The Mirror Of The Ancients von CaroZ (Miragia-Trilogie 2) ================================================================================ Kapitel 45: Return To The Place ------------------------------- Yuffie saß in eine Ecke gekauert zwischen einigen Jugendlichen, die sie nicht kannte, einer davon war Marlene. Gemeinsam waren sie in einen der kleineren Transporter verfrachtet worden, die sich unauffällig mitten unter das Geschwader der Kampfflieger mischten. Ihre Waffen waren an irgendeinem anderen Ort unter Verschluss genommen worden. Es gab nun nichts Anderes mehr zu tun, als mit gefesselten Händen und Füßen in diesem engen unbequemen Raum auszuharren und abzuwarten. Das Licht war schwach und die metallische Luft merkwürdig stickig. Gedämpft klangen aus dem nahen Cockpit Unterhaltungen zu ihnen herüber. Yuffie schluckte und erinnerte sich an ihre Anfälligkeit für Luftkrankheit. Bitte nicht hier und jetzt, betete sie. Vor dem kleinen Guckloch schoss die Landschaft vorüber, Festland und schließlich das Meer, in dem sich der blaue Himmel spiegelte. Verdammt, wohin fliegen wir überhaupt? „Ich hab’ ziemliche Angst“, murmelte ein schlaksiger Junge direkt neben ihr. „Ich auch“, antwortete sie. Marlene schwieg, während sie den Beiden den Rücken zuwandte. „Haben Sie irgendeinen Plan?“ „Nein“, antwortete Yuffie wahrheitsgemäß und wünschte sich, etwas Anderes behaupten zu können. „Nichts außer Warten.“ Der Junge seufzte. „Ich wünschte, Master Strife wäre noch bei uns. Ich würde mich überhaupt nicht fürchten, wenn ich wüsste, er nutzt die nächste Gelegenheit, um uns hier rauszuholen.“ Yuffie machte eine entschlossene Miene. „Wenn du denkst, dass er uns aufgegeben hat, dann kennst du Cloud –“ Sie korrigierte sich. „– Master Strife ziemlich schlecht. Er und die Anderen sind ja da draußen und wissen ganz bestimmt, was sie machen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann verfolgen unsere Entführer sie jetzt gerade irgendwohin ...“ „Und wohin?“ „Weiß nicht, abwarten.“ Er seufzte wieder. „He, wie heißt du noch mal? Ich hab’ dich im AVALANCHE-HQ doch schon gesehen.“ „Kaine Crawford. Ich krieg in Master Strifes Unterricht immer die Verantwortung für den Kabinenschlüssel ...“ „Ah ja ... oh ... weißt du was? Ich habe ein PHS bei mir, das mir diese Eimer nicht abgenommen haben. Ich könnte damit die Anderen erreichen, wenn ich nicht gefesselt wäre.“ „Ich kann das nicht ändern, bin ja auch gefesselt“, antwortete Kaine seltsam ernsthaft. „Aber ... wenn wir uns ein bisschen zusam– ...“ „Pscht, warte mal!“, unterbrach Yuffie flüsternd. „Hörst du das?“ Er lauschte. Ein Gespräch drang von weiter vorne zu ihnen nach hinten. „Und Sie haben eine Ahnung, wohin die fliegen?“ „Sagen wir, ich habe eine Vermutung. Behalten Sie sie nur im Auge.“ „Das tun wir, wir können die Radiosignale auf dem Radarbildschirm sehen, allerdings können wir aufgrund der Tarnplane keine Zielanvisierung vornehmen.“ „Das wird auch nicht nötig sein. Es wäre unklug, das Schiff zu zerstören, da sich etwas äußerst Wertvolles an Bord befindet. Folgen Sie ihnen einfach, der richtige Moment wird noch früh genug kommen.“ „Wie Sie meinen, Sir.“ Yuffie schnitt eine Grimasse. „Immerhin können die meine Freunde nicht abschießen, solange sie fliegen ... schon praktisch, diese Tarnplane ...“ „Hoffen wir, dass sie auch genau wissen, wo sie hinfliegen!“, jammerte Kaine. „Sie werden uns nicht einholen“, sagte Cid mit zusammengebissenen Zähnen, während er hochkonzentriert bemüht war, die Highwind mit den Fußpedalen gegen einen scharfen Windstrom auszurichten. „Aber sie sehen uns vermutlich.“ „Das macht nichts. Eine Tarnplane behindert jeden Zielerfassungsscanner“, sagte Helen unbeirrbar. Der Pilot warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. „Du musst es ja wissen.“ Nanaki hatte sich über der Luke des Luftschachts zusammengekauert. Sein Fell stand seltsam struppig von ihm ab. „Red, was ist los?“, erkundigte sich Tifa. „Hm? Nichts. Ich habe nur ein wenig Angst. Ich meine ... wir gehen nach Nibelheim ... und ich werde zu Lukretia gehen und sie um Auskunft bitten ...“ „Aeris und ich begleiten dich“, versicherte ihm Cloud, der mit vor der Brust verschränkten Armen hinter Cid stand. „Ja, ich weiß, aber ... was wird mir das nützen, wenn sie mich ...?“ Cloud und Tifa wechselten einen Blick. „Oh, na ja ... ich glaube, ich ... werde mich einfach mal beruhigen ...“ Mit einem unsicheren Blick in die Runde erhob er sich vom Boden und verließ die Brücke. Cloud schaute ihm mit einem Stirnrunzeln hinterher, dann wandte er sich wieder an Cid: „Sag mal, wie weit ist es noch bis Nibelheim?“ Der Angesprochene schnaubte. „Cloud, wir kommen aus Kalm, und da liegt Nibelheim eben nicht gerade nebenan. Wir müssen den Kontinent verlassen, was wir jetzt ja auch getan haben, aber ein Stündchen dauert es jetzt schon noch. Hoffen wir also, dass unsere Verfolger nicht die Ausdauer verlieren.“ „Tja ... um das zu unterbinden, könnten wir sie ja auch etwas neugierig machen.“ Aus seiner Hosentasche holte er das PHS und tippte Yuffies Code-Zahl ein. Yuffie erschrak, als ihr PHS unverhofft seinen gewohnt schrillen Ton von sich gab. Verdammt, was soll das, warum jetzt?? Inständig hoffte sie, es möge schnellstens wieder verstummen. Zu spät. Schon erklangen Stimmen von vorn, Schritte näherten sich. „Ich werde das übernehmen“, sagte die Stimme, die zu den Schritten gehörte, und Yuffie glaubte plötzlich, diesen weichen, schleimig klingenden Tonfall zu kennen. Er kam herein und schloss die Tür hinter sich, sodass von vorne aus dem Cockpit keinerlei Geräusche mehr im Laderaum zu vernehmen waren – und umgekehrt auch nicht. Vor ihr und den anderen Gefangenen blieb er stehen. „Hallo, Miss Kisaragi.“ Yuffies Gesichtsausdruck änderte sich von Überraschung über Erkennen und Entsetzen. „Sie? Oh mein Gott!“, stieß sie empört hervor. „Mister Fawkes reicht eigentlich schon“, sagte er lässig und griff mit einer Hand in ihre Jackentasche, um ihr PHS herauszuholen. „Stimmt ja, an diese putzigen kleinen Geräte hab’ ich ja gar nicht mehr gedacht. Mal gucken, wer so spät noch anruft.“ Er drückte den Annahme-Knopf. „Guten Tag.“ „Verdammt, nein ... ich hätte jeden erwartet, aber Sie, nein, so langsam will ich Ihre Stimme nicht mehr hören, Fawkes!“ „Mister Strife ... beruhigen Sie sich, Ihre Energie werden Sie früh genug noch brauchen.“ „Ich will verdammt noch mal nichts von Ihnen wissen. Richten Sie Taggert aus, dass wir mitsamt der Cetra-Maschine nach Nibelheim fliegen – ja, dort, wo Sie die Villa gesprengt haben.“ „Okay, werde ich machen“, antwortete Fawkes geduldig, immer noch beobachtet von Yuffie und dem Rest der Gefangenen, der gefesselt vor ihm auf dem Boden saß. „Das hoffe ich stark für Sie.“ „Keine Angst, Strife. Taggert würde Sie bis ans Ende der Welt verfolgen. Trotzdem, danke für den Hinweis. Möchten Sie mit Miss Kisaragi sprechen? Bestimmt hat sie einige Worte für Sie übrig.“ Er hielt das PHS an Yuffies Wange. „Cloud!“, rief sie sofort. „Cloud, mach diese Arschlöcher fertig –“ „Schön, Miss Kisaragi, das dürfte dann auch schon reichen.“ Mit einem zustimmenden Lächeln beendete Fawkes das Gespräch und schob das PHS wieder in ihre Jackentasche. „So. Und nun ganz im Ernst: Ich spiele hier für Taggert nur mal eben den Mitläufer, damit das klar ist.“ „Oh, klar“, fauchte Yuffie mit triefender Ironie und hätte ihm ins Gesicht gespuckt, wäre ihr Mund in diesem Moment nicht viel zu trocken gewesen, um ausreichend Speichel zu liefern. „Klar“, sagte er und quittierte die Tatsache, dass sie ihm kein Wort glaubte, mit einem nachsichtigen Lächeln. Schließlich beugte er sich erneut zu ihr herunter und griff nach ihren aneinandergebundenen Handgelenken. Yuffie hörte ein Sirren und spürte für einen Sekundenbruchteil kaltes Metall im Bereich der Fesseln auf ihrer Haut, dann fielen die Stricke mit einem leisen RATSCH zu Boden. Fassungslos hob sie ihre Hände vor das Gesicht, während Fawkes sich unbekümmert mit seinem Taschenmesser an ihren Fußfesseln zu schaffen machte. „Sie könnten mir auch helfen und schon mal einen der Schüler losbinden, Miss Kisaragi“, sagte er. „Aber wehe, Sie und der Rest des Clans hier lässt sich anmerken, dass sie nicht mehr verschnürt sind!“ „Äh“, antwortete Yuffie. „Äh, Sie helfen uns wirklich? Aber ... warum?“ Er zuckte die Schultern. „Tote haben etwas sehr Überzeugendes an sich“, sagte er vage. Das Festland lag schwarz und zum Großteil schneebedeckt in vielen hundert Metern Entfernung. Aeris, in die Behinderungen ihrer Schwangerschaft ergeben, hatte sich neben Nanaki gesetzt, den Rücken an die Wand gelehnt. Sie strich ihm mit einer Hand über die struppige Mähne, während sie sehnsüchtig zum Fenster starrte, eine unergründliche Tiefe in ihren grünen Augen. „Worüber denkst du nach?“, fragte der Vierbeiner neugierig. „Hm ... ich frage mich, warum wir allein gestanden haben“, antwortete sie. „Du meinst gegen Kommissar Taggert und die Mittellandjustiz?“ „Ich frage mich, wo meine Verwandten waren. Die Cetra. Sephiroth. Sie hätten uns helfen können. Wo sind sie? Was treiben sie? Ob sie uns nur durch den Spiegel beobachten und über unsere Narrheit den Kopf schütteln ...“ „Quatsch.“ Nanaki klopfte mit seiner glimmenden Schwanzquaste auf den kühlen Boden. „Sie passen einen geeigneten Augenblick ab. Ich glaube nicht, dass sie uns je einfach alleine lassen würden, nachdem sie solange daran gearbeitet haben, uns auf den richtigen Weg zu schicken.“ „Ich weiß“, seufzte sie. „Das sage ich mir auch immer wieder ...“ Cloud trat neben die Beiden. „He, wir sind so gut wie da. Gleich naht die Stunde der Wahrheit.“ Aeris hörte Nanaki neben sich schwer schlucken und spürte sein Erzittern unter ihren Fingerspitzen. Sie schaute Cloud ins Gesicht, und er erwiderte ihren Blick, aber dennoch konnte sie nicht lesen, was er dachte. „Komm, Red“, sagte sie und stupste ihren vierbeinigen Freund aufmunternd an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)