Home Outing von Serpentia (DieXKao; devoted to "Glass skin") ================================================================================ Kapitel 12: 2.1 --------------- Home Outing Teil 2 Dir en grey –Glass Skin, English translation of Japanese Single version Szene 1 Der Bahnhof von Hyogou war unwahrscheinlich klein. Nur zwei Gleise links und rechts des einen Bahnsteiges, ein kleines Wartehäuschen, ein altmodischer Fahrkartenautomat und kaum ein Mensch außer den beiden jungen Männern, die als einzige aus dem Zug stiegen. Es gab kein herzliches Willkommen, der Bahnsteig war leer. Sie schleppten ihre Taschen die Treppe herunter und sahen auf den verlassenen Bahnhofsplatz. Es gab einige unbesetzte Parkplätze und viel Grasland, Felder. Die wenigen, verstreuten Häuser sahen aus, als wären sie in der Zeit zurück gereist: weite, verwucherte Gärten mit hohen Mauern und Hecken, altertümliche Fassaden aus Holz und Lehm, tief durchhängenden Dächern, als müssten sie es der Hügellandschaft gleichtun und könnten nichts gerade lassen. Eine Frau spazierte mit ihrem Hund am Bahnhof vorbei und beobachtete sie skeptisch. „Sie sind nicht da…“, murmelte Kaoru bitter und sein Blick wurde im wahrsten Sinne dunkler. Daisuke konnte nicht sagen, ob da Wut, Enttäuschung oder Angst war. Am wahrscheinlichsten war ein bisschen von jedem. „Dann lass uns doch mit dem Bus fahren“, schlug Daisuke aufheiternd vor, doch noch als er das Kopfschütteln sah, erkannte er, dass es keine Haltestelle gab. Unsäglich peinlich war es Kaoru. Dieser nicht bestehende Empfang war noch schlimmer als jene Vorstellungen, vor denen es ihm schon längst gegraut hatte. Noch mehr, nachdem Daisukes Freunde so herzlich gewesen waren. Daisukes Heimat war schön, die kleine Stadt war schön, die Menschen waren sogar von Innen schön. Und jetzt nahm er seinen Freund mit hierher, nach Hyogou. Der Ort hatte sich einfach überhaupt nicht verändert, seit er vor Jahren das letzte Mal hergekommen war. „Wann hast du denn das letzte Mal angerufen?“, fragte Daisuke. Er hatte nicht mitbekommen, dass Kaoru aus Mie telefoniert hatte. „Ähm…“, machte der verlegen und kratzte sich im Nacken, sein Rücken wurde heiß. „Als wir das hier geplant haben…“ „Kao?“ Ein verwunderter Ausruf entfuhr Daisuke. Sie hatten diese Reise schon vor zwei Monaten besprochen, die Zugfahrscheine gekauft und dann war die letzte Nachricht an die Familie gegangen? Dass sie nicht abgeholt wurden, schien da nicht besonders verwunderlich für Daisuke. Das war nicht typisch für Kaoru, ganz und gar nicht. Er plante sonst doch alles sorgfältig, ihm unterliefen, was das anging, so gut wie nie Fehler und wenn, dann hatte er immer einen Ausweichplan zur Hand. „Hab’s halt vergessen. Passiert dir doch auch mal“, murmelte Kaoru trotzig und nahm sein Handy aus der Jackentasche. Daisuke schüttelte daraufhin nur ungläubig lachend den Kopf. „Ja, schon, andauernd. Aber du bist ja auch nicht ich.“ Kaoru musste überlegen, bevor ihm die Nummer seiner Eltern wieder einfiel und nahm sich vor sie ins Handy einzuspeichern. Es klingelte lange, dann ging der Anrufsbeantworter dran. Mit einem Seufzer als Auftakt sprach er eine kurze Nachricht darauf und sah dann entschuldigend zu seinem Freund hoch. Der tätschelte ihm den Kopf, eine verhasste Geste, aber Kaoru gestand sich ein, sie dieses Mal verdient zu haben. „Gibt es noch wen, den wir anrufen könnten?“ Beschämt schüttelte Kaoru den Kopf. „Kosuke ist bestimmt arbeiten.“ Und sein alter Schulkamerad war die einzige Person, zu der er noch einigermaßen regelmäßig Kontakt hatte. Also setzten sie sich auf ihre Taschen und warteten. Daisuke bat Kaoru ihm etwas über seine Familie zu erzählen, damit er nicht unvorbereitet auf sie traf. Es widerstrebte ihn mehr als nur ein wenig, aber Kaoru verstand, dass er zumindest Daisuke so seine Unsicherheit nehmen konnte. „Ich war lange nicht mehr hier, darum weiß ich nicht, wie viel sich verändert hat. Aber soweit ich von meiner Schwester weiß, sind jetzt wegen Neujahr alle zuhause. Vater, Mutter und Hiro, der jüngste von uns, wohnen noch mit unserer Haushälterin Frau Serita in unserem Haus. Masahiro, mein älterer Bruder lebt mit Frau und, ich glaube, zwei Kindern in einem eigenen Haus, aber kaum ein paar Straßen entfernt. Yukiko kommt morgen mit ihrem Mann aus den USA zu Besuch. Ich glaub, das war’s, mehr gibt’s nicht.“ „Und wie sind sie so?“, fragte Daisuke weiter. Er hatte bisher kaum etwas von dieser Familie erfahren, Kaoru sprach nicht gern darüber und lenkte immer ab, wenn es um seine Heimat ging. Dass dieser auf seinen Wunsch hin sich bereit erklärt hatte hierher zu kommen und ihn seinen Eltern vorzustellen, wusste Daisuke zu schätzen, aber gerade deshalb wollte er auch möglichst viel raus holen. Bisher hatte er nur von der älteren Schwester Yukiko gehört, zu der Kaoru offensichtlich noch ein sehr gutes, enges Verhältnis hatte, obwohl sie im Ausland lebte. „Nicht besonders spannend, nichts Besonderes im Allgemeinem“, sagte Kaoru trocken mit einem abwertenden Blick, „Nur allesamt musikverrückt, aber du wirst schon sehen.“ Daisuke nickte und ließ zu, dass Kaoru das Thema umlenkte und ihn mehr über seinen eigenen Jugendfreund Yuuki fragte, den sein Freund erst einige Tage zuvor kennen gelernt hatte und wohl recht faszinierend fand. Bald unterhielten sie sich angeregt und vergaßen, dass sie auf etwas warteten. Mit Daisuke verging Zeit immer schnell, sagte sich Kaoru da, dann würden diese drei Tage auch rasch vorbei gehen. Sein Handy klingelte nach einer halben Stunde und eine junge Frauenstimme meldete sich. Kaoru ordnete sie als die Frau seines Bruders ein. „Ja, ich bin’s tatsächlich“, antwortete er zynisch und beglückwünschte sich selbst zu diesem gelungenem Anfang. „Seid ihr noch am Bahnhof?“ „Ja.“ „Achso.“ Es kostete Überwindung zu fragen: „Kann uns jemand abholen kommen?“ „Hm...“, Stille, dann: „Lass mich eben wen fragen.“ Ein dumpfes Geräusch ertönte, als eine Hand auf den Hörer an der anderen Seite gedrückt wurde, gedämpfte Stimmen drangen trotzdem noch durch, auch wenn er sie nicht verstehen konnte. Schon erinnerte er sich an den Hall von lautem Rufen im Haus der Eltern, wo die hohen Decken und glatten, leeren Wände jeden Ton auf eine ganz eigene Art wiedergaben. „Es würde zu lange dauern, bis wir da sind. Ich bestelle euch ein Taxi, das geht schneller.“ Unbegeistert bedankte sich Kaoru trocken. I wave my hand Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)