Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 19: Wenn alles schief geht ---------------------------------- Geschafft. Nach mehr als einer Stunde hatten wir es gepackt und mein Auto, dass ehrlich gesagt auch nicht wirklich meins war, sondern das von meinem Bruder Chou, in die Stadt zurück befördert. Wir kamen an einer ziemlich verlassenen Straße zum Stehen und stöhnten vor Erleichterung. Sichtlich fertig ließ sich T.K neben der noch putzmunteren Kari auf dem Beifahrersitz nieder. Ich rang verzweifelt nach Atem. Schon mal einen Wagen von einer Autobahnabzweigung bis in eine naheliegende Stadt geschoben? Ich wusste zwar, dass es ein hartes Stück Arbeit sein würde, aber das ich mich danach so tot fühlen würde... Wäre ich doch mal gefahren, dachte ich still vor mich hin und schlürfte zu Kari dich mich fröhlich angrinste. „Na also!“, sagte sie erleichtert und schaute ganz erwartungsvoll. „Der erste Teil unserer Mission wäre schon mal geschafft!“ Grinsend sah sie zu Takeru, der seinen Kopf erschöpft auf ihre Schulter fallen ließ und abermals stöhnte. Sie kicherte. „W-was, wie, Mission?“ Ich schluckte. In mir kam ein leichtes Gefühl von Panik auf. Kari strahlte mich weiterhin an. „Unsere Mission „Joe-braucht-seinen-Führerschein!“ “, rief sie aufgeregt und bugsierte ihren Freund auf die andere Seite des Autos. „Ah... Und... und was beinhaltet Teil zwei?“, fragte ich vorsichtig, obwohl ich eindeutig zu wissen glaubte, was nun auf mich zu kam. Ein Anruf bei meinem ehemaligen Fahrlehrer. Hikari zog angenervt eine Augenbraue hoch und bedachte mich mit einen stechenden Blick. Ich schluckte wieder und lächelte versöhnlich. Mit ihr durfte man es sich nicht verscherzen. „Du weißt genau, was du zu tun hast, Jou!“, zischte sie antreibend. Verdammt, wie recht sie hatte. Ich musste es endlich anpacken, endlich dafür sorgen, dass ich einen Führerschein bekam. Auch wenn mein Kopf schon völlig Feuer und Flamme für das Projekt war, so schienen der Rest meines Körpers anderer Meinung zu sein. Es war mir einfach furchtbar unangenehm nach all der Zeit dort anrufen zu müssen, und um eine neue Chance zu bitten. Man würde sicherlich sauer sein, unheimlich sauer. Zitternd stand ich vor der Fahrertür und starrte ins Leere. „Oh man. Ein erwachsener Mann, zu feige, um einen Anruf zu tätigen..“, brummte sie. Ich schluckte den Schuldkloß in meiner Kehle herunter und wich schwach zurück als sie ausstieg. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, lief sie um das Auto herum, und half ihrem geschwächten Freund auf den Bürgersteig. „Ich kann da doch nicht anrufen! Ich habe doch vorhin dummerweise das Buch mit der Nummer in die Büsche geworfen... Was soll ich denn tun?“, rief ich gespielt ratlos. Ich wusste, dass ich Kari damit nicht abschütteln konnte. Dazu war sie zu ehrgeizig. Zuvor noch vollkommen motiviert und guter Laune, stand Kari mir nun angespannt und gequält gegenüber. Sie musste sich sichtlich beherrschen, um mir nicht auf der Stelle den Hals umzudrehen. Ich war aber auch ein schwieriger Fall... Wie konnte man nur so verklemmt und Introvertiert sein? Ich ließ seufzend den Kopf sinken und machte mich mental auf eine Standpauke gefasst. Es war Wahnsinn. Ein Volljähriger musste sich von einer Neuntklässlerin belehren lassen... Hikari jedoch, atmete tief durch und versuchte es nochmals mit einem Lächeln. „Dann nehmen wir eben den direkten Weg.“, murmelte sie, schnappte nach meiner Hand und zog mich, samt T.K, die leere Straße entlang. „Hey! Mein Auto!!“, jammerte ich und stolperte, als ich ihm trauernd nachsah. T.K gab einen ächzenden Stöhnlaut von sich, und versuchte ebenfalls verkrampft Schritt zu halten. „Bitte Kari... Nicht ganz so schnell...“, beschwerte er sich. Er schien noch immer völlig kaputt vom Schieben zu sein. Was wahrscheinlich daran lag, dass er die meiste Arbeit gemacht hatte, während ich, schwach wie ich war, kaum etwas geleistet hatte. „Doch! Schnell. Bevor Joe uns noch entwischt. Wenn er nicht endlich etwas tut, um diesen beschissenen Lappen zu bekommen, wird er irgendwann nochmal einen Unfall bauen. Und ich möchte ihn ungern im Krankenhaus besuchen müssen, oder gar im Leichenschauhaus identifizieren müssen.“, erklärte sie und bog rasch um die Ecke, was mich aus dem Gleichgewicht brachte. Sie machte sich Sorgen. Sorgen darüber, dass ich tatsächlich so weiterfahren würde, wie bisher, ohne Führerschein, und ohne jegliches Gefühl fürs Fahren. Sie wollte mir unbedingt helfen. Und alles was ich tat, war kontraproduktives Geplänkel von mir zu geben. Gut gemacht! Ich erkannte allmählich, dass ich mir etwas von Karis Mut und Ehrgeiz abschneiden musste, und die Dinge endgültig ins Reine bringen musste. Ja wohl! Ein neuer Joe mit Selbstvertrauen musste her! Ich würde darein spazieren, dem Mann vom Fach in die Augen schauen, ihm sagen, dass ich meinen Führerschein haben will. Zuvor brauchte ich sicherlich nochmal Fahrstunden, warum, könntet ihr euch auch denken. Mit neuer Energie bestückt, holte ich Kari locker ein und lief locker flockig über die Straße. Dumm nur, dass ich übersah, dass sie rot war.. „Joe!!“, rief Kari, ich blieb abrupt stehen. Langsam realisierte ich, dass sich ein Auto gefährlich schnell näherte und heftig hupte. Geschockt, dass ich mitten auf der Hauptstraße stand begann ich zu zittern. „Joe! Lauf!!!!!!!!“, schrie Kari mit keuchender Stimme und kam näher. T.K und sie waren wohl sehr weit abgekommen und wollten mich abermals vor einer Katastrophe bewahren. Endlich hatte ich meine Beine wieder im Griff und versuchte den gegenüberliegenden Bürgersteig zu erreichen, um doch nicht über den Haufen gefahren zu werden. Glücklich darüber, dass ich dem einen Auto ausweichen konnte bemerkte ich nicht das zweite Auto, das auf der Spur daneben fuhr. Natürlich musste es so kommen. Unter Aufbringung meiner letzten Kräfte, versuchte ich schneller als der Wagen zu sein. Der Fahrer machte keine Anstalten langsamer zu fahren, nein, er legte sogar noch ein bisschen drauf. „JOE!!!“ Ein lautes Krachen hallte durch die Straße, und ich flog über die Autohaube, quer durch die Luft. Mein Körper schmerzte an jeder nur erdenklichen Stelle und ich stieß einen Schrei aus. Für einen Moment dachte ich, die Welt stünde still als ich durch die Lüfte flog und anschließend mit einem dumpfen Knall auf den harten Asphalt aufschlug. Ich hörte Kari schreien und mit T.K auf mich zu laufen, bis sie zu einem Wirbel verschwamm und plötzlich weg war. Ich fiel in Ohnmacht. Summer don't know me no more Eager man, that's all Summer don't know me He just let me love even in my sea Cause I do know, Lord, from you that Just dyin So that day, Lost my mind Lord, I'll find Maybe in time You'll want to be mine Don't stop the buck when it comes It's the dawn, you'll see Money won't get there Ten years passed tonight You'll flee If you do that, I'll be strong To find you So that day, Lost my mind Lord, I'll find Maybe in time You'll want to be mine So that day, Lost my mind Lord, I'll find Maybe in time You'll want to be mine Maybe in time You'll want to be mine Maybe in time You'll want to be mine „Alles gut, er ist nicht schwer verletzt. Er hatte großes Glück!“, hörte ich eine männliche, tiefe Stimme sagen. Ich versuchte die Augen zu öffnen, und nahm eine Gestalt in Kittel wahr. Es roch klinisch. War ich etwa... in einem Krankenhaus? Als ich die Lider komplett aufschlug bestätigte sich mein erster Gedanke. Ein großer Mann in weißer Kleidung und grauen Haaren stand vor einer Krankenschwester und überreichte ihr eine Mappe. Dann wandte er sich zu mir um und grinste. Es war mein Vater. Sofort versuchte ich mich aufzusetzen, doch stoppte mich ein aufkommender Schmerz, der sich durch meinen gesamten Körper zog. Ich fiel wieder zurück und stöhnte. „Bleib liegen, mein Junge.“, sagte er und stellte mir ein Glas Wasser auf den Tisch neben mir. Scheiße. Warum musste ich ausgerechnet in Behandlung bei meinem Vater sein? Er würde mir eine ellenlange Predigt halten, wie man sich im Straßenverkehr verhielt. „Du hast dir ein paar Rippen gebrochen, eine leichte Gehirnerschütterung und dein Arm hatte sich auch recht ungesund verdreht..“, erklärte er mir in seiner hoch-professionellen Art und schob seine Brille zurecht, als er sich setzte. „Wo sind...“, fing ich an und wurde durch einen Hustenreiz unterbrochen. Meine Muskeln verkrampften sich und ließen mich in Schmerzen baden. Ich fluchte. „Deine Freunde? Die haben wir vorerst nach Hause gebracht. Du möchtest sie allerdings sofort anrufen, wenn du aufgewacht bist. Aber das muss noch kurz warten.“ Mein Vater stand auf , ging an dem Stahlbett vorbei und trat an das mit einer riesigen Gardine behangene Fenster. Emotionslos sah er hinaus. Ich schluckte. „Was ist passiert?“, fragte er schließlich und faltete seine Hände hinter dem Rücken. „Wie? Was soll passiert sein?“ Schwer von Begriff, wie eh und je. Ich schob es mal auf meine Gehirnerschütterung. „Der Unfall natürlich, Jou.“ Er strich sich eine seiner grauen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Eine ziemlich kühle Atmosphäre entstand. Und daran war nicht die sterile Einrichtung des Zimmers verantwortlich. Mein Vater zeigte sich, wie so oft, von seiner kalten Schulter. Niemals hatte ich ihn lächeln sehen, niemals war er mit mir zufrieden gewesen. Er würde mich wahrscheinlich erst dann respektieren, wenn ich mein Medizinstudium durchziehen und abschließen würde. „Ach... Nun ja....“ Ich sah in die andere Richtung. „Ich wollte über die Straße und... Ich hatte nicht gesehen, dass es schon rot geworden war. Dann kam von einer Seite dieses Auto und... an den Rest erinnere ich mich nicht.“ Stille. „So so... Dann habe ich noch eine Frage...“ Er drehte sich um und schlich weiter durch den Raum. Die Geräusche seiner Schuhe machte mich nervös. „Warst du nicht heute mit dem Auto unterwegs?“ Mein Vater sah mir direkt in die Augen. Ich hatte das Gefühl, er wusste alles. Das ich den Wagen stehen gelassen hatte und mit Hikari und Takeru auf den Weg zur Fahrschule gewesen war. Das ich, wie man daraus schließen könnte, gar keinen Führerschein hatte. Wenn er das wusste, würde er mich nur noch mehr abweisen. Ich sah ihn geschockt an. Aus seinen dunklen Augen ließ sich keinerlei Information herausholen. Es war wie verhext. „J-ja....Ich äh...“, stammelte ich, doch mein Vater hörte mir scheinbar nicht mehr zu. Er lief weiter zur Tür und legte seine Hand auf die Klinke. „Ruhe dich aus. In zwei Tagen darfst du nach Hause...“, murmelte er und ging. Er ließ mich voller Panik zurück in meinem unfreundlichen Zimmer, dass nach Reinigungsmittel roch, um den Tod zu verdecken. Ich sank in meinem Bett zusammen und grübelte. Wusste er es? Wenn ja, was würde er tun? Was würde mein Bruder sagen, wenn ich ihm beichten musste, dass sein Auto am Rande der Stadt geparkt war? Eins war mir klar. Wenn mein Vater wusste, dass ich „schwarz“ fuhr, konnte es ihm nur eine erzählt haben. Hikari. Wahrscheinlich hatte er sie ausgequetscht, so wie er es mit jedem tat... Ich musste sie schleunigst anrufen. Sofort! __________ Lied: Gorillaz-El Manana Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)