Bikou-no-Jutsu von Rabenkralle (Die Kunst der Beschattung) ================================================================================ Kapitel 22: Ungeduld ist (k)eine Tugend! ---------------------------------------- Kapitel 22: Ungeduld ist (k)eine Tugend! Temari wälzte sich im Bett hin und her. Seit geschlagenen drei Stunden versuchte sie nun schon einzuschlafen, aber nichts, aber auch wirklich gar nichts hatte funktioniert: Keine warme Milch, kein Baldrian, kein offenes Fenster … Es war einfach zum Haare raufen! Sie setzte sich auf und versuchte im Dunkeln die Uhrzeit zu entziffern. Es war schon viertel nach drei und die halbe Nacht war bereits gelaufen. Das war tatsächlich »Mendoukuse«, wie Shikamaru es immer so schön ausdrückte … Ihr Magen knurrte. Na toll … Jetzt bekam sie auch noch Hunger … Kurzerhand schnappte sie sich einen der Kekse, die vom Nachmittagstee übrig geblieben waren, und aß ihn. Er machte sie zwar nicht satt, aber zumindest hatte ihr Magen nun für ein paar Minuten etwas zu tun. Sie blickte neben sich. Wenigstens schlief Shikamaru wie ein Stein … Immerhin einer, der morgen früh ausgeruht sein würde. Temari stand auf, öffnete leise die Balkontür und trat nach draußen. Für eine Sommernacht war es sehr kühl, aber sie ignorierte es. Sie stützte sich auf das Geländer und sah in Richtung Wald. Er wirkte finster und unheimlich … Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Etwa wieder eine schlechte Vorahnung? Sie schüttelte den Kopf. Hier doch nicht … Rasch ging sie zurück ins Zimmer und legte sich wieder hin. Dann schaltete sie die Nachttischlampe an und schnappte sich das Buch, das sie mitgenommen hatte. Vielleicht war es langweilig genug, um einzuschlafen … »… der nächste Beweis für seine Schuld …« Temari verlor zusehends die Konzentration. »… nun fügte sich endlich das letzte Teil in diesem Puzzle ein …« Ihr fielen die Augen zu. Sie schreckte hoch. Was war das für ein Geräusch? Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihr gerade mal eine Dreiviertelstunde Schlaf vergönnt gewesen war. Seufzend sah sie sich um, um die Quelle des Tons ausfindig zu machen. Temari schaute zum Balkon und richtete sich leise fluchend auf. Was sollte das bitte mitten in der Nacht? Erneut öffnete sie die Tür und ließ einen Konoha-Adler, der permanent gegen die Fensterscheibe gepickt hatte, herein. Mürrisch löste sie die Mitteilung von seinem Bein und fing an, sie zu lesen. Sie war nicht besonders lang und Temari interessierte sich momentan auch nicht für den Inhalt. „PS: Mijikaiko ist sehr ungeduldig. Ich hab ihr gesagt, dass sie die Nachricht nicht vor acht Uhr morgens bringen soll, aber falls sie doch eher da ist, habt bitte Verständnis. Sie ist noch sehr jung. Danke, Shizune.“ Etwas abschätzig schaute Temari die Adlerdame an. „Wenigstens bist du im Gegensatz zu deinem Vorgänger fit“, meinte sie seufzend, bevor sie einen Keks von ihrem Nachttisch holte und ihn dem Vogel reichte. Das Tier nahm ihn an und verspeiste ihn auf der Stelle. „Und nun ab mit dir!“ Temari deutete nach draußen. Mijikaiko ließ sich das kein zweites Mal sagen und schwang sich zurück in die Lüfte. Schon bald war sie in der Dunkelheit verschwunden. Temari pfefferte die Nachricht von Tsunade auf das Shogi-Brett und machte es sich dann wieder auf ihrer Seite des Bettes bequem. Zuletzt löschte sie das Licht und schloss die Augen. Hoffentlich konnte sie nun ein paar Stunden in Ruhe schlafen … Als sie aufwachte, fühlte sie sich relativ ausgeschlafen. Die Sonne strahlte ein wenig ins Zimmer. Shikamaru saß auf dem Balkon und spielte wie oft Shogi gegen sich selbst. Die Botschaft von Tsunade lag auf seinem Kopfkissen. Shikamaru sah auf. „Na, endlich wach?“ „Na ja, mehr oder weniger“, entgegnete Temari gähnend. „Wie spät ist es denn?“ „Gleich halb eins. Aber ich hätte dich ohnehin zum Mittagessen geweckt.“ „Das merke ich mir für das nächste Mal.“ Sie grinste. „Wann ist eigentlich die Nachricht gekommen?“ „Letzte Nacht gegen fünf Uhr.“ „Komische Zeit.“ „Der Adler konnte wohl nicht mehr länger warten. Da hau ich mir die fast die ganze Nacht um die Ohren und kaum schlafe ich, muss der mich aufwecken.“ Temari seufzte. „Daher also deine Augenringe.“ Er erhob sich von seinem Platz und schlenderte zu ihr herüber ans Bett. „Hast du sie schon gelesen?“ „Nur überflogen. Dazu hatte ich vorhin echt keinen Nerv“, antwortete sie. „Worum geht’s?“ „Wir sollen heute Abend einen geheimen Informanten treffen“, erklärte Shikamaru kurz. „Hmm …“, machte sie. „Bin ja mal gespannt, was der uns weismachen will.“ „Keine Ahnung. Vielleicht haben wir uns ja doch getäuscht und der Typ führt tatsächlich etwas im Schilde.“ „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ „Nö, tu ich echt nicht“, stimmte er zu. „Lassen wir uns einfach mal überraschen.“ „Auf jeden Fall müssen sie sich etwas Gutes einfallen lassen, damit wir es glauben.“ „Etwas sehr Gutes“, ergänzte Shikamaru. „Wie auch immer.“ Temari streckte sich. „Ich spring jetzt erstmal unter die Dusche.“ „Aber beeil dich. Ich glaub, heute gibt es dein Lieblingsessen.“ „Na, das lass ich mir kein zweites Mal sagen.“ Mit einem Augenzwinkern verschwand sie aus der Tür. Es waren noch keine fünfzehn Minuten vergangen und sie war komplett angezogen zurück. „Das ging wirklich schnell“, merkte Shikamaru an. „Der Fön durfte heute auch mal aus bleiben“, meinte sie lächelnd und warf anschließend ihren Schlafanzug aufs Bett. „Können wir dann essen gehen?“ „Klar“, schloss er. „Woher wusstest du, dass das mein Lieblingsessen ist?“ Gut gelaunt füllte Temari ihre Schüssel fast randvoll mit Misosuppe und Gemüse. „Du bestellst es dir ziemlich oft, wenn wir zusammen Mittagspause machen“, entgegnete er. „Oder du nimmst Ramen mit Miso-Geschmack. Da liegt das irgendwie auf der Hand.“ „Gute Beobachtungsgabe.“ Sie klang ein wenig überrascht. „Und ich dachte, du hättest geraten.“ „Ich hätte ja auch falsch liegen können.“ „Oder du hast es dir gemerkt, weil du Miso und Gemüse selbst gerne isst.“ „Ja, kann schon sein“, gab er grinsend zu. „Wann ist dir das aufgefallen?“ „Lange hat es nicht gedauert, da du meist dasselbe Essen wie ich genommen hast.“ Sie grinste ebenfalls. „Also auch eine Portion?“ Sie hielt ihm eine leere Schüssel entgegen. „Warum eigentlich nicht!?“ Dankend nahm er sie entgegen. Am späten Nachmittag machten sie sich auf den Weg zu dem angegeben Treffpunkt in der Nähe des Denkmals. Da das Treffen erst in eineinhalb Stunden stattfinden sollte, ließen sie sich viel Zeit und schlenderten gemütlich vor sich hin. „Sag mal …“, unterbrach Temari das Schweigen. „Hast du eine Ahnung, wer der Kerl, den wir beschatten sollen, in Wirklichkeit ist?“ „Ich hab nur eine Vermutung“, erwiderte Shikamaru. „Entweder ist es ein Ninja aus einem anderen Dorf oder ein Konoha-Shinobi, der Henge no Jutsu benutzt.“ „Schon eine Vorstellung, wer es sein könnte?“ „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kenne niemanden, der Sake trinkt UND Das Flirtparadies liest.“ „Wenn wir seinen Rang wüssten, könnten wie schon einige ausschließen.“ „Ja, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass jemand höheres als ein Chuunin dafür abgestellt wurde. Andererseits denke ich, es könnte genauso gut ein Jounin sein. Ich weiß nicht, für wie gefährlich sie dich einstufen.“ „Mich?“ „Stell dir mal vor, du würdest auf ihn losgehen und mit deinem Fächer den Schädel spalten. Tsunade würde es niemals riskieren, dass es dazu kommt. Deswegen wird es doch mindestens ein Jounin sein.“ „Du bist fies!“ Sie verpasste ihm einen harten Schlag auf den Oberarm. „So unüberlegt handle ich nicht.“ „Sei doch nicht so brutal!“, stieß Shikamaru aus und rieb sich über die schmerzende Stelle. „Das sollte doch bloß ein Witz sein.“ „Vielleicht kann ich ja über einen Witz lachen, der weniger taktlos ist“, entgegnete Temari trocken. Er seufzte. „Entschuldige. War nicht meine Absicht.“ „Ach, vergiss es. Ich bin nicht nachtragend.“ Unschuldig lächelte sie ihn an. „Bin ich dir hierfür auch nicht.“ Grinsend deutete er auf seinen geröteten Oberarm. „Wie großzügig von dir!“ Sie lachte kurz auf. Anschließend wurde ihr Gesichtsausdruck jedoch wieder etwas ernster. „Ich versteh den Sinn dieser Mission aber immer noch nicht.“ „Da bin ich auch überfragt.“ „Anstatt uns hierher zu schicken, hätten wir auch in Konoha bleiben können. Stattdessen investiert die Hokage einiges an Geld, damit wir Urlaub machen können.“ Shikamaru zuckte mit den Schultern. Er wusste darauf ebenfalls keine Antwort. „Und dann noch das Auftauchen von Sakura und den anderen. Kommt mir alles sehr suspekt vor“, sprach Temari weiter. „Ich glaub, es bringt nichts, weiter drüber nachzudenken. Warten wir einfach ab, was der ominöse Informant zu sagen hat“, gab er zurück. „Ansonsten stellen wir alle zur Rede, wenn wir wieder in Konoha sind.“ „Bleibt uns wohl nichts anderes übrig“, meinte sie seufzend. „Aber wehe, sie haben keinen guten Grund. Dann können sie sich schon mal auf was gefasst machen.“ Temari grinste. Shikamaru vermutete, dass es ein Scherz war. Und wenn nicht, konnte es ihm auch egal sein. Ihn würde ihre Wut ja nicht treffen. Das hieß, falls sie überhaupt wütend über das Ganze war. Bei ihr wusste man das ja nie so genau … ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ab dem nächsten Kapitel kehrt auch endlich ein wenig die Spannung zurück … xD Shikamaru weiß übrigens tatsächlich nicht, wer hinter alldem steckt, auch wenn er sich manchmal gerne absichtlich dumm stellt oder einfach vergisst, etwas zu erwähnen, das er bereits herausgefunden hat (Ob nun aus Faulheit oder um Konflikten aus dem Weg zu gehen) … Wie auch immer. Natürlich ist NICHTS davon Absicht. ;D Wie schon damals bei den beiden Kindern in Kapitel drei hat selbstverständlich auch der Name der Adlerdame eine Bedeutung: „Ki no mijikai“ bedeutet schlicht und weg „ungeduldig“; „ko“ ist eine Endung für japanische Mädchennamen. Im Gegensatz zu ihrem gebrechlichen Vorgänger wollte ich sie nicht unbenannt lassen. Dass Temari hinterher einen Keks an sie verfüttert, obwohl Adler eigentlich Raubvögel sind, lässt sich mit einer ehemaligen Harry Potter Überdosis erklären … Nein, Scherz. Im Zaubereiuniversum von J.K.R. bekommen Eulen auch Kekse zu fressen und die bevorzugen sonst ja Mäuse und Kleingetier. Und wenn das Eulen können, können das die Konoha-Adler schon lange. Über Sinn und Unsinn reden wir da besser erst gar nicht. xD Ich könnte noch ewig weiter philosophieren, aber ich erbarme mich und entlasse euch aus meinem Geschwafel. :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)