Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 211: Der größte Fehler seines Lebens -------------------------------------------- Rückblickend betrachtet, war es der größte Fehler seines Lebens. Er hatte sich eigentlich immer für relativ klug gehalten, immerhin hatte er es auf ein Elite College geschafft, aber in dieser Situation hatte er einfach nicht klar denken können. Er hatte einfach so viel Angst davor, dass Dean sterben und er selber wie John werden könnte, dass er sich der Stupidität seiner Entscheidungen und Handlungen gar nicht bewusst war. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum der Dämon mit ihm leichtes Spiel hatte. Ja, er war manipuliert worden, aber das war nur eine fade Ausrede. Er hätte es besser wissen müssen. Es war alles seine Schuld. Sam Winchester hatte wirklich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte. Dadurch hatte er alles verloren, was ihm lieb und teuer war und sich selbst noch obendrein. Wehrlos gefangen in seinem eigenen Körper, schwand mit jeder verstreichenden Minute seine Hoffnung auf ein gutes Ende, und die Chance vor Dean zu Kreuze kriechen zu können und ihn um Verzeihung zu bitten. Tja, hinterher ist man immer schlauer. In dem Moment auf der kleinen Lichtung sah das alles noch ganz anders aus. Da war er felsenfest davon überzeugt etwas Gutes, das Richtige, zu tun. Seit er denken konnte, war Dean sein Held gewesen, in der Pubertät mal ausgenommen, da war er nur der nervtötende, besserwisserische große Bruder. Das war in der Gegenwart zwar manchmal immer noch so für ihn, aber er hatte im Großen und Ganzen wieder den kleinen Jungen in sich gefunden, der seinen Bruder für seine Taten und seinen Mut verehrte. Er war stolz auf ihn und darauf, dass, von allen Menschen auf der Welt, er es war, dem Dean sein Herz geschenkt hatte. Es hätte alles so perfekt sein können, wäre da nicht ab und an noch der rebellische Teenager in ihm, der die Führung in seinem Denken und Handeln übernahm. Zwar liebte auch dieser Teil von ihm Dean, doch war es eben dieser Teil, der es dem Älteren bei Zeiten schwer machte mit ihm zusammen zu sein. Dieser Teil von ihm wollte keine Ratschläge hören, wollte nicht bevormundet oder beschützt werden. Alles gut Gemeinte von anderen engte ihn nur ein, ließ ihn sich nicht frei entfalten, hielten ihn klein und unbedeutend. Dieser Teil von ihm wusste und konnte alles. Nur er hatte Recht, wusste was das Beste war, und wenn dieser Teil die Oberhand gewann, konnte er den Drang sich zu beweisen einfach nicht unterdrücken. Oftmals hatte der ihn in Schwierigkeiten gebracht, doch verfiel er immer wieder in dieses Muster. Stets hatte Dean ihm aus der Patsche helfen können, wenn er sich, mit Scheuklappen vor den Augen, verfranst hatte. Der Ältere hatte ihm danach auch jedes Mal seine Borniertheit verziehen. Der vernünftige Sam, der Sam, dem Dean sein Herz geschenkt hatte, schwor ein ums andere Mal Besserung, doch hatte er sich einfach nicht dauerhaft unter Kontrolle. So war er also in diesem Schlamassel gelandet. Und so wie es aussah, würde das sein letzter Fehler gewesen sein. Die Situation war aussichtslos. Dean wusste nicht was los war und selbst wenn, gegen diesen übermächtigen Gegner hätte er keine Chance. Das hatte ER ihm bereits mehrmals versichert, hatte ihn in nur wenigen Stunden gebrochen. Hat er Seine Seele ihrer Stärke beraubt, sie in das hinterste Eckchen verbannt. Sich in seinem Körper ausgebreitet wie ein Parasit und die absolute Kontrolle übernommen – und er hatte es IHM ermöglicht. Mit einer Silbe hatte er es zugelassen. Nun war er gezwungen mit anzusehen was ER in seinem Körper tat. Grausame, blutige, unvorstellbare Dinge. Dinge, von denen ER behauptete, dass sie ihm gefallen würden. Immer wieder ging er die letzten Schritte vor dem Super-GAU durch. Sein Dad hatte den Dämon getötet, der ihr Leben ruiniert hatte. Der Colt hatte funktioniert. Kaum dass der leblose Körper zu Boden gesackt war, spürte er es. Die überwältigende Aura einer großen Macht. Seine innere Stimme hatte gefragt, ob das Michael war. Mary, die ihm versichert hatte, dass sie ihn bei jedem Schritt begleiten würde, hatte seine Frage mit Ja beantwortet. Er erinnerte sich noch, wie er etwas zu John sagte, aber nicht mehr an die genauen Worte, weil SEINE Stimme bereits viel zu dominant war. „Sam Winchester, ich habe lange auf diesen Tag gewartet. Endlich kann ich meiner Bestimmung folgen und Gottes Willen auf Erden erfüllen. Zusammen werden wir viel Gutes tun. Wir werden die Welt reinigen. Sie wieder besser machen. Deine Familie wird nie wieder in Gefahr sein. Ihr könnt glücklich sein. Ihr werdet beschützt werden, zum Dank dafür, dass du es mir ermöglichst auf die Erde zu kommen. Vertrau mir. Es wird dir nichts geschehen. Es ist deine Bestimmung, so wie auch meine. Du bist stark. Du wirst Dean beschützen können. Er wird endlich sehen, dass du nicht mehr der kleine Bruder bist. Du bist ein Werkzeug Gottes. Der Helfer eines Engels. Du musst mich nur herein lassen und wir können mit der Arbeit beginnen. Wir können zusammen Großes verrichten.“ Er war ein dummer Esel. Diese Worte…wenn der vernünftige Teil von ihm die Oberhand gehabt hätte… er hätte nie ja gesagt. Dean hatte sich verändert. Er respektierte ihn. Sie waren gleichgestellt. Er war schon lange nicht mehr der kleine Bruder. Warum konnte der rebellische, unbelehrbare Teil ihn ihm das nicht sehen? Warum hatte er sich von SEINEN Worten verleiten lassen? Die Antwort darauf war beschämend. Er wollte der Held sein. Er wollte Dean beschützen. Einmal derjenige sein, zu dem der Ältere stolz aufschaute. Beweisen, dass nicht nur Dean für die Familie sorgen konnte. Er war erwachsen. Nicht mehr der kleine Bruder, der gerettet werden musste. Er würde so viel Gutes tun können. Mit Michaels Hilfe mehr Menschen retten können, als beim Jagen mit Dean. Dean, der endlich die Mauer um sich herum abgebaut hatte, endlich sein Leben lebte. Dean, der nicht mehr so taff war und beschützt werden musste. ER redete immer weiter auf ihn ein. Es war wie eine Art Hypnose. Er nahm noch wahr, dass Mary sagte es sei Zeit und er solle ja sagen. Das tat er dann auch. Es war der Anfang vom Ende, wie er mittlerweile glaubte. Kaum, dass er die Silbe ausgesprochen hatte, drang das, die Lichtung erhellende, Licht in ihn ein und füllte ihn komplett aus. Eine Druckwelle entstand. Und als das Licht gänzlich in ihm verschwunden war und die Lichtung wieder im Dunkeln lag, sah er John ein paar Meter weiter am Boden liegen. Mary war verschwunden. Irgendwie hatte er das Gefühl, es wären nicht mehr seine Augen, die seinen Vater ansahen. Er wollte zu ihm gehen und schauen, ob er in Ordnung war. Sein Körper rührte sich nicht. Er verstand es nicht, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er ja den Engel in sich hatte, und dieser durch ihn wirkte. Scheinbar war Michael nun das Steuerzentrum seines Körpers. Sein Inneres nahm zu dem Erzengel Kontakt auf. Sicher blieb noch genug Zeit, um nach John zu sehen. „Können wir kurz nach meinem Vater sehen?,“ fragte seine innere Stimme. „Zeitverschwendung. Er ist ein Nichts. Vollkommen wertlos, jetzt wo er seinen Zweck erfüllt hat. Ich könnte ihn töten. Bei dem was ich vor habe, wäre er tot sogar besser dran. Aber ich habe es lieber, wenn er sich für den Rest seines kümmerlichen Lebens Vorwürfe macht.“ „Www…asss?,“ kam es fassungslos von Sam. Er verstand die Welt nicht mehr. Was redete Michael da? „Er ist ein Mensch. Ihr Engel…ihr habt doch von Gott den Auftrag, Menschen zu beschützen. Darum bist du doch hier...,“ sagte seine innere Stimme. Er spürte wie seine rechte Hand sich zur Faust ballte und Wut in ihm aufstieg, die nicht die seine war. „Ich schere mich einen Dreck um Menschen. Ich hasse Menschen. Mein Vater hat uns Engel zuerst erschaffen. Aber anstatt uns zu lieben wie wir es verdient hätten, hat er diese Welt erschaffen, samt euch nackten Affen, seinen Lieblingen. Ich werde euch alle zerquetschen wie Kakerlaken, mal sehen wie ihm das gefällt. Man verbannt seine Kinder nicht und vor allem schickt man nicht einen Bruder aus, um den anderen Bruder in der Hölle einzusperren und dort versauern zu lassen.“ Ihm wurde noch nie so schnell bewusst, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das was der Engel ihm da erzählt hatte, dass hatte er schon mal gehört. Ihm wurde blitzschnell klar mit welchem Engel er es hier wirklich zu tun hatte und ihm wäre übel geworden, wenn er über seine Körperfunktionen noch irgendwelche Kontrolle gehabt hätte. Was hatte er getan? „Du bist nicht Michael,“ konfrontierte er den Besetzer seines Körpers. Dieser ballte nun auch noch die andere Faust. Gleichzeitig formten seine Lippen ein grimmiges Lächeln. „Nein, ich bin nicht dieser Arschkriecher, der es unserem Vater immer recht machen wollte. Das hast du schnell erkannt. Dafür, dass du wie ein verblendeter Volltrottel in meine Falle gerannt bist, bist du gar nicht mal so blöd.“ Luzifer hatte Recht, er war verblendet in diese Falle getappt. Er war so ein Idiot. Er musste den verstoßenen Engel wieder aus seinem Körper vertreiben. Er musste alles wieder richtig stellen…seinen Fehler wieder gut machen…musste zurück zu Dean… „Verschwinde aus mir!,“ schrie seine innere Stimme. „Sorry, aber da hat wohl jemand vergessen dich auf das Kleingedruckte hinzuweisen…“ Kaum hatte Luzifer das gesagt, erschienen zwei Personen auf der Lichtung. Eine in der Gestalt von Mary und eine andere junge Frau. „Ooops, muss mir wohl entfallen sein,“ sagte Mary. Sie und die andere Frau blieben kurz vor ihm stehen. Aus Mary wurde urplötzlich ein junger Mann, der spitzbübisch grinste. Alaistair hatte den Illusionszauber den er von Zacharias bekommen hatte aufgehoben. „Luzifer!,“ kam es ehrfürchtig von der jungen Frau. Sein Körper reagierte unter Luzifers Führung und streckte eine Hand aus. Liebevoll streichelte ER der Frau über die Wange. Sam wollte das nicht. Solche Berührungen sollte nur Dean von ihm bekommen. „Lilith...es tut so gut dich wieder zu sehen…wieder hier zu sein. Es ist alles so gekommen, wie ich es dir versprochen habe.“ „Ja…“ sagte sie und hauchte IHM einen Kuss auf den Daumenballen. Er wäre am liebsten zusammen gezuckt. Die erste Dämonin hatte aus einiger Entfernung zugesehen wie der Plan endlich aufgegangen war. Das Gefühl von Triumph hatte sich in ihr ausgebreitet als sie gesehen hatte, wie ungläubig Azazel dreingeblickt hatte, als ihn die Kugel des Colts traf. Endlich hatte sie ihre Rache bekommen. Luzifer merkte, dass Sams Sein sich gegen die zärtlichen Berührungen sträubte. Er wollte es unbedingt noch weiter treiben. Je mehr dessen Seele litt, desto schwächer würde sie werden. Er wollte nicht riskieren, dass der Mensch versuchen würde sich richtig gegen ihn aufzulehnen. Das würde nur lästig sein und die Umsetzung seines Vorhabens unnötig verzögern. Also lehnte er sich vor, überbrückte den Abstand zu der Frau vor ihm und gab Lilith einen leidenschaftlichen Zungenkuss, den sie genüsslich erwiderte. „Nein!,“ schrie Sams innere Stimme auf. Er wollte diese Frau nicht küssen und so versuchte er die Kontrolle über seinen Körper zurück zu gewinnen, doch es gelang ihm nicht. Der gefallene Engel spürte das. ER konnte die Kontrolle zwar mühelos behalten, doch erkannte Erviel potentielle Kraft. Eine Kraft die bei keiner von Gottes Schöpfung stärker ausgeprägt war - Liebe. IHM wurde klar, dass ER der im Körper verbliebenen Seele von Sam noch einiges zufügen musste, um zu verhindern, dass sich dieser der potentiellen Kraft bewusst wurde und sie einsetzte. Denn dann würde er IHM gefährlich werden können. „Verschwinde aus mir!,“ schrie seine innere Stimme erneut. Luzifer löste den Kuss. „Ah ja, da sind wir wieder bei dem Kleingedruckten. Mit deinem „Ja“ hast du mich rein gelassen. Dein Körper gehört jetzt MIR. Ich kann damit machen was ICH will und solange ICH es will.“ Zum Beweis küsste er Lilith abermals. Alaistair gefiel es auch nicht, aber wenn er überleben wollte, musste er es akzeptieren. Er wusste er wo sein Platz war. Er würde schon auch noch seine Belohnung bekommen. „Du wirst MICH nicht wieder los. Also gewöhn dich dran. Hey, vielleicht lernst du mit der Zeit sogar, es zu genießen. Sie kann auch gerne einen anderen Körper besetzen, ICH bin da flexibel. Denk drüber nach. In der Zwischenzeit habe ICH viel zu tun. Über 6 Milliarden Menschen gilt es auszulöschen.“ Mit diesen Worten verschwand Luzifer in Sams Körper von der Lichtung und mit ihm die beiden Dämonen. Sams Seele war nur Beifahrer. Er musste sich schnellstens etwas einfallen lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)