Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 186: In Gewahrsam ------------------------- Als Sam Jenny in ihrem Zimmer abgesetzt und dann nach seinem Handy gesehen hatte, fand er eine SMS von Mortie vor. Die Nachricht war vollkommen neutral. „Ruf mich an, ich hab Infos.“ Also tat der größere Winchester genau das. Es klingelte nur ein paar Mal und schon nahm Mortie ab. Sam fiel fast sofort mit der Tür ins Haus. „Hi Mortie, danke, dass du dich so schnell drum gekümmert hast, also, was hast du für uns?“ „Dir auch einen schönen guten Morgen, Sam. Danke, es geht mir gut. Nett das du gefragt hast. Lea und ich sind zusammen und ihr geht es auch gut.“ „Sorry Mortie aber für dieses Smaltalk-Geplänkel hab ich keine Zeit.“ „Doch, hast du.“ „Wie meinst du das?“ „Naja, mein FBI-Spezi hat sich umgehört. Sie haben die Anfrage von der Polizeistation bei euch in Sioux Falls rein bekommen. Aber so kleine Fälle haben echt nicht gerade hohe Priorität, zumal euer Dad ja als verhaftet galt, und als dann die Nachricht rein kam, dass ein falscher FBI-Agent ihn rausgeholt hat, er damit also wieder auf freiem Fuß und bereits wieder Gott weiß wo sein kann, hat Burrell, der Chef in der Zentrale, den Fall wieder ganz schnell ad acta gelegt. Es gibt sicher etliche solcher Fälle mit „Kleinkriminellen“ wie eurem Vater, dass Burrell der Meinung ist, dass es sich nicht lohnt ein Team auf eine kalte Spur anzusetzen. Ihr seid also fein raus.“ „Und dieser Henricksen, du weißt schon, der, der versetzt wurde, hat der irgendwas davon mitbekommen?“ Der Mann war Sam nicht geheuer. Er war total davon besessen sie zu schnappen und hatte schon einmal bewiesen, dass er dafür sogar bereit war, seine Karriere aufs Spiel zu setzen. „Nur wenn er einen verbündeten Spitzel hier hat, aber meinem FBI-Spezi zu Folge, war Henricksen unter seinen Kollegen nicht sonderlich beliebt, also denke ich mal, dass er nichts davon weiß. Ihr solltet also vielleicht noch ein, zwei Wochen die Nähe der Polizeistation bei euch meiden, bis die Verantwortlichen euren Fall vergessen haben, aber ansonsten, habt ihr eure Hälse mal wieder aus den Schlingen gezogen.“ „Danke Mortie, wirklich. Ich glaube so langsam nähern wir uns dem quitt sein.“ „Cool, wie viele Gefallen noch, bis ihr mir wieder einen schuldet?“ „Mehr als du Finger hast,“ kam es leicht amüsiert von Sam. „So viel noch? Echt jetzt?“ „Yap, noch mal danke und grüß Lea.“ „Mach ich und du grüß Dean und eure Kleine.“ Mit diesen Worten hatte Mortie aufgelegt. Sam konnte aufatmen. Sie hatten scheinbar mal wieder unverschämtes Glück gehabt. Er ging zu Jenny ins Zimmer, nahm die Kleine auf den Arm und herzte sie, was sie zu einem fröhlichen Giggeln veranlasste. „Komm, mein kleiner Glücksbringer. Lass uns Dean die gute Neuigkeit mitteilen.“ Dean war genauso erleichtert gewesen wie Sam. Er hatte ihm einen Kuss gegeben und ihm gesagt, dass er sich ja nun nicht mehr ins Hemd machen musste, wenn er mal außer Haus war. Bobby war ebenfalls froh, dass sich die Lage für seine Jungs wieder zu normalisieren schien und hatte gleich noch einen Kaffee gekocht. Danach waren sie zu ihren alltäglichen Aufgaben übergegangen. Bobby war weiterhin mit der Einsortierung seiner Bücher beschäftigt und würde wohl am Nachmittag damit fertig werden. Dean und Sam hatten mit ihrer Tochter oben in ihrem Zimmer gespielt, damit sie dem bärtigen Jäger nicht im Weg standen. Routiniert hatte Sam Jenny und ihnen dreien etwas zum Mittagessen gemacht und die Kleine ohne große Probleme hingelegt. Mittlerweile saß Dean in der Küche und ging schon mal heimlich die Wohnungs- und Stellenanzeigen in der Zeitung durch, um schon mal einen preislichen Überblick zu bekommen, während Sam Bobby bei der Vollendung der Buchsortierung half. Im ersten Stock wachten wie immer die Engel über Jenny. Castiel sah das schlafende Mädchen neugierig an. „Dafür, dass Menschen als die Krönung der Schöpfung gelten, sehen sie ganz schön komisch aus. Dieses Menschenkind zum Beispiel. So rosig, fast wie ein Schweinchen oder ein nacktes Äffchen, allerdings riechen sie meistens besser. Ich habe Bonobos, Schimpansen, Orangutans und Gorillas studiert und ich finde, dass Menschen diesen Primaten-Gattungen ähnlicher sind als uns,“ verkündete der Engel im Trenchcoat. „Äußerlich scheinen sie in der Tat nicht sonderlich herausragend auszusehen, aber sieh in sie hinein. Menschliche Seelen strahlen blendend schön, fast wie die niederer Engel, naja zumindest wenn sie rein und unbefleckt sind. Das ist es was sie so besonders macht,“ erklärte Anna ihm. Sie blickte nachdenklich aus dem Fenster. Etwas schien sie zu beschäftigen, das spürte Castiel. Er trat hinter sie und fragte: „Was ist mit dir? Du wirkst bedrückt.“ „Ich spüre seit Tagen eine seltsame Kraft in der Nähe des Hauses und manchmal auch innen drin. Sie scheint dämonisch zu sein, aber das ist unmöglich. Zusammen mit uns und den Schutzvorrichtungen des Jägers ist dieses Haus quasi dämonensicher. Es käme vielleicht einer rein, aber sicher nicht wieder raus.“ „Ich habe nichts dergleichen gespürt.“ „Es ist nicht rein dämonisch. Es ist als hätte diese Kraft eine himmlische Verbindung, die sie zum Teil vor uns abschirmt, darum spüren du und die Kleine sie wahrscheinlich nicht.“ „Du…du meinst…ein Engel ist mit einem Dämon im Bunde? Du glaubst eins unserer Geschwister hat uns verraten?“ Castiel sah sie geschockt und ungläubig zugleich an. „Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Es ist nur…ich spüre etwas Böses die Bewohner dieses Hauses umschwirren und das bereitet mir Sorge.“ „Dann solltest du Zacharias darüber Meldung erstatten.“ „Ich...weiß nicht. Er ist so komisch, was unseren Auftrag bei den Winchesters angeht.“ „Anna, wenn du es ihm nicht sagst und etwas passiert, wirst du Ärger bekommen. Er hat dich schon auf dem Kieker.“ „Ich weiß nicht, ob ich ihm vertrauen kann.“ „Er ist unser Bruder. Mag sein, dass er die Menschen nicht so sehr achtet, wie er sollte, aber er ist unserem Vater näher als wir. Er unseren Auftrag, Gottes Wille, empfangen und dem müssen wir gehorchen. Sag es ihm. Er wird schon wissen was zu tun ist.“ „Aber ich habe Zweifel an diesem Auftrag. Was, wenn er nie mit Vater gesprochen hat?“ „Wahrscheinlich nicht, aber die Erzengel, sie wären sicher längst eingeschritten, wenn Zacharias etwas Falsches tun würde.“ „Mag sein…“ Sie war immer noch skeptisch, doch schwiegen die beiden eine Weile. „Castiel, weißt du was die Menschen noch so besonders macht? Sie haben einen eigenen Willen. Vater hat ihnen die Fähigkeit gegeben selber zu entscheiden was richtig und falsch ist. Viele treffen sicher trotzdem falsche Entscheidungen. Aber wirf einen Blick auf die Geschichte. Die Reformation, der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, die Französische Revolution, Ghandis Slazmarsch. Die Menschen haben sich frei gemacht, weil sie sich nicht länger unterdrücken lassen wollten. Sie wussten, dass das System in dem sie lebten, falsch war. Sie haben sich zusammen geschlossen und das Richtige getan. Sich aufgelehnt und gegen das Unrecht gekämpft,“ berichtete der rothaarige Engel. „Anna, ich glaube, du warst wirklich zu lange unter den Menschen. Wir tun, was man uns sagt oder wir laufen Gefahr zu fallen.“ „Manchmal glaube ich, dass wir nur bigotte Kleingeister sind. Stumpfsinnige, ja-sagende Soldaten ohne freien Willen.“ „Was sagst du denn da?,“ kam es schon fast panisch von Castiel. „Ich glaube Gehorsam ist nicht alles. Man sollte alles, was einem nicht plausibel erscheint hinterfragen. Nur so kann man die richtige Entscheidung treffen, tun was das Gewissen einem befiehlt. Wir müssen so vielem entsagen, auf so vieles verzichten und ich glaube einfach, dass es auch anders sein kann.“ „Anna…“ „Castiel, ich werde nach Hause zurückkehren und versuchen heraus zu finden, was Zacharias wirklich im Schilde fühlt.“ „Nein, dass kannst du nicht machen. Wenn du erwischt wirst…ich will dich nicht verlieren.“ Sie lächelte ihn liebevoll an und streichelte ihm zärtlich über die Wange. „Ich muss es tun, es ist das Richtige. Bitte behalte alles in Erinnerung, was ich dir beigebracht und erzählt habe, auch wenn du es für Stuss hältst. Es wird vielleicht eine Zeit kommen in der du für dich selbst entscheiden und handeln musst.“ „Anna, bitte, nein…tu es nicht.“ Er sah ängstlich und todtraurig aus. „Ich liebe dich, Cass. Vergiss das nicht. Beschütze die Kleine und die Winchesters.“ Sie gab ihm einen innigen Kuss und nach der Dauer eines Wimpernschlags war sie verschwunden. Die Mittagszeit war um und er langweilte sich. Er musste endlich an die Akte ran, damit er die Spur der Winchesters nicht völlig verlor. Diese Sheriff Mills hatte sich noch nicht bei ihm gemeldet, also hatte Victor beschlossen selbst wieder auf der Sheriff Station vorstellig zu werden. „Ich bin Agent Henricksen vom FBI und würde gerne mit Sheriff Mills sprechen,“ meldete er sich am Informationsschalter bei einem Polizisten an. Dieser sah ihn skeptisch an und ging dann zu Jodys Büro. „Da ist ein FBI-Futzie und will mit ihnen reden, Sheriff.“ „Bitten Sie ihn herein.“ Der Polizist nickte und ging dann, um den Agenten zu holen. Jody hatte gedacht, dass er sich von alleine verziehen würde, besonders in Anbetracht der Informationen, die sie mittlerweile über ihn hatte. Entweder war dieser Henricksen ein Idiot oder hatte soviel Arsch in der Hose, dass er sich, trotz aller ihm drohenden Konsequenzen, in diesen Fall stürzte, auch wenn sie beim besten Willen nicht wusste, was an diesem Winchester so besonders sein sollte. Jedenfalls würde es ihr sehr viel Freude bereiten, dem arroganten Großkotz brühwarm von seinem vorläufigen Karriereaus zu berichten und ihm einen lauschigen Platz in einer ihrer Zellen anzubieten. Denn sie hatte gerade eben ein wichtiges Fax erhalten, dass ihr den Arbeitstag versüßen würde. „Sheriff Mills,“ begrüßte Victor sie als er in ihr Büro eintrat. „Agent Henricksen, setzen Sie sich doch. Ich habe Neuigkeiten für Sie.“ „Sie haben also endlich die Bestätigung meiner Identität und wollen mir jetzt endlich Akteneinblick gewähren.“ „Das ist so nicht ganz korrekt.“ „Wie meinen Sie das?“ „Nun ja, es ergaben sich mir bei der Prüfung Ihrer Identität leider einige Hindernisse.“ „Das ist unmöglich. Ich bin wirklich und wahrhaftig ein FBI-Agent.“ „Das stimmt. Die Verifizierung war auch nicht das Problem.“ „Ja was denn dann?,“ fuhr er sie ungehalten an. „Passen Sie auf in welchem Ton Sie mit mir reden oder ich melde Sie Ihrem Vorgesetzten.“ „Ich bin beim FBI, Sie können mir nicht drohen.“ „Also im Moment sind Sie Zivilist und können mir gar nichts.“ „Zivilist? Was soll das denn heißen?“ „Ich habe zuerst bei der Hauptzentrale angerufen. Die haben Sie auch schnell in ihrem System gefunden und Zwecks weiterer Auskünfte an die Zentrale in Nebraska verwiesen, zu der Sie erst kürzlich versetzt wurden.“ ~Scheiße, er war aufgeflogen~ „Dort sprach ich dann mit einem Agent Reinhold, der ein wenig überrascht war, dass ich mich nach Ihnen erkundige, wo Sie doch eigentlich von der Polizei in Custer angefordert wurden, wegen irgendwelcher satanistischer Tieropfer. Nachdem ich ihm erklärt habe weswegen Sie hier bei uns aufgetaucht sind, war er ganz und gar nicht erfreut. Sie haben ihn angelogen. Er war dann so freundlich mir die Nummer Ihres ehemaligen Vorgesetzten Burrell in Boston zu geben, damit ich ihm noch einmal den Sachverhalt schildern konnte. Reinhold wird ihm in den nächsten Tagen auch noch einen offiziellen Bericht zukommen lassen, der wohl auch Ihre gefälschten Akten zu dem satanistischen Fall beinhalten wird, aber auch ohne diese Straftat war Burrell schon auf 180. Die Erwähnung des Namens Winchester hat ihn wirklich rasend gemacht. Ich denke mal, dass Sie wohl mindestens suspendiert werden.“ ~Seine Karriere war im Arsch. Es sei denn er käme den Winchesters doch noch auf die Spur.~ „Hören Sie, Sheriff. Ich bin sicher das Ganze war nur ein Missverständnis. Reinhold ist schon nahe dem Rentenalter und hat sicher Custer mit Sioux Falls verwechselt und die dazu gehörigen Fälle noch obendrein. Das wird sich sicher alles aufklären, aber der Fall Winchester ist wirklich wichtig, also, ich bitte Sie geben Sie mir Einsicht in…“ „Für wie blöd halten Sie mich eigentlich? Sie sind ein verlogener und suspendierter FBI-Agent. Von mir kriegen Sie höchstens einen lauschigen Zellenaufenthalt. Denn das Fälschen von Akten ist strafbar. Ich habe hier ein offizielles Schreiben von Burrell, das mich dazu berechtigt, Sie in Gewahrsam zu nehmen, bis jemand von Ihrer Behörde herkommt, um sich um Ihren Fall zu kümmern.“ „Das ist doch ein schlechter Scherz.“ „Lesen Sie selbst nach.“ Sie reichte ihm das Fax. Er las es ungläubig, doch sie sagte die Wahrheit. Verdammt, wie sollte er aus der Nummer wieder raus kommen? „Sie machen ein Fehler. Sie können mich festnehmen, aber glauben Sie mir, wenn dieser Winchester noch einmal zuschlägt, werden Sie es bereuen.“ „Erzählen Sie das den Wänden in Ihrer Zelle,“ sagte ein Polizist, der eben von Victor unbemerkt ins Büro gekommen war. „Hören Sie, er wird wieder kommen. Sie müssen den Tatort bewachen. Sie…“ Den Rest bekam sie nicht mehr mit, denn der Polizist hatte den zeternden Henricksen bereits abgeführt. Sie lächelte. Es gab doch noch Gerechtigkeit auf dieser Welt und der arrogante FBI Agent bekam, was er verdiente. Allerdings wusste sie nicht so Recht was sie von seiner Manie wegen Winchester halten sollte. In der Akte stand nichts von Gewalttätigkeiten. Henricksen hatte aber so überzeugt geklungen, dass Winchester zurück kehren würde. Die Sicherheit ihrer Bürger stand an oberster Stelle. Es könnte wohl nichts schaden, wenn sie in den nächsten Tagen vermehrt Streifen im Block von Mrs. Ward vorbeifahren lassen würde. Zufrieden mit ihrer Entscheidung, griff sie nach dem Telefon, um das FBI von Henricksens in Gewahrsamnahme zu informieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)