Narben der Liebe von BluejayPrime (Tintenherz) ================================================================================ Kapitel 9: Heilung ------------------ Ein angenehm kühler Wind strich durch den Wald und Staubfinger über das Gesicht. Roxanes Kopf ruhte an seiner Schulter, er konnte ihre Wärme spüren. Sie drückte ihn fest an sich. Er hat Feuer gelegt., sagte eine leise Stimme in seinem Kopf. Das Sirren kleiner Flügel war in der Nähe zu hören, der Wind trug ihre Stimmen herbei. Das Feuer hat den Schatten besiegt. Er ist unser Freund. Es war immer dieselbe Stimme, doch sie schien aus verschiedenen Kehlen zu stammen, sanft, zärtlich und verspielt wie die eines kleinen Mädchens. Roxanes tiefe, regelmäßige Atemzüge streiften seine Schulter. Sie schlief. Er war auf dem Marktplatz. Oft. Er hat unsere Schwestern befreit. Wir haben ihn gesehen. Er hat den Schatten vertrieben. Staubfingers Lider waren zu schwer als dass er die Augen hätte öffnen können. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, seine Stimme verweigerte ihm den Dienst. Er ist verletzt. Der Brandstifter hat ihn verletzt. Der, der das Amulett trägt. Wir haben es gesehen. Basta… Er ist schlimm verletzt. Er wird sterben. Und, immer wieder: Er ist gekommen, um uns um Hilfe zu bitten. Wir helfen keinem Sterblichen., fuhr die erste Stimme fort, Und kein Sterblicher hilft uns. Er ist anders. Er hilft uns. Auf dem Marktplatz, immer wieder. Unsere Schwestern schenken ihm das Feuer. Sanfte Finger streichelten seine Wange, erkundeten sein Gesicht. Er ist schlimm verletzt. Der Brandstifter hat ihn verletzt. Wir hassen die Brandstifter. Sie zerstören unsere Nester. Sie töten unsere Schwestern. Unsere Schwestern schenken ihm das Feuer. Das Feuer schützt ihn. Das Feuer hat den Schatten besiegt. Ein scharfer Schmerz schoss durch sein Gesicht und unwillkürlich stöhnte Staubfinger auf. Er ist schlimm verletzt. Jemand legte ihm sachte einen Finger auf die Lippen. Hab keine Angst. Wir werden euch nichts tun. Schlaf jetzt, Feuerleger. Erneut kroch die Dunkelheit vom Rand seines Bewusstseins aus auf ihn zu, drohte, ihn zu verschlingen. Ich will nicht schlafen. Roxane… Schlaf jetzt, Feuerleger., wiederholten die Feen, Schlaf tief und fest, bis der Morgen dämmert. Ehe Staubfinger sich wehren konnte, hatte die Dunkelheit ihn bereits überwältigt. „Staubfinger…?“ Roxane blinzelte und öffnete die Augen. Noch immer lag sie neben Staubfinger auf dem Waldboden, dort, wo sie vor nunmehr drei Tagen geblieben waren, nachdem Staubfinger erneut zusammengebrochen war, weil seine Beine ihn nicht mehr tragen konnte. Ihr Kopf ruhte noch immer an seiner Schulter, ihre Hand auf seiner Brust, die sich unter schwachen, regelmäßigen Atemzügen hob und senkte. Roxane lächelte schwach und strich ihm über die Wange. Unwillkürlich erstarrte sie. „S-Staubfinger?“ „Hm…?“ Er blinzelte verschlafen zu ihr auf. „Hey.“, murmelte er mit einem schwachen Lächeln, „Ich hab‘ etwas ziemlich seltsames geträumt, Roxane…“ „Nur geträumt?“ Behutsam strich Roxane ihm erneut über die Wange. „Staubfinger, das… das ist…“ „Was denn…?“ Er folgte ihrer Hand mit seiner – und erstarrte ebenfalls. „Oh. Kein Traum.“ „Kein Traum.“, wiederholte Roxane leise. Staubfinger sah zu ihr auf und grinste schwach. „Und…?“ „Was und?“ Fragend sah sie ihn an. „Oh, das und.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft, erst auf die Stirn, dann auf jede der drei fein geschwungenen Narben auf seinem Gesicht, und schließlich auf den Mund. „Ich liebe dich.“, sagte sie leise. Und das war ihnen Antwort genug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)