Verworrene Pfade: Schatten von Hotepneith (Die dritte Staffel) ================================================================================ Kapitel 14: Hochzeitspläne -------------------------- Kein Mitleid für Seine Gnaden, wie ich feststellen darf..:) 14. Hochzeitspläne Kagome verließ das Zimmer des Prinzen, um zu ihrer Mutter zu gehen, da er ja schon wieder zu einer Besprechung gerufen worden war. So nahm sie an, dass auch der Herrscher bereits erneut bei der Arbeit wäre. Ein wenig überrascht drehte sie sich um, als sie ihren Namen auf dem Gang hörte. Sie erkannte die kleine Drachenreiterin des Kronprinzen. „Rin? Hast du Anweisungen Seiner Gnaden für mich?“ „Nein.“ Das Mädchen schien verwirrt: „Ich muss dich etwas fragen. Ich meine, du bist doch mit Seiner Durchlaucht zusammen….“ Kagome wurde feuerrot: „Ich arbeite für ihn.“ Rin überhörte das: „Prinzessin Maja kam zu mir, in den Stall, wo ich die Drachen pflege.“ Das war sehr ungewöhnlich. „Sie sagte zu mir, sie würde Seiner Gnaden gern einen Gefallen tun, eine Freude machen, weil sie ihn sehr mögen würde, aber sie hätte keine Ahnung, wie sie das machen solle. Ich…mir fiel nichts ein. Seine Gnaden ist doch Seine Gnaden. Kannst du ihr vielleicht helfen?“ „Prinzessin Maja? Ach, Mutters Hofdame.“ Kagome schüttelte ein wenig den Kopf: „Na, willkommen in der Stadt der gebrochenen Herzen.“ Rin sah zu ihr auf: „Was meinst du?“ „Ich würde sagen, mindestens die Hälfte aller Dämoninnen und auch so manches Menschenmädchen im Palast ist in den...in Seine Gnaden verliebt. Und unglücklich, weil er nicht reagiert. Aber er hat wohl eben die Richtige noch nicht gefunden.“ „Und wie findet man die Richtige?“ erkundigte sich das kleine Mädchen neugierig. „Äh….Keine Ahnung. Aber das solltest du wirklich ihm selbst überlassen.“ „Ja, natürlich.“ Rin seufzte: „Du meinst also nicht, dass er sie gern hat?“ „Ich wage zu bezweifeln, dass er weiß, dass sie existiert. – Halt dich da raus, Rin, Liebes. Das gibt nur Ärger. Und du willst doch sicher keinen Ärger mit Seiner Gnaden?“ „Nein!“ Die kleine Drachenreiterin hätte lieber sonst etwas auf sich genommen. Für sie war der Kronprinz der Grund, warum jeden Tag die Sonne aufging. „Gut. Ich werde nichts sagen, Kagome, “ erklärte sie dann ernsthaft. „Danke.“ Schade war es schon. Sie hätte Seine Gnaden zu gern glücklich gesehen. „Gern geschehen.“ Als die beiden Prinzen sich zu ihrem Vater setzten – Inuyasha sichtlich neugierig, der Kronprinz bemüht, seine Besorgnis zu verbergen - nickte dieser. „Es handelt sich um etwas Privates, das dennoch das Reich betrifft.“ Sesshoumaru musste an sich halten, um nicht mit der Frage herauszuplatzen, ob die Gefährtin unwahrscheinlicherweise einen Halbdämon erwarte. Nicht etwa, dass er diesbezüglich an seinem verehrten Vater gezweifelt hätte, aber eigentlich hätte er gedacht, dass diese Menschenfrau bereits aus den fruchtbaren Jahren wäre… Zu seiner gewissen Beruhigung fuhr der Inu no Taishou fort: „Zunächst einmal geht es um dich, Inuyasha. Du bist im Moment mit Kagome zusammen, wie ich bemerkt habe. Und ich vermute doch, dass du mich nicht so brüskieren willst, sie sitzen zu lassen.“ „Äh, nein….“ Der Halbdämon wurde etwas rot: „Ich meine, ich mag sie sehr gerne, aber…“ „Aber was?“ kam es unerwartet scharf: „Vergiss bitte nicht, dass sie meine Stieftochter ist!“ Ach du liebe Güte, erkannte der Prinz und beteuerte eilig: „Ich will ja nicht…ich meine, ich habe ihr ja nichts getan!“ Oh, gut, dachte der besorgte Vater beruhigt. Da hatte sich wirklich jemand mehr in der Gewalt als er selbst in diesem Alter: „Würdest du dennoch in Erwägung ziehen, sie zu heiraten?“ Inuyasha schluckte etwas: „Ich…ich habe nicht daran gedacht...ich meine, ich habe sie nicht gefragt….“ Aber natürlich wäre einem Befehl des Herrschers nichts entgegenzusetzen. Er warf einen Hilfe suchenden Blick zu seinem älteren Halbbruder, aber der schien sich fast zu amüsieren. „Wie Ihr wünscht…“ endete er etwas hilflos höfisch-formell. „Gut. Dann werde ich euch das Problem schildern, dass sich aus einer solchen Ehe ergeben würde.“ Der Kronprinz wurde aufmerksam. Probleme? Er hätte gedacht, dass es eigentlich vollkommen gleich wäre, mit wem sein kleiner Bruder ins Bett ging – natürlich, wenn man von der Tatsache absah, dass es sich um die Tochter des Despoina handelte. Der Inu no Taishou erklärte sachlich: „Sesshoumaru ist unverheiratet und kinderlos, du, Inuyasha, bist derzeit also sein Erbe. Du bist stark und beweist langsam auch gewisse Fähigkeiten. Ich denke, du könntest dich im Fall der Fälle als Herrscher durchsetzen. Bist du allerdings mit einer Menschenfrau verheiratet, ist dein möglicher Sohn nur mehr zu einem Viertel ein Dämon. Und kein Dämon der ersten Rangstufe würde sich ihm beugen.“ „Verzeiht“, meinte Inuyasha unbehaglich: „Aber Sesshoumaru sieht mir eigentlich noch ganz gesund aus.“ „Es ist nur eine Möglichkeit“, gab der Angesprochene zu: „Ich denke, unser verehrter Vater ist weise genug, alle Möglichkeiten einzuplanen, die die Zukunft bringen mag.“ Allerdings konnte er sich im Moment nicht vorstellen, worauf das Ganze hinauslaufen sollte. Doch ein Heiratsverbot für Inuyasha? Der Herrscher nickte: „Ich bemühe mich darum. – So lautet meine Entscheidung: Inuyasha darf erst heiraten, wenn du, Sesshoumaru, es bereits bist.“ Er bemerkte, dass ihn beide Söhne anstarrten und fuhr fort: „In Anbetracht der Tatsache, dass Kagome ein Mensch ist, mit einer entsprechend kurzen Lebensspanne, ist es daher wünschenswert, dass dies so rasch wie möglich geschieht.“ „Verehrter Vater….“ Der Kronprinz zwang sich zur Ruhe: „Ich…ich finde, ich habe noch Zeit…“ Der Inu no Taishou hatte in diesem Moment eine Eingebung. Warum eigentlich nicht das familiär Sinnvolle mit Nützlichem verbinden? „Drei Wochen.“ „Wie meint Ihr das?“ Er brachte es kaum heraus. Vater neigte zwar manchmal zu seltsamen Ideen - er musste nur an seine eigene vorgetäuschte Verlobung mit Kagome denken – aber das erschien ihm nun doch ein wenig zu arg. „Ich erwarte in drei Wochen, einundzwanzig Tagen, deinen Vorschlag, welche Dämonenprinzessin oder Dämonin der ersten Rangstufe du zur Frau willst. Hast du dich bis dahin nicht entschieden, werde ich es wohl für dich tun müssen.“ „Wollt Ihr auf diese Art unsere Gegner hervorlocken?“ Das war doch sicher der Hintergedanke. Bestimmt….. Sein Ältester war wirklich nicht dumm, aber…„Ich möchte, dass Inuyasha und Kagome heiraten. Und ich will von dir einen vollblütigen Enkel. Immerhin bist du fast tausend Jahre alt.“ Inuyasha sah sich fast gezwungen, seinem sichtlich bestürzten Halbbruder beizustehen: „Äh…Vater, drei Wochen sind wirklich ein wenig kurz, zumal ja auch noch dieser Akago irgendwo herumschwirrt. Es wäre doch wichtiger, den zu fangen, als dass Sesshoumaru jetzt alle Bezirkshauptstädte abklappert und sich eine Braut sucht.“ „Das war alles.“ Der Herrscher lehnte sich etwas zurück, bemüht, sowohl den deutlichen Zorn seines Ältesten als auch die Verwirrung des Jüngeren zu ignorieren. Ein Enkel wäre doch wirklich nicht schlecht. Und Sesshoumaru sollte sich nicht so haben. In seiner Position wäre es ihm möglich, eine Ehefrau bis auf gewisse nächtliche Besuche zu meiden. Wenn er selbst so zimperlich gewesen wäre, hätte er bis heute keinen vollblütigen Sohn. Er entsann sich nur zu gut seiner eigenen Verlegenheit, als er feststellen musste, dass er zum ersten Mal in seinem Leben mit geschlossenen Augen erduldet, ja, erlitten wurde, aber natürlich hatten weder sie noch er vergessen können, dass er ihren Vater getötet hatte. Ein Grund mehr, ihre anderweitigen Wünsche zu achten. Die Menschen und Dämonen im Palast wichen noch einen Hauch schneller beiseite als gewöhnlich, verneigten sich noch ein wenig tiefer, als der Kronprinz in seine Räume schritt. Irgendetwas lag um ihn, das wie ein kalter Hauch des Todes war. Und was auch immer Seine Gnaden so erzürnt hatte – es war besser, nicht das erste unvorsichtige Opfer zu sein. „Jaken!“ „Euer Gnaden?“ Der Froschdämon brachte es fast nicht heraus, zu vertraut mit den Stimmungen seines Gebieters. „Ich will ungestört sein.“ „Ja.“ Was vermutlich auch lebenserhaltender für alle anderen war. Das letzte Mal, als er Seine Gnaden in dieser Laune gesehen hatte, hatte ihm der Herrscher gerade seine Verbindung mit Izayoi mitgeteilt. Und ein unvorsichtiger Krieger, der ihm dazu gratulieren wollte, war in allen vier Ecken des Raumes gleichzeitig gelandet. Was war nur geschehen? In seinem Arbeitszimmer trat Sesshoumaru an das Fenster. Was um aller Himmel Willen war denn in Vater gefahren? Nicht, dass ihm nicht klar gewesen wäre, dass es seine Pflicht war, eines Tages zu heiraten – aber in drei Wochen? Was sollte das? Aber Vater hatte es gesagt – und wenn er an seiner Statt darüber entscheiden würde, war das ein Befehl, dem er sich nur beugen könnte. Warum diese Eile? Steckte da etwa Kagomes Mutter dahinter? Hatte die Vater überredet, dass ihre Tochter verheiratet würde, weil sie angenommen hatte, Inuyasha habe sich sowieso bereits sein Vergnügen geholt? Oder war das doch eine Falle für Akago? Warum hatte Vater das nicht offen zugegeben? Wegen Inuyasha? Sein Halbbruder war loyal, das war klar, aber leider auch ein wenig impulsiv. Er hätte das vermutlich zumindest gegenüber Kagome und den anderen Dämonenjägern ausgeplaudert. Und dabei bestand natürlich die Möglichkeit, dass das die Hölleninsekten mitbekamen. Hm. War es das? So oder so musste er gut nachdenken. Sehr gut. Inuyasha wartete auf Kagome: „Wo warst du denn?“ „Bei Mama.“ Sie setzte sich: „Aber da dein…der Herrscher zu ihr kam, ging ich natürlich wieder. Was war denn? Wieder etwas wegen einer Verschwörung?“ „Nein. Wegen uns….“ Sie wurde rot: „Ich dachte, er wäre damit einverstanden, dass wir…befreundet sind….“ „Es geht mehr um Vorsorge.“ Er starrte verlegen zu Boden: „Er meinte, ob es möglich wäre, dass ich…dass wir heiraten.“ Sie holte tief Atem und so fuhr er eilig fort: „Nein, kein Befehl, oder so. Ich sagte auch, dass wir das nicht beabsichtigen oder darüber gesprochen haben…“ Warum fühlte sie sich enttäuscht? „Aber?“ „Er meinte, im Fall der Fälle…Na ja, Sesshoumaru sei bislang ohne Erben, außer mir, aber wenn ich dich heiraten würde und einen Sohn bekäme, wäre der ja zu zwei Dritteln ein Mensch und kein Dämon würde ihn als Herrscher anerkennen...“ Sie musste nachdenken, ehe sie mitbekam, wo das Problem liegen könnte: „Das heißt, er würde eine Ehe verbieten?“ „Nein, oder ja. Solange, bis Sesshoumaru verheiratet sei. Und er ließ dem genau drei Wochen Zeit, sich eine Braut zu suchen.“ „Da findet er sicher zehn“, entfuhr es ihr. Er sah sie verwundert an: „Wovon redest du?“ „Sag bloß, du weißt nicht, dass Seine Gnaden die Herzen der meisten im Palast höher schlagen lässt, gleich ob Mensch oder Dämon.“ „Na ja…nein, das ist mir ehrlich gesagt noch nie aufgefallen….“ Er stellte sich in romantischen Dingen wirklich schrecklich untalentiert an. „Vorher kam sogar Rin zu mir…“ „Sag nicht, dass sie was von Sesshoumaru will. Sie ist doch ein Kind.“ „Ja, schon. Aber Maja, Mutters Hofdame, war anscheinend bei ihr und hat sie gefragt, was deinem Halbbruder Freude machen könnte. Ich würde mal sagen, Prinzessin Maja ist auch in ihn verliebt.“ „Warum nur? Er ist ja wohl nicht gerade das Musterbild eines netten Kerls…“ „Vielleicht darum. Ich weiß es nicht.“ So weit käme es noch, dass sie ihn aufklärte, warum der Kronprinz auf Frauen wirkte. „Ist das bei mir etwa auch so?“ Inuyasha! Aber das dachte sie nur. Was sollte sie darauf antworten? Er zuckte allerdings bereits die Schultern: „Schon klar. Ich bin nur die Nummer Zwei der Thronfolge und auch noch nur ein halber Dämon. Nur halb so interessant.“ Sie hörte die Sehnsucht nach Anerkennung und plötzlich tat er ihr Leid: „Nun, für mich bist du weitaus interessanter.“ Das war nicht gelogen. „Das ist …nett. Kagome….“ „Ja?“ „Sag deinen Befehl.“ „Küss mich.“ Der Inu no Taishou lehnte an der Wand und sah der Menschenfrau zu, die sich gerade einen Tee zubereitet hatte, nun ihn eingoss. Er selbst mochte keinen, aber er hatte schon Izayoi gern bei dieser Verrichtung zugesehen. So ernst, so elegant, wie sie das machten… Er hatte ihr gerade von seiner Entscheidung bezüglich der Heiraten seiner Söhne erzählt. Sie hatte nichts dazu gesagt, bislang. „Wäre es dir nicht recht, wenn Kagome Inuyasha heiratet?“ hakte er daher nach. Sie wurde unwillkürlich etwas rot. Die Heirat mit einem der beiden Prinzen war vermutlich der Mädchentraum sehr vieler, gleich ob Mensch oder Dämon. Überdies fiel eine Ablehnung unter Herrscherbeleidigung. Aber das sollte er wissen. So antwortete sie auf die ungestellte Frage: „Ich weiß, dass sie ihn sehr gern hat. Und ich glaube, auch Seine Durchlaucht wäre damit zufrieden. – Meine Bedenken gelten Seiner Gnaden.“ „Ich wage zu bezweifeln, dass er innerhalb von drei Wochen keine willige Braut findet.“ „Das sicher. Erst heute…“ „Erst heute?“ „Oh. Ich sollte wohl nicht darüber sprechen…..“ „Du hast es bereits getan.“ „Prinzessin Maja, meine Hofdame…“ Das hörte sich in ihren Ohren noch immer so eigenartig an: „Erzählte mir heute, dass sie Seine Gnaden…nun, sehr gern sehe.“ „Maja? Das freut mich. Ich hatte gehofft, dass der Umgang mit dir diesem schüchternen Häschen gut täte.“ Häschen? Ach ja, eine Hasendämonin, entsann sie sich. „Verzeiht – eine unglückliche Liebe?“ „Ich meinte damit, dass sie dir das erzählte. Ich kann Sesshoumaru ja einmal auf sie aufmerksam machen. Von wem weißt du es sonst noch?“ „Wissen von niemandem. Aber, wenn ich die Blicke der Mädchen richtig interpretiere….viele. Nun ja, “ ergänzte sie ehrlich: „Sie würden sich auch nicht beklagen, wenn Inu…Seine Durchlaucht sich für sie interessieren würde…oder Ihr selbst.“ „Macht macht attraktiv, ja.“ Das klang ein wenig bitter: „Es gibt nur wenige Frauen, die mich selbst sahen oder sehen können.“ Leider war auch Cinnamon unter diesen wenigen – und deren Zuneigung hatte er nie erwidern können, zu seinem größten Bedauern. „Verzeih. Das muss für dich hart geklungen haben.“ „Ich weiß, was Ihr meint“, sagte sie ehrlich: „Ich hatte zuerst ja Angst vor Eurer Macht.“ „Nicht vor mir?“ „Nein.“ „Wirklich nicht?“ Er zeigte im Lächeln betont seine Fangzähne. Er war schließlich ein Dämon. „Nein, davor nicht.“ Sie wusste, dass er erkennen konnte, wann sie log, und fuhr ein wenig verlegen fort: „Dämon oder nicht….Ich fand Euch recht gut aussehend. Aber eben der Herrscher…“ „Das klingt schmeichelhaft. – Nun gut. Ich werde mich jetzt allerdings um diese Verschwörung kümmern müssen. Und weniger um mein Privatleben oder das meiner Söhne.“ „Aber in drei Wochen…?“ „In drei Wochen werde ich weitersehen.“ Er wollte nicht einmal ihr sagen, dass er doch schwer annahm, Sesshoumaru würde die Lösung der Zwickmühle finden – und mithelfen, diesen Akago anzulocken. Der Kronprinz begab sich unterdessen zu den Unterkünften der Krieger. Ein Haus war für die Amazonen geräumt worden. Ihm war klar, dass es gegen die Regel der kriegerischen Frauen verstoßen hätte, einen Mann in ihren Räumen zu dulden und blieb vor der Wachhabenden stehen, die sich höflich verneigte. „Ich wünsche Betei und Thaleia zu sprechen.“ „Sehr wohl, Euer Gnaden.“ Die Amazone ließ durch nichts erkennen, dass sie zum einen verwundert war, zum zweiten die Rücksicht zu schätzen wusste, als sie sich umdrehte und im Haus verschwand. Nur kurz darauf kamen die Ratsführerin und die wohl beste Kämpferin der Amazonen und verneigten sich. „Euer Gnaden….?“ In Beteis Stimme lag eine gewisse Überraschung. „Ich habe einen Sonderauftrag für Thaleia. Und du als Ratsführerin der Amazonen solltest davon wissen, um, sagen wir, negative Folgen für sie zu verhindern.“ Die beiden Frauen warfen sich einen raschen Blick zu, ehe Betei sagte: „Wir schworen dem Herrscher und Euer Gnaden Treue. Ich bitte Euch jedoch, daran zu denken, dass Amazonen gewisse Regeln haben….“ „Dessen bin ich mir bewusst.“ Sesshoumaru musterte die Kriegerinnen: „Darum sagte ich auch, ein Sonderauftrag – kein Befehl. Ich gebe ihr die Möglichkeit abzulehnen. Komm, Thaleia. Und was immer du später Betei sagst oder nicht, ist deine Angelegenheit.“ „Danke, Euer Gnaden.“ Was sollte sie schon antworten? Das klang recht geheimnisvoll, aber auch schwierig. So folgte sie dem Kronprinzen in den Privatgarten. Nur Mitglieder der Herrscherfamilie durften sich dort aufhalten. Also würde niemand ihnen zuhören können. Sie bemerkte, wie gründlich sich Sesshoumaru umsah, anscheinend noch etwas überprüfte, aber sie blieb schweigend stehen. „Wenn du große Insekten siehst, hüte deine Zunge“, sagte er: „Es sind Spione der Verschwörung.“ „Ja, Euer Gnaden.“ Er wäre bestimmt nicht verpflichtet gewesen, ihr das zu erklären. „Dein Auftrag, Thaleia: ich will, dass du dich gegenüber jedem als meine Braut ausgibst.“ Sie starrte ihn an, zu fassungslos, um an höfische Regeln zu denken. So fuhr er fort: „Auch gegenüber dem Herrscher. – Ich bin mir bewusst, dass Amazonen eigene Sitten haben.“ „Eben.“ Sie rang etwas nach Atem. Einen Heiratsantrag des Kronprinzen abzuschlagen fiel sicher unter Beleidigung und war tödlich. Aber er hatte zuvor doch gesagt, sie könne ablehnen. Vielleicht sollte sie es erklären: „Amazonen schwören, dass sie sich niemals einem Mann unterwerfen werden….“ „Ich sagte, als meine Braut ausgeben.“ Sie versuchte, zu verstehen: „Es ist nur ein…Spiel, um die Verschwörer zu täuschen?“ „Ja.“ „Ich danke für Euer Vertrauen Darum auch…Betei?“ Natürlich. Wenn die Ratsvorsitzende Bescheid wusste, dass es sich nur um Theater handelte, würden ihre Kriegsschwestern ihr keinen Verrat der Prinzipien vorwerfen können. „Es ist natürlich für mich eine sehr zwiespältige Lage, Euer Gnaden. Aber ich werde es unter einer Bedingung tun.“ „Nun?“ Sie sah zu ihm auf, tapfer genug, in die so kalten Augen zu blicken, als sie langsam meinte: „Wenn diese Verschwörung beseitigt ist, fordere ich als Dank von Euch, dass Ihr mir eine Nacht lang Vergnügen bereitet, ohne jedoch meine Ehre anzutasten.“ Sesshoumaru starrte sie für einen Moment überrascht an, ehe ihm einfiel, dass Gerüchte besagten, die Kriegsschwestern würden schon wissen, wie sie ohne Männer auskommen würden. Vielleicht wollte sie einfach einmal eine Vergleichsmöglichkeit haben. Und sie war durchaus attraktiv: „Einverstanden“, antwortete er ohne Widerwillen und sah überrascht, dass sie lächelnd den Kopf schüttelte. „Danke, Euer Gnaden, aber das ist nicht nötig.“, meinte sie: „Euer Anliegen bedeutet einen erheblichen Bruch unserer Prinzipien. Hättet Ihr Euch geweigert, dafür einen Ausgleich zu schaffen, hätte ich abgelehnt. Kronprinz hin oder her – ich will meinen Ruf für keinen unwürdigen Mann aufs Spiel setzen.“ Sie neigte den Kopf. Das war dreist gewesen und wenn er sie nun dafür bestrafen wollte, wäre es sein Recht. Mutig war sie, und stolz auch. Es gab im gesamten Reich sicher keine andere Frau, die das gewagt hätte, und wohl auch keinen Mann. Er fand, seine Wahl war nicht schlecht gewesen. „Geh zu Betei. Was du ihr sagst, überlasse ich dir.“ „Danke, Euer Gnaden.“ Thaleia ließ offen, ob es sich auf die Verabschiedung oder sein Entgegenkommen bezog, als sie sich verneigte und er allein blieb.. ********************************** Gut, Seine Gnaden hat sich eine schöne, kluge und tapfere Braut gesucht, die garantiert nichts von ihm will. Ob das Papa meinte? Im nächsten Kapitel erweist es sich als gut, wenn wenigstens die Menschen das tun, was nützlich ist und ermitteln. Seine Durchlaucht hat dagegen eine Erkenntnis in Punkto Liebe… bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)