Eisfeuer von Ur (Oneshots | Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 7: Maskenball --------------------- So! Hier ist Nr. 7 und ich hoffe, es gefällt euch ein bisschen. Diesmal habe ich mich tatsächlich an Kaibas Sicht gewagt *hüstel* Für Nasti Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen! ________________ Es war eine Zumutung. Ja, genau das war es. Er, Seto Kaiba, allgemein bekannt als Genie und Inhaber der Kaiba Corporation stand in diesem Pulk nichtsnutziger Vollidioten, die sich zu einem primitiven Ereignis namens Maskenball versammelt hatten. Wäre ihm nicht von seiner Marketingabteilung nachdrücklich eingebläut worden, dass sein Erscheinung auf diesem Kindergartenfest nur gut für die PR sein konnte, wäre er jetzt in aller Ruhe in seinem Büro und würde sich ganz entspannt um sehr viel wichtigere Dinge kümmern, als um verkleidete Mädchen, die ihm hechelnd und kichernd nachstellten, um ihm möglichst auffällig zu zuzwinkern, um einen Tanz mit ihm zu erhaschen. Ihm war vollkommen klar, dass es dabei lediglich um sein ausgesprochen gutes Aussehen und sein möglicherweise noch attraktiveres Bankkonto ging, daher interessierten ihn diese weiblichen Aasgeier überhaupt nicht. Er hielt einen Drink in den Händen – der ganz nebenbei gesagt eine absolut billige Erdbeerbowle war – und ihm von einem vorbeigehenden Kellner zwinkernd in die Hand gedrückt worden war. Nachdem er das Getränk probiert hatte, war er einen Moment lang der Versuchung erlegen gewesen, den Kellner zu verklagen, aber das ließ sich auf später verschieben, wenn er nicht mehr von hechelnden Weibern in Prinzessinnen- und Feenkostümen belagert wurde. Wenn er sich nur diese behängten Christbäume in ihren rosafarbenen Alpträumen ansah, wusste er sehr genau, wieso er sich noch nie für Mädchen in seinem Alter interessiert hatte. Und wenn er schon bei seinem Anwalt anrief, um den Kellner zu verklagen, dann könnte er gleich noch einen Erlass durchsetzen, der schrilles Gekicher in seiner unmittelbaren Umgebung zur strafbaren Handlung erklärte. Unwirsch stellte er das Gebräu, das man ihm angedreht hatte, beiseite und schob sich durch die Menge, darauf bedacht möglichst weit von der Horde kichernder Mädchen fort zu kommen. Die Tanzfläche war überfüllt und überall am Rand lungerten Reporter, die natürlich wegen ihm hier waren. Dann konnten sie gleich eine Story darüber veröffentlichen, wie heruntergekommen viele Jugendliche in seinem Alter waren, wie sie sich mit billiger Erdbeerbowle betranken und so peinlich ausgelassen tanzten, dass man es genauso gut für einen afrikanisches Fruchtbarkeitsritual hätte halten können. Auch wenn er sich ungern wiederholte – selbst in Gedanken – so fiel ihm zu diesem Pulk doch nur ein Wort ein: Primitiv. Das Wort Maskenball mochte für viele einen eleganten Beigeschmack haben, aber seiner Meinung nach war diese Veranstaltung lediglich ein Faschingsfest für Kleinkinder mitten im Juli. Als Abschlussfeier getarnt. Immerhin musste er von sich jetzt an nicht mehr mit diesen Hormonschleudern herumschlagen, sondern konnte sich voll und ganz seiner Firma widmen. »Seto, würdest du mit mir-« »Nein.« Er wich einem violett- gekleideten Mädchen aus, dessen Kostüm sehr entfernt an eine Aubergine erinnerte, und atmete tief ein und aus, um nicht auf der Stelle diesen Schauplatz der hormongesteuerten Alptraummenschen – Jugendlichen – zu verlassen. Wenn er eine einigermaßen hübsche, in einem einigermaßen ansprechenden Kostüm steckende, junge Dame entdecken würde, dann würde er sie einfach zum Tanz bitten, nur um sich vor der Flut der Verehrerinnen zu schützen. Auch wenn sich die Reporter dann wohlmöglich darum reißen würden, ein Foto von ihm und seiner Auserwählten zu bekommen. Gerade als er sich umdrehte, um einer weiteren Horde zu entkommen, standen drei weitere Mädchen vor ihm. Mit hochgezogenen Augenbrauen registrierte er das manische Glimmen in ihren Augen, das nur Mädchen an den Tag legen konnten, die zu allem entschlossen waren. Also sah er sich um, ließ seinen Blick über die Menschenmenge am Rand schweifen und trat rasch zwischen den drei psychopathisch aussehenden Mädchen hindurch auf eine hübsche Blondine zu, die ein cremefarbenes Kleid trug und unruhig auf ihren hohen Schuhen hin- und hertrippelte. Ohne Zeit zu verschwenden und sie zu einem Tanz zu bitten, nahm er sie bei der Hand und zog sie hinter sich her, durch das rötliche Dämmerlicht auf die Tanzfläche, wo viele seiner ehemaligen Mitschüler sich eng aneinander pressten und sich mehr oder weniger rhythmisch zur Musik drehten. Die Blondine starrte ihn so perplex an, als wäre er ein Geist. Er fühlte schon Empörung in sich aufkeimen, weil sie nicht einem Ohnmachtsanfall nahe war, immerhin war er Seto Kaiba! Aber dann sah er etwas genauer hin und erstarrte. »Ähm…Kaiba?« »Wheeler.« »Du trägst ein Vampirkostüm…« »Scharf beobachtet Wheeler. Was viel wichtiger ist: Du trägst ein Kleid. Und du hast lange Haare.« »Haarteil«, entgegnete die Ausgeburt des Chaos. Er konnte es nicht fassen. Von allen Mädchen, die am Rand standen und ihn anhechelten, griff er nach der Hand derjenigen, die gar kein Mädchen war, sondern nur Joseph Jay Wheeler in einem Kleid. In diesem Moment brach ein Blitzlichtgewitter los und Wheeler kniff die Augen zusammen, als er Anstalten machte, sich von ihm zu lösen. Seto hielt ihn eisern fest. »Ich warne dich Wheeler. Du wirst für heute Abend ein Mädchen sein, oder ich verklage dich auf Millionenhöhe!«, zischte er. Joey blinzelte und starrte ihn verwirrt an. »Welchen Teil des Satzes hast du nicht verstanden? Den mit dem Mädchen, oder den mit der Millionenhöhe?« Ein rebellischer Ausdruck breitete sich auf dem Gesicht vor ihm aus und der Köter warf die falschen Haare mit einem Schwung in den Nacken. Auch wenn Wheeler wirklich zu nichts zu gebrauchen war, als Mädchen machte er sich fast gar nicht so übel. »Wieso sollte ich für dich ein Mädchen spielen?«, fragte der Blondschopf. Das zeigte wieder einmal Wheelers schlichtweg unvorhandenen Intellekt. »Wheeler… du spielst bereits ein Mädchen. Du trägst ein Kleid!« - ein Blick hinunter auf den Boden - »Und hohe Schuhe! Ich muss zugeben, ich bin angesichts dieser absolut unfassbar lächerlichen Tatsache etwas verwirrt.« »Du bist verwirrt!?«, maulte Wheeler und drehte sich weiterhin folgsam mit ihm im Kreis – er vermutete, dass Wheeler immer noch an die Klage in Millionenhöhe dachte – während die Reporter sich schier zerfleischten, um ein Bild von ihnen zu erhaschen, »Schön! Ich auch!« »Wieso solltest du verwirrt sein, Wheeler? Ich trage immerhin kein Kleid.« »Nein, aber du tanzt mit mir, dem Straßenköter, dem Chaoten, deinem erklärten Erzfeind, Kaiba. Und du trägst ein Vampirkostüm!« Er hatte keine Ahnung, was an einem Vampirkostüm anstößiger sein sollte, als an einem Jungen in Kleid, hohen Schuhen, mit Haarteil und offenbar rasierten Beinen. Er wollte allerdings besser nicht auf den Teil mit dem Straßenköter eingehen. »Wie kommst du überhaupt dazu ein Kleid zu tragen?«, fragte er spöttisch. Die Mädchen warfen Wheeler Blicke zu, als wären sie bereit, ihn sofort zu erwürgen und zu zerfleischen, sobald Seto ihn losließ. »Ich hab eine Wette verloren«, sagte der Blondschopf zerknirscht. »Mal wieder«, entgegnete er herablassend und zog eine seiner Augenbrauen hoch. Sofort brauste der Köter auf. »Was geht dich das bitte an, hä? Such dir doch wen anders zum Tanzen, ich wurde heute schon von zig Kerlen angebaggert und jetzt kommst auch noch du, das ist echt die Krönung meiner Misere!« Das war jawohl die Höhe! Alle Mädchen auf diesem Ball rissen sich darum, mit ihm zu tanzen und Wheeler wagte es, diese Ehre als Höhepunkt seiner Misere zu bezeichnen? Seit wann kannte Wheeler überhaupt Worte wie Misere? »Wheeler, pass auf, was du sagst!«, zischte er ungehalten und nur für den Fall, dass der unverschämte Köter versuchen sollte, wegzulaufen, zog er ihn etwas näher an sich, was am Rand der Tanzfläche ein wahres Kreischkonzert auslöste. Irgendwo weiter hinten erkannte er Taylors dümmliches Gesicht, das sich vor Lachen nicht mehr einzukriegen schien. Wenn er schon den Kellner und die Weiber verklagte, konnte er Taylor der Liste gleich noch hinzufügen. »Ach, halt doch die Schnauze, Kaiba. Wenn ich nicht so nett wäre, dann würdest du morgen als schwules Supergenie in den Zeitungen stehen«, murrte er ungnädig und starrte über Setos Schulter hinweg auf irgendeinen Punkt an der Wand über all den Reportern. Seto dachte darüber nach, auch Wheeler zu verklagen. »Wir gehen raus«, sagte er. »Hä?« Ausgeburt der Dummheit. Er bewies immer wieder, dass er diesen Titel verdient hatte. »Raus, sagte ich!« Und er zerrte Wheeler hinter sich her durch die Menge, an den Reportern vorbei und hinaus auf die Terrasse, wo er einige knutschende Pärchen mit einer Anklage- Drohung verscheuchte, dann schloss er die Terrassentür. Wheeler wimmerte, ließ sich auf dem Rand eines ausgesprochen geschmacklosen Blumenkübels nieder und zog sich die mörderisch hohen Schuhe aus. »Scheißteile. Ich peil echt nicht, wie Frauen damit jeden Tag rum rennen können«, klagte er wehleidig. Er war nicht nur erbärmlich dumm, er war auch noch eine Memme. Auch wenn Seto zugeben musste – und das würde er mit ins Grab nehmen – dass Wheeler im Kleid und mit langen Haaren ein ziemlich hübsches Mädchen abgab. »Es kann sein, dass ich jetzt ab und an auf dich zurückgreifen muss«, sagte er betont lässig und beobachtete den Köter dabei, wie er seine Füße massierte. »Was? Zurückgreifen?«, fragte er verwirrt. Seto verdrehte die Augen. »Diese Paparazzi denken, du seiest meine Freundin. Bevor noch Gerüchte aufkommen, die mich in schlechtem Licht dastehen lassen, werde ich dich ab und an als Freundin in Anspruch nehmen.« Wheeler starrte ihn von unten herauf an und er schien so fassungslos zu sein, dass Seto sich fragte, ob er nicht eventuell wirklich unterbelichtet war. Was war an seinen Ausführungen denn so schwer zu verstehen gewesen? »Bei dir sitzt auch ne Schraube locker, oder?«, erkundigte sich der Köter mit seinem dreisten Gossenjargon. »Wheeler, das ist nicht verhandelbar. Es geht um meinen Ruf und den Ruf der Firma. Wenn du darauf bestehst, kann ich dir auch ein entsprechendes Honorar zahlen«, erklärte er sachlich. Wheeler hatte sich barfuß erhoben, die Schuhe baumelten in seiner linken Hand und er sah Seto kopfschüttelnd an. »Darum geht’s gar nicht, Alter. Ich wollte nur sagen: Glaub ja nicht, dass ich solche Schuhe für dich anziehe!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)