Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 161: Eine indirekte Aussprache -------------------------------------- „Ich bring die Schlampe um! Dieses Miststück! Wie konnte sie! Ich schwöre, wenn ich auch nur noch mal ein Fitzel von ihrer Visage irgendwo sehen sollte, ist sie tot.“ So ging es nun schon seit Sam Dean alles erzählt hatte. Der ältere Winchester, angetrieben durch den Hass auf Kara nun wieder ziemlich sicher auf den Beinen, tigerte aufgebracht in ihrem Zimmer hin und her. Anfangs hatte Sam noch so etwas erwidert, wie: „Wenn du sie töten willst, musst du dich hinter mir anstellen“, aber es wurde ziemlich schnell klar, dass Dean ihm eh nicht mehr zuhörte. So langsam machte sich der jüngere Mann allerdings Sorgen, dass Dean vor Wut irgendein lebenswichtiges Blutgefäß platzen bzw. er einen Herz- oder Hirnschlag erleiden könnte. Sam wusste absolut nicht was er jetzt tun sollte. Dean beruhigen? Das würde ihn sicher nur noch rasender machen. Um ehrlich zu sein, war es auch nicht gerade die Reaktion, die er von Dean erwartet hatte. Was genau er erwartet hatte wusste er jedoch auch nicht. Vielleicht seelisch erschüttert und verletzt? Verängstigt? So hatte Jess zumindest ihre vergewaltigte Highschool Freundin beschrieben. Aber soweit war es mit Dean ja nicht gekommen, außerdem war er kein Mädchen und erst recht nicht normal im Umgang mit seinen Gefühlen, zumindest aus der Sicht der „nicht-Jäger“-Bevölkerung. So gesehen war das eigentlich eine ganz normale Dean-Reaktion, was den Umgang mit dem Älteren jetzt aber auch nicht einfacher machte. Plötzlich blieb Dean im Raum stehen und sah Sam besorgt an. „Du hast gesagt, du hast die Vision wieder durch Jenny erhalten. Wie geht es ihr?“ „Sie war ziemlich unruhig, aber als ich Bobbys Rat gefolgt bin und sie mit zu uns ins Zimmer genommen habe und sie in unser beider Nähe war, ging es ihr besser und heute war sie wieder ganz normal. Bobby kümmert sich zurzeit um sie. Es geht ihr gut, aber jetzt wo du alles weißt, wie geht es dir?“ „Ganz okay. Außer, dass ich das Verlangen habe Kara aufzuspüren und sie zu zerstückeln, bin ich eigentlich in Ordnung, aber ich hab tierische Kopfschmerzen und ich könnte eine Dusche vertragen.“ „Klar, du fühlst dich sicher schmutzig, nachdem was gestern Abend passiert ist,“ meinte Sam. „Oh Gott, doch nicht deswegen. Sie hat mich ja nicht mal wirklich angefasst. Es ist nichts passiert, du hast sie davon abgehalten. Aber das nicht heißt, dass ich sie nicht trotzdem umbringen will.” „Du musst jetzt nicht den Starken spielen. Ich weiß, dass das Ganze dich belastet. Es ist klar, dass du das von dir abwaschen willst.“ „Ach, ich wusste nicht, dass dir so was auch schon mal passiert ist und du aus Erfahrung sprichst.“ „Das nicht, aber…“ „Es geht mir gut. Ich bin verdammt wütend, dass Kara die Dreistigkeit besessen hat, so weit zu gehen. Ich wurde schon öfter und weit schlimmer von Bestien verletzt und Karas Aktion bestärkt mir noch mehr in meiner Theorie, dass die meisten Menschen schwer einen an der Waffel haben und wir uns von denen fernhalten sollten. aber ich bin keine zierliche Blume, auf der herum getrampelt wurde. Ich werde auch nicht heimlich in mein Kissen heulen, sobald du den Raum verlässt, also versuch erst gar nicht Therapeut zu spielen. Das brauch ich nicht.“ „Dean…“ Sam sah den Älteren mitleidig an. Dean Winchester war ein Verdrängungskünstler, aber Sam war der Meinung, dass sein Partner dieses Ereignis nicht verdrängen, sondern darüber reden sollte. „Her jeh, nun guck doch nicht so. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin okay. Eine Dusche und eine Aspirin und ich bin wieder wie neu.“ Er lächelte Sam schief an und ging dann aus dem Zimmer hinüber zum Bad. Warum war es so schwer für seinen Kleinen zu glauben, dass alles in Ordnung mit ihm war? Sam hatte ihn gerettet. Es ging ihm gut. Er hatte sich gerade das T-Shirt über den Kopf gezogen und durchsuchte ihre Hausapotheke nach Kopfschmerztabletten, als Sam ins Bad kam. „Was? Bist du hier, um sicher zugehen, dass ich mir nicht aus Scham die Pulsadern aufschneide?“ „Dean, das ist nicht witzig.“ „Sam, sieh dich an. Dir macht das Ganze mehr zu Schaffen als mir, dabei hast du mich doch gerettet und Schlimmeres verhindert.“ „Es war aber auch meine Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen ist. Wenn ich dich da nicht hätte sitzen lassen, hätte sie nie Hand an dich legen können.“ „Du hättest mich deswegen nicht so anmachen sollen, ja. Aber keiner von uns hätte ihr so was zugetraut. Du wusstest nicht, dass sie mir was ins Bier getan hat.“ Sam hatte während Deans lang anhaltender Schlafphase Zeit gehabt nachzudenken und hatte sich endlich einen Reim aus seinem seltsamen Traum machen können. „Doch, Dean. Erinnerst du dich an meinen Albtraum? Ich denke, dass war mein Unterbewusstsein, dass mich warnen wollte, dass dir was passiert. Ich hätte das ernster nehmen müssen. Ich wusste doch, dass man Kara nicht trauen kann. Es ist meine Schuld, dass sie dir das angetan hat.“ „Dein Unterbewusstsein signalisiert dir durch einen Traum in dem ich brennend an der Decke hänge, dass Kara, mich betäuben will, um wer weiß was mit mir zu machen? Ein bisschen weit hergeholt, wenn du mich fragst. Wo ist bloß das dämliche Aspirin?“ „Es tut mir leid, Dean.“ „Was? Sag nicht, dass wir kein Aspirin mehr haben.“ „Jetzt hör doch mit dem Aspirin auf. Es kann dich doch nicht völlig kalt lassen, dass Kara dich beinahe…was auch immer.“ Er wusste ja schließlich nicht, wie weit Kara wirklich gegangen wäre. Vielleicht hatte Bobby Recht und sie wollte nur einen Seitensprung inszenieren, um sie auseinander zu bringen. „Und dass auch nur, weil ich ihr in die Hände gespielt und dich hab sitzen lassen. Ich hab dich enttäuscht und das tut mir furchtbar leid.“ „Ach und weil du Schuldgefühle hast, soll ich mich jetzt auch schlecht fühlen oder was? Gott, manchmal bist du echt ein egoistisches Arschloch, Sam. Vielleicht lässt mich das Ganze nicht kalt, aber ich will darüber nicht nachdenken und schon gar nicht darüber reden, aber du reibst es mir die ganze Zeit unter die Nase.“ „Du solltest es aber nicht verdrängen.“ „Ich will es aber, denn wenn ich darüber nachdenke, sehe ich es vielleicht doch so wie du und gebe dir die Schuld, aber ich kann das nicht. Es ist Karas Schuld und ich kann nicht auch noch auf dich böse sein, weil ich sonst ganz allein bin und niemanden hab, der mir Rückhalt gibt. Ich liebe dich und ich brauche dich, um mich wohl zu fühlen und das lass ich mir von deinen beschissenen Schuldgefühlen nicht weg nehmen, also komm damit klar, wenn ich nicht dabei bin.“ Er atmete tief ein und aus. Warum musste Sam ihn immer nur soweit treiben? Warum konnte er nicht die Klappe halten und einfach für ihn da sein ohne ihn zu bemitleiden? Sam schluckte. Er hatte gewollt, dass Dean Gefühle zeigte, aber seine Worte hatten ihn dennoch hart getroffen, aber auch die Augen geöffnet. Dean versuchte auf seine Weise damit klar zukommen, durch verdrängen und vergessen, den einzigen Weg, den er kannte und mit dem er bis lang in seinen Augen immer gut gefahren war und was tat er? Er streute Salz in die Wunde indem er ihm das Geschehene auch noch unter die Nase hielt und dann belastete er ihn auch noch mit seinen eigenen Schuldgefühlen. Dean hatte recht. Er war ein egoistisches Arschloch. Es war Zeit seinem Liebsten zu zeigen, dass er sein konnte, was Dean brauchte. „Sieh mal in dem Hängeschrank neben dem Handtuchregal nach.“ „Was?,“ kam es perplex von Dean, der sich langsam von seinem Gefühlsausbruch erholte. „In dem Hängeschrank bewahrt Bobby Medikamente und Erste-Hilfe-Material auf. Vielleicht hat er noch ein paar Aspirin.“ Dean ging einen Schritt zur Seite und öffnete besagten Hängeschrank und sofort lächelte ihn eine Packung Aspirin an. Er nahm sie heraus und drehte sich zum Waschbecken um, aber Sam hatte ihm bereits einen Becher mit Wasser für die Einnahme der Tabletten vorbereitet. „Danke,“ sagte Dean und nahm den Becher entgegen. Er schluckte die Tabletten und atmete tief durch, ehe er sagte: „Du siehst auch nicht gerade frisch aus, wollen wir nicht etwas Wasser sparen und zusammen duschen?“ Das überraschte Sam nun etwas. Nachdem er sich so daneben benommen hatte wollte Dean ihm trotzdem nahe sein. Sein Partner war wirklich etwas ganz Besonderes. Er gab Sam alles was er konnte ohne dabei viel für sich selbst zu fordern und wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er Dean überhaupt nicht verdient hatte. Er überlegte kurz. Bobby war mit Jenny spazieren gegangen also sprach nichts gegen eine gemeinsame Dusche. Angeblich, war Bobby ja gegangen, um ihnen Ruhe zu gönnen, aber Sam war sich sicher, dass ihr väterlicher Freund sich so auch etwas von seiner Nervosität wegen der bevorstehenden Verabredung ablenken wollte. Sam lächelte Dean liebevoll an und meinte: „Klingt gut. Durch unseren Besuch steigen Bobbys Nebenkosten eh schon gewaltig in die Höhe, da sollten wir doch wenigstens Wasser sparen helfen.“ „Wasser ist das geringste Problem. Dein blöder Laptop frisst einfach zu viel Strom,“ neckte Dean ihn und grinste leicht. Normalität, schoss es Sam durch den Kopf. Sein Partner brauchte Normalität. Er wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden. Vielleicht ging es ihm wirklich nicht so schlecht, wie Sam befürchtete. Er lehnte sich vor und gab Dean einen schnellen, flüchtigen Kuss auf die Wange. Daraufhin verwuschelte der ihm das Haar und stellte das Wasser in der Dusche an. Die gemeinsame Dusche war mehr als seltsam zu Beginn. Sam hielt ungewöhnlich viel Abstand zu Dean. Paare teilten sich so keine Dusche. Nicht mal platonische Mannschaftskameraden verhielten sich beim Duschen so distanziert. Kein neckisches Geflapse kein gar nichts. Sam stand einfach nur neben ihm und starrte bedrückt auf den Boden. So hatte Dean sich das nicht vorgestellt. „Sam, so hilfst du mir nicht.“ „Wie bitte?“ Er sah ihn überrascht an. „Das was hier gerade abläuft, ist komisch. Ich bin nicht aus Glas, du kannst mich ruhig anfassen.“ „Ich…ich dachte nur…“ „Oh Gott, hilf! Wenn du anfängst zu denken, kommt da doch meistens nichts Gutes bei raus. Das hier ist ein Beispiel dafür.“ „Dean…“ „Sam, selbst beim „Leute mit Samthandschuhen anfassen“ berührt man jemanden. Wenn dich das was passiert ist überfordert, dann geh, denn so kann ich dich nicht gebrauchen. Ich benötige nämlich keinen verkappten Seelenklempner, sondern einen Partner.“ Sam sah ihn mit großen Augen an. „Tut mir leid.“ „Ja, ja. Wäscht du mir jetzt den Rücken?“ Sam lächelte leicht und nahm das Duschgel. Danach kehrte Normalität ein. Beide wuschen sich liebevoll und stiegen dann als sie fertig waren aus der Dusche. Jeder schnappte sich ein Handtuch und während sie sich abtrockneten, kamen sie ins Gespräch. „Erinnerst du dich daran, was ich zu dir gesagt habe, als du bei dem Acheri-Fall deine Bruchlandung hattest und du dir den Rücken verrenkt hast? Ich meinte, du solltest zulassen, dass ich mich auch um dich kümmere und dich beschütze.“ „Ja, ich erinnere mich.“ „Ich hab das ehrlich gemeint und es tut mir leid, dass ich darin bis jetzt so kläglich versagt habe.“ „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Dean strich ihm zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ seine Hand dann an Sams Wange ruhen. Der Jüngere seufzte und schmiegte sich dagegen. „Du schon und das obwohl ich deine erste Langzeitbeziehung bin“ „Na ja, in irgendwas muss ich ja auch gut sein.“ „Hey, stell dein Licht nicht unter den Scheffel.“ Er gab Dean einen leichten Klaps auf den Oberarm. „Ich weiß, dass ich toll bin, aber ich wollte damit ja nicht so angeben,“ meinte Dean und beide lächelten. „Denkst du, ich kriege das hin? Dass ich dir ein besserer Partner sein kann?“ „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht, aber ich…bin nicht bereit die Hoffnung aufzugeben.“ Dafür liebte er Sam einfach zu sehr. Manchmal fühlte er sich zwar als würden sie sich bei ihrer Beziehung im Kreis drehen, aber vielleicht es wie die Indie 500 und sie würden nach einer bestimmten Anzahl von Runden ans Ziel kommen. Der Glaube daran ließ Dean eisern an Sam festhalten, denn eins stand fest: Wenn sie ans Ziel kommen wollten, durfte ihnen auf keinen Fall der Sprit ausgehen und bislang hatten sie es irgendwie geschafft ihr Beziehungsvehikel am, Laufen zu halten. Dean beugte sich vor und versiegelte die Lippen seines Gegenübers mit den seinen. Es war ein schöner Kuss. Ruhig und sanft. Sam schmeckte einen Hauch von Vergebung. Dean schaffte es sogar jetzt noch, sich um ihn zu kümmern. Er nahm sich vor, ab jetzt mehr auf Deans Bedürfnisse zu achten und diesmal würde er sich auch an diesen Vorsatz halten. Der ältere Winchester genoss den Kuss nicht weniger als Sam. Er brauchte gerade einfach diese Berührungen und die Vertrautheit. Dean fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich wohl, was wohl auch daran lag, dass die Aspirin nun wirkte. Nach einer Weile beendete Dean den Kuss. „Ich denke, wir sollten uns langsam anziehen, sonst bekommt Bobby noch einen Hirnschlag vor seinem großen Date.“ „Ich denke zwar, dass er erblinden würde, aber nichts desto Trotz hast du Recht.“ „Natürlich hab ich Recht. Ich bin schließlich der Ältere von uns beiden.“ Als sie angezogen waren, machte sich Dean ein Sandwich und Sam bereitete Kaffee zu. Sie saßen gerade einige Minuten mit ihrem Kaffee auf Bobbys Terrasse, als ihr väterlicher Freund mit Jenny zum Haus zurück kehrte. Mit ihren kurzen Baby-Beinchen wackelte sie auch sofort zielstrebig auf Dean und ihren Papa zu, als sie die zwei Männer erkannte. „Din! Pa-pa!“ Dean war bei dem Klang seines Namens aufgestanden und nahm kurz darauf das kleine Mädchen in seinen Armen in Empfang. „Man, seit du laufen kannst, hast du einen ganz schönen Speed entwickelt,“ sagte er nicht ohne Stolz zu Jenny. „Gut dich wieder auf den Beinen zu sehen,“ meinte der ältere Jäger zu Dean. „Mich kriegt so schnell nichts klein,“ meinte der nur und nahm Jenny hoch. Sam und Bobby sahen ihn bei dieser fragwürdigen Aussage beide etwas irritiert an. Dean rollte daraufhin mit den Augen. „Auf die Dauer, meine ich natürlich und bitte seht mich nicht mit dieser mittleidigen Mine an. Es geht mir gut und ich werde heute Nacht auch sicher nicht in mein Kissen heulen.“ „Naja, aber in Anbetracht der Tatsache, sollte ich wohl besser hier bleiben. Ich werde Marcy gleich anrufen und ihr absagen.“ „Den Teufel wirst du tun. Du wirst das nicht als Ausrede benutzen, um dein Date abzusagen. Das kannst du der guten Frau nicht antun. Ich brauche keinen Babysitter. Ich bin okay.“ „Wenn du das sagst,“ meinte Bobby, der dem Braten nicht so wirklich traute. Auch Sam sah seinen Partner nun wieder etwas besorgt an. „Din piln!,“ verlangte das kleine Mädchen auf Deans Arm. „Ja, okay. Lass uns was spielen. Komm wir gehen hoch und gucken mal auf was du Lust hast,“ sagte er zu Sams Tochter. „Hey, bevor du gehst. Wie macht ihr das heute Abend mit der Asche?,“ hielt Bobby ihn zurück. „Ich werde sie vergraben, ganz einfach,“ erklärte Dean und war dann sehr von Sams Reaktion überrascht. „Ja, Dean macht das schon.“ „Wie, kein: „Dean, du solltest dich noch ausruhen?““ „Wieso? Du sagtest doch nun bereits schon mehrmals, dass es dir gut geht.“ Wenn Dean ganz normal behandelt werden wollte, konnte er das haben, fand Sam. Vielleicht würde ihm das helfen Dean zur Seite zu stehen, so wie der es brauchte. Dean sah Sam skeptisch an. „Natürlich geht es mir gut.“ Eigentlich hatte er keinen Bock ein Loch zu graben und vielleicht war er dafür noch nicht wieder ganz auf dem Damm, aber das würde er nie zugeben. „Gut, dann bring uns doch wenn du fertig bist Pizza mit. Schräg gegenüber von Marcys Haus ist doch diese kleine Pizzeria.“ ~Oh je, scheinbar meint es Sam wirklich ernst,~ dachte Dean. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, um das auf Sam abzuwälzen, ohne dass er ihm Gegenüber seine momentane Schwäche zugeben musste „Tze, du willst dich doch nur vor dem Buddeln drücken. Ne, ne. So haben wir nicht gewettet. Du vergräbst die Asche und holst die Pizza während ich auf Jenny aufpasse.“ „Und warum sollte ich das tun?,“ kam es herausfordernd von dem jüngeren Winchester. Schließlich war es zwar seine Absicht durch umgekehrte Psychologie Dean dazu zu kriegen zu Hause zu bleiben, aber er durfte es Dean auch nicht zu einfach machen, sonst würde er womöglich Verdacht schöpfen. „Weil ich der Ältere bin und du tun musst, was ich sage. Schon vergessen? Ich habe immer Recht.“ Er grinste ihn selbstzufrieden an. Sam wollte gerade etwas erwidern, als es Bobby zu bunt wurde. „Herrjeh, ihr seid beide in den Zwanzigern und benehmt euch immer noch wie bockige, sture Kinder. Wenn ihr geklärt habt, wer die Asche vergräbt, ich hab sie vorhin eingetütet und neben die Kaffeemaschine gelegt.“ Mit diesen Worten verschwand er nach oben, höchstwahrscheinlich um zu duschen. „Bobby hat Recht. Daher sollte ich als der Ältere es machen.“ „Nein, ich sollte es machen,“ widersprach Sam ihm. Darauf hatte Dean nur gewartet. „Okay, dann werde ich dich großzügiger Weise graben lassen und bitte, keinen Thunfisch auf meinen Teil der Pizza.“ „Ja, ja. Ich weiß Bescheid.“ „Gut, dann wäre das ja jetzt geklärt. Wenn du uns also entschuldigen würdest, Jenny und ich haben zu Spielen.“ „Piln!,“ sagte das Mädchen mit Begeisterung. Sam lächelte als er Dean mit Jenny die Treppe hoch gehen sah. Das war auf jeden Fall ein Punkt für den jüngeren Winchester. Dean war nach 10 Minuten immer noch nicht wieder mit Jenny nach unten zurück gekommen und Sam fühlte sich ohne seine zwei Lieblinge schon ein wenig allein auf der Veranda. Kurzerhand kam er zu dem Entschluss, dass er hochgehen und nach den beiden sehen würde. Als er das Zimmer seiner Tochter erreichte, sah er Dean im Schneidersitz mit Jenny auf dem Boden sitzen. Er hielt ein Teil ihres Zoopuzzles in der Hand und redete mit ihr. Sam blieb im Flur stehen, lehnte sich an die Wand und lauschte dem, was der ältere Winchester zu sagen hatte. „…Ernst nimmst Jenny. Ich hab das auf die harte Tour gelernt. Ich hab Kara nicht für voll genommen. Ich hab ihr nicht vertraut, aber sie gleichzeitig auch nicht ernst genommen und so nicht die potentielle Gefahr erkannt, die sie darstellte. Ich weiß nicht, ob dein Dad das so wahrgenommen hat, aber er war jedenfalls wesentlich misstrauischer ihr gegenüber. Es war nicht richtig von ihm wegen der Sache mit dem Bier wieder gleich so hoch zugehen und mich da sitzen zu lassen wie einen Idioten, aber möglicherweise wollte er mich warnen. Ich hätte ja vielleicht auf ihn gehört, wenn er nicht sofort reagiert hätte wie eine eifersüchtige Furie. Weißt du, ich frage mich, ob dein Dad gespürt hat, dass von ihr eine Gefahr ausging oder er mir immer noch nicht vertraut und sie bloß als drohende Konkurrenz gesehen hat. Ich weiß gar nicht wo das her kommt. Ja, ich hatte vor ihm viele Frauen, aber im Vergleich zu ihm haben die mir doch alle nichts bedeutet. Ich hab von unserem ersten Kuss an zu unserer Beziehung gestanden. Er war es doch, der noch Altlasten aufarbeiten musste und sich in diesem Prozess von jemand anderem hat küssen lassen, aber ich hab gewartet, bis er soweit war und dennoch scheint er in sich immer noch Zweifel zu haben, dass ich es ernst mit ihm meine. Jedenfalls kommt es mir manchmal so vor. Gott, ich würde ihn doch nicht gegen die erstbeste Frau eintauschen, die mir begegnet. Ich will ihn gegen überhaupt niemanden eintauschen. Das hab ich ihm doch auch schon auf jede erdenkliche Art und Weise klar zu machen versucht und trotzdem benimmt er sich mir gegenüber manchmal noch so…naja, das Wort das ich meine ist wohl nichts für kleine Ohren.“ Er streichelte ihr liebevoll durchs Haar. „Na ja und ab und an habe ich das Gefühl, als würde er mich am liebsten spielen wie eine Marionette. Wir haben zwar beide unseren Dickkopf, aber während ich weitestgehend eingesehen habe, dass ich Sam nicht mehr wie einen kleinen Bruder behandeln kann und ihn seine eigenen Entscheidungen treffen lassen muss, scheint er das wohl als Freifahrtschein dafür zu sehen, dass er seinen Kopf nun immer durchsetzen kann. Das ist auch ein bisschen meine Schuld, weil ich ihm zu leicht nachgebe. Was soll ich machen, ich liebe ihn, aber ich hätte echt gedacht, dass die „Ich setze meinen Willen durch, egal was du sagst“-Phase in unserer Beziehung ein Ende finden würde.“ Dean seufzte. Jenny sah ihn an, so dass man glatt glauben könnte, dass sie verstand, was er sagte. „Ich sollte der Sache vielleicht noch etwas Zeit geben, wir sind ja noch nicht mal 3 Monate zusammen.“ Im Flur war es nun Sam, der so leise wie möglich seufzte und resignierend seinen Hinterkopf langsam gegen die Wand schlug. Dean war das Beste was ihm je passiert war und zu hören, welchen Eindruck er von ihrer Beziehung hatte, ließ ihn erkennen, dass er Dean wohl nicht so gut behandelte, wie dieser es verdient hätte. Wenn er es so gedanklich überschlug, hatte er in letzter Zeit mehr genommen als gegeben. Er hatte alles so angegangen, dass er von Dean bekam was er wollte und sich im Gegenzug nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, was Dean wollte, hatte einfach angenommen, dass der, so wie es lief, zufrieden war. Wie egoistisch und da redete er immer von einer gleichberechtigten Partnerschaft. Herzlichen Glückwunsch Sam Winchester, sie haben ihre Beziehung erfolgreich gegen die Wand gesetzt, aber er hatte Airbags, also war diese Erkenntnis vielleicht wie eine zweite Chance anzusehen. Es musste doch möglich sein, dass sie beide zusammen das Ruder in ihrer Beziehung steuern konnten, schließlich hatten sie ja in etwa den gleichen Kurs. Sie waren Winchesters, wenn es jemand hinbekommen würde, dann sie. „Sam, wie lange willst du noch da draußen an der Tür stehen?,“ ließ Sam Deans Stimme aus seinen Gedanken hochschrecken. Sein Partner hatte die ganze Zeit gewusst, dass er vom Flur aus zuhörte? Moment, waren seine Worte etwa im Endeffekt nicht einfach so dahin gesagt, um es von der Seele zu kriegen, sondern direkt an ihn gerichtet? Hatte sich Dean soweit verändert, dass er ihn durch die Blume einen Einblick in seine Gefühlswelt gewährte? Mit hoch rotem Kopf betrat Sam das Kinderzimmer. „Wie…,“ begann Sam und wollte wissen, woher Dean wusste, dass er da war. Er wurde jedoch sofort unterbrochen und bekam seine Antwort. „Sammy, du kannst dich zwar ziemlich gut anschleichen für jemanden in deiner Größe, aber gegen Bobbys alte, knarzenden Dielen und Stufen bist selbst du chancenlos.“ Dean hatte Sam hochkommen hören. Er wusste, dass ihm die Worte, die ihm auf der Seele lagen, nie über die Lippen kommen würden, wenn er direkt mit Sam sprechen würde und so hatte er diese Chance genutzt, um sich dem Jüngeren mitzuteilen, auch wenn er anfangs eigentlich bloß alles mal loswerden wollte und da war Jenny ideal. Sie hörte mehr oder weniger zu und sprach nicht dazwischen, dass Sam dann alles mitbekommen hatte, um so besser. Jetzt fühlte sich Dean irgendwie erleichtert. Sam wusste Bescheid und nun war er am Zug. Nur würde der hoffentlich jetzt nicht mit einer rührselig-kitschigen Geste kommen und ihn umarmen oder so. Am liebsten würde Sam Dean jetzt in den Arm nehmen, aber irgendwas in ihm sagte ihm, dass Dean das wohl gerade nicht wollen würde. Der Ältere wollte sicher auch keine große Sache daraus machen oder darüber reden. Gesagt hatte Dean ihm ja schon alles. Aber warum erst jetzt? Das war es dann auch, was er ihn nun fragte. „Dean, warum hast du mir das nicht früher gesagt?“ Sam sah ihn traurig an. Dean rollte mit den Augen. Den traurigen Dackelblick konnte er jetzt echt nicht gebrauchen. Mit fester Stimme fragte er ihn dann: „Hätte es denn was geändert?“ „Was für eine Frage, natürlich hätte es das. Ich will doch, dass wir glücklich sind, dass du glücklich bist. Es tut mir leid, dass ich dich so behandelt hab. Ich werde an mir arbeiten, es wird besser werden. Wir sollten das vergessen und nach vorne schauen. Wir kriegen das hin. Ich liebe dich.“ Dean lachte kurz auf. „Jetzt klingst du irgendwie wie ein erfolgloser Football-Trainer, der Angst um seinen Job hat.“ Sam schluckte und sah Dean eindringlich an. „Und, werde ich entlassen?“ Ein wenig Schiss hatte er schon vor Deans Antwort. „Nein, aber nur weil es im Moment keine Alternative zu dir gibt, also bilde dir darauf nichts ein.“ Dean grinste ein wenig und stand dann auf. „Ich hol mir noch nen Kaffee.“ Sam nickte. Er blieb bei Jenny. Der größere Winchester nahm sich Deans Worte sehr zu Herzen. Es war nun an ihm, Dean zu beweisen, dass es nie eine Alternative zu Sam geben würde, nicht weil die anderen noch schlechter sind, sondern, weil er einfach der Beste war. Es war Zeit, dass Sam einsah, dass er Dean zu nichts drängen brauchte, sich nicht mit aller Macht gegen ihn durchsetzen musste. Er war nicht mehr der kleine Bruder. Dean nahm ihn ernst und Sam bekam auch so, was er brauchte, weil Dean irgendwie immer wusste, was es war. Nun war es an Sam ihm durch Taten, nicht nur durch Worte, zu zeigen, dass er sich ändern konnte. Dean kam einige Minuten später wieder nach oben und setzte sich erneut zu Jenny auf den Boden. Der größere Winchester setzte sich neben Dean und gab ihm einen kurzen, liebevollen Kuss auf die Lippen und zog sich dann zurück, weil er Dean nicht bedrängen wollte. Danach redeten sie nicht sehr viel miteinander, so schwer es Sam auch fiel, er wusste, dass Dean eh nicht darüber sprechen wollte und so konzentrierten sie sich hauptsächlich auf ihre Tochter. „Pa-pa, Raf?,“ fragte Jenny Sam und hielt ihm ein Puzzleteil hin. Er lächelte. „Ja, das ist eine Giraffe.“ Sam sah zu Dean herüber, der ebenfalls das kleine Mädchen anlächelte. Ihre Blicke trafen sich. Deans war trotz allem voller Liebe und Vertrauen. Gott, Sam liebte diesen Mann so sehr. Zusammen genossen sie den Nachmittag mit ihrer Tochter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)