Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 171: ...und ihre Folgen ------------------------------- „Wie lange liegt er jetzt schon hier?,“ fragte Bobby Sam, nachdem dieser ihn über die Ereignisse, die in seiner Abwesenheit passiert waren, informiert hatte. Auch er machte sich nun ein wenig Sorgen um Dean. Das Verhältnis, das zu Bruder und Vater bestand, hatte sich jäh verkompliziert, falls das überhaupt möglich war. Er konnte Johns Reaktion nachvollziehen. Seine Söhne in solch promisker Situation vorzufinden war sicher unter den Top Ten der größten Albträume aller Väter. Es war aber auch typisch für John erst zu Handeln anstatt seine Jungs sich erklären zu lassen. „Nicht länger als zehn Minuten,“ meinte Sam, der sich mittlerweile angezogen hatte. „Lass ihn uns runter ins Wohnzimmer bringen,“ schlug der ältere Jäger vor. “Ich helfe euch dabei,” erklang Deans Stimme von der Tür aus. Er schien wieder „normal“ zu sein. Der Jüngere war erleichtert. „Wie geht’s Jenny?,” wollte Sam wissen. „Ich hab sie gewickelt und dann mit Spielzeug in ihr Bettchen gesetzt.“ „Okay, zieh dich richtig an und komm dann nach unten. Sam und ich schaffen John schon allein runter.“ Dean nickte und ging zu seiner Oberbekleidung hinüber, während sich Sam und Bobby an John zu schaffen machten. Ihn aufrichteten und ihn mit vereinten Kräften durch die Tür nach unten brachten. Als Dean fertig angezogen war und nach unten kam, hatten Sam und Bobby John auf dem Sofa abgelegt. „Bobby, was sollen wir jetzt machen?,“ fragte Sam den anderen Mann. „Was wohl? Ihr werdet ihm die Wahrheit erzählen, so wie ihr es bei mir gemacht habt.“ „Irgendwas sagt mir, dass Dad uns nicht so bereitwillig zuhören wird wie du,“ machte sich Dean bemerkbar. „Das ist möglich und wahrscheinlich wird er auch nicht so verständnisvoll reagieren wie Bobby,“ stimmte Sam ihm zu. „Das wohl nicht, aber ihr seid erwachsen und genetisch gesehen nicht verwandt. Verbieten kann er es euch nicht.“ „Was aber nicht heißt, dass er es nicht versuchen wird,“ meinte Sam. „Ich hol ihm mal ein bisschen Eis,“ sagte Dean und ging in die Küche. Sam rollte mit den Augen. Sein Bruder war wie immer viel zu nett zu ihrem Dad. Bobby, dem das nicht entgangen war, hielt es für das Beste die beiden fürs erste zu trennen, um zu verhindern, dass sie sich wegen John wieder in die Haare bekamen. „Sam, geh du doch hoch und bring das Geschirr von eurem Frühstück runter und schau noch mal nach Jenny. Ich bleib hier bei eurem Vater.“ “Okay, aber sag Bescheid wenn er zu sich kommt,“ ging Sam auf Bobbys Vorschlag ein und verließ das Wohnzimmer. Der ältere Jäger seufzte. Da kam einiges auf seine Jungs zu. “Jenny kann sich noch eine Weile allein beschäftigen, aber es wird bald Zeit für ihr Mittagessen. Es war doch noch etwas von den Spaghetti von gestern übrig oder?“ „Ja, stehen im Kühlschrank, Sam,“ antwortete Bobby. Er und Dean saßen bei John, dem von Dean führsorglich ein Coolpack an den Kopf gehalten wurde. „Gut, dann kümmere ich mich darum.“ Er ging in die Küche. Er hatte Angst, dass jetzt wo John von ihnen wusste und sicher verlangen würde, dass sie sich trennten, Dean auf Dad hören würde. Er vertraute seinem Partner, einzig Johns Anwesenheit machten Deans Reaktionen für Sam unvorhersehbar. Bevor er jedoch etwas in Sachen Spaghetti in die Wege leiten konnte, rief ihn Bobby wieder zurück ins Wohnzimmer. John kam zu sich. „Dad, bist du okay?,“ hörte er beim Hereinkommen Dean fragen. John antwortete nicht und setzte sich auf. „Mach langsam, John. Du warst `ne Zeit weggetreten,“ riet Bobby ihm. „Ich bin in Ordnung. Ich brauch keine Krankenschwester.“ Er nahm Dean das Coolpack aus der Hand und schob ihn von sich. „Du bist schon wieder unhöflich, dann bist du wirklich in Ordnung,“ kommentierte der bärtige Jäger trocken. Doch der älteste Winchester beachtete ihn gar nicht. Er hatte bei allem drum herum keinesfalls vergessen, was seiner Bewusstlosigkeit voraus gegangen war. Deans Magen begann bereits wieder zu rebellieren und ein Klos bildete sich in seinem Hals, als er bemerkte, wie John ihn mit Abscheu und Enttäuschung im Blick ansah, aber bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass der Blick nicht allein ihm galt sondern hauptsächlich auf Sam gerichtet war, der hinter ihm stand. Just in dem Moment fing John auch schon an gegen seinen Jüngsten zu wettern. „Ich wusste, doch, dass ich dich nicht hätte aufs College gehen lassen sollen. Die mit ihrem liberalen Scheiß, den sie einem da eintrichtern. So was wie „niemand kann sich aussuchen ihn wen man sich verliebt”. Solche Parolen lassen dich nicht mal vor deinem eigenen Bruder Halt machen. Er hat ja schon immer das getan, was du wolltest und du nutzt das auch noch schamlos aus um deiner Perversion zu frönen. Wie lange geht das schon? Warst du schon vor dem College scharf auf Dean? Kein Wunder, dass du dich kaum für Mädchen interessiert hast.“ Während Dean John nach dieser Anschuldigung perplex anstarrte, brauchte Sam kaum eine Sekunde, um sich zu verteidigen. „Weißt du eigentlich was du da für einen Mist laberst? Du hast mich streng genommen gar nichts aufs College gelassen. Ich wollte gehen und du hast mich aus der Familie praktisch ausgeschlossen und zu deiner Information: Im Gegensatz zu dir hab ich Dean nie zu etwas gezwungen. Keiner von uns ist pervers. Ich stand auch nicht schon immer auf Dean und ich hab mich sehr wohl für Mädchen interessiert, nur waren wir, wegen dir, nie lang genug an einem Ort, so dass sich für mich so gut wie nie etwas Ernstes entwickeln konnte.“ Nach Sams Ansage, meldete sich nun Dean zu Wort. „Sam hat gar nichts ausgenutzt. Wir wollen es beide. Und es ist auch anders als du denkst. Wir…“ Das „sind keine Brüder“ konnte er nicht mehr aussprechen, da ihm John ins Wort fiel. „Dean, hol meine Sachen aus dem Truck.“ „Dad,“ protestierte Dean erneut. „Geh, ich hab mit deinem Bruder zu reden,“ wies er Dean an. „Auf keinen Fall lass ich dich mit ihm allein.“ „Schon gut Baby, ich kann mich sehr gut selber verteidigen.“ „Nein, Sammy. Ich will nicht, dass wir uns anschreien wie Höhlenmenschen. Diesen Scheiß hab ich jahrelang mitgemacht mit euch beiden. Wir werden uns jetzt hinsetzen und das wie zivilisierte Menschen miteinander klären.“ „Das halte ich für eine gute Idee,“ stimmte Bobby zu, der die ganze Zeit über stumm dabei gestanden hatte. Es brannte ihm unter den Nägeln John zum Schweigen und zuhören zu bringen, doch im Gegensatz zu ihm wollte er den Jungs nicht ins Wort fallen. Dean sah ihn freundlich an. „Bobby, würdest du bitte nach Jenny sehen?“ „Oh, ja klar.“ Den Wunsch nach dem Gespräch unter sechs Augen nachkommend, verzog sich Bobby aus dem Zimmer. Erst als sie ihren väterlichen Freund die Treppe erklimmen hörten, sprach Dean weiter. „Dad, lass es uns erklären,“ bat Dean. „Ich will nichts hören.” Sein Blick blieb hart und auf Sam fokussiert. „Hört mir gut zu, alle beide. Ich bin euer Vater und scheiß egal welche Erklärung ihr glaubt für diese Abscheulichkeit zu haben, die ihr miteinander zu praktizieren pflegt, ich will es nicht hören. Das Ganze hat ein Ende. Hier und jetzt. Ich befehle es euch.“ “Das ist wieder so typisch,” kam es zynisch von Sam. „Nein, Dad. Hör uns doch bitte einmal zu,” versuchte es Dean immer noch höflich. Doch John schien seine Bitte völlig auszublenden und wollte aufstehen. Das ließ Sam nicht zu und drückte seinen Vater unsanft zurück auf die Couch. Das jedoch duldete der älteste Winchester nicht. Was bildete Sam sich bitte schön ein? Deans Beobachtungsgabe ließ seine Alarmglocken schellen. Ihr Vater würde Sams Verhalten nicht auf sich beruhen lassen. Er handelte blitzschnell und trat zwischen die beiden. Gerade in dem Moment, in dem John sich erhoben und zum Schlag gegen Sam ausgeholt hatte. Die Ohrfeige traf nun jedoch Dean. Sofort griff dieser nach seiner Lippe, denn die hatte, wie auch seine Wange, ordentlich was abbekommen und er konnte Blut in seinem Mund schmecken. „Spinnst du?,“ fuhr Sam seinen Vater an. Er zog Dean zur Seite, denn er wollte nun seinerseits John eine verpassen. Der kleinere Winchester konnte sich gerade noch rechtzeitig berappeln bevor Sam auf ihren sturen Vater losgehen konnte. Sie mussten ihn jetzt endlich dazu bringen ihnen zu zuhören, ehe das Ganze noch mehr eskalierte als es sowieso schon war. „Nein Sam,“ sagte Dean mit mahnender Stimme und hielt ihn zurück. Er warf John einen warnenden Blick zu. Sam wand sich nun seinem Partner zu. „Lass mich mal sehen.“ Sanft kontrollierte er Deans verletzte Lippe. „Geht schon, Sammy. Hat schon wieder aufgehört zu bluten,“ beschwichtigte er den Jüngeren. Sie hatten jetzt wichtigeres zu tun, als sich um seinen davon getragenen „Bagatellschaden“ zu kümmern. Also richtete er jetzt seine Aufmerksamkeit wieder auf John. „Dad bitte, lass uns es dir erklären. Danach wirst du alles verstehen.“ „Wie bitte? Diese kranke Scheiße zwischen euch werde ich nie verstehen.“ „Kannst du jetzt vielleicht für einen Moment den Rand halten und Dean zu hören?“ „Wie redest du eigentlich mit mir, Junge?“ „DAD, BITTE!” Zum ersten Mal wurde Dean nun richtig laut, was endlich die gewünschte Wirkung auf seinen Dad hatte. „Gut, du hast fünf Minuten.“ „Ein bischen mehr Zeit werde ich schon brauchen.“ „Vier Minuten und 58 Sekunden.“ „Das ist nicht fair,“ beschwerte sich Sam. „Ach und die Gutmütigkeit deines Bruders auszunutzen, das findest du fair?“ „Jetzt hör doch mit diesem Scheiß auf Dad,“ mischte sich Dean ein. „Die Zeit läuft, Junge,“ kam es nur von John. Dean öffnete den Mund. Aber wie sollte er alle Ereignisse, die zu ihrer Beziehung führten, in 4 ½ Minuten packen? Sam ergriff nun das Wort. Er war sich sicher, dass wenn er erst einmal mit seinen Erklärungen angefangen hatte, John ihn schon ausreden lassen würde. Überraschenderweise hörte er seinem Jüngsten tatsächlich zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als Sam geendet hatte, ließ das Winchester - Oberhaupt das Gehörte auf sich einwirken. Der Kinderzimmerbrand, der seinen Jungs Jenny einbrachte, der Dämon, der was davon faselte seine Jungs seien keine Brüder, der DNA-Test, der dies bestätigte, ihr Aufenthalt in St. Paul, Sams Recherchetour nach Lawrence, das sich plötzlich näher kommende Bruderpaar. Johns erste Reaktion darauf war: „Sind wir hier bei Versteckter Kamera?“ „Nein, das ist ernst. So hat es sich abgespielt,“ versicherte Sam ihm. „Wieso hast du auf den Dämon gehört? Ich dachte ich hätte dich besser erzogen,“ sagte er an Dean gewandt. „Ich weiß es selber nicht. Ich hatte da irgendwie so ein Gefühl.“ „Ein Gefühl?“ John lachte auf. Das wurde ja immer besser. „Das ist doch Blödsinn. Eure Mutter und ich hätten doch wohl gemerkt, dass das Kind das wir mitgenommen haben nicht das war, das Mary geboren hat.“ „Warst du denn dabei?,“ fragte Sam. „Nein, ich musste arbeiten. Damals waren Männer nicht so häufig bei der Geburt dabei wie heutzutage.“ „Dann hast du Dean ja nicht sofort gesehen nachdem er den Uterus verlassen hat, sondern erst nach der Vertauschung.“ „Das ist doch egal. Mary hätte es doch gemerkt.“ „Aber hast du mir denn nicht zugehört?“ Sam berichtete noch einmal von den Zuständen im Krankenhaus bei Deans Geburt. „Ja, Mary hat mir davon erzählt, aber das kann doch gar nicht sein.“ „Aber Dad, der Test den Dean hat machen lassen bestätigt aber unsere Vermutung.“ „Habt ihr zwei schon mal dran gedacht, dass das Testresultat falsch ist?“ John wollte das ganze einfach nicht wahrhaben. „Ich hab genau gesehen, wie die Angestellte die Proben in den Umschlag gepackt hat. Sie kann es nicht verwechselt haben,“ sagte Dean. „Vielleicht hatte der Dämon seine Hand im Spiel,“ brachte John seine Vermutung ein. „Was hätte der davon?,“ fragte Sam. „Vielleicht will er unsere Familie auseinander reißen.“ „Das hast du doch schon gut alleine geschafft als du mich aus der Familie ausgeschlossen und später dann einfach Dean im Stich gelassen hast. Was Dean und mich angeht, so hat es uns einander eher noch näher gebracht.“ „Wer wollte den auf Teufel komm raus aufs College gehen?,“ meckerte John. „Dad, fang doch jetzt nicht wieder diesen Kleinkrieg an,“ mahnte Dean genervt. „Okay, du hast recht. Wir haben jetzt wichtigeres zu besprechen. Test hin oder her du bist mein Sohn und damit auch Sams Bruder.“ „Aber…“, wollte Dean einwenden, doch John unterbrach ihn. „Kein aber! Egal welche Gene du hast, emotional bist und bleibst du Sams Bruder. Du weißt was sein erstes Wort war, wann er seinen ersten Zahn verloren hat, du hast ihm beigebracht wie man sich die Schuhe zubindet. Du hast mit ihm gespielt, als Kind mit ihm gebadet und in einem Bett mit ihm geschlafen. In meinen Augen seid ihr Brüder. Was ihr tut ist falsch.“ „Für dich vielleicht, aber für uns fühlt es sich richtig an und rechtlich spricht auch nichts dagegen, dass wir zusammen sind.“ Da war Sam ganz der ehemalige angehende Jurastudent. „Dad, ich bin froh, dass ich in deinen Augen noch dein Sohn bin und ja, irgendwie bin ich auch noch immer Sams Bruder. Aber um es mit deinen Worten zu sagen, emotional sind wir einfach soviel mehr als das. Was uns verbindet kann man nicht wirklich in Worte fassen.“ „Wir sind Seelenverwandte,“ versuchte Sam sich trotzdem. ~Er ist eben doch das Mädchen~, schoss es Dean durch den Kopf und ein kleines Lächeln stahl sich in sein Gesicht. „Dean, du bist ja nicht mal schwul. Das klingt alles gar nicht nach dir.“ Dann sah er zu Sam. „Du hast ihn doch manipuliert.“ „Nein hab ich nicht,“ stritt Sam wahrheitsgemäß ab. “Willst du mir etwa erzählen, dass dir niemals aufgefallen ist, dass dein Bruder dazu tendiert das zu tun was du willst, anstelle von dem was er will?“ “Das ist mir aufgefallen und das ist auch nicht richtig, aber in dem Fall hast du unrecht. Wir lieben uns.“ „Jetzt geht das wieder los,“ kam es genervt von John. „Deans Tendenz, die du eben beschrieben hast, tritt in Bezug auf dich ja wohl viel stärker auf und das scheint dich ja auch nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Du hast ihn dir wunderbar zu einem perfekten Soldaten abgerichtet, den du nach belieben rumkommandieren kannst,“ konterte Sam. John sah ihn bitterböse an. ~Tja, die Wahrheit tat nun mal weh~, dachte Sam und setzte noch einen drauf. „Etwas Gutes hatte es wenigstens, dass du ihn vor Monaten im Stich gelassen hast. Er fängt nun langsam an sich von dir loszusagen und seine eigenen Interessen zu vertreten.“ „Das mit uns ist nicht einseitig, Dad. Das würde ich notfalls auch bei meinem Leben schwören,“ versuchte Dean John abermals zu überzeugen. Sams Stichelei gegen ihren Dad ließ er dabei außer acht. John rollte daraufhin jedoch nur mit den Augen und meinte dann: “Wisst ihr was? Ich hör mir den Mist jetzt nicht mehr weiter an. Ich hab noch was in der Stadt zu erledigen. Wenn ich wieder zurück bin, habt ihr Schluss gemacht oder wie immer ihr es nennen wollt.“ Mit diesen Worten stand John auf und verließ, ohne seine Söhne auch nur noch eines weiteren Blickes zu würdigen, das Zimmer und vorbei an Bobby, der mit Jenny auf dem Arm gerade die Treppe runter gekommen war, das Haus. “Das lief ja gar nicht mal so schlecht,” meinte Bobby und betrat das Wohnzimmer. “Was? Willst du mich verarschen?,” kam es von Dean. “Ihr lebt immerhin noch. Hat er euch denn wenigstens zugehört?” “Ja, aber lass dir das von Dean berichten. Ich geh mit Jenny in die Küche und geb ihr ihr Mittagessen.” Er hatte keine Lust das ganze Gespräch noch mal durchzukauen. Das hatte er schon vorhin machen müssen, bevor sie John nach unten gebracht hatten. Jetzt war Dean dran. Sam nahm Bobby die Kleine ab, gab Dean vor Bobby einen kurzen, aber zärtlichen Kuss, der diesem hoffentlich ein “das wird schon wieder” übermittelte und ging dann rüber in die Küche. Bobby setzte sich mit Dean aufs Sofa. Er nahm das Coolpack und reichte es dem älteren Bruder. Ihm war nicht entgangen, dass es offensichtlich eine erneute Auseinandersetzung physischer Natur gegeben hatte, wenn er Deans aufgeplatzte und leicht geschwollene Lippe so sah. “Hier, das kannst du vielleicht ganz gut gebrauchen.” Dean nahm das Coolpack mit einem dankenden Kopfnicken an sich und legte es gegen seine linke Wange. Viel würde es wahrscheinlich nicht mehr helfen, aber man sollte nichts unversucht lassen. “Dann erzähl mir mal wie John es aufgenommen hat.” Nachdem Dean Bobby in Kenntnis gesetzt hatte, meinte dieser: “Gib deinem Dad etwas Zeit. Er muss das erst mal alles verdauen. Er wird sich dann höchstwahrscheinlich nicht gerade ein Bein ausreißen vor Freude, aber euch als Paar irgendwann wohl zumindest tolerieren,” meinte der ältere Jäger. “Ich denke auch, dass wir nicht mehr erwarten können,” sagte Sam, der mit einer gesättigten Jenny, die ihren Trinklernbecher in der Hand hielt, auf dem Arm ins Wohnzimmer kam. “Alles andere wäre wirklich ein Bonus,” fügte Bobby hinzu. “Ich wünschte, er hätte nicht so davon erfahren, aber ändern können wir es jetzt nicht mehr,” meinte der jüngere Winchester. “Ich wünschte, er hätte überhaupt nicht von uns erfahren,” äußerte sich Dean. “Hättest du es lieber für immer verheimlichen wollen?,” fragte Sam. “Das wäre besser gewesen als jetzt für den Rest von Dads Leben so enttäuscht und verabscheut von ihm angsehen zu werden.” “Ist er dir wichtiger als ich?,” fragte Sam. “Du bist so ein Idiot,” antwortete Dean. Er stand auf. “Ich brauch frische Luft,” verkündete er und verließ dann ziemlich schnell das Haus. “Was soll ich nur mit ihm machen?,” fragte Sam. “Für den Anfang wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn du aufhören würdest ihn solche saudoofen Fragen zu stellen.” “Was war denn jetzt schon wieder nicht richtig?” “John ist Deans Dad. Nur weil du schon vor einiger Zeit mit ihm als Vater praktisch abgeschlossen hast, kannst du das nicht auch von Jetzt auf Gleich von Dean erwarten. Ich bin zwar auch der Meinung, dass er endlich mal seine Scheuklappen verlieren und John im rechten Licht betrachten sollte, aber dein Bruder muss das auf seine Weise machen und so eine dämliche, einem Ultimatum gleichkommende, Frage, hilft ihm da nicht wirklich weiter. Ich kann mir vorstellen, dass dir die Vater-Sohn-Dynamik der beiden ein Dorn im Auge ist, weil du Angst hast, Dean könnte sich wegen Johns Meinung von dir abwenden, aber ich bitte dich, denk jetzt bitte nicht an dich, vertrau auf die Beziehung die ihr habt und versuch einfach für Dean in dieser Übergangsphase in diesem, nennen wir es mal “Abnabelungsprozess” da zu sein.” “Das ist leichter gesagt als getan. Ich will ihn nicht verlieren.” “Sam, Sam, Sam. Du bist doch eigentlich nicht so blöd. Wenn du ganz tief in dich hinein hörst, weißt du ganz genau für wen Dean sich im Falle des Falles entscheiden würde. Aber es liegt an dir, zu verhindern, dass es überhaupt zu diesem Fall kommt.” “Du hast Recht.” Er klopfte Bobby freundschaftlich auf die Schulter. “Weißt du, es wäre alles so viel besser, wenn Dad etwas mehr wie du wäre.” Mit diesen Worten ging er mit der bereits leicht eingedösten Jenny nach oben, um sie für ihren Mittagsschlaf hinzulegen. Einige Zeit später fand Sam seinen Partner in der Nähe eines Autowrackturms bei dem sie früher immer Verstecken gespielt hatten. “Hey,” sagte er und lehnte sich neben Dean an eins der unteren Autos. “Selber hey,” entgegnete der Älter nur. “Ich bin wirklich ein Idiot und ja, ich weiß ich mach das in letzter Zeit ziemlich oft, aber ich hoffe, du glaubst mir trotzdem, wenn ich dir sage, das mir die Sache eben wirklich leid tut. Bobby hat mir die Augen geöffnet und ich entschuldige mich dafür, dass ich in dem Punkt ein unsensibler Klotz war.” Dean ging nicht auf Sams Worte ein, sondern sprach sich etwas von der Seele, was er schon viel früher hätte tun sollen. “Weißt du Sam, nachdem Mum gestorben war, habe ich gelaubt, dass, wenn ich alles mache, was Dad sagt, sie wieder zurück kommt und ich meine Familie zurück bekomme. Na ja, irgendwann war ich dann alt genug, um zu kapieren, dass Mum nicht wiederkommen kann. Von da an hab ich mich darauf versteift, dass, wenn ich mache was Dad von mir will, ich zumindest irgendwann den Vater zurück bekomme, den ich mal hatte. Vor alldem war er nämlich ein richtig guter Vater. Es ist ein Jammer, dass du nie die Chance hattest ihn kennen zu lernen. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass auch das nicht passieren wird, aber ich hab es lange Zeit nicht wahr haben wollen und hab mich mit der Situation, so wie sie war, arrangiert. So schlimm war es gar nicht, immerhin hatte ich ja noch dich. Aber das ist dann schließlich auch nicht so geblieben. Du bist weg, aufs College und ich war sauer, auf dich und auf Dad. Aber Dad war noch da. Also hab ich mich an das geklammert, was mir verblieben war. Dann war auch er auf einmal verschwunden und ich bin in gewisser Weise zusammen gebrochen. Ich meine, ich hab einfach nicht verstanden, warum alle Menschen, die ich liebe, mich irgendwann allein lassen. Ich bin kein schlechter Mensch, ich hab immer getan, was Dad wollte. Hab mein möglichstes getan, damit du machen konntest, was du wolltest und zum Dank durfte ich mir seit deiner Teenagerzeit euer ständiges Gezanke anhören. Alles was ich für euch tue, das mach ich gerne. Ich liebe euch, euch beide, aber wo bleib ich bei der ganzen Sache? Ich habe darüber in letzter Zeit viel nachgedacht und mir ist klar geworden, dass ich mehr so werden muss wie du. Ich muss anfangen endlich meine eigenen Interessen durchzusetzen. Diese Erkenntnis verdanke ich größtenteils dir, von daher nehme ich dir jetzt nicht mehr übel, dass du dich eben so blöd verhalten hast.” “Ich...ich bin stolz auf dich Dean und...und es tut mir so leid, was ich dir all die Jahre unbewusst zugemutet habe,” brachte Sam sichtlich bewegt hervor. “Du fängst doch jetzt hoffentlich nicht an zu flennen oder?” Sam lächelte bei Deans Worten, denn das war einfach wieder mal typisch Dean. “Nein, ich könnte nicht damit leben, dass du mich damit bis in alle Ewigkeit aufziehst.” “Du gönnst mir auch keinen Spaß,” witzelte der Kleinere. Dann sah er Sam eindringlich an. “Sam, ich will mit dir zusammen sein. Wenn ich dafür höchstens mit Dads Toleranz rechnen kann, nehm ich das in Kauf. Wenn er nachher wieder da ist, werde ich ihm klipp und klar sagen, dass ich mich nicht von dir trennen werde, auch wenn er sich auf den Kopf stellt.” Deans Worte lösten bei Sam ein riesengroßes Glücksgefühl aus und er strahlte ihn verliebt an, ehe er ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)