One litre of Tears von Ikeuchi_Aya (~100 fanfiction challenge~) ================================================================================ 009. Months ----------- 009. Months Eigentlich fehlte es Aya an nichts. Seit sie vor einiger Zeit ihr Abschlusszeugnis erhalten hatte, kümmerte sich ihre Familie vollends um sie. Zwar musste sie aus ihrem früheren Zimmer, welches sie sich mit Ako geteilt hatte, ausziehen, doch waren ihre Eltern sehr bemüht gewesen, um das neue Zimmer für sie gemütlich zu gestalten, so dass sich ihre Tochter auch hier heimisch fühlen konnte. Ein eigenes Zimmer... das war sicher etwas, was sich fast jedes Geschwisterkind wünschte, und nun mehr für sie also endlich wahr wurde. Natürlich hatte sie sich bei der Einweihung bedankt und sich auch ehrlich darüber gefreut, aber dennoch konnte Aya den Gedanken nicht unterdrücken, dass sie lieber weiterhin das Zimmer mit ihrer Schwester geteilt hätte. Es war einfach ein ungewohntes Gefühl, nun mehr die Zeit alleine in einem Raum zu verbringen, wenn man es doch sonst anders kannte. Denn auch an der Kasumi Schule für Körperbehinderte hatte sie eine Zimmergenossin gehabt. Oikawa Asumi war nicht nur ihr Senpai, sondern auch eine sehr gute Freundin für Aya gewesen. Obwohl sich Ayas Leben vor knapp drei Jahren mit der Aufnahme an der Kasumi High grundlegend geändert hatte, waren ihr dennoch die alten Freunde aus den Higashikou Zeiten geblieben. Nach ihren Abschlussprüfungen hatte ihre Mutter vorgeschlagen, doch eine Art Wiedersehenstreffen daheim zu veranstalten. Immerhin wären Mari und die anderen nun mehr auch aus der Schule entlassen und würden sich sicherlich freuen, dies mit Aya zusammen feiern zu können. Tatsächlich hatte jeder von ihnen die Oberschule erfolgreich abgeschlossen und als das Treffen mit Ayas Freunden stattfand, waren inzwischen sogar schon die ersten beiden Collegewochen verflogen. Mari, Saki und Keita durften sich mit Stolz Studentin beziehungsweise Student und Kouhei... hatte als einziger die Aufnahmeprüfungen verpatzt und musste nun eine Extrarunde drehen und es im neuen Semester noch einmal versuchen. Asou-kun hatte leider keine Zeit gefunden, dem Treffen beizuwohnen und die Fünf grübelten, wo er wohl abgeblieben war? Aya empfand wirklich Freude, dass ihre Freunde, jeder für sich seinen Weg zu gehen schien, einen Pfad gefunden hatte, den er bestreiten wollte nur... wo war ihr eigener? Wo war Ayas Weg im Leben? Für die Zukunft? „Aya, Mittagessen ist fertig!“ Ihre Mutter steckte den Kopf durch die Tür und lächelte. Schwach dieses mit einem Nicken erwidernd, ließ sich Aya nun mehr von Shioka beim Aufstehen helfen, um gemeinsam Schritt für Schritt in das Ess- und Wohnzimmer zu gehen, wo sich bereits der Rest der Familie eingefunden hatte und auf sie wartete. „Heute gibt es ein kleines Festessen, weil Ayas Untersuchungsergebnisse so gut ausfielen!“, erklärte ihre Mutter freudig und setzte sich nun ebenso an den Tisch. „Können wir uns das denn leisten?“, fragte Ako leicht stirnrunzelnd und kassierte dabei von ihrem Vater sogleich eine verbale Kopfnuss: „Natürlich können wir! Wenn es einen Grund zum Feiern gibt, muss man feiern!“ Dabei war dies Ayas Meinung nach gar nicht nötig gewesen! Wie auch so viele andere Dinge... Sie wollte gewiss nicht undankbar sein, aber... ab und an wäre es ihr lieber, wenn sich ihre Eltern nicht so viel Mühe gäben. Denn je öfter sie solche Kleinigkeiten feierten, desto mehr wurde Aya bewusst, wie viel Zeit bereits vergangen war. Zeit, die sie nicht zurückdrehen konnte und auch nie wieder außerhalb ihrer Träume erleben würde. Aber selbst in diesen hatte sich die Realität nun mehr eingestellt. Es war nicht mehr so, dass sie in ihren Träumen rannte, Basketball spielte oder die fröhlichen Schultage aufleben ließ. Inzwischen sah sie sich auch dort in einem Rollstuhl sitzen, aber dennoch das Leben genießen. Aya hoffte, dass sie dies wirklich können würde... zu genießen. Fast schon wie eine Meute ausgehungerter Tiere stürzten sich die anderen auf die liebevoll zubereiteten Köstlichkeiten Shiokas. Die Kochkünste von ihrer Mutter und Mizuos Frau waren eben nicht zu verachten! Vorsichtig und bedacht nahm sich Aya ein bisschen hiervon und davon und begann daraufhin langsam mit dem Löffel zu essen. Sie hatte den Hang, sich leicht zu verschlucken, also musste sie besonders gut aufpassen. „Hey Aya-nee, ich habe vor kurzem Asou-san getroffen“, warf Ako mit einem Mal ein, „Er studiert tatsächlich Medizin, kannst du das glauben?“ Verwundert dreinblickend, sagte dies als Antwort wohl genug aus, so dass Ako fortfuhr: „Er meinte zwar, dass es ganz schön knifflig wäre, aber ich denke, dass er es packen wird!“ Asou-kun... studierte Medizin? Das hätte Aya wirklich nicht gedacht! Wie lange... war es nun schon her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten? Ein Jahr? Oder... beinahe zwei? … Es schien ihm gut zu gehen. Das war das wichtigste. „Ne Aya-nee, was hältst du davon, wenn wir ihn zu uns einladen? In einem Monat sind doch Semesterferien, glaub ich? Und das letzte Mal hatte er ja wohl keine Zeit, als Sugiura-san und die anderen hier waren!“ Die gesamte Familie blickte Ako überrascht an. „A-Also...“ Shioka wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Es lag nicht daran, dass sich die Familie schlecht mit Asou Haruto verstand, jedoch hatte sie mitbekommen, dass ihre älteste Tochter seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm pflegte und so war sie sich nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, die beiden miteinander zu konfrontieren? Sie sah nachdenklich zu Aya, welche allerdings nach längerem Überlegen lächelte und nickte. War es egoistisch? Sie war damals diejenige gewesen, die es für besser gefunden hatte, den Kontakt zu kappen. Asou-kun jedoch war es, der sie nach ein paar Wochen Funkstille in der Schule aufgesucht hatte und... ihr offenbarte wie er ihr gegenüber fühlte. Sie hatte ihm zu dem Zeitpunkt keine rechte Antwort geben können... nur ein aufrichtiges „Danke“... Selbst wenn es also egoistisch war... sie wollte ihn wiedersehen! Unbedingt! Ein klein wenig schien Ayas Herz in die Höhe zu hüpfen und sie erinnerte sich daran, wie aufgeregt es auch damals geschlagen hatte, als er sich mit ihr verabredete. Der Tag, den sie mit ihm im Aquarium verbracht hatte, war einer der schönsten ihres Lebens... wenn auch mit weniger schönem Ende. „Gut, wenn Aya es so möchte, dann ist er natürlich sehr gerne willkommen, nicht?“, stubste Shioka ihren Mann an, welcher immer noch etwas überrumpelt mit einem Lächeln zustimmte. Die Familie widmete sich daraufhin wieder dem Mittagessen zu, während Aya allerdings noch eine kleine Weile ihren Gedanken nachhing. Ein Monat... dann würde sie ihn wiedersehen. Nur noch... ein Monat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)