Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 182: Blut, Schwei und Tränen und dann trifft Dean eine Entscheidung --------------------------------------------------------------------------- Verwendeter Song: Wicked - Defying Gravity SDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDSDS Nachdem sie zusammen zu Mittag gegessen hatten und Jenny nach einem nur minimal nervenaufreibenden Schreikampf von etwa 10 Minuten endlich eingeschlafen war, fand Dean, dass es an der Zeit war, dass er seinem Vorsatz nachzudenken nachkam. „Hey Sam, ich bin mal für eine Weile weg einen Spaziergang machen.“ „Warte doch noch bis Jenny wieder wach ist, dann können wir zusammen…“ „Nein Sam,“ kam es von Dean. Als er sah, dass Sam zusammenzuckte wie ein getretener Hund, wurde ihm bewusst, dass er das nein wohl viel zu barsch rüber gebracht hatte. „Ich…ich brauch Zeit für mich,“ versuchte er die Wogen zu glätten. „Oh…verstehe,“ sagte Sam, doch sah er dabei noch immer etwas niedergeschlagen aus. Er wollte ja, dass sein Großer sich mit dem Thema Dad auseinander setzte, doch wünschte er sich, dass er dabei mit ihm sprach, seine Hilfe annahm und nicht, dass er wieder alles mit sich allein ausmachte. Dean schien seine Gedanken zu erahnen, denn er zog den Jüngeren in eine liebevolle Umarmung und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich weiß, du willst mir helfen, aber das ist wirklich etwas womit ich erstmal selbst klar kommen muss und dass kann ich nicht, wenn du mir hier die ganze Zeit über diese sorgenvollen und mitleidigen Blicke zuwirfst. Ich bin auch bestimmt nicht lange weg.“ „Okay, ich wollte Bobby eh noch bei der Umsortierung seiner Bücher helfen. Da kann ich mich ja dann mal um Sorgenkind Nummer zwei kümmern,“ murmelte Sam, löste sich aus der Umarmung und gab Dean einen Kuss auf die Wange. Sam war dabei ins Wohnzimmer zu gehen während Dean auf dem Weg zur Haustür war, als der Kleinere plötzlich inne hielt. „Hey Sammy!“ Der Angesprochene drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an. „Ich liebe dich!“, beantwortete er Sams stumme Frage, woraufhin er ein wundervolles Lächeln von seiner anderen Hälfte geschenkt bekam. Einige Minuten später war er auf den kleinen Weg im Waldstück hinter Bobbys Haus eingebogen. Heute war es nicht so warm und sonnig wie an den Tagen in der vergangenen Woche und daher schon ein kleinwenig frisch im Schatten der Bäume. Es hatte sich zudem stark zugezogen und Dean hoffte, dass ihn kein Schauer erwischen würde, denn dann sähe er alt aus. Während er überlegte, ob er seine Lederjacke hätte mitnehmen sollen, schaltete sich eine Stimme in seinem Kopf ein, die ihn daran erinnerte, dass er sich doch über etwas ganz anderes Gedanken machen wollte. Der Grund warum er hier durch den Wald latschte war, dass es hier keine Ablenkungen gab. Hier konnte er richtig in sich gehen. Aber eigentlich verspürte er nicht das Verlangen sich mit dem Geschehenen auseinander zusetzen, weil er im Innersten spürte, das damit eine Veränderung verbunden war und er hasste Veränderungen, ja er schaffte es dank seines emotionalen Schutzwalls immer recht schnell sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen, aber dieser Schutzwall war von Sam und John pulverisiert worden. Sam hatte den Grundstein gelegt indem er Dean dazu gebracht hatte, sich ihm zu öffnen und Johns rücksichtsloses und egoistisches, ja fast schon gewissenloses Verhalten und sein Vertrauensmissbrauch, gegen die Dean sich eigentlich immun wiegte, hatte dann alles zum Einsturz gebracht, weil er die durch Sam verursachte Schwachstelle ausgenutzt hatte. Es hatte Dean wirklich bis in die Grundfesten erschüttert. Ein Teil von ihm war sauer auf Sam, dafür, dass er seine verletzliche Seite wieder zum Vorschein gebracht hatte, nachdem er sie jahrelang erfolgreich von der Welt abgeschirmt hatte. Auf der anderen Seite musste er aber zugeben, dass sein Bruder ihn gleichermaßen jahrelang gewissermaßen gewarnt oder zumindest kritisiert hatte, dass er John so bedingungslos vertraute und ihn nie hinterfragte. Dean war an einem kleinen Bachlauf angekommen und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm einer knochigen, alten Weide. Sam hatte es kommen sehen und er selbst hätte es auch getan, aber er hatte es nicht wahr haben wollen. Nach Marys Tod hatte er sich an John geklammert. Er brauchte einen Halt um den Tod seiner Mom irgendwie wegstecken zu können. Doch das war ihm nie gelungen. John konnte ihm nicht helfen. Der Mann hatte schon ganz am Anfang als Vater versagt. Er hätte für seine Kinder da sein müssen, aber da er mit dem Tod seiner Frau selber nicht klar kam, hatte er die Weichen für Deans verkorkstes Leben gestellt. Dean schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Was sollte er tun? Ihr Dad war seit Marys Tod nicht mehr das gewesen, was im Lexikon unter dem Eintrag Vater stand. Dean hatte wirklich alles versucht, um sich die Hoffnung auf die eventuelle Äußerung von Anerkennung, Stolz, Respekt und Zuneigung seines Dads zu bewahren. Über die Jahre hinweg hatte er ihn immer gegen Sam verteidigt und sich mit kleinen Bröckchen wie ein „gut gemacht“ bei Schießübungen hier und eine kurze Umarmung nach schweren Fällen dort, zufrieden gegeben. Doch solche Bröckchen wurden immer seltener, je älter, dickköpfiger und eigenwilliger Sam wurde. Ein Teil von John schien Dean dafür verantwortlich zu machen, dass Sam ihm nicht gehorchen wollte und oftmals nach Streits zwischen John und seinem Jüngsten bedachte ihr Dad Dean mit einem enttäuschten Blick. Nicht so schlimm wie nach Deans Versagen bei der Strigha-Sache, aber immer noch akut genug, um ihn an dieses Ereignis zu erinnern und aus Dean den kleinen Jungen zu machen, der seinen Vater zu tiefst enttäuscht hatte. Von Schuldgefühlen geplagt war er dann beim nächsten Streit zwischen John und Sam auf Johns Seite, was im Gegenzug den Jüngeren gegen ihn aufbrachte aber ihm bei John keine Bonuspunkte einbrachte, auch wenn er ehrlich zugeben musste, dass es mehr an ihm nagte, wenn Sam sauer auf ihn war, da er sich in solchen Fällen immer ganz besonders allein fühlte, auch wenn er beide Familienmitglieder im gleichen Raum um sich hatte.. Somit war er in einem Teufelskreis gefangen. Es schien so als wären die Ereignisse der letzten Tage unausweichlich gewesen. Deans Verdrängungsmechanismus hatte sich gegen ihn gewandt und ihm ganz schön in den Arsch gebissen. Das tat er irgendwie immer, auch wenn es sich unterschiedlich äußerte. Sei es durch mörderische Kater nach Versuchen die Probleme unter den Teppich zu kehren und sich selbst unter den Tisch zu saufen, emotionale spontan Ausbrüche, durch die er sich stellenweise etwas erleichterte, oder eine Überschwemmung durch einen emotionalen Tsunami gegen den er machtlos zu sein schien, so wie jetzt. Nein, nein, nein. Dean schlug wütend und frustriert gegen den Baumstamm. Er wollte das nicht mehr. Das musste aufhören. Er wollte nicht mehr dieser kleine Junge sein. Sein Körper verlangte danach zu rennen, den unerwünschten, schmerzhaften Gefühlen zu entkommen, also rannte er los. Rannte bis ihm das Atmen immer schwerer fiel. Dabei prasselten zahlreiche Erinnerungen auf ihn ein. „Sammy schläft. Wirfst du ein paar Bälle mit mir, Dad?“ „Nein, wir werden ein weniger an deiner Zielgenauigkeit beim Schießen arbeiten.“ „Aber...“ „Kein aber, in der wirklichen Welt da draußen wird es dir nichts helfen, wenn du weißt wie man einen Curve-Ball wirft, aber ein richtig gut gezielter Schuss kann dir das Leben retten und jetzt komm. Wir haben nicht viel Zeit, bis dein kleiner Bruder wach wird.“ „Was machst du da Dean?“ „Ich versuch den Text für das Schultheater zu lernen. Vielleicht krieg ich ja eine Rolle im Thanksgiving-Stück. Hörst du mich ab?“ „Nein. Du solltest deine Zeit ohnehin mit etwas sSinnvollerem verbringen. Arbeite lieber an deinem Latein. Sam kann noch nicht lesen und du weißt genau, dass ich Hilfe bei manchen Recherchen benötige. Wenn es um Leben und Tod geht, geht es nicht an, dass du zehn Minuten brauchst, um einen Satz richtig zu übersetzen.“ Er stand vollkommen angsterfüllt mit der Schrotflinte im Anschlag auf der Türschwelle, unfähig die Strigha, die über seinem Bruder hockte und dabei war ihm die Lebenskraft auszusaugen zu erschießen. Zu viel Skrupel, weil sie noch zu menschlich aussah. Sein Vater kommt rein. „Aus dem Weg!“ Schüsse. Glassplittern. „Sammy, Sammy. Geht es dir gut?“ „Was ist denn los Dad?“ John antwortet nicht. Er sieht ihn an. „Was ist passiert?“ „Ich…bin raus gegangen.“ „Was?“ „Nur ganz kurz. Tut mir leid.“ „Ich hab dir doch gesagt, du sollst das Zimmer nicht verlassen.“ John war sauer. „Ich hab dir gesagt du sollst deinen Bruder nicht aus den Augen lassen.“ Ein Blick, so voller Enttäuschung und so scharf, dass er das noch unschuldige Kinderherz punktierte und bluten ließ. „Nein, nein…ich war noch ein Kind. Ich konnte es nicht,“ schrie Dean und rannte weiter. Immer noch in der Hoffnung den Schmerz abschütteln zu können. Er wollte sich nicht mehr so fühlen, konnte es nicht mehr ertragen. Sein Dad hatte geradezu unmenschliche Dinge von ihm verlangt. Er wollte, dass er perfekt war, sein Soldat. Aber er war ein Kind, ein menschliches Wesen, kein Roboter. Er konnte nicht perfekt sein. Hatte sich trotzdem formen lassen, um zu gefallen. Aufmerksamkeit zu bekommen, doch alles war nur selbstverständlich gewesen für John. Dean konnte nicht mehr. Er würde Johns Standards eh nie erfüllen können, und er wollte nicht mehr Johns Soldat sein. Warum konnte sein Dad nicht einfach sein Dad sein? Warum war John so eine Enttäuschung als Vater? Dean war ein wenig vom Weg abgekommen, stolperte über eine Baumwurzel und ging zu Boden. Er blieb auf den Knien, stützte sich mit den Hände ab und atmete schwer. Er konnte das durch seine Adern fließende Blut in seinen Ohren rauschen hören. Er war am Ende. Er konnte nicht mehr… „Steh auf Dean. Du hast noch eine Runde über den Hindernisparkur vor dir.“ „Aber ich kann nicht mehr Dad.“ „Das will ich nicht hören Dean. Ich weiß genau, dass du mehr drauf hast. Du bist nur zu faul. Du denkst wohl, nur weil dein Gips erst ein paar Tage ab ist, lass ich dir alles durchgehen, aber da liegst du falsch. Monster nehmen auch nicht auf so was Rücksicht. Also steh auf.“ „Ich kann nicht mehr…es geht nicht…“ „Ich kann das nicht mehr. Ich will das nicht mehr. Es muss Schluss damit sein. Ich will machen, was ich will. Lass mich in Ruhe Dad“, murmelte Dean noch immer leicht außer Atem und schlug auf den Boden unter ihm ein. Plötzlich hörte er in einiger Entfernung Hunde bellen und er befreite sich aus dem Gefühlschaos und seinen Erinnerungen in denen er bis eben gefangen war. Langsam richtete er sich wieder auf. Er spürte etwas Feuchtes auf seinem Gesicht. Schweiß und Tränen, wie er feststellte, nachdem er sich seine Hände an seiner Jeans abgewischt hatte und sich damit dann über die Wangen gefahren war. Er atmete tief durch und ging zurück zum regulären Waldweg. Dean kam an einer Parkbank vorbei und ließ sich darauf nieder. Er hatte es satt sich wegen John mies zu fühlen. Aber von nichts kam nichts. Das Glück ist mit den Tüchtigen. Es war an der Zeit Entscheidungen zu treffen. Nachdem Sam nach Stanford abgehauen war, strudelte Dean in seiner Beziehung zu John in eine Abwärtsspirale. Auf der einen Seite kämpfte er immer noch um Anerkennung, Respekt und Zuneigung, aber auf der anderen Seite war er stink sauer auf John, weil er Sam vertrieben hatte. Dies hatte in gewisser Weise auch einen Keil zwischen Vater und ältesten Sohn getrieben, denn Dean begann langsam, John mit anderen Augen zu sehen. Etwas in ihm begann sich zu verändern. Das Heldenpodest auf das Dean John als kleiner Junge gestellt hatte, hatte einen ordentlichen Knacks abbekommen und angefangen zu bröckeln. Nichtsdestotrotz war er noch lange nicht auf Sams Niveau. Dean gab keine Widerworte und tat weiterhin was John von ihm verlangte, in der Hoffnung den Riss zu kitten. Nicht fähig, das Bild das er sich vor Jahren von John erschaffen hatte, loszulassen. Something has changed within me, Something is not the same Schweren Herzens war er mittlerweile aber überzeugt davon, dass er loslassen musste. So weh es ihm auch tat, es war einfach ein hoffnungsloses Unterfangen sich weiter an ein Idealbild zu klammern, das nie existiert hatte. John würde sich nie so verbiegen wie Dean ihn gerne hätte, nie so werden wie ein gewisser bärtiger Mann mit Baseballkappe, der Sam und ihn und mittlerweile auch Jenny tief in sein Herz geschlossen hatte. John war sein Vater und auf gewisse Weise würde Dean ihn immer lieben, aber er war zu der Erkenntnis gekommen, dass der nicht gut für ihn war und er um seiner selbst Willen einen Schlussstrich ziehen musste. John würde ihn immer wieder verletzen und wenn er seine Mauer wieder aufbauen würde, würde er damit nur Sam vor den Kopf stoßen und das wollte er nicht. Er konnte Sams Stimme in seinem Kopf schon hören: Lass dir von Dad nicht wieder alles kaputt machen wo du nach all den Jahren endlich mal was für dich selbst gefunden hast und glücklich bist. Dean lächelte bei dem Gedanken daran leicht und musste zugeben, dass offen zu seinem Partner zu sein, ihm richtig gut tat. Okay, er war jetzt noch nicht soweit, ihm auf regulärer Basis sein Herz auszuschütten, aber er versuchte auch nicht mehr krampfhaft seinen Gram vor dem Jüngeren zu verstecken. Ihre Beziehung war aber auch dahin gereift, dass Sam ihm ganz langsam, wenn auch noch immer reichlich zögerlich oder nach einem kurzen Anschnauzen, seinen Freiraum ließ und Dean arbeitete daran zuzulassen, dass Sam sich um ihn sorgte. Diese Sorge war es auch, die Dean signalisierte, dass es so nicht weiter gehen konnte. Er konnte sich nicht länger nach John richten und dabei seine eigenen Bedürfnisse außer acht lassen. I'm through with playing by the rules Of someone else's game Er würde sich von seinem Dad nicht länger runter ziehen lassen, sondern endlich das tun, was Sam ihm schon vor Jahren vorgemacht hatte, er würde sich emanzipieren und einen ganz neuen Anfang wagen, einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Nur wie sollte sein neues Leben aussehen? Wegen der Art wie er von John erzogen worden war, hatte er sich nie erlaubt Luftschlösser zu bauen, wie Sam es gerne getan hatte. Vielleicht würde es ganz gut tun sich auch einmal an so was zu versuchen. I'm through accepting limits 'Cause someone says they're so Also was erwartete und versprach er sich von seinem Leben? Dean lachte kopfschüttelnd auf. Jetzt war er doch tatsächlich auf dem Selbstfindungstrip. Er wollte im Prinzip das, was Bobby hatte, aber noch viel mehr. Ihr Vater war allzeit von Rachegelüsten angetrieben. Von Fall zu Fall gehetzt, immer in der Hoffnung Hinweise auf das Ding zu finden, dass seine Frau getötet hat. Seit Dean wieder mit Sam zusammen arbeitete, hatte John ihnen die nicht-dämonrelevanten Fälle zugeschustert. Irgendwie nahm Dean ihm das übel. Wer weiß, vielleicht hätten mehr Menschen überleben können, wenn ihr Dad sich selbst um einige Fälle gekümmert hätte, anstatt Daten an seine Söhne weiterzuleiten, die erst mit Verspätung eingreifen konnten. Die Motivationen von Vater und Sohn waren im Laufe der Zeit auseinander gedriftet. Dean sah in dem Jägerleben, in das sie John getrieben hatte, wirklich eine Art Familienauftrag. Er fühlte sich für die anderen, ahnungslosen Menschen verantwortlich und wollte ihnen weiterhin helfen und wann immer es nötig war einem übernatürlichen Scheißkerl in den Arsch treten, während John wirklich nur auf Rache aus war. Wenn der ältere Winchester-Bruder ehrlich zu sich war, so war die Rache für seine Mutter weniger wichtig. Es war nicht mehr sein Kampf. Nicht dass er ihren Tod ungesühnt lassen wollte, aber sein Leben und sein Charakter trieben ihn in eine andere Richtung, hin zu anderen Prioritäten. Er wollte ein Jäger bleiben, aber er wollte alles anders machen, als John. Vielleicht war es ja möglich sich um Monsterangriffe in einem kleinen Radius zu kümmern, so dass sie nicht durchs ganze Land fahren mussten und halbwegs sesshaft werden konnten mit Jenny. Die Kleine sollte ein stabiles Umfeld und ein sicheres Zuhause haben und auch Dean hätte nichts gegen ein sich nicht bewegendes und etwas geräumigeres Zuhause als den Impala einzuwenden. Er wollte jagen, er wollte ein sicheres Heim für sich und seine Familie und am allermeisten wollte er mit Sam zusammen alt werden, ja ein Dean Winchester durfte auch mal sentimental werden. Er schloss die Augen und malte sich sein Luftschloss aus. Sam und er würden sich in der Nähe von Bobby eine Wohnung nehmen. Ihr väterlicher Freund hätte zwar sicher nichts dagegen wenn sie bei ihm wohnen blieben, aber eine eigene Wohnung hatte natürlich so einige nicht jugendfreie Vorzüge. Sie könnten sich Jobs mit flexibler Arbeitszeit suchen. Sam könnte vielleicht seinen Abschluss an einem Gemeinde College nachmachen und Dean bei Bobby Autos restaurieren. Abwechselnd könnten sie zusammen mit Bobby Fälle bearbeiten. Ihre Familie könnte endlich mal dauerhaftes Glück auskosten. Aber bevor damit beginnen konnte die Vorstellungen für seine Zukunft in die Tat umzusetzen, musste er noch einige Dinge erledigen. Er war der Versorger der Familie, okay jetzt nicht immer unbedingt im Sinne von „den Speck auf den Tisch bringen“, aber er war es, der sich um alle kümmerte, war es schon immer gewesen, seit seine Mutter gestorben und John dazu nicht mehr wirklich in der Lage war. Als eben dieser Versorger würde er jetzt tun, was er am besten konnte, sich auf seine Instinkte verlassen und für seine Familie sorgen. Too late for second-guessing, Too late to go back to sleep It's time to trust my instincts, Close my eyes and leap Er wusste auch genau wo er anfangen musste. Für Bobby, dessen Platz in Deans Leben am ehesten dem eines Vaters entsprach. Er war sich nicht sicher ob er es schaffen würde Johns Fehler auszubügeln, um für seinen Zweitvater wieder alles ins Lot zu bringen, aber er musste es zumindest versuchen. Some things I cannot change, But till I try, I'll never know Henricksen war derweil in Sioux Falls angekommen und hatte sofort das Polizeirevier angesteuert. Der Polizist am Empfang musterte ihn skeptisch, nachdem der FBI-Agent ihm seinen Ausweis gezeigt und sein Anliegen vorgetragen hatte und bat ihn zu warten, während er Sheriff Mills Bescheid sagte. Dies hatte eine geschlagene viertel Stunde gedauert. Zu sagen, dass Victor angepisst war wäre eine Untertreibung. Anscheinend wurde die Kompetenz des FBIs hier nicht anerkannt, aber das würde sich ändern, wenn er mit diesem Sheriff Mills fertig war. Er war ziemlich überrascht als sich Sheriff Mills als Frau heraus stellte. Seit wann waren diese Hinterwäldler so emanzipiert, dass sie Frauen in solche Ämter erhoben? Aber das war ja auch egal. Diese Jodie Mills würde er jetzt rund machen. Doch er kam gar nicht erst zu Wort oder zumindest nicht so wie er sich das vorgestellt hatte. „So, Sie sind also Agent Henricken vom echten FBI?,“ fragte sie ihn und sah genau so skeptisch drein wie der andere Polizist vorhin. „Ja.“ Er zückte seinen Dienstausweis. „Können Sie mir vielleicht verraten, warum Sie mich so lange haben warten lassen? Dieser Fall ist wichtig,“ fuhr er sie an, doch Jodie blieb unbeeindruckt. „Mag sein, dass der Fall für Sie oberste Priorität hat, aber ich hab weiß Gott noch mehr zu tun, als für Sie alles stehen und liegen zu lassen und den roten Teppich auszurollen.“ Victor klappte die Kinnlade runter. Wieso nahmen sich die Provinzler eigentlich immer solche Frechheiten raus? Ehe er etwas erwidern konnte hatte sie bereits wieder das Wort ergriffen. „Schreiben Sie mir ihre Daten und die Namen Ihres Vorgesetzten auf.“ Sie würde sich später die Dienststelle geben lassen und sich die Telefonnummer selbst raussuchen. „Wie bitte? Sie wissen wohl nicht womit Sie es hier zu tun haben,“ regte er sich auf. „Eben drum. Sie verstehen doch hoffentlich, dass ich nachdem Fiasko mit dem falschen FBI-Agenten besonders gründlich in der Überprüfung der Authentizität bin.“ Diese Aussage besänftigte ihn nun wieder etwas. Diese Frau schien ihren Job ernst zu nehmen und verhielt sich ihm gegenüber nicht aus Respektlosigkeit so hart. „Ihr Pflichtbewusstsein in allen Ehren, aber ich versichere Ihnen, dass…“ „Das hat der falsche FBI-Agent auch gesagt,“ schnitt sie ihm das Wort ab. „Aber ich brauche Einblick in die Fallakte.“ „Die kriegen Sie sobald ich Ihre Identität bestätigt bekommen haben, also wenn Sie jetzt bitte so freundlich wären alle Daten hier für mich aufzuschreiben.“ Sie hielt ihm einen Block hin. „Hören Sie, es ist wirklich wichtig, dass ich Einblick in die Akte bekomme.“ „Das verstehe ich, aber für mich ist es ebenso wichtig, dass ich alles genau prüfe und mich nicht erneut lächerlich mache.“ Er nahm den Block an sich. „Okay, okay. Ich sehe es ja ein,“ sagte er und fing an zu schreiben. Hoffentlich würde dadurch nicht auffliegen, dass er seinen Vorgesetzen angelogen hatte, aber sie würde sicher nur fragen, ob ein Agent Henricksen wirklich existierte und nicht weiter nachbohren. „Und wann kann ich dann in die Akte einsehen?,“ fragte er Jodie. „Sie wissen doch selber wie auskunfts- und zusammenarbeitsfreudig ihr Verein ist. Das kann schon ein, zwei Tage dauern, bis sie sich die Arbeit machen und eine Anfrage eines kleine Sheriffbüros beantworten.“ „Das soll ein Witz sein oder?“ „Sieht es so aus als ob ich scherzen würde? Wenn wir da anrufen kriegen wir, falls wir nicht gerade einen Mörder gefasst haben, doch höchstens einen Platz für eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ab. Darum hätte es diesem Idioten von Hilfssheriff auch stutzig machen müssen, dass so schnell jemand vom FBI hier war.“ „Und was bitte soll ich in der Zwischenzeit hier machen?,“ kam es frustriert von Victor. „Suchen Sie sich ein Hotel oder Motel und genießen Sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt.“ Ziemlich blöd aus der Wäsche guckend verließ Henricksen die Polizeistation und Jodie konnte es sich nicht verkneifen ihm unverschämt hinterher zu grinsen. Sie würde die Bestätigung wahrscheinlich noch bis zum Abend haben, aber der FBI-Agent hatte sich mit seiner arroganten Art bei ihr nicht gerade beliebt gemacht, also würde sie ihn bis morgen Mittag schmoren lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)