The Mirror Of The Ancients von CaroZ (Miragia-Trilogie 2) ================================================================================ Kapitel 25: Comeback -------------------- „Sacht ma ... wie viele PHS sind gerade im Umlauf? Ich meine, Tifa hat eins, die könnte doch einfach rauskommen und –“ Reeve fiel Barret ins Wort: „Jetzt geh doch erst mal ran! Sonst legt derjenige noch auf!“ Barret hob das PHS ans Ohr, hielt dann aber Inne. „He, ich weiß, wer das dritte hat!“ Er drückte den Annahme-Knopf. „Ja, was gibt’s denn?“ „Ach, freut mich, dass man noch mit mir redet! Aber was hier die ganze Zeit abgeht, das geht mich wohl nichts an?“ „Skylar, du Knilch, weißte eigentlich, was wir alles durchgestanden haben?!“ „Nein, da es mir keiner erzählt hat! Tu mir mal eben den Gefallen und gib mir meinen Sohn, okay?“ „Hm, das dürfte schwierig werden. Der hat inzwischen ’ne Menge Valium bekommen und is’ wahrscheinlich längst in ’nem ganz ander’n Film, weißte.“ „Du liebe Güte ... was ist denn überhaupt passiert, verdammt noch mal?!“ „Ich erklär’s dir, wennde dich auf der Stelle beruhigst!“ Die Anderen bildeten mittlerweile einen Kreis um Barret herum, um möglichst viel von dem Gespräch mitverfolgen zu können. „Na schön.“ Am anderen Ende war ein tiefer Atemzug zu hören. „Und jetzt sag mir, was mit Cloud ist. Wo seid ihr überhaupt?“ „Wir sind in Mideel und haben Cloud in die Klinik gebracht“, antwortete Barret und fuhr dann fort, Skylar Goodsworth die ganze lange Geschichte zu erzählen – von Clouds Selbstexperiment mit der Maschine im Keller, der Reaktion der ERCOM, Vincents Tod, der Gerichtsverhandlung und der überstürzten, nur zufällig geglückten Flucht. Skylar schien bestürzt und sagte eine ganze Weile nichts, auch als Barret ihn bat, doch bitte irgendein Lebenszeichen von sich zu geben. Schließlich murmelte er: „Leute, das ... habe ich jetzt nicht so ganz verstanden. Ich meine, die ganzen Fakten. Insgesamt ist das ... ziemlich schrecklich. Aber ich steige noch nicht so ganz dahinter ...“ „Das tun wir auch nich’ so wirklich“, gab Barret zu. „Wir sind aber sicher, dass sich das alles aufklären wird, irgendwie.“ „Na ... gut. Was habt ihr denn jetzt vor?“ „Wir warten, bis Clouds Rippe wieder da is’, wo sie hingehört, und dann hauen wir ab. Uns lange an einem Ort aufzuhalten is’ wohl keine gute Idee.“ „Habt ihr vor, unterzutauchen?“ „Vielleicht. Erst mal sehen, ob das wirklich nötig is’.“ „Verstehe. Wenn ich euch irgendwie helfen kann, dann ... soll ich mit euch kommen?“ „Nee, nee, lass mal! Besser isses, zu jemandem Verbindung zu halten, der nich’ bis zum Hals in der Sache drinsteckt und nach dem keiner suchen würde. Wärste auch hier, wärste uns keine große Hilfe.“ „Gut, aber sagt mir Bescheid, wenn es Cloud besser geht, ja?“ „Machen wir. Jetzt reg du dich erst mal ab und komm mit der Sache klar. Wir machen das schon irgendwie.“ Als Barret das PHS wegsteckte, schaute er etwas nachdenklich in die Runde. „Wir hätten’s ihm sagen sollen.“ „Dazu war aber keine Zeit“, wandte Nanaki ein. „Es ging alles zu schnell, um überhaupt daran zu denken. Und ... wo wir gerade bei schnell sind ...“ Er sah sich um. „Wo ist eigentlich die weiße Taube hingeflogen?“ „Sephiroth“, korrigierte Aeris automatisch. „Von mir aus auch Sephiroth, aber wo ist er hin?“ „Ich weiß nicht. Wenn wir ihn brauchen, wird er zurückkommen.“ „Hm.“ Barret verschränkte die Arme und starrte über das Parkgelände, alle Anderen scharten sich windschutzsuchend hinter ihn. Schließlich trat Tifa aus der Tür ins Freie, bemerkte die Kälte und beeilte sich, in ihre Wildlederjacke zu schlüpfen. „Oh, ihr habt auf mich gewartet. Das ist gut.“ „Wieso bist du denn nicht mitgekommen?“ Aeris richtete einen fragenden Blick auf sie. „Erstens war’s mir zu kalt, zweitens habe ich überlegt, was wir anschließend unternehmen könnten.“ „Oha“, kommentierte Cid. „Und zu welchem Schluss bist du gekommen?“ „Wenn Cloud wieder halbwegs in Ordnung ist, bringen wir ihn zu meiner Kollegin nach Midgar. Dort wird er gut aufgehoben sein, während wir der Sache mit detektivischer Spürnase nachgehen. Was meint ihr?“ Aeris schaute skeptisch drein. „Tifa, deine Kolleginnen gehören doch wie du zu einem Unterkommando der Mittellandjustiz! Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“ „Sie ist eine meiner besten Freundinnen, ich würde ihr mein Leben anvertrauen. Ihr werdet sehen, dass man sich hundertprozentig auf sie verlassen kann. Möglich, dass sie nicht in die Sache mit reingezogen werden will und wir deswegen nicht ewig bei ihr Quartier beziehen können, aber sie wird uns definitiv nicht verpfeifen. Vertraut mir doch!“ Bittend sah sie von Einem zum Anderen, während um sie herum nervöse Blicke getauscht wurden. „Wenn du dir sicher bist“, begann Cid, „dass wir das riskieren sollen, dann frag deine Kollegin wenigstens vorher. Wenn schon, dann sollten wir nicht unangemeldet bei ihr reinplatzen.“ Tifa nickte. „Ist gut, dann geh’ ich jetzt telefonieren, ja? Darf ich das Bord-Telefon der Bronco benutzen?“ „Meinetwegen. Ach, und bevor du weggehst, leg die Tarnplane wieder drüber, damit niemand das Flugzeug von oben sehen kann! Zum Glück steht sie direkt vor dem Zaun ... da ist es unwahrscheinlich, dass jemand dagegen rennt ...“ Er pustete den Zigarettenrauch zur anderen Seite, während Tifa den Weg zurückhastete. Nanaki seufzte leise. „Irgendwie gefällt mir das alles nicht. Was haben wir da nur wieder ausgegraben? Hätte Vincent doch nur diesen Keller nicht entdeckt ...“ „... dann würde er noch leben“, sagte Cid leise. „Aber das konnte niemand wissen. Die Dinge nehmen einfach ihren Lauf. Wir können nichts mehr daran ändern.“ Irgendwann öffnete Cloud die Augen. Er war sich sicher, dies schon zuvor einige Male getan zu haben, und daraus folgte, dass er anschließend wieder eingeschlafen war. Nun nahm er sich vor, wach zu bleiben. Sein Blick wanderte durch einen kleinen Raum mit großen Fenstern und weißen Vorhängen, und ihm kam der Gedanke, dass es nicht seine Gefängniszelle war ... dann kamen die Erinnerungen rasch wieder zurück. Er befand sich in der Klinik in Mideel, in welche er vor acht Jahren aufgrund einer schweren MAKO-Vergiftung eingeliefert worden war. Merkwürdig, dass das wirklich schon so lange her ist. Vorsichtig sog er Luft in seine Lungen und stellte zufrieden fest, dass es nun wieder problemlos funktionierte. Als er die Hand an seine Verletzung hob, strichen seine Finger über den raufasrigen Stoff einer Kompresse. Klar, einen Verband kann man da wohl schlecht anlegen. „Cloud, kannst du mich hören?“, fragte eine wohlvertraute Stimme, die ihm weich wie eine Feder über die Wange strich. „Aeris.“ „Ja. Und schau mal, wer auch hier ist.“ Cloud hob den Blick und sah auf der Stuhllehne eine weiße blauäugige Taube sitzen. „Sephiroth.“ „Genau. Die Anderen sind unten und warten. Weißt du, wir haben nicht viel Zeit.“ Mühsam setzte er sich auf. „Also, irgendwie fühle ich mich komisch.“ „Das sind die Nachwirkungen der Narkose. Ehe das vorbei ist, wird es noch einige Zeit dauern. Tifa wird dich zu einer Bekannten bringen, wo du die Nacht unterkommen kannst, und dann bist du bestimmt wieder fit.“ „Na, das will ich hoffen.“ Er sah sie kurz an, wie sie in ihrer hellblauen Umstandskleidung der Lehne zugewandt auf dem Stuhl saß, Sephiroth direkt vor ihr. Dann wanderte sein Blick kritisch nach unten. „Du liebe Güte, was hab’ ich denn an?“ „Ein Krankenhausnachthemd natürlich. Sieht sehr niedlich aus.“ „Oh, na prima ... ich dachte, die Dinger hätte man mittlerweile abgeschafft. Hm, wieso haben der Arzt und die Schwester eigentlich erlaubt, dass Sephiroth hier mit rein darf?“ „Haben sie ja nicht ... er landete vor dem Fenster und ich ließ ihn rein, so einfach.“ Sie zuckte die Schultern. Sephiroth gab einen Laut von sich, der sich vielleicht „Rukediku“ buchstabiert hätte. Sein schneeweißes Gefieder plusterte sich dabei auf wie ein geplatztes Popcorn. Cloud konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Also, sag mal, Sephiroth, ist euch diese Vogelgestalt nicht irgendwo peinlich?“ Die Taube starrte ihn an. „Ich meine ... ihr seht nicht nur aus wie Vögel, ihr müsst euch auch noch so bewegen und dieselben Geräusche machen ... und Tauben gehören ja nun auch nicht zu den besonders intelligent aussehenden Tieren.“ Er wurde rasch wieder ernst. „Du hast mich gefunden, weil ich den Splitter des Spiegels mit mir herumgetragen hab’, hm?“ Sephiroth nickte. Das sah merkwürdig aus, denn die Halswirbel einer Taube sind so zusammengewachsen, dass sie sich nicht unabhängig voneinander bewegen lassen. „Du hast mir das Leben gerettet.“ Er nickte wieder. „Und ... was für ein Spiegel ist das, von dem der Splitter stammt?“ Der Vogel sah zu Cloud herüber, gab aber keine erkennbare Antwort. „Du bist schwierig“, murmelte Cloud. „Ich wette, im Verheißenen Land sind alle ziemlich enttäuscht von mir. Ich konnte Lukretias Erfindung nicht vor den Menschen beschützen ...“ „Cloud“, unterbrach ihn Aeris, „bitte, du solltest hier nicht darüber sprechen.“ Sie sah sich nervös im kleinen Einzelzimmer um. „Man weiß nie, wo die Wände Ohren haben.“ Er nickte. „Gut. Aber ich muss darüber Bescheid wissen.“ „Du wirst schon noch Gelegenheit haben, alle Fragen zu stellen. Aber nun müssen wir unbedingt hier weg ... sobald du dich munter genug fühlst.“ „Ja, eigentlich ist es okay. Lasst uns gleich verschwinden. Argh ...“ Er hatte sich aus dem Bett erhobenen und entsann sich zu spät seiner gebrochenen Rippe. „Verdammt, wann wird das denn heilen?“ „Die Rippe haben sie mit einem organischen Stoff am Sternum befestigt, aber anwachsen muss sie schon alleine. Und du kannst dir sicherlich denken, dass sie dir den Brustkorb nicht eingipsen können.“ „Ja, das ist mir auch klar. Dann muss ich halt damit leben, wie auch immer. Kannst du den Anderen Bescheid sagen ...? Ich gehe mich umziehen, wenn ich meine Klamotten finde, und komme nach.“ „Nur keine Hektik, lass dir Zeit. Wir warten unten in der Eingangshalle, ja?“ „Okay.“ Sie machte die Tür hinter sich zu, nachdem Sephiroth aufgeflattert war und sich auf ihrer Schulter niedergelassen hatte. Cloud blieb allein zurück und zwang sich aus dem Bett zu klettern. Sein Koordinationssinn war noch immer leicht gestört, sodass er sich vorsichtshalber am Heizkörper festhielt, während er Ausschau nach seiner Kleidung und Ausrüstung hielt. Hosted by Animexx e.V. 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