The Mirror Of The Ancients von CaroZ (Miragia-Trilogie 2) ================================================================================ Kapitel 42: A Battle Starts --------------------------- Cloud konnte nicht umhin, in Kalm bei seiner eigenen Behausung nach dem Rechten zu sehen. Aeris hatte, bevor sie zusammen mit Cid Nibelheim verlassen hatte, wohl daran gedacht, alle Fenster zu schließen und Lampen zu löschen, wie es schien. Auf halbem Wege in die dunkle Wohnstube rannte ihm vorwurfsvoll miauend der Kater Nox entgegen, und sein Fell stand struppig in alle Richtungen. „Mein Armer“, murmelte Cloud und hob ihn hoch. „Du wurdest seit Tagen nicht gebürstet.“ Cloud selbst war es, der Nox’ Fellpflege im Normalfall übernahm; morgens beim Frühstück lag die Katzenbürste direkt neben der Butter, was Aeris grauenhaft fand. Nox legte beide Pfoten mit ausgefahrenen Krallen über Clouds Schulter, dann schnupperte er an Vincents Umhang und machte ein fragendes Gesicht. Das Haus war dunkel, denn hilfsbereiter Weise hatte die alte Nachbarin Miss Nightley alle Jalousien heruntergelassen. Einziges Geräusch neben Nox’ unglücklichem Maunzen war das Rauschen der Heizung im Keller. „Na schön, dann werd’ ich mal holen, was ich brauche“, sagte Cloud und setzte den Kater auf dem Küchenboden ab. „Du wartest hier.“ Cid warf bereits stirnrunzelnd einen Blick auf seine Uhr, als Cloud endlich zurückkam. Er schob mit einer Hand am Lenker das Motorrad, unter dem anderen Arm hielt er ein längliches Bündel. „Das wurde aber auch Zeit, Mann. Ich dachte, du wüsstest im Voraus, was du holen willst. Na schön – wenn du diesen Feuerstuhl auf die Highwind haben willst, dann muss ich dir die Laderampe runterlassen, denn mit der Strickleiter wird’s schlecht gehen.“ „Danke, Cid.“ „Eins noch: Der Typ ist aus der Maschine geklettert. Er war ein wenig verwirrt. Wir haben ihn im Konferenzraum eingesperrt.“ Cloud hob die Augenbrauen. „Sieh an, da hat sich also doch was getan bei dem.“ „Ich würd’ trotzdem vorsichtig sein“, murmelte Cid mit seiner Zigarette zwischen den Zähnen, „denn bestimmt wird er weiterhin Ärger machen.“ Dann kletterte er flink die Strickleiter zum Deck der Highwind hinauf. „Hey – werden Sie mich bald mal hier rauslassen?“, fragte Fawkes durch die abgeschlossene Schiebetür hindurch. „Nein“, antwortete Yuffie auf der anderen Seite, lässig gegen die kunststoffverkleidete Metallwand gelehnt. „Sie bleiben da drinnen, und ich passe auf, dass Sie nicht rausgehen, bis wir Zeit haben, uns anzuhören, mit was für Storys man Sie im Verheißenen Land so zugetextet hat.“ Er muss mich für eine ganz schöne Göre halten, dachte sie selbstgefällig. „Das können Sie nicht machen! Ich bin immer noch Leiter der ERCOM, Sie haben kein Recht, mich hier –“ „Blablabla, denken Sie bitte an Ihr Mädel, das ist auch noch bei uns, ne?“ Er schnaubte. „Sie werden das alles hier noch bereuen.“ „Och, glaub’ ich nicht.“ Da er nichts mehr sagte, richtete Yuffie ihre Aufmerksamkeit auf Cid, der an ihr vorbei in Richtung Frachtraum ging, in welchem immer noch die sonderbare Maschine stand. „Hey, Yuffie. Macht er Mätzchen?“ „Nö, er labert bloß. Was hast du denn vor?“ „Wir holen Clouds Motorrad an Bord. Frag mich nicht wieso, er scheint sich damit besser zu fühlen.“ „Was machen Sie da?“, drang die Stimme des Gefangenen erneut durch die Wand. „Motorrad?“ „Schnauze“, antwortete Cid fröhlich und legte im Frachtraum den Hebel für die Laderampe um. Neben der Rampe standen auch Helen und Tifa; erstere schien sich in ihrer Rolle nicht besonders wohl zu fühlen, weshalb Tifa die Zeit damit verbrachte, ihrer Freundin gut zuzureden. Cloud hatte das Motorrad schon beinahe ganz den rostigen Pfad hinaufgeschoben, als vom Himmel in südwestlicher Richtung jäh Motorenlärm aufbrandete. Windstöße fegten über Kalm, dass es die Highwind zum Schwanken brachte. Das spärliche Gras wellte sich. „Zum Teufel“, knurrte Cloud. „Was ist denn los, was kommt jetzt?“, brüllte Tifa, den Lärm übertönend. „Ich weiß nicht, klettert lieber schnell in die Highwind und schmeißt die Tarnplane wieder drüber!“ „Okay!“ Tifa packte Helens Handgelenk und zog sie hinter sich her die Laderampe herauf. Kurze Zeit später verschwand das ganze Flugzeug unter einer unsichtbaren Decke. Cloud, dem der Wind seine Frisur ruinierte, trat gestresst wieder auf den Weg vor dem Haus und suchte den Himmel nach der Ursache des Lärms ab. Nichts war zu entdecken. „Henry!“ „Helen?“ „Hörst du den Krach?“ „Ja ... der ist selbst durch die Tür nicht zu überhören!“ „Woher kommt das? Sag es uns, wenn du es weißt!“ „Natürlich weiß ich es, das ist die Mittellandjustiz mit ihren Langstreckenbombern. Die Dinger haben Radarnasen, weißt du, und eine Hochleistungstarnvorrichtung.“ „Na bestens ... dann sehen sie uns also?“ „Ich denke ja. Liebling, geht es dir gut?“ „Ach, lass uns später darüber reden.“ Helen Clancy wandte sich von der verschlossenen Konferenzsaaltür ab und rannte wieder in den Frachtraum, gefolgt von Tifa, die ums Schritthalten bemüht war. „He, Cid! Ab ins Cockpit, du musst uns hier wegbringen!“ Cid starrte sie entgeistert an. „Jetzt? Wieso? Nur weil ein Geschwader über Kalm zieht, das uns sowieso nicht sehen kann?” „Die können uns sehen“, setzte Tifa nach, „weil sie mit Radaren ausgestattet sind.“ Die Miene des Piloten verdüsterte sich. „Na wundervoll. Dann sagt Cloud, er soll seinen Arsch schleunigst von der Rampe bewegen, denn solange die offen ist, fliegt das Baby nicht.“ „Das machst du“, forderte Helen ihre Freundin auf. „Bin schon weg.“ Ein paar Schritte die Rampe hinunter, und Tifa hatte Cloud am Ärmel gepackt. „Hey! Roll endlich das Ding nach oben, damit wir die Rampe einziehen können!“ Cloud starrte immer noch in den Himmel. „Ich wünschte, ich hätte Vincents Augen.“ „Hä, sein Umhang reicht dir also nicht?“ „Nein, ich meine ... er hätte die Flugzeuge da oben sehen können, trotz Tarnung.“ „Egal. Wir wissen, was es für Flieger sind, und deswegen müssen wir hier weg, also mach Tempo!“ „Schon gut. Komm mit.“ Mit Tifa an der Hand hastete er zurück zur Rampe und schob das Motorrad die letzten Meter in den Frachtraum. „Fertig. Legt los.“ Langsam gerieten die Seitenpropeller und Triebwerke der Highwind in Bewegung. Sie brauchten wie immer ihre Zeit. Der weiche Boden dämpfte den Lärm, nicht aber die gewohnte stetige Vibration, die wellenartig den Flugzeugrumpf durchlief. Düster zogen vor dem großen Fenster im Cockpit die Wolkenfetzen in rasantem Tempo an der dunkelgrauen Fassade des Himmels vorbei. Cloud starrte trübe nach draußen. Vor ihm hielt Cid konzentriert das Steuerhorn umklammert, um die Triebwerke der Highwind nach unten richten und sie dadurch zu einem raschen Senkrechtstart bewegen zu können. In Clouds Adern rollte langsam und seltsam kalt das Blut und brachte seine Gedanken zum Gefrieren; etwas Merkwürdiges war am Geschehen, und es war nicht richtig so. Er fragte sich auf einmal, warum er all das getan hatte, als das Flugzeug unter seinen Füßen schon von dem charakteristischen Ruckeln durchlaufen wurde und im Begriff war, sich vom Erdboden zu erheben. „Wartet ma!“ Es war Barret, der plötzlich in heller Aufregung nach geradeaus zum Fenster zeigte. „Himmelnocheins, das sind doch – “ Cloud sah hin und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. „Das ist unmöglich!“ Leise seufzend fragte Cid: „Ich schätze, ich soll jetzt doch nicht starten, ist das richtig?“ „Wir können nicht ... wir dürfen sie nicht ihnen in die Arme rennen lassen!“ Helen schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich versteh’ überhaupt nichts, wer sind denn all diese schwertfuchtelnden Blagen, und wo kommen die her?“ „Das sind meine Schüler von der AVALANCHE!“, gab Cloud kummervoll zur Erklärung. „Und sie können die Flugzeuge der Mittellandjustiz nicht sehen!“ „Das war ein Scheiß, hierher zu kommen, und ich mach’s nie wieder!“, stöhnte Kaine. „Wir machen das für Master Strife“, erinnete ihn Vicky, „denk dran. Oder willst du lieber bei diesem schnöseligen Professor Sackgesicht-Leckmichdoch Curtis Mathe haben? Boah! Wenn’s dazu kommt, wandere ich ab.“ „Trotzdem, trotzdem. Diese Diskussion über unsere Minderjährigkeit an der Fährstation hat mich echt den letzten Nerv gekostet!“ Gemeinsam trotteten Vicky, Boris und Kaine mit dem Rest des vertrauenswürdigen Teils der Klasse über die Straße. Es war nicht besonders hell, und dieser Teil der Stadt sah unglaublich verfallen aus. „Seid ihr ganz sicher, dass Master Strife hier irgendwo ist?“, erkundigte sich die gewitzte Jenny Flint von weiter hinten. „Klar. Diese Ische wird schon wissen, wo sie uns hinführt“, murmelte Boris mit einem Seitenblick auf ein Mädchen mit langen dunklen Haaren, das nicht viel älter als er und die Anderen war. „Stimmt doch?“, sprach er jene an. „Du hast doch gesagt, du kennst den Weg, weil dein Vater der Präsident ist. War doch so.“ „Ja“, antwortete das Mädchen, ohne ihn anzusehen, und ging mit verkniffener Miene voraus. „Ah ja. Äh, wie war noch mal dein Name?“ „Marlene.“ „Ah ja, stimmt. Weißt du, deinen Vater haben wir schon mal getroffen. Er –“ „Still!“ Marlene hob die Hand, der Zug von Schülern stoppte abrupt. „Hört ihr die Motorengeräusche?“ Kaine machte ein entsetztes Gesicht. „Die kommen ja direkt auf uns zu! Aber man kann nichts sehen!“ „Das sind irgendwelche Feinde, die eurem Lehrer auf den Fersen sind, wenn ihr mich fragt“, erwiderte Marlene düster. „Die haben bestimmt Tarnvorrichtungen. Immerhin ist das ein Zeichen dafür, dass wir am richtigen Ort sind und dass mein Peilsender funktioniert ... jetzt seid ihr dran. Es ist ja eure Rettungsaktion. Jetzt packt eure Schwerter aus und rennt den Feind nieder.“ Irgendwie klang ihre Stimme nicht ehrlich. „Schaffen wir das denn?“, fragte Boris zweifelnd. „Was weiß ich! Ihr habt darauf bestanden, es zu versuchen, und ich habe euch hergeführt. Mit ’nem Schwert umgehen kann ich nicht.“ „Ähm, na gut ... ihr habt es gehört, Schüler der AVALANCHE!“, rief er hinter sich zu den Anderen. „Wenn diese Pappnasen gleich landen, dann hauen wir ihnen eins auf den Deckel, alles klar? Schwerter hoch!“ Choral wurden die weichmetallenen Übungsschwerter gezogen, ein einheitliches blechernes Geräusch erklang dabei und maß sich mit dem Lärm von oben. „Bleibt dicht bei mir! Ich gebe euch das Zeichen! Und jetzt ... formiert euch!“ „Die sehen auch uns nicht“, stellte Cloud resigniert fest, „weil die Highwind genauso unsichtbar ist.“ „Das ist ein denkbar unpassender Zeitpunkt“, sagte Aeris leise. „Damit bringen die Kinder uns in ziemliche Schwierigkeiten.“ „Denkt nicht, dass ich sie da unten lasse! Wer weiß, was die Mittellandjustiz ihnen antut!“ Cid seufzte. „Schon gut, wir sind ja schon beinahe wieder auf dem Erdboden, dann kannst du ihnen zur Hilfe eilen ... wenn du dir viel davon versprichst!“ „Ich muss ihnen helfen!“ „Meinst du nicht, die verteidigen sich alleine?“, wollte Yuffie wissen. „Du trainierst sie doch, oder?“ „Was die da in den Händen halten“, erklärte Cloud ungeduldig, „sind Übungsschwerter! Die sind so stumpf, dass man damit nicht einmal ein Stück Käsekuchen zerteilen kann!“ Er schüttelte den Kopf. „Das Schlimme an alldem ist, dass Kommissar Taggert nach wie vor denkt, wir würden Fawkes gewaltsam festhalten.“ „Na ja, das tun wir ja auch, im Konferenzsaal“, erinnerte Tifa vorsichtig. „Ja, aber – ... das ist doch nicht dasselbe ... ach, was soll’s, wir holen ihn da raus. Helen, du und er, ihr könnt gehen ... vielleicht beruhigen die sich dann ...“ „Oh nein“, entgegnete Helen entschieden. „Ich gehe nicht, ich bleibe jetzt bis zum Ende bei Tifa und dir. Außerdem, was soll ich hier in Kalm? Ich wohne in Midgar! Nee, da müsstet ihr mich schon zu Hause absetzten, wie sich’s gehört.“ Cloud warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Na schön ... dann ... geh mal trotzdem lieber deinen Holden befreien. Hol ihn hierher zu uns. Vielleicht macht er ja mal etwas richtig und schafft uns Taggert vom Hals!“ „Ich geh’ ihn holen“, murmelte Helen und verließ das Cockpit. Sanft setzte die Highwind wieder auf dem Boden auf, und Cloud nahm sogleich seinen Weg zum Frachtraum. „Cid, ich lass’ die Rampe runter“, erklärte er beim Hinausgehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)