Strange World von MissBloodyEnd ================================================================================ Kapitel 50: Alleine leiden -------------------------- „Du wirst dich noch wundern, wozu ich fähig bin.“, murmelte ich und begann sie heiß und innig zu küssen. Ich war mehr als überrascht das Taichi plötzlich die dominierende Macht zwischen uns beiden war. Er schien es sehr zu genießen, dass er einmal über mich bestimmen durfte. Ungewohnt. Sonst gab ich immer den Ton an, egal wo. Ein unbekanntes Gefühl überschwemmte mich, Neugierde danach, wie es wohl ist, wenn man die Zügel aus der Hand gab. Woher dieser ausgewechselte Tai allerdings kam beschäftigte mich aber fast mehr. Woher kam dieser Sinneswandel? Das da über mir war ein komplett anderer Mensch als der, dem ich noch letzte Woche Bücher über den Kopf zog, weil er nur dumme Sprüche auf Lager hatte. Hatte sich Tai etwa wirklich den Weiten des Internets hingegeben, um bei "Wie zur Hölle gehe ich mit Frauen um.com" fündig zu werden? Und wie viele von euch tippen gerade diese Internetseite in einen neuen TAB ein um zu gucken, ob es diese Seite wirklich gibt? Gebt mir Bescheid. Ich will auch lachen. Der ein oder andere mag sich aber vielleicht auch fragen, warum ich Zeit dazu hatte, über diese Dinge nachzudenken. Warum ich mich nicht den amourösen Avancen meines vielleicht-Freundes hingab. In Gedanken versank. Das konnte ja nur eins bedeuten. Das ich es nicht genoss. Das das, was Taichi mit mir tat, mir nicht so gefiel, wie am Anfang. Das es mich langweilte. Tai konnte das Gelernte nicht umsetzen. Ich klang wie eine verdammte Lehrerin. „Ich sehe ja das du dich bemühst, aber es reicht leider nur für eine 3-." Es war ja süß wie er sich bemühte, und bei dem BH aufmachen mit einer Hand war ich auch noch schwer beeindruckt. Also das er wusste wie das ging. Nicht, dass mich allein diese Tatsache verblüffte. Koushiro konnte das auch. Und ob das eine Beleidigung oder ein Kompliment war, durfte sich jetzt jeder selbst aussuchen. Er war jedenfalls voll dabei. Dabei zu stöhnen. Dabei zu schwitzen. Dabei meine Beine in alle Richtungen zu drehen. Doch in kam zunehmend Unbehagen auf. Ich wollte weg. Weit weg. An einen Ort, an dem mir nicht sein Schweiß in die Haare tropfte. Es hatte doch so gut angefangen. Ich mochte Tai. Sonst würde ich nicht nackt auf seinem Bett liegen. Ich hatte ihn verdammt gern. Er hatte mir eine Menge verziehen und vielleicht sollte ich gerade deswegen etwas dankbarer sein. Aber das ging nicht. Ich war Mimi fucking Tachikawa. Ich konnte meine Mimi-haftigkeit nicht ausmachen. Ich war nun mal wie ich war. Und das hier war scheiße. Aber ich wollte ihm nicht das Herz brechen. Nicht schon wieder. Und gerade so etwas kränkte das männliche Ego doch gewaltig. Also tat ich wohl das, was andere unzufriedene Frauen auch taten, deren Freunde kein Talent hatten: einfach aushalten bis es vorbei war. Mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen. Wir hatten schon mal mit einander geschlafen. Ich konnte mich echt nicht daran erinnern, dass er da auch schon so schlecht war. Vielleicht lag es auch daran, dass ich betrunken gewesen war. Und unter Liebeskummer gelitten hatte. Tai merkte von meinem nicht vorhandenen Spaß nichts. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, meine Brüste ins Nirvana zu kneten, während ich mich damit beschäftigt war, so zu tun, als würde das nicht weh tun. „Na, gefällt dir das?", fragte er selbstbewusst und ich kniff meinen Mund zusammen um nichts Gemeines zu sagen. Ich wollte ihm nicht weh tun. Also seelisch. Nicht schon wieder. Auch wenn er meinen Körper gerade nicht gut tat. Und dann tat er es. Einfach alles in mir zog sich zusammen, als er nach seinem vermeidlichen Vorspiel in mich eindrang. In meinem gesamten Leben war mir noch nie etwas so unangenehm gewesen. Noch nie hatte ich solche Schmerzen verspürt. Nicht bei meinem ersten Mal. Nicht einmal bei Unterleibsschmerzen, die ich eigentlich echt oft hatte. Und ich war auch schon öfter beim Frauenarzt gewesen. Und wer kannte nicht dieses liebevolle, sanfte und kalte Metallding, das sie einem dann rücksichtslos zwischen die Beine stopften? Tai schien zu begreifen, dass ich alles andere als happy war. Wahrscheinlich lag das an meinem sich immer mehr zusammenziehenden Körpers und mein schmerzverzehrtes Gesicht. Und daran, dass ich ihn von mir wegdrückte. Sehr energisch wegdrückte. Meine Beine verkrampften sich bei dem angeborenen Fluchtinstinkt in mir, weil ich auf der sich nicht kooperativ zeigenden Decke auf der wir lagen keinen Halt fand um mich ihm entziehen zu können. „Oh Gott, Mimi! Was ist denn los?", rief er aufgeregt und zog sich zu meinem Glück zurück. Erleichtert atmete ich auf. Kennt ihr das Gefühl wenn euch jemand ein Kissen ins Gesicht drückt und es erst kurz bevor ihr erstickt wieder wegnimmt? Nein? Ich auch nicht. Aber so musste sich das anfühlen. Genau. So. Ich schob mich unter ihm weg, und griff fast peinlich berührt nach meiner Unterwäsche. „Krampf.", brachte ich hervor, als ich meinen BH falsch herum anzog. Hauptsache angezogen. „Krampf? Wie Krampf??" Tai saß komplett verstört neben mir und verstand die Welt nicht mehr. Wie auch. Ich war wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und in meine Hose gesprungen, als wenn ich einen Sommerschlussverkauf verpassen würde. Ich stoppte meinen Anziehwahn, strich ihm über die Wange wie bei einem kleinen Jungen und lächelte. „Alles gut. Nur…" Ich biss mir auf sie Unterlippe. "Das mit Google solltest du vielleicht lieber lassen." Tai sah mich erschrocken an, ehe er panisch mach seinen Sachen griff und sich sein T-Shirt falsch herum anzog. Und da war sie wieder. Mimi und ihre fiesen Seitenhiebe. Autsch. Ach Gott, was hast du nur wieder angestellt, dachte ich und biss mir auf die Unterlippe. Die verwöhnte Zicke in mir hatte man wieder reinstes Feingefühl bewiesen. Feingefühl in Form von einem Reibeisen. Tai stand angestrengt guckend auf und wich meinen Blicken aus. Ich konnte quasi schmecken wie sehr er gerade woanders sein wollte. Versöhnlich legte ich eine Hand auf seine Schulter. „Ist doch ok. Wir grooven uns schon noch ein. Das braucht halt manchmal etwas Zeit.", versuchte ich ihn zu trösten und erntete ein sehr enttäuschtes Grummeln. Nicht sehr zuversichtlich. „Wir haben doch schon mal miteinander geschlafen. Da hast du dein Gesicht nicht so verzogen. Also schon aber das sah damals sehr erfreut aus.", murmelte er sich durch die Haare fahrend. Ich ließ die Schultern hängen. „Das hat eine simple Erklärung: Ich war betrunken." Jetzt sah Tai aus, als würde er ersticken. Todestritt. Ich schluckte. Er winkte ab und nahm Abstand von mir, wagte es weiterhin nicht mich anzusehen. Ich hatte es doch wieder getan. Wieder war ich auf seinen Gefühlen herum getrampelt wie auf einer Spinne. Ich hasste Spinnen. „Dann sollte ich wohl nächstes Mal lieber eine Flasche Wodka kaufen, anstatt Wasser...“, zischte er, ehe er wutentbrannt aus seinem Zimmer stürmte. Ich rannte ihm hinter her und wollte gerade seinen Namen schreien, da blieb er abrupt stehen. Der glatte Holzboden sorgte dafür, dass meine scharfe Bremsung mich in seinen Rücken rutschen ließ, ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten überkippte. Ich landete unsanft auf meinen Hintern und Kopf und fluchte. Tai sah zu mir runter, und ich konnte erkennen, wie er förmlich anfing zu schwitzen bei seiner Bemühung seine „Ich bin verdammt sauer auf dich!“-Miene zu bewahren und nicht lauthals los zu lachen. Aufhelfen wollte er mir natürlich auch nicht. Ich versuchte es erst gar nicht. „Irgendwie sind wir quitt...“, sagte er und erbarmte sich meiner armen Seele, zog an meinem Arm und hob mich hoch. Ich quiekte aufgrund der schnellen Bewegung und der Überraschung auf. „Wir sind heute beide auf die Schnauze gefallen...“ Ich schmollte. Er grinste. Und dann, aus dem Nichts, fingen wir an zu lachen. Darüber, wie perfekt unperfekt wir beide zusammen waren. Darüber, dass das alles irgendwie typisch war. Mit Tai. Und mir. Ich wünschte mir plötzlich, dass es geklappt hätte. Dass Tai mich nicht von innen aufgespießt hätte, und dass wir eine wirklich schöne Zeit gehabt hätten. Aber irgendwann da würden wir zusammen harmonieren. Irgendwie. Wir als verqueres Paar. „Na ihr scheint ja Spaß zu haben.“, hörten wir plötzlich jemanden sagen und so schauten wir erschrocken in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Kari!“, rief Tai erleichtert auf und wollte auf sie zu stürmen, stoppte seine Bewegung aber sofort, worüber ich ihm sehr dankbar war. Zu schnell. Zu hektisch. Kari wischte sich mit dem Handrücken über die vom weinen verstopfte Nase, zog hoch und sah uns aus leeren Augen an. Ich konnte nicht anders, als den Mund bei dem Geräusch zu verziehen. Vor mir stand eine komplett andere Person. Kari war so ein fröhliches, liebenswürdiges aber auch sehr sensibles Mädchen. Immer in süßen Klamotten. Jetzt trug sie ein ihr viel zu großes, graues Shirt, Boxershorts, die ihr ebenfalls zu groß waren und eine Socke. Ja. Eine. Ihre Haare waren vom Schlaf durcheinander. Das Sie Mascara getragen hatte erkannte ich an den langen dunklen Linien, die sich an ihrem Gesicht entlang abzeichneten. Kari bemerkte meine besorgten Blicke und verdrehte die Augen, sich an uns vorbei quetschend. Sie schlurfte zum Kühlschrank, streckte ihren Kopf hinein, gab ein angewidertes Geräusch von sich, eins, wobei man vermutete, sie würde kotzen, und schmiss die Tür wieder zu. Von den Kochkünsten der Mutter hatte ich bereits gehört und verzog das Gesicht. Wegen Kari. Das Essen konnte ich zum Glück nicht sehen. „Irgendwas stimmt mit deinem Gesicht nicht.“, sagte Tai und ich konnte schwören ich hatte mir noch nie so sehr gewünscht nicht teil einer Konversation zu sein. Angespannt hielt ich die Luft an, und wartete die Reaktion der 15-jährigen ab, die sich in Zeitlupe zu ihrem Bruder umdrehte. Kari sah ihn gespielt neugierig an, als sie sich eine Flasche Wasser nahm, den Deckel quälend langsam öffnete und wartete, bis die Kohlensäure sich beruhigt hatte. Sie nickte provozierend in seine Richtung. „Hm?“ „Dein Lächeln ist verkehrt herum.“ Ich schloss die Augen weil ich mich schämte. Tai du Arsch, dachte ich. Als ich sie wieder öffnete sah ich, wie Kari mich anstarrte. Purer.... Hass? Wofür hasste sie mich wohl mehr? Dafür, dass sie meinte, dass ich mit ihrem Bruder „schlief“? Oder dafür, dass ich hier stand und ihn nicht aufgehalten hatte. Ich entschied mich für eine Mischung aus beiden, als sie mich mit ihrem Blick fast umbrachte. Was konnte ich denn bitte für ihren hirnverbrannten Bruder? Sollte sie sich doch bei ihren Eltern beschweren. Ich hob abwehrend die Hände und bat sie somit, mich daraus zu halten. So kleinlaut hatte mich wohl noch nie jemand erlebt. Aber Kari machte mir gerade echt Angst. Wirklich Angst. „Deine Witze sind scheiße.“, sagte sie trocken, stapfte an ihm vorbei und knallte hinter sich die Tür zu ihrem Zimmer zu. Ich zuckte bei der Wucht die diese zierliche Person aus ihren Armen gezaubert hatte zusammen, und wagte es kaum mich zu rühren. Ursprünglich war ich hergekommen, um Tai seine Rolle als Zuhörer abzunehmen. War hergekommen um Karis Sora zu sein, weil das Original drei Zugstunden entfernt in ihrem Apartment saß, sich von ihrem Musikerfreund ficken ließ und dabei sein gekochtes Essen aß. Manchmal wollte ich Sora sein. Manchmal. Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich wieder auf die Situation zu besinnen. Hikari war laut Tai komplett aufgelöst in seinen Armen eingeschlafen, hatte sich den ganzen Tag nicht aus dem Zimmer getraut und hatte gerade mich mit ihrem Blick und ihren Bruder mit ihren Worten getötet. Sie hatte sich vollkommen unkarihaft genommen. Wie ausgewechselt. „Toller Spruch, hast du noch mehr davon?“, zischte ich schließlich um die Stille zu brechen und erntete ein böses Grummeln als Antwort. Tai machte es seiner Schwester nach, schlurfte zum Kühlschrank und checkte ebenfalls die Lage. „Das Essen hier drin lernt bestimmt noch laufen, wenn Mum so weitermacht.“ Er ignorierte meinen bissigen Kommentar, schien plötzlich sehr müde zu sein und lehnte enttäuscht gegen den Kühlschrank. In die Leere starrend zog er die Luft scharf durch die Nase. „Bevor ich zu dir gefahren bin, habe ich schon mal mit Kari gesprochen.“, fing er plötzlich an und rutschte auf den Holzboden hinab, seine Arme auf seinen Knien ablegend. Ich fuhr mir durch das Haar als ich mich vor ihn auf den Boden setzte. „Da war sie nervös, zitterte vor Aufregung und wollte wissen, wie es ist, mit jemand zu schlafen...“ „Und da fragt sie ausgerechnet dich?“, warf ich ein, klatschte von mir selbst erschrocken meine Hand gegen meinen Mund. Tai legte gelangweilt von meinen Stichelein den Kopf schief und sah mich aus zu Schlitzen geformten Augen an. „Echt jetzt?“ „S-sorry. Red weiter...“ „... Jedenfalls glaube ich fest daran, dass sie sich meinen Tipp wohl etwas zu sehr zu Herzen genommen hat...“ „Tipp? Was hast du ihr denn geraten?“ „... Ich habe ihr gesagt, sie soll mit Takeru reden.“ Ich runzelte die Stirn, rückte so nach vorn, dass ich meinen Kopf auf eines, seiner Beine ablegen konnte und gab ein verwirrtes Geräusch von mir. Tai legte seine Hand auf mein Haar, und vergrub seine Finger nachdenklich in ihnen. „Das klingt jetzt nicht unbedingt nach etwas, was eine komplette Charakterveränderung auslöst.“ entgegnete ich und schloss die Augen, weil es verdammt gut tat, was er da mit seinen Fingern machte. Konzentrier dich Frau, dachte ich. „Ich weiß.... Aber du hättest sie mal sehen sollen. Diesen Ausdruck in den Augen. Dieses Verlangen... Ich glaube sie hat Worten eher Taten folgen lassen und hat T.K. vielleicht vor vollendete Tatsachen gestellt? Vielleicht wusste der arme Junge gar nicht, wie ihm geschieht?“ Ich lachte leise über die Naivität Tais. Takeru war bei weitem nicht der harmlose „kleine Junge“. Der ließ nichts anbrennen. Aus zuverlässige Quelle, namens Miyako, wusste ich, dass der kleine seinem Bruder nacheiferte, Liebesbriefe sammelte und vor Kari schon das ein oder andere Datei hatte. Ich wollte nicht davon ausgehen, dass er schon mal mit einem Mädchen geschlafen hatte. Aber er war bestimmt nicht abgeneigt. „Glaubst du eigentlich was du hörst? Keiner von den Beiden wäre so drauf... Da muss was anderes passiert sein...“ Er strich mir über die Wange und ein bisschen war ich beleidigt, dass er aufgehört hatte, mir den Kopf zu massieren. „Mag sein. Seitdem ich aus dem Zimmer ausgezogen bin, habe ich das Gefühl ein bisschen den Draht zu Kari verloren zu haben. Ich weiß gar nicht mehr alles, was in ihr vorgeht. Sie erzählt mir auch nicht mehr alles...“, hauchte er in den Raum und sah mich mit dunklem Blick aus halbgeöffneten Augen an. Meine weiblichen Sensoren aktivierten sich und fuhr erschrocken hoch, als ich bemerkte, was hier vor sich ging. Tai und ich hockten in der Küche seiner Eltern auf dem Boden, vor dem Kühlschrank, sprachen über seiner Schwester, die nur eine Wand von uns trennte, und er streichelte meinen Kopf wie eine Katze, die er zum Schnurren bringen wollte. Wie anmaßend. Seine Schwester litt, und Herr Yagami und ich kuschelten fast auf dem Küchenboden. Ich schob mich von ihm weg, stand auf und richtete meine Haare. Tai sah mich verwundert an, kämpfte sich aber auch nach oben. „Was hat dich denn auf einmal gestochen?“, wollte er wissen und in seiner Stimme schwang ein Hauch von Enttäuschung mit. Unverbesserlich. „Deine Schwester braucht uns und du fummelst an mir herum. Schäm dich!“ „Vorhin hat es dir noch gefallen.“, sagte er und ihm durchfuhr sichtlich ein Schlag der Niederlage, die ihm in Folge seiner Fummelei vorhin ereilte. Ich ließ das besser unkommentiert. Sonst würde ich ihm doch nur den dritten Tritt in Folge verpassen. „Ich mache jetzt das, wofür ich hergekommen bin.“, kündigte ich an und lief zur Tür von Karis Zimmer. Tai schaute mich mit offenen Mund an. Eine Gewisse Trauer konnte ich in seinem Blick erkennen. Entweder deswegen, weil er sich nicht noch einmal beweisen durfte. Oder weil eigentlich er an meiner Stelle vor Karis Tür stehen wollte oder sollte. Ohne eine Reaktion von Tai abzuwarten, klopfte ich an ihre Tür. Kein Mucks. Kein „Herein“. Nichts. Ich klopfte nochmal. Wieder nichts. „Vielleicht hat sie sich wieder hingelegt.“, hörte ich Tai hinter mir sagen. Ich klopfte nochmal, energischer. Tai kam zu mir herum, ich konnte seine Schritte hören, er griff nach meinem Arm und zog mich zu sich. Ich protestierte, aber er war stärker. „Lass sie...“ „Aber jemand muss ihr doch helfen!“, unterbrach ich ihn und rieß mich los, Tai amtete müde ein. „Nein du verstehst das nicht. Kari antwortet nicht, weil sie sich nicht helfen lassen will... Und das ist okay...“ Ich gab ein verächtliches Geräusch von mir, drehte mich empört im Kreis und schluckte meine Wut herunter. „Vertrau mir Mimi. Ich bin ihr Bruder, ich kenne Kari. Sie will andere nicht mit ihrem Problemen belasten, und schluckt das solange herunter, bis sie irgendwann platzt. Dann kommt sie erst zu einem und streckt die Hand aus. Nicht eher. Und schon gar nicht unter Druck...“ Ich sah Tai wütend an, weil ich ihn für feige hielt. Aber ich musste mir eingestehen, dass er sie besser kannte. Das er recht hatte. Auch wenn ich es falsch fand, was er sagte. Weil es so unendlich traurig klang. So unendlich traurig, dass dieses Mädchen dort in ihrem Zimmer hockte, Weltschmerz verspürte und ihn mit niemanden teilen wollte. Alleine leiden wollte. Das brach mir das Herz. Sora hätte sie die Tür aufgemacht, dachte ich und das machte mich nur noch trauriger. Ich war keineswegs neidisch auf Soras magische Fähigkeit das alle von sorgenzerfressenen Menschen ihr von ihren Problemen erzählten. Es war nur schade, dass Kari sich scheinbar nur ihr öffnen konnte. Oder Tai. Und das erst dann, wenn sie schon daran zerbrach. Traurig und geläutert kam ich den halben Meter, der zwischen mir und Tag entstanden war, auf ihn zu und lehnte mich gegen seinen sportlichen Körper. Alles, was mich aufmunterte, waren seine warmen Arme, die mich tröstend umschlossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)