Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 207: Azazels Ende ------------------------- Sam brauchte nicht lange warten. John verließ eine gute halbe Stunde später die Bar. Er schien nicht über sein Maximum getrunken zu haben, denn es war kein Schwanken zu erkennen. John stieg ohne Zögern in sein Auto. Durch Jahre langes regelmäßiges Trinken war seine Fahrtüchtigkeit nicht mehr auf absolute Nüchternheit oder die Promillegrenze beschränkt. Er würde keiner Streife auffallen. Als sein Vater los fuhr, schloss Sam den Lexus kurz. Er wartete noch einen Moment, ehe er die Verfolgung aufnahm. Er musste langsam fahren, weil er nicht so dicht aufschließen durfte, dass John die Scheinwerfer bemerkte. Nach gut einer dreiviertel Stunde Fahrt glaubte Sam schon fast John würde einfach immer weiter fahren, doch dann sah er aus sicherer Entfernung wie sein Vater nach rechts auf abbog. Sam war verwirrt als er kurz darauf ebenfalls auf die nicht asphaltierte Straße abbog. Hier war nichts. Er schaltete die Scheinwerfer aus. Das wäre bei einer entlegenen Seitenstraße dann doch für John zu auffällig, als dass er den anderen Wagen nicht bemerken würde. Da es aber wegen der vielen Bäume stockfinster war, konnte Sam fast nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren. Einige 100 Meter weiter blieb Johns Truck schließlich stehen. „Hier ist es. Hier wird es geschehen,“ hörte Sam Mary sagen. Der Jüngere reagierte nicht auf ihre Worte, sondern stellte den Lexus ab, stieg aus und schlich sich durchs Unterholz näher an den Truck heran. John hatte seine Scheinwerfer angelassen, die eine Art Kreuzung erhellten. Er beobachtete wie sein Vater ausstieg und mit einer Taschenlampe in der Hand auf die Kreuzung zu ging. Er nahm einen am Boden liegenden Stock auf und ritzte damit etwas in den vom Regen weich gewordenen Untergrund. Dann ging er plötzlich in die Knie und fing anscheinend an, ein kleines Loch auszuheben. Sam konnte erkennen wie er eine Dose darin vergrub. Was sollte das? Das Licht der Taschenlampe erlosch, aber Sam war nun nah genug dran, dass das Scheinwerferlicht ausreichte um zu sehen, dass John den Colt gezückt hatte, ihn jedoch im Ärmel seiner Jacke verbarg. Für den jüngeren Winchester machte das alles keinen Sinn. Umso mehr erschrak Sam, als plötzlich eine Frau im schwarzen Kleid vor John auftauchte, den das nicht zu überraschen schien. Er hatte in der Bar ein wenig was getrunken, aber nicht mehr als das Übliche. Auch einen Burger hatte er gegessen und dabei an Dean gedacht. Sein Ältester liebte Burger. Er selbst aß sonst immer was da oder am billigsten war. Früher als seine Jungs noch Kinder und sie knapp bei Kasse waren, hatte er Dean manchmal trotzdem einen Burger mitgebracht. Seine Augen hatten dann immer so freudig geglänzt, dass John das Herz aufgegangen war. Weil er aber nicht fähig war ein guter Vater sein und Sam vertrieben hatte, hatte er beobachten müssen, wie Dean nach und nach den Glanz in seinen Augen verlor und auch ein Burger ihn nicht mehr wirklich hervorlocken konnte. Ohne Sam war Dean nicht mehr Dean gewesen. Der Jüngere hatte es immer irgendwie geschafft den Älteren zum Strahlen zu bringen. Neben dem Burger lag ein Salatblatt und John dachte nun auch an Sam. Eine von Johns schönsten Erinnerungen war es, zu beobachten wie seine Söhne sich gegenseitig wegen ihrer Ernährungsweisen foppten. Er hatte das vermisst in der Zeit wo er allein unterwegs gewesen war. Auf der Suche nach dem Ding, dass seine Frau getötet hatte. Aber dieses Opfer hatte er bringen müssen. Seine Söhne waren ohne ihn sicherer. Hatten trotz ihrer scheinbar so unterschiedlichen Charaktere miteinander ihr Glück gefunden. Ein Teil von ihm gönnte es ihnen sogar. Egal wie sehr sich ihm bei dem Gedanken daran der Magen umdrehte, er musste es akzeptieren, denn er wollte wieder Kontakt zu ihnen haben. Er hatte lange nachgedacht und sich dazu entschlossen einen Neuanfang mit ihnen zu versuchen. Die Chance dafür würde er kriegen. Es war soweit. In dieser Nacht würde er seine Rache bekommen. Heute würde der Dämon sterben. Aber zunächst musste John noch einen Test machen, um sicher zu gehen, dass nichts schief gehen würde. Also war er mit seinem Truck los gefahren. Zu der Kreuzung, die er am Nachmittag ausfindig gemacht hatte, bevor er sich im Motel für ein Stündchen hingelegt hatte. Es brauchte eine Kreuzung die nicht asphaltiert war. Sonst hätte er nicht die Sachen vergraben können, die er brauchte, um einen Kreuzungsdämon zu rufen. An dem würde er den Colt ausprobieren und wenn er funktionierte hatte er auch schon alles beisammen, um den Dämon zu beschwören, der so viel Leid über seine Familie gebracht hatte. Die Dämonin im verführerischen Körper einer etwa dreißigjährigen Frau, erschien auch prompt nachdem er die Dose wieder mit Erde bedeckt hatte. Er hatte gerade noch den Colt ziehen und in seinem Ärmel verbergen können. Angespannt beobachtete Sam die Interaktion zwischen John und der Frau. Sein Vater starrte sie zunächst nur an. Sie tat für den ersten Moment das gleiche, ehe sie plötzlich das Wort ergriff. „John Winchester, ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal treffen würde. Wo ich dir doch das letzte Mal schon gesagt habe, dass ich dir nicht sagen kann wo Azazel ist, auch nicht für deine kleine, armselige Seele. Denkst du deine Jungs würden dich vermissen? Wohl kaum. Sie haben mit dir Abschaum von Vater längst abgeschlossen. Also hättest du zehn einsame Jahre. Aber daran bist du ja gewöhnt. Aber mal ehrlich. Was würdest du denn auch schon mit der Information anfangen? Du kannst ihn nicht töten.“ „Oh doch ich kann.“ Wie aus heiterem Himmel kam der Colt zum Vorschein und ehe die Dämonin reagieren konnte, hatte John auch schon abgedrückt. Die Augen der Dämonin waren vor Überraschung weit aufgerissen, als sie zu flackern begannen und der Körper der Frau zusammensackte. Sam konnte es kaum glauben. Der Colt funktionierte tatsächlich. John grinste zufrieden. Es war kein schwarzer Rauch aufgestiegen und entkommen. Der Colt funktionierte. Die Dämonin war tot. Er nahm sich einen Augenblick Zeit um die Gewissheit zu genießen, endlich etwas in der Hand zu haben, das ihm helfen würde für Gerechtigkeit zu sorgen. Anschließend zerrte er die Leiche hinter die Büsche. Azazel sollte nicht merken was John für eine Überraschung für ihn bereit hielt. Als der Körper verborgen war, atmete John tief durch und holte dann die Utensilien für das Ritual heraus. Eine Schüssel in der eine Reihe von Kräutern und anderen Zutaten, unter anderem Akazien und Abramelin-Öl, verbrannt werden mussten. Zusätzlich noch sechs Kerzen, die er anzündete und auf dem Symbol verteilte, das er zuvor mit einem Stock in den Lehmboden geritzt hatte. Noch immer hatte er nicht bemerkt, dass er von Sam beobachtet wurde. Dieser wusste was sein Vater nun vor hatte. Er wand sich daher an Mary. „Wann?,“ fragte er flüsternd. „Wenn dein Vater den Dämon getötet hat, werden die anderen Dämonen umherirren wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Dann hat Michael leichtes Spiel. Du musst also warten bis der Dämon tot ist. Du wirst dann schon merken, wenn es soweit ist. Vertrau mir.“ Sam konzentrierte sich wieder auf Johns Tun. Dieser hatte inzwischen ein Streichholz entfacht und ließ es in die Schüssel fallen. Als die Zutaten Feuer fingen und herunter brannten wie eine Magnesium-Fackel sagte er die Beschwörungsformel. „Dis manibus praest praesens. Obtine mihi dominum azazelum omnium.“ Auch diesmal dauerte es nicht lange, bis eine weitere Person auftauchte. Diesmal war es ein älterer Mann. „Du beschwörst mich John? Das überrascht mich jetzt aber. Ich hätte dich nicht für den Typen gehalten der selbstmörderische Aktionen startet.“ „Es ist nicht selbstmörderisch, wenn man vorbereitet ist,“ sagte John. Er richtete den Colt auf den Dämon und zog den Spanner. „Glaubst du wirklich, dass mir dein kleines Spielzeug etwas anhaben könnte?“ Alaistair schmunzelte. Es war Lilith wirklich gelungen die Existenz des Colts vor Azazel zu verbergen. Der andere Dämon war völlig ahnungslos. Das war auch der einzige Grund warum John noch lebte. Der Plan war kurz davor aufzugehen. „Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.“ John wartete keine Sekunde länger und drückte ab. Azazel lachte. Noch immer sah er in der Waffe und der Kugel, die der Winchester auf ihn abgefeuert hatte keine Gefahr. Das änderte sich schlagartig als ihn die Kugel in den Kopf traf. Sein Lachen erstarb. Wie schon bei der Dämonin zuvor begannen seine Augen zu flackern. „Das ist unmöglich…“ war das letzte das Azazel von sich gab, ehe er auf die Knie fiel und dann tot, mit dem Gesicht zuerst, auf dem Boden aufkam. „Das war für Mary, du Scheißkerl,“ sagte John. Dann überkamen ihn seine Gefühle. All die Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet, akribisch darauf hingearbeitet. Seine Kinder vernachlässigt, ihnen die Jugend vorenthalten, die sie verdient hätten. Aber jetzt zahlten sich die Entbehrungen endlich aus. Eine Woge der Genugtuung überkam ihn. Zusammen mit Erleichterung. Er hatte es endlich geschafft. Es würde Mary nicht zurück bringen, aber er hatte sie gerächt. Es war vorbei. Alle die über die Jahre angestauten Emotionen entluden sich nun in John und Tränen flossen ihm die Wangen herunter wie Wasser aus einem gebrochenen Staudamm. Endlich konnte er weinen. Um seine Frau, die über 20 Jahre seines Lebens, einen Teil seiner selbst, den er auf der Jagd verloren hatte, um die Zukunft, die seine Kinder hätten haben können und um die Beziehung zu seinen Söhnen die durch dieses Leben so sehr in Mitleidenschaft geraten war. „Für dich, Liebling,“ brachte er leise, schwer atmend und mit einem Klos im Hals hervor. John war so sehr überwältigt, dass er nicht mitbekam, was um ihn herum geschah. Blut rann aus Azazels Kopfwunde und floss spiralig um ihn herum. Auch Sam hatte dies noch nicht bemerkt. Viel zu gebannt starte er zu John hinüber. Er hatte seinen Vater noch nie weinen sehen. Einzig Alaistair beobachtete voller Vorfreude, wie die Blutspirale sich ausbreitete. Gleich war es soweit. Alles wofür er so lange gearbeitet hatte, würde endlich belohnt werden. Er konnte es kaum noch erwarten. „Michael wird bald auf die Erde kommen. Mach dich bereit,“ informierte er als Mary Sam. Der Winchester trat zögerlich aus den Schatten der Bäume hervor. Ob er sich auch so fühlen würde wie John, wenn er dem Erzengel geholfen hatte, die Erde von Dämonen zu reinigen? Er ging auf seinen Vater zu. Er war fast schon in einer Art Trance. John hatte den Grundstein gelegt und er würde das Leben für alle um ihn herum sicherer machen, Dean beschützen. Das war seine Bestimmung. Plötzlich bebte die Erde. Licht drang von unten durch die Blutspirale und erhellte die Kreuzung. „Dad, du hast es geschafft,“ sagte Sam anerkennend zu John, der ihn daraufhin entgeistert und vollkommen überrascht aus verweinten Augen ansah. Erst jetzt bemerkte er das Vibrieren des Bodens und das Licht. „Sam? Was tust du hier? Was...,“ er konnte all seine Fragen gar nicht in Worte fassen. Das was hier gerade passierte, war nicht so geplant. Was hatte das zu bedeuten und wieso war sein Sohn hier? Hatte das was mit dem Dämon zu tun? Aber bei der Dämonin war doch sowas nicht passiert. Sein Jüngster sah ihn beruhigend an. Doch der Blick verfehlte seine Wirkung. Die schnörkelige Lichtspirale wurde immer größer und Sams Ruhe machte John Angst. „Alles wird gut Dad. Verlass dich auf mich.“ „Was soll das heißen? Was hast du vor? Was geht hier vor?,“ kam es mit kaum unterdrückbarer Panik von John. Ein breiter, laserartiger Lichtstrahl schoss aus dem Zentrum der Spirale und ließ den leblosen Körper des Dämons, der die Winchesters ins Unglück gestürzt hatte, verbrennen und zu Asche zerfallen. „Deine Zeit ist gekommen, sag ja!,“ sagte Mary. Die geballte Energie seines Schöpfers machte es Alaistair unmöglich sich vor der Sicht des anderen Winchesters zu verbergen, aber er war am Ziel. Es spielte keine Rolle mehr, ob John Winchester seine tote Frau sehen würde, die mit ihrem Sohn sprach. Gleich war es geschafft. „Mary…?,“ kam es ungläubig von John, der seinen Augen nicht trauen konnte. Er verstand gar nichts mehr. War sie Sam auch erschienen? War das der Grund warum sie ihn seit einiger Zeit nicht mehr in seinen Träumen besucht hatte? Was hatte das alles zu bedeuten? Das gebündelte Licht wurde blendend hell. Zeitgleich hörte er Sam klar und deutlich „ja“ sagen. Eine Erschütterung kam auf, erwischte John und dann, obwohl es so unglaublich hell war wurde alles um ihn herum schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)