I'd come for you von Lichthexe_Rika (Bones - Die Knochenjägerin) ================================================================================ Kapitel 6: Die Hummel --------------------- Kapitel 6 – Die Hummel „Sieht ziemlich durchweicht aus oder?“, meinte Jack und konnte sich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen. Er saß an dem kleinen Tisch in Zacks Zimmer der Einrichtung. Diesmal hatten sie ihn auf das Zimmer gehen lassen und seinen besten Freund nicht in den Raum gehört, der ihn stark an die Verhörräume im FBI-Quartier erinnerte. Eine leicht leise brummende Hummel flog schwerfällig durch den Raum, ließ die beiden Doktoren aber in Ruhe. Sein Gegenüber sah langsam von den Fotos der Frauenleiche auf und hinüber zu dem Entomologen. Sein Blick war typisch, irgendwie ein wenig entrückt und kühl aber nicht gänzlich emotionslos. „Dr. Brennan mag es nicht, wenn man menschliche Überreste so bezeichnet.“, antwortete er und hatte dabei diesen regelkundigen Ton drauf, den Jack vor allem dann zu hören bekommen hatte, wenn besagte Anthropologin nicht da war. Der Lockenkopf legte den Kopf schief und sah Zack an als wäre er von vielen Geistern verlassen worden: „Erstens ist sie nicht hier und zweitens mag sie es nicht, wenn du Überreste so nennst.“ Zack schnaubte leise und lehnte sich etwas auf dem Stuhl zurück. Bereits seit vier Tagen dokterte das Team nun schon an der Wasserleiche herum ohne wirklich schlau aus den Ergebnissen zu werden. Wobei Wasserleiche noch nicht ganz der passende Begriff war. Erst am Morgen nach dem Fund war dem Team aufgefallen, dass ihr Körper unterschiedlich aufgequellt war vom Wasser. Mit Angelas Hilfe und den Spuren an der Wanne selber hatten sie auch herausgefunden warum: Die junge Frau war so in die Wanne gefesselt worden, dass sie sich nicht selber befreien konnte, bei voller Wanne jedoch auch nicht ertrunken war. Die Autopsie hatte es bestätigt, es war weder Wasser noch die örtliche Konzentration von Kalk und anderen Verbindungen in der Lunge gefunden worden, die sie im Falle des Ablebens durch Ertrinken hätte aufweisen müssen. Der Körper war nach dem Tod nach und nach aufgequellt, da das Wasser jedoch gleichzeitig verdunstete, waren ihre Beine aufgequollener als ihr Brustkorb. Gleichzeitig war dadurch ihr Brustkorb verwester als ihre Beine. Diese Ergebnisse erklärten den Zustand ihrer Leiche, jedoch noch immer nicht die Todesursache. Weitere Untersuchungen von Bones hatten ergeben, dass wieder außer Chloroform keine anderen Drogen, Chemikalien oder ähnliches vorhanden waren und ihr Verfall und Aufbau ihrer Überreste schlossen Gewalteinwirkungen ebenso wie den Tod durch Verhungern aus. „Es ist zum Verrücktwerden. Zwei verschiedene Leichen, zwei verschiedene Fundorte, zwei verschiedene Leben, die sie führten. Das Einzige, das sie gemeinsam haben ist, dass wir einfach nicht herausbekommen, woran sie gestorben sind.“ Jack klang fast ein wenig resignierend und verscheuchte die Hummel, die ihm nun doch ein wenig zu nahe kam, sie schwirrte zu einer weiteren Umrundung des Zimmers davon. „Dr. Brennan hat die letzten Nächte über kaum geschlafen, weil sie so viel arbeitet. Angela und Booth mussten sie gestern regelrecht nach Hause zerren. Und Angela wirkt selber nicht wirklich glücklich.“ Zack konnte das nachvollziehen. Als er noch ein Teil des Teams gewesen war, hatten sie auch immer alles daran gesetzt, den Täter zu finden, selbst wenn es Nachtschichten oder seltsame Experimente von ihnen abverlangte. Aber jetzt war er kein Teil des Teams und würde auch nie wieder einer sein, so sehr Jack auch irgendwie versuchte ihn an den Fällen zu beteiligen. Die anderen wussten nichts davon. Und gerade konnte er auch nicht helfen. Der kleine Haufen an Informationen, gepresst auf die paar Blätter der Akte vor ihm, lösten keine Assoziationen in ihm aus, verbanden sich nicht zu logischen Erklärungen. Es war keine Matheaufgabe. Es waren keine Spuren auf Knochen die er logisch vergleichen konnte, bis er die Waffe identifiziert hatte. Die Leichen forderten Phantasie, Gedankenausschweifungen, bei denen nicht jeder Gedanke, jedes Wort wissenschaftlich fundiert war. Und genau das war das Gebiet auf dem Zack noch nie gut gewesen war, genaugenommen sogar ein kleiner Versager. „Lass uns über etwas anderes reden.“, sagte Jack, nachdem sie sich eine Weile angeschwiegen hatten. Er klappte die beiden Akten zu und schob sie an den Rand des länglichen Tisches. Es gab noch andere Themen außer die Arbeit über die sie reden konnte. Er kratzte sich kurz am Kinn und Zack bemerkte, wie sein Blick erst nachdenklich und dann ernst wurde. „Sag mal Zack…wir sind von sozialen Standartwerten aus gesehen vielleicht doch etwas von der Bezeichnung von „Besten Freunden“ entfernt, trotzdem bist du mein bester Freund und ich deiner. Hast du mir eigentlich mal schwerwiegende Dinge verschwiegen?“ Der Dunkelhaarige ihm gegenüber verfiel einen Augenblick in wechselndes Mienenspiel, ehe er schließlich bei einem verwunderten Blick stehenblieb, gepaart damit, dass er sich auf die Lippen biss. Er hatte geschwiegen. Er war keine Plaudertasche obwohl er Jack vertraute. Er schaute auf die Uhr: seit 46 Minuten war er hier. Noch 14 blieben übrig. Obwohl es nachvollziehbar gewesen wäre, schien der Entomologe nicht die Sache mit Gormogon zu meinen. Darauf hätte er ihm auch nicht geantwortet, es war ein Thema über das er innerhalb dieses Zimmer äußerst ungern redete. Schon im Allgemeinen ungern aber hier besonders. Jack schien etwas anderes zu meinen und auch hier hatte Zack eine vage Ahnung. Trotzdem seufzte er nur, sagte aber nichts und schaute leicht schuldbewusst zu Boden, was Antwort genug für seinen Kumpel war. Dieser seufzte ebenfalls. „Findest du nicht, dass du wenigstens mit davon hättest erzählen können? Okay, eigentlich bin ich auch derjenige, der die meisten Sprüche bei dem Thema brachte, aber ich hätte mich auch gefreut für dich.“ Zack zuckte leicht, Jack hatte also nicht nur eine Vermutung, anscheinend hatte er einen konkreten Hinweis. Einen Fakt. Wie bei einem ihrer Fälle. Vielleicht hatte er eine Antwort verdient, doch noch bevor der Dunkelhaarige seinen Mund für eine Antwort öffnen konnte, ertönte ein Schrei. Er war kurz, stammte definitiv von einer Frau und vermittelte ebenso deutlich, dass besagte junge Frau in Panik war. Die beiden Männer zuckten zusammen, besonders Zack, der etwas blass geworden war. Keine Sekunde später sprang die angelehnte Tür des winzigen Badezimmers auf, weitere zwei Sekunden später wurde eine Zugangskarte durch den Kartenleser der Zimmertür gezogen, nach fünf Sekunden war die junge Frau aus dem Zimmer verschwunden. Leicht irritiert schaute Jack zur Badezimmertür, langsam und gemächlich kam die Hummel aus dem Bad herausgebrummt, schien von einem plötzlichen Geistesblitz geleitet zu sein. Sie flog fast direkt auf das spaltbreit geöffnete Fenster zu und verschwand in die Natur. Der ehemalige Assistent von Dr. Brennan sank ein wenig auf seinem Stuhl zusammen und fuhr sich mit dem Unterarm über den Haarschopf. „Sie hat Angst vor Hummel und ähnlichen Insekten. Sie hatte früher Feierabend und war deswegen schon hier. Du hast uns ein wenig überrascht.“, gab er zu und schaute dabei zur Uhr. Noch 10 Minuten. „Sie arbeitet bei uns.“ Zack sah schlagartig zu seinem besten Freund, schien geschockt, Jack hingegen verblüfft. „Sie….Kacy arbeitet im Jeffersonian? Seit wann?“ „Seit genau 18 Tagen. Sie hat sich anscheinend beworben für eine Art Ersatzposten für dich. Aber eigentlich wundert es mich, dass sie noch nicht ihre Koffer gepackt hat. Dr. Brennan und….eigentlich auch ich sind nicht wirklich freundlich zu ihr gewesen. Wenn ich gewusst hätte, dass sie deine Freundin ist, dann-„ Zack schluckte. „Aber woher weißt du es dann?“ Wortlos griff Jack in seine Tasche und zog das leicht verknitterte Foto heraus, auf dem Zack und die Rothaarige im Park zu sehen waren und legte es auf den Tisch. „Sie hatte es verloren. Sie war ziemlich geknickt deswegen gewesen. Du hast es im Labor gefunden.“, schlussfolgerte der Dunkelhaarige und erhielt ein Nicken als Antwort. Er holte tief Luft und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid Jack….ich hätte es dir gesagt. Aber ich hab mich nicht bereit dafür gefühlt. Ich meine, dass ist ein ganz neuer Teil des Lebens für mich. Diese ganzen biochemischen Prozesse und wirre Gedanken, die einem dabei durch den Kopf gehen, das ist nicht einfach.“ Jack war inzwischen aufgestanden und neben seinen Kumpel getreten. „Schon in Ordnung Zack. Erzähl mir beim nächsten Mal davon, ja? Immerhin haben wir jetzt ein Thema für das nächste Mal. Wir sehen uns am Wochenende.“ Mit diesen verabschiedete sich der Entomologe von Zack und ging zur Tür, drückte auf den Knopf, damit er rausgelassen wurde. Er hatte keine Zugangskarte. „Jack?“ Der Angesprochene drehte sich noch mal um, schaute etwas fragend aber aufmunternd. “Pass bitte auf sie auf.” Jack grinste: “Klar. Ich werd schon dafür sorgen, dass ihr keine Hummel zu nahe kommt.” Während dieser Worte öffnete der Pfleger die Tür und ließ Jack raus. Zack war wieder alleine. Er schaute zur Uhr. Noch 3550 Sekunden bis zum Abendessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)