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Induzierte Erinnerung

Induzierte Erinnerung

 

„Nein!“ Lights rechte Hand schoss über seinen Oberkörper hinweg und packte L rabiat am Arm. Dieser hielt inne, obwohl er darüber hinaus nicht weggestoßen wurde. Bedrohlich blickte Light ihm an seinem ausgestreckten Arm vorbei in die Augen und schüttelte unheilvoll den Kopf. „Nein, du bist nicht du selbst, Ryuzaki.“ Es war eine Warnung, doch der Ältere ließ sich davon nicht einschüchtern.

„Ist das so?“, fragte er unbeeindruckt. „Was ist, wenn ich so wäre, wie L deiner Meinung nach zu sein hat? Wäre es dann in Ordnung, weiterzumachen?“

„Nein!“ Die entschieden abweisende Antwort des jungen Mannes bewirkte, dass sich Ls Blick zusehends verdunkelte. Seine Stimme war daher eisig, als er weitersprach:

„Was meinst du, wer ich bin, Light-kun? Wer ist L? Wie kannst du behaupten, ich würde nicht ich selbst sein, wenn ich lediglich nicht dem Bild entspreche, das du dir von mir machst?“ L klammerte sich an der Hand seines Freundes fest, mit der dieser seinen rechten Arm nach wie vor schmerzhaft gepackt hatte. Ein paar Sekunden lang bohrte L seine Finger in den Handrücken des Anderen, ohne damit bezwecken zu wollen, dass er losgelassen wurde, bevor die Spannung aus seinen Gliedern wich und sich die knochigen Finger entkräftet lösten. Indem er die Hände an Lights Wangen legte, umfasste er dessen Kopf, um ihn daran zu hindern, wegzuschauen. Er beugte sich hinab und kam Lights Gesicht dabei so nahe, dass er fast dessen Nasenspitze mit der eigenen berührte.

„Siehst du mich?“, fragte L mit weit aufgerissenen, starr blickenden, tiefschwarzen Augen. „Ich dachte, du seiest der Einzige, der versteht, wer ich bin, Light-kun. Kannst du mich sehen?“

Erschüttert fixierte Light die auf ihn gerichteten leeren Pupillen, keiner Bewegung fähig, nur sein Brustkorb hob und senkte sich schwer unter einer unsichtbaren Last.

„Ryuzaki, beruhige dich bitte.“ Leise und beschwichtigend versuchte Light seinen Partner aus der vermeintlichen Umnachtung herauszuholen. Während er seinen Griff von dessen Arm löste und ihm zögernd ein paar Strähnen des schwarzen Haares aus dem Gesicht strich, gab L ihn seinerseits ebenso frei. „Ich behaupte nicht, dass ich dich vollends verstehen könnte, Ryuzaki. Das würde ich von niemandem behaupten, weil es gar nicht möglich ist, einen Menschen wirklich zu kennen. Man kann ihn nur immer wieder aufs Neue kennen lernen und jedes Mal ein bisschen besser verstehen oder sich zumindest daran gewöhnen, die eigenen Handlungen an dessen Verhalten anzugleichen. Keine Sorge, du bist mir nicht mehr fremd und ich verlange von dir keineswegs, dass du dich so verhältst, wie ich es von dir zu erwarten scheine, wenn ich dir im Affekt deine Handlungen vorwerfe. Es ist nur so, dass ich es im Moment wirklich nicht begreifen kann. Was soll das alles? Was willst du erreichen?“

„Das fragst du mich? Was wolltest du denn deinerseits erreichen?“, gab L bissig zurück, obgleich man seiner monotonen Stimme keine offensichtliche Gefühlsregung anhören konnte. Er richtete sich wieder auf, lehnte sich ein wenig zurück und blieb halb hockend auf Lights Oberschenkeln sitzen. „Mittlerweile ist genügend Zeit verstrichen, genügend Gelegenheiten kamen und gingen, aber dein Plan hat sich mir noch immer nicht erschlossen. Und jetzt fragst du mich allen Ernstes nach meinem? Ich habe dich oft genug gewähren lassen, Light-kun, aber es hat trotzdem nicht gereicht. Es nervt mich, dass du mir ein zweites Rätsel aufgeben willst, das komplizierter zu lösen ist als die Frage nach deiner Schuld.“

In der jetzigen Situation fühlte sich Light in doppelter Hinsicht entblößt. Dennoch verspürte er nicht das uneingeschränkte Bedürfnis, sich aus seiner Lage befreien zu wollen.

„Ich glaube“, begann er, „oder ich dachte zumindest, du wolltest dich rächen. Weil du kindisch bist und nicht gern unterliegst, nahm ich an, du wolltest es mir mit gleicher Münze heimzahlen.“

„So viel Menschlichkeit traust du mir also zu?“, fragte L zynisch. „Und du denkst nicht, dass alles nur Berechnung ist?“

„Keine Ahnung. Ich weiß es nicht.“

„Okay, wenn du es selbst nicht weißt...“ L beugte sich wieder nach vorn und strich mit den Fingerspitzen erschreckend behutsam über Lights Oberkörper. „Dann ist es doch in Ordnung, wenn ich nachhelfe und wir es herausfinden. Lass uns doch sehen, wo das endet.“

„Nein, Unsinn!“, wehrte Light panisch ab. „Nicht jetzt, solange wir uns in diesem Ausnahmezustand befinden.“ Seine Atmung gehorchte ihm nicht, während die Berührungen schmerzten, als wären es keine Fingerkuppen, sondern Rasierklingen, die über seine Haut fuhren. Vielleicht war es auch kein Schmerz, den er empfand.

Erneut waren Ls Bewegungen beunruhigend langsam und selbstbewusst. Light wollte ihm ohne Gewalt Einhalt gebieten, doch es fiel ihm nicht leicht, seine Nervosität zu unterdrücken und nicht einfach nachzugeben. Normalerweise schenkte ihm stets sein analytischer Verstand genügend Sicherheit. Auch diesmal versuchte er sich daran festzuklammern, aber der daraufhin losbrechende Wortschwall kam ihm lediglich unausgereift und übereilt vor.

„Ich versichere dir, dass ich nichts beabsichtige, Ryuzaki, darum will ich ab jetzt versuchen, nichts derart Unüberlegtes mehr zu tun, bis der Fall gelöst ist und du nichts mehr hinter meinem Handeln vermuten musst. Dann wird sich sicher alles klären und vielleicht verschwindet dann auch das, was ich im Moment noch will.“

„Was du willst, Light-kun?“

„Wir können später noch darüber reden“, lenkte der Jüngere rasch ab, um weder L noch sich selbst Gelegenheit zu geben, zu viel über das eben Gesagte nachzudenken, „sobald wir Kira gefangen haben.“

L gab einen abgehackten Laut von sich, woraufhin Light einen Moment brauchte, um zu erkennen, dass es ein Lachen war. Ein unerträglich kaltes Lachen. Mit herablassender Stimme entgegnete L:

„Diskutieren wir besser nicht, ob du damit Recht behältst und wir noch darüber reden können, wenn Kira verschwunden ist. Du weißt schließlich, wie ich in dieser Sache denke und wie aussichtslos ich deine Hoffnung finde. Offenbar hältst du nur dein eigenes Handeln für impulsiv. Darum sollte ich wohl die Aussage von vorhin zurücknehmen.“

Ohne Skrupel machte sich L an dem Gürtel seines Partners zu schaffen, zog die Schlaufe aus der Schnalle, den Haken aus der Öse, sodass es Light vorkam, als würde ein Messerschnitt seinen Unterleib vom Rest des Körpers trennen. Eigentlich kannte er den Grund dafür, warum er sich so fühlte. Er griff nach dem Bund seiner Hose, von welcher bereits Knopf und Reißverschluss geöffnet wurde, und stemmte die andere Hand, soweit er es vermochte, gegen Ls Arme.

Ungerührt fuhr dieser fort:

„Für dich bin ich anscheinend doch nur kaltblütig und berechnend. Wie wenig bin ich in deinen Augen überhaupt noch ein Mensch?“

„Das ist nicht wahr und das weißt du!“ Light winkelte ein Bein an, um sein Knie zwischen sich und Ls Oberkörper zu schieben, damit er ihn von sich drücken konnte. Er entschied sich jedoch dagegen, ihn vollends wegzustoßen. „Ich... ich finde dich sehr menschlich. Das ist zum Teil auch das Problem. Du tust so, als wärst du aus Angst übervorsichtig und würdest dich immer nur verstecken, aber trotz deines Verdachtes gegen mich hast du dich mir in der Uni offen gezeigt und mich damit konfrontiert, wer du wirklich bist, ungeachtet der Gefahr. Du behauptest ständig, du gingest kein Risiko ein, aber in Wirklichkeit... das wurde mir klar, als du mir bei unserem letzten Schachspiel anhand von Metaphern deine Gedanken erklärt hast. In Wirklichkeit köderst du Kira mit deiner eigenen Person. Du führst dich selbst ins Feld, opferst dich für dein Streben nach Gerechtigkeit genauso wie Kira. Es ärgert mich, dass es dir egal zu sein scheint, was am Ende aus dir wird, was mit dir passiert!“ Light zwang sich, langsamer zu atmen, und rang den Schmerz in seiner Brust nieder. Er durfte nicht riskieren, die Beherrschung zu verlieren. Nicht noch einmal. „Da du mich für Kira hältst, ist deine Aufopferungsbereitschaft eigentlich ein Angriff, nicht wahr? Du hast dich nicht einmal richtig gegen mich gewehrt, als ich... Was hättest du denn zugelassen, wenn ich es nicht von mir aus rechtzeitig gestoppt hätte? Und danach...“

„Rechtzeitig gestoppt?“ Voller Hohn griff L die Worte auf. „Das nennst du rechtzeitig?“

„Geht es dir etwa um Vergeltung? Ist es das?! Nur weil ich... weil du...“ Abrupt brach Light ab. Er atmete tief durch und schluckte erneut hart. Der Schmerz in seiner Kehle wollte nicht verschwinden. In seinem Inneren herrschte Krieg. Wut, Verzweiflung, Begehren, Zuneigung, es fühlte sich alles falsch an und doch war alles real und richtig. Nur weil er von L etwas verlangt hatte, das dieser nicht zu geben bereit war, nur weil L mehr geben konnte, als er eigentlich wollte, deshalb war es zu dieser Katastrophe gekommen.

„Du erzählst mir von Bereitschaft und Märtyrertum, vom Opfer für eine größere Sache“, spie Light zornig aus und unterließ es, die Hände des Anderen weiterhin wegzuschieben. Stattdessen zog er L am Shirt zu sich herunter, wobei er im Widerspruch dazu sein Knie noch stärker gegen dessen Bauchdecke drückte. „Du wusstest doch genau, was ich von dir wissen wollte, oder?“

L hielt inne. Seine Schultern und Hände erschlafften. Der Ausdruck in seinem Gesicht wirkte auf genervte Weise einsichtig, doch konnte Light darin auch eine unbestimmbare Traurigkeit entdecken. Die Worte hatten dem Meisterdetektiv den Wind aus den Segeln genommen. Durch seine Erinnerungen wurde er in die Lage vor einigen Tagen zurückversetzt, als weder er noch Light aussprechen konnten oder wollten, was sie eigentlich dachten.

„Ich weiß es“, sagte L dumpf. „Und ich weiß auch noch, wie du angefangen hast. Willst du etwa...“

„Sterben?“ Dieses Mal fiel es Light ungemein leicht, es auszusprechen. „Ich wollte wissen, ob du sterben würdest, um dein Ziel zu erreichen, und ob du erwartest, dass es bald so weit kommen muss.“

Seufzend ließ sich L zurückfallen, sodass der Andere seinen Kragen loslassen musste. Er blieb seitlich neben Light sitzen, eines seiner Beine noch immer angewinkelt über dem halb entkleideten Körper des Jüngeren ruhend, und spielte nachdenklich an der Naht von dessen Hose herum. Nach einiger Zeit erhob sich L schließlich schwerfällig vom Bett.

„Ryuzaki?“

„Keine Sorge“, erwiderte dieser, „ich mache nichts.“

In Lights Ohren klang es so, als würde L jene Aussage häufig formulieren, um den Menschen in seiner Umgebung eine kleine Sicherheit zu geben oder ihre Sorgen ohne Umstände abzuwimmeln. Im nächsten Moment allerdings erkannte Light, dass er die Worte falsch verstanden hatte, da L hinzufügte:

„Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich wüsste, wie das geht?“

Perplex schaute Light ihn an und blieb reglos auf dem Bett sitzen, bis die Erkenntnis über den Inhalt des eben Gesagten endlich in seinem Kopf angelangt war. Hastig bemühte er sich darum, seine Hose wieder zu schließen. Dabei fragte er verwirrt:

„Wieso...?“ Light konnte die Situation noch immer nicht begreifen. Während er sich ebenfalls erhob, stand L lässig mit in die Hosentaschen geschobenen Händen vor ihm und meinte gleichmütig:

„Enttäuscht?“

Abschätzend hob Light eine Augenbraue. Er verzog den Mund zu einem Grinsen, eine absichtsvolle Veränderung seiner Mimik, die sich für ihn falsch anfühlte, obwohl es ihm normalerweise leichtfiel, angemessene Reaktionen zu schauspielern. Die erwartete Verlegenheit blieb aus. Nichts wollte in der jetzigen Situation zueinander passen, weder L noch er selbst, keiner gehörte hierher, an diesen Ort, in diesen Moment. Alles wirkte unwirklich und verkehrt.

Nachdem Light nicht auf den Scherz eingegangen war und einige Sekunden in schweigsamer Erstarrung zugebracht hatte, ließ L es darauf beruhen. Er holte eine Hand aus der Hosentasche und wedelte damit gelangweilt in Lights Richtung, um ihm zu bedeuten, dass er ihm folgen sollte. Dann wandte er sich ab und ging auf das Badezimmer zu.

„Ich will es nicht hören“, sagte L unvermittelt. Er drehte sich nicht um, als er vor dem Spiegel angekommen war, der über dem Waschbecken hing. Während er sprach, betrachtete er die Gesichtszüge seines Freundes hinter dem Glas. „Ich will nicht hören, dass du irgendein diffuses Früher vermisst oder dass du zurückwillst zu einer anderen Zeit mit einem angeblich anderen L. Deine Erinnerungen an damals müssen nicht der Wahrheit entsprechen. Mich jetzt damit zu konfrontieren ist unfair, weil ich nichts daran ändern kann, wenn du etwas für wahr hältst, das vielleicht nicht so gewesen ist. Die Vergangenheit entzieht sich jedem Zugriff. Erinnerungen, die man für wahr hält, sind nicht angreifbar, nicht für die Zukunft und auch nicht für die Gegenwart. Um Erinnerungen zu ändern, muss zuerst das Denken eines Menschen geändert werden. Ansonsten ist jeder gegen die Vergangenheit im Kopf eines anderen machtlos.“

Light hätte widersprechen können, doch er wollte es nicht. Es spielte keine Rolle mehr.

Alles auf Anfang. Nichts war geschehen, wenn sich nichts änderte. Es blieb, wie es war, immer gleich, immer gleich, immer gleich.

Er schüttelte den Kopf oder nickte oder zuckte mit den Schultern. Dann begann er sich wieder zu entkleiden. Er wollte klares Wasser auf seiner Haut spüren und so tun, als wäre er allein.

Während er seine Hose erneut öffnete, heftete sich Lights Blick auf den Boden, die weißen Fliesen, die sich in einheitlichem Muster fortsetzten. Im Augenwinkel bemerkte er die nackten Füße des Anderen, obwohl er dessen Anwesenheit gerade zu ignorieren versuchte, genauso wie die Ungewissheit, ob dieser ihn vielleicht beobachtete. Als er das flüsternde Rascheln von Stoff wahrnahm, da sich L nun ebenfalls seiner Sachen zu entledigen begann, kehrte Light seinem Partner den Rücken zu und stieg in die Duschkabine.

Er legte eine Hand auf den Wasserregler, rührte sich allerdings vorerst nicht weiter.

„Ryuzaki“, sagte er ein paar Sekunden später, nachdem jedes Geräusch von Ls Bewegungen schließlich schwieg, „ich will nicht verlieren.“

„Gegen mich?“, fragte der Detektiv in die Stille hinein. Überrascht musste Light lachen.

„Nein, wie soll das denn gehen?“ Mit hilfloser Belustigung in der Stimme sprach Light weiter ohne sich umzudrehen. „Es gewinnt, wer Kira zuerst fängt? Oder wer mehr für seine Festnahme geleistet hat?“

„So meinte ich das nicht“, entgegnete L schlicht.

„Ich weiß. Aber ich will gar nicht erst auf deine Mutmaßungen eingehen.“ Der scherzhafte Tonfall war noch immer nicht aus Lights Stimme gewichen, obwohl der Mut ihn längst verlassen hatte. Erklärend fügte er hinzu: „Ich will nicht gegen Kira verlieren.“ Er holte Luft und senkte den Blick hinab auf die farblose Emaille unter seinen Füßen. Mit Aufgabe seiner Zwanglosigkeit legte er Nachdruck und Härte in seine folgenden Worte. „Und ich will dich nicht verlieren.“

L ließ eine kurze Pause zwischen ihnen verstreichen, bevor er teilnahmslos eine Antwort gab.

„Das hat noch nie jemand zu mir gesagt, Light-kun. Niemand hat mir je gesagt, dass er mich nicht verlieren will, sondern nur, dass ich nicht verlieren darf.“

Niemand wusste von dem ungestillten Hunger, der auf Ls trockenen Lippen lag. Er brauchte Zucker, denn Zucker war genügsam. Zucker war liebevoll.

„Du wusstest also, dass ich dich fragen wollte, ob du deinen Tod in Kauf nimmst“, fasste Light kühl distanziert zusammen, „im Tausch gegen den einzigen Sinn, den dein Leben jemals hatte. Aber ich weiß nicht mit Sicherheit, was du damals sagen wolltest. Falls es so weit kommt...“

„Falls es so weit kommt“, wiederholte L und leckte den fehlenden Zucker von seinen Lippen, „dann möchte ich lieber durch die Hand Kiras sterben als durch irgendeinen anderen.“

Der Detektiv musterte die von ihm abgewandte, völlig reglose Statur des Jüngeren, ein gerade aufgerichtetes Kreuz und gleichmäßige Muskulatur unter leicht gebräunter Haut.

Endlich drehte Light das Wasser auf und ließ das Rauschen die tosende Stille füllen. Trotzdem oder gerade wegen des schützenden Wasserrauschens murmelte er noch leise etwas, das kaum zu hören war. Er vernahm, wie L ihn darum bat, deutlicher zu sprechen. Obwohl die Worte von Anfang an nicht für fremde Ohren bestimmt waren, sprach Light erneut aus, was er eben gesagt hatte, dieses Mal laut genug, um es zu verstehen.

„Warum willst du durch seine Hand getötet werden? Warum willst du nicht durch meine gerettet werden?“

Bevor er sich dessen bewusst wurde, war L bereits bei ihm in der Duschkabine, drehte ihn zu sich herum und drückte ihn mit den Schultern gegen die Wand in seinem Rücken.

„Aber du hast doch gesagt, du würdest nicht...!“, protestierte Light erschrocken.

„Das war gelogen“, antwortete L und verdeckte mit einer Hand die Augen seines Feindes, bevor er ihn küsste. Fordernd schob sich seine andere Hand bis zu Lights Rückgrat, wo er ihn unnachgiebig packte und an seinen eigenen nackten Leib zog, sodass sich ihre Körper vollständig berührten. Light wurde schlecht davon. Er war erregt und doch fühlte es sich anders, fast abstoßend an. Ob es an dem einerseits gleichartigen, andererseits aber durch die unbekannte Erfahrung auch fremdartigen Körper seines Partners lag oder daran, dass ihm die Kontrolle entrissen wurde, dies alles konnte sich Light im Moment nicht erklären. Er wusste nur, dass ihm schlecht davon wurde, weil er es kaum ertragen konnte.

„Wir sollten das nicht tun“, brachte er erstickt hervor und suchte wieder die spröden Lippen seines Freundes. Zwischen ihren Atemzügen, zwischen ihren Körpern glitten die Hände beider hinab.

„Ja, du hast Recht“, antwortete L und hörte dennoch nicht auf. Die allgegenwärtige Gleichgültigkeit war aus dem Klang seiner Stimme verschwunden.

Und das Wasser prasselte unaufhörlich auf sie hernieder wie schwerer Regen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Dreaming_Lissy
2012-10-12T21:16:16+00:00 12.10.2012 23:16
Ich bin beeindruckt, wie gut die Charakter in dieser Geschichte dargestellt werden. Auch finde ich es gut, dass die Handlung sich Zeitlässt, dann freut man sich umsomehr, wenn mal etwas zwischen den Beiden passiert.
Ich finde die Geschichte ist wirklich außergewöhnlich gut geschrieben und die etwas schwierigen Dialoge zwischen L und Light sind zwar manchmal etwas anstrengend, wirken aber so um einiges realistischer und passender.
Von:  DarkAngel_91
2012-09-13T17:05:39+00:00 13.09.2012 19:05
Wuuuhu, endlich geht es mal voran zwischen den beiden ;)

Bisher waren sie sich körperlich zwar auch schon nahe, doch haben ihre Worte immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen aufrecht erhalten. Diese Distanz wurde in diesem Kapitel das erste mal überwunden als Light sagte, er wollte L nicht verlieren, und später noch einmal, als er sagte, wieso L lieber durch Kiras Hand sterben würde als durch seine gerettet zu werden... Das war wunderschön, nachdem sie mit ihren Worten bisher immer wieder versucht haben, die körperliche Nähe auf Berechnung und Taktik zurückzuführen, war dies das erste mündliche Eingeständnis von Gefühlen seitens Light...

Mit deinem letzten Satz hast du ja klar gemacht, dass du die folgende Szene in der Dusche überspringen wirst bzw. hast es schon getan, ich hoffe dennoch darauf, dass man später noch erfährt, ob sie da nur ein wenig gefummelt haben oder... :P Per Rückblende oder Gedankenfetzen oder dergleichen ^^

Oder du schreibst die Szene doch noch und ich habe mich geirrt ;)

Auf jeden Fall freue ich mich dolle aufs nächste Kapitel -^.^-

Lg, deine Angel <3
Von:  Venu
2012-09-12T17:14:00+00:00 12.09.2012 19:14
Wow... mir fehlen mal wieder die Worte ^^"
Auf jeden Fall wurden all meine Fragen in disem Kapitel beantwortet!

Irgendwie musste ich an der Stelle lachen, als L Light eröffnet hat, er würde nichts machen und ob Light wirklich denken würde, er wüsste wie das geht! xD Das fand ich echt lustig, kam wirklich gut in dem Moment!

Auch sein "enttäuscht?" *grins* Ich finde es gut, dass auch L einfach mal impulsiv handelt, kommt ja nun wirklich nicht so oft vor.
Und wie er Light dann unter der Dusche küsst und ihm einfach mal an den Kopf wirft, dass er gelogen hat...

Da kam der Satz davor, 'er wüsste nicht, wie das geht' noch besser finde ich. :) Er scheint ja ziemlich genau zu wissen, wie Light über ihn denkt. Aber auch mich hat er damit reingelegt! Es hat einfach logisch geklungen, als er das gesagt hat und wer würde schon voraus setzen, dass L lügen könnte.

Jedenfalls war das ein sehr interessantes und aufschlussreiches Kapitel und ich warte schon gespannt auf das nächste!

Lg Venu


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