Gefühle unter den Kirschbäumen von abgemeldet ((TamakixHaruhi)) ================================================================================ Kapitel 1: Immer, wenn ich an dich denke... ------------------------------------------- Immer, wenn ich an dich denke... Es war ein ganz normaler Dienstagnachmittag, als Haruhi im Musikraum 3 zum Host Club stieß. Wie immer hatten sich schon etliche Kundinnen eingefunden. Sie saßen kichernd an den Tischen, nippten gelegentlich an ihren Tees und erzählten nebenbei ihren Lieblingshost den neusten Klatsch und Tratsch, während diese ihnen die Komplimente geradezu vor die Füße warfen. In Kyoyas Fall verhielt sich dies wohl andersherum, denn größtenteils wurde er von den Mädchen angehimmelt, die aufmerksam seinen Vorträgen lauschten. Haruhi ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Dort hinten saß fröhlich ein Kuchenstück mampfend Honey. Das Mädchen, was vermutlich die Leckerei gebacken hatte, hockte neben ihm und hoffte nun erwartungsvoll auf ein Lob aus dem süßen Mund des kleinen Blondschopfes. Ihr Wüunsch würde sicherlich schon bald erfüllt werden. An dem Nachbartisch saß der schweigsame Mori, umgeben von einer Schar schüchtern lächelnder Mädchen. Auch die Zwillinge verzichteten heute nicht auf ihren Spaß. Die beiden brachten ihre weiblichen Fans regelrecht um den Verstand, indem sie ihre sehr gelungene Inszenierung der Homoinzestliebe zur Schau stellten. Wer einen möglichen Hörschaden umgehen wollte, tat gut daran, dem Rat zu folgen, sich weit weg von der Zwillingsecke aufzuhalten, da das schrille, begeisterte Gekreische der nahezu hyperventilierenden Kundinnen wirklich in der Lage war, einem das Trommelfell zu zersprengen. Nur einer war heute nicht anwesend. Weit und breit war kein Tamaki in Sicht, der ausgelassen mit den Kundinnen flirtete. Ihr erster Anlaufspunkt bei der Suche nach der Antwort auf die Frage stellte Kyoya da. Rasch ging Haruhi zu dem Tisch, an dem er Platz genommen hatte, und wurde auch sogleich fröhlich von seinen Kundinnen begrüßt, welche sie, wie alle anderen auch, ausgenommen den Mitglieder des Host Clubs, aufgrund ihrer wenig vorhandenen weiblichen Rundungen, den kurzen braunen Haaren sowie der Jungenschuluniform, für einen Vertreter des männlichen Geschlechts hielten, wenngleich auch einen ziemlich süßen Vertreter. Der schwarzhaarige Host hob den Kopf und begrüßte sie auf seine gewohnt berechnende Art. Schnell lächelte Haruhi den Kundinnen zu, bevor sie Kyoya fragte: „Weißt du, wo Tamaki steckt?“ Gefragter schob seine Brille etwas höher und sah die Brünette durchdringend an. „Um ehrlich zu sein, habe ich von seinem derzeitigen Aufenthaltsort nicht die leiseste Ahnung. Aber eigentlich müsstest du über Tamakis Verbleib viel besser Bescheid wissen. Jedenfalls nach dem, was gestern vorgefallen war.“ Mehrere Sekunden starrte Haruhi Kyoya ausdruckslos an. Dies veranlasste ihn hinzuzufügen: „Oder sollte ich besser sagen, was sich da schon die letzten Wochen, ja Monate angestaut hat?“ „Ähm, Kyoya, wovon redest du?“ fragte der weibliche Host deutlich verwirrt. „Denk darüber nach. Du solltest selbst drauf kommen.“ Mit diesen Worten wandte sich der attraktive Brillenträger wieder seinen Kundinnen sowie dem vor ihm aufgebauten Laptop zu. Völlig in Gedanken versunken ging Haruhi zurück zu ihrem Tisch, wo sie schon einige ihrer Kundinnen sehnsüchtig erwarteten. „Hallo Haruhi!“ wurde die Brünette fröhlich begrüßt. Die Angesprochene setzte ein freundliches Lächeln auf. Normalerweise funkelten ihre rehbraunen Augen vor Freude, die sie bei dieser Geste empfand. Doch heute war es nicht so. Ihre Seelenspiegel strahlten weder Glück noch Wärme aus. Ja, man konnte sogar einen kleinen Funken Sorge und Unverständnis in ihnen erkennen. Obwohl sich die Brünette zurzeit innerlich am wenigsten dazu bereit fühlte, mit den Mädchen groß zu reden, zwang sie sich ein Gespräch anzufangen, obwohl ihre Gedanken weit weg vom Geschehen weilten. Was wollte Kyoya damit andeuten? Was war bloß mit Tamaki los? Freiwillig würde er niemals eine Host Club-Stunde verpassen. Haruhi durchforstete ihren Kopf nach einer ihr möglichst logisch vorkommenden Erklärung für all das. Doch sie fand keine. Was war gestern nur geschehen? Worauf hatte Kyoya angespielt? Beim besten Willen konnte sie sich an nichts Ausschlaggebendes erinnern. Irgendwie überkam Haruhi in der letzten Zeit, immer wenn sie über Tamaki nachdachte, ein komisches Gefühl. Daraufhin versuchte sie sofort, den blonden Host aus ihren Gedanken zu vertreiben. Warum sie das tat, war ihr eigentlich unbegreiflich. Dennoch hatte dieses Gefühl etwas sehr Vertrautes an sich, schien ihr aber zugleich auch unglaublich fremd zu sein. Sie wollte es sich zwar nicht eingestehen, aber im tiefsten Inneren machte ihr diese völlig neue Empfindung, von der sie nicht einmal wusste, was es war, Angst. Furcht vor dem Ungewissen. Während Haruhi endlich begann, richtig auf die Kommunikation mit den Kundinnen einzugehen und über dies und jenes zu plaudern sowie reichlich Komplimente an die Mädchen zu auszuteilen, hatten sich die Zwillinge kurz von ihren Kundinnen entschuldigt, um zu Honey herüberzuschlendern, der nach einem schnellen Blickaustausch mit den beiden Rotschöpfen mit leicht gerötetem Gesicht den Mädchen ein „Ich komme gleich wieder“ zumurmelte, woraufhin sie hingerissen aufseufzten, weil die verlegene Miene bei dem Kleinen einfach zu niedlich aussah. Zusammen mit Honey verließen die Zwillinge den Clubraum, blieben aber auf dem Gang derselben Etage stehen. Die Gesichter der beiden Rotschöpfe, die sich wie ein Ei dem anderen glichen, waren unnatürlich ernst, ebenso wie die Miene des Blondschopfes. „Was meinst du, Honey?“ begann schließlich Hikaru „Wie lange wird Tono brauchen, um sich vollends über seine Gefühle im Klaren zu werden?“ Doch noch bevor der Gefragte zu einer Erwiderung ansetzten konnte, warf Kaoru ein: „Mensch Hikaru, ist dir denn nicht aufgefallen, dass Tono sich schon längst seinen Gefühlen bewusst ist und das nicht erst seit dem Vorfall gestern!? Nein, so wie ich das sehe, weiß er es schon seit Wochen!“ Honey schüttelte traurig den Kopf. „Ja, du hast Recht. Tamaki weiß schon seit einigen Wochen, was er für Haruhi empfindet. Ist euch nicht auch aufgefallen, dass er irgendwie in letzter Zeit nicht mehr so fröhlich wie früher war und auch bedeutend weniger auf unsere Kundinnen eingegangen ist? Na ja, und nachdem was gestern los war…ist wohl der letzte Stein bei ihm ins Rollen gekommen“ Nun schaute Honey aus dem großen Fenster. Unter ihnen befand sich der Schulpark. Es war Anfang Mai und die Kirschbäume standen in voller Pracht, wie man es nur ein Mal im Jahr zu sehen bekam. Rosa Blüten bedeckten fast die gesamt Grasfläche unter den Bäumen und zeigten von oben auf den Ästen ihre gerade erlangte Schönheit der Welt. Die drei Host blickten, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend, durch das Fensterglas hinab auf das sich unter ihnen erstreckende rosarote Blütenmeer. „Und was ist mit Haruhi?“ hob Hikaru auf einmal unsicher geworden an. Es herrschte einen Moment Schweigen unter den Dreien. Schließlich meinte Honey: „Haruhi würde am wenigsten damit rechnen, geschweige denn darauf eingestellt sein. Selbst die letzten Monate über hat sie rein gar nichts gemerkt. Wenn es um so etwas geht, ist sie leider blind wie ein Maulwurf.“ Jeder von ihnen rief sich noch einmal das Verhalten, das der blonde Host in den letzten Monaten an den Tag gelegt hatte, in Erinnerung. Allen anderen Hosts war aufgefallen, dass sich Tamakis Vaterkomplexe gegenüber Haruhi noch um einiges verstärkt hatten. So dass er keine anderen Jungen, außer die des Clubs, in ihrer Nähe sehen wollte. Hätte Kyoya nicht ein ernstes Wort mit Tamaki gesprochen, hätte er Haruhi wahrscheinlich jeglichen Kundenumgang verboten. Immer wenn der blonde Halbfranzose Haruhi angeschaut hatte, stand etwas in seinen azurblauen Augen, das Haruhi wohl nicht bemerkt zu haben schien. Aber die anderen erkannten die Sehnsucht und die aufkeimende Verzweiflung in dem Blick, mit dem er Haruhi betrachtete. Erste Anzeichen dafür, dass sich die Kutsche in der wir fahren, bald zurück in einen schrumpeligen Kürbis verwandeln wird, dachte Kaoru betrübt. Jedoch empfand er definitiv mehr Mitleid mit Tamaki. Der ganze Host Club sowie die meisten Kundinnen wussten, dass sich hinter Tamakis selbstbewusstem Auftreten ein richtiges Sensibelchen verbarg. Dies vertuschte er jedoch meistens mit seiner „In-der-Ecke-Schmolltour“. Es war schon verrückt, aber wahr. Hinter seinem manchmal kindischen Verhalten versteckte sich eine verletzliche Seele. „Gestern war wohl der richtige Ausschlaggeber“, mutmaßte Hikaru, „Er muss völlig durcheinander sein. Um es ehrlich zu sagen, hätte ich so etwas ausgerechnet von ihm nicht erwartet.“ Sein Blick glitt in die Ferne vorbei an den Kirschbäumen, der im Park angebrachten Brunnenanlage, welche Ruhe versprechend langsam vor sich hin plätscherte, hinauf zu dem im freundlichen hellblauen Farbton gehaltenen Himmel, an dem einige bauschige Schäfchenwolken gemächlich vorbeizogen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)