[24/7] Zwischen den Zeilen von halfJack ================================================================================ Kapitel 55: Mord eines Messias ------------------------------ Mord eines Messias   Als eine Hand ihn sacht an der Wange berührte, fand Light verwirrt in die Realität zurück. Er versank in der Schwärze der scheinbar leblosen Augen und versuchte sich bewusst zu machen, dass diese sich bald für immer schließen würden. Auch wenn er noch atmete, war L schon längst tot, daran konnte selbst Kira nichts ändern. Jene Gewissheit kam Light so seltsam unwirklich vor, dass er sie gar nicht richtig begriff. L würde für den Rest seines Lebens nicht mehr an seiner Seite sein, außer er nähme als Wahnvorstellung den Platz von Ryuk ein. L bliebe fortan immer unerreichbar für ihn. L würde sterben. L würde tot sein. L war bereits tot. Wie auch immer Light es in seinen Gedanken formulieren mochte, nichts davon klang irgendwie nachvollziehbar oder logisch. Eines jedoch konnte er nicht leugnen: dass allein der Versuch, es ansatzweise zu verstehen, ihm unaussprechliche Qualen bereitete. Behutsam strichen die vertrauten, blassen Fingerspitzen über Lights erhitztes Gesicht, unter seinen Wimpern entlang über die Wange hinab, während die beiden Männer einander unverwandt in die Augen sahen. Nach jenem langen Moment der intimen Verbundenheit hörte Light den Älteren schwermütig sagen: „Was hast du dir nur angetan?“ Aufschreckend wich Light zurück. Zwar versuchte L nach ihm zu greifen, ihn aufzuhalten, festzuhalten, doch Light machte sich heftig wie ein verwundetes Tier von ihm los, kam auf die Beine und stolperte rückwärts vom Bett weg, fort von seinem Gegenüber. In der Bewegung erstarrt, der Eine mitten im Zimmer, der Andere alleingelassen auf den zerwühlten Laken, verband sie jetzt nur noch ihr Blickkontakt. Für Light brannte sich das Bild von L unauslöschlich wie ein Stigma in sein Herz. Der nackte, ungemein anziehende Körper, das rabenschwarze Haar, durcheinandergebracht von seinen eigenen Händen, das markante Gesicht und die sonst so blassen Lippen, leicht gerötet von ihren hungrigen Küssen. Light konnte kaum glauben, wie jemand auf ihn zur gleichen Zeit derart erwachsen, hilflos und verführerisch wirken konnte. L fixierte ihn ungebrochen, bis er schließlich, ganz langsam und im Anflug einer düsteren Ahnung, den Kopf schüttelte. Deutlich las Light in den tiefgründigen Augen einen vergeblichen Wunsch: Bitte, tu das nicht. Komm wieder her zu mir. Kehr um. Sehnsüchtig stellte sich Light vor, wie seine Beine nicht mehr von seinem Verstand gesteuert in Bewegung gerieten, wie er von L zurück auf das Bett gezogen und in die Schutz versprechenden Arme geschlossen wurde, wie er in dessen Obhut die Kontrolle abgab, sich fallen ließ, während er L wieder in sich spürte, dieses Mal ganz und gar, ohne Rückhalt, ohne Zweifel, bis Light endlich weder Angst noch diese alles zerfressende Einsamkeit mehr empfand. Verstört wandte Light sich ab, als befände er sich auf der Flucht. Und genau so fühlte er sich auch. In vorgemachter Erleichterung fand seine nach einem Ausweg trachtende Hand die Türklinke zum Badezimmer. „Light!“ Es war zu spät. Das Geräusch einer Tür, die zufiel und verschlossen wurde, durchschnitt die Stille. Mit ausgestrecktem Arm saß L reglos auf dem Bett, kämpfte gegen diese furchtbar zermarternde Machtlosigkeit an, die ihm die Kehle zuschnürte und wie ein eisernes Gewicht auf seinem Brustkorb lastete. Resignierend schaute er hinab auf die Hand, mit der er Lights Wange berührt hatte. Ein einzelner, durchsichtiger Tropfen schimmerte noch an der Kuppe seines Zeigefingers. L leckte ihn fort und nahm einen Geschmack wahr, den er noch nie gemocht hatte. Er schmeckte Salz. Erschöpft sank er zurück und blieb wie erschlagen auf dem Rücken liegen. Der Schweiß auf seiner Haut begann zu trocknen und hinterließ ein unangenehm kaltes Gefühl. L fühlte sich elend. Nutzlos. Sein ganzer Körper tat weh. Er war müde, so müde. Er würde jetzt gern schlafen und im Schlaf alles vergessen. Schlafen, nichts weiter, und darin das Leid und die Vielzahl der naturgegebenen Erschütterungen enden lassen, die Erbteil jedes sterblichen Leibes sind. Aber vorher hatte der von der Gesellschaft auf Distanz lebende Meisterdetektiv noch eine Aufgabe zu erfüllen. Er konnte sich noch nicht ausruhen. Er musste noch einen Kampf bestreiten und durfte sich nicht scheuen, zu gewinnen oder zu verlieren. Gleich, wenn er wieder etwas Kraft in seinen Gliedmaßen spürte, würde er aufstehen, seine Sachen aufsammeln, sich ankleiden, in sein eigenes Zimmer hinübergehen und sich noch einmal dem Schauer des kalten Wassers aussetzen, alles Schritt für Schritt, ohne dass ihn seine zwecklosen Gedanken aus dem Konzept brachten, einfach immer nur alles Schritt für Schritt. Gleich, wenn er wieder etwas Kraft hatte. Den Kopf zur Seite drehend hob L schwach eine Hand und nahm Lights Armbanduhr vom Nachtschrank. Er fuhr mit dem Daumen über das runde Glas des Ziffernblatts und über die Verstellräder an der Seite. Es war längst Zeit. Bevor L sich letztlich aufrichtete, um voranzuschreiten, hob er die Uhr seines Freundes an die Lippen und küsste sie sanft.   Light lehnte rücklings an der Badezimmertür, seine Atmung ging schwer, sein Körper bebte. Das versiegelte Holz in seinem Rücken, die gekachelten Wände um ihn herum, das alles gemahnte ihn an eine Endstation. Die letzte Ausfahrt hatte er soeben verpasst. Es war schwer zu glauben, doch wurde ihm jetzt im vollen Umfang klar, wohin seine Entscheidung, die er vor einem knappen Jahr gefällt hatte, ihn wie erwartet führen musste; weil er den Himmel auf Erden erschaffen wollte, hatte er sich sein eigenes Leben zur Hölle gemacht. Den Kopf zur Seite an das kühlende Material der Tür schmiegend schaute Light im Spiegel in seine eigenen Augen. Sofort wandte er sich wieder ab. Er konnte seinem eigenen Blick nicht standhalten. In verblüfftem Erkennen hob er eine Hand an sein Gesicht, strich zitternd über seine Wange, denselben Weg entlang, den L ihm eben vorgezeichnet hatte. Danach betrachtete er ungläubig seine tränennassen Fingerspitzen. „Light-kun“, drang auf einmal die Stimme des Älteren gedämpft durch die Tür. Leicht zuckte Light zusammen. In seinen desorientierten Gedanken fragte er sich unsinnigerweise, warum L erneut dieses Suffix verwendete. Wollte er den Abstand zwischen ihnen wiederherstellen? Freudlos fiel Light daraufhin ein, dass man kaum egoistischer und erbarmungsloser eine Mauer hätte aufbauen können als durch dieses kindische Verhalten, das er selbst an den Tag legte. Es schien allerdings vielmehr so, als wollte L ihm beruhigend vermitteln, dass sich nichts geändert hatte, dass noch alles in Ordnung und gar nichts zwischen ihnen kaputt war, obwohl doch alles um sie herum so offenkundig in Trümmern lag. Light wollte etwas erwidern, vielleicht eine Entschuldigung oder irgendetwas, das ihnen beiden eher gerecht wurde. Aber jedes Wort blieb ihm im Hals stecken. „Der Kampf gegen Kira ist noch nicht vorbei“, erklärte L schließlich, nachdem er keine Antwort erhielt. Wie gelähmt machte Light die Augen zu, als ihm bewusst wurde, dass dessen Tonfall weder wütend noch belehrend war. L klang in seinen Ohren einfach nur grenzenlos unglücklich. „Einer von uns beiden wird heute verlieren und wahrscheinlich...“ Eine Pause entstand, in der Light zu wissen glaubte, dass sein Freund genauso nach Atemluft suchte wie er selbst. „Wahrscheinlich werde nicht ich das sein.“ Ganz leise hörte Light hinter sich einen dumpfen Laut. Es klang, als hätte L seine Stirn gegen die Tür gelehnt. „Light-kun... es tut mir leid. Ich werde jetzt gehen.“ Weiterhin zurückgelehnt, die Glieder wie eingefroren, sein Kopf vom Chaos leergefegt, konzentrierte sich Light auf jedes Geräusch in der Stille, bis er schlussendlich kaum hörbar vernahm, wie eine Tür geschlossen wurde. Vermutlich für immer. Ein amüsiertes Kichern nahm plötzlich den Platz des Schweigens ein. Light hob den Kopf und erkannte die wahnhaft eingebildete Imagination von Ryuk. Das diabolische Grinsen ließ den Todesgott noch furchteinflößender erscheinen. „So hast du dir das wohl nicht vorgestellt, wie?“ „Keine Sorge“, entgegnete Light kühl. „L wird dafür bezahlen.“ „Hahaha! Nein, Kleiner“, meinte Ryuk unter Gelächter, während er bereits wieder in der Wand verschwand. „Nicht er! Du wirst es.“ Das Lachen des Todesgottes wurde vielfach von den Kacheln des Badezimmers zurückgeworfen. Der Widerhall wurde lauter und lauter, schwoll an zu einem ohrenbetäubenden Kreischen und Hämmern, das nur der neugeborene junge Gott in seinem Kopf hören konnte, während er merkte, wie der Boden unter seinen Füßen wankte und die kalten Wände um ihn herum durch den Lärm erschüttert wurden, zu zerbersten drohten, doch ihre eisige Umarmung konnte nicht zerstört werden. Ein Beben fuhr durch Lights Körper, seine geschwächten Beine gaben unter ihm nach. Er rutschte an der Tür in seinem Rücken hinab, zog die Knie an die Brust und vergrub den Kopf in seinen Armen. Und dann fing auch Light leise zu lachen an, während er am ganzen Körper zitterte.   Jetzt und ehedem blickten die glanzlosen Pupillen starr und leer aus dem Spiegelglas zurück. L hatte das nie sonderlich oft getan, seinem Ebenbild im Spiegel zu begegnen. Es interessierte ihn schlichtweg nicht. Er konnte keinen rechten Bezug zu sich selbst und dieser Person ihm gegenüber herstellen. Auf dem Toilettendeckel lagen, ordentlich gefaltet von Wataris alten Händen, frische Sachen aus dem Kleiderschrank, die üblichen ausgewaschenen Jeans und eines der zerschlissenen Oberteile, sorgsam von dem älteren Mann gepflegt, aber dennoch über die Jahre etwas mitgenommen. Aus dem Zusammenhang seiner Überlegungen gerissen dachte L, dass hoffentlich sein Mentor nicht für einen Fehler würde bezahlen müssen, den sein Schüler möglicherweise beging. Im Badezimmer war es still. Lediglich aus der Duschkabine hörte man ein stetes Tropfen. L strich sich über das Gesicht, um das Wasser wegzuwischen, das von seinen Haaren herablief. Immer und immer wieder wischte er über seine von dunklen Schatten unterlegten Augen, aber das Wasser hörte nicht auf, von seinen Haaren herabzurinnen und Bahn um Bahn über seine Wangen zu laufen und an seinem Kinn herabzutropfen. Er brauchte noch mehr kühles Wasser. Dabei wusste er, dass keine Flut, kein Meer gereicht hätte, um seinen Durst zu stillen, um seinen Hunger nach Lights Geschmack zu befriedigen und den Schmerz auf seiner brennenden Haut oder in seinem Inneren zu lindern, den dieser bei ihm hinterlassen hatte.   Jetzt und ehedem blickte die braun zerfurchte, im Badezimmerlicht fast rot erscheinende Iris starr und leer aus dem Spiegelglas zurück. Light kam es mehr und mehr so vor, als könne er bei der Konfrontation mit seinem Abbild sein eigenes Ich nicht mehr erkennen. Er konnte keinen rechten Bezug zu sich selbst und dieser Person ihm gegenüber herstellen. Das war nicht Yagami Light, den er dort sah, sondern Kira. Als stünde er nach wie vor unter dem Einfluss seiner Empfindungen, ließen Light seine Erinnerungen einfach nicht los, das Gefühl von L in seinen Armen, genauso widerspenstig wie leidenschaftlich, seine gleichfalls unnachgiebigen Hände, seine tiefe Stimme und die schmerzhaft enge Hitze seines drahtigen Körpers. Aufgewühlt fuhr Light durch sein Haar und drängte zwanghaft seine Gedanken beiseite. Er musste es vergessen. Er musste es vergessen. Doch noch immer hatte er diesen unwiderstehlichen Geschmack auf der Zunge. „Es ist nur gerecht“, flüsterte er stockend. „Ich verliere bloß, was ich ohnehin nie verdient habe.“ „Wirst du ihn nicht vermissen?“, fragte Ryuk fröhlich grinsend hinter ihm. „Das tue ich jetzt schon. Umso mehr ist es ein Beweis dafür, wie wenig ein einzelnes Leben wert ist.“ „Also ist dir L egal?“ „Ryuk, ich rede nicht von L. Ich spreche von mir selbst. Mein eigenes Dasein ist unbedeutend im Vergleich zu dem Ideal, das ich anstrebe. Je mehr ich zu opfern bereit bin, desto stärker offenbart sich die Bedeutung dieses Kampfes. Egal wie wichtig mir ein Mensch ist, für die gerechte Sache kann ich keinen verschonen. Für wen würde ich gerade nur diese mir nahestehenden Personen retten, obwohl dafür die Gesamtheit leiden muss? Doch nur für mich und mein persönliches Glück. Es wäre selbstherrlich, von anderen ein Opfer zu verlangen, das ich selbst nicht erbringen will. Niemand sonst kann das tun, was ich zu tun bereit bin, um eine neue Welt zu erschaffen, in der das Gute herrscht, auch wenn ich dafür Böses tun muss. Was es auch kostet, dafür opfere ich mein Leben, meine Seele, meinen Verstand und die Menschen, die ich liebe. Niemand außer mir wäre dazu imstande. Niemand außer mir würde so weit gehen.“ „Da hast du wohl Recht, Light. So viel Grausamkeit hätte nicht einmal ich dir zugetraut. Wenn man den Namen eines Menschen ins Death Note schreibt, stirbt er über kurz oder lang. Dann wartet nur das Nichts auf ihn. Das, was du da gerade mit dir selbst anstellst, ist weitaus barbarischer.“ Daraufhin lachte Light heiter und fremd. „Ich sehe, Ryuk, du hast mich verstanden. Gerade weil mir L so viel bedeutet, ist sein Tod der wichtigste von allen. Denn damit wird Gott über den Menschen triumphieren. Kira wird über Yagami Light triumphieren.“ Ein letztes Mal drehte er sich um und lächelte das unschuldige Lächeln von damals, als er noch ein Schüler gewesen war und erklärt hatte, dass er die Welt retten und von allem Bösen befreien wollte. Mit warmherziger Zuversicht sagte er: „L zu vernichten ist der beste Weg, um alles in mir abzutöten.“   Seine Hand zitterte nicht mehr, als sie die Türklinke umschloss, denn was er berührte, war irreal und abgestumpft. Seine Beine wankten nicht mehr, als er die Schwelle überschritt, denn der Boden unter seinen Füßen war robust mit Leichen gepflastert. Als er auf den Gang trat, atmete er eine Luft, die geschwängert war vom zahlreich ausgehauchten Leben. Das Monster in ihm hatte die Macht zurückgewonnen. Er war nicht länger Mensch, sondern Gott. Vor seiner Zimmertür hielt Light aufmerkend inne. Den Gang hinab, mit dem Rücken zur Wand, hockte L mit über den Knien verschränkten Armen zwischen den Türen. Es schien, als habe er gewartet. Light versuchte sich daran zu erinnern, dass seine Beine nicht mehr wanken sollten, als er zu dem Detektiv hinüber und neben ihm in die Hocke ging. L hatte seinen leicht zur Seite geneigten Kopf auf die Arme gebettet. Unter dem schwarzen Haar bildeten seine blassen Gesichtszüge einen noch stärkeren Kontrast zu den dunklen Schatten, die Zeugnis seines Schlafmangels waren. Seine Augen hatte er geschlossen. „Ryuzaki?“, fragte Light leise und hob zaghaft eine Hand. Er versuchte sich zu ermahnen, dass seine Hände längst taub sein sollten, als er durch das wirre dichte Haar strich, dessen Strähnen noch ein wenig nass waren und das sich zwischen seinen Fingern viel zu weich anfühlte. Auf diese Empfindung konzentriert, gleichzeitig dagegen ankämpfend, wurde Light plötzlich hart am Handgelenk gepackt. Eindringlich starrte L ihn an, fasste seinen jungen Partner unvermittelt im Nacken, um ihn an sich zu ziehen, sodass dieser überrascht das Gleichgewicht verlor und neben ihm auf die Knie ging. Vergebens sagte sich Light immer und immer wieder, dass er den Geschmack von Zucker lange vergessen hatte, während er ihn jetzt allzu deutlich auf den vertrauten Lippen seines Freundes schmecken konnte. L verlangte mit seiner Zunge derart innig Einlass in seinen Mund, küsste ihn solchermaßen erregend und intim, dass Light glaubte, er wolle ihm die Luft zum Atmen rauben. Sein Herz sollte ein Vakuum sein, in welchem kein Schmerz, sondern Allmacht pulsierte, anstatt schuldbeladen und gewaltsam in seiner Brust zu schlagen. Doch schließlich dachte Light gar nichts mehr und nahm lediglich unbewusst wahr, wie er halb auf dem Boden sitzend gegen die Wand gedrückt wurde, während sein Gegenüber ihn fordernd in Beschlag nahm, indem er ihm einen allerletzten Kuss aufzwang, den Light entwaffnet geschehen ließ. Dabei hatte er geglaubt, sie würden nach allem, was zwischen ihnen passiert war, einander nie wieder auf diese Weise berühren. „Lauf nicht noch einmal weg“, raunte L ausdrücklich, nachdem er den Kuss gelöst hatte und nur noch sein warmer Atem auf Lights Lippen brannte. „Das werde ich nicht“, antwortete dieser ernst, mit fester Stimme und einer Entschlossenheit, die sich in seinem Blick widerspiegelte. „Nicht mehr. Allerdings beruht das auf Gegenseitigkeit, Ryuzaki.“ „Muss es wohl.“ Light setzte zum Sprechen an, doch wurde ihm dies von dem Älteren verwehrt, der ihm entschieden einen Finger auf den Mund legte. „Keine Entschuldigungen, Light-kun.“ Nach einer kurzen Pause nickte jener verstehend und entgegnete, mehr rhetorisch als fragend: „Denn sie können nichts ungeschehen machen und nichts erklären, nicht wahr?“ „Keines von beidem ist nötig.“ „In Ordnung.“ Als würde er in Totenstarre verfallen, rann ein eisiger Schauer über den gesamten Körper des jungen Mörders, der sich mit kalten Händen an seinem nächsten Opfer oder dem baldigen Richter seiner Sünden festhielt. „Bedeutet das auch, du würdest mir ohnehin nicht vergeben?“ „An Reue kann Absolution nichts ändern, solange man sich selbst niemals verzeiht.“ „Ein Leben begleitet von ewiger Schuld“, erinnerte sich Light gedankenversunken an ein japanisches Gedicht, das aus den Tiefen seines Gedächtnisses an die Oberfläche drang. „Löscht man seine Schuld nicht aus, so kann selbst eines guten Menschen Seele nicht vergolten werden. Wie viel weniger noch die eines Verbrechers.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)