Die letzte Chance von Julchen-Beilschmidt (Maladie...) ================================================================================ Kapitel 1: Der letzte Tanz -------------------------- Ein Tag wie der andere. Franz- Joseph ist seit langem nicht mehr bei mir gewesen… doch das ist mir nur Recht. Dieses spanische Hofzeremoniell, immer Haltung bewahren und immer treu zum Kaiser stehen. Ich liebe ihn… wäre da nicht der Tod… seine erotische Ausstrahlung, seine samtene Stimme all das lässt mich vibrieren. Seit ich fünfzehn bin träume ich von ihm, aber ich kann mich nicht aufgeben. Ich bin noch nicht frei. Zum glück treibe ich regelmäßig Sport, das hilft meines Gatten Nebenbuhler aus meinen Gedanken zu befreien. Aber in letzter Zeit befallen mich Schwindelgefühle. Übertreibe ich es etwa? Meine Turmübungen mit den Ringen kann ich kaum noch verrichten ohne dieses ständige Gefühl des Schwindels. Gott… wieder so ein Anfall… „Hilfe! Ein Arzt … schnell! Ihre Majestät die Kaiserin, sie ist gestürzt!“ ganz benommen nehme ich die Stimme meiner Gouvernante wahr. Sie scheint aufgeregt zu sein. Und dann noch der kalte Boden unter meinem Rücken… bin ich etwa wieder gestürzt? Näher kommende Schritte von Hofdamen höre ich auf dem Fußboden. „Holen Sie Doktor Seeburger, er ist bei der Erzherzogin! Helfen Sie mir die Kaiserin hinzulegen!“ kaum hat sie es gesagt da tragen mich schon zwei Frauen mich zu einem Diwan hinlegen. Langsam gewinne ich meine Beherrschung über meinen Körper zurück. „Gott sei Dank, sie kommt wieder zu sich! Haben Sie Schmerzen Majestät?“ Die Gräfin Esterházy-Liechtenstein und gleichzeitig meine Gouvernante beugt sich leicht zu mir. „Nein, … es geht schon wieder!“ antworte ich, noch ziemlich erschöpft. Wieder höre ich Schritte näher kommen, sie sind lauter. Sie müssen von einem Mann sein. Mein Gatte? „Da kommt der Arzt!“ doch nicht… „Was ist geschehen?“ „Sie lag da unter den Ringen! Ohnmächtig! Es muss ihr schwindlig geworden sein! Kein Wunder, sie isst ja nicht und dann diese Turnerei! Die Erzherzogin war immer dagegen und ich auch! Aber die Kaiserin hört ja nicht auf gut gemeinte Ratschläge!“ sagt sie aufgebracht. „Lassen sie uns … allein!“ unterbricht sie der Arzt. „Der Puls …“ ich fühle eine kalte Hand auf meinem Handgelenk. „Es geht schon besser!“ antworte ich flüsternd. Ich bin immer noch benommen, aber so ein Schwindelanfall kann doch jedem mal passieren. Dann fühle ich die kalte Hand auf meiner Strin, wie sie mir kalten Schweiß wegwischt. „Die Stirn ist heiß!“ „Es fehlt mir nichts!“ beharre ich immer noch aber der Docktor hört nicht auf mich. „Der Lidrand beinah’ weiß! Wenn ich mich nicht irre, und ich irre nie, ist dies die gewisse Maladie. Eine Infektion, Majestät. Nicht lebensgefährlich, aber unangenehm. Das was man eine „Französische Krankheit“ nennt.“ Was? Maladie? Gott steh mir bei. Das darf nicht sein. „Das ist nicht wahr! Was fällt Ihnen ein! Was Sie da sagen ist ganz unmöglich!“ ich fange an zu schreien. „Unmöglich, warum? Auch Kaiser sind schwach!“ „Mein Mann ist mir treu!“ „Das ist ein Irrtum!“ „Gott, wenn das stimmt, hat mich mein Mann tief in den Schmutz gezogen.“ verzweifelt gehe ich von Dr. Seeburger fort. Ich taumle, vor Schwäche und auch vor entsetzten. „Das allerdings!“ erwidert er und in seiner Stimme schwingt ein höhnischer Unterton mit. „Ich werde ihn hassen! Werd’ ihn für immer verlassen! Noch besser, ich bringe mich um!“ „Tu es, Elisabeth! Ich freu mich auf dich!“ das darf nicht wahr sein. Es war nicht der Docktor. Es ist der Tod! Natürlich wusste er von dem Fehlverhalten meines Mannes. Er ist wütend und gleichzeitig erfreut dass ich bereit bin mich selbst aufzugeben. „Du!“ rufe ich nur entsetzt aus. Mit großen Schritten kommt er auf mich zu. „Das ist vielleicht die letzte Chance, ergreif sie, flieh mit mir! Komm tanz mit mir den letzten Tanz, lass alles hinter dir!“ er drängt mich an eine Säule- tatsächlich, er will mir den letzten Tanz erweisen und mich dann in die Welt der Toten führen, aber ich kann noch nicht, will noch nicht gehen. Ich werde Franz- Joseph eine Lektion erteilen! „Nein, ich bleib da! Mein Mann hat mir in Wahrheit einen Gefallen getan! Wo seine Moral zu Ende ist, fängt meine Freiheit an! Was mich nicht umbringt, macht mich stark! Ich werde es allen beweisen! Seine Schuld gibt mir das Recht, die Kette zu zerreißen! Geh!“ wütend zerreiße ich die Kette, die mir mein Mann zu unserer Verlobung geschenkt hat. Seit heute habe ich sie nicht abgenommen. Aber jetzt ist es Zeit. Er gab sie mir als Zeichen dass ich für immer bei im bleibe. Doch nun hat er einen Fehler begangen und ich sehe keinen Grund sie noch länger zu tragen. Sie war mir sowieso immer nur eine Last, da sie so schwer ist. Der Tod fängt sie auf und entschwindet mit ihr im Dunkeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)