Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 199: Henricksen wird aufgeklärt --------------------------------------- Im Haus angekommen brachte Rufus Bobby nach oben ins Badezimmer. Sam half Dean Henricksen in den Keller zu bringen, hatte es dann aber sehr eilig wieder hoch zu gehen und nach Jenny zu sehen. Das war es jedenfalls was er seinem Bruder gesagt hatte. Es stimmte, aber war nicht der einzige Grund, warum er Dean die Versorgung von Henricksen überließ. Wenn er nicht in Deans Nähe war, konnte er dem angedrohten Gespräch und unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen. Seine Tochter wirkte ein wenig verstört, wie sie da in ihrem Bettchen saß und sich an ihre Stoffschildkröte klammerte, als wäre sie ihr einziger Halt auf dieser Welt. Sie schrie nicht mehr, aber ihre Tränen waren noch nicht völlig versiegt. Er hob sie aus dem Bett und drückte sie tröstend an sich. „Es tut mir so, so leid, Kleines. Wir hätten dich nicht allein lassen dürfen in deiner Angst, jedoch zu zweit hätten wir deinen Onkel Bobby wohl nicht retten können. Aber es geht uns allen gut.“ Er streichelte ihr liebevoll über den Rücken. Gott, wie mies er sich fühlte. Was war er bloß für ein schlechter Vater? Er hätte drauf bestehen müssen, dass sie mit diesem Jägerleben Schluss machten, als sie Jenny bei sich aufgenommen hatten. Wie hatte er ernsthaft annehmen können, dass man beide Welten unter einen Hut kriegen konnte, ohne dass sie die Kleine verkorksten? „Ein Rückzug aus dem Jäger-Leben hätte auch nichts genutzt. Der Ärger wird dich überall finden. Das Jäger-Leben droht nicht ihr Leben zu ruinieren, sondern deine Anwesenheit,“ hörte Sam die ihm mittlerweile so verhasste Stimme. Er atmete tief durch und versuchte sie zu verdrängen. „Pa-pa…O-by!…Din!,” brachte sie vom schweren Atmen abgehackt heraus. Sein kleines Mädchen schien mit eigenen Augen sehen zu wollen, dass die anderen beiden Männer in ihrem Leben wohl auf waren. Sie auf seinem Arm hin und her wiegend trat er aus dem Zimmer. Auf dem Flur traf er auf Dean, der gerade die Treppe hoch kam. „Din,“ kam es wimmernd von Jenny. Sie hatte aufgehört zu weinen, wenigstens etwas, was Sam geschafft hatte, und die Spuren ihrer Tränen trockneten langsam auf ihren Wangen. „Es ist alles gut, Kleines.“ Er schloss Sam in seine Arme und umarmte so seine beiden Liebsten. Ein herrlich warmes Glücksgefühl umgab Sam auf einmal. Etwas, was er stets spürte, wenn Dean für ihn da war. Jenny schien dies ebenfalls wahr zunehmen, denn auch sie beruhigte sich sichtlich. „Na ganz toll. Während ich den alten Brummbär zusammenflicke, macht ihr hier ein auf Gruppenkuscheln,“ ließ Rufus die beiden Brüder auseinander fahren. „Da fühlt sich wohl jemand vernachlässigt, was?,“ scherzte Dean und öffnete überspielt seine Arme, als Einladung. „Gott bewahre!“ Der ältere Jäger hob abwehrend die Hände. „Ich überlass das lieber euch zwei episch Verliebten und eurem Anhängsel.“ Er konnte dennoch nichts dagegen machen, dass seine Hand wie von selbst dem kleinen Mädchen auf Sams Arm über den Kopf streichelte. „Wie geht es Bobby?,“ wollte Sam wissen. „Ganz gut. Ich hab ihn unter der kalten Dusche abgestellt. Ein bisschen was gegen die kommenden blauen Flecke. Gleich guck ich ihn mir noch mal genauer an. Was habt ihr mit dem Typen gemacht?“ „Ich hab ihn ihm Keller an einen Stuhl gefesselt,“ sagte Dean. „Du hast was?,“ kam es mit weit aufgerissenen Augen von Sam. „Der ist vom FBI! Was denkst du was passiert, wenn der mitkriegt wo er ist und vor allem bei wem?“ „Dean hat schon ganz richtig gehandelt. Der FBI-Mann wird sich wahrscheinlich so vorkommen wie ein Jäger in einem Vampir-Nest. Angebunden kann er keinen Schaden anrichten, aber wenn er unbewacht ist und sich frei bewegen kann, könnte er abhauen und ein paar seiner Freunde holen, um das Nest auszulöschen, wenn ihr versteht was ich meine.“ „Sollen wir ihn jetzt für den Rest seines Lebens in Bobbys Keller gefangen halten?,“ fragte Sam, dem das so gar nicht geheuer war. Das verkomplizierte seine momentan eh schon verworrene Situation um Dean, seine Halluzination, John und Dämonen nur noch mehr. „Davon kann keine Rede sein. Ihr müsst nur vernünftig mit ihm reden. Ihm die Situation und seine Besessenheit erklären.“ „Der Mann ist ziemlich fanatisch. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hat er mir erzählt, dass er uns unbedingt zur Strecke bringen will, weil wir seinen Mentor in den Wahnsinn getrieben haben sollen,“ informierte Sam den anderen. „Jetzt war er aber besessen und wird wahrscheinlich das Ganze etwas anders sehen, wenn ihr ihn erstmal aufgeklärt habt. Ich werde jetzt mal nach Bobby sehen. Ich höre kein Wasser rauschen mehr, dann ist er sicher fertig mit duschen.“ „Brauchst du Hilfe?,“ fragte Dean ihn. „Ich hab ihn schon so oft medizinisch versorgt, dass ich es schon gar nicht mehr zählen kann. Ich schaff das schon allein. Und du weißt ja wie er ist. Wenn wir alle um ihn herum stehen, wird ihm das sicher nicht gefallen. Der sture Bock hätte mir beim Treppe hoch gehen fast eine verpasst, weil ich ihm helfen wollte. Meinte zu mir, er wäre kein invalider Greis.“ „Ja, das klingt nach Bobby,“ stimmte Dean zu. „Ich kenne da noch jemanden, der so klingt,“ setzte Sam einen kleinen Seitenhieb gegen seinen Partner. „Mistkerl.“ „Idiot!“ „Wow, wartet mit dem Vorspiel bis ich weg bin,“ sagte Rufus und verschwand im Badezimmer. Wortlos gingen die Brüder mit Jenny erstmal wieder nach unten in die Küche, wo Dean sich prompt einen Whiskey genehmigte. Sam hatte ein Zewa nass gemacht und wischte die Tränenspuren von Jennys Gesicht. „Mhm…das tut gut,“ sagte der ältere Winchester als der gute Tropfen seine Kehle hinunter rann. Er setzte sich zu Sam an den Tisch und sah ihn ernst an. „Also, was war los eben? Warum standest du da, wie zur Salzsäure erstarrt, während der Dämon mich in der Mangel hatte?“ Da er wusste, dass diese Frage unausweichlich kommen würde, hatte sich Sam mittlerweile etwas zu Recht gelegt. „Naja, da kam einiges zusammen. Sonst waren wir immer hinter den Monstern her und jetzt kam der Dämon auf einmal zu uns…das hat mich ein bisschen geschockt. Die Erinnerung an meinen Traum kam hoch und dann hab ich ihn auch noch erkannt. Dadurch war ich für einen kleinen Augenblick aus der Fassung. Es tut mir leid. Ich hab Mist gebaut. Das hätte mir nicht passieren dürfen. Du musst dich auf mich verlassen können und ich habe versagt.“ Dean seufzte. Das konnte so mit Sam nicht weiter gehen. Diese Albträume hatten mittlerweile eine viel zu große Wirkung auf ihn. Er hatte keine Schmerzen wie bei Visionen, also ging Dean davon aus, dass es wirklich nur Albträume waren. Nach allem was ihnen passiert war, die Sache mit Mum und Jessica und unter welchen Umständen sie auf Jenny gestoßen waren, konnte er es dem Jüngeren nicht mal wirklich verübeln. Er legte einen Arm liebevoll um seinen Partner. „Du kannst und darfst dich nicht so von deinen Ängsten beeinflussen lassen. Dadurch wirst du zum schwächsten Glied in der Kette. Mag sein, dass ich jetzt wie Dad klinge, aber solche Aussetzer können wir uns nicht leisten. Wenn man auf der Jagd ist oder kämpft, muss man voll und ganz bei der Sache sein, sonst könnte es Tote auf der falschen Seite geben.“ „Ja, du klingst ziemlich nach Dad.“ Diese fast schon gefühllose Ansage von Dean hatte er schon in abgewandelter Form des Öfteren von John zu hören bekommen. [style type="italic"] „Du darfst keine Angst haben abzudrücken oder Leute, die du liebst kommen zu Schaden. Du musst dich konzentrieren.“ „Scheiß auf den Mathe-Test Sam. Wir müssen einen Geist jagen. Solche Ablenkungen kannst du dir nicht leisten oder willst du dass dein Bruder oder ich sterben?“ [/style] Sam schüttelte Deans Arm ab und rutschte von ihm weg. Dean rutschte aber sofort nach und nahm die Hand des Größeren in seine. „Sammy, ich bin nicht wie Dad. Ich werde dir nicht erzählen, dass Angst zu haben eine Form von Schwäche ist, denn das ist Bullshit. Wer im Kampf keine Angst hat, tut mir leid, denn der hat nichts mehr zu verlieren. Ich sehe es so, dass diese Angst einen stärker macht, weil sie, wenn man sie richtig zu nutzen weiß, es einen ganz automatisch aufmerksamer und Konzentrierter macht. Nur damit man zu dem zurück kehren, oder das beschützen kann, was man zu verlieren hat. Den Schwanz einzuziehen hilft dir dabei nicht. Ich will keine große Töne spucken, sein eigenes Leben pro forma für den anderen mutwillig in Gefahr zu bringen, so wie ich es vielleicht mal gemacht habe, ist auch nicht immer richtig, geschweige denn notwendig. Du…“ „Ich liebe dich Dean,“ fuhr ihm Sam ins Wort. Sein Partner war ganz und gar nicht wie John und er bereute es, eben von ihm weg gerutscht zu sein. Er sah Dean an und dieser lächelte leicht. Sam schien ihn endlich verstanden zu haben. „Dean Winchester, wie bist du trotz unseres Vaters nur so weise geworden?“ „Naja, Lebenserfahrung…und…Bobby.“ „Es ist gut, dass wir ihn haben. Wir sollten ihm am nächsten Vatertag was schenken.“ „Du suchst doch bloß einen Vorwand, um mich durch ein Kaufhaus zu quälen.“ „So gemein bin ich eben.“ „Ja, echt fies.“ Er legte Sam seine Hand in den Nacken und gab ihm dann einen innigen Kuss. „Du bist manchmal ein Mistkerl, aber die müssen ja auch geliebt werden,“ sagte er dann zu seinem Partner. Dieser sah ihn verliebt an und initiierte nun seinerseits einen Kuss. Auf der Sheriffstation von Sioux Falls bekam Burrell derweil den schon lang erwarteten Rückruf von seinem Kollegen Cannon. Bis dato hatten Sheriff Mills und ihre Männer noch keine wirkliche Spur von Henricksen. „Ich hab mit Rodgin gesprochen. Er kennt einen Jäger der in Siuox Falls ansässig ist.“ „Gut, wie heißt der Mann und wie ist seine Adresse?“ Er war etwas überrascht. Die meisten Jäger, denen er begegnet war, wohnten praktisch in ihrem Auto, wenn sie nicht gerade in einem Motel abgestiegen waren. Aber Cannon hatte gesagt ihr Mann sei hier ansässig, also musste er einen festen Wohnsitz haben. Sein Kollege gab ihm die Adresse eines Robert Singers durch. „Danke Cannon, sie waren eine große Hilfe. Ach und vermerken sie die Adresse doch bei Singers Eintrag auf unserer Liste.“ „Er steht nicht auf unserer Liste.“ „Was? Wieso nicht?“ „Rodgin meinte, er sehe nicht ein, wieso er so einem Stinkstiefel helfen sollte.“ „Oh man, das klingt ja schon fast ein wenig nach Bandenkrieg. Egal, die müssen sich ja alle nicht verstehen, also tragen sie Singer auf unsere Liste ein.“ „Werde ich tun.“ Damit war das Gespräch beendet. Burrell verließ unbemerkt die mittlerweile unterbesetzte Sheriffstation und machte sich auf den Weg zu der angegebenen Adresse. Sein Routenplaner verriet ihm, dass dieser Jäger etwas außerhalb wohnte. Er war das FBI, da konnte er ruhig ein paar Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreiten. „Din!,“ quiekte Jenny nun wieder etwas ausgelassener. „Ich denke, bei ihr haben wir einiges gut zu machen, für den Schock, und eine Belohnung weil sie Bobbys Schutzengel war, hat sie auch verdient,“ sagte Sam. „Sehe ich auch so. Ich denke, dass schreit nach den Baby-Keksen, die sie so gerne ansabbert und damit rummatscht.“ „Vielleicht landet ja diesmal mehr in ihrem Mund als auf ihrer Kleidung,“ sagte Sam hoffnungsvoll und holte die Kekse aus dem Hängeschrank neben dem Kühlschrank. Die kleine Familie machte es sich gerade im Wohnzimmer bequem, um auf ein Zeichen zu warten, dass ihnen verriet, dass Henricksen wach war, als Rufus runter kam. „Er macht mich noch genau so wahnsinnig wie früher. Will einfach nicht liegen bleiben. Ich hab ihn jetzt wenigstens soweit, dass er oben bleibt, wenn wir da weiter an dem Fall arbeiten.“ Er nahm den Laptop und seine Karte und ging kopfschüttelnd und über Bobby murrend wieder nach oben. „Die zwei haben sich echt verdient,“ meinte Dean und griff gerade noch rechtzeitig nach Jennys Hand ehe sie den Keks-Matsch in ihrer Hand an der Couch abstreifen konnte. „Lass, das oder das war für lange Zeit dein letzter Keks,“ sagte er dann an die Kleine gewandt, wo bei sein strenger Blick wohl mehr Eindruck machte als das was er sagte. Sie genossen die Ruhe nach dem Schreckmoment, als diese jäh gestört wurde. „Hallo? Hilfe!,“ kam ein Schrei aus dem Keller. „Ich bring Jenny nach oben und dann kümmern wir uns um den FBI-Typ,“ sagte Dean und ging schnell nach oben, wo er Jenny bei Bobby ablud, der es sich in seinem Bett ein wenig bequem gemacht hatte und bereits die Karte von Rufus studierte. Er machte einen munteren Eindruck aber Dean würde nachher noch mal genauer bei dem väterlichen Freund nachhaken. Als Henricksen wieder zu sich gekommen war und die Winchesters erblickte, rastete er erstmal aus. Er konnte sich seine Situation, gefesselt an einen Stuhl in irgendeinem Keller gefangen zu sein, nur dadurch erklären, dass die Brüder ihn gekidnappt hatten. Er schrie sie an und drohte ihnen mit Festnahme. Für eine Weile ließen die Winchesters es über sich ergehen, fanden es gar ein wenig amüsant, aber auch deren Geduld war einmal am Ende. Als Henricksens Tiraden schon beinahe hysterisch wurden, riss Dean die Hutschnur. Er erhob seine Hand und gab dem FBI-Agent eine kleine Ohrfeige. „Kommen Sie mal wieder runter. Wir haben Sie nicht gekidnappt,“ sagte er zu ihm. „Versuchen Sie sich zu erinnern, wie Sie hier her gekommen sind,“ riet Sam. Nur langsam kamen die Erinnerungen an die vergangenen Stunden beim FBI-Agent wieder zurück und er wollte Antworten, denn das an was er sich erinnern konnte, machte einfach keinen Sinn. Die Winchesters mussten irgendwas mit ihm gemacht haben. Vielleicht hatten sie ihm psychedelische Drogen verabreicht. Er musste es schnell heraus finden. „Was ist mit mir passiert? Was habt ihr mit mir gemacht?,“ kam es panisch von ihm. Wenn es keine Drogen waren, dann lief hier echt ne extrem kranke Nummer. „Vor ein paar Stunden ging es mir noch gut und auf einmal…,“ fuhr er fort. „Zwängte sich übelriechender schwarzer Rauch Ihre Kehle hinunter,“ vollendete Dean seinen Satz. Der FBI-Agent sah ihn perplex an. Woher wusste der Winchester das? „Sie waren besessen,“ erklärte Sam. „Besessen?“ Henricksen sah ihn verständnislos an. „Von einem Dämon,“ fügte Dean hinzu. „Wie beim Film „Der Exorzist“?“ „Ja, nur ohne grünen Schleim,“ sagte Sam. „Das ist doch Wahnsinn. Ich versteh das nicht.“ „Oh man, bei dem müssen wir wohl bei Null anfangen,“ maulte Dean und so fing die Monster-Aufklärungsstunde an. Dean übernahm das. Da er Marcy vor kurzem auch eingeweiht hatte, war er in Übung darin. Je mehr er erzählte, desto fassungsloser sah der FBI-Agent die beide an. Er konnte es einfach nicht glauben. Wenn ihm diese sogenannte Besessenheit nicht selber widerfahren wäre, würde er die beiden sofort für verrückt erklären, aber was Dean ihm berichtete, lieferte ihm endlich eine plausible Erklärung für all die ausgehobenen Gräber, den Kreditkartenbetrug und all die anderen kleinen Verbrechen, die den Winchesters zu Last gelegt wurden. Aber vor allem erklärte es den Mord in St. Louis. „Dann sind Monster, Geister und Dämonen also wirklich alle real?“ „Ja sind sie, aber wenn es Sie beruhigt, Bigfoot ist frei erfunden,“ scherzte Dean. „Es beruhigt mich nicht.“ Er rieb sich die Schläfen. Der kleinere der beiden hatte ihn mittlerweile los gebunden. Wo war er hier nur reingeraten? Zugegeben, er hatte sich mehrmals über seinen, größtenteils langweiligen, Job mit dem immensen Papierkram und niedriger Erfolgsquote beschwert, aber was diese Jungs machten…Plötzlich fiel ihm wieder ein wie er überhaupt hier her gekommen war. „Oh Gott, ich hab einen Polizisten angegriffen…ich bin ausgebrochen.“ „Hey, hey. Das waren nicht Sie,“ versuchte Sam ihn zu beruhigen. „Hier ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Nervenzusammenbruch,“ meinte Dean. „Ah ja und was bitte soll ich ihnen erzählen, wenn sie mich finden und festnehmen? Diese abgefahrene Geschichte, die ihr mir erzählt habt, wird mir garantiert keiner glauben. Ich glaub es ja selber kaum.“ „Naja, aber vielleicht werden Sie wegen Unzurechnungsfähigkeit frei gesprochen,“ meinte Dean. Bekam aber von den anderen beiden Männern nur ein Augenverdrehen. „Sie sollten sich jetzt etwas Ruhe gönnen. Hier unten sind Sie sicher,“ sagte Sam. „Genau, ruhen Sie sich aus. Vielleicht fällt uns später was ein, wie wir sie da raus hauen können.“ „Das ist ja Ihre Spezialität,“ sagte Henricksen. „Für die Sache in Truro hätte ich den Oscar für bestes Drehbuch und beste Regie kriegen müssen, aber die Academy war da wohl anderer Meinung und gaben beide an einen Film über schwule Cowboys.“ Dean grinste ein wenig versaut. Eine heiße Nacht in einem Zelt mit Sammy…keine schlechte Idee. „Dean, komm las uns nach Bobby sehen,“ sagte der jüngere Winchester und riss seinen Bruder damit aus seinen Gedanken. Der Angesprochene nickte. Rufus hatte zwar versichert, dass es Bobby nicht so schlimm erwischt hatte, aber auch Dean wollte sich versichern, dass es dem väterlichen Freund wirklich gut ging bzw. so gut, wie eben möglich. Sie verließen den Keller und ließen einen sichtlich mitgenommenen FBI-Agenten auf der Pritsche zurück. Da er in einer ziemlich aussichtslosen Situation steckte, hielten beide es für unwahrscheinlich, dass Henricksen sich aus dem Haus schleichen würde. Das Bild das sich ihnen bot, als sie Bobbys Zimmer betraten war einfach für die Götter. Bobby saß in seinem Bett und hatte eine Zeitung in der rechten Hand. Mit der linken strich er liebvoll über den Rücken seiner Patentochter, die an ihn gekuschelt wohl eingeschlafen war. „Jetzt mal Klartext Rufus. Wie macht sich der Patient so?,“ fragte Dean ihn. „Er ist leicht verletzt. Das Übliche nach ein paar Runden mit einem Dämon. Schrammen, Abschürfungen, ein paar Prellungen. Jede Menge blaue Flecke wird er morgen haben. Das Schlimmste ist eine wohl angeknackste Rippe und eine milde Gehirnerschütterung.“ „Ich werde es überleben. Ich hatte schon schlimmeres,“ meinte Bobby. „Du hattest verdammtes Glück,“ meinte Dean. „Ich glaub nich,t dass das Glück war,“ entgegnete Bobby. „Wie meinst du das?,“ wollte der ältere Winchester wissen. „Bobby und ich sind der Meinung, dass der Dämon nicht vorhatte ihn zu töten.“ „Und was sollte das dann?“ „Vielleicht war es eine Warnung,“ meinte Rufus. Eine Warnung oder ein Angriff der eigentlich hätte gegen Dean gehen sollen, ging es Sam durch den Kopf. War Bobby nur der Lockvogel gewesen? War Dean von Anfang an das Ziel? Schließlich hatte der auch was abgekriegt, auch wenn das nicht behandelt werden musste. Er wäre vielleicht sogar schlimm verletzt worden, wenn sie nicht noch die Kurve gekriegt und Rufus den Dämon nicht rechtzeitig ausgetrieben hätte. Hatte die Halluzination doch recht? War Dean selbst hier nicht sicher? Würden noch andere Dämonen kommen? „Dann scheinen wir den Schwefelstinkern ja wirklich auf den Fersen zu sein,“ holte Bobby Sam aus seinen Gedanken. „Das glaub ich auch. Schaut euch den fehlenden Artikel aus der Meade County Times-Tribune.“ Rufus nahm Bobby die Zeitung aus der Hand und reichte sie Sam. „Gewitterverhangener Himmel bedroht 66. Black Hills Ralley in Sturgis,“ las er vor. „Das reiht sich nahtlos in die anderen Omen ein und ich denke die Frage, ob euer Dad die Interstate 90 oder 29 genommen hat, ist auch beantwortet,“ sagte Rufus. „Während ihr unten ward hab, ich noch mal Rufus Karte angesehen. Ich hab ein Muster erkannt. Schaut euch das an.“ „666,“ sagte Sam. „Was hat das mit Dämonen zu tun?,“ fragte Dean. „Das ist die Nummer des Teufels, du Idiot. Hat euer Dad euch denn gar nichts beigebracht?“ „Mach mal halblang. Ich weiß das, aber das ist doch nicht wirklich…“ „Doch. Es ist nicht nur Iron Maiden Song, Dean,“ sagte Bobby. „Es ist eine biblische Zahl aus der Offenbarung des Johannes. Dort steht geschrieben: Hier ist die Weisheit. Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig,“ erklärte Rufus. „666 wird auch in den Büchern der Könige erwähnt. Dort beschreibt sie Salomos Verfehlungen an den Geboten Gottes.“ Bobby reichte Dean eine Bibel, die auf der entsprechenden Seite aufgeschlagen war. „Ich glaub dir das auch so. Aber wo ist da der Zusammenhang? Dad, Dämonen, 666, eine Motorrad-Ralley…“ „Wir haben 2006 und es ist die 66. Ralley. Also wenn man es so will zusammen irgendwie 666,“ sagte Bobby. „Zu einer Ralley kommen viele Leute. Viele Leute bedeuten viele Fleischanzüge. Diese Gewitterwolken haben sich nicht entladen. Ich sag euch, die Dämonen kreisen über der Stadt. Die planen irgendwas Großes. Euer Dad ist vielleicht dorthin, weil er den großen Poobah, der eure Mutter getötet hat, dort vermutet,“ meinte Rufus. „Wie können wir raus finden was sie planen?,“ fragte Dean und sah die erfahrenen Jäger an. „Um das herauszufinden bräuchte man einen Dämon, den man ausquetschen kann. Bobby, hattest du nicht ein Buch mit einer Dämonenbeschwörungsformel?“ „Unser Dad hat den Spruch,“ sagte Dean und erzählte Rufus von dem Colt. „Es gibt ihn wirklich?,“ fragte Rufus skeptisch. „Ja und so wie es aussieht, hat es John tatsächlich geschafft uns doch noch in die Sache mit rein zu ziehen, die windige Ratte. Wir sollten so schnell wie möglich nach Sturgis aufbrechen,“ sagte Bobby. „Du kannst den Babysitter für sie spielen. So angedötscht wie du bist nützt du uns nichts,“ meinte Rufus zu Bobby und zeigte auf Jenny. „Das ist nicht dein Ernst!,“ entfuhr es dem bärtigen Jäger. „Also ich glaube Rufus hat Recht,“ meinte Dean. „Auch du, Brutus?,“ kam es entrüstet von Bobby. „Wir können sie schlecht alleine lassen,“ meinte Sam. Es klingelte an der Tür. „Bleib du bei Bobby und Jenny. Wir sehen nach, wer an der Tür ist,“ sagte Dean zu Rufus. „Die Sache ist noch nicht vom Tisch,“ rief Bobby seinen Jungs hinterher. Gemeinsam mit Sam ging Dean die Treppe runter. „Meinst du es ist ein Dämon?,“ fragte Sam, als sie durch den Flur gingen. „Ich bezweifle, dass die klingeln würden, Sammy. Warte kurz.“ Dean ging ins Wohnzimmer und schmulte aus dem Fenster. Er sah einen formell gekleideten Mann. „Sieht zunächst mal unverdächtig aus,“ meinte er zu seinem Bruder. Nichts desto trotz nahm er sich seine Schrotflinte und einen Flakon Weihwasser mit an die Tür. Burrell wartete. Als ihm schließlich aufgemacht wurde, staunte er nicht schlecht als er die Winchesters erkannte. „Christo!,“ sagte der Größere und sah ihn abwartend an. Der Kleinere ließ die auf ihn gerichtete Schrotflinte sinken. „Sam und Dean Winchester? Ich bin Assistant Special Agent in Charge James C. Burrell.“ „Komm schon, nicht noch einer von denen,“ kam es frustriert von Dean. Hatte sich die Welt denn wirklich gegen sie verschworen? Sam, der bezweifelte, dass der Mann vor ihm vor hatte sie fest zu nehmen, fragte vorsichtig: „Ich will nicht unhöflich sein, aber weshalb sind Sie hier? Sie wollen uns offensichtlich nicht festnehmen, sonst wären sie nicht allein gekommen und wir wären sicher schon in Handschellen.“ „Ich bin hier weil ich Hilfe brauche. Einer meiner Kontaktpersonen meinte, ich könnte einen Robert Singer hier antreffen, und ich bin nun ziemlich überrascht stattdessen sie hier vor zu finden.“ „Wobei brauchen Sie unsere Hilfe?,“ kam es gleichzeitig von den Brüdern. Burrell musste leicht schmunzeln wurde aber sofort wieder ernst. „Ich glaube, dass einer meiner Agents besessen ist. Er ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und flüchtig.“ „Sam, ich glaube, er sucht den Typen im Keller.“ „Darauf wäre ich jetzt gar nicht gekommen, Dean.“ „Typen im Keller?“ „Den Mann den Sie suchen, ja er war besessen. Wir haben ihn exorziert. Es geht ihm gut. Er ist nur etwas verwirrt…“ „Deshalb ist er im Keller eingesperrt,“ sprach Dean dazwischen. „DEAN!“ Sam fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Es kam sicher nicht gut an einen Bundesagenten festzuhalten „Ähm…ich meine…wir…respektive Sam ist ihm schon mal über den Weg gelaufen, und er war gelinde gesagt besessen von uns und da dachten wir, es wäre besser…aber jetzt wo er von den Dämonen weiß, ist er natürlich nur noch zur eigenen Sicherheit…“ Burrell hob leicht amüsiert die Hand. „Schon gut. Ich verstehe. Könnte ich mit ihm reden?“ „Klar, folgen Sie mir,“ sagte Sam. Sie führten ihn in den Keller und gingen, dem Wunsch Burrells nachkommend, wieder hoch, damit er mit seinem Agenten alleine sprechen konnte. Die Stillung ihrer Neugier woher der höherrangige FBI-Mann was vom Jagen wusste, musste wohl noch ein wenig warten. Sie selbst hatten auch noch weitere Schritte in Sachen Dämonenjagd zu planen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)