Heldenlied von NejiTen-Schreiber (Legenden leben ewig [NejiTen][NaruHina][KibaIno][PeinKonan]) ================================================================================ Chapter 10 ~ Now who is it pursuing? ------------------------------------ Konan verschmolz mit der Dunkelheit. Es war keine Magie, es war nur Übung und ein Training, das so hart war, dass es Leute umbrachte. Hätte man mit Auszeichnung bestehen können, so hätte sie es getan. Aber die einzige Belohnung dafür waren Missionen und die darauf folgende Gefahr des Todes. Nachtherz trat behände auf das junge Gras und verursachte so fast kein Geräusch. Sie erinnerte sich nicht mehr, wie oft sie im Auftrag der Schattengilde oder später bei ihren Gefährten Aufgaben übernommen hatte, die geradezu nach Gefahr rochen. Doch selbst daran hatte sie sich gewöhnt, denn man konnte sich an alles gewöhnen. Selbst an ein Leben, das jeden Tag auf der Schneide zum Tod stand. Mühelos lenkte Konan die Stute zwischen den Bäumen hindurch, wobei sie exakt den Weg nahm, den sie schon für ihren Rundgang genutzt hatte. Deidara, der knapp hinter ihr ritt, war nicht ganz so geschickt und machte für ihren Geschmack zu viel Lärm, aber sie respektierte seinen Mut. Er wusste, dass er bei dieser Aktion sterben konnte, doch seine Entschlossenheit war echt. Deidara würde sich auf der Stelle opfern, wenn er damit seine Freunde retten konnte. Ihre Gedanken schweiften zu den anderen zurück und zu dem Zauber, der Hinata fast entglitten wäre. Neben ihrer Sehnsucht nach Nagato kam nun auch noch die Sorge um ihre Freundin hinzu. Konan hatte die Zauberin selten so angestrengt gesehen, während sie Magie wirkte. Und es war Konans Blut gewesen, das mit Narutos reagiert hatte. Irgendetwas verschwieg Hinata ihr. Sie war lange genug ein Mitglied der Schattengilde und kannte die Hyugamagierin gut genug, um eine so halbherzige Lüge wie diese mühelos zu durchschauen. War die Wahrheit etwa so brisant, dass Hinata sie ihr vorenthielt? Oder hatte sie einfach befunden, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt für ein solches Gespräch gewesen war? „Wie weit ist es noch?“ Deidara brachte sein Pferd auf gleiche Höhe mit ihrem und hatte eine harte Miene aufgesetzt. Konan schüttelte den Gedanken an das Geschehene ab und verbannte ihre Weggefährten in einen entfernten Winkel ihres Bewusstseins. Für ihr Vorhaben brauchte sie ihre ganze Konzentration. „Nicht mehr weit“, gab sie kurz zurück, „wenn ich richtig liege, tauchen sie in einiger Zeit hier auf.“ Wie zur Bestätigung wieherte Deidaras Stute nervös und warf den Kopf zurück. Mit einer schnellen Reaktion zog er die Zügel an und brachte sie wieder unter Kontrolle. Er war aschfahl geworden und Konan konnte es ihm nicht mal verdenken. Denn ihr ganzer Plan hing davon ab, ungesehen an den Uchiha vorbeizukommen. Konan sah sich aufmerksam um. Waren ihre Verfolger bereits so nah, dass sie das Pferd hören konnten? Zur Sicherheit lenkte sie Nachtherz leicht zur Seite und schlug sie einen Bogen ein. Deidara folgte ihr wortlos. Nachdem sie etwa eine Meile hinter sich gebracht hatten, was im Wald schwer zu sagen war, hob Konan die Hand und deutete Deidara anzuhalten. Der zügelte sein Pferd und sah sie abwartend an. „Wie gut kennst du dich wirklich aus?“ „Gut genug“, erwiderte Deidara, „ich nehme den Weg zum nächsten Bach und von dort aus ist es nicht weit bis zu einer Klippe. Vielleicht denken sie, wir sind abgestürzt, wenn ich dort … die Spur lösche.“ Sein Zögern entging ihr nicht. Allerdings überraschte es sie nicht, dass er Hinatas Magie misstrauisch gegenüberstand, nachdem er miterlebt hatte, welche Wendung die Blutmagie genommen hatte. Natürlich waren seine Bedenken umsonst. Die Blutmagie mochte tückisch sein, doch das flüssige Mondlicht würde ihm in keinem Fall schaden. „Gute Idee“, gab Konan zu, „wie lange brauchst du dafür?“ Er zuckte mit den Schultern. „Etwas weniger als eine halbe Stunde, denke ich.“ Innerlich rechnete Konan nach. Die Uchiha dürften nicht mehr weit entfernt sein. Wenn Deidara einen Bogen um sie schlug und sie es schaffte ihnen rechtzeitig den Stein unterzujubeln, dann würden sie notgedrungen auf Deidaras Spur stoßen. Doch dazu musste er sich zu diesem Zeitpunkt schon weit genug entfernt befinden. Alles hing davon ab, wie genau ihre zeitliche Übereinstimmung war. Wenn ihre Verfolger Deidara einholten, ehe der das flüssige Mondlicht getrunken hatte, würde ihr gesamter Plan scheitern. Und wenn sie sie entdeckten, ehe sie Hinatas Blutmagie aktivieren konnte … Konan kontrollierte ihren Atem und zwang sich zur Ruhe. Wenn sie ihr Ziel erreichen wollten, dann musste sie sich vollkommen im Griff haben. Ihr Geist musste so klar sein wie Wasser und ihre Entschlossenheit so scharf wie einer ihrer Dolche. Konan spürte die Veränderung, die sie durchfuhr. Wie tausende Male davor wurde sie zur Kriegerin der Schattengilde. Ungesehen, wie ein Schatten, gnadenlos, wenn sie es sein musste, und kompromisslos, wenn sie ein Ziel verfolgte. „Hier trennen sich unsere Wege“, erklärte sie, während ihre Hand nach dem Stein in den Falten ihrer Kleidung tastete. Deidara sah sie einen Moment unentschlossen an, als wollte er ihr noch etwas sagen, und trug dabei eine Miene zur Schau, die seine Todesangst nicht ganz verbergen konnte. „Wir werden nicht scheitern.“ Sie wusste nicht genau, warum sie ihm Mut zusprach. War es, weil er sie an einen der Lehrlinge in der Schattengilde erinnerte? Junge Knaben und Mädchen, die hart trainiert hatten und sich doch keine Vorstellung vom dem Tod machten, den sie bringen würden – oder dem, der stets einige auf ihrer ersten Mission ereilte. Aber es gab keine Alternative. Konan richtete sich im Sattel auf und verlagerte ihr Gewicht, sodass Nachtherz augenblicklich dem Impuls folgte und sich nach Westen in Bewegung setzte. „Stirb nicht.“ Sie drehte sich nicht einmal um, als sie Deidara hinter sich zurück ließ. Einen Moment lang spürte sie, wie er ihr nach sah. Dann nahm auch er die Zügel seines Pferdes auf und verschwand in die entgegengesetzte Richtung. Sie konnte nur hoffen, dass er sich tatsächlich so gut auskannte, wie er vorgab. Aber sie hatte schon höher gewettet. Sie war bereits ein paar Meter entfernt, als sie glaubte den Wind Seid vorsichtig flüstern zu hören. Konan drehte den Kopf, doch Deidara war bereits verschwunden. Sie atmete einmal kurz aus, dann drückte sie Nachtherz die Fersen in die Seite. Die Dunkelbraune schien den Ernst der Lage begriffen zu haben und trat wie viele Male zuvor behände auf dem Waldboden auf, selbst als sie ihr Tempo erhöhte. Nach einer Viertelstunde brachte Konan Nachtherz zum Stehen und ließ sich leichtfüßig aus dem Sattel gleiten. Dann griff sie nach dem Halfter und führte ihre treue Gefährtin in den Schutz einiger dicht stehender Bäume. „Warte auf mich“, flüsterte sie der Dunkelbraunen ins Ohr und band sie lose an dem nächsten Baumstamm fest. Wenn sie zurückkehrte, würde sie jede Sekunde brauchen. Zur Antwort stupste Nachtherz sie einmal liebevoll an. Konan trat einen Schritt zurück und kontrollierte ein letztes Mal ihre Dolche. Jetzt würde der schwierige Teil beginnen … Konan hörte auf, sie selbst zu sein. Sie wurde zum Nichts. Sie wurde zu der alten Eiche, die ihren Weg säumte, zum Wind, der durch die Blätter fuhr und sie rascheln ließ, zur Erde unter ihren Füßen und zum Herzschlag der kleinen Tiere des Waldes. Sie wurde zum Wald selbst, der keine menschlichen Gedanken zuließ und seit Jahrhunderten einen immer wiederkehrenden Traum träumte. Das machte es ihr leicht, sich dem Lager zu nähern, das sie schon von weitem hören und tief im Innern sogar spüren konnte. Es bereitete ihr keine Mühe, sich ungesehen heranzuschleichen, so nahe, dass sie dieses Pferd oder jene Wache berühren könnte, wenn sie nur die Hand ausstreckte. Es fiel ihr nicht leicht, sich aus ihrem tranceartigen Zustand zu lösen, der ihr mehr Konzentration als irgendjemandem sonst verlieh, gleichzeitig aber das Risiko barg sich allzu sehr zu verlieren. Mitglieder der Schattengilde wurden mehrere Jahre ausgebildet, ehe sie zu dieser Technik in der Lage waren. „Beeilt euch gefälligst!“ Der arrogante Tonfall eines jungen Mannes erregte ihre Aufmerksamkeit. Vorsichtig schob Konan die Zweige beiseite, hinter denen sie sich versteckt hielt. Vor ihrem Versteck im Unterholz rannten hektisch Soldaten vorbei, die anscheinend etwas suchten. „Lord Uchiha“, sagte eine schleimerisch unterwürfige Stimme, die Konan augenblicklich als die Offizier Enevors erkannte. Widerlicher Hund. „Ich bitte Euch um noch etwas Geduld. Die Jagdhunde werden die Witterung unverzüglich wieder aufnehmen, sobald meine Soldaten sie von der Fährte des Rotwilds abgebracht haben.“ „Wer hat die überhaupt abgerichtet?“, fuhr der junge Lord ihn an. Als er endlich in ihr Blickfeld trat, sah Konan einen jungen Mann Anfang zwanzig vor sich, der seinen Vasallen mit offener Missbilligung anblickte. Etwas Dunkles umgab ihn und das lag nicht an seinem schwarzen Haar und den onyxfarbenen Augen, die bar jeder Wärme zu sein schienen. Er trug feine Kleider und darüber eine hochwertige Rüstung, die fast makellos war und der man die Kunstfertigkeit des Schmiedes ansah. Im Gegensatz zu allen anderen war er noch hoch zu Ross. Und was für ein Ross es war – schwarz wie die Nacht und eineinhalbmal so groß wie Nachtherz stand es wie ein Fels und zuckte kaum mit den Ohren. Konan war jungen Adligen seines Schlages nur allzu oft begegnet. Sie alle waren über die Maßen arrogant und der festen Ansicht, dass es niemanden gab, der ihnen zu widersprechen wagen würde. Sie hatte seinesgleichen wieder und wieder scheitern sehen, aber dieser junge Lord machte hinter all seiner Arroganz nicht den Eindruck, auf den Kopf gefallen zu sein. Im Vergleich zu Enevor würde es schwer werden ihn zu überlisten. Die übrigen Männer machten im Gegensatz zu ihm einen weit weniger gefassten Eindruck, wobei Konan ihnen das nach ihrer Begegnung mit einem ganzen Friedhof voller Untoten nicht einmal verübeln konnte. Ungesehen huschte sie zum nächsten Baum und drückte sich mit dem Rücken an die Rinde. „Wie lange soll ich hier noch warten, Enevor?!“, herrschte der junge Adelige den Offizier an und stieg gekonnt vom Pferd ab. „Lord Uchiha, der Fährtenleser lässt ausrichten, dass er möglicherweise eine Spur gefunden hat.“ „Möglicherweise?“ Der junge Lord hob eine Augenbraue. Seine Stimme war ebenmäßig, aber es war eher die Ruhe vor dem Sturm. Dann trat ein verächtlicher Ausdruck auf sein Gesicht. „Nun, dann richte ihm aus, dass ich ihn möglicherweise einen Kopf kürzer mache, wenn er sie nicht bald findet.“ Selbst auf die Entfernung erkannte Konan, wie Offizier Enevor kurz zusammenzuckte und dann mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung salutierte. Sekundenlang verharrte sie hinter dem Baum, dann nutzte sie die Gelegenheit, als niemand in ihre Richtung sah und wechselte ihren Beobachtungsposten. Von ihrem neuen Versteck aus, konnte sie die Bewegungen der Gruppe genauer einschätzen. Wie es aussah, hatte der junge Lord seine Leute entweder sorgfältig angewiesen oder er hatte mit den Überlebenden der Uchihafestung die Diszipliniertesten unter den Soldaten in seinen Dienst gestellt. Obwohl die Männer erst einige Tage gemeinsam reisten, war die Aufgabenverteilung klar geregelt. Während einige die Pferde versorgten, die zu ihrer Erleichterung ebenso erschöpft von der Verfolgung wirkten wie ihre eigenen, kümmerten sich andere um die Ausrüstung. Dennoch wurde sie immer ungeduldiger. Selbst mit ihrem geübten Auge, konnte sie keine Lücke in dem organisierten Gewusel entdecken, die es ihr erlaubte ihre Aufgabe zu erfüllen. Wenn sie es richtig verstanden hatte, wartete der junge Adelige auf die Rückkehr seines Fährtensuchers, der zu allem Unglück auch noch Jagdhunde dabei hatte. Sobald dieser zurückkam, würden die Hunde die Spur aufnehmen, die sie zuerst zu ihr führen würden. Hätte sie nur etwas mehr Zeit gehabt! Dann hätte sie ihnen tagelang folgen und auf die passende Gelegenheit warten können. Die Tiere würden sich nach und nach an sie gewöhnen, die Soldaten würden sie nicht einmal bemerken. Doch je mehr Zeit verstrich, desto schneller würden sie Hinata und die anderen einholen. Und dann … Nein, das konnte sie nicht zulassen. Nachdem Konan die Gruppe einmal umrundet hatte, war sie an ihrem Ausgangspunkt angekommen. Für einen Moment schlug sie resigniert die Augen nieder. Es gab keine Möglichkeit kurzfristig so nah an den jungen Lord heranzukommen, um ihm ungesehen den Stein unterzuschieben und den Zauber zu aktivieren. Das war eine Tatsache. Doch mit Tatsachen konnte sie arbeiten. Weil es keine Möglichkeit gab, musste sie eine schaffen. Das war einer der Grundsätze der Schattengilde. Entschlossen griff Konan in einem der kleinen Beutel an ihrer Hüfte, in denen sie allerlei nützliche Dinge aufbewahrte. Das Flussgras war ebenso unscheinbar wie praktisch, ein einfacher Halm aus silbergrünem Gras, der derartig mit Magie getränkt war, dass sogar Konan sie spüren konnte. Niemand käme auf die Idee einen so trickreichen Zauber dahinter zu vermuten, wie ihn Hinata erschaffen hatte. Er war nicht mal besonders mächtig, aber äußerst wirkungsvoll und leicht anzuwenden. Konan musste zugeben, dass ihre Freundin sich hierbei wieder einmal selbst übertroffen hatte. Der einzige Nachteil war wohl, dass man es nur einmal verwenden konnte und der Effekt nicht besonders lange anhielt, aber sie brauchte ja auch nicht lange. Sie legte das Flussgras an ihre Lippen und blies einmal probehalber darüber. In dem Moment, als ihr Atem die Oberfläche traf, hoben sämtliche Pferde der Soldaten den Kopf und spitzten die Ohren. Für einen Menschen waren die Töne, die man mit dem Flussgras erzeugen konnte, nicht wahrzunehmen. Nur Pferde konnten diese Sequenz hören und – es trieb sie zur Raserei. Konan legte das Flussgras erneut an die Lippen und spielte eine einfache Melodie. Der Effekt war noch überwältigender, als sie es erwartet hatte. Von einen auf den anderen Moment brach unter den Soldaten das reinste Chaos aus. Dort stieg ein schwer gepanzertes Kriegsross auf die Hinterbeine, nicht weit entfernt riss sich eine Scheckstute von dem Soldaten los, der sie gerade tränken wollte, anderswo wurde ein anderer Krieger einfach niedergetrampelt, als er nicht schnell genug auswich. Der junge Lord selbst konnte nur knapp den Hufen seines eigenen Pferdes ausweichen, dessen Augen vor Panik das Weiße sehen ließen. „Was zum-!?“, stieß er hervor, als er rückwärts stolperte. Während er noch nach dem Angreifer suchte, den er nicht sehen konnte, nach einer Erklärung für die plötzliche Hysterie der Pferde, huschte Konan aus ihrem Versteck. Nun war es egal, ob man sie sah oder nicht. Inmitten des Chaos achtete niemand auf eine weitere Gestalt, die zwischen ihnen herum rannte. „Enevor!“, brüllte Sasuke von Uchiha, „bring die Pferde unter Kontrolle oder ich schwöre, dass sich sämtliche Soldaten vor dem Kriegsgericht verantworten können!“ Im selben Augenblick sah Konan drei Pferde in wildem Galopp im Wald verschwinden, die von mehreren Soldaten verfolgt wurden. Ein diabolisches Grinsen formte sich auf ihren Lippen, als sie das Flussgras nun mit nur einer Hand an die Lippen drückte. Mit der anderen umklammerte sie schon den Stein, bereit den Blutzauber augenblicklich zu aktivieren, sobald sie nah genug an den jungen Lord heran gekommen war. Dieser hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt und versuchte die Situation zu begreifen, die sich vor seinen Augen abspielte. Konan musste ihm lassen, dass er auch jetzt nicht die Nerven verlor, sondern stattdessen begann Befehle an seine Männer zu rufen, die sich dank diesen den letzten Rest Disziplin bewahrten, den sie nach dem Untotenangriff und der tagelangen Verfolgung noch übrig hatten. Nach und nach straffte sich ihre Organisation und ein paar Männern gelang es sogar ein Pferd mit mehreren Stricken wieder einzufangen. Konan stimmte eine neue Berserkermelodie auf dem Flussgras an und die Situation verschlimmerte sich für Pferde und Soldaten gleichermaßen. Die Luft war erfüllt von Schreien, panischer Hektik und dem von todesangsterfüllten Wiehern der Pferde. Eine gewaltige Explosion in der Nähe ließ sie zusammen zucken. Ihr Blick schweifte über die Bäume, ehe sie in nicht weit entfernt eine Rauchsäule über dem Wald aufsteigen sah. Sekundenlang stockte Konan in ihrem Spiel. Was war da passiert? In ihrer wohl durchdachten Kalkulation, hatte sich eine Unbekannte aufgetan. Kurz dachte sie an Deidara. Hatten sie ihn bereits erwischt oder hatte er die Soldaten bewusst auf seine Spur gelenkt. Sie konzentrierte sich und schüttelte die unnützen Gedanken ab, wie ein welkes Blatt. Es hatte keinen Sinn sich jetzt Sorgen zu machen, denn wenn sie versagte waren sie alle verloren. Ob Deidara nun etwas zugestoßen war oder nicht … Nur dank ihrer eisenharten Ausbildung in der Schattengilde rannte sie weiter und war nun kaum zehn Meter von dem jungen Anführer entfernt und noch immer hatte sie niemand entdeckt. Sie war unsichtbar in den Bewegungen und der Hektik von Mensch und Tier geworden. Wäre dies eine Attentatsmission, befand sich der junge Lord in diesem Moment in ihrer Reichweite. Warum brachte sie ihn eigentlich nicht einfach um? Dann hätten sie dieses Problem auch vom Halse … Sie müsste ihren neuen Freunden, die damit ganz sicher nicht einverstanden wären, nicht einmal davon erzählen. Gerade wollte sie den Blutzauber aktivieren, der auf keinen Fall schaden würde, ob sie nachher noch einen Dolch zum Einsatz brachte oder nicht, als ein aggressives Bellen sie aus der Konzentration riss. Aus der anderen Richtung kamen drei Jagdhunde auf sie zugerannt, die bei ihrem Geruch rasend wurden und laut anschlugen, als sie sie lokalisierten. Konan verfluchte ihr Pech, dachte eine Sekunde an Akamaru und zückte dann drei dünne Nadeln, so lang wie ihre Handspanne. In einer fließenden Bewegung drehte sie sich auf dem Fußballen und warf alle drei Nadeln im Bruchteil eines Augenblickes kurz hintereinander auf die Hunde. Mit einem dumpfen Aufprall kamen alle drei Tiere auf dem Boden auf; sie hatte mit den Nadeln ihre Druckpunkte getroffen und sie auf ungewisse Zeit gelähmt. Die Waffen konnte sie nachher wieder einsammeln, wenn sie für alle unsichtbar war, vorausgesetzt sie war jetzt schnell genug. Doch ihr Angriff hatte Konan ihren Vorteil gekostet. In dem Augenblick, den sie für den Gegenangriff gebraucht hatte, hatte sie das Flussgras verloren. Die Melodie war abgebrochen und die Wirkung begann bereits nachzulassen, auch wenn die Pferde noch weitertobten und Konan fand sich mitten unter Feinden wieder. Ihre einzige Chance war nun Hinatas Blutzauber. Sie spürte die Schneide ihres Dolches kaum, als sich damit beim Laufen über die Handfläche fuhr und ihr Blut auf den Stein tropfen ließ. Augenblicklich wurde das Muster darauf wieder sichtbar, das Hinatas Zauber gewirkt hatte. Eine Welle der Magie rollte wie der Herzschlag eines riesigen Tieres durch ihren Körper. Ursprünglich hatte sie den Stein unter den Habseligkeiten des jungen Lords verstecken wollen, doch diese Gelegenheit war nun verstrichen. Nun war Konan auf eine weit weniger subtile Methode angewiesen. In Gedanken flehte sie ihre Schutzgöttin Taikai-hime um Beistand an. Dann holte sie zum Wurf aus und in diesem Moment drehte sich Sasuke von Uchiha um. Sekundenlang war der Stein zwischen ihnen und der Blutzauber pulsierte in der Luft, bereit den ersten in seinen Bann zu ziehen, den er berührte. Die Zeit verlief wie in Zeitlupe. Konan konnte die Macht des Zaubers knistern spüren, in erhöhter Wachsamkeit nahm sie etliche Dinge auf einmal wahr: wie Offizier Enevor näher kam, wie über den Baumwipfeln zwei Krähen aufflogen, wie der Fährenleser aus dem Unterholz gestolpert kam, ihr eigenes Blut, das Adrenalin durch ihren Körper jagte und in ihren Ohren pochte, und der intensive, verwirrte Ausdruck in den Augen des jungen Lords, als sich ihre Blicke trafen. Dann … endlich entlud sich der Zauber. Der junge Lord hob die Hand, wie um den Stein abzuwehren oder um sich verwirrt über die Augen zu fahren, wie man es tat, wenn man etwas Seltsames, Unwirkliches sah. Doch es war zu spät. Kaum, dass der Kiesel Sasukes Hand berührte, rollte die Macht des Blutzaubers wie in einer gigantischen Welle über sie alle hinweg. Aber Konan konnte sich nicht von dem Anblick losreißen, den das Nachbild des Zaubers auf ihrer Netzhaut hinterlassen hatte, denn im letzten Augenblick hatte Sasuke von Uchiha sie angesehen. Für einen Augenblick erstarrte sie zu Eis, unfähig zu entscheiden, was zu tun war. Hatte er begriffen, was er gesehen hatte? Unterlagen er und damit seine Männer dem Blutzauber oder machte die Tatsache, dass er die Anwendung des Zaubers miterlebt hatte diesen bereits zunichte? Konan dachte nicht weiter nach, sondern rannte. ~ [ ♦ ] ~ Nach einem zehnminütigen Spurt erreichte Deidara den Bach, wobei er sich nicht die Mühe machte leise zu sein. Wenn dieser verdammte Drecksack von einem Uchiha klug genug gewesen war, ein paar Jagdhunde mitzunehmen und einen vernünftigen Fährtenleser dabei hatte, würden sie ihn schon meilenweit wittern – und auch hören, soweit sie in Hörweite kamen. Deidara hatte nicht übel Lust diesen kleinen Bastard in die Luft zu jagen – oder irgendetwas, da war er nicht wählerisch. Aber vorzugsweise diesen hochnäsigen Möchtegern-Adeligen, dessen Schuld es war, dass sie in dieser Misere steckten. Warum musste der sie auch so hartnäckig verfolgen!? Deidara kaute nervös auf seiner Lippe herum und versuchte, so gut es ging die Angst beiseite zu schieben, die ihn nun schon eine ganze Weile gepackt hatte. Wie er herausgefunden hatte, half es ein wenig diesem Mistkerl Tod und Teufel an den Hals zu wünschen, nur leider wirkte das nur begrenzte Zeit. Denn wenn seine Gedanken weiter abschweiften, musste er daran denken, was diese Leute Lee angetan hatten, was seinen Freunden blühte, wenn der kleine Dreckskerl sie in die Finger bekam – und was ihn selbst erwartete, wenn er nicht schnell genug war. Der Plan, den sie auf die Kürze zusammen gezimmert hatten, war mehr als waghalsig und er versuchte mehr oder weniger erfolglos zu verdrängen, was bei dieser Sache alles schief gehen konnte. Angefangen bei der Frage, ob dieser merkwürdige Zauber, der ihm noch immer nicht geheuer war, wirken würde, bis zu dem Punk, wie leicht sowohl er als auch Konan erwischt werden konnten, und am schlimmsten – wenn sie Naruto gefangen nehmen würden und begriffen, wer er war. Deidara kannte Naruto gut genug um zu wissen, dass er selbst unter Folter eisern schweigen würde, doch für wie lange würde das gut gehen? Der Kronprinz Konohas mochte zwar in mancher Hinsicht ein Dummkopf sein, aber er hatte das Herz am rechten Fleck. Außerdem glaubte er fest daran, dass – sollte es einmal so weit kommen – Naruto auch ein guter König sein konnte. Diese Zukunft durfte er nicht so einfach aufgeben! Deswegen war er gegangen. Er war entbehrlich, Naruto nicht. So einfach war das. Der Schmiedelehrling warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Nichts. Im nächsten Augenblick stolperte er über eine Wurzel und stürzte mit dem Gesicht voran in den Bach, an dem er die letzten Minuten entlang gerannt war. Fluchend kam er wieder auf die Beine, rappelte sich auf und stellte fest, dass drei Viertel seines Schwarzpulvervorrats nass geworden waren. Verdammte Scheiße! Sollten diese Dreckskerle ihn doch einholen, was er ja eigentlich wollte, würde er sich kaum verteidigen können. Wenigstens war sein Dolch nicht verloren gegangen. Wie ein treuer Gefährte hing er wie immer in der ledernen Scheide an seiner Hüfte. Bei dem Gedanken seinen Verfolgern ein neues Gesichtsmuster zu verpassen, trat ein diabolisches Grinsen auf seine Lippen. Doch das verblasste, als er hinter sich einen der Jagdhunde anschlagen körte. Sie hatten seine Spur gefunden. Er verschwendete keine Zeit einen weiteren Blick zurück zu werfen. Jetzt rannte er um sein Leben und das seiner Freunde. Mit einem hektischen Blick erfasste er seine Umgebung, kalkulierte seine Route neu und versuchte abzuschätzen, ob er ihre Verfolger bereits umrundet hatte. Das Bellen kam näher. Einen Moment dachte Deidara sehnsüchtig an das Pferd, das er im Unterholz versteckt zurück gelassen hatte. Wenn er es richtig berechnet hatte, würde er nachdem er seine Pflicht getan hatte, wieder darauf stoßen, aber im Wald war es schlicht und ergreifend dumm durchs Unterholz zu galoppieren. Es würde keine fünf Minuten dauern, ehe sie ihn eingeholt hätten. Sein Laufschritt geriet ins Stolpern, dann fing er sich wieder, während er ein paar große Blätter beiseite wischte. Sein Atem ging bereits stoßweise und er verfluchte den jungen Lord ein weiteres Mal. Gerade als er die Hunde bereits hinter sich zu spüren glaubte, passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Wie auf Kommando stimmten seine Verfolger ein wildes Jaulen an, was Deidara mehr als nur irritierte. Waren die nicht ihm auf der Spur? Warum brachen sie die Jagd ab? Im nächsten Moment hatte er die Antwort, als direkt vor ihm aus dem Unterholz ein gewaltiges Kriegsross heran stürmte. In seiner Panik brach das Tier ohne Rücksicht auf Verluste vorwärts und er konnte nicht einmal erahnen, was es derart in Panik versetzt hatte. Hastig warf er sich beiseite und riss sich dabei – erneut – seinen Ärmel auf. Einen Augenblick starrte er ihm hinterher, als ihm einfiel, dass er jetzt wahrhaft andere Probleme hatte. Über das Wie und Warum dieses seltsamen Ereignisses konnte er sich später noch Gedanken machen. „Es ist da entlang!“ Keine sieben Meter entfernt kämpften sich drei Soldaten durch das Dickicht aus Farnen, Ästen und jungen Bäumen. Deidara drehte sich der Magen um. Was auch immer hier geschah – es war nicht unbedingt zu seinem Vorteil. Wenigstens war er ein wenig zu Atem gekommen, doch jetzt musste er weiter. Ohne großartig darüber nachzudenken, tat er das Erste, das ihm in den Sinn kam: Er raste zwischen den Soldaten hindurch, die ihm verdutzt nachstarrten und nicht entscheiden konnten, ob sie nun ihm oder dem Pferd folgen sollten. Zur Hölle damit! Deidara wünschte ihnen alles Schlechte der Welt auf den Hals und weil er ohnehin gerade dabei war, etwas absolut Verrücktes zu tun, warf er ihnen in guter Manier noch eines seiner Schwarzpulverpräparate vor die Füße. Leider konnte er im Laufen nicht gut genug zielen und so riss die Explosion zwar die Soldaten von den Füßen und setzte ein paar nahe stehende Bäume in Brand, aber ansonsten blieben sie unverletzt. Sie waren höchstens ein bisschen angesengt. Völlig überrascht von der Wendung dieser Ereignisse, blickten sie orientierungslos umher und gaben ihm somit die Möglichkeit zur Flucht. Allerdings hatte er sich damit auch einen entscheidenden Nachteil eingehandelt. Jeder, absolut jeder der Soldaten musste nun seinen verfluchten Standort kennen. Er hätte auch gleich mitten in ihr Lager sparzieren können. Egal. Er hatte nach seiner Schätzung etwa den größten Teil seines Weges hinter sich gebracht und musste jeden Moment auf die Klippe stoßen, von der er wusste, dass sie bald vor ihm auftauchen musste. Wenn er das hier überlebte, so schwor er – würde er Naruto noch jahrelang vorhalten, dass er seinen Arsch gerettet hatte. Konnte ja nicht schaden, wenn einem der königliche Bengel einen ziemlich großen Gefallen schuldete. Hinter ihm schlug erneut laut bellend ein Hund an. Der kurze Moment des Triumphes verflog genauso schnell, wie er gekommen war. Deidara zog im Laufen seinen Dolch. Diese Biester hatten sich nicht einmal von der Explosion ablenken lassen, also waren sie ihm bereits so nah, dass sie ihn jeden Moment von hinten anspringen konnten. Doch so einfach würde er es ihn nicht machen und obwohl seine Lungen bereits brannten, kämpfte er sich weiter durch den Wald. Äste peitschen seine Arme und sein Gesicht und er wehrte sie mit ungeduldigen Bewegungen ab. Wenigstens hatten diese Viecher hinter ihm auch damit zu kämpfen. Licht fiel durch die Bäume. Deidara stolperte darauf zu, in der einen Hand hielt er den Dolch, mit der anderen schlug er Zweige beiseite, die ihm im Weg waren. Das Bellen hinter ihm wurde lauter und der Schweiß rann ihm übers Gesicht. Im nächsten Augenblick brach er durch die Bäume ins Freie und hatte beinahe so viel Schwung, dass er fast den Abgrund hinunter gestürzt wäre, der plötzlich vor ihm aufgetaucht war. Dabei beinhaltete der Plan lediglich, diese Bastarde denken zu lassen, dass er hineingefallen wäre! Hektisch blickte er sich um. Der Steilhang lag verlassen da und erlaubte einen atemberaubenden Blick über ein grünes Meer von Bäumen, das sich fast bis zum Horizont erstreckte. Direkt über dem Blätterdach versank die Abendsonne und ihre Strahlen tauchten die Szenerie in goldrotes Licht. Der Anblick war wunderschön und surreal zugleich. Dieses Bild erinnerte Deidara an das Feuer, das er so sehr liebte. Die Hitze und ständige Gefahr, die aus einer winzigen Flamme ein Inferno machen konnte. Doch im gleichen Herzschlag erinnerte er sich auch an ein Gefühl wohliger Wärme, das die Kälte an eisigen Wintertagen vertrieb. All das ließ ihn einen Augenblick innehalten, während er keuchend versuchte seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Nur langsam sickerte zu ihm durch, dass er seine Aufgabe erfüllt hatte. Jetzt konnte er seine Spuren löschen und wenn Konan ihr Vorhaben tatsächlich gelungen war, dann hatten sie ihren Plan trotz aller Risiken, Hindernisse und unerwartet auftretender Probleme zu einem guten Ende gebracht. Mit zittrigen Fingern suchte er nach dem kleinen Fläschchen, das Hinata ihm gegeben hatte. Als er es schließlich gut verstaut in der Innentasche seiner Jacke fand, stieß er einen erleichterten Seufzer aus. Er machte sich gerade am Korken zu schaffen, als er das Geräusch von schnell auf dem Waldboden aufschlagenden Pfoten hörte. Deidara wirbelte herum und verfluchte sich, dass er nicht schneller gewesen war und den Dolch weggesteckt hatte. Er griff nach der Waffe und warf sich dann zur Seite – keinen Moment zu früh, denn der Hund stürzte sich wild bellend und zähnefletschend mit einem gewaltigen Sprung auf ihn. Das Tier segelte über Deidara hinweg und stieß ein Jaulen aus, als es bemerkte, dass sich hinter seiner Beute nichts befand als Leere. Er verschwand aus dem Blickfeld des Blonden, der es inzwischen geschafft hatte, den Dolch zu ziehen, und da hatte schon die nächste Bestie zum Angriff angesetzt. Stechender Schmerz zuckte sein Bein hoch, als sich scharfe Zähne in seine Wade bohrten. Ohne, dass er es verhindern konnte, schrie er überrascht auf, als ihn zugleich die Wucht eines dritten Hundes traf, dessen Sprung er nicht ausweichen konnte und ihn von den Füßen riss. Das Fläschchen mit dem flüssigen Mondlicht flog aus seiner Hand und rollte über die Felsen außer Reichweite. Rücklings kam Deidara auf dem Boden auf und schrammte sich seinen gesamten linken Unterarm auf. Der Ärmel hing in Fetzen. Ohne groß nachzudenken rammte er dem Tier, das sich in seinem Bein verbissen hatte, den Dolch in die Kehle, worauf das Vieh endlich von ihm abließ und seine Reißzähne aus Deidaras Fleisch löste. Der verbliebende Hund war in Lauerstellung gegangen und umkreiste ihn knurrend. Vor Schmerzen keuchend zog Deidara Bilanz. Der Stoff seines rechten Hosenbeins hatte sich bereits mit Blut vollgesogen und seine linke Seite fühlte sich an, als hätte wäre die gesamte Kavallerie des vermaledeiten Goldenden Kaisers darüber geritten. Noch dazu konnte er kaum den Dolch halten, geschweige denn rennen und seine vielleicht einzige Rettung lag einige Meter entfernt. Trotzdem versuchte er sein Bestes, um sich aufzurappeln. „Verzieh dich!“, zischte Deidara dem verbliebenen Jagdhund zu, der noch immer die Lefzen hochgezogen hatte und ihn aus grollender Kehle anknurrte. „Los doch! Oder willst du, dass es dir genauso geht wie deinen kleinen Freunden?!“ Er stieß ein paar Mal mit dem Dolch in die Richtung des Hundes, doch der knurrte nur lauter und versperrte den Weg zu dem gläsernen Fläschchen flüssigen Mondlichtes, das wie durch ein Wunder beim Aufprall heil geblieben war. Plötzlich hob der Köter den zottigen Kopf und seine Ohren zuckten in Richtung Wald. Deidaras Blick folgte ihm und auf einmal waren alle Geräusche bis auf sein vor Angst immer schneller schlagendes Herz verstummt. „He!“, rief eine Stimme, „ich glaube die Hunde haben was entdeckt.“ „Bist du sicher?“, antwortete ein zweiter Sprecher, „ich glaube, die Viecher drehen allmählich durch. Schon seit wir die Burg verlassen haben, sind sie viermal wie die Teufel hinter einer falschen Spur her.“ „Nun gut, aber dann wirst du Uchiha berichten, wie gründlich wir unsere Arbeit getan haben.“ Deidara hielt den Atem an, sein Blick huschte zu Hinatas magischem Trank, der im Schatten eines anderthalb Meter hohen Felsen lag, über den letzten verbliebenen Jagdhund bis zum Wald aus dem jeden Moment Fährtenleser oder Soldaten kommen konnten. Er hatte keine Wahl. Innerlich flehte er, dass Konan ihre Aufgabe erfüllt hatte und setzte alles auf eine Karte. Mit einem Sprung, den er auf das unverletzte Bein stützte, setzte er über den zotteligen Kopf des Hundes hinweg, rollte sich ab, griff noch in der Bewegung blitzschnell nach dem Fläschchen und zog den Korken. Allerdings war die Töle schon bei ihm und er stieß mit dem Dolch nach ihr, um sie auf Abstand zu halten. Das war alles, was er brauchte, nur ein paar Sekunden… Der Hund wich behände aus und duckte sich erneut zum Angriff. Deidara grinste den verdammten Köter höhnisch an, setzte vor Hast zitternd das kleine Fläschchen an den Mund und schüttete den Inhalt in einem Zug herunter. Noch nie hatte er etwas Vergleichbares geschmeckt. Es war süß wie Honig, fühlte sich jedoch so an, als würde Eiswasser durch seinen Körper strömen, das alles betäubte ihn, aber verlieh ihm gleichzeitig eine bemerkenswerte Klarheit. Das Glas zersprang auf den Felsen, als er es achtlos fallen ließ, während er humpelnd Abstand zwischen sich und die Töle brachte. Diese Mühe hätte er sich allerdings gar nicht machen brauchen, denn von der anfänglichen Aggression eines Jägers, der seine Beute in die Enge getrieben hatte, war nichts mehr übrig. Vielmehr schien der Hund seine Hetzjagd vollkommen vergessen zu haben. Verwirrt roch er an dem Blut auf dem Stein, das von Deidaras Bein stammte, blickte dann den Blonden selbst an und schaffte es anscheinend nicht, die unterschiedlichen Bilder, die ihm Nase und Augen zeigten in Einklang zu bringen. War er nun tatsächlich aus der Wahrnehmung des Jagdhundes verschwunden, wenn er außer Sichtweise war? „Was bei allen Göttern ist hier passiert? Die Köter sind noch durchgedrehter als vorher.“ Deidara erstarrte. Für Momente hatte er die eigentliche Gefahr, die ihm drohte, vollständig vergessen. Aus dem Wald waren zwei Soldaten gekommen. Der eine war schmächtig, trug lederne abgewetzte Kleidung und wirkte dank der dunklen Ringe unter seinen Augen sehr erschöpft. Der andere hatte einen stämmigen Körper, über dem er volle Rüstung trug, die ihn anscheinend überhaupt nicht müde machte. Er musterte seinen Begleiter mit der Manier eines Mannes, dem es nichts ausmachte, tagelang eine Burg zu bewachen, aber es satt hatte, durch die Wildnis zu wandern. „Lass gut sein, Rhon’as“, winkte der Fährtensucher ab, als er die Miene seines Gefährten bemerkte. „Scheint, als wären wir zu spät gekommen. Der Dreckskerl muss ihnen wohl einen ordentlichen Kampf geliefert haben.“ Er trat näher und betrachtete den Hund, der noch immer versuchte die Spur wieder zu finden, die er verloren hatte, mit einem gewissen Maß grimmigen Stolz. Dem nur wenige Schritt entfernten Kadaver warf er einen bedauernden Blick zu. Deidara rührte sich nicht, als die beiden näher kamen. Noch immer widmeten sie sich ganz ihrem Gespräch. Als beide nur noch fünf Meter entfernt waren, fühlte es sich auf einmal so an, als würde sein Blut zu kochen beginnen und Deidara war unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Es war ein noch eigenartigeres Gefühl als das, was das flüssige Mondlicht bei ihm hinterlassen hatte. Deidara konnte förmlich spüren, wie der Zauber, dessen Teil sein Blut war, in ihm seine Wirkung entfaltete. Ein Windhauch streifte ihn, als der Fährtenleser so dicht an ihm vorbei ging, dass Deidara ihn riechen konnte. „Scheint, als ob du Recht behältst, Rhon’as“, erklärte er und hob den blutbesudelten Dolch von der Erde auf. In Gedanken vor sich hin fluchend, griff Deidara nach der leeren Scheide, die noch an seinem Gürtel hing. Wann hatte er den denn fallen lassen? Und warum bei allen Höllen hatte er es nicht bemerkt und wieder hochgenommen?! Jetzt war der Dolch verloren. „Nun, dann müssen wir wenigstens nicht nach seiner Leiche suchen.“ Er drehte sich um und sah ihm direkt ins Gesicht, doch auf seinen Zügen zeichnete sich kein Erkennen ab. Deidara fiel wieder ein, was Hinata gesagt hatte, und ein kalter Schauer rann seinen Rücken herunter. „In ihren Augen werdet ihr unsichtbar sein, selbst wenn ihr direkt vor ihnen steht.“ ~ [ ♦ ] ~ Raidou, der Späher, setzte sich an die Spitze der Gruppe. Minato scheute sich nicht davor, die Anführerposition direkt hinter ihm einzunehmen, die ihn zu einem leichten Ziel machte, und sein engster Kreis scharrte sich um ihn. Temari gesellte sich zu ihnen und Pein lenkte Kriegsstern neben ihren Wallach, auch wenn er weder ihr noch den anderen viel Aufmerksamkeit schenkte. Raidou führte sie auf geradem Wege nach Westen. Der Pfad wand und schlängelte sich, aber es gab keinen Zweifel. Das brachte sie von ihrem eigentlichen Weg ab, doch Pein war gewillt, auch diesen Preis zu zahlen. Außerdem lag Advorgar im Westen, also würden sie nicht zu viel Zeit verlieren, wenn sie sich schließlich wieder von Minato und seinen Leuten trennten, um Temaris Magier aufzusuchen. Während der ersten halben Stunde nach dem Kampf ritt die Gruppe schweigend dahin, niemand sprach, nur die Schritte der Pferde, das Knarren des Sattelzeugs sowie das Klirren ihrer Rüstungen und Waffen begleiteten sie. Noch war das Gefecht zu frisch in ihren Köpfen, die Toten zu nah, die Verletzungen war tief. Pein kannte diese Art von Ruhe, er wusste, dass sie bald wieder verschwinden würde. Denn auch wenn diese tapferen Männer und Frauen noch vor kurzem Kameraden verloren hatten, so waren sie doch Soldaten und Krieger und sie wussten, dass dieses Leben, das sie gewählt hatten, Tod und Gram mit sich brachte. Sie würden aufhören, stumm zu trauern und stattdessen Geschichten über die Gefallenen erzählen, großartige und lächerliche und wunderbare. Aber noch war es nicht so weit. Es war ruhig um sie herum, nur die vertrauten Geräusche des Waldes waren zu hören, und hin und wieder erscholl der ferne Klang der Jagdhörner. Doch die Uchiha waren weit weg und offensichtlich noch ohne eine Spur ihrer Beute. Das würde enden, sobald die Überlebenden der Schlacht ihre Kameraden erreichten. Aber darüber konnten sie sich Sorgen machen, wenn es soweit war. Temari begann bald ein Gespräch mit Lady Yoshino von Nara und dem Magier über die aktuelle politische Situation Otos, dem Pein nicht folgen konnte. Zu viele fremde Namen, Sitten und Definitionen kamen auf, außerdem wurde Wissen über vorangegangene Ereignisse vorausgesetzt, von denen er noch nie gehört hatte, so dass er schnell wieder aufgab, den Sinn in der Diskussion verstehen zu wollen. Außerdem lenkten seine eigenen Gedanken und Theorien ihn so sehr ab, dass er kaum auf die Umgebung achten konnte geschweige denn auf ein solches Gespräch. Bald war er zurückgefallen, so dass er zwischen den letzten beiden der Soldaten ritt. Sie waren beide brünett, in bester körperlicher Verfassung und übereinstimmend ausgestattet, aber da hörte ihre Ähnlichkeit auch schon auf. Der eine hatte wildes abstehendes Haar und eine Stupsnase mit spitzbübisch funkelnden Augen darüber. Das Haar des anderen war glatt und schulterlang und er hatte ein freundliches offenes Gesicht mit feinen Lachfältchen um die Augen. „Du siehst aus, als hättest du Probleme.“, bemerkte ersterer. Pein zuckte mit den Schultern. „Probleme, die sich nicht so leicht beheben lassen.“, fügte der andere hinzu. Pein wiederholte seine Geste. „Das werden wir sehen.“ Noch fehlte ihm ein Beweis für seine Theorie. Im Moment hatte er nichts als seltsam aussehende Berge und eine Gesellschaft, die er nicht verstand - und keine Zeit, darüber nachzudenken. „Ich bin übrigens Kotetsu.“, stellte der erste sich vor. „Das ist Izumo.“ „Hm.“, für einen Moment überlegte Pein, ob er die Gesprächsversuche abblocken sollte. Doch mit seinen Überlegungen kam er ohne Hinata sowieso nicht weiter und er hatte sich der Gruppe anschließen wollen, weil er mehr über Minato erfahren wollte. Er wusste nicht, wie lange er hier bleiben musste, wo immer hier auch war, ehe er und seine Gefährten einen Weg zurück fanden. Also würde es nicht schaden, wenn er Informationen über die bedeutenden Personen hier sammelte. Vor allem, wenn sie derartig mit dem Land verknüpft waren, das er als sein eigenes ansah. Und Minato war eine solche Person, insbesondere auch, weil er persona non grata für die unberechtigt Herrschenden seines eigenen Landes zu sein schien. „Dient ihr eurem Herrn schon lange?“, fragte er darum, wobei er sich bemühte einen möglichst freundlichen Ton anzuschlagen. Aber sie würden sich nicht groß darum kümmern, wenn er etwas rüde und direkt war. Es waren Soldaten, so war ihre Umgebung – und Pein hatte unter Kriegern gelebt, seit er zwölf war. Die beiden Männer wechselten einen Blick, aber es schien eher darum zu gehen, wie viel sie ihm erzählen wollten als um etwas anderes. Dann zuckte Kotetsu mit den Schultern und Izumo sagte: „Unsere Großväter dienten in der regulären Armee Konohas, wie ihre Väter vor ihnen und deren wiederum vor ihnen und so weiter. Unsere eigenen Väter haben sich unter den Rekruten befunden, als der Krieg ausbrach, und nachher gehörten sie zu den Überlebenden des Kriegs. Viele waren das nicht.“ Ein bitterer Unterton schwang in seiner Stimme mit und so nahm sein Kamerad den Faden auf: „Wie die meisten ihrer Kameraden gingen sie daraufhin nach Iwa im Westen. Der Goldene Kaiser ist dort noch nicht.“ Aber wenn ihn niemand aufhielt, würde er dort eines Tages sein. Niemand brauchte Pein das zu sagen – er kannte Herrscher wie den Kaiser. Despoten dieser Art bekamen den Hals nicht voll und griffen immer nach mehr, mehr, mehr. Vor den Totenkriegen hätte ein solcher Herrscher sich die Krone auf das Haupt gesetzt und sich König genannt. Hier schien ein solcher Griff nach Macht anders zu verlaufen. Oder vielleicht war es der Titel Kaiser, der den des Königs ersetzte, doch das war nur eine Vermutung. Der Begriff sagte ihm nichts. „Und wie seid ihr in Minatos Dienste getreten? Scheint nicht so, als ob man ihn einfach aufsuchen und sich für seine Armee melden konnte.“, hakte Pein erneut nach. „Temari sagte mir, er ging nach dem Fall des Reiches ins Exil.“ Izumo nickte. „Er war damals noch ein Kind, etwa zehn glaube ich.“ Nachdenklich kratzte er sich am Kinn. „Stimmt“, warf Kotetsu von der anderen Seite ein. „Niemand wusste, dass er das Massaker überlebt hatte, und bis heute hat er nicht verraten, wo genau er die nächsten Jahre verbrachte. Meister Jiraiya hat ihn ausgebildet und schließlich nach Iwa gebracht, um Verbündete zu suchen und seine Möglichkeiten auszuloten. Dort hat er dann auch die alten Getreuen seiner Familie zusammengerufen und jeden begrüßt, der kam. Unsere Väter waren auch dabei.“ Ob sie nun tot waren? Oder auf einem anderen Posten? „Warum? Suchst du einen neuen Lehnsherren?“, erkundigte sich Izumo nun schmunzelnd. „Ist die Lady nicht gut genug? Ich will ja nichts sagen, aber unser Herr wäre da vielleicht nicht die beste Wahl mit dem Kopfgeld und all den Verfolgern und dem ganzen Ärger.“, lachte Kotetsu. Pein schnaubte. „Nein. Ich bin … einfach nur neugierig. Und Temari ist nicht meine Herrin. Wir trafen uns erst vor ein paar Tagen und sie hilft mir bei der Suche nach meinen Gefährten.“ Sein Gegenüber runzelte die Stirn. „Warum hilft dir eine Lady?“ Er reckte den Hals um einen guten Blick auf Peins Schild zu erhaschen. Als er kein Wappen fand, wirkte er noch verwirrter. Früher war Pein unter dem Banner Zhelyrs geritten, doch diese Zeiten waren vorbei. Denn ein Kriegsherr, wie Pein einer war, kämpfte für mehr als nur einen Fürsten. Das war überhaupt der Grund, warum es diese Position gab: mehrere Fürsten, die sich zusammenschlossen und keine Einigung fanden, wer der Erste unter ihnen war und darum das Recht zu führen hatte. Also wurde ein Vertreter, der Kriegsherr, ernannt. Pein hatte keine Interesse daran, die Ereignisse der letzten Tage groß auszubreiten, also antwortete er auf die Frage: „Ich habe ihr auch geholfen.“ Kotetsu verengte misstrauisch die Augen und Izumo wollte in betont neutralem Tonfall wissen: „Bist du ein Söldner?“ Er warf dabei einen vielsagenden Blick auf Peins kleines Waffenarsenal. Der Angesprochene war froh, dass er diese Frage zumindest vehement verneinen konnte: „Nein. Ich bin nur ein Soldat, der sich verlaufen hat.“ Auch das stimmte nicht ganz; es gab kein ‚nur‘ in Verbindung mit Pein Kriegsfeuer, das wusste er so gut wie jeder andere. Aber Nagato – Nagato war nichts Besonderes, nur der zu schnell erwachsen gewordene Sohn eines Schäfers, dem man ein Schwert in die Hand gedrückt und dann in den Kampf geschupst hatte. Seine beiden Gesprächspartner musterten ihn scharf, schienen allerdings zufrieden mit dem Ergebnis zu sein, denn sie entspannten sich wieder. „Du kommst nicht aus der Gegend, wie?“, fragte Kotetsu gutmütig. Pein fragte sich, ob der offensichtliche Themenwechsel auf den Gegenstand des Gesprächs zurückzuführen war oder die Männer ihn nur ausfragen wollten. Vermutlich etwas von beidem. Er beschloss, so ehrlich wie möglich zu sein, ohne dabei die Wahrheit preiszugeben. Was auch immer die Wahrheit war. Das sollte nicht allzu schwer werden, vor allem nicht, wenn man bedachte, dass er selbst noch nicht sagen konnte, was genau geschehen war. „Nein.“, antwortete er und das stimmte, ganz egal, was er als Heimat ansah, wo er herkam und unabhängig von der Örtlichkeit, an der er sich gerade befand. Der Ort an dem er sich jetzt befand war weit weg von dem entfernt, das er einmal Zuhause genannt hatte und jetzt nicht mehr existierte. „Ich habe einen ziemlich langen Weg hinter mir.“ Auch das stimmte, im wortwörtlichen sowie im übertragenen Sinne. „Ich… Mein Heimatdorf wurde niedergebrannt, als ich noch ein Kind war.“ Kotetsu und Izumo wechselten einen betroffenen Blick. Pein zuckte mit den Schultern. „Ist schon lange her.“ Er erklärte nicht, wo er danach gelandet war. Es war auch keine große Sache – wie vielen Leuten war er begegnet, denen nicht ein ähnliches Schicksal widerfahren war? Er konnte sie an einer Hand abzählen. Anscheinend war so etwas hier allerdings völlig anders. „Wir wollten nicht…“, begann Izumo trotzdem, doch er unterbrach sich, als die lange Reihe der Reiter in Stocken kam. „Was ist los?“, fragte Kotetsu mit gesenkter Stimme. Der Soldat vor ihnen schüttelte den Kopf, die Hand fest um das Heft seines Schwertes geschlossen. Pein blickte sich über die Schulter um, doch er konnte nur den mit platt getrampeltem Gras überwachsenen Weg und die schweigenden Bäume um sie herum sehen. Sie hinterließen eine ziemlich deutliche Spur, der auch ein Trottel folgen könnte. Allerdings musste die Spur erst einmal gefunden werden. Bevor jemand sie über den Halt aufklären oder sie sich wieder in Bewegung setzen konnte, ertönte ein Jagdhorn. Es war so laut und so nah, dass einige der Pferde erschrocken schnaubten und nervös mit den Hufen stampften. Jemand fluchte laut, wurde aber schnell zum Schweigen gebracht. Ob die Uchiha sie tatsächlich gefunden hatten? Oder war das Zufall? Wo war Kiba mit seinen übernatürlichen Sinnen, wenn man ihn einmal brauchte? Pein löste den Bogen von seinem Sattel. Die Waffe hatte Kiba für ihn gefertigt, ein traditioneller Inuzukabogen, handlich und stark und dafür geeignet, aus dem Sattel abgeschossen zu werden. Auch die anderen Krieger machten sich für einen Kampf bereit, stülpten sich die Helme über und griffen nach ihren Waffen. Kurz darauf setzte sich der Zug wieder in Bewegung, schweigend und lauschend. Nur die Tritte ihrer Pferde waren zu hören und das leise Geklimper von Metall auf Metall sowie das Knarren des Sattelleders. Doch auch die Hörner der Uchiha schwiegen, so dass es unmöglich zu erkennen war, wo die Feinde sich befanden. Manchmal klang es so, als könnte Pein andere Reiter hören, tiefer im Wald. Doch das konnte auch das Echo der Hufe ihrer eigenen Pferde sein, denn zu sehen war nichts. Kotetsu und Izumo, die hinter Pein in die lange, schmale Reihe der Reiter gefallen waren und damit das Schlusslicht bildeten, hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten miteinander. Dabei waren sie jedoch so leiste, dass selbst Pein sie kaum verstand. Anscheinend hatten sie Übung damit. Pein fragte sich einen Moment, ob es sich lohnen würde, nach vorne zu reiten um näher an denen zu sein, die das Sagen hatten und die Entscheidungen trafen, doch vermutlich würde das nicht sehr viel bringen. Minato und seine Leute mussten Erfahrung mit diesem Spiel haben, um so weit gekommen zu sein. Sie brauchten seine Hilfe nicht. Er selbst wäre der einzige, dem dieser Positionswechsel dienen würde, also ließ er es bleiben. Kurz darauf wurde die Karawane schneller, so dass sie im raschen Trab durch den Wald eilten. Dennoch blieben die Reiter selbst still und keiner löste sich aus der Reihe, wozu nur lange Übung und große Disziplin befähigen konnten. Glaubte Minato, dass sie die Uchiha hinter sich gelassen hatten? Oder wägte er die Risiken ab und entschied, dass es besser wäre, schnell aus dem Gebiet zu verschwinden statt die Stille zu bewahren? Beides hatte sein Risiko. Pein konzentrierte sich auf den Weg und die Umgebung, spähte in den Wald um eventuelle Feinde frühzeitig zu erkennen und achtete auf jeden großen Orientierungspunkt, der ihm zwischen den dicht belaubten Zweigen ins Auge fiel. Als sie einmal aus dem Wald herausbrachen, um am Rande einer Schlucht entlang zureiten, wusste er: hier war er bereits vorher gewesen. Es war vieles anders als damals, der Verlauf von Flüssen, die Kanten einiger Steilwände, die Reste von mächtigen Felsstürzen und Lawinen, die er nicht kannte, und der Saum von Wäldern, der andere Muster bildete, als die, an die er sich erinnerte. Doch die Gipfel, die sich um ihn herum erhoben, waren unverkennbar und er hätte ihre Silhouetten gegen den blauen Himmel überall erkannt. Immerhin hatte er einige Monate hier in der Nähe gelebt und gekämpft. Hier war hier seinen ersten Untoten begegnet und hatte sein erstes Kommando übernommen. Eine solche Zeit vergaß man nicht. Er war schon gar nicht mehr überrascht, sich so weit entfernt von der Stelle zu befinden, an der er eigentlich sein sollte, ehe er seine vertrauten Gefährten so plötzlich verloren hatte. Der Klang des Jagdhorns durchschnitt erneut die Ruhe, die sie umgeben hatte, und zerstörte jede Illusion von Sicherheit. Pein riss den Kopf herum, als von der anderen Seite eine Antwort ertönte. Der erste Ton war von schräg hinten gekommen und hatte alle Reiter aufhorchen lassen. Der zweite ließ sie leise fluchen. Die Uchiha hatten sie am Ende gefunden und sie in die Mangel genommen. Aber war den Feinden klar, wie nahe sie ihrer Beute bereits waren? Wie schnell würden sie über die Gruppe herfallen und wie viele Köpfe zählten sie? Und was hatte Minato jetzt vor? Die Antwort kam in Form des Spähers, der zurück nach hinten ritt. Er winkte Kotetsu und Izumo, die sich von ihren Plätzen am hinteren Ende der Schlange lösten, und verschwand mit ihnen um die Biegung, um die sie gerade geritten waren. Das Laub schluckte die Tritte ihrer Pferde. Pein übernahm ohne Übergang ihre Aufgabe als Schlusslicht, aber er hätte sich nicht sorgen müssen. Als die drei wieder zurückkehrten, die deutlichen Spuren hinter sich so gut verwischend, wie sie konnten, hatte sich ihre Situation nicht verändert. Um sie herum ertönten noch immer die Hörner, doch kein Angreifer tauchte im Unterholz auf. Die drei Soldaten nutzten Äste und Laub, um ihre Spuren entweder zu überdecken oder zu verwischen. Anscheinend hatten sie Übung darin, wenn man nach der Art urteilte, wie schnell und geübt sie ihre Aufgabe ausführten. Doch ein aufmerksamer Beobachter würde den Weg, den sie genommen hatten, trotzdem entdecken. Ein Späher würde ihnen ohne Probleme folgen können. Aber Pein wusste aus eigener Erfahrung, dass die meisten Leute im Zuge einer Verfolgungsjagd ab dem Punkt, an dem sie die Beute in der Falle wähnten, nicht mehr auf den Boden und eventuelle Spuren achteten. Und so wie die Uchiha sich verhielten, wussten sie nun recht genau, dass Minato und seine Leute sich in ihrer Mitte befanden, und versuchten, sie in einer bestimmte Richtung zu lotsen. Ob Minato einen Ausfall wagen würde? Oder ließ er sich in die Falle treiben in der Hoffnung, schneller zu sein? Seine Krieger jedenfalls hatten die Waffen gezückt – einige trugen Kurzbögen wie Pein, die meisten jedoch Schwerter und kurze Speere. Das nächste Horn war so nah, dass es die angespannte Stille zerriss wie Donner. Ein paar Pferde wieherten schrill, zwei oder drei bockten sogar und einen Moment später hörten sie die Hufe, die nicht zu den eigenen Rössern gehörten. Berstende Äste begleiteten den jähen, brutalen Angriff der Uchiha. Pein riss den Bogen hoch, eher ein Reflex als eine bewusste Reaktion, und schoss den ersten Feind aus dem Sattel, der in seinem Blickfeld auftauchte. Für einen zweiten Schuss jedoch blieb keine Zeit. Er schob den Bogen in die Halterung zurück und riss in der gleichen Bewegung den griffbereiten Schild nach oben. Ein Schwert krachte gegen die roten Drachenschuppen und einen Moment später erneut. Pein stieß den Schild nach vorne, um seinen Gegner lange genug abzulenken, damit er sein Schwert ziehen konnte. Die bronzene Klinge durchkreuzte den nächsten Angriff, doch dieses Mal schlug er zurück. Er hielt sich nicht lange damit auf, mit dem Mann herumzuspielen, sondern nutzte sofort eine komplizierte Attacke, die die Verteidigung des Angreifers durchbrach, sein Schwert beiseite fegte und die rote Klinge in den Spalt zwischen dem Helm und der schützenden Halskrause trieb. Der Soldat stieß ein gurgelndes Geräusch aus und kippte aus dem Sattel, während Pein sich schon dem nächsten Gegner zuwandte. Um ihn herum wurde bereits heftig gekämpft, die lange, geordnete Reihe von Minatos Männern hatte sich zu kleinen Grüppchen aufgelöst. Pein lenkte Kriegsstern rückwärts zu Kotetsu und Izumo, Raidou und zwei weiteren Kriegern, während er einen zweiten Gegner fällte und sich Temari an die Seite wünschte. Ihren Stil kannte er inzwischen und sie war eine zuverlässige Kameradin im Kampf, die lange und umfangreich von jemandem ausgebildet worden war, der das Kriegshandwerk verstand und es auch weitergeben konnte. Jemand brüllte Befehle, aber Pein konnte nicht einmal ausmachen, ob sie von Freund oder Feind stammten. Neben ihm kippte einer der Reiter aus dem Sattel und Kotetsu fluchte laut, nur um seine Anstrengungen noch einmal zu verdoppeln. Doch als die Hörner kurz darauf erneut ertönten, lösten sich die Uchiha von ihnen und preschten in geordnetem Rückzug in das Unterholz zurück. Sie verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Aufgeregte Rufe schallten durch den Wald, gemischt mit einigen Schmerzensschreien. „Verdammt!“, fluchte Izumo, der aus dem Sattel rutschte um nach den gefallenen Kameraden zu sehen. Er blickte auf und schüttelte den Kopf. Hier gab es nichts mehr zu retten. Kotetsu, der aus einer Wunde am Arm blutete und die Hand darauf gepresst hatte, wandte sich heftig ab. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor. Raidou starrte mit gerunzelter Stirn auf den Boden, das vernarbte Gesicht hart. Es waren noch weitere der königstreuen Krieger gefallen, und sie lagen mit gebrochenem Blick zwischen den wenigen Leichen ihrer Angreifer am Boden. Mit einem solchen schnellen, kurzen Angriff von wenigen, aber vorbreiteten Gegnern hatte anscheinend niemand gerechnet und umso größer waren die Verluste. Er war so schnell und kurz genug gewesen, dass Antarion gar nicht hatte verlangen können, Teil des Kampfes zu sein, was nicht oft vorkam. Diese Attacke jedoch hatte trotzdem eine verheerende Wirkung gehabt. Von den sechszwanzig Kriegern, mit denen der König und seine Gemahlin aufgebrochen worden waren, waren kaum ein Dutzend geblieben. Was auch immer Minatos Absicht war, Pein hoffte, dass sie all die Menschenleben wert war, die dafür gelassen worden waren. Er fragte sich, was die Uchiha damit bezweckten. Wäre es nicht viel einfacher, die Feinde so lange zu verfolgen, bis sie sich gesammelt hatten und einen Großangriff starten konnten, der auf alle Fälle siegreich verlaufen würde? Oder versuchten sie Zeit zu schienden, weil sie befürchteten, dass die Beute entkommen würde, ehe ihre Falle zuschnappte? Oder vielleicht waren sie gar nicht so viele, wie Minato und seine Leute annahmen und sie mussten auf eine solche Methode zurückgreifen, damit sie nicht selbst zur Beute wurden? Kushina ritt langsam die Reihe ab, sprach mit den übrig gebliebenen Kämpfern und gab einer Gruppe nach der anderen leise Befehle. Langsam verschwand die laute Aufregung und wich einer stillen, angespannten Atomsphäre, die die Härchen auf Peins Armen aufrichtete und ihn frösteln ließ. Schließlich erreichte Kushina auch ihn und seine Kampfbrüder. „Wir haben nicht viel Zeit.“, erklärte sie ohne Überleitung, die Hand noch immer auf dem Schwertheft. Ihr hübsches Gesicht war von der Anstrengung gerötet und aus einem Schnitt in ihrer Wange floss noch immer Blut. „Nehmt, was wertvoll ist, fangt die Pferde ein und versorgt die schlimmsten Wunden.“ Sie warf einen kurzen Blick zu Kotetsu und seinen Verletzung hinüber, um zu zeigen, wen genau sie damit meinte. „Wir haben keine Zeit, unsere Gefallenen zu begraben, aber wir wollen sie auch nicht einfach hier liegen lassen. Bedeckt sie darum mit Ästen und Laub.“ Es würde nicht viel bringen, um sie vor Witterung und wilden Tieren zu schützen, wusste Pein, und würde daher eher dem Seelenheil der Überlebenden dienen. „Wir brechen in Kürze wieder auf. Kannst du die Spuren weiterhin verdecken?“ Die letzte Frage war an den Späher gerichtet, der mit den Schultern zuckte. „Es wird nicht viel bringen.“, erklärte er. „Sie haben sicher einen Fährtenleser dabei. Aber in der Nähe gibt es einen kleinen Fluss, den wir benutzen können. Wir müssen uns jedoch beeilen.“ Kushina nickte. „Gut. Ich sage Minato Bescheid.“ Sie warf einen kurzen Blick zu Pein, sagte aber nichts, als sie an die Seite ihres Mannes zurückkehrte. Pein half dabei, die beiden Gefallenen unter einem Haufen Laub und abgebrochenen Zweigen zu verbergen. Die Pferde einzufangen war kein großes Problem; sie standen in der Nähe und scharrten nervös mit den Hufen im Laub. Kurz nachdem sie auch das letzte zu ihnen herübergelockt hatten, wurde auch schon der Befehl zum Aufbruch weitergegeben, leise und von Mund zu Mund, statt eines lauten Rufes. Raidou überließ es Kotetsu und Izumo, die Spuren der Gruppe weiter zu verschleiern und setzte sich an die Spitze des Zuges, um sie zu dem Flüsschen zu führen, von dem er gesprochen hatte. Und mehr als das war es tatsächlich nicht – flach und steinig und an einigen Stellen schmal genug, um ihn zu überspringen, suchte sich der Flusslauf einen Weg durch das Unterholz und über die knorrigen Wurzeln der alten Bäume. Vorsichtig lenkten sie ihre Pferde in den Bach um den Lauf zu folgen. Sie kamen dadurch nur langsam voran, da keines der Tiere stürzen durfte, und waren viel lauter als auf dem weichen Waldboden, doch das Risiko war es wert. Nur den besten Spähern würde es auffallen, dass sie hier den Weg verlassen hatten, denn drei Soldaten lösten sich aus der Reihe um den Fluss zu überqueren und im Wald zu verschwinden. Wenn sie eine Spur gelegt hatten, die lang genug war, um die Uchiha weit genug von dem Bach wegzuführen, würden sie zurückkommen. Izumo war einer von ihnen, um auch hier die Spuren zu verwischen. Der Rest der Reiter folgte Raidou den Bachlauf entlang, bis der Späher entschied, dass es jetzt genug war und eine Stelle fand, an der es leicht war, den Bach unauffällig zu verlassen. Während des nassen Weges jedoch hörten sie noch immer von links und rechts die Hörner des Feindes und einmal sogar eine galoppierende Gruppe von Kriegern. Die Stimmung war angespannt und die Pferde nervös und unwirsch. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch den Trupp, als die drei Reiter aufholten, die die falsche Fährte gelegt hatten. Izumo nickte Kotetsu beruhigend zu und klopfte ihm auf den Arm, als er wieder seinen Platz in der Karawane einnahm. Doch auch dies hob die Stimmung nur marginal. Kurz nachdem sie den Bach verlassen hatten, fielen Pein noch mehr Landmarken auf, die ihm bekannt vorkamen. Eine Gruppe Findlinge, eine scharfkantige Felswand, eine Schlucht… Wenn er richtig lag, näherten sie sich einem der Außenposten Zhelyrs. Sollte er Minato drauf aufmerksam machen? Vielleicht konnten sie dort einen Unterschlupf finden. Eine leicht zu verteidigende Stellung vielleicht, die auch noch verborgen lag und trotzdem einen weiten Blick über das Land bot. Auf der anderen Seite wusste er nicht, wie die kleine Festung hier und jetzt aussah. Es gab so viele Veränderungen um ihn herum, vielleicht war da gar kein Turm mehr und er weckte trügerische Hoffnungen. Doch ehe er zu einem Entschluss kam, veränderten sich die Rufe der Hörner. Anscheinend hatten die Uchiha nun die Spur verloren. Wie lange würde es dauern, bis sie sie wieder fanden? Früher oder später würde jemand auf die Finte mit dem Bach kommen und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man die echte Spur fand. Allerdings konnte es zu diesem Zeitpunkt für die Jäger zu spät und die Beute längst entwischt sein. Doch die Uchiha waren ihnen zahlenmäßig überlegen und – wie der Hörnerschall bewies – hatten sie sie trotz allem beinahe eingekreist. Der Fluss hatte sie nur noch tiefer in die Falle geführt, auch wenn der Gegner keine Ahnung davon hatte. Raidou nahm den einzigen Weg, der ihn noch eine Lücke versprach, auch wenn niemand eine Ahnung zu haben schien, wo genau sie waren und wohin sie ritten. Die Krieger jedoch blieben still bis auf beunruhigtes Flüstern und angespanntes Spähen in das Unterholz, was die Pferde scheu machte. Erst, als sie erneut den Wald verließen und direkt vor einer hohen Felswand standen, wurden die Soldaten lauter. Kotetsu und Izumo wechselten einen besorgten Blick. Doch die Gruppe kam nur kurz ins Stocken, denn Minato trieb sie unbarmherzig weiter. Also wechselten sie in einen raschen Trab und blieben hinter ihm in der Reihe. Das gab niemanden genug Zeit darüber nachzudenken, wie schlimm es um ihre Lage stand. Pein hätte es ebenso gemacht. Der schmale Streifen Wiese, der den Wald von den Felsen trennte, die wie eine senkrechte Mauer neben ihnen aufragten, wurde breiter, während sich der Waldboden gleichzeitig auf der anderen Seite in einen immer steiler werdenden Hang verwandelte. Pein verspürte ein immer stärkeres Gefühl von Déjà-vu. Schließlich gelangten sie an einen Durchbruch in der Wand, doch dahinter befand sich nur ein kesselartiges Tal. Ein kleiner Fluss gluckerte munter hindurch, gespeist von einem hohen, schmalen Wasserfall, nur um am anderen Ende des Tals im Felsen zu verschwinden. Moos und Efeu bedeckten die Wände und etwa ein halbes Dutzend alter Trauerweiden erhob sich ehrwürdig und mächtig, beinahe im Kreis. Jetzt stoppte die Karawane und niemand schien zu wissen, was folgen würde – oder konnte. Der einzige Weg war der zurück und wer wusste schon, wo die Uchiha sich im Moment befanden? Die Felswände hier warfen den Hörnerschall jedenfalls verzerrt zurück, so dass an eine Ortsbestimmung der Feinde nicht mehr zu denken war. Während die Anführer der Gruppe sich versammelten um die Lage zu besprechen, verteilten sich die meisten der Krieger in kleine Grüppchen. Ein paar tränkten ihre Pferde am Fluss, andere ließen die ihren grasen. Die reiterlosen Rösser wurden neu verteilt um die Führer abzulösen. Anscheinend versuchten die meisten der Soldaten, diese erzwungene Pause als die Ruhe vor dem Sturm anzunehmen. Es gab ihnen die Gelegenheit sich um ihre Pferde zu kümmern und Kraft zu schöpfen. Einige prüften ihre Waffen. Doch niemand schien darüber nachdenken zu wollen, dass diese Ruhe sehr trügerisch war und die Uchiha jeden Moment im wortwörtlichen Sinne ums Eck biegen konnten. Vielleicht hofften sie, dass die Uchiha an ihrem Weg vorbeireiten würden und sie hier nicht fanden. Aber Hoffnung war noch nie etwas gewesen, auf das Pein viel gegeben hatte. Nur Minato und seine engsten Vertrauten schien das zu kümmern und sie suchten verzweifelt nach einer Lösung des Problems. Temari hielt sich etwas abseits von ihnen; sie hörte aufmerksam zu, sagte aber nichts. Auch Pein rutschte aus dem Sattel und führte Kriegsstern zum Bach hinüber. Der Boden war weich und federnd unter seinen Stiefeln, die Sonne war warm und der Wasserfall ein angenehmes Rauschen im Hintergrund. Eigentlich war das hier ein sehr idyllischer Ort, aber trotz allem hatte niemand Augen dafür, auch wenn alle so taten, als wären sie auf einem Picknick und hätten nur eine kurze Verschnaufpause eingelegt. Der Talkessel bot außer dem schmalen Eingang keinerlei gute Verteidigungspositionen und an einem paradiesischen Platz zu sterben machte den Tod auch nicht erträglicher. Als Pein gegen einen plötzlichen Felsbrocken trat, blieb er mit einem leisen Schmerzenslaut stehen. Der Stein – groß und dunkel und glatt – war halb in der Erde versunken und von Moos überzogen. Mit gerunzelter Stirn kratzte er mit dem Stiefel Pflanzen und Dreck davon weg. Der Fels schien unnatürlich eckig zu sein und unter den Pflanzen kam ein stark verwitterter Schriftzug zum Vorschein… Pein ließ die Zügel seines Pferdes los und ging in die Hocke, um besser an den Stein heranzukommen, um ihn mit den Fingern zu säubern. Die Schrift war kaum lesbar, aber er erkannte sie dennoch genug, um den Namen darauf lesen zu können: Risara. Ein eiskalter Schauer überfuhr ihn. Es war wie eine Hand, die sich auf seinen Rücken legte, groß und bedrohlich, um ihn zu dem letzten Teil des Puzzles zu leiten, das seine Vermutung untermauerte. Unvermittelt sah er sich damit konfrontiert, dass die Ahnung, die ihn seit einiger Zeit begleitete, wahr zu sein schien. Aber … konnte das denn überhaupt sein? Er hatte niemals auch nur etwas Ähnliches gehört und wie…? Ein kurzer, rascher Blick durch das Tal offenbarte noch weitere ähnlich verborgene Steine, die im Laufe von Jahrzehnten – Jahrhunderten vielleicht, langsam versunken waren. Auf jedem Stein stand ein Name, eingebrannt durch Magie. Dies hier war ein uralter, längst vergessener und verschwundener Friedhof und Pein kannte ihn. Er kannte die Personen, die hier ihre ewige Ruhe gefunden hatten, und er kannte dieses Grab, vor dem er kniete. Er hatte es selbst ausgehoben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)