Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 201: Abschied von Jenny ------------------------------- Dean sah dem davonfahrenden Wagen noch kurz nach, ehe er sich zu Sam und den Streithähnen umdrehte. Der jüngere Winchester versuchte die beiden anderen Jäger davon abzuhalten dieses aberwitzige Wett-Holzhacken zu veranstalten. Für einen kleinen Moment dachte Dean darüber nach, der Sache freien Lauf zu lassen, aber dann dachte er daran, dass Bobby angeschlagen war und sich besser schonen sollte und sie außerdem noch immer die Sache mit John und den Dämonen klären mussten. Seufzend trat er auf die drei zu. Jenny auf seinem Arm war bester Laune. Warum musste sich sein Jägergewissen gerade dann zeigen, wenn sie als kleine Familie doch eigentlich endlich in Richtung Normalität steuerten? Er wollte eigentlich nichts lieber als hier bleiben, aber er konnte die Dämonen nicht Dämonen sein lassen. Er hatte sich dem Jägersein verschrieben. Es war etwas anderes einen halbwegs normalen Alltag zu führen und nicht explizit nach übernatürlicher Aktivität zu suchen. Aber wenn man von einer wusste, konnte man sie nicht einfach außer acht lassen. „Männer, ihr solltet euren „wer hat den Längsten“-Wettstreit am besten auf ein anderes Mal verschieben,“ meldete er sich zu Wort. Sam, der gerade auf Bobby eingeredet hatte, wand sich seinem Partner zu, genau wie die zwei älteren Jäger. „Okay, hast Recht. Wäre eh kein fairer Wettkampf geworden, Bobby muss erst wieder in Form kommen,“ sagte Rufus grinsend. Seinen alten Freund aufzuziehen machte einfach zu viel Spaß. „Halt mal still Rufus, ich wollte schon lange mal testen, wie scharf meine Axt eigentlich ist,“ konterte der Bärtige. „Genug von dem charmanten Geplänkel. Wir haben noch einiges zu tun,“ meinte Sam, dem nun auch wieder in den Sinn gekommen war, dass immer noch John und Dämonen auf dem Programm standen. Und Operation „Brich Dean das Herz, aber rette sein Leben“. Er hasste sich für das, was er vorhatte, aber er war mittlerweile der festen Überzeugung das Richtige zu tun. Ein gebrochenes Herz würde mit der Zeit verheilen, aber ein toter Körper konnte nicht wieder lebendig werden. „Sam hat Recht. Wir müssen besprechen wie wir jetzt am Besten vorgehen,“ sagte Dean. „Lasst uns ins Haus gehen. Ich könnte nen Whiskey vertragen,“ kam es vom schwarzen Jäger. „Warum wundert mich das nicht?,“ kam es mürrisch von Bobby als er den Winchesters und Rufus folgte, die bereits wieder an der Tür waren. Kaum hatten sie sich im Wohnzimmer mit allen benötigten Materialien nieder gelassen, als es auch schon um das erste Thema der Tagesordnung ging. Sollte Bobby mitkommen. Das Ergebnis fiel bei einer inoffiziellen Abstimmung 3 zu 1 gegen ihn aus, was Bobby gar nicht in den Kram passte. „Ihr könnt das doch nicht ernst meinen. Ich hab schon mit viel schwereren Verletzungen meinen Mann gestanden.“ „Ja, aber wir brauchen wirklich jemanden, der auf Jenny aufpasst,“ sagte Sam. „Das kann doch Marcy machen!“ „Ganz ehrlich Bobby. Ich mag sie, aber in einer Lage wie dieser möchte ich Jenny ungern einer „Zivilistin“ anvertrauen,“ meinte Dean. „Ich finde du solltest dir eine heiße Krankenschwester gönnen,“ wand Rufus ein. „Hat dich irgendeines unserer Argumente überzeugen können?,“ wollte Sam wissen. Jenny auf dem Schoß ihres Vaters sah ihren Paten mit großen Augen an, so als wolle sie ihn ebenfalls überreden in diesem Fall kürzer zu treten. Irgendwie konnten diese Augen sogar einen Stein zum Erweichen bringen und so brach Bobbys Widerstand ein. „Okay, okay. Ich bleib ja hier. Aber das ihr mich regelmäßig auf den neusten Stand bringt. Und ruft mich ja an, wenn ihr Hilfe braucht.“ „Kluge Entscheidung,“ meinte Rufus. „Rufus, kannst du herausfinden, ob und wenn ja wo, unser Dad sich in Sturgis ein Motel genommen hat?,“ fragte Dean. „Naja, ich könnte vielleicht zumindest einige ausschließen, wenn ich seinen Wagen über die Kameras in der Stadt in eine bestimmte Richtung verfolgen kann.“ „Gut, versuch das. Sam kann dir vielleicht helfen in dem er dir erzählt in welcher Sorte Motel er für gewöhnlich absteigt. Bobby, du wolltest ja unsere Waffen in Schuss bringen. Ich hol unser Arsenal rein, dann kannst du damit anfangen. Ich werde derweil den Impala startklar machen,“ wies Dean allen eine Aufgabe zu und überraschenderweise machte sich jeder ohne Murren an die Arbeit. Eine dreiviertel Stunde später tigerte Dean im Wohnzimmer hin und her. Der Impala stand abfahrbereit vor dem Haus. Bobby und er hatten die Waffen auf Vordermann gebracht und Rufus versuchte noch immer mehr über Johns Aufenthaltsort heraus zu finden. Sam hatte, nachdem er Rufus nützliche Tipps gegeben hatte, sich mit Jenny nach oben zurück gezogen, um ein paar Klamotten zusammen zu packen, falls sie in die Situation kommen würden, dass sie sich umziehen mussten. Dean fragte sich langsam was der so lange brauchte. „So, ich glaube weiter kann ich es nicht eingrenzen. Das geht höchstens vor Ort. Eventuell müssen wir dort noch ein mal ganz von vorne mit der Suche beginnen, falls er sich bis jetzt noch kein Motel genommen hat, aber bis jetzt konnte ich ihn so grob im Norden der Stadt lokalisieren. Er tauchte auf einer Parkplatzüberwachungskamera eines Schnappsladens auf.“ „Das klingt ganz nach John,“ meinte Bobby kalt. Warum dem anderen Jäger seine Rache wichtiger war als seine Söhne und seine Enkelin würde der Bärtige wohl nie begreifen. „Okay Rufus. Was denkst du wie lange du in Sturgis brauchen wirst, um Dad wieder aufzuspüren?“ „Mit einer guten Internetverbindung reichen mir ein paar Minuten.“ „Fahren wir zusammen oder getrennt?,“ wollte Dean wissen. „Ich mit euch zwei auf einer mindestens 5 Stunden Fahrt? Lieber nicht.“ „Okay, dann schleich du schon mal vor. Wir warten dann eine Stunde dort auf dich,“ stichelte er gegen den anderen Jäger. „Oh, das Rennen ist eröffnet,“ nahm Rufus die Kampfansage an. „Wir treffen uns an der ersten Tankstelle am Stadteingang. Machs gut Bobby,“ war alles was er noch sagte bevor er auch schon aus der Tür raus war. „Man, wo bleibt Sam?,“ meckerte Dean. „Geh hoch und hol ihn. Die Zeit hast du noch. Rufus alte Mühle ist lang nicht so schnell wie er denkt, geschweige denn wie dein Baby.“ Oben hatte Sam ziemlich schnell das Nötige zusammen gepackt, schließlich war er geübt darin. Schließlich hielt er seine Tochter auf dem Arm und drückte sie an sich. Er hatte beschlossen in Sturgis aus Deans und Jennys Leben zu verschwinden. Es war also das letzte Mal, dass er die Kleine würde im Arm halten können. „Es ist besser so, Kleines. Du wirst einen super Daddy Dean haben. Er wird sich gut um dich kümmern. Da du noch so klein, bist wirst du dich später nicht einmal an mich erinnern.“ Sam sah das wirklich positiv in diesem Fall. Denn wenn sie sich nicht erinnern konnte und noch einen anderen Vater hatte, würde sie nie eine Vaterfigur vermissen. Ihre Situation war eine ganz andere als er es mit Mary erlebt hatte. Ihm hatte vielleicht weiblicher Einfluss gefehlt, aber im Gegensatz zu Dean hatte er seine Mutter nie kennen gelernt und nicht die Person an sich vermisst, sondern eher was sie repräsentierte. Dean hatte das nicht zu 100% ausgleichen können. Gott, Dean bedeutete einfach alles für ihn und trotzdem musste er ihn zu seiner eigenen Sicherheit verlassen. Er streichelte der nun wieder sichtlich verwirrten Jenny über den Kopf. „Egal wo ich bin, ich werde dich immer lieb haben, auch wenn ich nicht bei dir sein kann. Es tut mir so, so leid.“ Er küsste sie auf die Stirn. „Ich mach das auch, um dich zu schützen und dir ein Leben, so wie ich es über weite Teile meines Lebens erleben musste, zu ersparen. Ich hoffe, dass du niemals so eine Entscheidung zu treffen hast.“ In seinen Armen wurde sie langsam quengelig. „Ich hab dich lieb. Und ich wünsche mir für dich nur das Beste und ich bin mir sicher, dass Dean dafür sorgen wird, dass es dir an nichts fehlt. Er ist so viel besser darin sich um Leute zu kümmern als ich. Er ist was besonderes, also sei ihm eine gute Tochter. Lerne fleißig, denn ich weiß, dass du schlau bist. Nutze das. Ich wünsche dir Freunde und viele schöne Kindheitserinnerungen. Ich war mit beidem nicht sonderlich gesegnet, wenn man von dem absieht was Dean mir ermöglicht hat.“ Er kniff die Augen zusammen, um gegen die aufsteigenden Tränen anzukämpfen. „Hab keine Angst Fehler zu machen, denn durch sie lernst du oftmals eine Menge. Auch wenn das Lehrgeld schmerzhaft sein kann. Wenn du einen Traum hast, dann halt daran fest. Wenn du einmal Hilfe brauchst, wende dich an Dean. Er hat dich lieb und wird alles für dich tun. Ich wünsche mir, dass du jemanden findest, der dich liebt und gut zu dir ist und dass du alle Menschen die dir begegnen so behandelst wie du selbst behandelt werden willst.“ Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, doch er hatte seiner Tochter noch so einiges zu sagen. „Du wirst mir so fehlen. Besonders unsere tiefschürfenden Gespräche. Du kannst echt gut zu hören.“ Ein kleiner Erinnerungsschnipsel kam ihm in den Sinn. Sie waren in St. Paul. Dean war bei seinem Tarnjob bei der Buszentrale. Sam lag mit Jenny auf dem Bett und sie krabbelte umher. Der Jüngere seufzte. Die Gefühle, die er für Dean empfand würden ihn noch wahnsinnig machen. Vielleicht sollte er doch mal mit Dean darüber reden. Der Ältere hatte ihm gegenüber schon oft genug beteuert, dass er ihn nicht alleine lassen würde, egal was auch passieren würde. Aber würde Deans Versprechen auch dann noch bestand haben, wenn Sam ihm erzählen würde, dass er mehr als nur brüderliche Gefühle für ihn hegte? Jenny war jetzt bei Sam angekommen. Er nahm sie behutsam in den Arm. „Was meinst du? Wie kann ich Dean am besten sagen was ich für ihn fühle? Soll ich es ihm überhaupt sagen?,“ fragte er seine Tochter und betrachtete sie. Doch Jenny guckte ihn mit ihren großen Kulleraugen einfach nur an und lächelte. „Du bist mir echt ne große Hilfe, weißt du das? Es wird Zeit, dass du sprechen lernst.“ Er lächelte und gab ihr einen Kuss. „Aber erst Mal machen wir ein Nickerchen.“ Sam gähnte und schloss bald darauf die Augen. „Weißt du, du hast einen großen Teil dazu beigetragen, dass Dean und ich zusammen gekommen sind. Ohne dich hätten wir nie ein Paar gespielt und unsere tief verwurzelten Gefühle wären nie an die Oberfläche gekommen. Du hast meine Frage zwar nicht beantwortet, aber mich auch ohne Worte immer in die richtige Richtung gewiesen.“ Er erinnerte sich an den Abend in Truro. Dean hatte gesehen wie diese Donna ihn geküsst hatte. Damals war Sam sich so unsicher gewesen, weil ein Teil von ihm noch an Jessica gehangen hatte. Jenny hatte geweint, weil Sam ohne Dean zurück gekommen war. „Ich hab Mist gebaut, das weiß ich. Es tut mir leid. Du wusstest, das ich ihn liebe, lange bevor mir das selber klar geworden ist, oder?“ Die Kleine hörte plötzlich auf zu weinen und sah ihren Vater mit einem sehr eindringlichen Blick an und Sam hatte das Gefühl, als könnte sie direkt in seine Seele sehen und das war ihm schon ziemlich unheimlich. Er strich ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Ich hab es echt vermasselt, was? Aber ich verspreche dir, dass ich das wieder in Ordnung bringen werde. Dean wird bald wieder hier sein.“ Sagte er mehr zu sich selbst als zu Jenny und wiegte sie sachte hin und her. „Dean und ich habe es dann aber doch geschafft. Ich liebe ihn und dich über alles. Und ich habe bis heute keinen Schimmer warum ich das Glück habe, dass Dean mich auch liebt. Was hab ich ihm schon zu bieten? Ich bin nur ein Sturkopf, der viel zu viele Fehler macht, auch wenn ich es nur gut meine und du und Dean seid die Leidtragenden.“ Sam erinnerte sich daran, wie seine Entscheidung Dean nichts über Jennys Fähigkeiten zu sagen zu einem heftigen Streit geführt hatte. „Pa, Ni nane“, verlangte das kleine Mädchen als Sam mit ihr in die Küche gegangen war. Es hatte Sam ein paar Minuten gekostet seine Tochter wieder zu beruhigen, nachdem Dean einen lauten Abgang gemacht hatte. „Ja Süße, ich mach dir ja jetzt dein Frühstück.“ Er setzte sie auf die Arbeitsfläche und machte erst einmal Kaffee. Dann zerdrückte er für seine Tochter eine Banane und drückte dann unter Jennys wachsamen Augen den Toast im Toaster herunter. Trübsal blasend sah er seine Tochter an. „Es tut mir leid, dass wegen mir, du schon wieder auf deinen Dean verzichten musst. Du hast dir wirklich zwei riesen Dickköpfe als Eltern ausgesucht. Wir machen es wohl einander nicht gerade leicht den anderen zu lieben.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und fing an sie mit den zermatschten Bananen zu füttern. Ja, Sam hatte wirklich viel Mist gebaut. Nicht nur als sie auf der romantischen Beziehungsebene angekommen waren. Auch schön früher. Er war ein schrecklicher Teenager gewesen und sicher auch ein schreckliches Kind. Er war kein guter Bruder und hatte Deans Leben sicher zur Hölle gemacht, nur damit er seinen Kopf durchsetzen konnte. Sicher waren Dean und Jenny auf Dauer ohne ihn besser dran. Egal was er tat, irgendwie konnte er nie etwas richtig machen. Er schien auf mehr als eine Weise verflucht zu sein. Nicht nur, dass jeder den er liebte über kurz oder lang sterben würde, nein. Irgendwie tat er den Menschen die er liebte in der Zeit wo sie zusammen war auch noch weh, auch wenn er es nicht wollte. Seine guten Absichten verirrten sich irgendwie immer ins Unheil für andere. „Gott, ich hoffe du wirst ein besserer und stärkerer Mensch als ich. Ich hab echt jede Menge Sachen getan, die ich im Nachhinein bereut habe. Habe einige ziemlich egoistische Entscheidungen getroffen, aber ich hoffe, dass dadurch, dass ich jetzt gehe, zur Abwechslung mal was richtig mache.“ Plötzlich kam ihm etwas Erschreckendes in den Sinn. Wieder erinnerte er sich an diesen Abend in Truro. Sam versuchte Jenny zu beruhigen, aber das schien ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein. Hatte sie eine Vision gehabt? Die Kleine heulte immer weiter. Warum musste sie auch immer dann weinen wenn Dean nicht da war? Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Die Kleine heulte nicht wenn Dean nicht da war, sondern weil er nicht da war. War Dean etwas passiert? Oder spürte Jenny einfach nur, dass es seinem Bruder nicht gut ging, dass er sich verletzt fühlte, kurz um, dass etwas zwischen ihnen beiden nicht in Ordnung war? War das möglich? Reagiert sie auf Deans Verfassung und momentane Stimmung? War seine Tochter eine Art Empath? Jenny fühlte die Emotionen anderer. Wie hatte er das vergessen können? Seine Kleine war genau so wenig normal wie er, nur auf andere Weise. Aber in letzter Zeit hatte sie sich so normal verhalten, dass Sam diese Besonderheit tatsächlich vergessen oder verdrängt hatte. Oh Gott, was würde er Jenny antun? Dean würde sein Weggang hart treffen. Sam war nicht so naiv zu glauben, dass Dean das einfach so weg stecken würde. Seine Tochter würde all Deans Gefühle mitbekommen. Wie sollte Jenny das aushalten? Ein lautstarker Zweifel kam in ihm hoch. Der erneute seltsame Stimmungsumschwung ihres Vaters brachte Jenny zum wimmern. Sams Nähe gefiel ihr im Moment überhaupt nicht. Sam strich ihr über den Rücken. „Mir tut das alles so leid. Was soll ich nur tun?“ Vor seinem inneren Auge konnte er zahlreiche Bilder von Dean und Jenny zusammen sehen. Die beiden waren sich von Anfang an sehr nah. Ihr erstes Wort war sogar der Name seines Bruders gewesen. Sie hatte sich sofort instinktiv bei ihm wohl gefühlt. Sie hing einfach mehr an Dean. Sam stellte sich vor wie es wäre wenn Dean sterben würde und welche Auswirkung das auf Jenny haben würde. Sein Zweifel verschwand. Jenny würde ohne Dean sicher mehr leiden als ohne ihn. Dean würde sich für sie zusammen reißen und sich um sie kümmern. So wie er es nach Marys Tod für John und ihn gemacht hatte. Dean war einfach der Stärkere. Er musste ihn retten. Um ihrer aller Willen. „Ich liebe dich und ich liebe Dean. Euch zu schützen hat oberste Priorität.“ Sam atmete tief durch. Von unten hörte er Schritte hoch kommen. Zum Glück hatte er sich jetzt im Griff. „Ich hab dich lieb, Kleines,“ sagte er ein letztes Mal. „Was dauert denn hier so lange?“ „Ich wollte mich nur ordentlich von Jenny verabschieden.“ Er gab der Kleinen einen Kuss auf die Wange. Seine nun wieder aufgewühlte Tochter streckte ihre Arme nach Dean aus. „Din!“ „Man könnte meinen, dass, so wie du guckst, du sie nie wieder sehen wirst,“ sagte Dean. „Wer weiß? Wir wissen immer noch nicht womit wir es schlussendlich zu tun kriegen werden, wenn wir in Sturgis ankommen.“ „Sei nicht so pessimistisch, Sammy,“ versuchte er, den auf ihn niedergeschlagen wirkenden, Sam aufzuheitern. Dean nahm Jenny auf den Arm. „Schnapp dir die Tasche. Wir müssen los. Wir haben eine Rennen gegen Rufus zu gewinnen.“ Beim raus gehen gab er seinem größeren Partner einen kleinen Kuss auf die Wange. Als Dean aus dem Zimmer war, strich Sam mit der Hand über die Stelle die der Ältere geküsst hatte. Würde er es tatsächlich durchziehen können diesen wundervollen Mann zu verlassen? Er seufzte, nahm die gepackte Tasche und folgte seinem Bruder nach unten. Dean hatte sich bereits von Jenny verabschiedet und sie an Bobby weiter gegeben. Sie war ziemlich fasziniert von dem kleinen Kühlakku, den der Bärtige sich gegen die Schulter presste. Nachdem er draußen die Axt geschwungen hatte, tat diese auf ein mal wieder stärker weh. „Denkt dran euch zu melden,“ mahnte Bobby als die Jungs aufbrechen wollten. „Machen wir. Grüß Marcy,“ sagte Dean und ging zur Tür. Sam umarmte den daraufhin ziemlich überrascht drein blickenden Bobby zum Abschied und warf dann einen letzten Blick auf Jenny, ehe er seinem Bruder folgte. Kurz darauf waren sie unterwegs in Richtung Sturgis. Als Bobby etwas später Jenny in ihr Kinderbettchen setzte, weil er aufs Klo musste, erschien Zacharias neben Castiel, der über die Kleine wachte. Der grau-haarige Engel war ganz nah dran, seinen Plan aufgehen zu lassen. Alaistairs und seinen eigenen Einschätzungen nach war es nur noch eine Frage von Stunden oder wenigen Tagen, bis Samuel endlich die Biege machen würde und dann brauchte er das Baby. Zuvor musste er allerdings Castiel los werden. Nach der Sache mit Anna wusste er nicht mehr so recht, ob er dem anderen Engel noch trauen konnte. Aber das würde er ja an Hand der Reaktion des anderen heraus finden. Wenn er gehorchte, okay. Wenn nicht konnte er Castiel eben so gut liquidieren. „Zacharias,“ kam es überrascht von dem Engel im Trenchcoat. Er hatte sich als Sam und Dean los gefahren waren, dazu entschlossen bei dem alten Mann und dem Baby zu bleiben und sich später zu den Brüdern zu beamen, um auch ein Augen auf Sam zu haben. Sein Chef sah ihn eindringlich an. Castiel mahnte sich, sich zusammen zu reißen. Er durfte das Misstrauen, dass er Zacharias gegenüber hegte nicht nach außen dringen lassen. Sonst würde er Annas Arbeit nicht weiter fortsetzen können. „Castiel,“ sagte Zacharias und starrte den anderen Engel weiter an. Doch die unergründlichen blauen Augen verrieten dem höherrangigen Engel nichts. Als sein Untergebener nicht das Wort ergriff fing Zacharias das Gespräch an. „Du hast ja mitbekommen, was mit Anna passiert ist…“ Castiel nickte, aber hielt die Maskerade aufrecht. Sein Gegenüber trug mit Schuld an Annas Fall und Castiel empfand ein negatives Gefühl in Bezug auf Zacharias. „Du wirst doch hoffentlich nicht in ihre Fußstapfen treten wollen?“ „Ich habe nichts Falsches getan. Ich bewache das Kind, so wie ihr es mir aufgetragen habt,“ sagte Castiel mit emotionsloser Mine. Castiel schien nicht rebellieren zu wollen. Zacharias war zufrieden. Einen Engel würde er nur im äußersten Notfall töten wollen. „Gut, gut, aber du bist nun dieser Aufgabe enthoben. Ich brauche dich hier nicht mehr. Du kannst in den Himmel zurückkehren.“ Zacharias beobachtete Castiels Gesicht, um eine Reaktion ablesen zu können, doch verriet dessen Gesichtsausdruck weiterhin nichts. Castiel überlegte, wie er am Besten vorgehen sollte. Was würde Zacharias am unauffälligsten finden? Sei der brave Soldat, entschied sich der dunkelhaarige Engel schließlich und nickte. Zacharias nickte zufrieden. Castiel verschwand, fürs erste. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Chef die Überwachung des Babys nun selber übernehmen würde, also würde er es bei seiner Rückkehr später höchstens mit ein paar von Zacharias Schergen zu tun kriegen. Da er das Überraschungsmoment auf seiner Seite haben würde, hatte er eine reelle Chance gegen sie. Aber vielleicht würde er das Kind auch unbewacht lassen, da sich das Haus des Jägers als sicher genug erwiesen hatte. Er würde in einiger Entfernung das Haus beobachten und so bald wie möglich zurück kehren. Schließlich hatte Zacharias gesagt, dass er in den Himmel zurück kehren könne, nicht dass er es müsse. Somit missachtete er nicht wirklich einen direkten Befehl. Sam ließ Dean auf der Fahrt ohne murren die Musik bestimmen. Immer wieder warf er dem Älteren verstohlene Blicke zu, wollte sich alles einprägen. Dean schien so glücklich wie er einen Led Zeppelin Song mitsummte. Er hatte sich wirklich verändert. War offener geworden und nicht mehr so ernst, was John anging. Dean schien einem normalen Leben wirklich positiv entgegen zu sehen. Nach einer Stunde hatten sie Rufus überholt. Dean freute sich wie ein kleines Kind, dass ein Seifenkistenrennen gewonnen hatte. Der schwarze Jäger brachte sie durch sein wütendes Gehupe zum Lachen. Der Ältere streichelte das Amaturenbrett seines Babys und murmelte ein „gut gemacht, meine Schöne“. Auf halber Strecke teilten sie sich ein Sandwich, einen Schokoriegel und eine Flasche Wasser. Danach auch noch einige zärtliche Küsse zum Nachtisch. Dean ahnte nicht das Geringste von Sams Vorhaben und der Jüngere hoffte, dass das auch so bleiben würde. Alles in allem war es eine schöne Fahrt. Mittlerweile warteten sie wie vereinbart an der ersten Tankstelle am Ortseingang. Noch immer war der Himmel von dicken, dunklen Wolken verhangen. Rufus traf dort eine dreiviertel Stunde später ein. „Dein Wagen scheint nicht mehr genügend Ausdauer zu haben,“ neckte Dean den schwarzen Jäger sichtlich amüsiert. „Quatsch. Ich musste zwischen durch nur mal aufs Klo. Ohne Zwischenstopp hätte ich nicht so viel Zeit verloren,“ redete er sich raus. „Tja, deine gute alte Blase ist halt auch nicht mehr die Jüngste, was?,“ scherzte Dean. „Komm du mal in mein Alter. Ich hoffe euer Kind macht dich dann auch fertig,“ konterte Rufus. Sam lächelte. „Glaub ich nicht. Jenny hat mich lieb,“ erwiderte der kleinere Winchester. „Wir sollten jetzt lieber gucken, wo sich euer alter Herr so rum treibt.“ Die Brüder nickten. Hosted by Animexx e.V. 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