Kreuzfeuer von kaprikorn (besser du rennst) ================================================================================ Kapitel 5: Eindringling ----------------------- VORWORT: Kann man vor der Dunkelheit fliehen, sie ignorieren und auf den Trümmern seiner Existenz etwas neues aufbauen? So leicht ist es nicht. Achtung: Geht ein wenig in Richtung Drama / Darkfic. Pairing: KenxMiyako DISCLAIMER: MIR GEHÖRT NICHTS! KAPITEL 5: EINDRINGLING .... Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann genau ich eingeschlafen war, noch worum der Film gehandelt hatte. Es war seltsam, aber der Gedanke an die vergangenen zwei Stunden bereitete mir Kopfschmerzen. Mich beunruhigte weniger, dass ich wohl die Hälfte des Filmeabends verpasst hatte, sondern viel mehr die Tatsache, nichts mehr über das zu wissen, was anfänglich auf dem Bildschirm zu sehen gewesen sein musste. Ohne die Augen zu öffnen, spürte ich einen Körper an meinem lehnen. Das gleichmäßige Rauschen des Fernsehers drang an mein Ohr und ich nahm an, dass der Recorder schon länger aufgehört hatte zu spielen. Begannen DVDs nicht immer wieder von vorn, in einer Art Endlosschleife? Nur mühselig erreichte mich die paranoide Gewissheit, dass an der Situation etwas nicht stimmte. Und doch waren meine Glieder zu schwach, sich zu bewegen, schwer wie Blei, ähnlich paralysiert. Es kostete mich einige Überwindung und mehrere Versuche, meine Augenlider einen Spalt breit zu öffnen, um aus meiner Position einen prüfenden Blick in das Zimmer werfen zu können. Die Dunkelheit war bereits über uns herein gebrochen, die Räumlichkeit wirkte mystisch erhellt durch das Flimmern des Fernsehapparates. Was ich erkennen konnte, ohne den Kopf zu heben, waren die leblosen Gestalten der anderen. Nichts regte sich. Verteilt auf dem Boden wirkten sie beinahe wie tot. Ich schluckte schwer. Was war mit uns passiert? Und was hatte das mit dem Film zu tun, den Miyako aus meinem Rucksack gezogen hatte? Schuldgefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Ich hätte sie aufhalten sollen. Ja, in diesem Augenblick ahnte ich, dass etwas passiert war und ich sie hätte aufhalten sollen. Mein neuerlicher Versuch, mich aufzusetzen wurde von einem unmenschlichen Geräusch unterbrochen. Bedacht darauf, mich nicht mehr zu bewegen, als nötig, sondierten meine Augen die Finsternis, das Mobiliar und blieben letztlich am Bildschirm hängen. Etwas darin hatte sich bewegt. Etwas darin war lebendig. Und es dauerte nur einen weiteren Atemzug, ehe ich bemerkte, worum es sich handelte. Eine monsterhafte Gestalt presste seine Nase gegen die Scheibe des Fernsehers und stierte zu uns in den Raum hinein. Seine gelben, katzengleichen Augen, rund und groß, blinzelten dabei kein einziges Mal. Sein Maul klaffte weit auf, dass ich spitze Zähne ausmachen konnte. Es schien zu grinsen und sich über irgendetwas zu amüsieren. Mit abtastendem Blick blieb seine Aufmerksamkeit für einen Sekundenbruchteil auf jedem von uns haften, so als wolle es noch einmal kontrollieren, dass sein Plan funktioniert hatte. Mir stand der Schweiß auf der Stirn, als ich das Monster beobachtete, wie es sich gemächlich in Bewegung setzte und nach und nach zuerst den Kopf, dann seine mit langen Krallen bespickten Pranken aus der Röhre streckte. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Was war das für ein Geschöpf? Ein digitales Monster? Etwas weitaus Bedrohlicheres, weil ich es nicht zuordnen konnte? Ich erzitterte leicht vor Angst, unfähig klar zu denken. In dem Wohnzimmer wurde es plötzlich sehr kalt, mit jeder weiteren Regung, die das Wesen vollzog, um zu uns in die Realität zu gelangen, die Arme weit vor sich ausgebreitet. Es tastete sich voran, auf einen meiner bewusstlosen Freunde zu. Die Vorstellung, es würde einen der anderen mitnehmen, ließ mich schließlich aus meiner Apathie erwachen und reagieren. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie töricht es war sich etwas gegenüber zu stellen, das man nicht kannte, rappelte ich mich aus dem Sofa empor, stieß Miyako dabei etwas unsanft beiseite und hechtete an den Fernseher. Dabei verletzte ich mir den Oberschenkel an der Kante des Beistelltisches, was mein Körper mit einem stechenden Schmerz quitterte. Doch nichts würde mich davon abhalten, den Stecker des Geräts zu ziehen. Und ich tat es. Der Bildschirm wurde augenblicklich schwarz. Das Monster, das mich aus den Augenwinkeln zu spät bemerkte, keifte mich verwirrt und überrascht an. Noch bevor es eine seiner Pranken in meine Richtung schlagen konnte, löste es sich in tausend und abertausend kleine Teilchen auf, die nach und nach vergingen. Der Fernseher knisterte bedrohlich, dann war der Spuk so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Ich warf das Kabel zu Boden. Die Hektik und der Lärm hatten meine Freunde geweckt. Miyako war von der Couch gefallen, nachdem sie den Halt meiner Schulter verloren hatte. Irritation breitete sich aus. Offensichtlich hatte jemand gewollt, dass wir einschlafen und damit verwundbar wurden. Iori erwiderte meinen Blick starr vor Schreck. Ich musste ziemlich lächerlich aussehen, in meiner Position neben dem Fernsehgerät, keuchend und blass. „Was ist denn los..?“ jammerte Daisuke hinter mir benommen. Sie waren schwach, genauso hilflos wie ich noch einige Augenblicke zuvor gewesen war. Und dann kam mir ein Blitzgedanke. Ich sah von Iori zu Takeru, Hikari, Daisuke und Miyako. Warum hatte keiner von ihnen bemerkt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging? Warum war keiner, so wie ich, frühzeitig wach geworden? „Irgendwie ergibt es Sinn... es will etwas, das uns gehört.“ Ich erntete Ratlosigkeit und seufzte leise. Meine Beine gaben haltlos nach, sodass ich mich auf den Boden setzte bevor ich anfing, das Puzzel Stück um Stück zusammen zu setzen. Ich erzählte ihnen, was ich Tags zuvor erlebt hatte, von der ersten Begegnung auf dem Friedhof, über die U-Bahn, bis zu diesem Moment. *** Die kleine Gestalt lief gebückt durch das Unterholz. Ihre Schritte wurden durch das Laub und die nasse Erde ein wenig gedämpft, dass ihre Anwesenheit nicht sonderlich auffiel. Der Mantel, den sie trug, sorgte dafür, dass sie sich gut zwischen den Büschen ducken und gegebenenfalls verstecken konnte. Mit jedem Blick, den das Wesen schweifen ließ, wuchs seine Besorgnis. Es war grauenvoll. Grauenvoll und unglaublich. Sie hatten in der Vergangenheit viel durch machen müssen. Ihre Welt war oft daran gewesen, zu zerbrechen, zerstört zu werden. Aber bisweilen erschien das alles als nichtig, untertrieben im Angesicht dessen, was sich vor seinen Augen zu trug. Er hätte gerne geholfen. Er wäre gerne zu ihnen hingelaufen, hätte sich für sie eingesetzt und sie so gut beschützt, wie es ihm möglich war. Aber er konnte nicht. Gabumon hatte eine wichtige Aufgabe. Er musste dieses Areal, das sein zu Hause und dessen Wächter er war, überqueren ohne Gefahr zu laufen, ertappt zu werden. Er musste die Neuigkeiten, die er hatte, weiter geben, seine Feinde umgehen und zu seinen Freunden Kontakt aufnehmen. Es quälte ihn, auf seinem Level und ohne seinen Partner keine größere Hilfe zu sein. Aber vielleicht hielt er die Hoffnung bereits in seinen Händen. Vielleicht hatten sie die richtige Lösung. Das Rascheln der Blätter in seiner nächsten Nähe ließen das Monster umsehen. Er duckte sich noch weiter in das Gebüsch, um den passierenden, schattenhaften Figuren zu entgehen. Gabumon spürte die Kälte unter dem schützenden Überwurf auf seiner Haut, dass er ein Zittern unterdrückte. *** „Du meinst, wir werden angegriffen?“ Miyako sah mich durch ihre runden Brillengläser an und ich nickte zögerlich, dann schüttelte ich den Kopf. „Nein, nicht direkt „angegriffen“. Ich glaube eher, dass wir nur eine Nebenrolle spielen. Dass irgendjemand irgendetwas von uns will.“ „Aber was soll denn passieren? Wir haben doch das Gleichgewicht wieder hergestellt..“ Ich erwiderte Hikaris Frage mit einem überforderten Blinzeln und wartete mit meiner Antwort. Ich wollte keine übereilten Schlüsse ziehen. Dafür war die Situation einfach zu neu. „Wir und auch die anderen Digiritter haben oft Tore zu verschiedenen Welten geöffnet. Manchmal unbewusst, manchmal beabsichtigt.“ Ich dachte unweigerlich an Deemon, den ich mit Hilfe der anderen zum Meer der Dunkelheit verbannt hatte. Ich schauderte kurz. „Du denkst also, dass wir, als wir das Tor zur digitalen Welt geschlossen haben, ein anderes versehentlich öffneten?“ „Möglich wär's“, pflichtete ich Takeru bei, der meine Geschichte mit einem ungewöhnlich ernsten Gesichtsausdruck aufgefasst hatte. Er kräuselte seine Lippen und runzelte die Stirn, als er zu mir gewandt fort fuhr: „Ich glaube dir, Ken. Für mich klingt das plausibel. Zwar habe ich bisher noch keine Unterschiede bemerkt. Aber anders als du habe ich auch keinen Kontakt zu Parallelwelten. Wir sollten auf alle Fälle vorsichtig sein.“ Der Blonde wandte sich an Hikari: „Ist dir in letzter Zeit etwas aufgefallen?“ Das Mädchen verneinte, zog dann die Beine an ihren Leib. Sie wirkte auf mich verschreckt, ängstlich. Miyako drängte sich ein wenig an meine Seite und ich sah in ihre Richtung. „Und was sollen wir jetzt tun?“ „Ja, was schlägst du vor?“ Daisuke hatte sich zu uns auf den Boden gesetzt. Die Eifersucht war von seinen Zügen gewichen und hatte Platz gemacht für Sorge und eine Spur Unsicherheit. „Ich schlage vor, dass wir uns heute Nacht je zu zweit aufteilen und das Passierte noch einmal überdenken, sowie unsere Umgebung beobachten. Daisuke, bitte kümmere dich um Iroi. In der Zwischenzeit werden Miyako und Ich versuchen, die anderen zu warnen und den Zugang zur digitalen Welt zu knacken.“ Mir fiel nicht auf, worauf ich in Bezug auf unsere Aufteilung eigentlich bestand. Obgleich mich der Braunhaarige skeptisch maß. Normalerweise waren wir ein Team. In diesem Fall hatte er aber wohl oder übel kleinbei zu geben. Nicht zuletzt, weil Miyako die Computerspezialistin war. „Inwieweit wird die Digiwelt wohl betroffen sein?“ Es war das erste Mal, dass Iori sprach, seit ich ihn zuvor unsanft geweckt hatte. Seine Haut war pergamentfarben und ich wusste, dass er immernoch Mühe hatte die Vergangenheit und Oikawa zu verarbeiten. Das konnte ich gut verstehen. „Ich hoffe, gar nicht.“ „Wir hätten doch schon längst etwas von unseren Partnern gehört… oder?“ Takeru sah mich an, ich hob überfordert die Schultern. „Normalerweise schon…“ „Hoffentlich ist ihnen nichts passiert.“ Hikari unterdrückte sichtlich aufkeimende Tränen. Und einmal mehr spürte ich, wie nah wir diesen Wesen aus der anderen Welt waren. Wie viel sie uns bedeuteten. Ob es Wormmon gut ging? Ob sie ohne uns zu Recht kamen? Ich schwor mir, eine Möglichkeit zu finden, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Und wenn es nur zur Beruhigung war. „Ich sehe mir die DVD noch einmal näher an“, lenkte ich vom Thema ab und holte den vermeidlichen Film aus dem Recorder, ohne den Fernseher noch einmal anzuschalten. Die CD war weder bedruckt, noch anderweitig beschrieben. Ich sah mich nach der Hülle um, die mir Miyako sogleich entgegen hielt. „Ich hätte auf dich hören sollen“, murmelte sie leise, aber ich lächelte aufmunternd. Ich machte ihr und ihrer stürmischen Art keinen Vorwurf, denn ich war genauso gewesen, als Osamu noch lebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)