Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 143: Endlich bei Bobby ------------------------------ Gute fünf Stunden später kamen sie schließlich und endlich bei Bobby an. Die Fahrt war sehr angenehm. Dean hatte Sam noch über die girl on girl action aufgeklärt und sie hatten beide gelacht. Sie tuckerten gemächlich gen Westen. Dean sang zu seiner Musik, Sam rollte leicht genervt mit den Augen, genoss dessen Ausgelassenheit jedoch insgeheim. Er war froh, dass Dean das Ganze nun nicht gerade locker nahm, aber wenigstens nicht besorgniserregend fand, auch wenn ihn das ein wenig überraschte, verstand Sam, dass der Ältere daraus nun keine große Sache machen wollte, und war mit ihm übereingekommen, darüber kein Wort zu verlieren, schließlich würde Bobby ja schon genug an ihrem Zusammensein zu knabbern haben. „Wir fahren immer noch auf der Schiene es ihm zu sagen, oder?“, erkundigte sich Sam bei Dean, nachdem dieser den Motor abgestellt hatte. „Ja, wir halten an unserer Entscheidung fest.“ „Gut, na dann lass uns mal rein gehen.“ Sie stiegen aus dem Wagen. Dean öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite, um Jenny, die unterwegs eingeschlafen war und immer noch schlief vorsichtig aus ihrem Kindersitz zu befreien. Sam bemerkte, dass Deans Hände zitterten, während er mit den Gurten zu Gange war. Gott, musste sein Bruder nervös sein. Langsam zog er Dean von dem Kindersitz weg und lehnte ihn sanft gegen die Beifahrertür. „Mach dich nicht verrückt. Ich bin sicher, dass Bobby uns nicht mit seiner Schrotflinte von seinem Schrottplatz jagen wird. Es wird alles gut.“ Er beugte sich vor und küsste den anderen. Zuerst bloß zärtlich, dann aber, als Dean den Kuss erwiderte, wurde er leidenschaftlicher. Der Kuss fühlte sich wunderbar an und erfüllte seinen Zweck. Dean beruhigte sich. Bobby Singer war der Meinung, dass ihn nichts auf der Welt noch schocken konnte. Er jagte schon eine gefühlte halbe Ewigkeit und hatte schon alles gesehen. Geister, Werwölfe, Vampire, Dämonen, Zombies, Hexen, Chupacabras, Formwandler und noch vieles mehr, aber nichts von dem war so schockierend wie das Bild, das sich ihm bot als er aus seinem Haus trat. Sam und Dean Winchester – im Zungenclinch. „Was zur Hölle tut ihr da?“, ließ seine schroffe Stimme sie auseinander fahren. Beide Winchesters drehten ihren Kopf zu Bobby, der sie mit versteinerter Miene anstarrte. Er hatte ganz offensichtlich ihren Kuss mit angesehen. War wahrscheinlich keine besonders gute Idee sich gerade dann zu küssen. Der ältere Jäger hatte sicher den Impala gehört und war raus gekommen, um sie zu begrüßen. Na ja, wenigstens war die Katze nun aus dem Sack. „Bobby, es ist wirklich nicht, was du denkst“, brachte Dean, die Floskel, die er heute schon einmal verwendet hatte. „Du willst mir also sagen, dass ihr euch eben nicht geküsst habt, sondern dass dein Bruder dir mit seiner Zunge nur die Mandeln abtasten wollte“, kam es bissig von Bobby. Die Brüder sahen sich kurz ein wenig hilflos an, schließlich ergriff Sam das Wort und platzte mit der Wahrheit heraus. „Wir sind keine Brüder.“ „Ihr seid keine … was? Seid ihr jetzt total verrückt geworden?“ „Bobby, lass es uns dir erklären“, bat Dean. „Ich bitte darum, auch wenn es meiner Meinung nach da nicht viel zu erklären gibt. Was ich gesehen hab, war eindeutig.“ „Nimmst du Jenny?“, fragte Dean an Sam gewandt. Er nickte und nahm das kleine, schlafende Mädchen aus ihrem Kindersitz. Zusammen folgten sie Bobby ins Haus. „Du kannst die Kleine auf die Couch legen“, sagte Bobby zu Sam. Nachdem der Jüngere seine Tochter sanft abgelegt hatte, sah Bobby sie erwartungsvoll an. „Na dann lasst mal eure tolle Erklärung hören.“ Dean atmete tief durch und begann mit der Geschichte von Anfang an. Es war die Geschichte von zwei Jägern und einem Baby. Dean erzählte wie sie zu Jenny gekommen, waren, von dem Dämon, von dem DNS Test, wie Sam etwas von der vermutlichen Verwechslung Deans nach der Geburt im Krankenhaus herausgefunden hatte und wie sie in St. Paul ein Paar gemimt hatten, um kostenlos in dem Musterhaus zu wohnen. „Und während dieses heimeligen Familienidylls in St Paul sind uns dann die Scheuklappen von den Augen gefallen und … und …“, druckste Dean am Ende seiner Erklärung herum. „Wir haben uns ineinander verliebt“, beendete Sam den Satz und sprach das aus, was Dean wahrscheinlich nicht über die Lippen gebracht hätte. Nicht weil er es nicht fühlte, eher, weil Worte wie verliebt, in dieser Umgebung und unter ihren Lebensumständen irgendwie fehl am Platz wirkten. Die Jäger, die Sam bisher kennengelernt hatte, waren nach außen hin alles harte Burschen und zeigten augenkundlich kein Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen, die mehr beinhalteten als die Stillung primitiver Bedürfnisse. Sam wusste, warum dies so war. Viele von ihnen waren, wie ihr Dad, Jäger geworden, weil sie einen oder den einen geliebten Menschen verloren hatten und wollten nicht riskieren, dass so etwas wieder passierte. Dean war was das betraf voll und ganz in Dads Fußstapfen getreten und hatte, soweit er wusste, sich selbst bei niemandem, bis auf Cassie, die Chance gegeben sich zu verlieben, aber ihre schlussendliche Ablehnung hatte gereicht, um so etwas dann gänzlich sein zu lassen. Und dann war das mit ihnen passiert. Sam selber hätte fast das gleiche Schicksal wie ihrem Dad ereilt. Die erste große Liebe verloren, auf Rache aus und klar, Jess war noch nicht lange tot und er hatte sich erfolgreich eingeredet, dass er deshalb einfach noch nicht wieder Interesse an Frauen hatte, aber tief im Inneren bezweifelte er, dass er je wieder in der Lage wäre, jemanden zu lieben, selbst wenn er irgendwann wieder mit dem jagen aufhören würde, blickte er insgeheim dem Schicksal ihres Vaters entgegen. Aber im Gegensatz zu ihrem Dad, hatte Sam einen entscheidenden Vorteil. Er hatte sofort nach Jessicas Tod einen Bruder, einen wahren Freund an seiner Seite. Dean hatte so ein großes Herz und so viel Liebe zu geben, dass es Sam überwältigte. Er kümmerte sich um ihn und ertrug all seine Launen, hatte es schon immer getan. Nachdem Sam Cassie kennengelernt oder besser Dean mit ihr zusammen gesehen und herausgefunden hatte, was Dean einst und zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich noch immer für sie empfand, hatte er verstanden, wie sehr sich Dean danach sehnte geliebt zu werden, auch wenn ein Teil von ihm bereits aufgegeben hatte daran zu glauben, dass so was jemals passieren würde. Wenn Sam recht überlegte, hatte sich seit dem in seinem Unterbewusstsein der Wunsch festgesetzt, Dean die Liebe zu geben, die er verdiente, aber sie waren Brüder. Sam konnte ihm diese Liebe nicht geben und von daher war dieser Wunsch in seinem Unterbewusstsein geblieben, aber niemals verschwunden. Im Gegenteil. Dieser Wunsch hatte sich in echte und tiefe Gefühle verwandelt, die ihn daran hinderten so zu werden wie ihr Vater. In ihrer Zeit in St. Paul waren diese Gefühle dann an die Oberfläche getreten, als er davon erfuhr, dass sie nicht blutsverwandt waren. Da wurde ihm bewusst, dass er Dean nun doch diese Liebe geben könnte, wenn er sie denn wollte. Wenn Sam ihre Zeit dort Revue passieren ließ, kam er zu dem Schluss, dass sich Deans Gefühle wohl im selben Zeitraum entwickelt hatten, wie seine eigenen. Ihm kam der eine Abend ins Gedächtnis, als Dean eigentlich hatte ausgehen wollen, um Frauen aufzureißen, aber schon überraschend früh wieder zurück gekehrt war. Was hatte er da noch zu ihm gesagt? Er rekapitulierte das Gespräch in seinem Kopf. [style type="italic"]„Ich weiß nicht Sammy, irgendwas stimmt nicht mit mir in letzter Zeit,“ sagte er matt. „Bist du krank?“, fragte Sam beunruhigt. Vor einer Stunde war doch noch alles in Ordnung mit ihm. „Nein, ach ich weiß einfach nicht, was gerade mit mir los ist.“ Dean fuhr sich durch die Haare. „Gab es keine Frau, die dich interessiert hat und die du mit einer Story über dein Leben als Astronaut oder sonst was becircen konntest?“ „Das ist genau das Problem Sam. Da draußen gibt es zahlreiche Frauen, die ich mit meiner Masche rumkriegen könnte.“ „Warum bist du dann jetzt hier?“ „Diese Frauen sind entweder billig, oberflächlich, eintönig oder sogar alles zusammen. Ich will das nicht mehr Sammy.“ „Bist du auf ´nem schlechten Trip oder so?“ Deans Verhalten und aussagen verwirrten Sam. „Nein Sammy. Ich scheine zum ersten Mal in meinem Leben richtig klar zu sehen. Ich möchte nicht mehr von einem Betthäschen zum nächsten springen. Das ist vielleicht ganz amüsant und mag meine körperlichen Bedürfnisse befriedigen, aber seelisch fühle ich mich dabei einfach nur leer.“ „Christo“, war alles was Sam raus bekam. Sein Bruder musste offensichtlich besessen sein. Das, was er sagte, passte so gar nicht zu ihm und jetzt fing er auch noch an über eine innere Leere zu sprechen. „Gott Sam, ich bin nicht besessen. Verstehst du nicht? Mir fehlt etwas Essenzielles in meinem Leben. Ich will teil von etwas sein. Etwas, dass Bestand hat. Etwas, dass diese Leere in mir ausfüllt. Etwas das mir zeigt, dass diese Welt da draußen nicht so gefährlich und beschissen ist, wie es den Anschein hat. Ich meine ich will..“ „Lieben und geliebt werden?“, vervollständigte Sam fragend die Erklärungen seines Bruders und sah ihm tröstend in die Augen. Okay, Dean war nicht besessen. Dämonen wurden selten philosophisch und bekamen sicher keine Zustände, die Ähnlichkeit mit einer Lebenskrise hatten. „Du hältst mich jetzt für total verrückt, oder?“, fragte Dean. Sein Blick war müde und traurig. Sam schüttelte den Kopf. „Ich weiß, wie du dich fühlst. Es ist völlig normal, dass man sich nach menschlicher Nähe und Wärme, dem vertrauten zusammen sein mit einem geliebten Menschen sehnt, Dean. Du bist nicht verrückt.“ [/style] Damals war es Sam nicht bewusst gewesen, dass Dean vielleicht ihn meinen könnte und so waren sie eine Weile, sich den Gefühlen des anderen nicht bewusst, umeinander herumgeschwirrt und waren dann letztendlich zusammen gekommen. So halbwegs. Seine späteren Zweifel wegen des Traums mit Jessica hatten die Entwicklung ihrer Beziehung eingebremst, aber schließlich war der Knoten geplatzt und seit dem waren sie glücklich. Glücklich, wieder so ein Wort wie verliebt, dass irgendwie aus dem Rahmen fiel. Sam fragte sich, wie Bobby nun auf ihr Geständnis reagieren würde. Er sah zu Dean hinüber und erkannte, dass es seinem Partner nicht anders ging. “Aha”, war dann jedoch alles, was von Bobby kurz darauf als Reaktion kam. Die Brüder schauten sich kurz ein wenig verwirrt an. Mehr hatte der Mann, der quasi zur Familie gehörte nicht zu sagen? Sam räusperte sich und fragte dann: „Aha, wie in: Ich freu mich für euch oder aha, wie in: macht das ihr hier raus kommt?“ „Aha, wie in: Das ist nicht meine Baustelle.“ „Das ist nicht deine Baustelle?“, kam es perplex von Dean. „Ja, sagt mal habt ihr was an den Ohren? Es ist nicht meine Baustelle, es betrifft mich nicht. Ich muss nur wissen, dass ich mich auf euch verlassen kann, wenn wir zusammen an einem Fall arbeiten und da ihr noch immer Sam und Dean seid, sehe ich da kein Problem.“ ~Toll, Bobby. Sehr diplomatisch~, dachte Sam. Er warf seinem Partner einen Blick zu. Dean sah ein wenig hilflos und verloren aus in dem großen Ohrensessel, in dem er saß, und schien mit Bobbys Erklärung genauso wenig anfangen zu können, wie Sam selber. „Komm schon Bobby, du gehörst praktisch zur Familie, du musst doch eine Meinung dazu haben“, bohrte Sam nach. „Was wollt ihr von mir hören? Hab ich ein Problem damit, dass ihr nun plötzlich schwul seid?“ „Wir sind nicht …”, begann Dean, doch Sam drückte kurz seine Hand als Zeichen dafür, dass er Bobby aussprechen lassen sollte, was dieser auch ohne Umschweife tat. „Nein, es ist nun Mal eine Laune der Natur. Beunruhigt es mich, dass ihr, blutsverwandt oder nicht, eure enge, brüderliche Beziehung aufs Spiel setzt, nur für ein bisschen Sex, weil ihr anscheinend mittlerweile wohl zu bequem geworden seid, euch Zerstreuung anderswo zu suchen? Ja, denn wenn das mit euch in die Hose gehen sollte, wird die Kacke sicher schwer am Dampfen sein, weil ich mir vorstellen kann, dass es höchstwahrscheinlich Millionen Mal schlimmer sein wird als die Trennung eines normalen Pärchens, weil die brüderliche Bindung immer da sein wird und ihr zu sehr aneinanderhängt, um euch aus dem Leben des anderen zu streichen.“ Bei diesen Worten ruhte Bobbys Blick fest auf Dean und Sam verstand, was der ältere Jäger meinte. An Dean gerichtet bedeuteten die Worte so viel wie: Junge, worauf hast du dich da nur eingelassen? Sam hat eure Familie schon mal verlassen. Und an Sam gerichtet käme es wohl einer Warnung gleich: Sei gut zu ihm. Dass du aufs College gegangen bist, hat ihn mitgenommen, wenn du ihn verlassen solltest, würde das womöglich irreparable Schäden bei ihm hinterlassen. Das war etwas, dass er den beiden eigentlich nicht sagen musste. Dean hatte sich sicher auch seine Gedanken darüber gemacht, aber er schien schließlich zu der Entscheidung gekommen zu sein, dass er Sam vertrauen kann, und hatte ihm letztlich sein Herz geschenkt und Sam war sich bewusst, dass es eine riesengroße Verantwortung war, auf Deans Herz acht zugeben, aber er hatte diese Verantwortung angenommen. Er liebte Dean mit allem, was er hatte und würde nichts tun, was den Älteren verletzen würde. „Du findest das, dass wir zusammen sind, also nicht krank und verwerflich?“, fragte Dean hoffnungsvoll. Entweder hatte er Bobbys Bedenken überhört, oder war der Meinung, dass sie nicht der Kern seiner Aussage waren. „Empfindet ihr das so?“, kam die Gegenfrage von Bobby. „Nein,“ sagten die beiden jüngeren Männer unisono. „Wieso sollte ich es dann so sehen. Jäger haben das Glück nicht gepachtet und ich denke, dass jeder und ganz besonders ihr zwei, nach so viel Glück streben sollte wie er unter unseren Lebensumständen kriegen kann und wenn ihr euch sicher seid, dass das zwischen euch nicht nur eine Phase oder fehlinterpretierte Gefühle sind, dann sei euch das gegönnt und ihr solltet daran festhalten.“ Das war mal eine Ansage, mit denen die Brüder arbeiten konnten. „Es ist nicht nur Sex, Bobby. Das mit uns ist was Ernstes. Sam … er ist die Extra-Zwiebeln auf meinem Burger, das Motorenschnurren meines Babys nach einem Ölwechsel, er …“ Bobby hob abwährend die Hand und schüttelte leicht amüsiert den Kopf. „Ich hab es schon verstanden, Dean. Spar dir weitere Metaphern.“ Sam musste sich ein Lächeln verkneifen, denn sein Bruder wurde doch tatsächlich etwas rot an den Ohren. Aber Sam war auch ein wenig gerührt, schließlich war das Deans Art zu sagen, dass Sam wie die Luft zum atmen für ihn war – nur weniger kitschig. „Und was ist mir dir?“, fragte Bobby dann, mit einer Autorität in der Stimme, die Sam nur von ihrem Vater kannte, an Sam gewandt. „Für mich gilt dasselbe, Sir.“ Das Sir kam ihm leichter als bei John über die Lippen, irgendwie verdiente Bobby in Sams Augen mehr Respekt als sein Vater. „Das hoffe ich doch, allein schon um ihrer Willen“, sagte der ältere Jäger und deutete auf Jenny, die friedlich auf Bobbys Couch schlummerte. „Und spar dir das Sir, ich bin nicht euer alter Herr.“ „Ja, Bobby. Ich weiß, war nur ein Ausrutscher.“ „Okay, dann hoffe ich mal, dass es dabei bleibt. Gott, nach der Offenbarung brauch ich erstmal nen Drink.“ Er hob seine Kappe und fuhr sich kurz durchs langsam etwas spärlicher werdende Haar. „Ich glaub, den können wir alle vertragen“, meinte Dean. „Geht ihr erstmal euer Zeug rein holen und richtet euch häuslich ein. Ich zeig euch gleich euer Zimmer.“ Die Brüder nickten zustimmend und standen auf. Sie sahen noch kurz dem älteren Jäger hinterher, der auf dem Weg zur Küche war und etwas murmelte, dass so klang wie: „Diese Winchester-Jungs werden mir eines Tages noch ein geplatztes Aneurysma bescheren.“ Dann verließen sie das Haus und gingen zum Impala. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)