Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 121: Auf dem Weg zu Missouri ------------------------------------ Von der plötzlichen Vollbremsung erschreckt, fing Jenny wieder an zu weinen. Sam drehte sich zu ihr um, schaffte es irgendwie sie aus ihrem Kindersitz abzuschnallen und setzte sie sich auf den Schoß, um sie zu trösten und wieder zu beruhigen. Das Mädchen krallte sich in Sams T-Shirt fest, während ihr Vater ihr über den Rücken streichelte. „Alles okay, Jenny. Es ist nichts passiert.“ Er sah zu seinem Bruder rüber der reg- und scheinbar auch ratlos neben ihm saß. „Verdammt Dean, du hättest uns fast umgebracht“, schimpfte Sam mit dem noch immer völlig aus dem Konzept gebrachten älteren Winchester, nachdem Jenny wieder etwas ruhiger geworden war. „Entschuldige bitte, dass es mich etwas aus der Bahn geworfen hat, dass unser Kind ihr Spielzeug durch die Gegend schweben lässt“, entgegnete Dean bissig. Er stieg aus dem Wagen aus und lehnte sich draußen an den Kofferraum. Er war gelinde gesagt etwas geschockt. Jenny musste ja ungeheure Kräfte haben, wenn sie schon in dem jungen Alter ein Plüschtier per Telekinese bewegen konnte. Sam hatte ihm nach der Sache mit Max Miller erzählt, dass es ihn eine große Anstrengung gekostet hatte, um den Schrank von der Tür weg zuschieben, um Dean retten zu können und seit dem hatte sich diese Fähigkeit bei Sam auch nicht mehr bemerkbar gemacht. Er war gerade schlicht weg überfordert mit der Situation. „Dean“, erklang neben ihm sanft Sams Stimme. Er hatte sachte eine Hand auf Deans Schulter gelegt und sah ihn leicht beunruhigt an. Jenny auf seinem Arm hatte sich an seine Brust gekuschelt und lutschte an ihrem Daumen. „Es tut mir leid Sam, ich wollte dich eben nicht so anfahren. Ich … es hat mich einfach überrascht, okay?“ „Denkst du, mich nicht?“ „Ja, sorry.“ Er zuckte mit den Schultern. Sam seufzte leicht. „Dean, ich weiß, dass du dich wahrscheinlich noch mehr nach Normalität sehnst, als ich es tue und Jenny und ich sind nicht gerade die perfekten Rollenmodelle für eine „normale“ Familie, aber wir brauchen dich, jetzt ich absolut nicht der richtige Zeitpunkt, um auszuflippen.“ Sams Stimme war ruhig und er sah Dean abwartend an. „Sam, es ist mir scheißegal, ob ihr die perfekten Rollenmodelle für eine „normale“ Familie seid oder nicht. Ihr seid verdammt noch mal meine Familie und ich werde euch niemals hängen lassen, aber ich weiß einfach nicht was ich tun soll.“ Den letzten Teil hatte er so leise ausgesprochen, dass Sam es kaum verstehen konnte. Sam musste Dean nur ansehen und verstand, was in ihm vorging. All die Jahre lang hatte es kaum eine Situation gegeben in der Dean als Sams großer Bruder keinen Rat oder Lösungsvorschlag für eins von Sams Problemen parat hatte. Er war es gewohnt ihm helfen zu können und jetzt wo es mal nicht so war, musste Dean sich vorkommen wie ein Versager und sich für einen schlechten Bruder halten, das konnte er an dessen traurigem Blick erkennen. Sam stellte sich vor Dean und lehnte seine Stirn gegen die des Kleineren. „Baby, ich erwarte von dir nicht, dass du die Antworten auf all meine Fragen parat hast und mit einem Fingerschnippen alle Probleme aus der Welt schaffst. Wir suchen Rat bei Missouri und ansonsten mach einfach das, was du am besten kannst. Sei für uns da.“ Dean atmete einmal kurz tief ein und aus, dann sah er Sam in die Augen. In dem warmen Braun konnte er so viel Vertrauen sehen, dass ihm das Herz wieder etwas leichter wurde und da er immer noch Dean Winchester war, gab es nur einen Weg, um mit diesem Chick-Flick-Moment umzugehen. Er schob Sam ein Stück weit von sich und sagte zu ihm: „Alter, zum Glück hatten wir noch kein Mittagessen, das wäre mir bei dem schmalzigen Gesülze, dass du eben abgelassen hast, gleich wieder hoch gekommen.“ Sam rollte mit den Augen. Das war wieder mal typisch Dean. Während sein Mund Worte formte, um sich gegen den Chick-Flick-Moment zu wehren, dankten ihm Deans wundervolle grüne Augen und ein winziges Lächeln, dass nur Sam als ein solches identifizieren konnte, für seinen warmen Worte und signalisierten ihm ein stummes „Ich liebe dich“ und deswegen brauchte Sam auch nur ein paar Sekunden, um Dean seine freie Hand an die Wange zu legen und so seinen Kopf zu sich heranzuziehen, um ihn innig zu küssen. „Wir sollten weiter“, sagte Dean dann. Sam nickte und schnallte die mittlerweile eingeschlafene Jenny wieder in ihrem Kindersitz fest. Nach ein paar weiteren Stunden Fahrt kamen sie in einen Stau, der sich nur sehr langsam auflöste. Es war bereits später Nachmittag, sodass der aufkommende Feierabendverkehr den Stau nur noch verlängerte. Jenny war nach längerem Gequengel gelangweilt eingeschlafen. So lieb sie sonst immer war, eins stand fest. Wenn sie einen schlechten Tag hatte und zusätzlich länger als fünf Stunden in ihrem Kindersitz sitzen musste, wurde aus ihr ziemlich schnell ein anstrengendes, lautes, biestiges, kleines Monster. Doch jetzt hatte sie sich ausgepowert und es war wunderbar still. Sam, der aufgrund seiner Größe auch kein besonders großer Freund von langen Autofahrten war und sich nach ihrer „Auszeit“ erst wieder an das viele Fahren gewöhnen musste, wurde es nun auch langsam langweilig. Es war bereits nach sechs und so wie er Dean kannte, würde sich bei dem bald der kleine Hunger melden. Er war vielleicht ein nerviger kleiner Bruder, aber ein sehr aufmerksamer Partner, und so kam dem Jüngeren eine Idee. Er öffnete das Handschuhfach und holte einen Marsriegel heraus, den sie bei ihrem letzten Tankstop gekauft hatten. Dann rutschte er ganz nah an Dean heran, öffnete die Verpackung des Schokoriegels, brach ein Stückchen davon ab und schob es dann dem ihn interessiert beobachtenden älteren Winchester in den Mund. Die Aromen von Candycreme, Karamell und Milchschokolade verschmolzen auf Deans Zunge, und als Sam sich dann zu ihm beugte und ihm einen verspielten Zungenkuss gab, konnte er ein genüssliches Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Sam fuhr damit fort Dean mit kleinen Stückchen des Schokoriegels zu füttern und schob ihm immer wieder verlangend die Zunge in den Mund, um sich mit Dean den süßen Geschmack von dem Mars und dem Kuss zu teilen. Dean war immer wieder aufs Neue davon überrascht, auf welche Ideen sein Sammy kam. Sie hatten noch nie über sonderlich viel Geld verfügt und in Johns „Haushaltsplan“ standen Süßigkeiten für seine Jungs nicht gerade an oberster Stelle, sodass sich die Brüder schon etliche Male einen Schokoriegel geteilt hatten, aber noch nie zuvor auf so sinnliche Art und Weise. Es gefiel Dean so gut, dass er nach ein paar Minuten alles um sich herum vergaß. Es gab nur noch Sam und ihn und diese heißen und immer leidenschaftlicher werdenden Küsse zwischen ihnen. Erst ein lautstarkes Gehupe der Autos hinter ihnen riss den älteren Winchester wieder in die Realität zurück. Der Stau hatte sich in stockenden Verkehr verwandelt und die Wagen vor ihm waren bereits schon einige Hundertmeter von ihm entfernt. Er hielt also praktisch den ganzen Verkehr auf. Mit einem Seufzen drückte er aufs Gas und schloss schnell wieder zu den anderen Autos auf. Der Schokoriegel war verzehrt und Sam schmiegte sich leicht schläfrig an Deans Schulter. Wie aus einem natürlichen Reflex heraus legte dieser seinen Arm um Sam und dankte dem Automobil-Gott zum wiederholten Male, dass der Impala ein Automatik-Wagen war. Sam lächelte glücklich und kam zu dem Entschluss, dass Staus gar nicht so schlimm waren, wenn man nur einen Schokoriegel und einen Dean dabei hatte. In einem Karmelitinnen Konvent in Milwaukee „So langsam spannt sich mein Geduldsfaden“, sagte eine tiefe, raue Stimme. Ein Priester mit gelben Augen sah zu der kopfüber über dem Altar hängenden Nonne, deren Kehle durchschnitten war. „Aber Vater, alles läuft nach Plan“, sagte der gelbäugige Priester. „Das hast du das letzte Mal auch gesagt und doch kannst du noch immer keine Fortschritte verkünden, oder?“ „Nein Vater“, musste der Dämon beschämt zugeben. „Dean Winchester und mein Körper sind immer noch vereint?“ „Ja, aber …“ „Schweig, dein aber will ich nicht hören. 2001 hast du mir stolz verkündet, dass die Wege der beiden sich getrennt hätten, nur um mir im letzten Herbst mit eingezogenem Schwanz mitzuteilen, dass es zu einer Wiedervereinigung gekommen ist, obwohl ich dich vorher davor gewarnt habe. Meine dämlichen Geschwister müssen ständig ihre Nasen in meine Angelegenheiten stecken, aber zum Glück habe ich meine verlässlichen Informanten unter ihnen. Du hast es nicht geschafft die Wiedervereinigung zu verhindern und hast mich bitterlich enttäuscht.“ „Vater, wir haben nicht damit gerechnet, dass der junge Winchester trotz der Träume, die wir ihm geschickt haben mit seinem Bruder gehen und seine Freundin ihrem Schicksal überlassen würde“, versuchte der gelbäugige Dämon sich zu erklären. „Ausreden, nichts als Ausreden.“ „Verzeiht mir Vater, aber diesmal wird der Plan klappen. Dean Winchester ist, wie Ihr vorausgesagt habt, der Schlüssel zu Eurem Körper.“ „Die beiden stehen sich näher als je zu vor. Es wird von Tag zu Tag schwieriger werden sie wieder auseinander zu bringen, aber solange sie zusammen sind, wirst du ihn nicht dazu bringen können, dass er sich für mich öffnet. Was hast du also vor?“ „Sie zu trennen ist schier unmöglich. Zu stark ist das Band zwischen ihnen. Aber durch die Tatsache, dass sie sich näher stehen als je zuvor, macht sie das auch anfälliger. Wenn wir Eurer zukünftigen Hülle klar machen, dass sich Dean in höchster Gefahr befindet…“ „Du willst deinen Plan vom letzten Mal also wiederholen.“ „Ja, Vater. Letztes Mal hatte er die Visionen, die wir ihm im Traum geschickt haben, nicht ernst genommen, aber der Verlust seiner Freundin war ihm eine Lehre. Wenn wir ihm suggerieren, dass sein Geliebter sterben wird, wenn er bei ihm bleibt …“ „Könnte es ihn dazu bringen, ihn zu verlassen.“ „Ja und wenn wir ihm noch dazu drohen, dass Dean stirbt, wenn er sich uns nicht anschließt, kann ich Euch sicher bald Euren Körper präsentieren.“ „In der Theorie klingt dein Plan gut und ich hoffe, du hast diesmal alle Eventualitäten mit einbezogen. Ein weiteres Versagen deinerseits könnte deinen Tod bedeuten.“ „Ich weiß Vater.“ „Ist es euch inzwischen gelungen an das Kind heran zu kommen?“ „Es wird rund um die Uhr von einem Engel bewacht, Vater. Noch dazu kommen die Schutzbarrieren, der beiden Jäger.“ „Hab ich’s mir doch gedacht, dass auch da meine Geschwister ihre Finger im Spiel haben. Seht zu, dass ihr das Kind erledigt. Es hätte niemals den Winchestern in die Hände fallen dürfen, aber deine Dämonen sind ja allesamt unfähig. Nicht ein Mal ein Baby können sie töten. Ich will endlich Resultate sehen, du weißt was mit dir passiert, wenn ich noch eine weitere Dekade hier unten schmoren muss. Erledige deinen Job, oder SIE wird dich erledigen.“ Bei diesen Worten erklang aus weiter Ferne das Lachen eines kleinen Mädchens. Der gelbäugige Dämon zuckte zusammen. SIE war Lilith, der grausamste und älteste aller Dämonen und nur widerwillig hatte er sie auf Anweisung seines Vaters aus der Hölle geholt. Seitdem hatte sie ein Auge auf ihn und wartete nur auf seinen Misserfolg, um ihn endlich aus dem Weg räumen zu können. Eigentlich sollten sie zusammen arbeiten, doch ihre Missgunst stand ihr sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben und so rührte sie auch keinen Finger, um ihm zu helfen. Während er sich den Arsch aufriss und versuchte seinen Vater zufrieden zustellen, ging sie ihrem Hobby nach und quälte Menschen. Ihr neustes Großprojekt: Völkermord in Afrika. Warum durfte sie den ganzen Spaß haben? Das war unfair, aber ihren Vater kümmerte das nicht. Er hatte sie ihm schon immer vorgezogen. Sie durfte besessene Araber in Flugzeugen in Hochhäuser rasen lassen und sich an der Massenpanik, qualvollen Schreien und verkohlten Leichen erfreuen und er musste die ganze Arbeit machen und sich die Rügen ihres Vaters anhören. Der gelbäugige Dämon seufzte. Sein Vater hatte den Körper der toten Nonne bereits verlassen. Vor dem Konvent wartete einer seiner „Mitarbeiter“. „Wir müssen langsam vorankommen, uns gehen langsam die Konvente aus“, sagte Azazel zu dem anderen Dämon. Metaphorisch gesehen ging ihnen das Kleingeld zum telefonieren aus, denn nur wenn der Gelbäugige in Konventen acht Nonnen tötete, konnte er mit seinem Vater in Kontakt treten. „Habt ihr begonnen?“ „Es wird heute Nacht passieren. In ein paar Wochen sollte unser Ziel erreicht sein.“ „Okay, aber versaut es nicht.“ Mit diesen Worten verschwand Azazel. Der andere Dämon tat es ihm kurz darauf gleich. Es war fast zehn Uhr, als sie schließlich in Lawrence ankamen. Beide Brüder fanden, dass es zu spät war, um jetzt noch zu Missouri zu fahren und so checkten sie im nächsten Motel ein. Nachdem sie ihre Sachen aufs Zimmer gebracht hatten, fuhren zu einem kleinen Restaurant im Herzen der Stadt. Da sie schon vor ein paar Wochen damit begonnen hatten Jenny langsam vollständig auf feste Nahrung umzustellen, entschlossen sie sich sie in den nächsten Tagen mit den restlichen Brei-Gläsern abzufüttern. So hatte Sam diesmal ein Glas Gemüselasagne mit ins Restaurant genommen, dass ihm die Kellnerin auch bereitwillig aufwärmte. „Das willst du ihr wirklich geben?“ Dean rümpfte die Nase. „Ja, wieso?“ „Es riecht komisch.“ Er stippte seinen Finger in den Brei. „Und es schmeckt zum Kotzen. Ich bezweifle, dass Jenny das essen wird.“ „Dean, du bist kein Baby mehr, du hast also keine Ahnung wie die Geschmacksnerven von Jenny ticken.“ Sam befüllte einen Löffel mit Brei und schob ihn seiner Tochter in den Mund. Kurz darauf erklang von Dean ein lautes Lachen. Grund dafür war, dass der Brei postwendend von Jenny zurückgeschickt wurde oder anders ausgedrückt. Sie hatte die volle Ladung wieder ausgespuckt und der Brei dekorierte nun Sams Hemd und sein Gesicht und dieser ungläubige Blick, den Sam gerade darauf hatte war einfach nur zum Schießen. „Hör auf zu lachen Dean“, sagte Sam zornig. „Reg dich nicht auf Sam. Du bist selbst schuld. Ich hab dir ja gleich gesagt, dass Zeug schmeckt Scheiße. Kein Wunder, dass sie es wieder ausgespuckt hat, hätte ich ja auch am liebsten gemacht.“ Sam grummelte ihn nur an und startete einen neuen Versuch Jenny mit dem Brei zu füttern. Diesmal machte sie erst gar nicht den Mund auf. Eine geschlagenen viertel Stunde saß Sam mit ihr da und versuchte ihr den Brei schmackhaft zu machen, jedoch blieb er erfolglos. Mittlerweile war auch ihr Essen schon serviert worden. „Alter, lass gut sein. Sie will das Zeug nicht. Vielleicht finden wir ne Giftmülldeponie, wo wir das Ekelzeug entsorgen können. Iss, bevor dein Essen kalt wird.“ „Aber Irgendwas muss sie doch essen.“ „Wird sie auch.“ Dean reichte Jenny eine von seinen Pommes. Das kleine Mädchen fing auch sofort an, genüsslich daran herumzuknabbern. „Du kannst sie doch nicht mit Fastfood füttern“, sagte der Jüngere protestierend. „Das habe ich auch nicht vor, das ist nur zur Überbrückung. Als du nämlich eben im Waschraum warst, um den Brei aus deinem Gesicht zu entfernen, hab ich einen Teller Möhreneintopf bestellt. Ich hoffe, damit haben wir mehr Glück.“ Sam sah ihn zuerst überrascht an. Lächelte dann aber und streichelte ihm kurz über den Unterarm. Kurz darauf kam der Möhreneintopf, der bei Jenny auch gleich viel besser ankam. Nachdem sie alle aufgegessen hatten, fuhren sie zurück zum Motel. „Geh du ruhig zuerst duschen, schließlich hast du den Gemüse-Lasagne-Brei abbekommen,“ sagte Dean, der bei der Erinnerung an die Szene im Restaurant immer noch schmunzeln musste und setzte sich aufs Bett, wo er sich auch sofort daran machte Jenny auszuziehen und bettfertig zu machen. „Wie ungeheuer großzügig von dir, Dean“, kam es leicht bissig von dem Jüngeren. Während Dean sich wegen Jennys „Spuck-Attacke“ schlapp gelacht hatte, fand Sam das Ganze überhaupt nicht witzig. Sein Hemd war voller roter Sprenkel und die würden bei seinem Glück beim Waschen nicht wieder raus gehen. Er zog es aus und verstaute es in ihrem Wäschebeutel, dann sah er an sich herab. Auf seinem T-Shirt war kein Fleck zu sehen. „Wir müssen demnächst mal wieder Wäsche waschen“, sagte Sam. Doch Dean überhörte das. „Dein Dad wird jetzt hoffentlich nicht mehr so ekeliges Zeug für dich zum Essen kaufen“, sagte Dean und kitzelte Jennys nun nackten Bauch. Sie giggelte amüsiert. „Aber rote Sprenkel stehen ihm gut, findest du nicht auch Kleines?“, meinte der Ältere. Genervt darüber, dass Dean sich über ihn lustig machte, zog er sich sein T-Shirt aus, knüllte es zusammen und warf es Dean an den Kopf. Mit einem „Idiot“ auf den Lippen verschwand er anschließend im Badezimmer. „Din! Pa-pa“, brabbelte das kleine Mädchen. Dies fasste Dean als Frage auf und er erklärte: „Nun ist er grummelig. Lassen wir Grummel-Dad duschen. Danach ist er bestimmt wieder lieb zu uns.“ Dean nahm Sams Shirt vom Boden auf, wo es gelandet war, nachdem es von seinem Kopf abgeprallt war. Er legte es auf das Bett, in dem er mit Sam schlafen würde, und zog ihr dann ihren Schlafanzug mit Erdbeer-Muster an. „So Prinzessin Erdbeer, jetzt müssen wir dir nur noch die Zähne putzen, sonst kriegen wir anschiss von Daddy.“ ~Prinzessin Erdbeer? Was zum Teufel rede ich hier bloß für einen Mist?~, schoss es Dean durch den Kopf, als er mit Jenny an der Hand langsam ins Bad ging. Er musste unbedingt aufhören so einen albernen Mädchenkram zu sagen, sonst würde er demnächst noch anfangen ihr Zöpfe zu flechten. So hatte das bei Paris Hilton sicher auch angefangen. Jenny war „sein“ Mädchen und er würde nicht zu lassen, dass aus ihr eine in Pink gekleidete Tussi mit einem hundeartigen Etwas in einer Handtasche werden würde. Wenn, dann schon eher eine weiblich Version von Sam, auch wenn er dass ihm gegenüber nicht zugeben würde. Sam war manchmal ziemlich nervig, altklug, stur und anstrengend, aber da Jenny ja ein Mädchen und eine halbe Winchester war, war das im Paket eh wohl schon enthalten. Ansonsten schätzte er Sams Charakter sehr. Er wusste immer, was er wollte, und tat alles, um es auch zu kriegen. Er war kein Mensch, der zu allem Ja und Amen sagte, vertrat immer seine eigene Meinung und ließ sich darin meist auch nicht beirren. Er hatte den Schneid sich ihrem Vater entgegen zu stellen, etwas worum Dean ihn nur beneiden konnte. Sam war ein intelligenter, zielstrebiger und verantwortungsbewusster Mensch, auf den man stolz sein konnte, auf den er stolz war und mehr konnte man sich doch eigentlich von seinem Kind nicht wünschen. Natürlich würde ein wenig Dean-Einfluss nicht schaden, um ihren Charakter abzurunden, schließlich konnte er sie nicht mit Sams kaum vorhandenen Sinn für Humor durch die Welt ziehen lassen und etwas schlagfertiger könnte sie auch ruhig sein. Im Prinzip also ein weiblicher Sam mit Dean-Einschlag. Als Dean mit Jenny ins Bad kam, versuchte er sich nicht vorzustellen, wie heiß Sammy unter der Dusche aussah, und vermied es in Richtung der Selbigen zu sehen. Er setzte Jenny auf den Rand des Spülbeckens und hielt sie mit einer Hand fest, während er mit der anderen mühsam ihre Zahnputz-Utensilien aus dem Kulturbeutel heraus holte. Als er etwas Wasser in einen der Plastikbecher füllte, die in ihrem Zimmer neben einer defekten, kleinen Kaffeemaschine gestanden hatten, erklang aus der Dusche ein schon fast mädchenhafter Schrei. Dean grinste schelmisch. Sie waren also mal wieder in einem Motel gelandet, in dem das Wasser in der Dusche schlagartig kalt wurde, sobald man das Wasser am Spülbecken aufdrehte. „Sammy, reiß dich mal ein bisschen zusammen, du klingst ja wie die Braut aus der Duschszene in Psycho“, neckte der Ältere seinen Bruder. „Halt die Klappe, Dean“, entgegnete der nur. Dean lachte und drückte etwas Zahnpasta auf Jennys Zahnbürste. „Aufmachen die Futterluke“, wies er das Mädchen dann an. Sie folgte dem Befehl und machte den Mund auf. Während er ihr die Zähnchen putzte, summte er Highway to Hell, um Sam in Sicherheit zu wiegen und beim ersten Refrain drehte er wieder das Wasser auf. Dem folgte wieder ein Aufschrei von Sam, gefolgt von einem: „Lass die Scheiße!“ „Sammy, verstehst du denn keinen Spaß?“ Dean lachte wieder. Seinen Kleinen zu ärgern machte einfach zu viel Spaß, um damit aufzuhören. Als er Jenny half den Mund auszuspülen drehte er abermals das Wasser auf. „Hör auf damit, ich meine es ernst“, kam es nun etwas angesäuerter vom jüngeren Winchester. Doch damit konnte er Dean nicht abschrecken, das Wasser zum Abspülen von Jennys Zahnbürste abermals aufzudrehen. „DEAN!“ Diesmal klang Sam schon ziemlich wütend. „Din!“, machte Jenny ihren Vater nach. „Ich war das nicht, Sammy. Echt nicht. Das war ...Jenny.“ „Wer es glaubt, wird selig. Es ist nicht witzig, also lass es sein.“ „Okay, okay.“ Er wischte Jenny den Mund ab. Als er dann hörte, wie Sam sein Shampoo oder Duschgel öffnete, wartete er kurz ab. „Bereit fürs große Finale?“, fragte Dean das Mädchen leise. Sie sah ihn nur mit ihren mittlerweile schon recht müde wirkenden Augen an. Beim Rausgehen konnte es sich Dean einfach nicht verkneifen und betätigte die Klospülung. Eine Tirade von Schimpfwörtern folgte den beiden ins Zimmer. „Argh! Dean, du blöder Penner! Ich mach dich kalt.“ Das war das Letzte, dass Dean hörte, ehe er die Badezimmertür hinter sich schloss. Er liebte solche Momente, in denen er auch mal einfach wieder Sams „ätzender“ großer Bruder sein konnte. Immer noch lachend brachte er Jenny ins Bett. „Pidy!“, verlangte das Mädchen ihr geliebtes Stofftier. „Ich hol ihn dir ja, komm bloß nicht auf die Idee ihn dir wieder selbst her schweben zu lassen.“ Er liebte Jenny wegen ihren Fähigkeiten nicht weniger, aber es war schon erschreckend, dass ihre Kräfte bereits jetzt schon stärker zu sein schienen als Sams. Wie sollten sie das bloß unter Kontrolle kriegen? So was wie Zauberer Schulen gab es ja nun mal nur im Roman. Aber irgendwie mussten sie ihr doch dabei helfen mit diesen Fähigkeiten umzugehen. Nur wie sollten sie das machen, wenn weder Sam noch er Ahnung davon hatten wie die Kräfte funktionierten und wie man sie kontrollierte, geschweige denn wo sie her kamen. Er hoffte nach wie vor, dass Missouri, die sie morgen früh aufsuchen würden, ihnen würde helfen können. „So hier hast du deinen Speedy.“ Er gab ihr das Plüschtier. Sie schloss es in ihre Arme. Dean deckte sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Da er die Kinderbücher langsam über hatte, erzählte er ihr eine „spezielle“ Variante von Star Wars in der Dean Solo und Sambacca, kurz Sammy, mit dem Millennium Impala durch die Galaxy reisten und den Todesstern zerstörten, um die hübsche Prinzessin Jenny zu retten. Dabei schlief sie auch ziemlich schnell ein. Liebevoll küsste er sie auf die Stirn und zog sich dann bis auf die Unterwäsche aus. Dann sah er zur Badezimmertür. Wie lange brauchte Sam denn heute fürs Duschen? Er streckte sich kurz und legte sich dann ins Bett. Auf seinem Kissen lag noch Sams T-Shirt. Er wollte es gerade auf den Boden werfen, als er das Eau de Sammy wahrnahm. Sein Sammy roch aber auch einfach zu gut. Er hielt sich das T-Shirt vor die Nase und nahm einen kräftigen Atemzug von Sams Duft. Dann kuschelte er sich ins Kissen. „Dean, dank deiner Klospülaktion haben wir jetzt nur noch eiskaltes oder kochend heißes Wasser, also viel Spaß beim duschen, du...“ Er hielt inne. Dean lag auf dem Bauch und schlief. Sein Gesicht war dabei halb in Sams T-Shirt vergraben. Sam lächelte. Es gab kaum etwas Anbetungswürdigeres als einen schlafenden Dean und die Tatsache, dass er Sams Geruch genau so mochte wie dieser Deans, ließ es den Jüngeren warm ums Herz werden. Wie konnte er ihm denn jetzt noch böse sein? Wenn Dean ihn ärgerte, war das doch auch eigentlich nur eine Art Liebesbekundung. Sam sah kurz nach seiner Tochter, streichelte ihr sanft durchs Haar und krabbelte dann schnell zu Dean ins Bett. Er gab ihm einen kleinen Kuss in den Nacken, legte sich auf die Seite und schlang einen Arm um die Mitte des Älteren. Er dachte noch eine Weile über Jennys neu entdeckte Fähigkeit nach, musste sich aber eingestehen, dass er ihr ebenso hilflos gegenüber stand, wie seinen eigenen Kräften. Schließlich fielen ihm die Augen zu und er schlief ein. Der Geruch von Rauch stieg ihm in die Nase. Er öffnete die Augen und sah, dass seine Decke in Flammen stand. Er vernahm einen schmerzerfüllten Schrei. Schweißgebadet schreckte Sam aus dem Alptraum hoch. Er hatte schon seit Monaten nicht mehr von jener Novembernacht geträumt, in der er Jessica verloren hatte, allerdings war er sich bewusst gewesen, dass er diese Bilder wohl niemals aus dem Kopf kriegen würde, von daher dachte er sich auch nichts weiter dabei. Es war nur ein Albtraum, ein furchtbarer Albtraum, der einst Realität für ihn gewesen war. Schwer atmend saß er aufrecht neben Dean im Bett. Dieser war durch Sams ruckartige Bewegung ebenfalls wach geworden. „Smy, wasn los?”, fragte er ihn verschlafen. Der Angesprochene drehte sich zu ihm um. „Nur ein Albtraum, schlaf weiter Baby.“ „Km her“, nuschelte er und öffnete einladend seine Arme für den Jüngeren, der sich auch sofort an ihn schmiegte, so wie früher als er noch ganz klein war. „Ich liebe dich, Dean.“ „Auch ...schlaf.“ Ehe Sam noch was sagen konnte, hörte er Dean neben sich auch schon leise schnarchen. Sam entspannte sich in Deans Armen und war bald darauf auch wieder eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)