Zwei Jäger und ein Baby von jesaku (DxS) ================================================================================ Kapitel 15: Die Wahrheit und neue Fragen ---------------------------------------- Um zwanzig nach vier kam Dean von der „Arbeit“. „Sam, ich habe einen kleinen Durchbruch erzielt. Ich weiß jetzt wo die Bestandslisten sind. Ich habe das Wochenende freifrei, aber ab Montag werde ich die Listen in der Mittagspause nach der Fahrzeugnummer durchforsten.“ Er zog sich die Schuhe aus. „Sam?“ Der Ältere war überrascht, dass es so still war. Er ging ins Wohnzimmer, wo Sam auf dem Sofa saß. Warum antwortete er Dean nicht? „Sammy?“ „Was hat das zu bedeuten Dean?“ Erst jetzt sah Dean, was Sam in der Hand hielt. Verdammt, warum hatte er den Zettel mit dem Ergebnis nicht weggeschmissen? Jetzt hatte Sam ihn gefunden. Ein wenig war Dean jedoch verwundert. Er hatte erwartet, dass Sam wütend sein würde, weil er ihm das verheimlicht hatte, Dean jeden Falls wäre es. Aber Sams Stimmer klang eher verletzt und enttäuscht als wütend. „Gar nichts,“ beantwortete Dean Sams Frage. „Gar nichts? Ist das alles was du dazu zu sagen hast? Hier steht, dass wir keine Brüder sind Dean.“ „Aber das ändert nichts.“ „Was hat das zu bedeuten? Warum hast du diesen Test gemacht?“ „Dieser Dämon, der Jennys Großmutter getötet hat, hat da so was angedeutet,“ sagte Dean kleinlaut. „Was soll das heißen, ein Dämon hat da was angedeutet? Seit wann hörst du auf das, was ein Dämon sagt? Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?“ „Ich weiß es nicht, okay?,“ sagte Dean lauter als beabsichtigt. Sams ruhiger Tonfall machte ihn wahnsinnig. Der Klang seiner traurigen Stimme weckte in Dean das schmerzvolle Gefühl von Schuld. Warum konnte Sam ihn nicht einfach anschreien? Damit konnte er umgehen, damit würde er klar kommen. Aber Sams verletzte, enttäuschte, traurige Stimme und dazu dieser vorwurfsvolle Blick, das war zu viel für den Älteren. Er konnte Sam nicht mehr länger ins Gesicht sehen. „Warum hast du nichts gesagt? Was bedeutet das für uns?“ „Sammy, das ändert nicht das Geringste. Ich bin dein Bruder, egal was dieser Test sagt. Du und Dad, ihr seid meine Familie. Nichts kann daran etwas ändern. Es spielt keine Rolle, ob wir genetisch verwandt sind oder nicht.“ „Aber wenn es für dich nichts ändert, dann verstehe ich nicht warum du es mir nicht gesagt hast.“ „Ich hatte irgendwie Angst davor, wie du reagieren würdest. Ich hatte Angst, du würdest…“ „Was? Dich im Wald aussetzen? Dean, du hast dich mein Leben lang um mich gekümmert und das nicht nur, weil Dad es von dir verlangt hat. Du bist mein großer Bruder. Du hast dich immer selber zurück genommen und warst darauf bedacht, dass es mir gut geht. Ich weiß, dass ich dich mit meinem Sturkopf oft auf die Palme bringe und es dir nicht immer leicht gemacht habe. Auch wenn ich es dir vielleicht nie so deutlich gezeigt habe, aber ich bin dir Dankbar für alles was du für mich tust. Ich bin froh, dass ich dich habe. Wir sind zusammen aufgewachsen, haben soviel zusammen erlebt und überstanden, dass ist für mich mehr Wert als übereinstimmende Allele. In all den Jahren ist ein unsichtbares Band zwischen uns entstanden und nichts vermag es dies zu zerstören. Du hättest es mir sagen sollen.“ „Sam, ich wollte dich nicht belasten. Du hast so viel durchgemacht in letzter Zeit. Du musst dich nicht auch noch mit den Problemen deines Adoptivbruders auseinander setzen.“ „Wann hörst du endlich auf mich wie ein Kind zu behandeln? Ich bin erwachsen Dean. Ja, es ist viel passiert in letzter Zeit, aber ich kann damit umgehen. Ich bin nicht das psychische Wrack für das du mich vielleicht hältst. Außerdem ist das ganze jawohl nicht nur dein Problem. Es betrifft mich genau so. Darum will es auch nicht in meinen Kopf rein, warum du etwas so entscheidendes einfach so vor mir verheimlichen wolltest.“ Die erschreckende Ruhe war aus seiner Stimme gewichen und der Tonfall war nun wesentlich gereizter. „Wieso betrifft es dich? Du warst nicht der jenige von uns beiden der Angst hatte von seiner Familie nicht mehr gewollt zu werden, weil man streng genommen gar nicht zur Familie gehört,“ keifte Dean. „Du hättest diese Angst gar nicht haben müssen, wenn du mit mir geredet hättest. Und überhaupt, was denkst du wie ich mich fühle? Wir sind nicht Blutsverwandt. Dich bindet also nichts mehr an dieses Leben. Du musst nicht länger jagen. Du könntest jeder Zeit verschwinden und ein normales Leben führen und ich hätte nicht das geringste Argument um dich aufzuhalten. Was wird dann aus mir?“ Nun klang er wieder traurig. „Sammy, ich werde nirgendwo hin gehen, hörst du?“ Dean sah Sam in die Augen und konnte die Unsicherheit in den Augen des Jüngeren erkennen. Sam hatte die gleiche Angst wie er, nämlich die, dass der andere sich auf Grund der nicht mehr vorhandenen Verwandtschaft von einem abwenden würde und man dann alleine da stand. „Aber warum solltest du hiermit weiter machen wollen?“ „Weil es mein Job ist auf dich aufzupassen, das habe ich mir geschworen und von diesem Schwur kann mich auch die Tatsache, dass ich nicht dein richtiger Bruder bin, nicht abbringen,“ sagte Dean und umarmte Sam. Der Jüngere war überrascht, dass Dean ihn umarmte und dass ganz freiwillig. Für Dean war die ganze Sache jetzt eigentlich erledigt. Er würde bei Sam bleiben und brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass er von dem Jüngeren nicht mehr als Familienmitglied akzeptiert werden würde. Aber es lag nun einmal nicht in der Natur des Sam Winchester eine Sache ruhen zu lassen ehe das Thema von ihm nicht zu Tode analysiert war. „Dean, wirst du es Dad sagen?“ „Wieso? Er weiß es doch, schließlich haben er und Mum mich ja adoptiert.“ Plötzlich kam Sam ein ganz neuer Gedanke. „Wieso bist du dir so sicher, dass du derjenige von uns beiden bist, der adoptiert ist? Was ist, wenn ich es bin?“ „Das ist unmöglich Sam. Mum war mit dir schwanger, das habe ich doch mitgekriegt. Ich war dabei, als Dad dich und Mum aus dem Krankenhaus abgeholt hat.“ „Hm, wenn das so ist. Du solltest aber trotzdem mit Dad reden. Vielleicht kann er dir was über deine richtigen Eltern sagen.“ „Warum sollte mich das interessieren?,“ fragte Dean mit leicht zornigem Unterton. War er Sam doch nicht mehr so willkommen? „Willst du etwa nicht wissen wo du herkommst und wer deine richtige Familie ist?“ „Nein,“ sagte Dean wahrheitsgemäß. Er hatte sich diese Frage selbst schon einige Male gestellt und die Wahrheit war, dass er nicht das Bedürfnis verspürte Nachforschungen anzustellen was seine Herkunft betraf. Sam und John waren seine Familie. Nicht zwei fremde Leute, die vielleicht Gott weiß wo waren und ihn anscheinend eh nicht wollten. „Aber warum nicht Dean?“ „Ganz einfach. Ich wurde zur Adoption frei gegeben. Also sind meine richtigen Eltern entweder tot, oder aber sie haben mich nicht gewollt. Warum soll ich nach zwei Menschen suchen die mich nicht wollten? Was würde mir das bringen? Wenn sie mich damals nicht wollten, warum soll es jetzt anders sein?“ „Wenn sie dich nicht wollten, willst du nicht wissen warum? Vielleicht bereuen sie es ja und würden sich freuen dich kennen zu lernen. Möglicherweise haben sie ja auch schon versucht dich ausfindig zu machen? Wäre es nicht schön zu wissen, dass es noch jemanden gibt?“ „Ich will das nicht Sam.“ „Aber Dean…“ „Es ist meine Sache. Bitte respektiere das. Ich will der Sache nicht nachgehen. Ich habe eine Familie. Ich brauche keine zweite,“ schnauzte er Sam an. Damit war für Dean das Gespräch erledigt und er verschwand in seinem Zimmer. Sam seufzte. Er konnte Dean nicht verstehen. Aber so wie der Ältere gerade das Wohnzimmer verlassen hatte, war es im Moment sinnlos weiter auf ihn einzureden. Er würde doch nicht auf Sam hören oder wenigstens vernünftig mit dem Jüngeren reden. Wenn Dean nicht reden wollte konnte ihn nichts und niemand ihn dazu bringen es doch zu tun. Sam saß eine Weile regungslos auf dem Sofa. Er schreckte auf, als er Jenny weinen hörte, aber noch ehe er aufgestanden war um nach ihr zu sehen, hatte sie schon wieder aufgehört. Anscheinend hatte sich Dean bereits ihrer angenommen. „Warum will dein Daddy, dass ich nach meinen richtigen Eltern suche?,“ fragte Dean die Kleine. Er hatte sie aus ihrem Bettchen genommen und sich mit ihr in den gemütlichen Sessel gesetzt, der mit zur Kinderzimmereinrichtung gehörte. „Warum versteht er nicht, dass ich mit dem zufrieden bin was ich habe? Das ich zufrieden bin, dass ich ihn habe?“ Im Wohnzimmer hatte Sam sich das kleine Kästchen mit ihren Familienfotos genommen, das Jenny, die Frau, die jetzt mit ihren beiden Kindern in ihrem alten Haus lebte, im Keller gefunden hatte. Er sah sich die Bilder an. Dean war ein unglaublich niedlicher kleiner Junge gewesen. Er hielt gerade ein Bild von Dean in der Hand auf dem er Sammy im Arm hielt. Sam fiel auf, dass Dean schon damals diese unglaubliche Wärme in seinen Augen hatte, wenn er ihn ansah. Dean hatte seit je her immer alles für ihn getan und dass obwohl dieses Leben eigentlich gar nicht für ihn vorgesehen war. Sam wollte, dass Dean bei ihm war, aber wenn Dean die Möglichkeit hatte, dem Sam so verhassten Leben zu entkommen und vielleicht ein normales, glückliches Leben ohne Angst vor dem nächsten Dämon oder ähnlichem zu haben, dann würde Sam ihm zu diesem normalen Leben verhelfen, ob der Ältere es nun wollte oder nicht. Dean hatte sich immer um ihn gekümmert, jetzt war es an der Zeit, dass Sam etwas für ihn tat. Er würde versuchen etwas über Deans richtige Eltern herauszufinden. Sam sah sich das nächste Bild des kleinen Stapels an. Von diesem Bild lächelte ihm seine hoch schwangere Mutter entgegen. Doch etwas anderes fixierte Sams Blick. Im Hintergrund hing ein Kalender. Es war zwar nicht auf den ersten Blick zu erkennen, aber wenn man genauer hinsah erkannte man, dass der Monat Dezember aufgeschlagen war und neben dem Monat stand die Zahl 1978. Aber das bedeutete ja….Sam drehte das Bild um. Tatsächlich. Das Bild war im Januar 1979 entwickelt worden. Das Bild zeigte nicht seine Mutter, die mit ihm schwanger war sondern mit….Dean. Aber wie konnten sie dann keine Brüder sein? Er stand augenblicklich auf und eilte nach oben. Er musste das Bild Dean zeigen. Was hatte das alles zu bedeuten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)