Via Inquisitoris von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 16: Lord John und Lady Sarah ------------------------------------ Wie kam Sarah eigentlich zu ihrem Adoptivvater? 17. Lord John und Lady Sarah Mit Beginn der Abenddämmerung setzte sich Frances wieder an den Computer und suchte nach weiteren Informationen, als der Hausherr eintrat. „Gute Jagd“, grüßte er höflich. „Gute Jagd, Lord John.“ „Mir ist etwas eingefallen, meine liebe Frances, das Ihnen womöglich hilfreich sein könnte.“ „Das ist nett. Was meinen Sie?“ Sie wusste, dass der Londoner Meistervampir älter und damit mächtiger als ihr eigener Meister war. Und er war wirklich sehr zuvorkommend. „Wenn Sie diese Vorstandsmitglieder der GenLabInc…ausgooglen, wie Sie es nannten, versuchen Sie herauszufinden, wo sie geboren sind. Gewöhnlich geht man in den USA in der Nähe des Geburts- oder Wohnortes auf die High School. Dann könnten Sie auch Bilder sehen Diese sind in den Jahresabschlussbüchern enthalten. So, wie Sie das sagten, werden diese gewiss auch…in das Internet gebracht.“ „Das ist eine sehr gute Idee, Lord John. – Und wenn jemand so nicht aufzufinden ist, könnte er ein Vampir sein.“ „Könnte. Es wäre natürlich womöglich auch nur ein Zufall. – Gute Jagd, Sarah.“ „Danke, auch euch beiden.“ Die junge Inquisitorin war hereingekommen: „Ich hoffe, Sie finden etwas, Frances.“ „Konnte der Kontakt in Los Angelos nichts herausfinden?“ „Schon, aber nichts, was uns weiterhelfen würde. Und ich konnte ja auch nicht zuviel verraten. Diese Firma scheint, das hat auch Inspektor Cuillin gesagt, sehr angesehen zu sein. Sie haben viele Preise gewonnen. Aber das mutet alles vollkommen harmlos an. Ich fürchte, Frances, dass es an Ihnen hängt.“ Die Schottin lachte etwas: „Wenn mir je jemand zuvor gesagt hätte, an meiner PC-Leidenschaft hängt eine Ermittlung des Kadash….Verzeihen Sie, Lady Sarah.“ „Nein, ich verstehe es ja. Dann bleibt wohl nur zu warten. Morgen werde ich wieder in Brüssel anrufen. – Oh, Frances, wenn Sie eine Chance sehen, versuchen Sie herauszufinden, was die wichtigsten Leute dieser Firma vorher machten. Also, vor 1983.“ „Sie suchen einen Vampir.“ „Ja.“ Sarah setzte sich in einen Sessel: „Ich würde gern mit Ihnen jagen, aber ich fürchte, das hier hat einfach Vorrang.“ „Ich verstehe. Und noch benötige ich nicht dringend Blut, um meinen Kopf zu bewahren.“ „Oh, meine Damen – wir haben durchaus noch etwas im Keller.“ Der Hausherr lächelte: „Ich schicke Thomas her.“ Als er sich wieder in sein Arbeitszimmer setzte, lehnte er den Kopf zurück an seinen Sessel. Arme Sarah, dachte er. Solch eine Aufgabe – und ausgerechnet sie. Hoffentlich, hoffentlich, hat sie sich nicht in etwas verrannt, das ihr wirklich buchstäblich den Kopf kosten kann. Er schloss die Augen, als das Bild an ihre erste Begegnung in ihm aufstieg, in einer nebeligen Novembernacht im Londoner Stadtteil Whitechapel. Er war gern in diesem Viertel gewesen, hatte dort gejagt – zumindest bis dieser Jack the Ripper sich 1888 die gleiche Gegend ausgesucht hatte. Dann war es ihm unter seiner Würde erschienen, mit diesem Verbrecher auch nur entfernt in Verbindung gebracht werden zu können. Aber damals, im November 1838 war das Gedränge des Arme-Leute-Viertels für einen Gentleman durchaus gefährlich: Überfälle von Arbeitslosen hatte es auf ihn ebenso gegeben wie mehr oder weniger dreiste Angebote der Straßenmädchen. Beides natürlich erfolglos, aber das hatte den Reiz ausgemacht. Er war der Jäger, nicht der Gejagte. Das glaubte er zumindest bis zu dieser Novembernacht. Er war eine kleine Strasse entlang gewandert, auf der Suche nach Beute, als er die geistige Macht gespürt hatte, mit der ein Vampir auf der Jagd seinen Fang bewusstlos schlug. Ein wenig überrascht hatte er in einen Hof geblickt. Ein junges Mädchen kniete neben einem bewegungslosen Menschen, offensichtlich bei der Mahlzeit. Er hatte nicht gewusst, woher sie ihn bemerkt hatte, aber ihr Kopf ruckte empor. Er erkannte noch ihren blutverschmierten Mund – und die Panik in ihren Augen, ehe er selbst besinnungslos wurde. Das war seine erste Begegnung mit Sarah gewesen. Und als er wieder erwachte, war ihm klar gewesen, dass dies beleibe kein gewöhnlicher Vampir war. Ihre Jagdmethode wirkte selbst bei einem Meistervampir wie ihm – und er kannte niemanden in London, der eine derartige Schülerin besaß. Überdies waren ihre Tischmanieren beklagenswert roh – und er würde wohl nie die Angst vergessen, die er da in ihren Augen gesehen hatte. Nächtelang war er danach durch Whitechapel gestreift, auf der Suche nach ihr. Er wusste zu diesem Zeitpunkt nichts über diese Unbekannte – aber ihm war klar, dass sie in der Lage war, ihn bewusstlos zu machen. Sie war ein Jäger der Jäger der Nacht, so eigenartig das auch klang. Bislang hatte nur der Kadash, der derzeitige Kadash, diesen Ehrentitel erhalten, und dies nicht ohne Grund. Als er sie fand, lehnte sie an einer Hauswand, sichtlich auf der Suche nach Beute. „Bitte haben Sie keine Angst“, sagte er. Sie fuhr herum – und erkannte ihn. Er begriff, dass sie sich sogleich wieder verteidigen wollte und ergänzte hastig: „Ich bin einer wie Sie.“ Fast sofort spürte er, wie der schon bereits wieder fast unerträglich gewordene Druck im Kopf nachließ, sein Gehirn freigegeben wurde. Fragend sah sie ihn an: „Wie ich?“ „Hat Ihnen das Ihr Meister nicht beigebracht?“ „Meister? Ich gehe in keine Lehre…?“ Das hatte ihn mehr erschüttert als alles andere: „Armes Kind…Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie seit Nächten durch London streifen, nur um Ihren Durst zu stillen und völlig einsam sind?“ Wieder war sie verwirrt gewesen: „Meinen Durst? Dann….doch, Sie wissen, dass ich verrückt werde?“ „Nein. Das sind Sie nicht.“ Er fügte nicht hinzu, dass sie es werden könnte. Wozu dieses verschreckte junge Ding zusätzlich verängstigen. „Sie sind nur ein Wesen meiner Art.“ „Ich bin ein Mensch!“ Das klang verzweifelt. „Nein. Und ich bin mir sogar sicher, dass Sie etwas ganz Besonderes sind. – Seit wann sind Sie denn allein?“ „Ich weiß es nicht.“ „Keine Erinnerung an Ihre Verwandlung? Ihre Meister?“ Er drängte sie fast, aber es war einfach unfassbar. „Was für eine Verwandlung…?“ „Erinnern Sie sich an Ihren Namen?“ Eines war ihm damals jedenfalls schon klar: zumindest als Mensch musste sie eine gewisse Erziehung, Ausbildung erhalten haben. Sie war verschreckt, ängstlich, aber ihre Körpersprache war die einer vornehmen jungen Dame, ihre Ausdrucksweise ebenso. Sie musterte ihn, ehe sie langsam sagte: „Ich kenne Sie nicht. Aber…wissen Sie, was ich bin?“ „Ja. Und ich kann Ihnen helfen, damit umzugehen. Aber dazu müssten Sie mir vertrauen.“ „Ich weiß meinen Namen nicht“, bekannte sie, um hinzuzufügen: „Aber wer sind Sie? Adelig?“ Sie konnte es an seiner Kleidung abschätzen. „Lord John Buxton. Kommen Sie mit mir und ich schwöre Ihnen bei meinem Blut und dem Blut aller Vampire, dass Sie in Sicherheit sind.“ „Vampire?“ Sie wich ängstlich zurück, ahnungslos, dass dies der bindendste Schwur war, den ein Wesen ihrer Art aussprechen konnte. „Sie trinken auch Blut.“ Sie rieb sich unwillkürlich über den Mund: „Ich muss…..Ich weiß, dass das ein Verbrechen ist, dass ich wohl nach Bedlam gehöre…Aber ich trinke nicht viel!“ Sie hatte anscheinend instinktiv nie mehr getrunken, als nötig und möglich, hatte niemanden getötet. Das war ein eindeutiger Beweis, dass sie keine Gebissene sondern ein wahrer Vampir war. So lächelte er beruhigend: „Nein. Sie werden nicht verrückt. Sie sind ein Jäger der Nacht. Und kein Mensch, wer auch immer Ihnen das eingeredet hat.“ Später würde er ihr erzählen, dass sie verwandelt wurde. Jetzt war es erst einmal wichtig, sie zu beruhigen. Und er schwor sich, er würde herausfinden, wer es gewesen war, der ein Menschenmädchen verwandelt hatte – und sie ahnungslos und ohne Erinnerung in London allein gelassen hatte. Solch ein Verbrechen an einem jungen Vampir war ihm noch nie untergekommen. Das musste er auch dem Hohen Rat berichten, zumal ihre Fähigkeiten anscheinend auch die gewöhnlichen überstiegen. „Kein Mensch….“ flüsterte sie: „Was…was haben Sie mit mir vor, Mylord?“ „Ich werde versuchen, Ihnen die Welt zu erklären, in der Sie sich zurechtfinden müssen. Als meine Schülerin, mein Kind.“ Sie hatte ihn aus großen, blauen Augen angesehen: „Ich kenne Sie nicht, aber etwas in mir sagt, dass ich Ihnen vertrauen kann. Ich hoffe, das stimmt, Mylord.“ „So brauchen Sie mich nicht anzureden. Kommen Sie, gehen wir und nehmen uns eine Kutsche zu mir nach Hause. Dort können Sie in Ruhe den Tag verschlafen. Und morgen Nacht reden wir weiter.“ Sie nickte: „Ja, der Tag….Die Sonne ist lästig, nicht wahr?“ „Ja. – Darf ich Sie Sarah nennen?“ „Es klingt nicht schlecht….Warum?“ „Ich kannte einmal eine Frau, die so hieß. Und ein wenig sehen Sie ihr ähnlich.“ Eine Menschenfrau, die er vor fast achtzehnhundert Jahren einem römischen Legionär abgewonnen hatte, ungewöhnlich blond für eine ihres Volkes. „Danke, Lord John….“ Aber das klang immer noch zögernd. Plötzlich wusste er, wie er sie überzeugen konnte, dass es harmloser war, mit ihm mitzugehen, als allein im nächtlichen London: „Sie haben noch nicht getrunken, heute Nacht? Gehen wir gemeinsam auf die Jagd?“ Sie starrte ihn vollkommen erschüttert an: „Das…das sagen Sie so…einfach?“ „Es ist vollkommen gebräuchlich. Menschen gehen einkaufen und wir gehen jagen. Komm, Sarah, mein Kind.“ Er spürte, wie sie zögernd seine Hand nahm, und führte sie mit sich. Jetzt, nach weit mehr als hundert Jahren, bereute er immer noch nicht, dass er sie aufgenommen hatte. Manchmal war in ihm eine Ahnung aufgestiegen, was damals passiert sein könnte, aber er hatte weder Beweise oder auch nur einen Hinweis. Donna Innana war so freundlich gewesen, ihm im Hohen Rat zu helfen und nicht zuletzt der Kadash selbst. Beide hatten die besorgten Ratsmitglieder darauf hingewiesen, dass man jemanden nicht verurteilen konnte, nur, weil er über mehr Fähigkeiten verfügte als sie selbst. Und da sich der Inquisitor geweigert hatte, die Blutschuld zu übernehmen, hatte der Rat Sarah auf Probe leben lassen, ja nun auf Vorschlag des bisherigen Kadash in eben dieses Amt berufen. Vielleicht würde sie nie erfahren, wer sie verwandelt hatte – und sie war doch kaum über die kritischen Jahre hinaus. Sie würde noch einige Zeit einer gewissen seelischen Betreuung bedürfen… Tja. Sein Rückzug nach Exmoor würde wohl noch etwas auf sich warten lassen. Sarah sah auf, als Frances die Blätter aus dem Drucker nahm. So lange hatte sie schweigend in einem Sessel gelehnt, nur bisweilen an dem Becher Blut genippt. Die Schottin drehte sich um. „Die meisten der GenLabInc sind definitiv Menschen. Ich fand ihre Spuren, wie Lord John erwähnte, an ihren High Schools oder auch den Universitäten. Zwei fand ich allerdings nicht, so dass ich weitersuchte. Eines davon ist der Finanzvorstand, das andere ein Wissenschaftler.“ „Konnten Sie sie weiterverfolgen?“ „Einen überhaupt nicht. Dafür fand ich bei dem Finanzvorstand etwas Interessantes, als ich nach dem Namen suchte. Es gibt natürlich weltweit einige Treffer…“ Frances brach ab. Es würde die Inquisitorin kaum interessieren, wie viele Seiten sie überprüft hatte: „Sein Name ist Loki Blacksmith, immerhin ungewöhnlich genug, dass es nicht zu viele davon gab. Allerdings lebte ein Mann dieses Namens in den Vierziger Jahren in Rhodesien. Dort gab es einen ziemlichen Skandal, da er in der britischen Armee war und unehrenhaft entlassen werden sollte, weil er seine Soldaten mehr als schikanierte, um sie angeblich zu verbessern. Er verschwand dann anscheinend spurlos. Um mehr darüber zu erfahren, müsste man wohl die Zeitungen von damals ansehen.“ „Rhodesien.“ Sarah nickte. Laut Inspektor Cuillin hatte es da auch eine Blutsekte gegeben. War das die Spur? „War er in den Dreißiger Jahren in Indien? In Zusammenhang mit der Göttin Kali?“ „Dazu habe ich noch nichts gefunden. Ich könnte aber suchen. Vermutlich dann auch in der britischen Armee. Vielleicht ist er der Vater des jetzigen Finanzvorstandes gewesen.“ „Vielleicht. Loki Blacksmith, also? – Ich werde am Vormittag in die Bibliothek des Kriegsministeriums gehen. – Nein, Verteidigungsministerium nennt man es ja heute. Dort sind die Rollen mit Namenslisten der Soldaten aufbewahrt. Vielleicht findet sich dort ein weiterer Hinweis auf ihn. Denn entweder ist es der Vater oder aber er selbst. Der Name ist zu ungewöhnlich. Nun, nicht Blacksmith aber doch Loki. – Wie man wohl an die damaligen Zeitungen kommt? Ich werde einmal dort anrufen. Vielleicht hebt die Times oder sonst wer alles auf.“ „Und wenn diese Menschen Sie fragen, wozu Sie das benötigen?“ „Ich will ein Buch schreiben…“ Sarah zuckte ein wenig die Schultern: „Sie wissen doch, Frances, dass Menschen uns fast alles glauben. – Wie heißt denn der Wissenschaftler, zu dem Sie noch nichts gefunden haben?“ „Dr. Alec Miller.“ „Ein ziemlich gewöhnlicher Name – was die Suche nicht einfacher macht.“ „Ja. Aber ich habe schon einige Universitäten nach ihm durchsucht, gegoogelt….Ich meine, er hat einen Doktortitel, er muss etwas veröffentlicht haben.“ „Dann suchen Sie weiter?“ „Ja, bei beiden.“ Lord John übernahm es, die Soldatenlisten zu durchforschen. Er meinte, dass man ihm eher abnehmen würde, für eine Beerdigung nach alten Kriegskameraden seines Vaters zu suchen, während Sarah sich über die Mikroverfilmungen der alten Zeitungen hermachte. Beide kehrten erst gegen Abend zurück. Thomas begrüßte sie: „Guten Abend, Mylord, Mylady…Miss Frances ist noch rasch auf Jagd. Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie etwas gefunden habe. Wünschen Sie Blut aus dem Vorrat oder gehen auch Sie noch jagen?“ „Nein, danke. Ich habe bereits in der Bibliothek getrunken.“ Lord John hatte dem Hals der Bibliothekarin nicht widerstehen können. Heutzutage besaßen die jungen Damen oft nicht mehr die samtene Haut wie in der viktorianischen Zeit – was, wie er gern zugab, in seinen Augen der Höhepunkt der Damenwelt gewesen war. „Auch ich hatte gute Jagd.“ Sarah sah seitwärts: „Hast du etwas gefunden?“ „Ja. Aber ich denke, ich warte, bis Miss Frances da ist. Sie wird damit ja weitermachen wollen.“ „Das stimmt, natürlich.“ „Oh, Verzeihung, Mylord: eine Taube kam für Sie heute, mit einem Brief. Ich habe ihn auf Ihren Schreibtisch gelegt.“ „Das Siegel des Hohen Rates?“ fragte Lord John sofort. „Nein. Ein Privatsiegel.“ „Danke, Thomas. Noch etwas?“ „Inspektor Cuillin rief für Mylady an. Als ich sagte, dass Sie in der Times wären, schien er beruhigt.“ Sarah seufzte: „Will er mich bewachen? Was meinte er sonst noch?“ Er hatte sicher angenommen, dass sie dort arbeitete. Immerhin hielt er sie ja für eine Journalistin. „Bedauerlicherweise nichts, Mylady.“ „Ich werde ihn rasch anrufen. – Wenn Miss Frances kommt, sagen Sie mir Bescheid, Thomas.“ „Ja, Mylady.“ Der Butler sah zum Hausherrn: „Ihnen auch, nehme ich an“ „Danke, ja.“ Lord John öffnete ein wenig neugierig den Brief, als er das Siegel Innanas erkannte. Sarah hatte ihm erzählt, dass sich die Ratsvampirin in ihr Heimatland zurückziehen wollte, wenn auch nicht aus dem Rat ausscheiden. Hatte sie es sich nun anders überlegt? „Ich fliege nach Australien, mein alter Freund. Sie ahnen sicher, warum. Bitte bewahren Sie darüber weiterhin Schweigen, auch unserer kleinen Freundin gegenüber.“ Innana hatte es also ohne ihren langjährigen Lebensgefährten nicht ausgehalten und wollte diesen nun suchen. Ob sie den ehemaligen Inquisitor finden würde? Lord John nahm es fast an, war diese tiefe Freundschaft doch beidseitig. So würde er sich finden lassen. Warum allerdings dachte Innana, dass Sarah nichts von dieser engen Beziehung mitbekommen haben würde? Dumm war sein Kind doch wirklich nicht. Andererseits – manche im Hohen Rat hatten bis heute keine Ahnung. Sarah rief dagegen über ihr Handy in Brüssel an: „Sie hatten Sehnsucht nach mir, Inspektor?“ „Ich wollte wissen, ob Sie etwas Neues herausgefunden haben.“ „Kann man leider so nicht sagen.“ Nun, nichts, das unter Menschen zu einer Verhaftung führen könnte, und nur das hatte sie ihm versprochen. Den Bericht ihres Vaters hatte sie ja noch nicht erhalten. „Aber Sie suchen immer noch bei dieser Gen-Firma?“ „Haben Sie eine andere Spur?“ „Sie erinnern sich doch, dass ich die Firma nach dem wahren Namen des Meisters fragte?“ „Und wie lautet er?“ „Diese Kleinigkeit haben sie vergessen zu erwähnen. Es kam ein bitterböser Brief ihrer Anwälte, wegen Einmischung in ihre Geschäfte, dass sie Bruch von Vertragsgeheimnissen begehen sollten…Kurz, ich habe ein recht unangenehmes Gespräch mit meinem Chef hinter mir.“ „Oh, das tut mir Leid. Aber warum ist das so wichtig, was diese Firma auf einen harmlosen Brief hin schreibt? Ich dachte außerdem, es würde auch sie interessieren, dass ein Geschäftspartner tot ist?“ „Das war wohl zu naiv von uns beiden gedacht. Jedenfalls darf ich erst wieder mich an diese Firma wenden, wenn ich ihnen ein Fehlverhalten gegen ein Gesetz nachweisen kann.“ „Gute Anwälte“, meinte Sarah sarkastisch: „Aber ist nicht allein diese Reaktion schon verdächtig?“ Inspektor Cuillin zögerte, ehe er bedachtsam erwiderte: „Sie dürfen mir gegenüber das so ausdrücken. Wenn ich Ihnen das sage, wäre es schon zuviel.“ „Oh. Diese Firma hat wohl Einfluss?“ „Scheint so. Darum dachte ich, Sie hätten womöglich etwas anderes gefunden.“ „Leider nein. – Ich muss allerdings zugeben, dass mich dieser Brief ärgert. Halten die Sie denn törichterweise für so geistesarm, um da nicht darüber zu stolpern?“ Der Polizeibeamte lachte: „Oh, Sarah, wenn Sie wüssten, wie gut es nach so einem Gespräch tut, wenn einem einer ein Kompliment macht.“ Das konnte sie sich vorstellen. Er hatte zu Beginn des Telefonates doch ein wenig betroffen geklungen: „Ich sage Ihnen, sobald ich mehr weiß, ja?“ „Danke.“ Sie legte auf. Das war ja eine mehr als eigenartige Reaktion. Hatten die was zu verbergen? Oder war das nur ein Abwehrreflex gegenüber einer polizeilichen Anfrage? Aber eigentlich sollten sie doch wirklich daran interessiert sein, den Tod eines Geschäftspartners aufzuklären. Äußerst eigenartig. Nun, sie würde sich erst einmal anhören, was ihr Vater und Frances so herausgefunden hatten. Vielleicht ergab sich aus den drei heutigen Ermittlungen ein neues Bild. Und vielleicht sogar eines, das Inspektor Cuillin ebenso helfen würde, wie dem Inquisitor. ******************************* Da hat jemand wohl überreagiert - was durchaus ein Fehler gewesen sein könnte. Aber das zeigt das nächste Kapitel.... bye hotep . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)