Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 183: Happy End für Bobby!? ---------------------------------- Er war unterwegs zu Marcy um seinen ersten Vorsatz aufzuführen, als es begann, wie aus Eimern zu schütten. Er hoffte, dass sie da sein würde und er nicht umsonst nass bis auf die Haut geworden war. Als Marcy ihm die Tür öffnete, sah sie sich mit einem begossenen Pudel gegenüber. „Du liebe Güte Dean! Komm rein, du holst dir ja sonst noch den Tod.“ Sie zog ihn in den Flur, wo sie ihm anwies sich schon mal aus seinen Sachen zu schälen während sie hoch ging, um ein Handtuch und eine Decke für ihn zu holen. Dean nahm kurz darauf beides dankend an. Sie ließ ihm dann seine Privatsphäre und verschwand in der Küche um ihm einen Tee zu machen. Er wollte zunächst protestieren, doch sein Widerstand hielt ihrer geradezu mütterlichen Autorität nicht stand. Er entkleidete sich vollständig und wickelte sich, so wie Gott ihn geschaffen hatte, in die flauschige Fleecedecke und machte es sich auf dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer bequem. Soweit so gut. Es war besser gelaufen, als er erwartet hatte. Sie hatte ihm schon mal nicht die Tür vor der Nase zugeknallt. War es Mitleid oder würde sie immer noch so gastfreundlich sein, wenn er zu Phase 2 überging? Er würde es gleich heraus finden. In Bobbys Wohn/Arbeitszimmer war Sam, nachdem Jenny aufgewacht war, dazu übergegangen mit ihr zu spielen und hatte das weitere Sortieren der Bücher dem Hausherren überlassen. Als die Kleine noch geschlafen hatte, hatten die beiden Männer ein wenig über einen gescheiten Index für Bobbys Bibliothek diskutiert und waren übereingekommen, dass es das Beste war, die Bücher einfach nach Monstern zu ordnen. Während der Ältere nun mit dieser Aufgabe beschäftigt war, machte sich Sam so langsam Sorgen um Dean. Es regnete nun schon fast eine viertel Stunde und sein Partner war noch immer irgendwo zu Fuß unterwegs. Er war beim Spielen nicht ganz bei der Sache, was seiner Tochter so gar nicht gefiel. Auch Bobby war es nicht entgangen, dass der Jüngere seiner Jungs seit ein paar Minuten teilnahmslos wirkte. Er schien es nicht mal mitzubekommen, dass Jenny ihm, um Aufmerksamkeit bettelnd, mit dem Pfannenwender aus dem Spielzeug-Kochset, das sie zum Geburtstag bekommen hatte, auf den Oberschenkel schlug. Bobby legte ein Buch über Chupacabras beiseite und trat zu Sam heran. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und fragte ihn: „Hey, alles okay bei dir?“ „Hm?...Was?...Hey, lass das Jenny,“ reagierte er endlich auf das ihn malträtierende Kind. Bobby schmunzelte als er beobachtete wie sich Vater und Tochter einen Kampf und den kleinen Plastikpfannenwender lieferten. Sam ging selbstverständlich als Sieger hervor, was Jenny dazu brachte in ein hochfrequentes Quengeln auszubrechen. Der größere Winchester fuhr sich leicht genervt durch die Haare und seufzte. „Hey, was hast du erwartet? Wenn eine junge Lady einen zum Essen einlädt, muss man ihr schon ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit schenken,“ zog Bobby ihn auf. Er kniete sich neben sein Patenkind und wuschelte ihr durchs Haar, was sie ein wenig aufheiterte. „O-by Nane,“ sagte sie und schob ihm einen der Töpfe zu. Für ein gerade mal ein Jahr altes Kind fand Bobby sie schon ziemlich weit entwickelt, was das Verständnis ihrer Umwelt anging, wenn man ihr Spielverhalten beobachtete. Ein gewisser Stolz schwoll in seiner Brust an, als er sich einen babyblauen Plastiklöffel nahm und so tat, als würde er Jennys Kochkünste ausprobieren. Sam grinste. Es war unglaublich wie seine Kleine drei gestandene Männer wie Dean, Bobby und ihn so leicht um den Finger wickeln konnte, dass sie sich dazu bereit erklärten mit ihr solche, doch eher in die Mädchensparte gehörenden Spiele mit ihr zu spielen. Bobby sah ihm mit einem Blick an, der soviel bedeutete wie: Wenn du Dean davon erzählst, kannst du dir in Zukunft die Radieschen von unten angucken. „Ähm…ich hol uns mal Kaffee,“ versuchte sich Sam aus der Affäre zu ziehen und verschwand in der Küche. „So, willst du mir jetzt vielleicht verraten, warum du eben so abwesend warst?,“ fragte Bobby den Winchester als sie sich zusammen mit je einer Tasse Kaffee auf die Couch gesetzt hatten. Jenny war dazu übergegangen ein paar ihrer Bauklötze in der Spielzeugpfanne zu braten und Sam fragte sich, ob das wohl ein Hinweis darauf sein sollte, dass sie heute Abend gerne Fischstäbchen essen wollte, als Bobby ihn mit seiner Frage aus seinen Gedanken riss. Er seufzte und nahm einen Schluck Kaffee, ehe er antwortete. „Ach, es ist nur, dass es angefangen hat zu regnen und Dean noch nicht zurück ist.“ „Himmel und da dachte ich immer, dass Dean die größere Glucke von euch beiden ist. Dean ist nicht aus Zucker und er ist nicht blöd. Er hat sich sicher irgendwo untergestellt und wartet, bis es aufgehört hat zu regnen.“ „Du hast sicher Recht, aber ich mach mir trotzdem Sorgen. Das Dad mit seiner impulsiven Handlung wahrscheinlich wieder das FBI auf den Plan gerufen hat, trägt auch nicht gerade dazu bei, meine Sorgen zu verringern.“ „Ich glaube kaum, dass sich dein Bruder einen Neon-Pfeil auf den Rücken geschnallt hat und vor dem Polizeirevier auf und abläuft.“ „Das weiß ich auch, aber ich hätte ihn trotzdem lieber hier bei mir.“ „Oh Gott, du fängst doch hoffentlich nicht gleich an sehnsuchtsvoll aus dem Fenster zu starren oder?“ „Keine Angst, ich hab nicht vor mich mehr als ohne hin schon vor dir zu blamieren.“ „Da bin ich ja beruhigt.“ „Pa-pa nane?“ Jenny hielt ihm ihre Pfanne hin. Offensichtlich war das Essen fertig. Was blieb ihm also anderes übrig, als Gastrokritiker zu spielen? „Hier, dein Tee,“ sagte Marcy und stellte die Tasse vor Dean auf dem Couchtisch ab, bevor sie sich neben ihm auf dem Sofa niederließ. „Danke,“ sagte Dean, den die gelb-grünliche Farbe des Tees nicht sonderlich ansprach. „Ich wünschte, ich könnte dir was zum Anziehen anbieten, aber ich habe die Kleidung meines Mannes und meines Vaters der Heilsarmee gestiftet. Ich hoffe, die Decke ist okay, bis deine Sachen trocken sind.“ „Ist schon okay, vielen Dank. Ähm…Marcy, ich…weiß, nach Bobby gehöre ich wohl zu den Menschen die du nachdem Vorfall am wenigstens hier sehen willst, aber…“ „Sei nicht albern, Junge. Ich würde dich doch nie da draußen im Regen stehen lassen. Wieso warst du überhaupt zu Fuß unterwegs und warum hattest du keinen Schirm dabei?“ „Das ist eine längere Geschichte.“ „Der Trockner braucht sicher an die zwei Stunden. Das sollte wohl ausreichen, um deine Geschichte zu erzählen.“ Dean seufzte. Er hatte sich fest vorgenommen ihr soweit es ging reinen Wein einzuschenken, in allen Belangen, und er hoffte inständig, dass sie besser reagieren würde als Cassie. Er wusste, dass er ein Risiko einging und es nach hinten losgehen könnte, aber sein Instinkt sagte ihm, dass es die richtige Entscheidung war. Wenn er fertig war, würde sie Bobby hoffentlich verstehen. So fing er also an zu erzählen. Eine kleine Einführung in die Welt des Übernatürlichen. Monstergrundkurs und vieles mehr, schließlich fing er metaphorisch gesehen bei Adam und Eva an. Inklusive ihrer Familiengeschichte, natürlich mit einer kleinen Abwandlung, schließlich wusste er ja, was Bobby ihr über Sam und sich erzählt hatte und er wollte seinen väterlichen Freund in nichts reinreiten. Marcy hatte eh schon genug zu verarbeiten auch ohne die Bruder-nicht Bruder-Liebesgeschichte. Er entschied sich dafür es so darzustellen, dass ihrer beider Eltern Jäger waren und John Dean bei sich aufgenommen hatte, nachdem seine Eltern verstorben waren. Schritt für Schritt arbeitete er sich vom Hausbrand und die Monsterjagd bis hin zur Gegenwart durch. Marcy erwies sich als gute Zuhörerin. Als er jedoch dazu übergehen wollte, zu erklären wie es zu dem Einbruch kam und dass Bobby wirklich nichts damit zu tun hatte, unterbrach sie ihn. „Okay, wo ist die Kamera?“ „Marcy, das ist kein Scherz. Alles was ich dir eben erzählt habe, ist wahr.“ „Ja, klar. Es gibt Vampire, Hexen, Werwölfe und Dämonen.“ Sie war aufgestanden. „Ja und Geister, Poltergeister, Ghouls, Formwandler und Zombies sind ebenfalls real.“ „Nein, nein, nein…das ist doch Wahnsinn.“ Sie lief im Wohnzimmer hin und her. Schließlich schien sie zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sie träumte, denn sie kniff sich in den Arm. Als sie sich bei nachlassendem Schmerz allerdings immer noch in ihrem Wohnzimmer in Gegenwart eines in eine Decke gewickelten Deans vorfand, ließ sie sich, von der Erkenntnis überwältigt, dass Dean sie nicht verarschte, auf den Sessel fallen. „Oh mein Gott…und…und du, Sam und…Bobby…ihr…ihr jagt diese Monster?“ Nun klang sie besorgt. Das war etwas mit dem Dean arbeiten konnte. „Ja. Der Job ist gefährlich und die Bezahlung ist nicht existent, aber…“ „Ihr seid doch nicht ganz dicht. Lebensmüde…“ „Marcy, wir wissen was da draußen im Dunkeln lauert. Wenn wir die Menschen nicht beschützen, wer dann? Die Behörden sind, soweit wir wissen, vollkommen ahnungslos. Wir können natürlich nicht alle retten, aber wir und andere Jäger tun was wir können.“ „Das…das ist doch kein Leben, ständig unterwegs…in andauernder Gefahr.“ Sie war wieder aufgestanden und dazu übergegangen hin und her zu laufen. Dabei murmelte sie und Dean hörte Worte wie „unglaublich“, „Eltern“ und „verantwortungslos“ heraus. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte Dean nicht das Verlangen das Handeln seines Vaters zu verteidigen. Sam wäre sicher stolz auf ihn. „Man gewöhnt sich dran, aber jetzt mit Jenny…es wird sich einiges ändern.“ „Ich versteh nicht…warum erzählst du mir das alles?,“ fragte sie Dean. Das war sein Stichwort. Endlich konnte er Bobbys Namen rein waschen. „Bobby hatte mit der Sache wirklich nichts zu tun. Wir und er haben versucht John von der Idee abzubringen bei dir einzubrechen, aber mit ihm zu reden bringt in etwa so viel wie mit einer Wand zu sprechen. Er ist verdammt stur.“ Dean war mit seiner Ausführung über den Hergang des Einbruchs und welche Rolle Bobby dabei spielt sowie der Geschichte über den Colt und welche Bedeutung er für die Winchester-Familie hatte am Ende angekommen. Marcy sah Dean in die Augen und suchte nach einem Anzeichen für eine Lüge, doch sie erkannte, dass Dean die Wahrheit sagte. Das musste sie erst einmal sacken lassen. Alles fügte sich nun zusammen. Sie hatte Bobby unrecht getan. Ja, er hatte jede Menge vor ihr verheimlicht, aber jetzt, wo sie wusste was es war, konnte sie ihm nicht verübeln, dass er ihr so viel von seinem Leben nicht offenbart hatte. Wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre, hätte sie ihm wahrscheinlich auch nichts gesagt. „Marcy, ich weiß, dass das schwerverdaulich ist, was ich dir eben erzählt habe, aber ich…“ Sie schüttelte den Kopf. Scheinbar brauchte sie eine kurze Auszeit, denn sie gab ihm die Tasse in die Hand und meinte: „Trink deinen Tee. Ich sehe nach dem Trockner, der müsste langsam fertig sein.“ Dann verließ sie das Wohnzimmer. Deans Magen knurrte und als er auf die Uhr sah, wusste er auch warum. Die Abendessenszeit war schon weit überschritten. Das Spazierengehen und das Gespräch mit Marcy hatten mehr Zeit gekostet, als er veranschlagt hatte. Sam würde sicher sauer sein. Er hatte ihm doch gesagt, er würde nicht lange weg sein. Er hätte anrufen sollen, aber jetzt war es eh zu spät. Er würde sich anziehen und sich auf den Heimweg machen. Allerdings nicht ohne noch mal an Marcy zu appellieren, Bobby noch eine Chance zu geben. „Wo steckt er bloß? Sein Handy hat er hier gelassen,“ maulte Sam nachdem er Jenny, die nur ein wenig quengelte, weil Dean nicht dabei war, hingelegt hatte. „Sam, ich bin sicher, du brauchst dir keine Sorgen zu machen,“ versuchte Bobby ihn zu beruhigen. „Es sieht ihm gar nicht ähnlich das Abendessen zu verpassen. Er ist schon fast sechs Stunden weg. Ich glaube, ich sollte ihn suchen gehen.“ „Sam, Jenny ist doch eine Art Gefahrendetektor. Wenn Dean was passiert wäre, dann hätte sie sicher schon Alarm geschlagen und du hättest sie wohl kaum so schnell ins Bettchen gekriegt.“ Der bärtige Jäger fragte sich zwar auch langsam wo Dean so lange blieb, aber er hielt es für wahrscheinlich, dass er in einer Bar gelandet war und was getrunken hatte. Nach so viel nachdenken und dem Kummer wegen der Sache mit John, hatte er das sicher nötig gehabt. Dem Argument von Bobby hatte Sam eigentlich nichts entgegen zusetzen, dennoch schwirrten die Erinnerungen an seine Halluzinationen in seinem Kopf herum und die Andeutungen, die Mary gemacht hatte, schürten seine Sorgen und Befürchtungen. Er wollte Dean bei sich haben, wo er auf ihn aufpassen konnte. Er würde nicht zulassen, dass ihm das gleiche passierte wie Mary und Jessica. „Er hatte eine Auszeit für sich bitter nötig. Er wird schon wieder nach Hause kommen. Hilf mir lieber weiter beim Sortieren der Bücher, sonst werde ich nie fertig,“ versuchte Bobby Sam ein wenig abzulenken. „Okay, du…du hast wahrscheinlich recht. Wenn ich schon einen Gefahrendetektor zur Tochter habe, sollte ich mich auch auf sie verlassen.“ „Gut, dann guck mal in dem Regal, ob du noch Bücher über Ghouls findest.“ Dean stellte fest, dass der Tee gar nicht so übel schmeckte wie seine unansehnliche Farbe vermuten ließ. Zudem hatte Marcy mit Honig gesüßt und Dean kam in den Genuss sich richtig umsorgt zu fühlen. Für einen Augenblick erlaubte er es sich, sich auszumalen, wie es wäre wenn Bobby und Marcy wieder ein Paar wären. Die beiden waren sich vom Wesen her schon recht ähnlich. Sie würden sich sicher gut ergänzen. Zusammen würden sie für ihn und seine Familie irgendwie wie Eltern bzw. Großeltern sein. Dean fragte sich, wie sich das wohl anfühlen würde, nach so vielen Jahren wieder Eltern zu haben. Feiertage mit einander zu begehen, Picknicks zu veranstalten, sich zum Sonntagskaffee zu treffen, Geburtstage zu planen und Geschenkideen auszutauschen, Jagen zu gehen ohne ein schlechte Gewissen zu haben, Jenny allein zu lassen, denn die würde bei den Großeltern sein… „Ähm…Dean, träumst du?,“ fragte Marcy ihn. Sie hatte eine kleine Pause benötigt. Es brauchte sicher noch einige Zeit, bis sie die Informationen, die sie an diesem Nachmittag erhalten hatte, verdaut haben würde, aber zumindest hatte sie es eben im Bad ein wenig sacken lassen können. Dean erwachte aus seinem kleinen Tagtraum und sah sie leicht beschämt an. Sie lächelte leicht. „Hier, deine Kleidung. Zieh dich an. Ich mach dir in der Zwischenzeit noch einen Tee und du wirst ihn ohne Widerrede trinken.“ „Ja, Ma’am.“ Marcy war wie Missouri, nur in nett, fand Dean. Kaum dass er wieder angezogen war, kam sie auch schon mit einer weiteren Tasse Tee zu ihm ins Wohnzimmer zurück. „Marcy, ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht leicht ist das was ich dir eben gesagt hab zu verarbeiten.“ „Das kannst du laut sagen.“ „Ich will auch nicht lange um den heißen Brei herum reden. Ich hab dir das alles nicht aus Spaß an der Freud erzählt.“ „Ich weiß.“ „Bobby…er hat weiß Gott keine blütenreine, weiße Weste und es gibt sicher jede Menge…normalere, unkompliziertere Männer, aber Bobby…du wirst kaum jemanden finden, der so loyal und treu ist wie er. Er verzeiht einem so ziemlich jeden Mist, den man nur bauen kann. Er ist nicht immer der Umgänglichste und hat so einige Leichen im Keller. Er hat viel durchgemacht. Seine Frau…sie wurde Opfer des Übernatürlichen und obwohl er dich schon lange mochte, wollte er sich lange Zeit nicht mit dir verabreden, aus Angst, dass dir etwas passieren würde, wenn er es tut. Er ist wirklich ein guter Mann und ihm liegt sehr viel an dir. Er hat eine raue Schale, aber darunter ist er der herzlichste und verständnisvollste Mann den ich kenne.“ Er atmete tief durch. Ihm war beim Sprechen bewusst geworden wie viel mehr Vater Bobby ihm im Gegensatz zu John schon immer gewesen war. Er hatte auch schon mal alle Fünfe gerade sein lassen, wenn sie beim ihm waren und hatte mit ihnen gespielt, an statt das von John verordnete Waffentraining einzuhalten. Bei ihm hatten sie für kurze Intervalle Kinder sein können. In Deans Hals bildete sich ein Kloß, denn er erkannte, dass er jahrelang im Prinzip zwei Väter gehabt hat. Durch Johns arschiges Verhalten hatte er auf gewisse Weise einen Vater verloren, aber den, auf den es wirklich ankam, konnte ihm nur der Tod nehmen. Bobby würde immer für ihn da sein. „Es klingt so als würdest du ihn sehr lieben,“ sagte Marcy und sah ihm mit einem liebevollem Lächeln an. Was Dean gesagt hatte, entsprach genau dem Eindruck den sie von dem bärtigen Mann hatte. „Ja, er bedeutet mir sehr viel.“ Oh Gott, er sprach mit einer Frau, die er kaum kannte über seine Gefühle. Er hatte sich verändert, seit er mit Sam zusammen war. Sein Partner hatte ihn irgendwie…mitteilsamer und offener gemacht. „Er ist...wie ein Vater für mich. Ich will, dass er glücklich ist und er mag dich wirklich sehr. Ich…kann nicht von dir verlangen wieder mit ihm zusammen zu kommen, aber ich spüre genau, dass dir auch was an ihm liegt und in der Regel hab ich eine gute Menschenkenntnis.“ Von der Sache mit Kara mal abgesehen. Mit einigen Zügen hatte er die Tasse geleert ehe er weiter sprach. „Ich…ich bitte dich nur, wirklich darüber nachzudenken, es noch mal mit Bobby zu versuchen. Ich denke, er…ist eine zweite Chance wert.“ Mit diesen Worten erhob er sich. „Vielen Dank für den Tee. Ich sollte jetzt langsam nach Hause gehen. Danke, dass du mich angehört hast und ich entschuldige mich vielmals für das was John getan hat. Ich…also auf Wiedersehen.“ „Auf Wiedersehen Dean und danke, dass du dich mir mit allem anvertraut hast. Das war mutig. Ich finde es gut, dass du dich so für Bobby einsetzt, aber ich kann dir nichts versprechen.“ „Ist schon gut. Ich hab es zumindest versucht.“ Bevor er gehen konnte, umarmte sie ihn kurz, aber herzlich und Dean ließ das Gefühl nicht los, Marcy doch irgendwie erreicht zu haben, als er sich auf den Heimweg machte. Nachdem der Winchester gegangen war, goss sich Marcy einen Whiskey ein. Den hatte sie nach dem Gespräch eben mehr als nötig. Mit dem Glas in der Hand machte sie es sich auf dem Sofa bequem. So vieles ging ihr im Kopf rum. Nachdem Dean ihr einen Einblick in das Doppelleben gegeben hatte, dass die Winchesters und Bobby führten, kamen nun ganz neue Fragen in ihr auf. Sie wusste jetzt über Bobbys Geheimnis Bescheid, wusste, dass sie sich nicht getäuscht hatte und ihm wirklich was an ihr lag, aber was würde sie erwarten, wenn sie es noch einmal mit ihm versuchte? Konnte sie mit jemandem zusammen sein, der regelmäßig gegen Monster kämpfte und dessen Leben bei jedem Fall, wie Dean es genannt hatte, auf Messers Schneide stand? Klar, er könnte theoretisch auch jeder Zeit ganz plötzlich von einem Bus überfahren werden oder ähnliches, aber das Kämpfen gegen diverse übernatürliche Kreaturen war eine ganz andere Hausnummer. Andererseits war sie es gewohnt sich Sorgen zu machen. Ihr verstorbener Mann war schließlich Soldat gewesen. Aber sie hatte sich nach seinem Tod fest vorgenommen, dass, falls sie noch einmal eine neue Beziehung beginnen sollte, ihr Partner auf jeden Fall einen stinknormalen und ungefährlichen Job haben sollte. Buchhalter, Zahnarzt, Mechaniker oder eben Schrottplatzbetreiber, der Bobby zu sein vorgab. Was sollte sie nur tun? Sie hatte gemerkt, wie sie dabei war sich richtig in ihn zu verlieben. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, er war interessant. Sie hatte sich gewünscht sein Wesen zu ergründen und sie sah das Gleiche in ihm wie Dean. Bobby war ein guter Mann. War er es nicht wert, dass sie es mit ihm versuchte? Als Dean trockenen Fußes nach Hause kam, waren Sam und Bobby noch immer dabei die umfangreiche Büchersammlung des Älteren zu ordnen. „Hi,“ grüßte er die zwei. Bobby nickte nur kurz und stellte einen dicken Wälzer über Dämonen in verschiedenen Kulturkreisen ins Regal. „Hi? Ist das alles was du zu sagen hast? Wo zum Teufel warst du so lange?,“ fuhr Sam ihn an. Deans gute Laune und die Vorfreude Sam von seinem Gespräch mit Marcy zu erzählen, verpufften augenblicklich. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich Zeit für mich brauchte. Außerdem warum fährst du mich so an? Ich bin doch kein Kind mehr, das seinen Zapfenstreich überschritten hat. Komm mal wieder runter Sam.“ „Ich werde mal ins Bett gehen,“ sagte Bobby und verließ unbemerkt das Wohnzimmer, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. „Komm mal wieder runter? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“ „Hi, Komm mal wieder runter, bist du ein Papagei, Sam? Hör auf dich so aufzuführen. Ich bin kein zerbrechliches Fräulein, um das man sich Sorgen machen muss. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“ „Was wenn das FBI dich aufgegriffen hätte?“ „Hat es aber nicht“ „Hätte es aber. Immerhin hab ich von Mortie noch keine Entwarnung bekommen, nur eine SMS mit der Nachricht, dass er sich erkundigen wird.“ „Sam, ich bin kein Idiot. Ich lass mich nicht so leicht fassen.“ „Man kann aber nicht vorsichtig genug sein.“ „Ich war vorsichtig. Ich glaub kaum, dass das FBI im Wald rum läuft.“ „Du hättest ja wenigstens anrufen können…ups, ging ja nicht, weil du nicht mal dein Handy eingesteckt hast. Mensch Dean, du solltest wenigstens erreichbar sein, falls was ist. Ich hab mir wirklich Sorgen gemacht und du warst Gott weiß wo.“ Da war es schon wieder das leidige „ich mach mir Sorgen“. Dean konnte es langsam nicht mehr hören. „Weißt du was Sam? Ich hab keine Lust mehr mich zu streiten. Ich geh ins Bett.“ Mit diesen Worten stieg er die Treppe hoch. Kaum dass sein Partner weg war bereute Sam seinen Ausbruch. Er hatte es mal wieder verbockt. Kein Wunder, dass Dean ihn jetzt nicht bei sich haben wollte. Der Ältere machte es ihm aber auch nicht leicht. Er hat sich bis jetzt immer um ihn gekümmert und der Jüngere wollte nun endlich auch mal was davon zurück geben, aber wie sollte er das machen? Wie sollte er jemandem helfen, der keine Hilfe annehmen will? Dean hatte sich in seine Schlafsachen geworfen, sich hingelegt und wartete nun darauf, dass Sam es ihm gleich tat. Er war schon nachdem Zähneputzen nicht mehr sauer auf ihn gewesen. In gewisser Weise konnte er Sams Verhalten nachvollziehen. Wahrscheinlich fühlte der sich genau so wie er es getan hatte als er nach Jessicas Tod Sam helfen wollte, aber nicht wirklich an ihn ran kam. Er erinnerte sich daran, dass er sich doch fest vorgenommen hatte zuzulassen, dass Sam sich auch Sorgen machen durfte. Nach zehn Minuten war von Sam immer noch nichts auf ihrer Etage zu hören. Er seufzte. Sein Kleiner hatte das wahrscheinlich eben mal wieder in den falschen Hals bekommen. Man, das Wuschelhaar musste irgendwie Einfluss auf seine Gehirnwindungen haben und diese genau so verwirren wie seinen Haarschopf. Leicht genervt schwang er sich wieder aus dem Bett und ging nach unten. Dort fand er Sam dann auch tatsächlich vor. Sam hatte sich so gut es ging aufs Sofa gelegt. „Komm ins Bett,“ kam es unfeierlich von Dean. „Ich hab gedacht, dass du es vorziehst allein zu schlafen, nach der Sache eben.“ „Tja, Sammy. Falsch gedacht. Du bist zwar in letzter Zeit eine überbesorgte Nervensäge, aber ich liebe dich trotzdem und jetzt komm ins Bett.“ „Es tut mir leid, Dean,“ sagte Sam und saß noch ziemlich zögerlich auf der Couch. „Gott, wie ist es nur möglich, dass mir ein und dieselbe Person mein Leben zum Himmel auf Erden und manchmal zur Hölle machen kann?“ Als Antwort bekam er nur einen traurigen Hundeblick von Sam. „Spar dir den Dackelblick. Ich bin dir nicht böse und jetzt schwing seinen Zuckerarsch endlich nach oben. Ich bin müde.“ Als Sam sich immer noch nicht rührte, zog Dean ihn auf die Beine, küsste ihn kurz und nahm ihn bei der Hand. Zusammen gingen sie nach oben ins Schlafzimmer. Kaum lagen sie im Bett, war Deans Ruhephase auch schon wieder vorbei, denn Sam konnte heute mal wieder nicht aufhören. „Dean, es tut mir wirklich leid, aber ich kann nichts dagegen machen. Du bist mir wichtig und ich will, dass es dir gut geht, da komme ich nicht drum rum, mir Sorgen um dich zu machen, wenn ich es für nötig halte, auch wenn das eben wirklich übertrieben war. Es wäre einfach einfacher wenn du mir sagen würdest, wie ich dir helfen kann. Was soll ich machen?“ „Das hatten wir doch schon Sam. Das war etwas, dass ich alleine mit mir ausmachen musste. Warum musst du überhaupt immer aktiv irgendwas tun? Du musst doch einfach nur da sein.“ „Aber ich komm mir so nutzlos vor.“ „Das bist du nicht Sammy. Ich brauche dich, aber du musst mich nicht bemuttern und bemitleiden. Aber wenn du konkret eine Aufgabe willst, dann hätte ich was für dich.“ „Was denn?“ „Klappe halten und mich küssen.“ „Das kann ich machen.“ „Sehr gut sogar, also..,mhpf“ Und schon bekam er einen der wundervollsten Küsse seines Lebens. Anmerkung: das nächste Kapitel gibt es am 7.1.2012 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)