Bikou-no-Jutsu von Rabenkralle (Die Kunst der Beschattung) ================================================================================ Kapitel 23: Zur richtige Zeit, am richtigen Ort ----------------------------------------------- Und auch dieses Mal wieder ein Riesen-Dankeschön an ! Deine Kommentare sind immer wieder amüsant zu lesen! =) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 23: Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort „Verdammt, wo bleibt der Idiot denn?“, fluchte Temari auf. „Sei nicht so laut“, mahnte Shikamaru sie leise. „Es muss ja nicht jeder hören, dass wir hier in den Büschen hocken.“ „Ja ja …“ Sie rollte die Augen. „Aber der Typ ist schon fast eine Stunde zu spät. Wenn du mich fragst, vergeuden wir hier nur unsere Zeit …“ „Ich bin sicher, er taucht noch auf …“ Überzeugt war er davon allerdings nicht. Zehn Minuten später seufzte Temari laut. „Taucht der heute noch auf?“ „Bitte etwas leiser …“, zischte Shikamaru zurück. „Du bist einfach zu ungeduldig.“ „Das weißt du nicht erst seit heute“, erwiderte sie zähneknirschend. „Er soll sich trotzdem beeilen.“ „Und warum? Wir haben doch ohnehin nichts mehr vor.“ „Ja“, stimmte sie keuchend zu. „Aber ich muss dringend aufs Klo!“ „Bist du denn vorher nicht gegangen?“ „Doch, aber das ist schon drei Stunden her.“ Shikamaru sah sich um. „Dann verschwinde hinter den Baum da. Es ist gerade keiner in der Nähe.“ „Und was, wenn der Informant genau da vorbeikommt?“ „Mendoukuse … Soll ich Schmiere stehen und aufpassen?“ „Du spinnst wohl!“, empörte sie sich. „Da geh ich lieber alleine.“ „Dann eben nicht. Ich hätte dir schon nichts weggeguckt.“ „Wie auch? Du hast eh schon alles gesehen.“ „Ja, genau. Und in den zwei Sekunden hab ich mir auch jeden Zentimeter eingeprägt“, entgegnete er ironisch. „Tse, und wenn schon … Interessiert mich überhaupt nicht!“, gab sie ignorant zurück. „Und mich noch viel weniger …“, merkte er an. „Du kannst jetzt übrigens gehen.“ „Und wohin?“ „Hinter den Baum. Oder wohin du dich auch immer dafür hinbewegen möchtest. Der Informant ist nämlich da.“ Shikamaru zeigte auf einen Mann, der am vereinbarten Treffpunkt stand. „Wurde auch Zeit.“ Temari richtete sich auf. „Ich komm dann gleich nach.“ Sie verschwand im Schatten des riesigen Kastanienbaumes. Shikamaru überlegte noch einen Moment und trat schließlich aus seinem Versteck. »Gar nicht auffällig …«, dachte er, als er den Mann genauer betrachtete. Sein Gesicht war komplett maskiert. Allein diese Tatsache kam ihm schon äußerst verdächtig vor. Zusammen mit einigen anderen Merkmalen ergab das ein wirklich bedenkliches Bild … „Wo ist die Kunoichi?“, fragte der Mann harsch und machte ein paar Schritte auf Shikamaru zu, der wiederum sofort stehen blieb. Sein Gehirn ratterte wie ein Uhrwerk. Schon jetzt traute er dem Typen absolut nicht über den Weg. Sollte er also die Wahrheit sagen oder doch lieber lügen? Welche von diesen beiden Möglichkeiten war die Bessere? „Die ist nicht hier“, antwortete Shikamaru schließlich kaltschnäuzig. Währenddessen schätzte er den ungefähren Abstand zu seinem Gegenüber. Es waren etwa fünf Meter. Vielleicht auch etwas weniger … Wenn das eintrat, was er vermutete, hatte er keinen guten Ausgangspunkt. Und er musste sich beeilen, um Temari aus einer möglichen Gefahr herauszuhalten. Er konnte nur hoffen, dass sie etwas länger brauchte … Aufmerksam musterte er seinen Gegner. Er war sehr muskulös. Außerdem trug er sehr lange Ärmel, indem er sicher einige Waffen verstecken konnte. In einem Nahkampf hatte Shikamaru keine Chance gegen ihn. Was konnte er nun tun? Den Kerl aus der Reserve locken? Aber wie sollte er dann verfahren? Das Kagenui wäre in diesem Fall die effektivste Methode, doch es brauchte definitiv zu viel Vorbereitungszeit … Das Kagemane war ebenso wenig in dieser Situation angebracht. Damit konnte er ihn zwar für ein paar Minuten bewegungsunfähig machen, aber das reichte bei weitem nicht aus. Ebenso ungeeignet waren alle anderen Techniken, die gegen Hidan zum Einsatz gekommen waren. Da bleib nur noch … Shikamaru bereitete sich psychisch darauf vor, die Handsiegel zu formen. Jeder Bruchteil einer Sekunde war wertvolle Zeit, wenn er es gleich aussprach … Er schluckte noch einmal. „Warum …“, fing er an. „… sagst du mir nicht einfach, wo der richtige Informant steckt?“ „Schlaues Bürschchen!“ Der Fremde lachte bösartig. „Aber das wird er dir selbst verraten, wenn du ihn im Jenseits triffst!“ Shikamaru konnte aus seinem Ärmel ein Kunai blitzen sehen, womit der Kerl augenblicklich auf ihn losging. Er machte einen Satz nach hinten und formte rasch die Siegel. „Ninpo: Kagekubi Shibari no Jutsu!“ Der gegnerische Shinobi grinste. „Zu spät!“ Er holte mit seinem Kunai aus und … Temari fühlte sich befreit. Das war wirklich nötig gewesen … Sie ging zu der Stelle zurück, an der Shikamaru und sie sich getrennt hatten. Vorsichtig, wie sie war, warf sie einen Blick dorthin, wo sich der vermeintliche Informant eben noch befunden hatte. Temari erstarrte einen Augenblick. Was war da los? Kurz beobachtete sie das Geschehen. Sie konnte doch nicht einfach zusehen …Verdammt, wenn sie so bloß weiterhin dumm in der Gegend herumstand, stieß Shikamaru noch etwas Schlimmes zu. Doch was sollte sie unternehmen? Eine leichte Angst stieg in ihr auf und sie zuckte zusammen. Das konnte doch nicht … „Von wegen!“ Shikamaru grinste ebenfalls. „Kagekubi Shibari no Jutsu ausgeführt.“ „Mistkerl!“, fluchte der Shinobi, als er die Schattenhände sah, die sich um seine Handgelenke geschlossen hatten. Er konnte sich höchstens noch ein paar Millimeter bewegen … „Ich bin nicht ganz so schwach, wie ich vielleicht aussehe“, erwiderte Shikamaru provozierend. „Das werden wir ja noch sehen!“, höhnte er. »Gott sei Dank!« Temari fiel ein Stein vom Herzen. Das Kagekubi Shibari verschaffte ihr ein wenig Zeit … Hektisch suchend sah sie sich um. Sie brauchte einen Plan. Und das sehr schnell … Es war ein wirklich ungünstiger Moment, dass sie ihren Fächer nicht dabei hatte. Mit ihm hätte sie den Shinobi längst weggepustet … »Einen kühlen Kopf bewahren, Temari!«, ermahnte sie sich in Gedanken. Sie konnte auch ohne ihn nicht gleich in Panik ausbrechen. Irgendwie musste sie sich anders zu behelfen wissen … Ihr Blick fiel auf einen dicken, abgebrochenen Ast und ihr kam eine Idee. Mit etwas Glück konnte sie den Feind damit von hinten überwältigen. Sie musste sich nur unbemerkt anschleichen … Temari hob ihn auf. Ihre Hände und Beine zitterten. Ihr Fächer oder wenigstens ein Kunai wäre ihr als Waffe lieber gewesen … Ein unangenehmer Schauer fuhr ihr über den Rücken und für einen Moment schien die Angst Überhand zu nehmen. Sie schüttelte den Kopf und schluckte. Der Stock musste einfach ausreichen … Und sie musste an sich selbst glauben. Außerdem war sie sonst immer ziemlich mutig. Warum ausgerechnet heute nicht? Geduckt bahnte sie sich einen Weg durch die Büsche und vermied jeden Laut. Wenn der Kerl sie bemerkte, konnte sie Shikamaru nicht mehr helfen … Der erste Schweißtropfen rann an Shikamarus Stirn und dann an seiner Wange herunter. Verflucht, er musste sich auf das Jutsu konzentrieren … Doch das fiel ihm mit jeder Sekunde schwerer. Jetzt war an seinen Plan, den Gegner mit Kagekubi zu erwürgen, nicht mehr zu denken. Die Schattenhände zogen sich Millimeterweise zurück. Wenn das so weiter ging, steckte ihm das Kunai gleich in der Kehle … Angestrengt kniff er die Augen zusammen. Hoffentlich war Temari klug genug zu verschwinden … Endlich stand sie direkt hinter dem Shinobi. Nur ein paar Meter musste sie noch überwinden, um ihm den entscheidenden Schlag zu verpassen … Ihr Herz schlug wie wild. Wenn dieser Versuch scheiterte, dann war nicht nur sie, sondern auch Shikamaru dem Tode geweiht. Vor ihrem inneren Auge spielte sich das Horrorszenario bereits ab … Nein! Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken daran zu vertreiben. Sie musste sich auf ihr Vorhaben konzentrieren … Temari spürte, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte. Trotzdem war sie bereit … Leise pirschend überwand sie den Rest der Strecke. Ihre Adern pulsierten vor Aufregung, doch sie ignorierte es. Letzten Endes nahm sie all ihren Mut zusammen und holte aus … »Nur noch zehn Sekunden …«, schwirrte es Shikamaru durch den Kopf. Genau dann würde sich das Kagekubi Shibari auflösen und er sterben … Fünf, vier, drei … Das Jutsu zog sich zurück … zwei, eins … Shikamaru erwartete den Todesstoß … NULL! Der Ast zerbrach unter der Wucht des Schlages. Dennoch hatte er sein Ziel genau getroffen. Der feindliche Shinobi schrie auf und brach zusammen. Fassungslos hielt Temari die Überreste des Stockes fest in den Händen. Es hatte wirklich funktioniert … Erleichtert sackte sie zu Boden. Shikamaru öffnete die Augen. Er war sprachlos. Temari hob ihren Blick. „Geht’s … geht’s dir gut?“, brachte sie gerade so noch stockend hervor. Er nickte nur. Daraufhin beugte er sich herunter und hob das Kunai auf, das seinem Gegner aus der Hand gerutscht war. „Es ist noch nicht vorbei.“ Er ging auf die Knie, umfasste die Waffe mit beiden Händen und stieß sie direkt ins Herz des Mannes. Doch … Der tote Körper verpuffte in einer Rauchwolke. „Ein Kagebunshin“, stellte Shikamaru tonlos fest. Er schloss zu Temari auf und musterte eingehend die Umgebung. „Pass auf, der Echte könnte noch hier sein.“ Zögerlich schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich spüre kein fremdes Chakra in der Nähe …“ „Seit wann kannst du …“, wollte er fragen, brach jedoch ab. Temari war ganz auf das Gras gesunken. Stumme Tränen liefen ihr Gesicht hinab. Er ließ das Kunai fallen und setzte sich neben sie. Er kam sich jetzt beinahe noch hilfloser vor, als in dem Kampf … „Beruhige dich“, setzte er schließlich zu sprechen an. „Wir haben es überstanden.“ „Du hast keine Ahnung“, erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme. „Du weißt gar nicht, was ich für eine Angst hatte!“ Schlagartig richtete sie ihren Oberkörper auf und sah Shikamaru traurig an. „Es ist mir noch nie so klar gewesen wie heute: Ohne meinen Fächer bin ich ein Niemand.“ „Hör auf, so einen Quatsch zu reden“, widersprach er. „Ein Niemand könnte niemals so fest zuschlagen wie du eben. Du hast mir damit das Leben gerettet.“ Er seufzte. „Schon wieder, muss ich anmerken.“ Shikamaru entlockte ihr damit ein winziges Lächeln. Rasch erstarb dieses aber wieder. Stattdessen fragte sie: „Wie konnte man eine untalentierte Kunoichi wie mich nur zum Jounin ernennen?“ „Du bist nicht untalentiert. Sogar ganz im Gegenteil: Du hast ein Talent dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.“ Er versuchte, sie ein wenig aufzuheitern. „Alles nur Zufall …“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Mach dich gefälligst selbst nicht so herunter. Das passt nicht zu der Temari, die ich kenne.“ Daraufhin erwiderte sie nichts. Shikamaru legte sich hin und betrachtete ein paar Wolken, die vorbeizogen. Das war genau das Richtige, um den Kopf wieder etwas klarer zu bekommen. Trotzdem gab es da noch eine Frage, die ihn beschäftigte. „Warum bist du vorhin nicht abgehauen?“, unterbrach er die Stille. „Ich bin vielleicht eine Versagerin, aber ich würde dich niemals im Stich lassen. Das hätte ich mir niemals verzeihen können …“, erklärte sie flüsternd. Fragend blickte er sie an. „Glaubst du im Ernst, dass ich einfach zugesehen hätte, wie man dich umbringt?“, entgegnete sie ruhig aber eindringlich. „Ich hätte auch in jedem anderen Fall so gehandelt. Auf diese Shinobi-Regeln, die besagen, dass der Erfolg einer Mission über allem anderen steht, kann ich teilweise echt pfeifen.“ Sie lachte bitter. „Und das sage gerade ich, die als Jounin mit gutem Beispiel vorangehen sollte. Ich bin wirklich weich geworden, seit ich in Konoha bin.“ „Das stimmt nicht.“ „Und ob!“, meinte sie aufgebracht. „Plötzlich überkommen mich die merkwürdigsten Gefühle. Ich verspüre Furcht in Situationen, in denen ich früher vielleicht gelacht hätte. Du weißt überhaupt nicht, was für einen Schiss ich hatte, als ich gesehen hab, dass der Kerl auf dich losgeht. Noch nie in meinem Leben hat mein Körper so vor Angst gezittert.“ Erschrocken wandte sie sich um und schnappte sich das am Boden liegende Kunai. Damit fühlte sie sich allerdings nur unwirklich besser. „Wovor hattest du genau Angst?“, hinterfragte er dann. „Etwa weil die Wahrscheinlichkeit, selbst getötet zu werden, ohne deinen Fächer um ein Vielfaches höher lag?“ „Du bist so ein Idiot …“ Temari spürte, wie ihr erneut Tränen in die Augen stiegen. „Das war mir völlig egal. Ich wollte einfach nur, dass du nicht stirbst. Für wie egoistisch hältst du mich eigentlich?“ „Tut mir leid …“ Shikamaru rang nach den passenden Worten, doch ihm wollte partout nichts einfallen. Also zog er sie einfach an sich und legte die Arme um sie, ganz in der Hoffnung, ihren Schmerz so ein wenig lindern zu können. Während sie sich so an ihm ausweinte, strich er sanft über ihr Haar. Warum in aller Welt hatte er sie bloß so falsch eingeschätzt? Er hätte es besser wissen müssen … ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich würde ja zu gerne wissen, wie Kishimoto einen Kampf von Temari ohne ihren Fächer gestalten würde. Ich denke, sie wäre ziemlich aufgeschmissen. (Etwas Ähnliches haben wir ja schon bei Kankurou gesehen, als er gegen Sasori gekämpft hat.) Daher finde ich ihren Gefühlsausbruch in Anbetracht ihrer Erkenntnis, ohne ihren Fächer nichts zu können, recht nachvollziehbar. Aber in so einer Situation würde wohl niemand völlig gelassen bleiben … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)