22+1 Tage von angeljaehyo (Und wenn schon.) ================================================================================ Kapitel 2: 24 Tage ------------------ 24 Tage vor Ls und Raitos Tod Freiheit. Raito streckte sich und sog die frische Luft, die ihn umgab, ein. Das hatte er wirklich vermisst. Er sah sich in der Fußgängerzone um, ein kalter Wind wehte, aber die Sonne ließ ihre letzten Strahlen hell auf die Erde hinunter, bevor es wieder Winter wurde. Obwohl er das Death Note noch nicht ausgegraben hatte, war Ryuk schon neben ihm. Sowieso hatte er Raito die ganze Zeit während seiner Gefangenschaft und der Zeit, als der Student an den Detektiven gekettet war, beobachtet. Ryuk mochte Menschen und beobachtete sie eben gerne. Er war intelligent und kannte Raito gut. Sehr gut. Er war so durchschaubar. Und deswegen wusste Ryuk, dass die frische Luft so ziemlich das Einzige gewesen war, das Raito die letzten Wochen und Monate über vermisst hatte. Denn eigentlich hatte es dem Brunetten anscheinend an Ls Seite ganz gut gefallen. Was er natürlich nie zugeben würde. Der Shinigami flog hinter Raito her, hing seinen Gedanken nach und lachte. "Was ist?", wisperte Raito genervt in seinen Mantelkragen. "Kyuh kyuh kyuh... du magst ihn so sehr, Raito, nicht?" ~~~~~ "Hallo, okasan, ich bin da!" Raito war zu seiner Familie zu Besuch gekommen und aß nach stürmischen Begrüßungsworten seitens Mutter und Schwester auch dort. Die Scheingeschichte, warum er in letzten Zeit nicht zu Hause gewesen war, hielten Vater und Sohn erfolgreich aufrecht und die Frauen des Hauses waren nun stolz, dass der schon so erwachsene Sohn nun eine eigene Wohnung bezogen hatte. Nach dem Essen zog Raito sich in sein Zimmer zurück, denn der Todesgott wollte unbedingt mit ihm reden. "Also, was meinst du damit?" Genervt setzte sich Raito auf den Stuhl an seinem Schreibtisch und schauderte ob der Vertrautheit, die diese Szenerie annahm, als Ryuk sich in seltsamer Position mit einem Apfel auf dem Bett niederließ. "Was ich damit meine?" Der Shinigami grinste spöttisch. "Ich meine, dass du es nicht über dich bringen wirst, deinen kleinen Genie-Kumpel umzubringen. Du hast einen Narren an ihm gefressen." Raito überspielte seinen ungefassten Gesichtsausdruck mit einem Knurren. "Das ist nicht wahr", meinte er überheblich. "Doch, Kira. Du bist nicht dumm. Du weißt es." Ryuk tat so, als würde er überlegen. "Nicht Kira... ich nenne dich besser Raito, oder?" Raito antwortete nicht. Viel zu sehr beschäftigte ihn gerade die Vorstellung einer Welt ohne seinen größten Feind, ohne seinen besten Freund. ~~~~~ 24 Tage vor Ls und Raitos Tod Freiheit. Rot zeichneten sich die Hautreizungen an Lawliets rechtem Handgelenk ab, die sich über die Zeit, als er mit Raito durch die Handschellen verbunden war, gebildet hatten. Er hatte sowieso eine sehr empfindliche Haut. Er hatte von dieser Zeit kein bisschen profitieren können, nichts war herausgekommen, nur diese blöden roten Streifen waren noch da. In diesem Moment betrat Watari den Raum, brachte die Salbe für Ls Handgelenk mit und sah besorgt aus. "Ryuuzaki", sagte er vorsichtig, als er die weiße Masse sanft auf die blasse Haut des Detektiven auftrug. "Ich habe eine Befürchtung... nein, eine Gewissheit, die ich Ihnen erzählen muss." Milde erstaunt wegen dem Grabestonfall des ansonsten so objektiven Butlers und Mentors sah L auf. "Ja?" "Yagami Raitos Augen... sie... sind so verändert. Schon wieder. Ich glaube, der Junge ist wirklich Kira, obwohl ich den Glauben daran in den letzten paar Wochen verloren hatte." Zögernd sah der alte Mann in das nun finstere Gesicht seines Zöglings. Und stellte die Frage. "Werden Sie in der Lage dazu sein, ihn der Todesstrafe zu überlassen, wenn es soweit ist?" Mit der Geschwindigkeit einer angreifenden Schlange zog er seinen Arm aus dem sanften Griff des alten Mannes und drehte sein Gesicht vor Scham und Frustration weg. Der Ausdruck des Mannes, der zeitlebens wie ein Vater für ihn gewesen war, war allerdings verständnisvoll. "Ich bringe Ihnen noch einen Tee", meinte er nur und verließ den Raum. Gedankenverloren strich Lawliet über die nun schmierige Stelle auf seinem Unterarm. Von wegen. Ryuuzaki hatte von der Zeit, in der er an den Studenten gekettet war, profitiert. Zumindest seine menschliche Seite hatte dies, nicht allerdings der Detektiv. Dieser musste nämlich schmerzlich feststellen, dass es nicht nur die Handschellen gewesen waren, die Yagami Raito und L Lawliet miteinander verbunden hatten. Es war Hass, Freundschaft, Abscheu und Zuneigung gewesen. Die süchtigmachende Rivalität. ~~~~~ Die Pfanne zischte, als Raito den Teig in das heiße Fett goss und ihn schnell mit einigen Schwenkern über die ganze heiße Fläche ausbreitete. Der Geruch von frischen Crepes zog ein Bündel aus weißem und blauen Stoff und zerzausten Haaren in die Küche. L setzte sich auf einen Stuhl und sah durch die dicken Strähnen seines rabenschwarzen Haares zu, wie Raito aufpasste, dass nichts anbrannte. Er sah so völlig normal aus, aber der Detektiv wusste schon immer, dass der Jüngere mindestens fünf Oscars für seine Schauspielkunst verdient hätte. Und trotzdem... L hatte heute in den Spiegel geschaut. Seine Augenringe waren noch tiefer und dunkler geworden, sein Haar unordentlicher, sein Gesichtsmuskeln nicht mehr völlig unter Kontrolle, sondern seine Verwirrung widerspiegelnd. Was Raito aufgefallen war. Ls Körperhaltung würde bei anderen Menschen von Schwäche zeugen, Introvertiertheit, Angst vor sozialen Interaktionen. Natürlich stimmte das alles bei L schon... Doch normalerweise hatte dies alles eine Aura von Stärke und Überlegenheit überlagert, unerschütterliches Selbstvertrauen und Stolz hatte man aus seinen Augen lesen können. Doch heute war alles anders. Der Blick, der Raito immer traf, sah fast flehend aus. Unwissend. Angespannt und unsicher. "Raito-kun... ich würde gerne etwas warmes essen...", hatte er, kurz nachdem das Ermittlungsteam aufgegeben hatte, leise gesagt. Seitdem stand Raito nun in der Küche. Und kochte für ein hilfloses, verlorenes Kind. Denn Raito wusste, warum er sich ins Death Note eingetragen hatte. Wusste es, wenn er den anderen ansah, wusste es, wenn der andere sprach, wusste es, wenn der andere so starr in die Luft sah wie jetzt. Und L wusste es nicht. Hatte gehandelt, weil ihm sein Instinkt es so gesagt hatte. Wie immer. Er konnte sich selbst nicht verstehen. Weil er ein Mensch war. Raito stellte einen Teller voll von den dünnen Pfannkuchen und Ls Lieblingssauce vor diesen auf den Tisch, und Ryuuzaki erwachte plötzlich aus seiner Trance. "Raito-kun? Bevor ich... bevor wir sterben... Sag, meinst du, ich habe etwas im Leben verpasst? Etwas, das dich so gefasst erscheinen lässt? Ich wusste immer, dass mir was fehlt... Kannst du mir sagen, was?" Gedankenverloren berührte Raito kurz die blasse Wange des anderen und sagte nur leise: "Iss. Guten Appetit." Dann ging er ins Wohnzimmer und ließ das Kind mit seinen Süßigkeiten sitzen. A/N Irgendwie steht vieles offen. Raitos und Ls Beweggründe zum Beispiel. Ich werde noch etwas dazu schreiben, doch... ich möchte gerne Interpretationsraum offen lassen. Und irgendwie kommt's mir so gefühlsarm vor... Ich bin leicht unzufrieden. Leicht. Vielleicht liegt's an meiner Tagesstimmung. Aber wie immer steh ich 100%ig hinter dem, was ich hier so hochstelle. Ist vielleicht mal wieder ein bisschen anders als meine anderen Sachen... Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. (: (Ich sollte öfters Ryuk schreiben, den würd ich wenigstens nie OoC schreiben... :D So wie L manchmal, gell? :D) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)