The Mirror Of The Ancients von CaroZ (Miragia-Trilogie 2) ================================================================================ Kapitel 35: The Mirror Of The Ancients -------------------------------------- Aeris atmete tief die frische Luft ein, mit dem Rücken gegen ein umgestürztes Regal gelehnt. „Ich wusste nicht, dass sie mit uns sprechen kann“, murmelte Cloud. An seinen Schuhsohlen klebte Blut, wie er voller Abneigung feststellte. „Ich auch nicht“, gab sie zu. „Dass doch noch so viel von ihr übrig ist ... aber warum hat sie vorher nie zu uns – .... warte, es sei denn, wir haben erst dafür gesorgt, dass sie wieder ...“ Die Cetra unterbrach sich und blinzelte. „Was meinst du?“, hakte Cloud nach, aber da lehnte sie sich schon nach vorne und ergriff ein Häufchen loser Zettel, das vor ihr auf einem der Tische gelegen hatte. „Meine Güte, Cloud, schau dir das an! Das sind Forschungsberichte ...“ „Ach .... über die JENOVA-Sache?“ Aeris schüttelte den Kopf. „Nein ... über den ... Spiegel des Alten Volkes ...“ „Was? Zeig her!“ Er ließ sich neben ihr nieder, riss ihr dabei jedoch fast das Papier aus der Hand. Mit zusammengekniffenen Augen las er, was er im schummrigen Licht gerade noch entziffern konnte. March the 12th, 8:14 a.m. Ronven Charizad Cosmo Canyon Seit genau einem Tag darf ich nun Bugenhagens Meisterwerk eines Sternenkonstellationsmodells bewundern. Erstaunlich, dass es an diesem Gerät sogar eine Funktion gibt, die den Lebensstromkreislauf des Planeten darstellt. Respekt! Die Personen, für die ich eigentlich hierher gekommen bin, sind leider noch nicht aufgetaucht. Trotzdem wurde ich von den Bewohnern des Cosmo Canyon überaus freundlich empfangen. Aber nun zum Wesentlichen: Ich habe einen direkten Verdacht, was den Spiegel des Alten Volkes betrifft. Ich glaube sogar, ganz dicht auf der Spur zu sein. Meine Annahme könnte sich wohl bestätigen, aber dazu muss ich mir mehr Zeit nehmen, wenn ich meine momentane Studie abgeschlossen habe. Wenn mein Bruder Sephiroth zum Zeitpunkt seines Todes wirklich eine Transfer-Substanz bei sich hatte, dann könnte diese durch die Ansammlung von Lebensstrom reagiert haben. Ergo hat er sich nicht nur in seine einzelnen Atome aufgelöst, sondern sich an einem anderen Ort wieder zusammengesetzt. Was sagt man dazu? Aber dazu mehr in den folgenden Berichten. Was den Spiegel des Alten Volkes angeht, das untersuche ich, wenn ich im Keller der Shin-Ra-Villa wirklich fündig geworden bin. Wenn meine Mutter mir damit nicht nur eine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder aufgetischt hat, dann befindet sich dort der größte Hinweis von allen auf den Aufenthaltsort dieses Spiegels. Wobei „Spiegel“ ja eigentlich ein eher unpassendes Wort ist, nicht wahr? Oh, unten beginn ein Aufruhr. Mein Gott, von hier oben aus kann ich die Highwind sehen, das Transportmittel der Besucher, auf die ich warte. Rauchzeichen sind also schon zu etwas gut, die müssen sie angelockt haben. Eintrag Ende „Ich werde nicht schlau daraus“, sagte Aeris. Cloud seufzte. „Ich schon. Lass uns den Bericht mal analysieren, und ich erkläre dir, worum es geht. Also, eindeutig hat ihn Ronven, Sephiroths Schwester, verfasst ... zu einer Zeit, als du ... tot ... äh, in Miragia im Wald der Toten ...“ „Ist gut, ist gut, erzähl schon!“, drängte sie ihn voller Ungeduld. „Ähm – also, den Bericht hat sie einen Tag nach JENOVAS Vernichtung geschrieben, nachdem wir Sephiroth im Nordkrater besiegt hatten und ihn für tot hielten. Zu dieser Uhrzeit, die sie hier angegeben hat, sind wir etwa im Canyon angekommen und auf sie gestoßen ...“ „Deshalb der Hinweis auf die Highwind vor dem Fenster.“ „Ja, genau. Wir fanden sie in Bugenhagens Observatorium. Allerdings ... sie hat nie, kein einziges Mal davon gesprochen, dass sie nach dem Spiegel des Alten Volkes sucht. Sie hat ihn nie erwähnt. Und laut diesem Bericht schien sie sogar zu wissen, dass sich im Keller der Villa etwas befinden muss ... aber davon hat sie auch nie gesprochen. Sie sagte, sie sei hier in der Bibliothek gewesen und habe alle Berichte über das JENOVA-Projekt durchstudiert ... wieso hat sie dann nicht gleich nach diesem ‚Hinweis’ gesucht, den sie hier erwähnt?“ „Dieser ‚Hinweis’ ist das SPECULUM, soviel ist sicher. Sie hat es nie entdeckt, wusste aber von seiner Existenz ...“ „Ja, weil Lukretia ihr davon erzählt hat, als sie noch ein Kind war. So steht es hier.“ Aeris sah ihm zweifelnd ins Gesicht, dann betrachtete sie wieder den handgeschriebenen Text. „Was mich am meisten verwundert“, begann sie, „ist: Wenn Ronven vorhatte, den Spiegel des Alten Volkes ausfindig zu machen – mehr noch, wenn sie sogar schon einen Verdacht hatte, worum es sich dabei handelt –, warum hat sie dann im Shin-Ra-Versteck Selbstmord begangen, anstatt ihre Studien fortzusetzen?“ Cloud furchte die Stirn. „Tja ... anscheinend wusste sie etwas, das wir nicht wussten ... vielleicht hatte sich da ihr großer Verdacht ja schon bestätigt.“ „Aber was war das für ein Verdacht? Sie schreibt, ‚Spiegel’ sei ein unpassendes Wort dafür. Was glaubte sie ist der Spiegel des Alten Volkes wirklich?“ Cloud dachte einen Moment lang nach, dann zuckte er die Schultern. „Ich habe wirklich keine Ahnung.“ Er stand wieder auf und trat über ein Regal hinüber zur Tür. „Hörst du das? Da oben rumort’s ziemlich. Wir haben wohl mit der Tiny Bronco einen ziemlichen Tumult ausgelöst.“ „Gut möglich.“ „Gehen wir?“ „Okay. Ich nehme die Berichte mit.“ „Mach das. Wobei fraglich ist, wie sie überhaupt hierher kommen ... wenn niemand diesen Keller betreten hat und lebendig zurückkam ... tja, na ja, beschäftigen wir uns später damit ... jetzt aber schnell auf die Highwind. Hoffen wir, dass alles gutgegangen ist und die Anderen auch dort sind.“ Er nahm ihre Hand, zog sie vom Boden hoch und konzentrierte sich ein weiteres Mal auf die Transfer-Substanz, darauf hoffend, dass sie auch funktionierte. Die Highwind, nachträglich mit der Tarnplane verhüllt, glitt wie ein riesiger silberner Schwan durch eine dunkle Wolkendecke. Zu seinem Missfallen hatte Cid vor einigen Jahren, als er der AVALANCHE beitrat, die leichtbekleidete Dame auf dem Rumpf überstreichen müssen, da sie einfach nicht den vorgegebenen Richtlinien der Friedensorganisation entsprach. Mit einem viel größeren Eigengewicht, einer extremen Luftverdrängung und in Verbundenheit mit einer nicht eben mäßigen Geräuschkulisse war die Highwind wesentlich aufwändiger zu tarnen als die verhältnismäßig leichte, kleinere Tiny Bronco. Seit einer notwendigen Umprogrammierung – die Besatzung der Highwind war vor etwa acht Jahren aufgrund eines WEAPON-Angriffs auf Nimmerwiedersehen geflohen – pflegte Cid sein liebstes Stück ganz allein zu fliegen. Im Frachtraum nun standen alle Anderen um die wohl aufsehenerregendste Erfindung seit den Zeiten des MAKO-Reaktors herum. „Das ist es also“, stellte Tifa fest, mit verschränkten Armen und kritischem Blick das SPECULUM begutachtend. „Das Ding sieht aus wie ... eine Telefonzelle vom andern Stern.“ „Das habe ich auch gedacht, als wir da im Keller waren“, stimmte Yuffie zu. Nanaki umrundete die Maschine und schnupperte an ihr. Seine Schnurrhaare vibrierten. „Brrrr. Es strahlt nur Kälte aus. An ihm haften immer noch alle Gerüche, denen es in der letzten Zeit ausgesetzt war ... Chemikalien, Blut, Verwesung ...“ „Das“, sagte Cloud mit erhobener Stimme, „ist Lukretias große Erfindung, die ihr mithilfe der Technologie des Alten Volkes möglich war. Also, für alle, die das Ding noch nicht gesehen haben, könnte dies ein historischer Augenblick sein.“ „Ergreifend!“, hauchte Reeve. „Tja. Den Bericht von Ronven habt ihr ja auch gesehen ... was glaubt ihr hatte sie in Bezug auf den Spiegel des Alten Volkes für einen Verdacht?“ „Das ist doch jetzt erst mal unwichtig“, erwiderte Nanaki. „Lass uns das Ding benutzen! Lass uns ins Verheißene Land reisen und die Cetra besuchen ... und Bugenhagen!“ Sein Schwanz klopfte hektisch auf den Boden. Cloud warf ihm einen ernsten Blick zu. „Ich habe Ifalna versprochen, niemandem Zugang zu gewähren.“ Alle Umstehenden machten enttäuschte Gesichter. „Außerdem“, fuhr Cloud fort, „kann sowieso nur einer allein reisen. Seht ihr? Da drinnen ist gar nicht mehr Platz.“ „Aber ich würde doch keinem dort was tun“, bettelte Nanaki weiter und machte Hundeaugen, was er meisterlich beherrschte. „Bitte. Die machen bestimmt eine Ausnahme. Ich bin schließlich kein Mensch!“ „Red, darum geht es nicht. Es geht um mein Versprechen. Himmel, ich habe die Cetra schon einmal enttäuscht, was sollen die denn jetzt von mir denken, wenn ich schon wieder so unvorsichtig mit ihren Warnungen umgehe? Ach, und überhaupt, ihr habt es mir doch selbst erzählt: Als ihr in der Vergessenen Stadt nach der Transfer-Substanz gesucht habt, hielten alle Cetra sich dort auf. In Miragia wirst du also keinen von ihnen treffen.“ Verunsichert warf er Aeris einen Blick zu, die blass gegen die Wand gelehnt dastand, beide Hände über ihrem Bauch gekreuzt. „Cloud, erlaube mir“, begann sie müde, „dass ich nach Miragia gehe ... das hat mit deinem Versprechen nichts zu tun.“ „Du?“, fragte er überrascht. Damit hätte er am allerwenigsten gerechnet. „Aber du ... in deinem Zustand ... ist das nicht gefährlich für das Kind ...?“ „Wenn das Kind ... bisher alles überstanden hat ...“ „Aber das wissen wir ja nicht hundertprozentig!“ Sie schüttelte den Kopf, während alle rundherum sie anstarrten. „Ich glaube kaum, dass dem Kind Gefahr droht. Während Lukretia diese Maschine konstruiert hat, war sie ebenfalls schwanger, mit Sephiroth.“ „Oh.“ Cloud hielt Inne. „Du hast Recht. Meinst du, sie ... hat Miragia je selbst besucht?“ „Ich kann die Cetra danach fragen“, antwortete Aeris, „wenn du mich jetzt gehen lässt.“ „Hm. Na schön.“ Er trat beiseite. Sie ließ die Wand los und machte einige schwerfällige, langsame Schritte auf das SPECULUM zu, dann bekam sie den Griff der Einstiegsluke zu fassen. „Wartet einfach, bis ich zurück bin. Ich werde zurück sein. Tut einfach nichts.“ Cloud befielen Zweifel, während er Aeris ins Innere des SPECULUMS klettern sah. Nervös kniete er sich direkt davor und warf einen Blick durch die kleinflächige Panzerglas-scheibe. Sie hatte den Blick geradeaus gerichtet und legte eben eine Hand auf das kleine Schaltpaneel auf der anderen Seite – sofort schossen von allen Seiten des kleinen Innenraumes Drähte herbei, Kabel, was auch immer, und setzten kleine schimmernde Fortsätze auf ihre Stirn, ihre Hände, ihre Schläfen, während sie die Augen schloss und ihr Körper wie tot zurücksank. Er schluckte. Komm bloß heil zurück, dachte er, auch wenn er wusste, dass seine Sorgen vielleicht völlig unbegründet waren. Ganz am Rande seiner Aufmerksamkeit bekam er mit, wie Sephiroth, der beim Betreten der Highwind zurückgekehrt war, von seiner Schulter aufflatterte und sich in Nichts auflöste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)