The Mirror Of The Ancients von CaroZ (Miragia-Trilogie 2) ================================================================================ Kapitel 3: Beyond The Invisible ------------------------------- „Und dann sage ich: ‚Merkst du gar nicht, wie kalt es ist?’, und er sagt: ‚Doch, das liegt an der Heizung’, und ich sage wieder: ‚Warum tust du denn nichts dagegen?’ und er –“ Tifa unterbrach die Erzählung kurz, um sich noch ein Kleines Ding Mit Schokolade in den Mund zu stecken. „Ich kann mich überhaupt nicht an ihn erinnern!“, rief Marlene dazwischen. „Mal ganz abgesehen davon, dass ich mich an keinen von euch erinnern kann!“ „Das macht doch nichts, Mäuschen“, antwortete Tifa, die Süßigkeit in eine Wange geschoben. „Damals warst du doch noch ganz klein. Warte mal, bis Cloud mit Vincent wieder hier ist, dann gucken wir mal nach, was eigentlich los ist.“ Als Gastgeberin genoss sie die Aufmerksamkeit all ihrer Besucher, auch wenn jene in weiser Voraussicht die Finger von den Käsehäppchen ließen. Marlene stand, in ihre modischsten Designerklamotten gezwängt, schmollend in einer Ecke und verfolgte die Party eher gelangweilt. Was nützten ihr Geschichten über Leute, an die sie sich nicht erinnerte? „Jedenfalls“, fuhr Tifa fort, woraufhin sich alle Augenpaare wieder ihr zuwandten, „sagt er dann: ‚Warum soll ich das machen, bei diesem alten Haus lohnt sich das gar nicht mehr.’ Ich beginne mich schon zu fragen, wie man so antriebslos sein kann, und behaupte: ‚Vincent, merkst du denn nicht, dass man sich in dieser Hütte den Allerwertesten abfriert, wenn im Winter die Heizung –’ ...“ Sie hielt inne und drehte sich um. „He, habt ihr das eben gehört? Das war doch die Haustür. Ich gehe mal schnell aufmachen, ja?“ Sie sprang von ihrem kleinen Stuhl auf und wetzte die Treppe hinunter. Vom Cosmo Canyon aus war es relativ unweit bis nach Nibelheim, das Problem war vielmehr das Transportmittel. Es gab keinen Zug, es gab keine Luftfähre. Es gab nur eins: Eine sehr, sehr anstrengende Wanderung zu Fuß. Es war also kein Wunder, dass Nanaki alias RedXIII viel zu spät zum Treffen kam. Er zählte jetzt 55 Jahre, was für ein Wesen seiner Spezies immer noch ein Teenager war – wenn auch ein reiferer als zuvor. Zusammen mit seinem Vater Seto beschützte er, wie es vorgesehen war, den Cosmo Canyon, seine Heimat. Und dort war es ruhig ... beachtlich ruhig .... „Na endlich, ich hatte mich schon gefragt, wo ihr bleibt“, sagte Tifa und schloss die Tür hinter Cloud und Vincent. „Wollt ihr mit nach oben kommen und ein paar – ?“ „Dazu ist keine Zeit“, unterbrach sie Vincent, völlig ohne Eile oder Hast in seine Stimme zu legen, lediglich darauf hinweisend, dass er etwas Anderes für dringender hielt. Tifa kicherte vergnügt. „Du bist schon ganz heiser! Ich hab’ doch gesagt, du solltest unbedingt deine Heizung reparieren!“ „Das ist nicht der Grund, weswegen meine Stimme gelitten hat“, erklärte er geduldig. „Hol die anderen.“ Sie zuckte die Schultern. „Na gut, wie du willst ... warte einen Moment.“ Cloud war geneigt, ihr zu folgen, blieb dann aber doch neben Vincent im Flur stehen. Von letzterem ging eine unbekannte Anspannung aus, die den Schwertkampflehrer der AVALANCHE sichtlich nervös machte ... „Kannst du denn nicht wenigstens mir verraten, was du gefunden hast? Oder ist es eine Überraschung?“ „Überraschung.“ Vincent wandte nicht den Blick von der Inneneinrichtung des Hauses ab, als er antwortete: „Wenn du es so ausdrücken willst ... ja. Allerdings eher nicht im positiven Sinne.“ Ein Anflug von sarkastischer Belustigung huschte über sein ruhiges, wenig ausdrucksvolles Gesicht, von dem momentan für Cloud nicht viel zu sehen war. „Wenn ich nicht so naiv gewesen wäre, dann wäre ich jetzt auch nicht heiser.“ Cloud schnitt eine Grimasse. „Du machst mich ziemlich neugierig mit diesen Andeutungen, weißt du das?“ Vincent schwieg. „Ist es vielleicht ein kleines Etwas, mit dem man die Heizung wieder zum Funktionieren bringen kann?“ Ein freudloses Kichern. „Hm ... keine schlechte Idee, Cloud ... nein.“ „Was dann?“ „Wart’s ab.“ Der Reihe nach kamen alle Gäste die Holztreppe herabgetrottet. Marlene musste an beiden Armen festgehalten werden. „Es kann losgehen“, verkündete Tifa. „Zeig uns deine Entdeckung.“ Nanaki sah nichts. Er hatte das Dorf weniger dunkel in Erinnerung ... Seine Sinne waren immerhin fein genug, um Schritte und leise Stimmen zu hören, die sich hinüber in Richtung der dunkeln Villa bewegten. Und dort – das war eine brennende Zigarette! „Wartet!“, rief er. „Ich bin’s!“ „Agh!“ Fast wäre Cloud über den Vierbeiner gestolpert. „Wo kommst du denn auf einmal her?“ „Begrüßt man so einen alten Freund?“, gab Nanaki zurück und rieb sich die Nase, welche Cloud mit dem Knie gerammt hatte, mit einer Pfote. „Nein, ganz sicherlich nicht ... aber über einen alten Freund stolpert man im Normalfall auch nicht!“ „Ich bin ein bisschen zu spät, weil ich zu Fuß kommen musste. Sagt mal ... wohin geht ihr?“ „Du kannst gleich mitkommen. Wir wollten jetzt gerade das große Geheimnis ansehen gehen.“ „Das, von dem in der Einladung die Rede war?“ „Anscheinend ja.“ „Dann sollten wir uns beeilen.“ Cloud griff nach einer von Nanakis Haarsträhnen und führte ihn in die richtige Richtung. Vincent lehnte das Tor an und wartete, bis alle es passiert hatten, bevor er es wieder schloss. In der Tür blieb Tifa, die den Trupp nun anführte, wie alarmiert stehen. „Hier stimmt irgendetwas nicht ...“ Nanaki schnaubte durch die Nase. „Hier liegt ein ganz beißender Geruch in der Luft.“ „Das ist Chlorgas“, erklärte Vincent. Ein jeder drehte sich in der Finsternis zu ihm um. „Und woher kommt das?“, wollte Cloud wissen. „Doch nicht etwa aus der ...?“ „Das hat nichts mit meiner Heizung zu tun“, sagte Vincent nachdrücklich. „Ich habe etwas im Keller gefunden.“ „Ja, das wissen wir doch, aber was hast du gefunden? Einen Haufen Chemikalien?“ „Ja ... das auch. Aber noch etwas anderes. Mein Problem sind nur diese chemischen Gase. Ihr hört ja, dass ich heiser bin ... ich war dort unten, und ihr wisst sicherlich, wie das mit dem Chlorgas ist.“ „Ich weiß es nicht“, murmelte Yuffie, und ihre hohe Stimme durchbrach die Stille des alten Hauses auf eine Gänsehaut erregende Weise. „Chlorgas“, erläuterte Cid, „ist eine chemische Verbindung, die sofort mit Wasser reagiert – sie bildet dann die uns wohl bekannte, stark ätzende Salzsäure. Unser Körper besteht zu etwa neunzig Prozent aus Wasser. Es ist also nicht empfehlenswert, sich in die Nähe von Chlorgas zu begeben, wenn man nicht größtenteils zu Salzsäure werden will.“ „Ich habe es zum Glück noch rechtzeitig bemerkt“, fügte Vincent hinzu. „Die Augen brennen, und wenn man Luft holt, dann spürt man, wie sich die Schleimhäute auflösen ... ich gehe auf keinen Fall noch einmal hinunter. Ich verätze mir sonst die Lungen und auch alles andere.“ „Hiiiiilfe!“ Yuffie war zurück gewichen. „Ich will nicht, nein!“ „Keiner geht dort runter, bis wir den Raum durchgelüftet haben. Ich weiß nur nicht, wie wir das anstellen sollen.“ „Was is’ das überhaupt für’n Raum?“, hakte Barret nach. „Unter der Bibliothek gibt es eine Falltür. Sie befindet sich halb unter dem Bücherregal. Nicht einmal Sephiroth dürfte sie damals gefunden haben.“ „Und Hojo?“ „Ich weiß es nicht.“ Cloud trat nunmehr als erster über die Türschwelle. „Das müssen wir herausfinden. Wir müssen unbedingt wissen, was dort ist.“ Er schnupperte und spürte das markante Kitzeln im Rachen. „Und das Gas ... das kriegen wir da schon raus.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)