Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 21: Bis der Groschen fällt 1 ------------------------------------ Kapitel 22- Genervt versuchte ich das keifende Wesen auf der anderen Seite meiner Zimmertür zu ignorieren. Meine Mutter regte sich wieder sinnloserweise wegen irgendeiner Kleinigkeit auf, die sowieso keinen interessierte. Außerdem hatte ich weitaus wichtigere Dinge zu verarbeiten. Zum Beispiel, nein, hauptsächlich den gesterigen Abend, der dann doch anders verlief, als ich zuvor vermutet hatte. Was passiert war? Nun ich war Gentlemen genug und hatte Mimi meine Schulter zum Ausweinen geliehen. Allerdings wandelte sich der Abend irgendwie um 180°. Nachdem ich Mimi mit Hängen und Würgen nach Hause bringen konnte, setzten wir uns ins Wohnzimmer und schwiegen. Sie hatte darum gebeten, dass Licht auszulassen. Sie wollte nicht, dass ich sie weiter so verheult sah, wie auf der Straße. Wimmernd zog sie ihre Knie an ihr Kinn und versuchte ihren Atem zu kontrollieren. Die Angelegenheit mit Izzy hatte sie nach all der Zeit wohl noch immer nicht vollständig verarbeiten können. Ich starrte zunächst noch etwas gedankenverloren in den immer dunkler werdenden Raum. Draußen ging allmählich die Sonne unter. Es war schrecklich Mimis Tränen im Schein der letzten Sonnenstrahlen des Tages schillern zu sehen. Ich biss mir auf die Lippe und rückte näher an sie heran. Langsam legte ich ihr einen Arm um die zierliche Schulter und strich abwechselnd herauf und herunter. Sie schluchzte ein paar mal ehe sie den Kopf schwermütig auf meine Beine nieder ließ. Ich seufze und starrte wieder gerade aus. Das klang irgendwie wie eine Aufzählung von irgendwelchen noch unrelevanten Ereignissen aber scheiße, ich musste den Abend nochmal durchgehen. „Darüber reden, oder lieber weiter weinen?“ Mimi verkrampfte sich und sog die Luft tief durch ihre Nase. „Ich will nur noch im Erdboden verschwinden...“, murmelte sie. „Hey, von einer dritten Möglichkeit war nicht die Rede..“, scherzte ich und schaffte es doch tatsächlich, Mimi ein Kichern zu entlocken. Zufrieden lächelte ich in mich hinein und strich ihr über den Kopf. „Warum sind Männer nur so kompliziert?“ Mimi richtete sich auf und zog sich einzelne Haarsträhnen aus den Gesicht. Ich grinste. „Weil wir alle riesen Arschlöcher sind..“, antwortete ich und streckte mich ausgiebig. Sie lachte leicht und schniefte erneut. „Taschentuch gefällig?“, fragte ich und schob mich bis zur Kante des Sofas vor, um an eine Packung auf dem Tisch zu gelangen. Schwach lächelnd nahm sie eines heraus und wischte ihre Tränen vom Gesicht. „Danke...“ Wieder Stille. Mimi kauerte sich etwas zusammen und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Warum hast du eigentlich keine Freundin?..“ Perplex riss ich die Augen auf und räusperte mich irritiert. Warum hatte ich keine Freundin? Ach ja genau... eh.. nein, ehrlich gesagt viel mir kein guter Grund ein. Außer, dass ich mich bislang wohl doch eher mit Fußball spielen beschäftigt hatte, als mit Mädchen. Was nicht heißen sollte, dass ich noch nie eines geküsst hatte! „Rababah Rababah...“, murmelte ich und verschränkte unsicher die Arme. Warum warf mich diese Frage jetzt so aus dem Konzept? Verdammt. Abwesend legte Mimi ihr Gesicht in ihre Hände und schaute zu mir herüber. Anhand ihres verträumten Blickes nahm ich an, dass sie schon längst vergessen hatte, dass ich überhaupt da war. Sie schwebte wohlmöglich auf einem Wölkchen durch ihre zerbrochene Glitzerwelt, um nach den letzten Scherben zu suchen, die sich verzweifelt zusammen zu kleben versuchte. „Ich bin bescheuert..“, murmelte sie plötzlich und ließ mich aufhorchen. In manchen Momenten hätte ich wohl dazu meinen Kommentar abgelassen, doch in Anbetracht der nun doch etwas gereizten und deprimierten Stimmung ließ ich das besser. Mimi seufzte so ergreifend das sich meine Nackenhaare aufstellten. Man, was sagte man an dieser Stelle wohl zu einer Frau, die gerade überhaupt nicht auf demotivierende, pessimistische Äußerungen kann? Ich schwieg zunächst und versuchte ihr durch ein Tätscheln ihrer Hand das Wichtigste zu vermitteln. „Du kannst ruhig zugeben, dass ich recht habe...“ Ich biss mir auf die Lippen. Gar nicht gut. „Nun ja....“, begann ich und versuchte mir vorzustellen, was meine lieben Freunde wohl getan hätten. Matt hätte wohl stumm genickt. Würde ich ihm jedenfalls zutrauen. Joey wäre wohl plötzlich eingefallen, dass er morgen eine wichtige Vorlesung hat, und dringend nach Hause musste. Na ja und Koushiro? Hm, über den durfte ich hier wohl lieber nicht nachdenken, war er doch schließlich der Grund für all den Zirkus. „Viel zu lange lass ich mich von diesem grauenhaften Gefühl leiten. Viel zu lange, schon glaube ich doch ernsthaft daran, dass er mich doch wieder haben will. Viel zu lange schon, gehe ich verbittert durch die blühende Welt und vergraule mir meine Freunde.“ Entschlossen schoss sie hoch und nahm eine Kampfpose ein.Verdutzt starrte ich sie an, und wartete erwartungsvoll auf eine Fortsetzung dieser Aktion. „Ich muss endgültig damit aufhören. Ich muss wieder stark sein. Ihm weiter hinterher zu weinen ergibt eh keinen Sinn!“ Sie grinste zu mir rüber und wurde leicht rot, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. Ich schien nicht sehr überzeugt auszusehen, als sie schließlich ihre Hände in die Hüften stemmte und mich fordernd ansah. „Ich.. eh freue mich, dass du zu dieser Erkenntnis gelangt bist, liebe Mimi, aber...“ Ich räusperte mich und stand ebenfalls auf um mich abermals zu strecken. Diese Couch war furchtbar, wie konnte man darauf denn nur sitzen? „.. bist du dir sicher, dass du das dieses Mal ernst meinst?“ Grimmig biss sich Mimi auf die Lippe. Ich hatte scheinbar einen wunden Punkt getroffen. „Was soll das Tai?“ „Ganz einfach.... Es ist nicht dein erster Versuch dieser Situation zu „entkommen“. Du hast uns schon einmal versichert, dass du dein Leben wieder in Griff bekommen willst...“ Mimis Augen wurden glasiger und verschwommen, Wasser sammelte sich in ihnen. Na großartig, Yagami. Du hast es geschafft, ein Mädchen erst aufzubauen und dann wieder umzuhauen. Wenn Sora doch nur hier wäre... Die würde das regeln können... „Mimi... hör zu. Das tut mir Leid, aber...“ Ich stöhnte und merkte, dass ich selber nicht weiter wusste. Was hätte ich schon sagen sollen? Ich wusste es nicht. „Schon gut....“, murmelte sie und sah irgendwie gebrochen aus. Mit einer Hand strich sie sich den Arm entlang hoch zu ihrer Schulter und umarmte sich schließlich schützend. Ich schluckte. „Ich weiß das... So versuche ich steht´s meine Fassade zu erhalten. Das ist das erste Mal, dass es immer und immer wieder nicht klappt...“ Sie seufze und lehnte sich mit der Stirn gegen meinen Oberkörper. Mitfühlend legte ich meine Arme um sie. Mittlerweile standen wir im völligem Dunkeln, draußen sah ich die leuchtenden Straßenlaternen und den Abendverkehr. Zu dieser Zeit kamen meist die Menschen nach Hause, die für ihren Chef die Überstunden schoben, in der Hoffnung auf mehr Geld oder eine Beförderung. Beides würden sie wohl nie erhalten... „Weißt du... es ist nie gut, sich zu verstellen. Das vermittelt doch immer einen falschen Eindruck. Wie soll man da wissen, wie du wirklich bist?“ Ich hörte sie erschrocken einatmen und fühlte wie ihre Muskeln arbeiteten. „Auch das mit deinem Liebeskummer musst du doch nicht verbergen. Du hast doch gemerkt, dass du nicht mehr konntest, du bist auf offener Straße in Tränen ausgebrochen...“ „Ich weiß...“, murmelte sie. „Letzten Endes hast du mich ja auch aufgefangen. Du hast versucht mich wieder aufzubauen....“ Ja ha, versucht! Und versagt, dachte ich mir und räusperte mich. „Dafür danke ich dir.... Du bist ein wahrer Freund... Ein sehr, sehr guter Freund...“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Und da sagte meine Mutter ständig, ich sei zu nichts gut. Ha, Mum, Headshot, voll ins Knie! Tai war also doch kein Frauenloser. Sie löste sich von mir und schüttelte ihre Frisur zurecht. Professionell wie immer. „Komme gleich wieder...“, murmelte sie und verschwand im dunklen Flur. Ich schielte derzeit auf den Display meines Handys. 22.13. Uhr. Mum würde wieder ausflippen. Ich hatte mich ständig wie ein kleines Kind zu melden. Das war vielleicht der Nachteil an Japan. Hier war man erst mit zwanzig volljährig. Und so würde sie mich noch weitere zwei Jahre quälen... Mimi kam wieder und verbreitete eine Parfümwolke. Im Schein der Lichter von Draußen sah ich, dass sie sich neu geschminkt hatte. Ich seufzte. „Was? Ich hasse es schlecht auszusehen... Auch wenn es mir scheiße geht...“, grummelte sie und schmollte. Ich lachte kurz und ließ mich wieder auf das komische Sofa fallen. Es stieß mich fast wieder von sich, so hart war es. Mimi lachte ebenfalls und verschwand hinter der Theke der angrenzenden Küche. „Sorry, das Sofa ist echt der Horror... Willst du vielleicht was trinken?“, hörte ich ihre zitternde Stimme sagen und gab ein „Hm“ von mir. „Klar, ein Wa-“ Mimi kam mit zwei vollen Flaschen flüssigem Lustigmacher wieder. Spricht Alkohol. Ich schluckte meine Worte herunter und staunte nicht schlecht, als sich Madame neben mich setzte und grinste. „Ich dachte... ich dachte, wir könnten ein bisschen Trübsaltrinken machen... Du weißt schon... Den Kummer „wegsaufen“.“ Mit einer schwungvollen Bewegung ließ sie ihren Arm in die Höhe schießen. Bewundernd schaute ich von ihr, zu den Flaschen. „Meinst du ernsthaft, Kummer kann man wegspülen?“, fragte ich und sah ihr in die Augen. Sie schaute zurück und lächelte. Ihre honigfarbenen Augen leuchteten im einfallenden Licht. „Nein...“, antwortete sie und rückte näher. „Aber man kann ihn für eine gewisse Zeit vergessen machen....“ ____________ Tschuldigung für die ellenlange Pause >-< Seid gespannt, wie es weitergeht ;3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)