One litre of Tears von Ikeuchi_Aya (~100 fanfiction challenge~) ================================================================================ 017. Brown ---------- Aya war auf dem Heimweg von der Schule, welcher sie durch den örtlichen Park führte. Wie immer zu dieser Zeit war er nur spärlich mit Fußgängern besiedelt. Sie sah sich um, genoss die Ruhe, welche von hier ausging. War es nicht seltsam, dass es in der Großstadt immer wieder solche Erholungsoasen gab? Sie hatte schon oft gehört, dass Touristen besonders dieser extreme Gegensatz überraschte. Genau das war es aber, was Aya selbst so sehr an ihre Heimat mochte. Die Verbundenheit zwischen den Extremen. Auf der einen Seite lebten sie modern mit der neusten Technik, aber auf der anderen Seite waren sie immer noch an ihren Traditionen und Werte gebunden. Viele Schüler in ihrem Alter interessierten sich nicht dafür und verdrehten die Augen, wenn ihre Eltern sich auf irgendwelche Riten beriefen. Sie hingegen war damit großgeworden und beschwerte sich nicht. Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte sie wieder vor sich und hielt dann einen kurzen Moment inne, als sie etwas vor sich sah, dass an Niedlichkeit nicht zu übertreffen war. "Eh?" Sie eilte zu dem kleinen jaulenden Wesen und kniete sich nieder. Über das kurze borstige Fell streichelnd, beobachtete sie, wie der Hundewelpe an einem Grashalm knabberte. Ein Shiba. "Was ist los? Hast du dich verlaufen?" Doch bevor sie sich zu sehr in den Kleinen vernarren konnte, rannt dieser bereits wieder davon. "Wo willst du hin?" Aya eilte hinterher, um die nächste Ecke und hatte da noch eine ganz andere Begegnung mit jemanden, den sie hier nicht vermutet hätte... Asou Haruto reckte sich von seinem Liegeplatz auf einer Bank, als das Hündchen neben ihn halt machte. "Asou-kun?" Verwundert aufsehen, blickte er zu dem Tier, dann wieder zu seiner Klassenkameradin. "Asou-kun/Ikeuchi, ist das deiner?" So wie sie daraufhin schwiegen, war klar, dass der Hund nicht zu ihnen gehörte. "Scheint, als wäre er wirklich verloren gegangen."  "Nein, er wurde ausgesetzt. Er trägt keine Marke", korrigierte Asou nach genauerem Hinsehen. "Oh..." Aya begann den Fratz wieder zu streicheln, welcher jaulend den nächsten Grashalm zu fressen drohte. Er hatte wohl Hunger? Auch Asou schien sich dies zu denken und griff neben sich, die weiße Plastiktüte hervorziehend, in der sich etwas Brot befand. Nicht die beste Option, aber der Kleine hungerte. Misstrauisch leckte der Welpe an dem Brotstück, dass ihm der Junge hingeworfen hatte. "Komm schon, iss. Wir haben immer zusammengegessen." "Wie meinst du das?", sah Aya fragend auf. "Man sagt, dass Hunde und Menschen vor 50.000 Jahren begonnen haben miteinander zu leben", erklärte Asou, "Damals, als die Menschen jagten, haben die Hunde bei Gefahr gefährlicher Tiere angeschlagen. Sie konnten sich ausruhen, weil sie beschützt wurden. Im Austausch dafür haben sie die Hunde gefüttert. So begannen sie zusammen zu leben, sich zu vertrauen." "Verstehe." Aya nickte, blickte verstohlen zu ihrem Klassenkameraden auf und musste ein wenig lächeln. Eigentlich war er gar nicht so unnahbar, wie man meinte... Er schien sich um Tiere zu sorgen, sich um sie zu kümmern. So jemand konnte kein schlechtes Herz haben. "Ihr ähnelt euch." "Eh?" Komplett aus dem Konzept gerissen, verstand Aya nicht ganz, worum es ging. Asou verzog keine Miene, sah zwar die ganze Zeit zu dem kleinen Hund, musste dann aber doch auch wieder zu Aya schauen. "Die Haare." "Eh?" Nun noch verwirrter, fasste sich Aya automatisch an diese. "Ihr habt dasselbe Braun." "W-Wie?" Die Augenbrauen zusammenziehend, fragte sich das Mädchen, ob sie gerade richtig gehört hatte und wenn ja, ob Asou Haruto eine Farbschwäche hatte? Wo ähnelten sie sich denn? Der kleine Shiba hatte einen hellbraunen Ton, während ihre eigenen Haare weitaus dunkler waren. Da war überhaupt nichts ähnliches. "Vergiss es", murmelte ihr Gegenüber daraufhin und erhob sich von seinem Platz, um aufzubrechen. Zuvor aber trennte er noch etwas von dem mitgebrachten Brot ab und gab es dem Hündchen. Ihm und Aya den Rücken zuwendend, klappte er mit dem Fuß den Ständer des Rads zurück und schob es an. "Bis dann." "Asou-kun", rief Aya daraufhin, ebenso aufspringend, dann aber leicht zögernd, "Bist du... morgen auch wieder hier?" "Vielleicht." Er ging weiter, drehte sich nicht noch einmal um. Das war auch gut so, denn ansonsten hätte sie mitbekommen, dass er etwas aus der Bahn geraten war. Natürlich hatte er nicht ihre Haarfarbe gemeint... eher... die Anspruchslosigkeit. Dem kleinen Hund war es egal, was er bekam - er war dankbar für jeden Bissen. Und Aya... verlangte ebenfalls nicht viel. Als Klassensprecherin nahm sie diese Aufgabe ernst und versuchte ihren Mitschülern noch so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Doch wenn die beiden noch etwas verband... dann war es die Tatsache, dass sie beide Sanftmütigkeit zeigen konnten. Das war allerdings etwas, was er ihr so auf keinen Fall hätte sagen können. Wie hätte das ausgesehen? Da sollte sie lieber im Glauben bleiben, dass er an einer Farbschwäche oder ähnliches litt. Das war okay. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)