre Ausgesetzte Miene durchbrochen zu haben, und einen Blick auf, das was wirklich in Sephiria vorgeht, erhascht zu haben, doch sie wendet den Blick rasch wieder dem Fenster zu. Doch selbst jetzt, wo sie ihr Gesicht fast gänzlich vor ihm verbirgt, kann er deutlich die Trauer und Frustration spüren, die die sonst so starke, beherrschte Frau vor ihm ausstrahlt. Für einen Moment vergisst er, dass sie diejenige ist, die gerade damit gedroht hat ihn zu töten und sieht sie nicht, als Chronos' treue Dienerin, die wie eine Maschine den Befehlen der Ältesten folgt, sondern als die gute Freundin, die sie einmal gewesen war... „Sieht so aus, als wäre ich nicht der Einzige, der sich im Laufe der Zeit verändert hat... du scheinst mir auch nicht mehr so enthusiastisch an deinen Job zu glauben wie früher einmal...“ Keine Regung geht von ihrem Körper aus, doch er spürt wie sie angespannt nachdenkt. Als sie schließlich antwortet, trägt ihre Stimme nicht den typischen Befehlston, den sie in allen Angelegenheiten die Chronos betreffen, aufsetzt, sondern ganz anders... ehrlich... fast wie damals, als sie noch Partner waren... „Manchmal... geschehen Dinge die Menschen an sich selbst und an ihren Zielen zweifeln lassen... Du solltest das besser wissen, als sonst jemand... Aber bekomm' bloß kein falsches Bild von mir. Ich bin nicht wie du... Die Einen sehen einen schmerzlichen Verlust vielleicht als Anlass, ihre ganze Existenz zu überdenken und diese dann neu auszurichten... doch es gibt auch Andere, die anstatt das Ende zu akzeptieren und alles noch einmal völlig anders anzufangen, lieber dagegen kämpfen, um das Alte zu retten... Egal wie schwer es ihnen womöglich fällt... Ich lasse nicht zu, dass mir auch noch der Grund für mein Dasein verloren geht... Also kämpfe ich weiter, für meine alten Ideale... Auch wenn das heißt, dass ich gegen meine eigenen Zweifel kämpfen muss...“ Train starrt sie nur schweigend an. Noch nie hatte er erlebt, dass Sephiria soviel von ihren inneren Gedanken preisgegeben hätte. Vor allem nicht gegenüber einem Feind... Andererseits, konnte sie solche Gedankengänge schließlich nicht mit jemandem innerhalb von Chronos besprechen. Er selbst war vielleicht der Einzige für den ihre Qualen wenigstens teilweise nachvollziehbar waren... Was jedoch nicht bedeutet, dass er bereits verstanden hatte, was genau der Auslöser dafür war... Im Grunde will er es aber auch gar nicht wissen... „Du hast dir das alles genau überlegt, was Sephni? Schätze mir bleibt nichts Anderes übrig, als mir wenigstens anzuhören, bei was Chronos so dringend meine Hilfe braucht...“ Sephiria wirft ihm einen triumphierenden Gesichtausdruck zu und streicht eine ihrer langen, blonden Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. „Ich will, dass du jemanden für mich aufspürst und eliminierst... Und ich bin mir sicher, dass du bei diesem Auftrag trotz der kleinen Spannungen zu Chronos und deiner mangelnden Loyalität, ganz in den Manieren eines ehemaligen Numbers-Mitglieds handeln wirst und die Sache zuverlässig erledigst...“ Train zieht zweifelnd eine Augenbraue hoch... Er hatte eigentlich geplant, die harmlose Hauskatze zu spielen, bis sich eine Gelegenheit ergibt, sich das Serum unter den Nagel zu reissen, Sven und Eve ausfindig zu machen und dann Richtung Norden zu verschwinden... Aber das zuversichtliche Leuchten in Sephirias Augen, lässt ihn die Hoffnung in seinen Plan verlieren... Andererseits ist aber auch seine Neugierde geweckt... „Wer ist es?“ Auf Sephirias Gesicht tritt ein Ausdruck tiefsten Hasses, als sie bemüht emotionslos den Namen seiner ersten richtigen Zielperson, seit er Chronos' verlassen hat, ausspricht. „Der Anführer der Apostel des Planeten... Creed Diskens!“ Sven stößt die alte Haustür des schäbigen Apartments auf, sodass sie laut scheppernd an die Wand des modrigen Flures geschleudert wird. Er hetzt durch den Gang entlang, durch die Reihen an teils verschimmelten, teils namenlosen Apartmenttüren und springt mit einem Satz durch die schwere Holztüre des Wohnblocks auf die menschenleere Straße. Eve folgt ihm, wobei sie fast schon rennen muss, um mit seinen großen Schritten mithalten zu können. Die beiden hasten durch die verlassene Stadt, die noch totenstill und vom Morgentau überlagert daliegt. Eves Wangen sind leicht rot gefärbt, was aber nicht an der, durch Svens Tempo verursachten Anstrengung liegt, sondern daran, dass sie gerade eine gehörige Menge Wut zu unterdrücken versucht. Der alte Mann hatte wirklich nicht übertrieben, als er ihnen die ganze Geschichte des vergangenen Abends anbot... Eve hatte schon von der ersten Sekunde an das Gefühl, dass man dieser Schlange Kira nicht trauen konnte und jetzt, nachdem sie weiß, dass sie sogar versucht hat Train umzubringen und sie letztlich schuld daran ist, dass sie sich jetzt mit Chronos herumschlagen müssen, bereut sie es, sie nicht ausgeknockt zu haben, als sie die Gelegenheit dazu hatte... Sie wirft einen besorgten Blick auf Sven, der einige Meter vorauseilt, mit einer Hand auf seinem Hut, damit er ihm nicht verloren geht. Eve gesteht sich still ein, dass der Hauptgrund aus dem sie Kira so verabscheut, aber nicht unbedingt ihr Mordanschlag auf Train ist, sondern vielmehr die Tatsache, dass es ihre Schuld ist, dass Sven so durch den Wind ist... Er würde es wohl nie aussprechen, aber Eve weiß, wie sehr Sven sich um Train sorgen macht und sie kann es kaum ertragen ihn so aufgewühlt zu erleben. Im Gegensatz zu ihr selbst, scheint Sven den Worten des Alten wohl mehr Bedeutung zu schenken und tatsächlich die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Train vielleicht wirklich... Eve schüttelt den Gedanken beiseite, schließlich ist sie selbst fest davon überzeugt, dass das nicht der Fall sein kann. Wie würde sie schließlich dastehen, wenn Train einfach so den Löffel abgibt, bevor sie es geschafft hat, entgültig zu beweisen, dass sie besser ist als er? Sie zuckt für einen Moment zusammen, als sie merkt, wie nahe ihre Gedanken an dem sind, was der Alte über Kira erzählt hat... Für einen Moment ist sie wie abwesend in die verwirrendsten Gedankengänge vertieft, sodass sie gar nicht merkt, dass Sven vor ihr plötzlich innehält und sie direkt in ihn hineinrennt. Sie reibt sich kurz die Nase und schielt an Svens Rücken vorbei, um zu sehen was den plötzlichen Stop verursacht hat. Direkt vor ihnen schneidet eine schmale Gasse ihre Straße und neben den hellen Strahlen die langsam den Himmel blau leuchten lassen, brennt noch eine schiefe, verrostete Laterne neben einigen Müllcontainern. Die Straße um sie herum ist noch immer wie leer gefegt, und Eve wundert sich, warum sie nicht weiter gehen, schließlich war Sven gerade eben noch wie besessen davon, so schnell wie möglich zum Auto zu gelangen, Waffen zu holen und Train zu finden. Jetzt steht er nur stumm vor ihr und starrt zwischen zwei Dächern hindurch auf die schlichte und wenig beeindruckende Skyline der Stadt. Den meisten Platz nimmt der riesige, graue Block ein, der offensichtlich das örtliche Krankenhaus darstellt. Sven tastet hektisch in den Taschen seiner Jacke herum, und zückt schließlich die winzige Digitalkamera, die sie normalerweise benutzen um Fotos von Verdächtigen zu schießen, um sie leichter identifizieren zu können. Angespannt blickt er durch das Gerät zu dem Krankenhausblock und betätigt den Zoom. Eve blickt zu Sven und öffnet bereits den Mund um ihn zu fragen, was es da oben zu sehen gibt, als der Ausdruck, den sie auf seinem Gesicht sieht, sie verstummen lässt. Sven blickt voller Tatendrang und mit einem leichten, zufriedenen Lächeln auf den Lippen, zu dem Dach des Krankenhauses empor. Er reicht die Kamera zu Eve weiter, ohne den Blick von dem Block zu wenden. „Siehst du das, Eve?“ Sie kneift die Augen zusammen und kann auf dem Dach einen schwarzen Helicopter und einige Personen ausmachen. Sie zoomt noch etwas stärker heran, und erfasst mit dem kleinen Bildschirm der Kamera eine junge, hübsche Frau mit langen, leicht gewellten blonden Haaren, die anmutig in den Helikopter steigt. Fragend sieht sie sich nach Sven um, doch der ist bereits wieder schnellen Schrittes in der nächsten Gasse verschwunden. „Komm schon Eve! Worauf wartest du noch? Ich hab so das Gefühl, als ob Train uns am Ende des Tages eine Einladung zum Essen schuldet!“ Eve tabbt hinter Sven her, mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Kapitel 16: Ehemalige Partner... -------------------------------- Shadow of the Black Cat – Kapitel 16 Ehemalige Partner... Train starrt nachdenklich auf seine, etwa zur Hälfte verbundene, linke Hand. Die Taubheit die sich noch vor wenigen Minuten durch seine Fingerspitzen gezogen hatte, ist mittlerweile so gut wie verflogen und auch das Schwindelgefühl in seinem Kopf hat sich geklärt. Umso beunruhigender erscheint ihm jetzt die Situation in der er sich befindet... Sein Blick fällt zum wiederholten Male in den letzten Minuten auf den kleinen, runden Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem fein säuberlich seine Hades, zusammen mit Munition und einigen anderen nützlichen Items, die er noch gut aus seiner Anfangszeit bei Chronos kennt, liegen. Sephiria hätte sie ihm genauso gut auf einem Silbertablett servieren können... Nicht nur, dass sie ihn von den Handschellen befreit haben, sogar die Tür steht noch immer einen Spalt offen... Das ganze kommt ihm so irreal vor, das er sich ein bitteres Lächeln nicht verkneifen kann. Er sieht auf die, über dem Türrahmen angebrachte, schlichte Uhr. Es ist 4:25 Uhr... nach Sephirias äußert detaillierter Erläuterung also noch etwa 7 Stunden, bis die Dosis nachlässt und die Symptome zurückkehren... Mit einem erschöpften Seufzen steht er auf, geht durch das Zimmer direkt auf den Tisch zu und greift nach seiner Hades. Das sterile Licht, das von den Neonröhren an der Decke ausgeht, lässt die goldenen Segmente der Waffe glänzen. Erst jetzt bemerkt er das zusammengelegte schwarze Bündel auf dem Stuhl. Er braucht es gar nicht erst auseinander zu falten um zu wissen was es ist... Wenn er diesen Raum jetzt verlässt, ist es genau wie damals... dann ist er wieder nichts weiter als Chronos' erbärmliche Hauskatze... Und obwohl er die ganze Zeit wusste, dass er die Sache mit Creed früher oder später bereinigen muss, auch wenn er sich noch nicht entscheiden konnte, auf welche Art und Weise er es beenden wird, er wird es ganz sicher nicht in Chronos' Auftrag tun... Aber ist sein Stolz es wert dafür zu sterben?... Eve sieht sich gebannt in dem großen, hell erleuchteten Warteraum des Krankenhauses um. Es ist das erste mal, dass sie sich in einem ganz normalen Hospital befindet... bisher hatten sie sämtliche medizinische Probleme mit einem einfachen Erste-Hilfe-Koffer lösen können... nun ja, hin und wieder hatten sie den Rat eines unseriösen Untergrunddoktors ohne Lizenz in Anspruch genommen... Vor nichtmal zwei Minuten wurde aber ein Mann auf einer Trage von drei Sanitätern in die Notaufnahme geschoben, angeschlossen an einen Beutel mit einer klaren Flüssigkeit und mit einer Halskrause... dabei war alles was auf eine Verletzung hindeutete, lediglich der leicht blutige Druckverband um die Hand des Mannes. Während sie noch darüber nachgrübelt, ob es das Krankenhaus ist, das ein wenig übertreibt, oder ob sie sich nicht doch einmal Gedanken über ihre eigenen Behandlungsmethoden machen sollten, entdeckt sie Sven, der endlich aus dem Geschenkshop auf sie zukommt, mit einem großen Strauß Blumen in der einen Hand und einer Schachtel Zigaretten in der Anderen. Mit einem mürrischen Blick auf eines der zahlreichen „Rauchen verboten!“ Schilder, lässt er die Zigaretten in seiner Hosentasche verschwinden und drückt Eve die Blumen in die Hand. Sie starrt ihn verdutzt an. „Wir wollen nicht auffallen, also sind wir von jetzt an Besucher.“ Eve nickt und die Beiden machen sich unauffällig auf den Weg zur Information. Sven setzt sein charmantestes Lächeln auf, was die junge Frau hinter dem Tresen allerdings kalt zu lassen scheint. „Kann ich ihnen helfen?“ „Jaa, also die Sache ist die, wir sind eigentlich hier um.. jemanden zu besuchen... Aber dann hat meine...ähm..Tochter diesen Helikopter auf ihrem Dach gesehen, und wir haben uns gefragt, ob es möglich wäre, sich diesen Landeplatz mal anzusehen... auf dem Dach, meine ich...“ Die Frau sieht ihn teils verwirrt, teils gelangweilt an. „Tut mir Leid, Sir, aber die Landefläche darf nur von den Sanitätern und Ärzten betreten werden.“ „Oh, aber die Leute, die wir da gerade auf dem Dach gesehen haben, sahen nicht aus wie Sanitäter...“ Sie wirkt etwas misstrauisch. „Dazu kann ich ihnen leider keine Angaben machen, Sir. Kann ich sonst noch etwas für sie tun?“ Sven sieht aus als hätte er gerade etwas ekliges im Hals stecken. Eve entscheidet sich, von jetzt an die Initiative zu ergreifen. Sie setzt ihr unschuldigstes Lächeln auf. „Wir haben eine hübsche Frau gesehen. Ich glaube ich hab sie schonmal im Kino gesehen... Haben sie öfter echte Stars in ihrem Krankenhaus, Miss?“ Die junge Frau blickt kurz überrascht zu Eve hinunter, kann aber ihrem 'kleines-Mädchen-Charme' nicht wiederstehen und erwidert ihr Lächeln freundlich. „Hin und wieder haben wir auch den einen oder anderen Schauspieler hier gehabt.“ Eve gibt sich begeistert. „Wow, und haben sie sie dann nach einem Autogramm gefragt?“ Die Frau lässt ein lautes Lachen vernehmen. „Nein, nein. Ich bin meistens nur für den Empfang zuständig und die wirklichen Prominenten werden alle in den extra gesicherten Privatzimmern ganz oben behandelt..“ „Und sind da gerade auch irgendwelche Stars?“ „Nicht dass ich wüsste... irgendeine Firma hat kürzlich die ganze obere Etage für sich eingenommen... das ganze Krankenhaus wundert sich darüber, dass der Chefarzt dem zugestimmt hat...“ Verdutzt bemerkt sie die leuchtenden Augen mit denen Eve sie ansieht. „Oh.. ich... ich rede schon wieder wie ein Wasserfall... haha...ha...“ „Wiedersehen.“ Eve lässt die verwirrte Empfangsdame hinter sich und macht sich zielstrebig auf den Weg zum Fahrstuhl, dicht gefolgt von Sven. „Ich muss schon sagen, Eve, das war bemerkenswert!“ Eve grinst in sich hinein. „Das nächste mal überlass das Reden von anfang an besser mir..“ Die Beiden stellen sich in den kleinen Fahrstuhl und drücken den Knopf für die oberste Etage. Kaum dass sich die Türen lautlos geschlossen haben, setzt sich der Metallkasten auch schon in Bewegung, begleitet von einer leisen, unauffälligen Musik, die aus einem Lautsprecher über ihnen dringt. Sephirias Blick ruht auf den Dächern der Stadt tief unter ihr. Das laute Dröhnen des Helikoptertriebwerks hat sie weitgehend ausgeblendet, genauso wie das wiederholte Piepen ihres Handys. Schon zu vierten Mal hat Xiao Li versucht sie zu erreichen, und das allein in der letzten viertel Stunde... Im Grunde sollte sie wohl froh sein, dass ihre neue rechte Hand so ehrgeizig und zielstrebig bei der Arbeit ist. Andererseits ist es genau diese Beharrlichkeit, die es umso unerträglicher für sie macht. Nicht zum ersten Mal wünscht sie sich, sie könnte die Zeit zurückdrehen... Die Vergangenheit, in der sie, egal wie schlecht eine Situation für sie aussah, in ihrem Inneren stets die Gewissheit hatte, dass da noch jemand war, der ihr den Rücken stärkt... Sie wusste das, ohne, dass er es je ausgesprochen hätte und ohne, dass sie ihn je darum gebeten hätte. Und genau dieses unausgesprochene Versprechen war es, das ihr all die Jahre Kraft gegeben hatte... Doch jetzt war Belzé tot und sie kam sich zum ersten Mal seit sie sich Chronos angeschlossen hatte wieder vollkommen allein vor... Das heißt, dass sie keine andere Wahl hat, als sich auf ihren eigenen Verstand zu verlassen... Auch wenn sich die Umstände dramatisch geändert haben... ihre Ziele sind dieselben geblieben. Auch wenn es schwerer geworden ist, sie wird nicht einfach so aufgeben... Auch wenn sie auf Methoden zurückgreifen muss, die ihr eigentlich nicht gefallen... „Comander Arks, wir erreichen in etwa 5 Minuten das Hauptquartier.“ Sephiria nickt dem Piloten stumm zu. In der Innentasche ihrer Jacke kann sie das kleine, schmale Glasröhrchen spüren, um dessen Aufbewahrung sie sich höchstpersönlich kümmern muss. Jedem Anderen würde sie diese Aufgabe nicht zutrauen... Sie seufzt auf. Tief in ihrem Innern, hofft sie inständig darauf, es so bald wie möglich loszuwerden... Sie hatte sich noch nie so schrecklich gefühlt wie in diesem Krankenzimmer... Im selben Zimmer mit ihrem ehemaligen Partner und Freund, mit dem Wissen, dass er in einigen wenigen Stunden bereits tot sein könnte, obwohl die Rettung nur wenige Meter entfernt in ihrer Tasche steckt... Doch auch wenn es schmerzlich ist, ihn auf so erbärmliche Weise zu verraten... Sie weiß, dass es der schnellste Weg für sie ist ihre Ziele zu erreichen. Und ihr oberstes Ziel ist es im Moment, Creed Diskens aus dem Weg zu räumen... auch wenn sie ihn liebend gern selbst zur Strecke bringen würde... Sie wird sich fürs erste auf die Fähigkeiten von Black Cat verlassen müssen... Creed ist so fixiert auf ihn, es wird wohl ein Leichtes für Heartnet werden ihn zu eliminieren... So kann sie immerhin sicher sein, dass Creed nicht entkommt. Schließlich will sie ihn tot sehen... um jeden Preis... Ein helles Klingen verkündet die Ankunft des Fahrstuhls im obersten Stockwerk. Noch bevor die Türen ganz auseinander geglitten sind, befinden Sven und Eve sich schon auf dem verlassenen Flur. „Dort entlang!“ „Wie sollen wir ihn finden?“ „Wir probieren einfach alle Türen durch...“ „Und wenn er gar nicht-...“ „Einen Versuch ist es wert.“ Die Beiden gehen zügig auf die erste Tür zu, klopfen kurz an und ziehen sie dann hoffnungsvoll auf. Vor ihnen sitzt ein alter Mann aufrecht im Bett, den Blick an den Bildschirm eines kleinen Fernsehers geheftet. Sven lässt wortlos die Tür zufallen. Die nächste Tür ist verschlossen, genau wie die drei nachfolgenden... „Keine Panik Eve, wir haben noch eine Menge Türen vor uns!“ Eve sieht ihn spöttisch an. „Ich habe kein Wort über Panik verloren...“ Sven ignoriert sie und konzentriert sich stattdessen auf den Griff der nächsten Tür, die erneut einen Reinfall darstellt. Als Eve den langen Gang entlangblickt, fällt ihr eine Tür ziemlich am Ende auf. Sie ist einen Spalt geöffnet und ein schmaler Lichtschein fällt auf den kahlen Flurboden. Eve rennt auf die Tür zu, dicht gefolgt von einem leicht verwirrten Sven. Als sie schließlich in das Zimmer blickt, huscht ungewollt ein erleichtertes Lächeln über ihr Gesicht. „Train!“ Doch ihre Erleichterung ist nur von kurzer Dauer... Auch Sven starrt seinen Partner wortlos und beunruhigt an. Train scheint gerade auf dem Weg aus dem Fenster zu sein, denn mit einem Fuß steht er bereits auf dem Metallgitterboden der Feuertreppe, die sich an dieser Seite des Gebäudes empor schlängelt. Er wirkt vermeidet es Sven direkt anzusehen, als sein Blick dadurch jedoch auf sein eigenes Spiegelbild in der Scheibe des geöffneten Fensters fällt, zuckt er unwillkürlich zusammen. Es ist dasselbe Spiegelbild, das er so oft in den angstgeweiteten Augen seiner Opfer gesehen hatte, bevor er den Abzug seiner Waffe gedrückt hatte... Ein einfacher schwarzer Mantel... und er hat das Gefühl ein anderer Mensch zu sein... „Train? Was soll das hier werden?“ In Svens Stimme schwingt eine ordentliche Portion Misstrauen mit und er fixiert Train mit einem durchdringenden Blick. Der scheint allerdings wie erstarrt zu sein. „Sag schon, warum trägst du diesen Mantel?“ Train seufzt leise und sieht seinen Partner, mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. „Hör zu Sven,das hat nichts mit euch zu tun... Ich habe keine Zeit jetzt große Erklärungen abzugeben... Ich muss etwas erledigen und das schnell...“ „Ich dachte Black Cat wäre Vergangenheit, Train! Du tust das hier auf Chronos' Befehl hin, hab ich recht? So ist es doch, oder?!“ Sven scheint von einem Moment zum anderen verdammt wütend. „Was frag ich, überhaupt... man kann es dir schließlich ansehen... Was wirst du tun, heute Nacht jemanden umbringen? Was ist aus all dem Gerede geworden, dass du Chronos hinter dir gelassen hättest... Ich dachte du wolltest frei sein!“ Trains Augen bleiben auf den Boden geheftet. Mit einer Hand krallt er sich an dem schmalen Fensterbrett fest. Sven beobachtet ihn einen Moment. „Deinem Schweigen nach zu urteilen, ist es also wahr...“ Die Beiden fixieren sich einen Moment gegenseitig, bis Train sich wortlos umdreht. Das alte Metall gibt ein jämmerliches Quietschen von sich, als seine Füße auf der Feuertreppe landen. Er hält noch einmal inne und wirft über die Schulter einen letzten Blick auf Sven und Eve in dem hellen Zimmer. Die Enttäuschung, die in ihren Gesichtern liegt versetzt ihm einen leichten Stich. „Früher oder später werd ich es euch erklären... darauf könnt ihr euch verlassen...“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten schwingt er sich geschickt über das Geländer und verschwindet über die Stufen der Treppe aus ihrem Blickfeld. Sven und Eve bleiben im Raum zurück. Wortlos lässt Eve die Blumen fallen, die sie noch immer bei sich hatte und greift nach Svens Hand. „Glaubst du, er wird wirklich-...“ Sven starrt schweigend aus dem geöffneten Fenster, direkt der aufgehenden Sonne entgegen... Mit einem letzten Sprung landet er auf dem schmutzigen Gehsteig in einer Seitengasse neben dem Krankenhaus. Der Weg ist verlassen, was um diese Uhrzeit ganz natürlich ist. Es ist etwa halb 6. Er zwingt sich, sich nicht nochmal nach dem geöffneten Fenster weit über sich umzudrehen und geht zügig die Straße entlang. Als ob er sich in diesem Mantel nicht schon unwohl genug gefühlt hätte, jetzt plagt ihn auch noch das schlechte Gewissen... Warum zur Hölle sind die Beiden überhaupt da gewesen? Er kann nur hoffen, dass sie jetzt so schnell wie möglich verschwinden... schließlich ist das ganze Zimmer mit versteckten Kameras vollgestopft... Er steckt die Hände in die Jackentaschen und versucht fürs erste nicht mehr an Sven oder Eve zu denken. Schließlich kommen die Beiden auch ganz gut allein zurecht. Er kann nur hoffen, dass sie nicht auf die Idee kommen ihm noch weiter zu folgen... Er schüttelt energisch den Kopf und seufzt. Fürs erste hat er wichtigere Dinge, auf die er sich konzentrieren muss, über alles andere kann er sich später noch Gedanken machen... das heißt, wenn ihm nicht unverhoffterweise etwas in die Quere kommt. Er geht in Gedanken noch einmal seinen Plan für die nächsten Stunden durch... Früher hatte er das nie getan, er hatte einfach spontan, je nach Situation entschieden und einfach die erste Chance genutzt um seinen Auftrag zu beenden. Zögern war etwas das er sich dadurch nicht leisten konnte... Aber im Gegensatz zu damals darf diesmal nichts schiefgehen. Eigentlich war diese Art der Problemlösung nicht sein Stil, aber im Grunde bleibt ihm wohl nichts anderes übrig... ob es ihm gefällt oder nicht. In einer schmalen Einfahrt rechts von sich entdeckt er im Halbschatten ein dunkelrotes Motorrad. Er sieht sich zu beiden Seiten unauffällig um, bevor er mit einem Grinsen im Gesicht im Dunkel der Einfahrt verschwindet... Der dunkle Raum wird von einem kurzen Leuchten erhellt, als sich Mitten in der Luft plötzlich ein kreisrundes Loch auftut, aus dem eine junge, attraktive Frau heraustritt. Mit einem Seufzen streicht sie eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, bevor sie sich leicht lächelnd an die Person vor sich wendet. „Shiki und die Anderen sind unten und erwarten deine weiteren Befehle. Der Doktor ist allerdings noch immer verschwunden... soll ich ihn suchen lassen?“ „Vergiss ihn! Er hat auf ganzer Linie versagt. Es wäre eine Verschwendung ihn extra zu suchen, schließlich würde ich ihn ohnehin keine weitere Minute am Leben lassen... es bleibt noch genug Zeit, sich um ihn zu kümmern...“ Echidna nickt. „Was ist mit den Anderen?“ „Sag ihnen sie sollen sich irgendwie beschäftigen... Ich bin im Moment nicht in Stimmung mich mit ihnen zu befassen...“ Er stützt sein Kinn gelangweilt auf eine Hand und betrachtet nachdenklich den goldenen Schwertgriff in seiner Hand. Echidna setzt sich neben ihn auf eine der Armlehnen seines bequemen Ledersessels. „Wir haben Chronos erfolgreich Parole geboten... und dein Plan Sephiria in eine Falle zu locken hat beinahe perfekt funktioniert... Wir sind sogar Chronos Nummer 2 losgeworden... Solltest du nicht wenigstens ein bisschen gut gelaunt sein?“ Er zögert kurz. „Du hast wohl recht, Echidna... Leider wird mein Triumpf von einer Kleinigkeit getrübt...“ Er rammt die unsichtbare Klinge seines Katanas senkrecht in den Boden, sodass es aussieht, als würde der glänzende Griff schweben. „Ich hatte gehofft, Train würde schon heute Abend hier neben mir sitzen... als mein Partner. Stattdessen ist er einfach wieder verschwunden... Ich hatte nichtmal Gelegenheit eine kleine Unterhaltung mit ihm zu führen... was für eine Verschwendung...“ Creed sinkt mit einer dramatischen Geste, begleitet von einem deprimierten Seufzen, noch tiefer in seinen Sessel. „Chronos zu vernichten wäre um ein vielfaches interessanter wenn Black Cat endlich seinen Teil dazu beitragen würde...“ Echidna verdreht die Augen, was dem in Unglück schwelgenden Creed allerdings entgeht. Gerade als sie den Mund öffnet um ihm, wie schon so oft, ihren Standpunkt zum Thema Black Cat zu unterbreiten, wird die Tür zu dem düsteren Raum mit einem lauten Knall aufgeschlagen. Eine kleine Gesalt, deren gesamter Kopf mit leicht vergilbten Bandagen umwickelt ist, steht im Türrahmen und wirft Creed einen alamierenden Blick zu. „Wir haben einen Eindringling. Die Wachen im hinteren Teil des Gebäudes wurden ausgeschaltet und die Bewegungsmelder in der ersten Etage konnten mindestens eine Person ausmachen... Die Kameras konnten allerdings noch kein brauchbares Bild übertragen...“ Echidna zückt eine schmale silberne Pistole. „Sag mir einfach wo sich die Person aufhält und ich kümmere mich darum.“ „Ich fürchte ich kann dir dabei nicht weiterhelfen, Echidna... Wer auch immer es ist, er ist zu schnell für unsere Kameras... wir haben keine Ahnung wo er sich aufhält...“ Die Beiden sehen sich nach Creed um, in Erwartung weiterer Anweisungen, doch er streift sie nur mit einem gelangweilten Blick. Echidna verschränkt tadelnd die Arme vor der Brust und starrt Creed ungeduldig an, bis dieser schließlich aufgibt. „Schön, schön... wir sollten uns wohl darum kümmern...“ Echidna wirkt sehr zufrieden mit sich, als Creed sich endlich mühsam aus seinem Sessel erhebt. Als die Drei wenig später in die großen Haupthalle ihres Unterschlupfs treten, finden sie die meisten der Apostel im Raum verteilt und ungeduldig wartend vor. Creed schreitet in ihre Mitte und lässt den Blick über seine Untergebenen schweifen. „...Wo liegt das Problem? Wie kann es sein, dass ich wegen eines einzigen Eindringlings gestört werden muss, obwohl sich doch hier die angeblich besten Kämpfer der Welt an einem Platz versammelt haben...?“ Die Apostel antworten mit einem ausgedehnten Schweigen, durch das sich der ohnehin schlecht gelaunte Creed jedoch eher provoziert fühlt. Mit einer fließenden Bewegung lässt er die Klinge seines unsichtbaren Schwertes über den Boden schleifen. „Wie kann es sein, dass ich offensichtlich von einem Haufen inkompetenter Amateure umgeben bin? Wie soll man eine neue Weltordnung aufbauen, wenn die eigenen Leute nichtmal eine so einfache Aufgabe bewältigen können, wie einen einzigen Eindringling aus dem Weg zu räumen?“ Eine unangenehme Spannung liegt in der Luft. Der Einzige der nicht zu eingeschüchtert ist, um das Wort an Creed zu wenden, ist ein großer Mann mit langen schwarzen Haaren, einem abgewetzten altern Lederhut und einem roten Halstuch vor dem Mund, durch das man von seinem Gesicht lediglich seine, zu Schlitzen verengten Augen erkennen kann. „Wir können wohl davon ausgehen, dass es sich um mehrere Eindringlinge handelt...“ „Nope, soweit ich weiß, bin ich allein.“ Die Anwesenden wenden alle gleichzeitig den Kopf in die Richtung aus der die Stimme zu kommen schien. Rechts von ihnen, wo eine schlichte graue Treppe zum zweiten Stock hinaufführt entdecken sie eine Person in einem dunklen Mantel, die lässig auf der obersten Stufe sitzt und grinsend zu ihnen hinunterblickt. Ein begeistertes Funkeln taucht in Creeds Augen auf, als er Train erkennt. „Train? Du- du bist es! Du bist tatsächlich zu mir zurückgekehrt!“ Auf Trains Gesicht macht sich ein angewiderter Ausdruck breit, doch er wischt ihn schnell beiseite. Unter den bohrenden Blicken der versammelten Apostel erhebt er sich, steckt die Hände in die Hosentaschen und geht gemächlich die Treppe hinunter. In der Stille, die in der Halle herrscht, erscheint jeder seiner Schritte unnatürlich laut wiederzuhallen. Die Spannung, die ohnehin schon in der Luft lag, scheint sich plötzlich verdoppelt zu haben. Creed wirkt allerdings eher als wären Weihnachten und sein Geburtstag auf einen Tag gefallen. Shiki tritt misstrauisch aus der Gruppe nach vorn. „Wenn das mal nicht eine Überraschung ist... Was willst du hier, Black Cat?“ Train bleibt am Fuß der Treppe stehen und lässt den Blick auf ihrem Anführer ruhen. „Ich hab mich gefragt, ob du wohl immer noch einen Partner brauchen kannst, Creed...“ Kapitel 17: Alte Gewohnheiten... -------------------------------- Trains Worte hallen in der Totenstille des Raumes wider. Während die anderen Anwesenden erstarrt zu sein scheinen, ballt Shiki wütend die Fäuste. „Was soll der Schwachsinn! Was sollte Black Cat davon haben, nach all der Zeit plötzlich seine Meinung zu ändern und sich uns anzuschließen? Creed, hörst zu mir überhaupt zu?!“ Creed fixiert Train mit einem zufriedenen Lächeln, offensichtlich begeistert von diesem plötzlichen Situationswechsel. Von Creeds Schweigen scheinbar noch provoziert, geht Shiki einige Schritte auf Train zu. „Na los, spuck's aus! Was hast du wirklich vor?“ Train blickt unbeeindruckt auf die kleine Gestalt vor sich herab und zuckt resigniert die Schultern. „Ganz einfach. Wir haben dasselbe Ziel... Genau wie ihr, will ich Chronos loswerden, das ist alles...“ Creed stößt ein schallendes Lachen aus und schlendert mit ausgebreiteten Armen in die Mitte des Raumes. „Perfekt! Das ist einfach zu perfekt! Ich wusste das es nur eine Frage der Zeit ist, bis du endlich zur Vernunft kommst, Train!“ „Aber Creed, er-...“ Creed wirft Shiki einen tödlichen Blick zu, der diesen einige Schritte zurückweichen lässt. „Wag es nicht mir diesen Moment zu ruinieren, Shiki... Es sei denn du bist darauf aus noch heute dein Leben zu verlieren...“ Train tritt gelassen zwischen die beiden. „Kein Grund gleich so aus der Haut zu fahren... Also was ist jetzt? Sind wir Partner, oder nicht?“ Er nimmt die rechte Hand aus seiner Hosentasche und streckt sie Creed entgegen. Creed fixiert ihn einen Moment, doch Train hält seinem bohrenden Blick stand. Als er schließlich einschlägt, um den Deal offiziell zu machen, geht ein kalter Schauer durch Trains Inneres, doch er hält seine Fassade aufrecht und seine Augen zeigen keinerlei Regung, nur den gleichen undurchschaubaren, kalten Ausdruck. „Jetzt wo wir zusammenarbeiten... willst du uns nicht deinen Plan verraten, Train? Ich bin mir sicher du bist nicht unvorbereitet hierher gekommen...“ Train grinst ihn wissend an. „Was würdest du sagen, wenn ich dir die Chronos-Ältesten auf einem Silbertablett servieren könnte..?“ „Ich denke ich wäre... interessiert...“ „Es gibt nur eine Bedingung... Deine kleinen Freunde hier, sind in diesem Plan nicht vorgesehen... Wir machen das allein... wie in den guten alten Zeiten...“ Ein empörtes Gemurmel erhebt sich im Raum, einige der Apostel sind bei Trains Worten angriffslustig aufgesprungen. Creed gebietet ihnen mit einem ernsten Blick zu schweigen. „Ich fürchte du musst mit deinem Plan etwas mehr ins Detail gehen, Partner...“ Bei dem Wort Partner geht erneut ein leichtes Schaudern durch Train, doch er ignoriert es. „Euer Problem war es, dass ihr immer den offenen Kampf mit Chronos gesucht habt... Die Numbers sind keine einfachen Gegner, doch sie haben eine große Schwachstelle... Sie gehorchen blind den Befehlen der Ältesten...“ Er lehnt sich entspannt an das Ende des Treppengeländers und blickt in die Runde. „Wenn man Chronos Kern zerstört, zerbricht der Rest von ganz allein... Aber um an Chronos Schwachstelle heranzukommen, nützen offene Attacken rein gar nichts... Man muss sie aus dem Hinterhalt angreifen... Chronos muss bereits am Boden liegen, bevor sie überhaupt merken, dass sie fallen! Eine Organisation, die aus den Schatten heraus agiert, kann man nur so bezwingen... Mit den Methoden eines Profikillers...“ Ein dichter Mantel aus Schweigen hat sich über alle Anwesenden gelegt. Lediglich Creed gelingt es nicht ganz seine Begeisterung zu verbergen... „Das heißt, wir werden Chronos infiltrieren... und sie von Innen heraus zu Fall bringen... Und um das zu erreichen, sind wir beide völlig ausreichend... Also, was sagst du Creed?“ Creed grinst ihn mit funkelnden Augen an, was eine Antwort im Grunde überflüssig macht. Train konnte ihm schon bei den ersten Worten ansehen, dass er angebissen hatte. „Ich wüsste keinen besseren Weg, Chronos zu vernichten...“ Train wendet sich zufrieden an den Rest der Anwesenden. „Ihr habts gehört, Leute. Sieht aus als werdet ihr nicht gebraucht...“ Als Trains Blick mit einem kalten Lächeln auf Shiki ruhen bleibt, kann er die Welle aus Hass die ihm entgegengeschleudert wird fast schon physisch spüren. Auch die anderen Apostel nähern sich ihm bedrohlich, noch immer zu geschockt über seine Dreistigkeit um überhaupt etwas zu erwidern. Trains Lächeln wird noch etwas breiter, als er beschließt noch einen Schritt weiter zu gehen. „Ihr solltet euch nichts vormachen... Im Vergleich zu mir seid ihr alle noch blutige Anfänger...“ Von seinen Augen geht ein bedrohliches Glitzern aus, als er herablassend in die Runde blickt. „... Glaubt nicht ich wäre aus der Übung nur weil ich ein paar Wochen nicht ganz bei der Sache war...“ Er zückt mit einer langsamen Handbewegung seine Hades und streicht mit einem Finger beiläufig über die goldene Verzierung am Lauf der Waffe. „...Ganz im Gegenteil... Ich denke, mal wieder etwas Blut zu sehen, wäre jetzt genau das Richtige für mich...“ Blitzschnell, bevor irgendwer reagieren könnte, richtet er die Pistole auf Shiki. „Wenn jemand von euch Amateuren noch was zu sagen hat, dann soll er ruhig vortreten...“ Die Apostel scheinen für einen Moment wie gelähmt. Selbst Shiki wagt es nicht sich zu rühren, und starrt Train stattdessen nur eiskalt an. Train lässt nach ein paar Sekunden seine Waffe sinken, steckt seine Hände wieder entspannt in die Hosentaschen und wendet ihnen gelangweilt den Rücken zu. „Dacht ich mir... Es ist besser wenn ihr Amateure Chronos einem richtigen Killer überlasst...“ Durch Shikis zu Fäusten geballte Hände läuft ein leichtes Zucken. Es sind nicht nur Trains Worte, die ihn bis aufs Blut reizen... die Tatsache, dass er ihm, in vollkommener Verachtung seiner Fähigkeiten, so offensichtlich den Rücken zudreht und ihm so zu verstehen gibt, dass er nichtmal mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite einen einzigen Treffer gegen Train landen könnte, provoziert Shiki noch um ein vielfaches mehr. Für einen kurzen Moment überwiegt seine Wut, sein sonst eher vernünftiges Wesen. Mit einer blitzschnellen Handbewegung und einigen gezischelten Worten einer anderen Sprache, beginnt seine rechte Hand zu glühen und bildet einen lodernden Feuerball, der im nächsten Moment mit einem unglaublichen Speed auf Trains völlig ungedeckten Rücken zurast. Die Kugel wird auf halber Strecke von einem kaum sichtbaren Schwertschwung erfasst und innerhalb eines Herzschlages in zwei Teile zerschlagen, die sich sofort wie leuchtender Rauch in der Luft auflösen. Creed lässt sein Kotetsu mit einer fließenden Bewegung kreisförmig durch die Luft gleiten, während die unsichtbare Klinge im Bruchteil einer Sekunde die Form eines riesigen, schwarzen Schwertes annimmt,das eine ungewöhnlich bedrohliche Aura auszustrahlen scheint. Die eben noch angriffslustigen Apostel weichen etwas zurück. Creed betrachtet sie herablassend. „Tut mir wirklich Leid, aber es sieht so aus als wäret ihr nun wirklich überflüssig... was heißt, es gibt auch keinen Grund mehr für mich euch nicht zu töten. Ich hoffe ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.“ Train wendet sich wortlos von ihnen ab und geht gelassen auf die große Metalltür am anderen Ende des Raumes zu. Für den Moment ist er froh einen Grund zu haben, nicht in Creeds Richtung sehen zu müssen, denn das kaum merkliche, zufriedene Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen fällt ihm ungewohnt schwer. Creed lässt sein Katana wieder in der Schwertscheide an seinem Gürtel verschwinden und blickt Train mit funkelnden Augen nach. „Wo gehst du hin?“ „Wohin schon? Wir statten Sephiria einen kleinen Besuch ab.“ „Sephiria, he? Schätze es gibt einen Grund, warum Number I zuerst auf unserer Liste steht...nicht wahr?“ Creeds Versuch einen Blick auf Trains Mimik zu werfen scheitert kläglich, als dieser die Tür aufreisst und, leise vor sich hinmurmelnd, nach draußen in die kühle Morgenluft tritt. „Es gibt da allerdings einen Grund...“ Als hinter Creed die schwere Metalltür mit einem lauten Schlag ins Schloss fällt, bleibt in dem großen Raum nur noch eiskalte Stille zurück, durchzogen von einem Schleier Aggression, der die Luft mit einer elektrischen Spannung zu vergiften scheint... Train ignoriert das schwarze Motorrad, das er vor dem Gebäude abgestellt hatte und biegt schweigend in die nächste spärlich erleuchtete Seitenstraße ein. „Wir müssen uns beeilen, wenn wir rechtzeitig an dem Treffpunkt ankommen wollen.“ Creed bleibt verwirrt neben der Maschine stehen. „Warum laufen wir, wenn wir es so eilig haben?“ „Es ist kaputt.“ „Was? Es sieht nicht gerade kaputt aus....“ Train dreht sich energisch um, geht genervt zu dem Motorrad zurück und gibt der Maschine einen gezielten Tritt, sodass sie umfällt und geräuschvoll auf dem Betonboden aufschlägt. „Wie gesagt, es ist kaputt.“ Er lässt den enttäuscht dreinblickenden Creed zurück und geht wütend vor sich hinmurmelnd voraus. „...Mit diesem Spinner auf einem Motorrad... so weit kommt's noch... ich fass es nicht....“ „Hast du was gesagt, Partner?“ „Nein!“ David Carlson ist schlecht gelaunt. Wie immer steht er am hinteren Tor des großen Anwesens im altjapanischen Stil und lauscht wortlos dem leisen Plätschern des kleinen Wasserfalls, der zusammen mit dem Koi-Teich das Zentrum des einige Quadratmeter großen Gartens bildet. Ansonsten ist es um ihn herum annähernd lautlos. Dank der Lage am Stadtrand, direkt am Fluss, ist dieses eine Fleckchen geradezu eine Ruheoase, zwischen dem Lärm des Großstadtrummels. Doch dieses ruhige, immer gleiche Geräusch fließenden Wassers verstärkt seinen Ärger noch und er rückt energisch die dunkle Schusswaffe in seinem Halfter zurecht. David denkt an die Anfangszeit seines neuen Jobs zurück, als er es noch als spannend und gefährlich betrachtet hatte, das private Grundstück eines hochrangigen Mitglieds von Chronos zu bewachen. Nach mehr als sechs Monaten immer ruhigen Herumstehens hatte er von dem vermeintlich aufregenden Job allerdings gestrichen die Nase voll. Ein bitteres Lachen bringt die harte Schutzweste auf seiner Brust in Bewegung, als er darüber nachdenkt. Die schlichte Wahrheit ist nämlich, dass er den unnötigsten Posten auf der Welt bekleidet. Er bewacht eine Person, die wahrscheinlich in keinem Szenario, dass er sich vorstellen könnte, seinen Schutz bräuchte... Traurigerweise, wäre er, falls denn tatsächlich einmal jemand dumm genug wäre, ein Attentat auf Chronos Nummer I zu verüben, vermutlich eher im Weg, als Sephiria tatsächlich zu helfen. Es ist für einen Mann mit seinem Ausbildungsgrad wirklich erbärmlich, aber er weiß selbst, dass es wahr ist. Trotzdem wäre es für ihn die reinste Erfüllung, wenn denn endlich einmal etwas passieren würde. Denn wie jede Nacht in dem letzten halben Jahr verbringt David Carlson die ewigen letzten Stunden seiner Wache damit, darauf zu hoffen, dass endlich einmal etwas passierte, das ihn aus seinem lahmen Alltagstrott herausreisst... Dass dies gerade heute, in den ersten tristen Morgenstunden, einer wie immer ereignislosen Nacht passieren würde, hätte er nicht erwartet. Vor allem aber, hätte er nicht erwartet, dass dieses Ereignis von einem kaum hörbaren Klingeln eingeläutet werden würde. Dem leisen Geräusch, dass ihn an das Klirren der metallenen Anhänger am Halsband seines Hundes erinnert, folgt ein plötzlicher Schauer, der seinen ganzen Körper durchläuft, als ein eiskalter Pistolenlauf seine Schläfe berührt. Obwohl er diese Situation bereits in hundert Trainingseinheiten simuliert hatte, schafft er es nicht, auch nur einen Muskel zu rühren. Die Aura, die seinen stillen Angreifer umgibt, scheint ihn förmlich zu lähmen. „Nur keine Panik... Ich töte dich schon nicht... Ich bin nur hier um Sephiria ein kleines Geschenk vorbeizubringen...“ David bemerkt überrascht, dass die leise Stimme neben ihm ungewohnt jung klingt und wagt es, dank dieser Erkenntnis, der Person neben sich den Kopf zuzuwenden. Für einen Moment blickt er direkt in ein paar ernster, gelbgoldener Augen, die ihn eindringlich fixieren, während der dunkelhaarige junge Mann, der ihm noch immer seine auffällige glänzende Pistole an den Kopf hält, ihm mit beinahe lautlosen Worten zuflüstert. „Manchmal ist es das beste einfach liegen zu bleiben... merk dir das...“ Bevor David auf diese, für ihn völlig unsinnigen Worte antworten kann, lässt ihn ein lautes Kichern zusammenzucken. „Du hast es wirklich eilig, was Train... Ich muss sagen, mir gefällt dein Eifer...“ Obwohl David Carlson nur ein unwichtiger Torposten, also eines der kleinsten Lichter Chronos', ist, erkennt er den großen, schlanken Mann, der aus dem Dickicht hervortritt sofort. „Cr..Creed Diskenth...“ Creed sieht gut gelaunt auf ihn hinab. „Ein Fan, wie ich sehe... wie wärs mit einem Autogramm..?“ Seine Hand wandert mit jedem Schritt, den er auf den Security zugeht näher an den Griff seines Schwertes heran und ein breites Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. „Lass ihn, Creed.“ Mit scheinbar eingefrorenen Gesichtszügen wandert Creeds Blick auf Train, als er jedoch das dunkle Funkeln in dessen Augen entdeckt, scheint sein Argwohn sofort im Keim zu ersticken. Train greift grob nach dem Kragen des Uniformierten und setzt den Lauf seiner Waffe direkt auf der Naht der Schutzweste an. „Ich bin etwas aus der Übung, also ist doch nur fair, wenn ich den hier als kleine Aufwärmung bekomme...“ Davids Herz schlägt mit einer solchen Geschwindigkeit in seiner Brust, das er nichts anderes tun kann, als sein eigenes,bleiches Spiegelbild in den Augen seines Gegenübers anzustarren und so entgeht es ihm nicht, dass in dem Moment, indem sich der Schuss, durch das direkte Aufliegen auf seinem Körper gedämpft, in sein Fleisch bohrt, ein leichtes Lächeln über die Züge des Schützen flackert. David hatte es in seinem Leben schon mit vielen gefährlichen Typen zu tun gehabt und die meisten von ihnen hatten ebenfalls versucht ihn umzubringen... Aber er konnte sich nicht daran erinnern, bei einem von ihnen je einen solch zufriedenen, ja fast schon belustigten Gesichtsausdruck gesehen zu haben... David spürt wie der pochende Schmerz sich rasend von der Wunde auf seinen ganzen Körper zu verteilen scheint. Als der dunkelhaarige seinen Kragen loslässt, sackt er augenblicklich auf dem Boden zusammen. Er schließt die Augen, um das Stechen, das die Steine unter seinem Rücken verursachen auszublenden, als einige Worte durch seinen Kopf wandern. Manchmal ist es besser einfach liegen zu bleiben... Dieser Rat kam ihm jetzt in der Tat sehr hilfreich vor... Während er unterbewusst noch bemerkt, dass die zwei Personen sich auf das Tor zubewegen, beschließt David Carlson an diesem tristen Morgen, diesem einen Rat zu folgen... Kapitel 18: Riskantes Spiel... ------------------------------ Mit leisen, fast schon lautlosen Schritten schleicht er durch den dunklen Flur des Anwesens. Alle paar Meter fällt ein Streifen silbrig hellen Morgenlichts durch eines der Fenster auf der rechten Seite des breiten Gangs auf die hölzernen Dielen vor ihm. Zu seiner Rechten reihen sich mehrere bunt bemalte Schiebetüren aneinander, deren dünne Papierwände die einzige Trennung zwischen ihm und den einzelnen Zimmern des Hauses darstellen. In seiner rechten Hand hält er einen kleinen, zerknüllten Zettel, mit der Anderen umschließt er angespannt die schwere schwarze Schusswaffe. Während er langsam weitergeht, hinterlässt seine durchnässte Kleidung eine Spur aus kleinen Wassertropfen. Er ist sich nichtmal ganz sicher, warum er eigentlich so angestrengt darauf bedacht ist, keinen Laut von sich zu geben... Eigentlich sollte er wohl jemanden auf sich aufmerksam machen, unbemerkt hier herumzuschleichen würde ihn schließlich nicht weiter bringen. Aber irgendetwas an der Atmosphäre in diesem Haus zwingt ihn dazu sämtliche Verteidigungsmechanismen, die er sich in den letzten Monaten antrainiert hat, aufrechtzuerhalten. Er kann förmlich mit jeder Faser seines Körpers spüren, dass die Menschen in diesem Haus gefährlich sind... als würde ihre Aura, ihre Mordlust, durch jede Wand des Altbaus dringen... Sein Herz macht ohne Vorwarnung einen leichten Satz, und er hält mitten in der Bewegung inne, als wäre er zu Stein erstarrt. Er kann es nicht richtig deuten, aber etwas sagt ihm, dass er beobachtet wird...Es vergehen mehrere Sekunden in denen er unschlüssig so verharrt und darauf wartet, dass etwas passiert. Als es um ihn herum aber still bleibt, atmet er etwas erleichtert auf und wischt mit seinem Handrücken über seine noch immer leicht geröteten Augen. Der Gedanke daran in dieser misslichen Lage von jemandem beobachtet zu werden gefällt ihm ganz und gar nicht, denn egal wie sehr er sich auch bemüht, hin und wieder findet doch noch die eine oder andere vereinzelte Träne ihren Weg über seine Wangen... Die Vorstellung daran, welchen erbärmlichen Anblick er jetzt wohl gerade liefert, verschlimmert das leise Pochen in seinem Kopf noch, und er schließt für einen Moment die Augen um tief durchzuatmen. Als er seinen Weg fortsetzten will, blicken seine gelben Katzenaugen plötzlich direkt auf die Klinge eines schmalen, silbernen Schwertes. Nicht nur, dass die Waffe innerhalb des kurzen Augenblicks, in dem er seine Auen geschlossen hatte, auf ihn gerichtet wurde, er hatte in dem leeren Gang weder ein einziges Geräusch gehört, noch die direkte Anwesenheit einer anderen Person ausmachen können. Jetzt stand sie allerdings genau vor ihm und er konnte an ihrer bedrückenden Präsenz spüren, dass es keinen Sinn hatte, sich auf einen Zweikampf mit ihr einzulassen... Als die zierliche Gestalt vor ihm noch einen Schritt auf ihn zu, und damit in das hereinfallende Licht der Morgensonne, tritt, hält er für einen Moment überrascht die Luft an. Vor ihm steht eine junge Frau, nein, eher ein Teenager, mit langen blonden Haaren, die in sachten Wellen über ihren Rücken fallen. Er schätzt sie auf etwa 15 oder 16 Jahre und stellt fest, dass sie für ihr Alter recht klein ist, kaum mehr als 30cm größer als er selbst, und er ist gerade mal 11... Angesichts ihrer Erscheinung schöpft er für einen Moment wieder etwas Mut, hebt blitzschnell die dunkle Schusswaffe in seiner Hand und richtet sie ohne zu zögern auf ihr Gesicht. „Bist du sicher, dass du das tun willst, Kleiner? Mein Schwert ist kein Spielzeug, weißt du...“ Sie sieht toternst zu ihm hinab und er glaubt ihrer Drohung aufs Wort, doch er ist es gewohnt einem übermächtigen Gegner gegenüberzustehen, ohne den Hauch einer Chance, schließlich war Zagine sein Trainingspartner gewesen. Also schenkt er ihr ein keckes Lächeln. „Meine Waffe ist auch kein Spielzeug...“ Sie rümpft die Nase über seine Frechheit und rückt ihre Hände am Griff des Schwertes, sowie ihre Füße ein wenig zurecht, so als würde sie in Gedanken eine Checkliste durchgehen, um ihre Angriffspose auch wirklich fehlerfrei auszuführen. Schließlich wirft sie einen erneuten, abschätzenden Blick auf die kleinere Gestalt vor sich, die ihr, über den Lauf einer viel zu großen Schusswaffe hinweg, einen eiskalten Blick zuwirft. „Was willst du hier, du Zwerg?“ Bei dem Wort >Zwerg< scheint ein leichtes Schaudern durch den Dunkelhaarigen zu fahren und ein bedrohliches Funkeln blitzt in seinen goldenen Katzenaugen auf. „Von jemandem, der sein eigenes Schwert gerade so um 10cm überragt, lass ich mich doch nicht als Zwerg bezeichnen, du Barbie!“ „Wie war das??!“ Mit wütend zusammengebissenen Zähnen holt sie mit ihrer Klinge aus, um ihm für diese Dreistigkeit eine Lektion zu verpassen, doch zu ihrem Erstaunen, prallt die Schneide ihres Schwertes auf den Körper der Pistole in der Hand des Jungen, der nicht einen Schritt vor ihr zurückweicht, sondern sich mit seinem ganzen Gewicht gegen ihren Angriff stemmt. Verblüfft darüber, dass er ihre perfekt ausgeführte Attacke blocken konnte, tritt sie einen Schritt zurück und mustert ihn eindringlich. „Wo hast du das gelernt?“ Er lässt die Waffe sinken und wendet den Kopf von ihr ab, ohne Anstalten zu machen ihr zu antworten. Ihrem durchdringenden Blick entgeht aber nicht das sachte Glitzern in seinen geröteten Augen, das er schnell mit dem Ärmel beiseite wischt. Mit einem Seufzen stellt sie ihr Schwert an der Wand neben sich ab und nähert sich langsam der durchnässten Gestalt, die, trotz der Waffe, die er bei ihrer ersten Bewegung sofort wieder auf sie richtet, so ganz und gar nicht bedrohlich wirkt. „Was sucht du hier, Kleiner?“ Der warme Tonfall der plötzlich in ihrer Stimme liegt, lässt ihn aufsehen. Nach kurzem Zögern hebt er langsam seine rechte Hand und hält ihr wortlos den zerknüllten Zettel hin. Ihre Augen schweifen kurz über die bereits verwischte, kurze Notiz und es fällt ihr schwer, die engen, hingekritzelten Buchstaben zu entziffern. Während sie noch versucht, den Namen des Verfassers der Nachricht zu enträtseln, nimmt der Junge ihr diese Arbeit ab. „...Zagine hat mir gesagt ich sollte hier herkommen... bevor er...“ „Zagine?“ Sie hatte diesen bekannten Profikiller zwar nie selbst kennengelernt, doch sie hatte von ihm gehört... Wenn diese Nachricht, wirklich von ihm stammt, erklärte das wohl auch, warum dieser kleine Zwerg ihren Angriff so einfach abwehren konnte. Sie lässt den Zettel in ihrer Hosentasche verschwinden und greift mit einem Lächeln nach der freien Hand des Jungen. „Komm mit... ich glaube, du bist hier genau richtig... Mein Name ist Sephiria...“ Der Hauch eines Lächelns liegt auf Trains Gesicht, als er lautlos durch den breiten Gang des Hauses schleicht, auf dessen alten Dielenboden hier und da das Licht der Morgensonne fällt. Dieses Anwesen hat sich in all den Jahren kaum verändert... Nur das Gefühl, das es vermittelt ist jetzt ein anderes. Die einzelnen Zimmer links von ihm sind jetzt verlassen und die leichte Spannung, die immer in der Luft lag, ist Vergangenheit, seit das Gebäude seine Aufgabe verloren hat. Die Zeiten, in denen Chronos hier noch Kinder mit einem Talent zum Töten ausbildete, sind vorbei. Die Einzige, die nach all der Zeit noch immer hier ist, ist Sephiria... Auch wenn alle anderen bereits gegangen sind, sie hat diesen Ort immer als ihr Zuhause betrachtet. Dieses nostalgische Gefühl, das ihn durchdringt, seit er den Fuß über die Schwelle des Grundstücks gesetzt hat, gibt Train den Hauch einer Ahnung, warum sie geblieben war... „Wie ich sehe, scheinst du Spaß an unserem kleinen Ausflug zu haben, Train...“ Creeds geflüsterte, belustigte Stimme holt ihn aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Erst jetzt bemerkt er selbst sein Lächeln und lässt es augenblicklich hinter einer Fassade mürrischer Langeweile verschwinden. Creed macht jedoch keine Anstalten seine eigene Vergnügtheit zu verbergen. „Ich wusste, dass du wieder du selbst werden würdest... Der Tod dieses Wachmanns vorhin hat deine Mordlust wieder geweckt, hab ich recht? Black Cat hat wieder Blut geleckt, nicht wahr?“ In Creeds Worten liegt eine freudige Glückseligkeit, die in Train ein widerliches Gefühl des Verrats an sich selbst auslöst... Es verunsichert ihn, dass sein Plan, den herzlosen, kaltblütigen Killer Black Cat zu spielen, ihn wieder so gefährlich nahe an Black Cat sein heranbringt, auch wenn er den Wachmann draußen nicht wirklich tödlich verwundet hatte... Er hat die Befürchtung, dass Creed völlig bewusst in sein Spiel eingestiegen ist, und dass er selbst drauf und dran ist seine Führung zu verlieren... Er kann spüren, dass der Sturz der Chronos Ältesten für Creed nur an zweiter Stelle steht und dass er es eher darauf abgesehen hat, Train zu zwingen aus seinem Rollenspiel Realität zu machen... Er kann Creeds durchdringenden Blick in seinem Rücken spüren, während er wortlos vor ihm durch den Flur, zum Zentrum des Hauses schleicht... Ein altbekanntes Gefühl lässt Sephiria von ihrem Buch aufsehen. Für einen Moment lauscht sie konzentriert ins Halbdunkel des spärlich erleuchteten Dojos. Nach einigen Sekunden schüttelt sie seufzend den Kopf. Kurzzeitig hat sie das Gefühl gehabt, als wäre sie nicht allein, aber sie führt dieses paranoide Verhalten auf die Ereignisse des heutigen Tages zurück. Sie ist heute Wege gegangen, die eindeutig von ihrem vertrauten Pfad abdriften... Es ist nur natürlich, dass sie etwas aufgewühlt ist. Das ist schließlich der Grund, warum sie sich hierher zurückgezogen hat... In den Raum, in dem sie die meiste Zeit ihrer Jugend verbracht hatte... Wenn sie irgendwo wieder zu sich finden kann, dann eindeutig hier. Sie atmet erneut tief ein und konzentriert sich wieder auf ihr Buch. Nachdem sie ein und den selben Satz bereits ein drittes Mal gelesen hat, klappt sie den Wälzer frustriert zu und greift stattdessen nach ihrem Schwert. Mit einem Finger fährt sie nachdenklich über die glänzende, schwarze Klinge, bevor sie sich aufrichtet und lautlos in die Mitte des quadratischen Raumes geht, um sich mit ein paar Schwertübungen abzulenken. Sie setzt gerade zum ersten Schwung an, als ein Geräusch sie innehalten lässt. Reglos fixiert sie die Richtung aus der die leisen Schritte kamen. Ihre Atmung verlangsamt sich und sie kann spüren, dass ihr Gefühl sie vorhin doch nicht getrügt hatte. Jemand versucht sich an sie heranzuschleichen... Sie kann die, auf sie gerichtete, Blutlust spüren... „Wer auch immer du bist, zeig dich gefälligst!“ Die Bestimmtheit ihrer Stimme wird von der schleichenden Drohung, die in ihren Worten steckt, noch verstärkt. Plötzlich wird direkt vor ihr die dünne Schiebetür des Dojos grob beiseite gestoßen. „Morgen, Sephni... Mann.. der Ton in deiner Stimme gerade, hat mich wirklich an die alten Zeiten erinnert...“ „Ich hatte nicht damit gerechnet, dich so schnell wiederzusehen, Heartnet... soll das heißen, dass du deinen Auftrag nicht erfüllen kannst?“ Genau wie sie es erwartet hat, huscht ein kleines Lächeln über Trains Gesicht. Trotzdem spürt Sephiria einen Hauch Unsicherheit in sich aufsteigen. Ein solches Lächeln war sie von Train nicht gewohnt... es wirkte irgendwie... falsch... Mit einem kalten Gesichtsausdruck tritt er einige Schritte auf sie zu, wobei seine Hand langsam und unauffällig nach Hades' Griff tastet. „Mach dich nicht lächerlich, Sephiria... Gab es jemals einen Auftrag, den Black Cat nicht hätte erfüllen können..?“ Der Tonfall in seiner Stimme verwirrt sie, genau wie die Tatsache, dass er wie eine hungrige Raubkatze um sie herumschleicht... Die Hand fest am Griff ihres Schwertes folgt sie mit den Augen misstrauisch jeder seiner Bewegungen. „Soll das heissen, dass du Diskens bereits aus dem Weg geräumt hast?“ Train lässt ein sarkastisches Lachen vernehmen. „Immer der Reihe nach... du weißt warum ich hier bin...nicht wahr? Also, wo ist es?“ Nach kurzem Zögern greift Sephiria in ihre Jackentasche und zieht ein schmales Glasröhrchen hervor, das mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt ist. Trains Augen fixieren das unscheinbare Objekt für einen Moment, woraufhin Sephiria es blitzschnell wieder im Innern ihrer Tasche verschwinden lässt. „Du kriegst es, sobald ich Ergebnisse sehe.“ Wieder wandert ein seltsames Lächeln über Trains Gesichtszüge, das Sephiria einfach nicht entschlüsseln kann und das ihr das beunruhigende Gefühl gibt, als hätte er sich in den letzten Stunden völlig verändert... „Keine Sorge,... Ich habe deinen Auftrag zwar nicht ganz nach deinen Angaben ausgeführt, aber ich denke was ich dir zu bieten habe, ist sogar noch besser...“ Sephiria mustert ihn misstrauisch. „Inwiefern besser?“ Train hebt lächelnd seine Waffe und feuert ohne große Worte eine Kugel in das Dach des Dojos ab, sodass einige kleine Holzspäne neben ihm zu Boden rieseln. Gerade als Sephiria den Mund öffnet, um ihn dafür zurechtzuweisen, spürt sie eine bedrohliche Präsenz direkt hinter sich. Das Geräusch zerreisenden Papieres lässt sie herumwirbeln, als ihre Augen jedoch die Person, die grinsend in den Raum tritt, erkennen, gefriert sie mit erhobenem Schwert zu Eis, nicht in der Lage auch nur ein Wort zu sagen. Das Einzige, das den Hass, der mit Creeds Anblick in ihrem Innern zu brodeln beginnt, noch überschattet, ist die Erkenntnis, dass sie ausgespielt wurde, und das von jemandem, den sie eigentlich, trotz allem noch als eine Art Partner betrachtet hatte. Sie wirft einen Blick über die Schulter zu Train, dessen eiskalte Miene keinen Spielraum für Zweifel lässt. Er hat sie verraten und sich mit ihrem schlimmsten Feind verbündet um sie zu töten... Noch viel schmerzhafter für Sephiria, als diese grausame Wahrheit, ist aber die Gewissheit in ihrem Herzen, dass es ihre eigene Schuld war... Schließlich hatte sie Train durch ihren verachtenswerten Plan allen Grund für seinen Verrat gegeben... Und jetzt muss sie einsehen, dass sie in der Falle sitzt... Gegen Black Cat und Creed Diskens würde selbst ihr nur eine gewaltige Ladung Glück helfen... Ihre einzige Chance besteht also darin, dass eine der Wachen Trains Schuss vorher gehört hat und sie lange genug Zeit schinden kann, bis ihr Hilfe geschickt wird... Sie wirft Train einen beherrschten Blick zu. „Ich gebe zu, du überraschst mich, Heartnet... Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du mich so eiskalt verraten würdest...“ Train erwidert ihren Blick nur kühl. „Du wolltest, dass Black Cat zurückkehrt... Und du hast bekommen was du wolltest, Sephni...“ Er richtet mit ruhiger Hand seine Hades auf Sephiria, während sein Blick zu Creed wandert, als dessen leises Kichern durch den Raum hallt. „Ich muss mich wirklich bedanken, Train... Es ist Ewigkeiten her, seitdem ich einen derart unterhaltsamen Morgen erlebt habe....hehe...“ Creeds Zunge fährt begierig über seine Oberlippe, während er langsam die unsichtbare Klinge seines Schwertes aus der Scheide zieht. „Erst Sephiria Arks... und dann die Ältesten... und am Ende dieses Tages wird die Welt frei sein von Chronos...“ Sephiria stockt bei seinen Worten der Atem und ihre Hände umschließen den Griff ihres Schwertes so fest, dass es beinahe schmerzt, doch Train unterbricht die Spannung, die Creed mit seinen Worten in den Raum geworfen hat. „Immer langsam, Creed...“ Er wirft ihm einen ernsten Blick zu, der ihm zu verstehen gibt, dass er das Zeichen zum Angriff gibt. Schließlich kann Train es nicht riskieren, dass das Fläschchen mit dem Serum während des Kampfes zerstört wird. Er lässt seine Hades wieder in dem Halfter an seinem Bein verschwinden und geht mit betont lässigen Schritten auf Sephiria zu, die augenblicklich ihr Schwert auf ihn richtet. „Wow... nur keinen Stress, Sephni... wie wärs, wenn du so ehrlich wärst, mir meinen Lohn zu übergeben? Schließlich habe ich dir Creed Diskens geliefert, und das war es doch, was du dir gewünscht hast...“ „Tss, für wie blöd hältst du mich Heartnet? Sobald ich dir das Serum gebe, werdet ihr beide mich töten!“ Für einen Moment ist Sephiria über ihre eigene Vernunft überrascht. Sie hatte beinahe damit gerechnet sie würde, sollte sie Creed Diskens noch einmal gegenüber stehen, sämtliche Vernunft verlieren und all ihre Gedanken nur noch auf seinen schnellen Tod lenken... Doch in diesem Augenblick ist ihr Kopf hellwach... und konzentriert... Train wirft ihr einen gespielt beleidigten Blick zu. „Für wie herzlos hältst du mich... Nein, ich mache dir ein ganz anderes Angebot... Ich biete dir die Gelegenheit, Creed selbst zur Strecke zu bringen... Gib mir das Serum, und ich gebe dir die Chance auf einen Eins-gegen-Eins-Kampf mit Creed... ich schwöre, dass ich mich nicht einmischen werde, ehe einer von euch tot ist.“ Creed wirft Train einen fragenden, doch auch teilweise neugierigen Blick zu. „Das ist nicht was wir abgesprochen haben, Partner...“ „Soll das heissen, dass du es dir nicht zutraust sie zu besiegen, Creed?“ Das Grinsen auf Creeds Gesicht verblasst für einen Moment. „Du solltest über so etwas nicht scherzen, Train...“ „Schön, ich nehme den Deal an!“ Überrascht von Sephirias plötzlicher Kooperation starrt Train einige Sekunden auf ihr unergründliches Gesicht. „Aber ich gebe euch eine Bedingung... Bei diesem Kampf werde ich alles geben müssen und ich will nicht, dass dieser Ort hier zerstört wird... Wir tragen das Duell in den unterirdischen Übungsräumen der Numbers aus...“ Mit einer selbstbewussten Geste wirft sie ihre goldene Mähne nach hinten und sieht Train fest in die Augen. „Und sobald ich mit Creed fertig bin, wirst du als nächster durch meine Klinge sterben, Heartnet...“ Sven weiß nicht recht, was er mit sich anfangen soll. Da er keine einzige Zigarette mehr besitzt, trinkt gerade seinen dritten Becher Kaffee, die er im übrigen nicht zu bezahlen gedenkt, und lässt den Blick nervös über seine Umgebung streifen. Eve betrachtet ihn gleichzeitig besorgt und mit einem grimmigen Ausdruck in ihrem schmalen Gesicht. Der Besitzer des Kiosk, vor dem die Beiden nun seit beinahe einer Stunde wortlos herumlungern, betrachtet das eigenwillige Paar ungehalten. Schließlich hält Eve Svens Schweigen nicht mehr Stand. „Sven! Was tun wir jetzt?!“ Bei ihren unvermittelten Worten zuckt Sven zusammen und schüttet eine ordentliche Portion Kaffee über den Ärmel seines weißen Anzugs. „Was-...verdammt.... Was meinst du, Eve?“ Sie verschränkt mit einem strengen Blick ihre zierlichen Arme vor der Brust und starrt wütend zu ihm hinauf. „Stell dich nicht dumm! Ich will wissen, was wir wegen Train unternehmen!“ „Ich wüsste nicht, was uns das angeht... Es ist allein seine Entscheidung, wenn er plötzlich wieder Spaß daran hat Leute umzubringen...“ Der Kioskbesitzer wirft Sven über seine aufgeschlagene Zeitung hinweg einen misstrauischen Blick zu, sodass dieser Eve einige Schritte beiseite zieht und seine Stimme senkt. „Ich wüsste nicht was wir dagegen unternehmen sollten...“ Eves Augen, die teils entsetzt und teils enttäuscht zu ihm aufblicken, versetzen Sven einen unangenehmen Stich. „Du bist ein Idiot so etwas zu sagen, Sven... und du bist ein erbärmlicher Sweeper, wenn du Trains offensichtliche Fassade nicht durchschauen konntest...“ Ihre Stimme ist eher ein leises Flüstern, als das anklagende Murren, dass er sonst von Eve gewohnt war. „... und du bist ein noch viel erbärmlicherer Freund, wenn du tatsächlich daran glaubst...“ Ihre Worte treffen Sven wie ein Schlag in den Magen. Für einen Moment starrt er Eve, in deren Augen jetzt winzige Tränen glitzern, nur fassungslos an. „Ich... ich.. weiß, dass du recht hast, Eve...“ Er geht vor dem kleinen Mädchen in die Hocke, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein und greift sachte nach ihrer Hand. „..Aber ich weiß wirklich nicht, was wir diesmal unternehmen sollten... So wie Train sich verhalten hat, will er uns vermutlich mehr als alles andere aus der Sache raushalten... Und wenn er es wirklich ernst meint, glaube ich kaum, dass wir ihn so einfach aufspüren können... Außerdem hängt das Ganze mit Chronos zusammen und die Numbers sind einfach eine Nummer zu groß, für einfache Sweeper wie uns...“ Sven kommt sich reichlich erbärmlich vor, während er diese Worte ausspricht. Aber er hat das Gefühl diesmal die richtige Entscheidung zu treffen, wenn er sich und Eve aus der Sache raushält. Er kann spüren, dass heute etwas vor sich geht, das einfach oberhalb ihres Möglichen steht... und er ist schließlich nicht nur für sich, sondern auch für Eve verantwortlich... Er kann sie diesem Risiko einfach nicht aussetzen... Seine Entscheidung ist logisch und vernünftig... Warum fühlt er sich also so verdammt schlecht..? Sein Blick wandert wieder zu Eve, die ihre kleinen Hände zu Fäusten geball hat und auf den Boden zu ihren Füßen starrt.... Hin und wieder fallen einige glänzende Tränen vor ihren Schuhen auf den staubigen Asphalt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)