Bergseen von abgemeldet (Ein paar Jubiläumsoneshots für den AS-Zirkel ^^) ================================================================================ 1. Wertvoll (Asterisk) ---------------------- Er war weg! Wie jeden Tag war Fraw zu Kios Schlafraum geflogen um diesen zu wecken. Allerdings war ihm das nicht möglich denn sein Kindheitsfreund war – mal wieder – nicht da wo man ihn erwartete. Er hatte versucht herauszufinden wo dieser steckte, aber sowohl Milk als auch Silk schienen zusammen mit ihm verschollen zu sein und auch niemand der anderen wusste wo sich der Manifisbekämpfer aufhielt. Mitten in der Luft verharrte der Langhaarige. Durch sinnloses herumfliegen würde er ihn vermutlich nicht finden. Kio hatte niemanden mitgeteilt, dass er bereits wieder arbeiten würde, also war die Möglichkeit dass er einfach wieder fortgegangen war ausgeschlossen. Aber in der Engelswelt war er offensichtlich auch nicht. Blieb nur noch… Er war doch zur Erde geflogen und der Blonde hatte schon eine ganz bestimmte Vermutung wohin. Und richtig, als er zum entsprechenden See flog, sah er es bereits von weitem. Dort am Bergeshang, weit entfernt von jeder menschlichen Behausung leuchtete etwas in den Farben der Sonne. Möglichst leise näherte er sich seinem Freund, der anscheinend eingeschlafen war, Milk – warum konnte SEIN heiliges Tier eigentlich nie von Kio lassen - und Silk zu beiden Seiten. Auch andere Tiere hatten sich herangeschlichen, schnüffelten sanft über die schlanke Gestalt des Engels oder ließen sich einfach in der Nähe zum Ausruhen nieder. Ein Lächeln erschien auf Fraws Miene. Egal wo Kio war, die Tiere liebten ihn. Mit einem letzten Flügelschlag gesellte er sich ihnen hinzu und betrachtete das schlafende Gesicht seines Freundes. Er konnte die Falte zwischen dessen Augenbrauen sehen, anscheinend hatte er sich wieder mit unerquicklichen Gedanken herumgeschlagen. Sein Blick glitt weiter, zu Kios rechter Hand. Den Handschuh hatte dieser ausgezogen, so dass die „Prellung“, welche sich über seinen gesamten Handrücken zog, deutlich zu sehen war. Hatte er sich wieder Sorgen gemacht? Sorgen, dass diese Zeichen etwas Böses war, Sorgen, dass er Fraw nur mit seinen vielen Verletzungen belastete, Sorgen, ob er die Freundschaft der Sieben wirklich verdiente? Ein kurzes Zittern huschte über den Körper des Schläfers. Fraw hob Milk auf und legte sie neben Silk, auf die andere Seite Kios. Dann platzierte er sich selbst an der frei gewordenen Stelle und bedeckte den wenige Minuten jüngeren Engel mit seinen Flügeln um ihn warm zu halten. Behutsam strich seine Hand über dessen Gesicht. Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, wer er war? Wenn er wüsste, dass dieses Zeichen auf der Hand, welches in so besorgte, in Wirklichkeit das Zeichen des Erzengels wäre? Wenn er wüsste, dass er den Sieben nicht nur ebenbürtig, sondern sogar überlegen wäre? Nun, wenn er ernsthaft darüber nachdachte… Der Schwarzhaarige würde es nicht glauben. Er würde denken es wäre ein dummer Scherz und sich wieder zurück auf die Erde begeben um weiterhin die Menschen zu schützen und die Manifis zu vernichten. Und er würde sich weiterhin andauernd für andere verletzen lassen. Warum musste er sich aber auch immer in Gefahr begeben? Nun, eigentlich wusste er es, aber das hieß noch lange nicht, dass es ihm gefiel. Er schlang seine Arme um seinen Freund und drückte ihn eng an sich. Blinzelnd schlug Kio die Augen auf. So warm… er kuschelte sich noch ein wenig näher an die Wärmequelle. Erst einige lange Sekunden später drang ihm der Gedanke ins Bewusstsein, dass es hier eigentlich nichts Warmes geben durfte – zu mindestens nicht so etwas Großes. Er wusste schon halb was ihn erwartete, als er die Augen aufschlug. Fraw. Natürlich wusste dieser, wo er sich hin verzog, wenn er mal nachdenken wollte. Eins aber wusste der blonde Engel nicht… Niemand sagte etwas, keiner de beiden wollte die Stille brechen, die wie verwunschen über dem See hing. Der Jüngere setzte sich auf, sah hinaus auf das kalte Wasser, so still, so harmlos und doch in seiner Tiefe so gefährlich. Und hinter dem Wasser, wie ein König der über sein Land regierte, ein schneebedeckter Berg, kalter Thron vor lichtem Himmel. Er war versucht es Fraw sofort zu sagen, hielt sich aber zurück. Mal sehen, ob sein Freund etwas merkte… „Glaubst du die Manifis werden jemals vollkommen verschwinden?“ Brach der Dunkelhaarige die Stille. Fraw schreckte auf. Solche Fragen waren… nicht gut. Es waren Fragen, auf die es keine Antwort gab, beziehungsweise höchstens eine, die einem nicht gefiel. Fragen die sich jeder Engel der kämpfte stellte, nach dem er wieder und wieder gegen den nicht weniger werdenden Feind angetreten war. Fragen, die einen in den Wahnsinn treiben konnten. Er setzte sich ebenfalls auf, umschloss seinen Freund wieder mit seinen Flügeln. „Wer weiß? Niemand kann in die Zukunft blicken, nicht einmal der Erzengel. Es wäre also nicht unmöglich.“ Ein leichtes Lächeln erschien auf Kios Gesicht, während er sich – ausnahmsweise mal nicht protestierend – an den Höherrangigen lehnte. „Wie geht es Dean?“ „Gut, er ist schon wieder vollkommen geheilt. Lys und Ante wollen sich mit ihm zusammen tun, damit sie bei ihrer Arbeit auf der sicheren Seite stehen.“ „Ante und Dean als Team? Na das wird lustig“, erwiderte der Jüngere leise lachend. Schließlich hatten sich die beiden bereits als Jungen ständig miteinander gekabbelt. „Übrigens soll ich dich fragen, ob du ebenfalls mit ihnen zusammen reisen willst.“ Man hörte am Ton des Engels deutlich, dass er diese Nachricht zwar ausrichtete, sie ihm aber nicht gefiel. „Nein… nein. Du hast es selbst gesagt, nicht wahr? Ich stoße außergewöhnlich oft auf besonders starke Manifis. Ich möchte sie nicht in Gefahr bringen.“ „Gut, also reisen wir wieder zu zweit.“ Der Langhaarige wirkte äußerst zufrieden. „Hey, das hab ich nicht gesagt! Ich möchte dich ebenfalls nicht in Gefahr bringen.“ „Aber…“ Plötzlich löste sich Kio mitsamt seiner sonnenfarbenen Flügel auf, zerfiel zu Staub der im aufbrausenden Wind davon wehte, einzig fünf schillernde Federn zurücklassend. Entsetzt starrte Fraw auf seine nun leeren Arme. Was zum… Wo war Kio? Hektisch sah er sich um, als wäre sein Freund einfach davon gegangen und er könnte ihn entdecken. „Kio?“ Nichts, keine Antwort, nur der Wind in den Zweigen der Nadelbäume. „Kio?“, seine Stimme wurde drängender. Dann hatte er eine Eingebung und beobachtete die Tiere statt weiterhin ins nichts zu rufen. Sie alle schienen auf einen bestimmten Punkt im Wald zuzustreben und er tat es ihnen nach. Allerdings leise und vorsichtig, so dass er möglichst unbemerkt blieb. Und wie er es vermutete hatte: Alle Tiere strebten zu Kio, der immer wieder hinter einem der schlanken Stämme hervor lugte. „Was soll das?“ Erschrocken richtete der Schwarzhaarige sich auf. Er hatte seinen Freund von der anderen Seite erwartet – und vor allem hatte er nicht mit dessen Gesichtsausdruck gerechnet. Statt des üblichen ewig ruhigen Fraws, den die meisten Engel kannten, stand vor ihm jemand, der eine halb verletzte, halb wütende Miene zur Schau trug. Seufzend erhob sich der Jüngere und umarmte seinen Freund. Schon als Kind hatte er es nicht ertragen können, wenn dieses so aussah als ob er gleich weinte. „Es tut mir leid, in Ordnung? Ich wollte nur eine neue Federtechnik ausprobieren.“ „Welche?“ immer noch schien der Langhaarige ihm nicht ganz verziehen zu haben. Als Antwort rupfte Kio sich einfach fünf Federn raus und warf diese in die Luft. „Zwillingsstern!“, rief er und im nächsten Moment standen dort ZWEI Kios. Und beide begannen gleichzeitig zu sprechen. „Es ist nicht in dem Sinne ein Doppelgänger, sondern eher so etwas wie ein Ersatzkörper, in den man seinen Geist projizieren kann, während der echte Körper sich irgendwo in Sicherheit befindet. Es ist sogar möglich Kopie und Original unbemerkt zu vertauschen. Allerdings ist er noch nicht perfekt, er beherrscht keine Federtechniken.“ Und im nächsten Moment zerfiel eine der beiden Gestalten zu Staub. Mit großen Augen sah Fraw die Übriggebliebene an. Von solch einer Technik hatte er noch nicht einmal gehört, geschweige denn sie gesehen. Und er war sich ziemlich sicher, dass auch keiner der anderen Sieben sie kannte. „Woher kennst du die?“ Verlegen kratzte sich sein Gegenüber am Hinterkopf. „Ich hab sie selbst entwickelt. Hat zwar ne Weile gedauert, aber wenn sie erst mal voll ausgereift ist, wird sie bestimmt praktisch. Dann musst du auch nicht so viel Energie darauf verschwenden mich zu heilen.“ „Energie die verwendet wird um dich zu heilen ist nicht verschwendet“, meinte der Blonde teils schmollend, teils ärgerlich. Betreten sah der einfache Engel zu Boden. „Wenn du meinst“, murmelte er leise, um im nächsten Moment jedoch wieder wie üblich strahlend zu lächeln. „Na komm, lass uns zurückfliegen. Ich muss mich noch mit Dean unterhalten.“ Und im nächsten Moment befand er sich bereits in der Luft. Fraw folgte ihm sofort, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Es war ihm einfach unmöglich diesem ganz speziellen Engel lange böse zu sein. Dann wurde seine Miene aber wieder ernst, während er die Hand seines Freundes ergriff. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein.“ „Ok“, murmelte Kio, mit schuldbewusster Miene. Er hatte nicht gedacht, dass der andere sich das Geschehen so zu Herzen nehmen würde. Das Lächeln kehrte zurück in die Miene des blonden zurück und beide machten sich zurück auf den Weg in die Heimat. Mit nahezu unhörbarem Grummeln dachte Fraw an ihr Gespräch zurück. Egal ob Kio es für Energieverschwendung hielt oder nicht, er selbst würde stets alles tun, um dem anderen Engel zu helfen. Nichts war so wertvoll wie Kio. Absolut gar nichts. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)